«Senf-Dani» und Pino

Trial and Error and Error.

«Der Kuss wollte nicht enden, weil beide nicht wussten, was sie dazu sagen sollten. Und so lange sie sich küssten, mussten sie nicht sprechen, also küssten sie sich sicher drei Minuten lang.»

Die Knutschenden heissen Maria Magdalena Mayer und Mario Frick. Geschrieben hat die prickelnde Geschichte Daniel Sigel, heute CEO der Zürcher Oberland Medien AG. Zum Inhalt:  Fussballlegende Mario Frick bumst mit Maria Magdalena in einer «luxeriösen 3 Zimmer Wohnung» und wird dabei beschattet. Noch steht die Antwort aus, ob Frick (heute Trainer vom FC Vaduz) glücklich ist mit Sigels erotischer Phantasie:

«Kommst du nochmal zu mir ins Bett», flüstert Maria als Mario, nur mit dem Frottetuch in den Händen, ins Schlafzimmer schaut. «Wollen wir Freistoss üben», lacht Mario und springt mit einem grossen Satz auf das Bett.»

Der «Senf-Dani»

Auch Daniel Sigel hat in seinem Leben schon viele Sachen ausgeübt. Er war unter anderem Journalist beim Radio Z und Verlagsleiter der Liechtensteiner Volksblatt AG. Man kennt ihn dort noch heute unter dem Namen «Senf-Dani».

Im Mai 2015 trat er als neuer Geschäftsleiter der Zürcher Oberländer Medien AG ein. Im Jahr zuvor machte der Verlag bei einem Umsatz von 28 Millionen einen Reingewinn von über 2,2 Millionen Franken. 2019 lag der Umsatz bei 23 Millionen, der Reingewinn bei 1,3 Millionen Franken.

In einem Interview sagte er anlässlich seines Antritts: «Wir werden nicht darum herumkommen, nach dem Motto «Trial and Error» Dinge zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das bedeutet: Wenn sie funktionieren, machen wir weiter, wenn nicht, gehen wir einen Schritt zurück.»

Pino und Bligg

Der Verlag ist seitdem mit dem Rückwärtsgang vertraut. Sigel wurde unter anderem durch Pino und Bligg bekannt. Der Rapper trat als Markenbotschafter auf und ziert bis heute die Werbeflächen der Busse im Zürcher Oberland. Die Kampagne dürfte eine Stange Geld gekostet haben. Es folgte der «Sack»: «Bei uns kaufen Sie nicht den Reporter im Sack». Auf dem Plakat sah man einen Reporter im Sack. Auf der Redaktion: das blanke Entsetzen. Dann trat Pino ins Leben. Pino ist ein pinker Spielzeugdinosaurier, der die Digitalsparte des Verlags endlich bekannt machen sollte. Für die Redaktion war er vor allem peinlich. Es folgten immer wieder neue «Dinge», lustig sollten sie sein. Sie waren vor allem teuer – und nutzlos.

Das Resultat der Bemühungen ist nämlich überschaubar. Aktuell sollen die reinen Digital-Abos im dreistelligen Bereich liegen. Der Geschäftsbereich Digitale Medien/Shop schrieb alleine in den letzten vier Jahren ein Defizit von über 2,7 Millionen Franken. Eigentlich spielt der «Zürcher Oberländer» in der Mittelklasse. Trotzdem leistet er sich eine 13-köpfige-Belegschaft im Geschäftsbereich «Digital & Marketing».

Letzte Woche wurde ausserdem bekannt, dass der langjährige Chefredaktor Christian Brändli des Amtes enthoben wurde. Die Personalie schaffte es über die Kantonsgrenze. Brändli war 32 Jahre lang beim «Zürcher Oberländer». Die Nachfolge teilen sich nun der Deskleiter Sport und ein junger Redaktor.

CR weg, stv. CR weg, 3 x CvD weg

Am Freitag publizierte die Zeitung einen Leserbrief von Michael von Ledebur. Der ehemalige stv. Chefredaktor des Zürcher Oberländers schrieb: «Die ZO Medien AG ist seit Jahren digital aufgestellt. Die Geschäftsleitung will immer nochmals und nochmals Veränderungen, mit fragwürdigen Resultaten und einer Unzahl von personeller Abgänge. Die Eigentümer müssten sich eigentlich dafür interessieren, wie der betriebswirtschaftliche Erfolg durch diese Veränderungen aussieht – und ob da nicht mehr versprochen als geliefert wird.»

Die personellen Abgänge beim «Zürcher Oberländer» sind beträchtlich. Dass Mitarbeiter kommen und gehen, ist courant normal in der Medienbranche. Was beim «Zürcher Oberländer» auffällt, ist aber die enorm hohe Fluktuation beim Kader. Alleine in den letzten drei Monaten gingen fünf Leute mit Leitungsfunktion: der Chefredaktor, der stv. Chefredaktor und drei CvDs (Chef vom Dienst).

Das hinterlässt eine stark verunsicherte Redaktion. Da hilft auch das pinke Plüschtier Pino wenig.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert