Schlagwortarchiv für: Zensur

Hört die Signale! (copy)

Thema Kommentare, die nicht gebracht werden. Der erste Aufruf brachte Rücklauf, wir hätten gerne noch mehr …

ZACKBUM ist diesbezüglich privilegiert. Wir haben (fast ausschliesslich) publizierfähige Kommentare, die auf Verbalinjurien, Tritte in den Unterleib oder herabwürdigende Beschimpfungen verzichten. Auch wenn sich Kommentatoren gelegentlich zu sehr ineinander verbeissen, statt in den Inhalt des Artikels.

Grosse Medienplattformen haben hingegen ein gröberes Problem damit. Es ist tatsächlich so, dass ein zweistelliger Prozentsatz von Kommentaren nicht publiziert werden kann. Aus verschiedenen Gründen.

Nun gibt es auf ZACKBUM immer wieder Beschwerden, dass ein durchaus anständiger, keinerlei Anlass zu Beanstandungen gebender Kommentar anderswo nicht publiziert wurde. Vermutet wird dabei jeweils, dass er nicht in den politischen oder weltanschaulichen Kram gepasst habe.

Wenn etwas nicht passiert, ist es immer schwierig, den Beweis dafür anzutreten. Aber nicht unmöglich.

Daher der Aufruf an die ZACKBUM-Leser:

Wem das schon widerfahren ist, soll sich melden!

Bedienungsanleitung:

  1. Kommentar
  2. Datum der Einreichung
  3. Organ, wo er publiziert werden sollte
  4. allfällig Begründung einer Ablehnung
  5. Ehrlichkeit

Denn ZACKBUM kann ja nicht nachprüfen, ob der zensierte Kommentar tatsächlich eingereicht wurde. Aber bei entsprechendem Rücklauf ist es ein interessantes Thema.

Ach ja, bitte an zeyer@zackbum.ch

 

Hört die Signale!

Thema Kommentare, die nicht gebracht werden.

ZACKBUM ist diesbezüglich privilegiert. Wir haben (fast ausschliesslich) publizierfähige Kommentare, die auf Verbalinjurien, Tritte in den Unterleib oder herabwürdigende Beschimpfungen verzichten. Auch wenn sich Kommentatoren gelegentlich zu sehr ineinander verbeissen, statt in den Inhalt des Artikels.

Grosse Medienplattformen haben hingegen ein gröberes Problem damit. Es ist tatsächlich so, dass ein zweistelliger Prozentsatz von Kommentaren nicht publiziert werden kann. Aus verschiedenen Gründen.

Nun gibt es auf ZACKBUM immer wieder Beschwerden, dass ein durchaus anständiger, keinerlei Anlass zu Beanstandungen gebender Kommentar anderswo nicht publiziert wurde. Vermutet wird dabei jeweils, dass er nicht in den politischen oder weltanschaulichen Kram gepasst habe.

Wenn etwas nicht passiert, ist es immer schwierig, den Beweis dafür anzutreten. Aber nicht unmöglich.

Daher der Aufruf an die ZACKBUM-Leser:

Wem das schon widerfahren ist, soll sich melden!

Bedienungsanleitung:

  1. Kommentar
  2. Datum der Einreichung
  3. Organ, wo er publiziert werden sollte
  4. allfällig Begründung einer Ablehnung
  5. Ehrlichkeit

Denn ZACKBUM kann ja nicht nachprüfen, ob der zensierte Kommentar tatsächlich eingereicht wurde. Aber bei entsprechendem Rücklauf ist es ein interessantes Thema.

Ach ja, bitte an zeyer@zackbum.ch

 

Würstchen-Bruchmesse

Die Bankrotterklärung der Debattenkultur.

Slavoj Žižek ist Hegelianer, Philosoph, aufrührerischer Geist und wohl das, was man heute abschätzig Querdenker nennt, obwohl das eigentlich ein Lob sein sollte.

Die Frankfurter Buchmesse ist das Hochamt der abendländischen Kultur und Literatur, ein Stelldichein aller Wichtigtuer und Intellektuellen, aller mediokren und gehypten «Shootingstars» der Buchverlage. Triefende Wichtigkeit trifft auf tiefe Bedeutsamkeit, es wird geschwurbelt, was das Lockendrehen auf der Glatze hergibt, und der Alkohol fliesst in Strömen, weisse Strässchen werden kilometerlang ausgelegt.

In diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten hinein hielt man es für eine gute Idee, Žižek an der Eröffnungsfeier das Wort zu erteilen. Naheliegend, Slowenien ist Gastland, und ohne den Slowenen zu nahe zu treten: viele kluge Köpfe haben sie nun nicht.

Der tat dann das, was indigniertes Naserümpfen, Stühlerücken, Zwischenrufe und Proteste auslöste. Er redete Klartext. Zunächst verurteilte er bedingungslos das Massaker der Terrororganisation Hamas und anerkannte das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Damit löste er bei den Zuhörern wohliges Gesinnungsblasengefühl aus.

Dann sagte der Philosoph: «Aber was wir in Gaza erleben, ist auch ein Angriff auf die Menschenwürde.» Manchmal sind Philosophen auch Seher, denn er fuhr fort: «In dem Moment, in dem man die Notwendigkeit erwähnt, den komplexen Hintergrund der Situation zu analysieren, wird man gewöhnlich beschuldigt, den Terrorismus der Hamas zu billigen oder zu unterstützen.» Als Bestandteil einer solchen Analyse argumentierte er, dass Israel der palästinensischen Bevölkerung keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft gebe, «es bietet ihnen keine Vision von einem Staat, in dem sie eine positive Rolle spielen können».

Das ist unbestreitbar richtig, zumindest interessant, ein absolut sinnvoller Beitrag zur Debatte. Aber selbst die sonst tütelige NZZ behauptet im Anschluss, völlig  aus der Luft gegriffen: «Damit insinuierte er eine Mitschuld Israels an den Massakern.» Unterschied zwischen Begründung liefern und angeblich Mitschuld insinuieren? Was für eine Brachialdenunziation. Absurd, aber der Artikel stammt auch von Nadine A. Brügger. Die schwärmte schon backfischartig von der Bachelorette der Politik, oder kritisierte mit dem Holzhammer die Berichterstattung über den Roshani-Skandal in den Medien, liess aber die skandalöse Berichterstattung im eigenen Blatt NZZ skandalöserweise aussen vor.

In diesem Geiste verhielten sich auch einige Zuhörer bei Žižek, als die Gesinnungsblase geplatzt war. Er unterstütze den Hamas-Terror, wurde ihm entgegengeschleudert, einige dialogunfähige Debattenverweigerer verliessen demonstrativ den Saal, einige kehrten immerhin wieder zurück. Ein «Antisemitismus-Beauftragter», der es in der Stadt Frankfurt nicht fertigkriegt, antisemitische Schmierereien und Ausschreitungen zu verhindern, schmetterte «Schande» in den Raum.

Viel cleverer zensierte Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank. Die Orte, an denen die Hamas Massaker verübte, müssten als Symbole für das absolut Böse stigmatisiert werden: «Erst wenn wir diese gemeinsame Grundlage haben, ohne dass mir ein Slavoj Žižek erklärt, das müsse kontextualisiert werden, erst dann können wir über alles reden. Auch über die Fehler Israels.»

Nein, es steht auch einem Mendel nicht an zu dekretieren, welche gemeinsamen Grundlagen existieren müssten, bevor jemand seine Meinung äussern darf. Auch Juden dürfen sich nicht als Inquisitoren aufspielen.

Dass arabische oder muslimische Verlage die Buchmesse boykottieren, ist Ausdruck deren Verbohrtheit und Dialogunfähigkeit. Dass die Buchmesse auf die Verleihung eines Preises an eine palästinensische Schriftstellerin verzichtet, deren Buch sich durch die jüngsten Ereignisse ja nicht verändert hat und vorher als preiswürdig befunden wurde, ist Ausdruck einer unglaublichen intellektuellen Feigheit.

Selbst in der hämischen Darstellung von NZZ-Brügger kommt in ihrer Schlusspointe das Problem in allen Facetten auf den Punkt. Sie muss in ihrer Perfidie vollständig zitiert werden:

«Auch Žižek betonte in seiner Rede, die Verschiebung der Preisübergabe sei skandalös und gar «ein Paradox der Cancel-Culture». Gecancelt wurde Žižek in Frankfurt nicht, auch wenn er das zu behaupten schien. Bereits am Mittwoch fand eine weitere Veranstaltung mit dem Philosophen statt.Dort verglich er die negativen Reaktionen auf seinen Auftritt vom Vorabend mit Redeverboten in der DDR. Er sei nämlich sehr erstaunt, dass ein Wort wie «Aber», das doch stets der Beginn eines Dialogs markiere,an einem Ort wie der Buchmesse ein Problem sei. Erst danach liess Žižek vom Mikrofon ab

«Zu behaupten schien», «Mitschuld insinuiert», «erst danach liess Žižek vom Mikrofon ab»? Was heutzutage alles in der NZZ erlaubt ist, wo die Qualitätskontrolle langsam ähnlich bedenklich wird wie bei Tamedia … Da sagt der Mann lauter bedenkenswerte und intelligente Sachen, gegen die Brügger natürlich kein Gegenargument einfällt. Aber mit Methoden aus der unteren demagogischen Schublade rahmt sie die so ein, dass die Häme geradezu aus den Zeilen tropft. Die mehr als bedenkliche Aussage von Mendel hingegen zitiert sie mitsamt dem aufbrandenden «Applaus» offensichtlich zustimmend.

Berichterstattung war mal in der NZZ; heutzutage darf jeder Schreiber seinen Gesinnungssenf dazugeben, ohne dass man ihm den von der Artikelwurst schabt.

 

Sieg oder Niederlage?

Diese beiden Zustände sollte man unterscheiden können.

Der Krimkrieg von 1853 bis 1856 hat durchaus Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine. Russland war beteiligt, das Osmanische Reich, dann auch Frankreich und Grossbritannien. Die europäische Öffentlichkeit war zwar mit leichter zeitlicher Verzögerung durchaus umfassend über die Kriegshandlungen informiert. Der Krieg wurde übrigens nach Verhandlungen mit dem Frieden von Paris beendet.

Es gab damals keine modernen Übermittlungsmethoden von News, die Reportage-Fotografie steckte noch in den Kinderschuhen. Es gab keine Möglichkeiten, einen Kriegsverlauf aus unabhängigen Quellen zu verifizieren – wie das heute mit Satellitenaufnahmen problemlos möglich ist. Möglich wäre.

Denn Hand aufs Herz: ohne die unzähligen sich widersprechenden Medienmeldungen zu zitieren: wie steht es denn aktuell um die grosse Offensive der Ukraine? Sind die Russen demotiviert, gab es entscheidende Durchbrüche, stehen die russischen Truppen am Rand einer Niederlage, hat die Ukraine bedeutende Geländegewinne gemacht, steht die Eroberung der Krim nahe bevor?

Oder musste die ukrainische Armee, ungenügend ausgerüstet und mit zweitklassigem westlichen Material versehen, einen hohen Blutzoll entrichten, stehen die Erfolge in keinem Verhältnis zu den Verlusten und dem Aufwand? Verröchelt die Offensive in den Verteidigungslinien und Minenfeldern der Russen, erweisen sich beispielsweise deutsche Leopard-Panzer als leichtes Ziel, zudem viel zu kompliziert in der Bedienung und in der Ukraine nicht reparierbar?

Völlig unabhängig von der politischen Position des Betrachters muss sich jeder eine Frage stellen. Dass sowohl in der Ukraine wie auch in Russland eine strikte Medienzensur herrschen, offizielle Sprachregelungen befolgt werden müssen, der mündige (oder auch der unmündige) Staatsbürger kaum Chancen hat, sich ein mehr oder minder der Wirklichkeit entsprechendes Bild über die Kampfhandlungen zu machen – geschenkt.

Aber wie steht es mit uns, im angeblich freien Westen, wo eine Unzahl von unabhängigen Newsquellen uns mit allen nötigen Informationen versorgen, unzensiert, nur an einer möglichst realistischen Abbildung der Wirklichkeit interessiert?

Dass es auch westliche Propagandalügen gibt, belegt der Artikel von Felix Abt. Aber wer behauptet, Russland und seine Alliierten lügen propagandistisch, während wir beispielsweise in der Schweiz uns eine eigene Meinung aufgrund umfangreicher Berichterstattung machen könnten – der liegt kreuzfalsch.

Mit der heutigen Technologie müsste es doch problemlos möglich sein, die Entwicklung der ukrainischen Offensive korrekt abzubilden, darzustellen, aufzuzeigen.

Vielleicht gibt es ZACKBUM-Leser, die über solche Informationen verfügen. Wir aber nicht, und das ist ein Skandal. Seitdem es «embedded journalists» gibt, eine niedliche (eingebettet) Umschreibung dafür, dass sie nur zu sehen kriegen, was sie im Eigeninteresse der sie einbettenden Armee sehen sollen, ist auch die Kriegsberichterstattung auf den Hund gekommen.

Denn der Kriegsreporter, der auf eigene Faust loszieht, ohne dass jemand Versicherungen und die nötigen Sicherheitsmassnahmen (das geht schwer ins  Geld) bezahlt, ist selbstmörderisch unterwegs. Aber er könnte sowieso nur einen geografisch beschränkten Ausschnitt der Kampfhandlungen beschreiben. Einer modernen Redaktion hingegen sollte es eigentlich möglich sein, mittels Intelligence, Satelliten, mittels allen Quellen moderner Analyse, dem Leser ein glaubhaftes Bild der Kriegslage zu vermitteln.

Einfache Frage: wieso tut das dann kein Schweizer Medienorgan?

Feige «Ostschweiz»

Wie sich eine schwache Redaktion ins Bockshorn jagen lässt.

Es gab Zeiten, da veröffentlichte «Die Ostschweiz» einen Artikel, den das St. Galler «Tagblatt» feige nach einem Druckversuch gelöscht hatte – ohne den Autor auch nur anzuhören.

Die Zeiten ändern sich. Jetzt löscht «Die Ostschweiz» feige einen Artikel nach einem Druckversuch, ohne den Autor auch nur anzuhören.

Zurzeit ist viel die Rede davon, wie Medien schnell unter juristischen Drohungen einknicken. Hier haben wir ein Paradebeispiel, das sich am besten am Fragenkatalog erklären lässt, auf den die Redaktionsleitung nicht einmal antwortete.

Im seriösen Journalismus, den ich im Gegensatz zu Ihnen betreibe, gibt man vor Publikation (oder dem Gegenteil) dem Betroffenen die Gelegenheit zur Stellungnahme. Et voilà.

  1. Sie haben ohne Rücksprache mit mir meinen Artikel «Jolanda Spiess-Hegglin: Sie klagt mal wieder» gelöscht. Halten Sie das für ein korrektes Vorgehen?
  2. Sie haben mir gegenüber als Begründung, wieso Sie den Artikel löschen «werden» – dabei war er schon gelöscht –, angegeben, dass «die Anwältin» (gemeint ist sicherlich RA Zulauf) behauptet habe, der Artikel könne nicht «objektiv» sein, weil es einen «Rechtsstreit» zwischen ihr und mir gegeben habe. Wieso soll das ein Grund sein, den Artikel, ohne den Autor anzuhören, zu löschen?
  3. Was soll an dem Artikel «nicht objektiv» sein? Wie Sie sicherlich wissen, gibt es Werturteile, die von der Meinungsfreiheit gedeckt sind. Und es gibt Tatsachenbehauptungen, die wahr oder falsch sind. Werden sie angezweifelt, muss das begründet werden; wer die Tatsachenbehauptungen aufgestellt hat, muss Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Wieso sind diese Selbstverständlichkeiten hier nicht passiert?
  4. Wäre es nicht ein professionell-korrektes Vorgehen gewesen, RA Zulauf um Konkretisierung ihrer Vorwürfe zu bitten, mir Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben und erst anschliessend eine so drastische Entscheidung in Erwägung zu ziehen?
  5. Die Behauptung von RA Zulauf, es gebe (oder habe gegeben) einen Rechtsstreit zwischen uns, entspricht nicht der Wahrheit. Wieso glauben Sie ihr das unbenommen? Dass die Dame es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, sollten Sie doch wissen.
  6. Wie kann es sein, dass Sie sich von unsubstantiierten Drohungen einschüchtern lassen, die zudem keinerlei Bezug zum Inhalt des Artikels haben?
  7. Hat RA Zulauf irgend eine inhaltliche Kritik geäussert, wenn ja, welche?
  8. Da Sie kaum aufgrund eines Drohanrufs eingeknickt sind, liegt sicherlich ein Schriftwechsel vor. Als Opfer dieser Intrige habe ich doch das Recht, in ihn Einblick zu nehmen, oder nicht?
  9. Sie erinnern sich sicher, dass es bereits das zweite Mal ist, dass es RA Zulauf mit unwahren Behauptungen gelingt, Sie zu einer vorschnellen Löschung eines ihr nicht genehmen Artikels zu treiben. Das letzte Mal wurde dieser Fehlentscheid korrigiert und der Artikel wieder online gestellt. Trotz gegenteiligen Drohungen geschah dann nichts. Wieso sind Sie zum zweiten Mal auf diese Masche hereingefallen?
  10. Sie haben offenbar blitzartig auf die Drohungen mit falschen Behauptungen der Anwältin reagiert. Mir gegenüber haben Sie ein Gespräch verweigert und Terminprobleme vorgeschützt. Halten Sie das für ein professionelles Vorgehen?

In der Vergangenheit gab es einen ähnlichen Vorfall. Ein Artikel über Spiess-Hegglin, eine Drohung ihrer Anwältin Rena Zulauf mit haltlosen Behauptungen. Der Artikel wurde vom Chefredaktor Marcel Baumgartner auf «Die Ostschweiz» gelöscht, nach der Intervention von René Zeyer wieder aufgeschaltet. Aber nun hat das Online-Magazin aller Mut verlassen.

Damals setzte der Verwaltungsratspräsident Peter Weigelt noch zu einer wahren Lobeshymne auf den Autor Zeyer an: «Ihre klaren Analysen und ihre direkte Ansprache der Fakten und Namen sind leider in der Schweiz, wenn überhaupt, nur noch selten zu lesen. Ich freue mich daher über Ihr Mitwirken bei uns in «Die Ostschweiz“. Der hohe Leserzuspruch zeigt, dass Ihre Texte sehr geschätzt werden und zu einem Aushängeschild für unsere unabhängige und offene Medienplattform geworden sind.»

Der aktuell gelöschte Artikel war übrigens bis zur Zensur der meistgelesene … Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Aber wer keine Zivilcourage hat, kann auch nicht Latein.

Traurig, wie die Verelendung des Journalismus weitergeht. Aber nicht auf ZACKBUM. Daher folgt der Original-Artikel …

Peinlich!

Die Plattform-Zeitung SoZ ist platt.

Unglaubliche Zustände an der Werdstrasse. Nein, nicht in Sachen Sexismus und Frauendiskriminierung. In Sachen Zensur und Meinungsdiskriminierung.

Wenn einer Redaktion nicht viel einfällt, macht sie einen Rückblick und lädt dazu Fachstimmen ein. Also Rückblick auf Covid. Dazu wurden bekanntere und unbekannte Namen, darunter auch einige Corona-Kreischen, eingeladen. Dazu Pietro Vernazza. Ein ausgewiesener Fachmann: «Prof. Pietro Vernazza war bis zu seiner Emeritierung Chefarzt der Infektiologie und seit 1985 beim Kantonsspital St. Gallen tätig.»

So heisst es in seinem Blog «infekt.ch». Dortselbst hat er eine brisante Story zu erzählen. Einer der vielen stellvertretenden Chefs des Hauses Tamedia bat ihn darum, auf 1000 Anschlägen seine Antworten zu drei Fragen beizusteuern. Vernazza lieferte und erhielt den Dank des Auftraggebers.

Wunderbar, dachte sich der emeritierte Professor. Und staunte nicht schlecht, als der dann die «SonntagsZeitung» aufschlug. Da waren jeden Menge Stimmen versammelt, berufene und weniger berufene. Nur eine fehlte: seine.

Ob das damit zu tun hat, dass Vernazza nicht in den Tamedia-Sound von «Bundesrat, wir loben dich, Massnahmen-Skeptiker sind aluhuttragende Idioten, alle sollten zwangsweise geimpft werden» einstimmte? Auf jeden Fall tat die SoZ dann das, was auch ZACKBUM fast überall häufig passiert. Auf seine Nachfrage blieb man stumm.

Abgesehen davon, dass man seine interessanten Antworten nun nicht in der SoZ, sondern auf seinem Blog (und in der NZZ) lesen kann: ist das nicht von A bis Z peinlich? Soll das ein Beispiel für die grossartige Weiterentwicklung der SoZ sein, für die Arthur Rutishauser extra als Bauernopfer zurückgestuft wurde?

Ist das ein grosser Skandal? Nein, aber ein kleiner schon. Die SoZ ist nicht mal in der Lage, die naheliegende Antwort zu lügen: ach, sorry, leider war der Platz dann doch beschränkt, konnten Sie nicht berücksichtigen, gerne ein Andermal. Aber gelernt ist gelernt: wenn schon etwas in den Sand setzen, dann richtig.

 

Tagi als Zensor

Unglaubliche Zustände im angeblichen Forumsblatt.

Tamedia bestreicht die Hälfte der Deutschschweiz, die nicht fest im Griff von CH Media ist. Bei jeder neuen Akquisition versicherte der Konzern, dass er sich selbstverständlich seiner Verantwortung als Duopolist bewusst sei und daher offen für widerstreitende Meinungen und verschiedenartige Positionen.

Das hat sich längst als lächerliche Behauptung erwiesen, der in keiner Form nachgelebt wird. Aber was sich Tamedia gerade geleistet hat, ist dann doch ein starkes Stück.

Das gesamte Team der Kolumnisten wurde ausgetauscht. Das ist in den meisten Fällen keine schlechte Idee gewesen, auch wenn die Nachfolgecrew noch fürchterlicher ist. Mit einer Ausnahme: Rudolf Strahm. Darüber drückte ZACKBUM sein Bedauern aus.

Was der kompetente und streitbare Publizist inzwischen auf seiner eigenen Webseite bekannt macht: sein letzter Beitrag, seine letzte Kolumne wurde zensiert. Der ganze Schlussabsatz wurde «in den Print-Versionen im Tages-Anzeiger und im Bund gegen meinem Willen gänzlich weggelassen». Noch schlimmer, auch in der Online-Version «um den fett gedruckten Abschnitt ohne Voranmeldung gekürzt».

Strahm liefert dann die von Tamedia gekürzte und zensierte Version in der Originalform nach:

«Das ist nach vierzehn Jahren meine letzte Kolumne. Sie endet nicht freiwillig. Die neue Chefredaktion des Tages-Anzeigers will die Beiträge neu ausrichten. Ich habe mit meinen Kolumnen gern zur Einordnung der Politik beigetragen. Mit Analysen aus einer gewissen Distanz, Unabhängigkeit und Weitsicht habe ich mich an jene Generation gewandt, die noch Zeitung liest und politisch reflektiert. Dabei habe ich versucht, dem Motto «Audiatur et altera pars» – Höre auch den andern – gerecht zu werden. Allen Leserinnen und Lesern danke ich für das Interesse an meinen Beiträgen.»

Ist das eine Art, einen verdienten Kolumnisten zu verabschieden? Schämt sich auf dieser Redaktion überhaupt niemand mehr für nix? Vielleicht hat Strahm mit dem letzten Absatz den Platz im Print überschrieben. Aber wäre es nicht eine Geste gewesen, bei seiner letzten Kolumne ein Auge zuzudrücken?

Insbesondere, wenn der Autor offensichtlich forderte, dass auch dieser Absatz im Print erscheint. Pfeif drauf, sagte Tamedia. Der Gipfel ist aber, dass in der Online-Version einfach ein entscheidender Satz ohne Einverständnis des Kolumnisten zensiert wurde.

Das ist doch kein anständiges, korrektes, verantwortliches Verhalten mehr. Das ist respektlos, arrogant und indolent.

Es scheint immer mehr, dass mit den Sparmassnahmen bei Tamedia auch die letzten Reste von journalistischen Ethos verlorengegangen sind. Ein Kolumnist muss auf seiner eigenen Webseite seine vollständige Kolumne veröffentlichen, weil Tamedia dazu nicht in der Lage ist. Wie peinlich ist das denn.

Die Info-Krieger

Kaum verhohlene Häme: Köppels Twitter-Account kurzzeitig gesperrt.

Wir sind gut unterwegs – zurück in voraufklärerische Zeiten. Bevor Denis Diderot und seine Bundesgenossen darauf setzten, dass Erkenntnisse nur durch Meinungsfreiheit gewonnen werden, lag ein Leichentuch über dem europäischen Denken.

Die allmächtige Kirche bestimmte, was öffentlich (und privat) gedacht und gesagt werden durfte. Und was nicht. Bei Verstössen gegen diese Vorschriften stand die Inquisition bereit, den Sünder wieder auf den rechten Weg zu führen. Manchmal, wie im Fall Galilei, reichte das Zeigen der Instrumente. In hartnäckigerern Fällen kamen sie zu Einsatz. Der pervertierten menschlichen Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt.

Streckbänke, die Eiserne Jungfrau, glühende Zangen, flüssiges Blei in den Mund, schon das einfache Hochhieven an auf den Rücken gefesselten Händen sorgte für unerträgliche Qualen. Danach war der Tod oft eine Erlösung für das Höllenschmerzen erleidende Opfer. Oder aber, der Ketzer landete wie Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen.

Die Folterknechte, die Inquisitoren, waren guten Mutes und sicher, ein gottgefälliges Werk zu verrichten. Denn schliesslich ging es ihnen nur darum, eine verirrte Seele einzufangen, sie auf den richtigen Weg zu führen, zu verhindern, dass sie in der Hölle schmoren musste, zu ermöglichen, dass sie jubelnd in den Himmel aufsteigen konnte.

Die Erde sei keine Scheibe? Nicht das Zentrum des Universums? Es sind Zweifel an dem geoffenbarten Wort Gottes in der Bibel möglich? Der Papst sei nicht unfehlbar? Jemand glaubt nicht an Gott, bezweifelt gar seine  Existenz? Versündigt sich an edlen Ideen wie Kreuzzüge, Ablasshandel, kritisiert das gottlose Treiben von Pfaffen in Klöstern? Ts, ts, da musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um all diese Verdunkelungen des hell leuchtenden Glaubens zu beseitigen.

Auch Herrscher reagieren sehr ungnädig auf Spott, Ironie und Kritik. Im Ostblock war’s beliebt, einen Dissidenten in die Psychiatrie einzuliefern. Denn wer an der Richtigkeit und Überlegenheit des real existierenden Sozialismus zweifelt, muss doch krank im Kopf sein.

In westlichen Demokratien geht man normalweise subtiler vor. Da wird weder gefoltert, noch psychiatriert. Soziale Ächtung, Kampfbegriffe wie Verschwörungstheoretiker, Schwurbler, Leugner, ergänzt durch Hetzer, Rechtskonservativer, Nationalist und Irgendwas-Versteher, reichen normalweise aus. Plus die Sperrung des Zugangs zu Multiplikatoren, Ächtung der noch vorhandenen Plattformen.

Mit allen Fingern wird auf die drakonische Zensur in Russland gezeigt. Mit einem Finger leise gewackelt wird bei der drakonischen Zensur in der Türkei. Gerne unerwähnt gelassen wird die genauso drakonische Zensur in der Ukraine. Hochgelobt wird dagegen die Meinungsfreiheit im freien Westen. Hier hat jeder das Recht, nur beschränkt durch weitgefasste Gesetze gegen Verleumdung, Ehrverletzung, Beleidigung, Schmähung, Rufschädigung, Geschäftsschädigung.

Wie stolz sind wir doch darauf, dass wir im Gefolge der Aufklärung gelernt haben, dass nur ein freier Diskurs Erkenntnisgewinn bringt. Wie klar ist es uns, dass man zwischen Meinung und Meinungsträger, zwischen Äusserung und Gesinnung unterscheiden sollte. Klarheit herrscht, dass es nicht sinnvoll ist, Debattenbeiträge durch ihre Herkunft, vermutete Gesinnungen oder andere Markierungen abzuqualifizieren.

In die üble Vergangenheit verbannt sind alle Versuche, Wörter zu verbieten, die Sprache zu reinigen, Vorschriften zu machen, welche Wörter wie verwendet werden dürfen – und welche nicht. Grosses Gelächter erhebt sich, wenn ein Verpeilter meint, durch die Vergewaltigung der Sprache reale Vergewaltigungen bekämpfen zu wollen.

Ist das so? Das war einmal so. Bis sich das Leichentuch des Nationalsozialismus über die deutsche Gesellschaft und Sprache legte, galt in Debatten nur eins: intelligent muss es sein, unterhaltsam muss es sein, Funken schlagen soll es, brillant formuliert ist Voraussetzung für jede Polemik. Und Polemik ist gut, nur im Widerstreit der Meinungen kommt man weiter. So war das bis 1933, und nach 1945 wurden Freiräume zurückerobert.

Eine Einteilung der Welt gab genügend Sicherheit, fröhlich im Streit herauszufinden, ob kapitalistischer oder sozialistischer Imperialismus besser sei, oder ob beides gleich schlecht ist.

Als dann ab 1989 der Ostblock zusammenbröselte, setzte merkwürdigerweise nicht eine zusätzliche Befreiung des Denkens und Debattierens ein, sondern eine zunehmende Verunsicherung. Und Verunsicherung macht Angst. Angst macht repressiv. Denn natürlich hatte auch die Kirche, hat jeder Herrscher Angst vor dem freien Wort und freien Gedanken.

Genauso wie jeder kleine Pinscher, der meint, absolut zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. Der mangels eigenen intellektuellen Fähigkeiten begrüsst, wenn ihm missliebige Meinungen unterdrückt werden.

Ein Schulbeispiel dafür sind die Reaktionen auf die kurzzeitige Sperrung des Twitter-Accounts von Roger Köppel. Maliziös wurde vom «Blick» aufwärts (abwärts geht schlecht) vermeldet, dass es wohl zahlreiche Beschwerden gegen den Account gegeben habe, worauf Twitter ihn wegen Regelverstoss und Hassreden gesperrt habe. Man hörte das mitschwingende «bravo», das «ätsch», das «hä, hä» dröhnen. Allgemein als Begründung wurde kolportiert, dass Köppel Vergewaltigungsopfer «verhöhnt» habe.  Mit seinem Tweet «Jede grosse Liebe beginnt mit einem Nein der Frau» habe er indirekt dazu aufgefordert, ein Nein nicht zu akzeptieren.

Köppel müsse diesen und andere Tweets zuerst löschen, bevor er wieder zugelassen werde. Oder –hoffentlich – auf Lebenszeit gesperrt wie der Ex-US-Präsident Donald Trump. Nochmals «he, he».

Eher belämmert musste dann berichtet werden, dass sich Köppel doch tatsächlich nach kurzem Unterbruch auf Twitter gemeldet habe – ohne die kritisierten Tweets zu löschen. Dieser Schlingel.

Keinem der Kommentatoren in den Mainstream-Medien fiel es ein, auf den wahren Skandal hinzuweisen. Kann es richtig sein, dass eine private Bude wie Twitter selbstherrlich nach undurchschaubaren Kriterien in Dunkelkammern entscheidet, wer diesen Multiplikator wie benutzen darf? Das ist noch schlimmere Zensur als im Mittelalter.

Niemand wies auf den Skandal hin, dass Mini-Inquisitoren und Zensoren bewirken können, dass mit ihrer Meckerei ein Account gesperrt wird. Das ist die digitale Version der hetzenden Meute, die einen Abweichler durch die Strassen jagt und mit faulen Eiern, Tomaten und Steinen bewirft. Weil dieser Teil wegfällt, wirkt es zivilisierter, ist aber nicht minder barbarisch.

Bezeichnend ist auch, dass all diese Zensoren genauso wie die Unwohlsein Erleidenden beim Anblick kultureller Aneignungen ihre Denunziationen immer anonym ausführen. Früher, im Mittelalter und auch in neueren Zeiten, gab es dafür spezielle Briefkästen, in die jeder feige Denunziant seine Anklage anonym einwerfen konnte. Auf das ist heute dank Digitalisierung viel einfacher geworden.

Gibt es die völlige Meinungsfreiheit? Natürlich nicht, so wie es auf keinem Gebiet absolute Freiheit gibt, weil das immer in Willkür und Faustrecht und Barbarei ausarten würde. Aber es sollte die möglichst umfassende Meinungsfreiheit geben. Dazu muss gehören, Peinliches, Unsinniges, Falsches, Provokatives, politisch nicht Korrektes, Frauenverachtendes, Minoritäten Diskriminierendes, Frauen, Männer, Behinderte, Kinder, Menschen anderer Hautfarbe oder Kultur Abqualifizierendes, sagen zu dürfen. Menschliche Schneeflocken dürfen ihr Unbehagen, ihre Verletztheit durch ach so viele ausgrenzende und nicht-inkludierende Formulierungen zum Ausdruck bringen. Linke dürfen auf Rechte verbal einprügeln, Verteidiger der militärischen Spezialoperation zur Befreiung der Ukraine vom Faschismus dürfen sich Wortgefechte mit Kritikern liefern, die den völkerrechtswidrigen Überfall entschieden verurteilen.

Kriegsgurgeln dürfen mit Pazifisten im Clinch liegen. Sogar fundamentalistische Irre dürfen Freiheiten für sich in Anspruch nehmen, die sie selbst in von ihnen beherrschten Ländern nicht im Traum einräumen würden. Feministinnen dürfen den Schleier als Ausdruck weiblicher Selbstbestimmung feiern, und von anderen Feministinnen in den Senkel gestellt werden, die den Schleier als Ausdruck einer frauenverachtenden, mittelalterlichen Männerherrschaft sehen.

So sollte das sein, wenn es in der öffentlichen Debatte um Erkenntnis und Forstschritt ginge. Da müsste man selbst den Verbal-Proleten Dieter Bohlen zumindest ernst nehmen und argumentativ begegnen, wenn der Verhandlungen in der Ukraine fordert, weil er «Krieg scheisse» findet. Gäbe es diese Geisteshaltung noch, müsste jeder Intellektuelle, der etwas Wert auf Anstand und Aufklärung legt, den Zensurversuch gegen Köppel aufs schärfste verurteilen. Müssten alle Bauchnabel-Kommentatoren – statt apodiktisch zwischen Gut und Böse zu unterscheiden – sich ernsthafte Gedanken über die Verluderung der Streitkultur machen. Müssten alle Verfolger kultureller Aneignungen sich besser um das Wiedererstarkten von Denkverboten und Zensur kümmern.

Alle Alarmsirenen erschallen lassen, dass wir zunehmend das unter so vielen Opfern erkämpfte Recht auf freien Diskurs verlieren. Diesmal nicht auf Betreiben von Religion oder Herrschern, sondern zuvorderst gefordert von Meinungsträgern selbst, von fehlgeleiteten Journalisten, Publizisten, Redaktoren. Die ihre intellektuelle Unterlegenheit, ihre geistigen Tiefflüge durch Rufe nach Denk- und Formulierungsverboten bemänteln wollen. Denn wo es keine Widerrede gegen Blödes, Seichtes, Unsinniges und Flachdenkertum gibt, wird seine Erbärmlichkeit nicht erkennbar.

Sollte man Köppel das Maul stopfen? Niemals. Sollte man «Russia Today» verbieten? Unter keinen Umständen. Sollte man Befürworter der Politik Putins stigmatisieren, ausgrenzen, sozial ächten, Maulkörbe, Entlassungen für sie fordern? Unter keinen Umständen.

Nur Kurzdenker verstehen dieses Plädoyer als Unterstützung solcher Meinungen falsch.

Bann über Büchern

In den USA droht Zensur von links und rechts.

Die «Washington Post» berichtet, dass im letzten Jahr laut dem PEN Club America 1586 Bücher aus Schulbibliotheken entfernt wurden. 41 Prozent der Autoren waren dunkelhäutig.

Die American Library Association veröffentlichte ebenfalls diese Woche ihren jährlichen Rapport; sie verzeichnet 1597 Versuche oder erfolgreiche Bannsprüche über Bücher. 2020 waren es lediglich 273. «Was hierzulande in Sachen Schulbuchverbot passiert, ist in seiner Häufigkeit, Intensität und seinem Erfolg beispiellos», sagt ein Sprecher des PEN Clubs. Die WP kommentiert: «Rechte Politiker, Experten und Eltern lehnen ab, wie Lehrer in Schulen über Rasse, Rassismus, Geschichte, Geschlecht und Sexualität diskutieren, und behaupten, dass einige Lehrpläne – die ein grösseres Spektrum an Identitäten einschliessen sollen – auf liberale Indoktrination und sogar sexuelle «Körperpflege» aus seien.»

«Sehr blaue Augen», das erstlingswerk der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison, ist das am fünftmeisten aus Schulbibliotheken entfernte Buch. Es thematisiert den Versuch einer schwarzen Familie, das Wertesystem von Weissen zu übernehmen.

Zensur gibt es, seit es schriftliche Aufzeichnungen gibt. Vor allem absolutistische oder diktatorische Systeme sahen in Büchern schon immer potenzielle Gefahrenherde. Im 20. Jahrhundert perfektionierten die deutschen Nazis die Bücherverbrennung. Den symbolischen Akt der Vernichtung eines Teils der deutschen Kultur. Bei Gedichten, die dermassen populär waren, dass sie nicht einfach verboten werden konnten, hiess es dann «Autor unbekannt».

Freiheiten in den USA

Kein anderes Land auf der Welt geht eigentlich beim Schutz der freien Meinungsäusserung und der freien Information so weit wie die USA. Selbst rassistische oder Nazi-Ideologien können dort unter Berufung auf die Verfassung propagiert werden.

Der berühmte erste Zusatzartikel der US-Verfassung lautet:

«Der Kongress soll kein Gesetz erlassen, das eine Einrichtung einer Religion zum Gegenstand hat oder deren freie Ausübung beschränkt, oder eines, das Rede- und Pressefreiheit oder das Recht des Volkes, sich friedlich zu versammeln und an die Regierung eine Petition zur Abstellung von Missständen zu richten, einschränkt.»

Es gab in den USA immer wieder Versuche, meistens von religiösen oder konservativen Strömuungen, angeblich schädliche Einflüsse auch durch Bücher zu verhindern. In diesem Wahnsinn treffen sich neuerdings Eiferer von rechts mit denen von links, die ebenfalls alles, was nicht ihrem Begriff von politischer Korrektheit entspricht, entfernen wollen.

Darunter leiden nicht nur die Bibliotheken, sondern auch die Universitäten. Die Fälle häufen sich, in denen Professoren sanktioniert werden, die angeblich die Gefühle irgend einer Gruppe von Studenten verletzt haben sollen. Durch Bezeichnungen, Wertungen oder auch nur Diskussionsbeiträge.

Weil das nicht in einer staatlich gelenkten Öffentlichkeit wie in China oder Russland stattfindet, sondern in einem Land, das eigentlich solche Freiheiten noch höher gewichtet als Europa, ist tiefe Besorgnis angebracht.

 

Wie hältst du’s mit der Zensur?

Was geht – und was gar nicht geht.

In den Verfassungen gibt es weltweit zum Thema Zensur wohlklingende Worte. So das deutsche Grundgesetz, Artikel 5: «Eine Zensur findet nicht statt.» In den USA regelt das der Erste Zusatzartikel zur Verfassung: «Der Kongress soll kein Gesetz erlassen, das die Einführung einer Staatsreligion zum Gegenstand hat, die freie Religionsausübung verbietet, die Rede- oder Pressefreiheit oder das Recht des Volkes einschränkt, sich friedlich zu versammeln und die Regierung durch Petition um Abstellung von Missständen zu ersuchen.»

Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO legt fest: «Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäusserung; dieses Recht schliesst die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.»

Kurz und knackig die Formulierung in der Schweizer Bundesverfassung: «Zensur ist verboten.»

Heisst das nun, dass die Meinungsfreiheit grenzenlos ist? Nein, keine Freiheit darf grenzenlos sein, dann wird sie zur Willkür. Natürlich ist die Verbreitung von Kinderpornographie nicht durch die freie Meinungsäusserung gedeckt. Natürlich gibt es weitere Äusserungen, die strafbewehrt und daher verboten sind. Das ist kein Widerspruch zum Verbot der Zensur oder der möglichst umfangreichen Meinungsfreiheit.

Wie alle Freiheitsrechte ist in Schönwewtterperioden und bei Sonntagsreden das Bekenntnis zur Meinungsfreiheit und die Ablehnung von Zensur wohlfeil. Nun hat aber die EU beschlossen, die beiden russischen staatsnahen Sender «Russia Today» (RT) und «Sputnik» zu verbieten. Ein eklatanter Verfassungsbruch, nicht nur in Deutschland. Nicht begründbar.

Nun hat die Schweiz im Prinzip beschlossen, die EU-Sanktionen zu übernehmen. Gilt das auch für diese Zensurmassnahme? Erschreckend ist, dass darüber offenbar im Bundesrat Meinungsverschiedenheiten herrschen. So ist es erwiesen, dass die Bundesrätinnen Amherd und Sommaruga einem solchen Verbot zustimmen wollen oder zumindest wohlwollend gegenüberstehen. Hingegen spricht sich BR Parmelin strikt dagegen aus.

Glücklicherweise hat sich inzwischen die Vernunft durchgesetzt. Die Schweiz übernimmt auch das vierte Sanktionspaket der EU – mit Ausnahme dieser Zensurmassnahme.

Solange das noch nicht zensuriert wird: Das sind gleich zwei Skandale. Dass sich sogar Bundesräte um die Schweizer Verfassung foutieren, das ist ungeheuerlich und kann nicht oft genug angeprangert werden.

Ein gleichgrosser Skandal ist, dass diese Haltung von den Schweizer Medien kommentarlos berichtet wird. So als ginge es um eine Meinungsverschiedenheit über die Neuordnung des Aktenrundlaufs im Bundesarchiv. Dabei geschieht hier etwas, was nicht geht. Was in einem Rechtsstaat ein Unding ist.

Das macht die Schweiz natürlich nicht zu einem zweiten Russland oder China. Es ist ja im Rahmen der Meinungsfreiheit nicht verboten, über ein Verbot von Medienplattformen zu diskutieren. Aber Bundesräte sind dafür, die Medien schweigen? Das beelendet.