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Streit mit Mountainbikern: SRF entschuldigt sich

Eine gut gemeinte SRF-Sendung kam in der Szene ganz schlecht an. Doch von einer Wiedergutmachtung in der Höhe von 30’000 Franken und einer Richtigstellung am TV will SRF nichts wissen.

In Zürich gibt es ein Feindbild. Es bewegt sich auf zwei Rädern durch die Gegend. Oft auf dem Trottoir. Zwangsläufig, weil auf dem Boden entsprechende Zeichen aufgemalt sind. Das gibt oft Streit. Im Wald ist die Sache ebenfalls kompliziert. Nicht überall ist freie Fahrt gestattet. Vor allem nicht auf steilen Wegen, wo das Gefährt mit seinem fast nicht hörbaren Surren für gefährliche Situationen sorgen kann. Was gar nicht geht: Querfeldein den Wald hinunter rasen.

Und nun dies: Vergangenen Dienstag strahlte SRF zur besten Sendezeit nach 20 Uhr den Beitrag «Keep on Riding» aus. Die Reportage sorgte laut ride.ch sofort für negative Reaktionen. Es ging um die Sequenz mit Alec Wohlgroth und Matthias Lüscher am Üetliberg in Zürich. Die beiden Biker rasten ziemlich rücksichtslos durch den Wald.

Unverantwortliche Berichterstattung?

Für den Verein Züritrails ein absolutes No-Go. «Hiermit distanzieren wir uns in aller Form zu der darin durch die Protagonisten dargestellten Art und Weise der Ausübung des Mountainbikesports in Zürich». Man kritisiert das SRF, es habe in der breiten Öffentlichkeit und in einer unfassbaren Selbstverständlichkeit quasi Werbung gemacht für das Biken auf wilden Trails in Zürich. Dabei werde SRF durch Staatsgelder finanziert und sei wegen dem Service Public zu einer sachgerechten Berichterstattung verpflichtet. «Eine solche Berichterstattung ist schlichtweg unverantwortlich und genügt den Anforderungen an eine sachgerechte Berichterstattung im Auftrag des Bundes keineswegs. Die Stadt Zürich wurde im nationalen Fernsehen so dargestellt, als schaute sie dem illegalen Treiben in ihren Wäldern tatenlos zu.»

Ansatzweise Wiedergutmachung

Zudem trage der Beitrag wesentlich zur landesweiten Zementierung von Vorurteilen gegen Mountainbiker bei. Und nun wird’s originell: Der Verein Züritrails forderte von SRF eine «ansatzweise Wiedergutmachung in der Höhe von 30’000 Franken» als Spende für die Baukosten an den Höcklertrail. Ausserdem verlange man «im gleichen Ausmass eine Gegendarstellung bzw. eine Richtigstellung über das Biken in Zürich, ebenfalls zur Prime Time».

Wiedergutmachung, Gegendarstellung. Es scheint unter den Mountainbiker zwei, drei juristisch interessierte Zeitgenossen zu haben. Wie stellt sich SRF zu den Vorwürfen?

ZACKBUM.ch hat im Leutschenbach nachgefragt:
1. Sieht SRF ein, dass besagter Beitrag einseitig war?
2. Zahlt SRF die geforderten 30’000 Franken?
3. Wird eine «Gegendarstellung» ausgestrahlt?

Immerhin eine Entschuldigung ist schon da

Schon wenige Stunden später dann diese Reaktion: «Gerne schicke ich Ihnen die Antwort von Martin Schilt, Redaktionsleiter SRF Spezial. Bei Bedarf dürfen Sie ihn gerne zitieren», schreibt Medienchefin Carmen  Hefti. Was wir hier eins zu eins tun:

«Die Serie «Keep on Riding» zeigt aus der Cockpitperspektive bekannter Mountainbikefahrerinnen und -fahrer verschiedene Strecken in der Schweiz. Als verantwortliche Redaktion haben wir jedoch tatsächlich zu wenig Augenmerk auf die nicht offiziellen Bike-Trails in den Sendungen gerichtet. Dafür möchten wir uns entschuldigen. Die Sendungen sollen kein Aufruf sein, Wege zu befahren, die nicht offiziell ausgeschildert sind. Aus diesem Grund wird die Produktion aus dem Netz entfernt.»

Ob die Sache damit erledigt ist, war bei Redaktionsschluss am Freitagabend noch offen. Das Medienrecht billigt Parteien grundsätzlich ein Recht auf Gegendarstellung zu. Im Print einigt man sich oft auf einen Kompensationsartikel, der aber nicht als Gegendarstellung deklariert ist. Bei den Elektronischen Medien gibt es selten Gegendarstellungen. Oft belässt man es bei Korrekturen auf der Website. SRF macht das beispielsweise so. 

Das ist nicht ganz korrekt, wird aber oft toleriert.