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ZSC Lions gehen bei Liveübertragungen neue Wege

Der Eishockeyclub bietet eine originelle Alternative gegen die teuren Bezahlhürden am TV.

Der Spitzensport ist in der Schweiz wie fast auf der ganzen Welt wegen Corona dazu verdammt, nur noch Geisterspiele zu veranstalten. Sprich, Spiele ohne Zuschauer, ohne Fans.

Teure Miete

Als Alternative kann man zwischen den verschiedenen Anbietern von TV-Übertragungen wählen. Doch gratis gibt’s nichts, zumindest nicht im Eishockey. In einem Bieterverfahren hat sich UPC Mysports die Rechte aller Übertragungen gesichert. SRF bleiben nur Brosamen. Doch wer einzelne Spiele auf Mysports (bis Ende 2020 mit Steffi Buchli als Chefin) geniessen will, schaut in die Röhre. Als Swisscom-Abonnent – als Beispiel – geht das nicht so einfach. Das Grundabo bei UPC muss man haben, wie es von der UPC-Medienstelle auf Anfrage heisst. Hingegen kann man seit Oktober 2020 als Swisscom-Kunde MySports-Inhalte als Zusatzangebot über Blue Sport oder via die blue App nutzen. Das Spiel von gestern Freitagabend, ZSC Lions gegen Biel, kostete aber respektable 7 Franken 90.

Nun haben die ZSC Lions aus der Not eine Tugend gemacht. Sie bieten kostenlos und ohne jegliche Login-Hürde für alle Heimspiele eine spezielle Art von Liveübertragung an.

Vorstellungsvermögen der Fans ist gefordert

Ein pro Match abwechslungsweise agierendes Reporterteam (Nico Rindlisbacher, David Lei, Meret Sannemann) kommentiert jeweils den Match. Sekundiert werden Rindlisbacher, Lei oder Sannemann jeweils von einem Experten, etwa von ZSC Lions-CEO Peter Zahner oder vom verletzten Stürmer und Publikumsliebling Chris Baltisberger. Daraus entwickelt sich jeweils ein munteres Gefäss, zumindest für eher hartgesottene Fans. Denn der Clou am Ganzen: Vom eigentlichen Spiel gibt’s keine Sekunde zu sehen. Alles muss sich der Fan vorstellen. Es ist eine Art abgefilmtes Radio. Denn das Recht am Bild haben die ZSC Lions nicht, wie Medienchef Sandro Frei bestätigt. Trotzdem komme das Angebot sehr gut an bei den Fans, so Frei: «Nicht jeder Fan kann sich ein UPC-Abo leisten». Mit den «Einschaltquoten» ist Frei zufrieden, sie belaufen sich «im tiefen vierstelligen Bereich». Am besten gelaufen seien bisher die Übertragungen mit Peter Zahner, weil dort auch die umstrittene Ausländeregel (Erhöhung auf sieben statt vier Spieler pro Team) diskutiert wurde, sowie der Match mit Vater und Sohn Rindlisbacher. Sprich: der Moderator und sein Vater, ein erfolgreicher Comedian (Schmirinskis, Duo Edelmais).

Bis Krisenende oder auch länger

Die ZSC Lions wollen das Angebot sicher bis zum Ende der Corona-Einschränkungen weiterführen. Wie und ob es dann weitergeht, ist noch offen. Sicher ist, dass die ZSC Lions damit neue Wege gegangen sind, eine faire, günstige Art der Matchübertragung, die als Alternative zur Bezahlschranke bei Sportübertragungen dient.

Schweizweit sind die ZSC Lions damit übrigens Pionier. Der SC Bern bietet zwar etwas Ähnliches an. Doch in der Bundesstadt kommentieren fast immer die beiden gleichen Reporter. Gäste haben sie nur ab und zu. Der Unterhaltungswert ist also bedeutend kleiner.

Link (man kann auch vergangene Spielübertragungen nachschauen)