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Lachen ist gesund

Es ist Sonntag, Kontrastprogramm zu den traurigen Niederungen in den Medien.

Wir beginnen mit einer Meldung, die nun Alt und Jung verblüffen wird:

Dieses Geheimnis hat ihr NZZ-Schönschreiber Sacha Batthyany entlockt, der sonst gerne Interviews mit mediengeilen Nutten führt. Wer hätte das gedacht? ZACKBUM legt noch einen drauf: das Leben führt zum Sarg. Wer früher stirbt, ist länger tot. Fehlt nur noch die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ach doch, ist ja bekannt: 42.

Dann gibt es Illustrationen und Titel, da prustet man schon los und ist froh, dass man den dahinter stehenden Quatsch nicht lesen muss:

The one and only «watson», und dabei ist’s nicht mal eine «Analyse» von Philipp Löpfe. Aber das hier ist eine:

Die Analyse-Wurst, der ist das wurst.

Trump zwar auch, aber woran erkennt man, dass eine Redaktion ihn nicht mag? Nein, nicht an den Ausführungen der Parallelwelt-Reporter. Sondern schon am Foto:

Wollen Sie von dieser Schnute geknutscht werden, fragt «20 Minuten» seine erschreckten Leser. Oder gilt das schon als visuelle sexuelle Belästigung?

Das St. Galler «Tagblatt» zeigt hingegen, dass Appenzellerinnen nicht nur Käse machen, sondern auch zum Fürchten sein können:

«Was guckst du?» auf Rhoderisch, oder: wotsch Lämpe?

Eine etwas eigene Auffassung zeigt der «Blick», was ein sinnvoller Beitrag zum Weltfrauentag sein könnte:

Karen Schärer, «Teamlead Gesellschaft» (den Titel kannte ZACKBUM noch nicht), weiss mehr. Sie verrät es aber nur an «Blick+»-Leserinnen, was ein wenig gemein ist. Denn möchten nicht wir alle die Antworten auf diese Fragen wissen? «Warum es problematisch sein kann, wenn Frauen sich angewöhnen, mit dem Vibrator zum Orgasmus zu kommen» oder «Welches Sextoy mit KI es für Männer gibt».

Nun ist ZACKBUM natürlich etwas abgelenkt und muss hier schliessen; ein Sextoy mit KI wartet …

 

 

Wenn der Journalismus am Ende ist,

dann bemerkt man das an untrüglichen Zeichen.

Ein kleiner Querschnitt durch die vier Leitmedien der Schweiz, plus eine Zugabe. Wenn sie ganz unten angekommen sind.

Natürlich ist in der Pole Position das einzige Organ mit einem Regenrohr im Logo:

Eine Redaktion, die ernsthaft ihre Leser auffordert, ein Bild vom Meerschweinchen einzuschicken, die ist am Ende. Ein «Blick» ins real existierende Elend.

Aber auch eine Redaktion, die ihre eigene Kolumnistin lobhudelt, ist nicht weit vom völligen Elend entfernt. Überraschend, dass es sich um die NZZ handelt.

Ganz martialisch, kriegerisch, sozusagen bellizistisch geht’s bei CH Media zu:

«Den Schalter im Kopf umlegen»? Das hätte aber zwei Voraussetzungen. Einen Kopf und drin einen Schalter. Ob Journi Remo Hess wohl weiss, wo der Ausdruck «geistige Landesverteidigung» herkommt?

Vereint im Elend mit allen anderen ist natürlich auch Tamedia, das ist so sicher wie der Furz nach der Zwiebel:

Es ist immer wieder beelendend, wenn völlig unbedeutende Journis sich dazu aufschwingen, Politikern Betragensnoten zu erteilen (Scholz «verhält sich ungeschickt und naiv») und gleich noch Mutmassungen über den Gemütszustand eines weiteren Politikers anzustellen («Putin darf sich freuen»). Das ist aber nett von Stephan Israel, dass er dem russischen Präsidenten diese Erlaubnis erteilt.

Es geht tief hinunter, wollen wir noch versuchen, den absoluten Tiefpunkt zu erreichen? Bitte sehr:

Wer so etwas ernsthaft als «Analyse» bezeichnet, dem ist nicht mehr zu helfen. Meine Güte, Philipp Löpfe.

«watson» kann’s natürlich auch

Sicher, der «Blick» ist nicht alleine.

Da wäre mal die Rubrik «Was ich wirklich denke». Diesmal:

Was das ist? Nun, für Leser ohne Scham: beim Vernähen des Damms einer Frau nach der Geburt werde «eine oder mehr Nähte mehr als nötig angelegt.» Warum? «Der Zweck soll darin bestehen, die Öffnung der Vagina zu verengen und dadurch das Vergnügen ihres männlichen Sexualpartners beim Geschlechtsverkehr zu steigern.»

Pfuibäh. Noch widerlicher seien die Männer von beschnittenen Frauen, weiss die anonyme Hebamme. Aber da würde natürlich jede Kommentierung schnell als postkolonialer Rassismus bei völligem Fehlen eines multikulturellen Verständnissen für andere Sitten kritisiert.

Wichtiger noch ist, dass «watson» eine neue Stufe des nassforschen Zugebens eines Plagiats erreicht hat: «Wir gestehen: Bei der Idee für «Was ich wirklich denke» haben wir uns schamlos beim «Guardian»-Blog «What I’m really thinking» bedient. Wir mussten fast, denn die Idee dahinter passt wie die Faust aufs Auge auf unseren alten Claim «news unfucked».» Wahrlich, wie die Faust aufs Auge des Lesers.

Aber zurück zum Altbewährten, dem Listical:

Haben wir gelacht. Das gilt natürlich auch für diese Meldung:

Auch «watson» will gerne etwas für die Bildung seiner Leser tun:

Ein sogenanntes ausführliches Erklärstück, das aber eigentlich niemanden interessiert. Oder will jemand damit beim ersten Date oder der Liebesfeier langweilen?

Hier kann man hingegen von einer aufgespreizten Bild-Textschere sprechen:

Wobei natürlich auch Sexismusverdacht bleischwer in der Luft liegt. Apropos, sex sells, geht immer:

Auch das läuft unter der Rubrik: was wir nie genau wissen wollten.

Aber jetzt wird es ernst, Philipp Löpfe beantwortet die ganz grossen Fragen der Weltpolitik:

Wobei die Spitzmarke «Analyse» ungefähr so zutreffend ist wie bei Raphaela Birrer. Joe Biden sei offensichtlich zu alt, weil er sich ständig verspricht? I wo, stammelt Löpfe: «Weil er in seiner Kindheit gestottert hat, neigt der Präsident zu Versprechern. Das hat er stets getan, ganz abgesehen davon, dass dies eine Eigenschaft ist, die allen älteren Menschen gemein ist, genauso wie ältere Menschen dazu neigen, Dinge zu vergessen und Namen zu verwechseln. Der bloss rund vier Jahre jüngere Donald Trump tut dies ebenso

Im Alter wird der Mensch halt wieder zum Kind, weiss man doch. Und Trump macht’s auch, obwohl er in seiner Kindheit wohl nicht stotterte. Ätsch.

Denn eigentlich sei Biden «schlank und fit», er versuche aber nicht, «sein Alter künstlich zu überdecken. Sein Haar ist weiss geworden, sein Gang zögerlich». Auf der anderen Seite: «Trump hingegen ist gross und dick. Er lässt sich jeden Tag stundenlang schminken und büschelt sein blondiertes Haar so, dass man seine Glatze nicht sieht. Er tritt machomässig auf, tanzt – oder was er dafür hält – zu Disco-Musik und kommt damit durch.»

So weit, so ungerecht. Aber beantwortet Löpfe eigentlich die Titelfrage? Wolle Biden allenfalls freiwillig zurücktreten? Niemals, weiss Löpfe. Könne man ihn dazu zwingen? Keinesfalls. Also: «Geradezu aussichtslos ist es, Biden in den Vorwahlen die Kandidatur streitig machen zu wollen.»

Und sonst: «Der Schwurbler Robert F. Kennedy will als Unabhängiger antreten. Dazu gesellt sich erneut die Grüne Jill Stein und der schwarze Exzentriker Cornel West

Also alles Nullnummern. Fazit: «Die Amerikaner stehen somit vor der wenig attraktiven Wahl zwischen einem Grossvater und einem Verrückten.» Trump ist also verrückt? Aber ja, siehe seine NATO-Rempeleien. Und, fast noch schlimmer: «Keine Berührungsängste zu Diktatoren». Und auf dem Foto sieht man – Trump mit dem gewählten ungarischen Ministerpräsidenten Orbán, der sich eine solche Verleumdung verbitten würde, wenn er das Geschwafel von Löpfe zur Kenntnis nähme.

Lässt sich das noch steigern? Ach ja, massenhaft, aber wir lassen es bei der Darstellung unserer Lieblingsrubrik bewenden:

Kleine Preisfrage: wie viele Leser von «watson» sind wohl in der Lage, die richtige Zahl aus «Teil CXVI» zu extrahieren? Im Gegensatz zu allen ZACKBUM-Lesern, natürlich.

Sauglattismus

Was kommt heraus, wenn eine Flachdenkerin einen Luftikus interviewt?

Rafaela Roth neigt zu unreflektierten Jubelarien, langweiligen Interviews und pseudokritischen Reportagen. Das passte sehr gut zu «watson», das befremdet in der NZZaS. Besonders peinlich wird es, wenn sie auf den «Medienexperten» und «Professor for Journalism» Vinzenz Wyss trifft. Der bezieht seine Fachkompetenz aus seiner kurzen Tätigkeit im Lokaljournalismus. Und aus anschliessender Theoriebildung.

Kann man einen «Experten» ernst nehmen, der bereit ist, sich für ein sauglattes Foto zum Deppen zu machen? Nicht wirklich, wie das Interview beweist. Was meint der Professor, was das Publikum über Journalismus denkt?  «Die meisten Leute … denken, Journalismus lasse sich verkaufen wie warme Gipfeli.»

Nun, Roth und Wyss scheinen zu denken, dass sich ein abgestandenes, altbackenes Interview als Journalismus verkaufen liesse. Der Professor kommt dabei zu bahnbrechenden Erkenntnissen: Medienorganisationen seien  «eben etwas anderes als eine Autopneufabrik. Von ihr erwartet niemand, dass sie gesellschaftlich etwas zurückgibt». Doch, von einer Pneufabrik erwartet man, dass sie sich an alle Vorschriften hält, Auflagen des Umweltschutzes erfüllt und sich sozial verantwortlich verhält. Und natürlich sind Informationen wie Autopneus. Sind sie brauchbar und nützlich, lassen sie sich verkaufen. Sind sie abgefahren oder platt, eben nicht.

Aber Wyss greift auch zu kritischen Worten: «Wenn man wegen unternehmerischer Fehlentscheide sparen muss und dann Entlassungen durchführt, ist das auch ein wenig unverantwortlich.» Ein wenig unverantwortlich? Es ist doch so: In drei grossen Medienkonzernen sind die privaten Besitzer in den fetten Jahren obszön reich geworden. Damals bedeutete, eine Druckmaschine zu betreiben, die Lizenz fürs Gelddrucken zu besitzen.

Inzwischen bauen die Wanners, Ringiers und Coninx› ihre Konzerne so um, dass sie immer noch fette Gewinne abwerfen, nur nicht mehr mit Journalismus. Weil sie und ihr Management seit Jahren zu blöd sind, eine Antwort auf die Informationsvermittlung via Internet zu finden. Wenn nun Medien tatsächlich die Vierte Gewalt sein sollten, Macht kontrollieren und überwachen, damit eine gesellschaftlich wichtige Funktion haben, dann gibt es ja nur eine Lösung für die Misere: man muss sie den Familienclans wegnehmen und in Non-Profit-Organisationen umwandeln. Modell NZZ. Aber das traut sich der Professor nicht zu sagen. Dafür neigt er zur Selbstkritik: «Ja, ich musste meine Sucht, wahrgenommen zu werden, etwas bändigen. … Ich wurde als Schwätzer wahrgenommen.» Wurde?

Wenn unqualifizierte Fragen auf labberige Antworten treffen, dann führen die beiden praxisnah vor, was Journalismus eben nicht sein sollte: Dampfplauderei ohne Erkenntnisgewinn. Aber vielleicht muss man das dialektisch sehen: die beiden wollten zeigen, wie es aussieht, wenn eine journalistische Bruchlandung dem lebenden Objekt, dem überlebenden, zahlenden Leser serviert wird.

Denn die Misere der Medien ist zur Hauptsache selbstverschuldet. Das Grundübel: um Geld verlangen zu können, muss zuerst eine geldwerte Leistung erbracht werden. Oder um es auf dem Niveau Roth/Wyss auszudrücken: wenn der Bäcker statt warmer Gipfeli ungeniessbare Abfallprodukte anbietet, dann darf er sich nicht wundern, dass die niemand kauft.

 

Die Welt spinnt

Geklaut von der WoZ. Aber gut.

Die Lage ist ernst, die Ereignisse zerfurchen manche Stirne, es wird mit Zeigefingern gefuchtelt, dass Handchirurgen Überstunden leisten müssen.

Also höchste Zeit für Spass und Tollerei. Gibt’s ja auch. Zuvorderst, aber die Konkurrenz ist hart auf den Fersen, der «Blick» Wer das hier (mit Bild!) online stellte, riskiert garantiert seine Weiterbeschäftigung:

Was, entledigen sich die Schweizer massenhaft ihrer Dildos? Nicht ganz, es handelt sich um den Aufruf einer Kinder-Wohltätigkeitsorganisation in – Wales. Noch schlimmer: «Welche Art von Sexspielzeugen die Filiale genau erhielt, wurde nicht öffentlich bekannt gegeben.» Das ist eine Meldung, ungefähr so unbefriedigend wie einen Orgasmus vortäuschen.

Aber vielleicht schafft hier der nächste Artikel von «Blick online» Abhilfe:

Okay, der nicht von der «Blick»-Redaktion, könnte also zutreffen. Aber oh je, verschämt oben rechts steht doch «Präsentiert von amorama». Nein, nicht präsentiert, bezahlt.

Für einen sicheren Lacher ist auch «bajour» immer gut, die künstlich beatmete Postille vom Internet-Crack Hansi Voigt in Basel:

Das ist endlich mal Lokalberichterstattung at its best. Nur mit der Aktualität hat’s es «bajour» nicht so, aber man kann auch über den Geruch von eingeschlafenen Füssen lachen:

Auch auf die Gefahr hin, dass man ZACKBUM vorwirft, nur zum Naheliegenden zu greifen: wohin denn sonst?

Eine solche Mischung von Vollgaga-News kriegt in der Schweiz nur «watson» hin. Da capo:

ZACKBUM ist gerecht und verteilt Lachtränen in alle Richtungen. Nur die «Aargauerzeitung» aus dem Hause Wanner traut sich, so aufzumachen:

Nun ja, auch das St. Galler «Tagblatt» hat’s gerne bunt und komisch gemischt:

Auch die alte Tante kann ganz witzig werden. Vor allem, wenn sie sich am Angstgegner der FDP abarbeitet, der SVP. Da lässt sie dann jegliches Bemühen um Objektivität fallen:

«Die SVP erringt den Wahlsieg mit einem Luftschloss». Diesen Knaller würde sich nicht mal Patti Basler oder sonst ein Linkskomiker trauen.

Und der Tagi? Der ist eigentlich nicht komisch, vielleicht tragikomisch:

Das Problem hier ist: kein Kommentar ausser einem, aber der ist auf Englisch, enthält irgend etwas Erhellendes, Interessantes, gar Witziges.

 

Eine überfällige Rubrik

Tata, ZACKBUM hebt aus der Taufe: die Leserverarschung.

In dieser Rubrik werden künftig in unregelmässigen Abständen wunderschöne Beispiele aus dem Schweizer Mediensumpf aufgespiesst; meistens erklären sie sich selbst oder durch einen angefügten Kurzkommentar.

Zum Einstieg:

Ein Angebot von «Blick+» für zahlungswillige Leser. Das ist offenbar so gut, dass es inzwischen fast eine Woche lang zuoberst in der Rubrik «Politik» beim «Blick» steht. Man sieht mal wieder: politisch ist in der Schweiz selbst im Wahlkampf nichts los. Jedenfalls in diesem Organ.

Das hatte schon so einen Bart, als der «Tages-Anzeiger» noch Schwarzweissfotos druckte. Der wichtigtuerische Aufruf an einen Politiker, einen Wirtschaftsführer, einen Trainer, einen Chef, an wen auch immer, irgend was zu «übernehmen». Das geht zwar dem Adressaten wie auch den Leser schwer am hier titelgebenden Körperteil vorbei. Aber der Journalist fühlt sich wenigstens einen Moment lang bedeutend. Sollte man ihm aber nicht gönnen.

Luzi Bernet, der abservierte Chefredaktor der NZZaS, hat den Schoggi-Job (oh, darf man ds noch sagen?) – Italien-Korrespondent der NZZ mit Sitz in Rom – gefasst. Natürlich nicht für das politische Tagesgeschäft, mehr so für das Spezielle und Schöne im Leben. Gut, auch Lampedusa und die Flüchtlingspolitik spielen eine Rolle, aber auch die zwei Intendanten der Oper von Neapel. Oder Schmonzetten wie «Räuber bringt gestohlenes Auto mit Brautkleid zurück». Oder eben das x-te Interview mit Saviano.

Diese aus «People» abgeschriebene Meldung bestätigt das Vorurteil, dass ein Gratisblatt wie «20 Minuten» halt auch nichts wert ist.

Natürlich gibt es ein digitales Blatt, das immer locker einen drauflegen kann. Passend zur Meldung aus der Welt der Schokolade ein Promotext von Fairtrade auf «watson», wie das Label Max Havelaar honduranischen Kaffeebauern helfe. Auch dazu gäbe es eigentlich einiges Kritisches zu sagen. Aber das wäre ja, pfuibäh, mit Recherche verbunden.

Schliessen wir mit dem Dreierschlag eines Blatts, das wir viel zu wenig berücksichtigen: Die «Südostschweiz». Ein Sonntagsquiz über Schlafen, eine launige Kolumne des CEO Masüger (dem halt keiner reinreden darf), und schliesslich eine Umfrage der Woche mit dem etwas kryptischen Titel «Ihr habt eure Nachbarn gern, aber verfolgt nicht die Uefa Champions League». Irgendwie ticken die Südostschweizer anders als der Rest der Welt.

 

Corona is back!

Entspannung auf den Redaktionen. Ukraine bekommt Konkurrenz.

Bislang fiel es nur Einzelnen auf, so der unermüdlichen Corona-Kreische Marc Brupbacher. Aber inzwischen erreicht es auch Qualitätsorgane wie «watson»: die Pandemie ist zurück. Die Seuche. Wenn sie uns schon das letzte Mal nicht alle ins Grab brachte, dann vielleicht diesmal?

Himmel, hilf. Nein, falsch, in solchen Zeiten ist es höchste Zeit für den Ratschlag des Fachmanns. Fast wäre man verleitet zu sagen, dass unsere Leichen noch leben. Aber das wäre natürlich unfair gegenüber einem der grossen Kriegsgewinnler bei Corona, Part I. Da schob sich nämlich in der Schweiz ein vorher völlig unbekannter Forscher plötzlich in die Pole Position und überstrahlte seine vielen Mitbewerber mit unermüdlichen Medienauftritten.

Wie ein Virus setzte er sich auf jedes Mikrophon, jede Kameralinse, infizierte unzählige Wortbeiträge. Mit dem Abklingen der Pandemie wurde es auch deutlich ruhiger um ihn. Aber dank der neuen Variation des Virus können wir aufatmen (natürlich nur hinter einer Mundmaske): Marcel Salathé is back!

Wir fragen uns natürlich: und wo ist Emma Hodcroft, die mit den Waffen einer Frau kämpfte und auch zum Inventar gehörte? Was ist mit Christian Althaus, der damals den Wettbewerb «wer sagt die meisten Toten voraus?» haushoch gewann? Nun, sie werden sich sicherlich noch melden.

Aber zurzeit gehört die Bühne Salathé:

Er gibt sich nun aber geläutert, was Zukunftsprognosen betrifft: «Die einzige Aussage, die ich mit grosser Sicherheit wage zu machen, ist, dass wir vom Coronavirus noch viel Neues erwarten dürfen.» Um zu einer solch luziden Erkenntnis zu kommen, muss man natürlich studiert haben und Professor an der ETH sein.

Leider bedeutet das, dass er für das Interview nicht allzu viel hergibt: «Aber ob das in absehbarer Zeit passiert, in zehn oder hundert Jahren, das lässt sich unmöglich sagen … Es ist noch früh, darüber gesicherte Aussagen zu treffen … Das kann man nicht abschätzen – es gibt zu viele unbekannte Faktoren.» Blöd auch, man spürt den Frust des Interviewers. Der steigt fast ins Unermessliche bei der Antwort auf die Frage, ob sich der Epidemiologe denn nun wieder impfen – vornehm «boostern» lasse: «Ich werde dieses Jahr wahrscheinlich darauf verzichten. Ich impfte mich bereits dreimal gegen das Coronavirus und fing mir insgesamt schon drei natürliche Infektionen ein.»

Das ist natürlich alles bedenklich frei von Endzeitstimmung. Aber bevor der Interviewer das Gespräch frustriert abbricht, hat Salathé noch ein Zückerchen parat, eine technologische Entwicklung, «die mir allerdings Bauchschmerzen bereitet.»

«Erzählen Sie», japst der Interviewer begeistert.

«Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber wir unterschätzen, wie einfach es in zehn oder zwanzig Jahren sein wird, neue und gefährliche Erreger im Labor heranzuzüchten.»

​Immerhin, ein Teufel ist da, wunderbar. Dann noch leicht Kritisches im Rückblick: «Es ist kein Geheimnis, dass die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Behörden nicht optimal verlief.»

Ds ist nun sehr vornehm ausgedrückt; die Task Force des Bundesrats verselbständigte sich und meinte, öffentlich allen haftungsfreie Ratschläge erteilen zu dürfen, sie wurde zum Ego-Booster für die beteiligten Wissenschaftler, die endlich auch mal einen Platz an der Sonne der öffentlichen Aufmerksamkeit erobern wollten.

Bei so viel Bescheidenheit gönnt die «Aargauer Zeitung», von wo «watson» das Interview übernommen hat, dem Wissenschaftler noch einen staatsmännischen Abgang: «Es ist schliesslich meine Pflicht als Wissenschafter und Bürger, mich mit meinem Wissen einzubringen.»

Da sind wir mal gespannt, wie der anschwellende Bocksgesang der von medialer Aufmerksamkeit längere Zeit depravierten Wissenschaftler sich zukünftig gestalten wird. Unsere sichere Prognose: mit so zurückhaltenden Worten gibt es da bald keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. Alarmschreie, Todesgekreische, wilde Forderungen nach Zwang, Maskenschutz, Impfen, Separieren müssen her. Die Warnungen vor einem zusammenbrechenden Gesundheitssystem, überlasteten Notfallstationen, über Kämpfe um Atemgeräte müssen endlich wieder kommen. Wann wagt es der Erste, über Leichenberge vor den Spitälern zu fantasieren?

Diesmal kann man einfach in den Fundus vom letzten Mal greifen, das ist doch nicht so schwierig.

 

Dumm, dümmer, «watson»

Es soll Menschen geben, die ihre Weltsicht von diesem Organ beziehen.

Sie sind entweder zu beneiden oder zu bedauern. Solange «watson» pseudolustige Listicals macht («Diese 26 Tattoos lassen sich nicht mal mehr in der Badi verstecken» – wobei: wieso sollte das jemand wollen), ist ja noch alles in Ordnung. Brachialkomik für Minderbemittelte.

Bedenklicher wird es, wenn «watson» die grosse Politik erklären will:

Was ist denn «bekannt»?

«Die Entlassung Resnikows erfolgt im Zuge einer Reihe von Korruptionsskandalen, in die das ukrainische Verteidigungsministerium verwickelt ist. Obwohl Resnikow selbst in keinen dieser Skandale verwickelt ist, wird er dennoch mit diesen in Verbindung gebracht.»

Natürlich ist auch Resnikow selbst in Korruption verwickelt (Stichwort Winteruniformen). Dabei hat «watson» doch die vereinten Kräfte von «lak/sda/dpa»  angespannt, um diesen Unsinn zu texten: «Die Ausmerzung der Korruption in der gesamten ukrainischen Regierung ist für Selenskyj von entscheidender Bedeutung.»

Das kann so nicht stimmen, denn dann müsste der Präsident und Villenbesitzer bei sich selbst anfangen …

Im Anschluss an diesen Ausrutscher in die Weltpolitik kehrt «watson» wieder zu seinem Niveau zurück:

ZACKBUM ist einverstanden: wer sich für das ukrainische Verteidigungsministerium interessiert, interessiert sich auch für den chilenischen Nati-Goalie oder für 23 skurrile Bilder aus China, keine Frage.

Von der Klimafront ist nur Durchwachsenes zu vermelden:

Das ist grosse Breaking News. Die Ukraine hat fast gewonnen. Der Hürdenläufer hat fast gesiegt. «watson» ist fast ein Newsmedium. Die Meldung ist fast bescheuert. Nein, ganz.

Aber Achtung, auch vor dem Erhabenen und Musikalischen schreckt «watson» nicht zurück. Was, gibt es neues von Rammstein? Aber nein, Redaktor Peter Blunschi legt die Latte echt hoch:

Da soll noch einer sagen, «watson» sei eine Bande von Kulturbanausen: «Gerade erst habe ich wieder einmal die Festspiele in Bayreuth besucht und kam voll auf meine Kosten.» Wunderbar, obwohl: «Der «Holländer», inszeniert vom Russen (!) Dmitri Tcherniakov, gilt als vergleichsweise unproblematisch, aber er illustriert einen Teil des Problems. Richard Wagner bediente sich für seine Opern oder Musikdramen (er schrieb als einer von wenigen Komponisten die Texte selber) vorwiegend bei Stoffen aus dem germanisch-nordischen Kulturkreis.»

Das wird die Holländer freuen, dass sie neuerdings zum «germanisch-nordischen Kulturkreis» gehören, ebenso wie die Sage vom holländischen Kapitän, der verflucht ist, die Weltmeere ewig zu durchpflügen.

Nun war Wagner aber, auf diese Erkenntnis ist man schon vor Blunschi gekommen, Antisemit. «In seinem Pamphlet «Das Judentum in der Musik» behauptete er, Juden könnten keine eigenständige Kunst schaffen. Und er raunte über ihren «Untergang». Kein Wunder, sehen manche eine direkte Linie von Wagner bis Auschwitz. Kein Wunder, können Wagners Werke in Israel kaum gespielt werden.»

So weit, so banal. Und Adorno sagte, nach Auschwitz könne man keine Gedichte mehr schreiben, und Louis-Ferdinand Céline war ebenfalls Antisemit und Nazi-Kollaborateur, schrieb aber mit «Reise ans Ende der Nacht» und dem ikonisch geworden Buchtitel «Kanonenfutter» («Casse-pipe») zwei Antikriegsromane von seltener Eindringlichkeit.

Es gibt eine ganze Reihe von Künstlern, deren künstlerisches Werk überragend ist, die aber menschlich oder politisch versagten. In Zeiten von Gesinnungsöffentlichkeit wird es natürlich wieder einmal problematisiert, ob man der künstlerischen Leistung Bewunderung zollen darf oder den Künstler verurteilen muss. Dabei ist es doch ganz einfach: ein politisch korrekter, dem Guten, Schönen, Menschlichen, Humanen, der Solidarität zuschreibender Künstler wie Lukas Bärfuss (Kim de l’Horizon kann man ja nicht mal so bezeichnen) ist deswegen trotzdem langweilig, künstlerisch niveaulos, vermurkst mit guten Absichten, aber mangelhaften Fähigkeiten die deutsche Sprache. Um dennoch bejubelt zu werden.

Schliesslich, damit wollen wir die Quälerei des ZACKBUM-Lesers beenden, hat aber auch «watson» einen Bildungsauftrag. Nicht nur, dass sich das Online-Magazin für intellektuelle Kreise an Wagner abmüht. Es macht auch den hier:

Genau, ein «Quizzticle» ist die Steigerung eines «Listicles», schenkelklopf.

Das hier fängt schon recht ungebildet an:

««Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.» Das ist erstens in Form eines Wandtattoos ein sicheres Indiz dafür, dass die soeben betretene Wohnung schnellstmöglich zu verlassen ist. Zweitens – und das ist in diesem Fall wichtiger – ist es kein Buchanfang, sondern versteckt sich mitten in einem Gedicht des ewigen Selbstsuchers Hermann Hesse

Aber zum «Quizzticle», interaktiv, dynamisch, copy/paste und unsinnig.

Die Lösungen sind teilweise banal (Orwell, Kafka, Melville, Grass), teilweise mehr als abgelegen (Miranda July, Erich Hackl, Wolfgang Hermsdorf), und am Schluss wurde noch eine unüberwindbare Schikane eingebaut. Es wird jeweils nach dem Buchtitel gefragt, aber bei «Fahrenheit 451» wird nur als richtige Antwort akzeptiert, wenn man auch den Autor Ray Bradbury nennt.

Das kommt halt davon, wenn  man per copy/paste sich hier bedient, sozusagen Bildungsersatz aus dem Internet. Dort kann sich der Gewinnertyp natürlich auch die Antworten googlen, denn fünf der hier erwähnten Buchanfänge muss man wirklich nicht kennen. Aber netter Versuch.

 

Neid hat viele Töne

Mario Stäuble mag die SVP nicht.

Das ist zusammengefasst die Botschaft einer angeblichen «Glosse zum SVP-Wahlkampf». Ob Stäuble wohl weiss, was eine Glosse ist? Wenn ja, vermag er es gut zu verbergen. Der degradierte ehemalige Co-Chefredaktor Lokales vom «Tages-Anzeiger» musste sich zum Wahlkampfvideo der SVP äussern.

Wie in jedem Wahlkampf zeigen da die SVPler, angeführt von DJ Tommy, alias Thomas Matter, dass die Partei neben Verkniffenem und Schmallippigem auch zu selbstironischer Lockerheit in der Lage ist.

Wenn Bundespräsident Berset an der Street Parade in pinker Federboa teilnimmt und eine Bierdose an den Hut kriegt, dann ist das Tamedia keine böse Zeile wert. Wenn aber die ganze Mannschaft der SVP wie aus dem Feindbild von Stäuble ausgeschnitten zu einer Musik performt, die an «We are Family» erinnert, dann muss das Stäuble natürlich scheisse finden.

Gesteigert wird das nur durch die Dumpfpostille «watson»: «Damit du es nicht anhören musst: Das neue SVP-Tanzvideo in 13 Gifs.» Gesteigert wird das nur durch den angeblichen Humoristen «Karpi». Der wandte sich auf Twitter an den Komponisten Nile Rodgers mit der Behauptung, die SVP habe ihn doch sicher um Erlaubnis gefragt, «We are Family» verwenden zu dürfen. Dummerweise hat Rodgers noch nicht geantwortet.

Stäuble beginnt mit Einzelkritik: «Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher bewegt ihre Arme hin und her wie zwei Scheibenwischer.» Aber damit ist der satirische Muskel von Stäuble noch nicht erschlafft, er kann noch nachlegen: «Die Inszenierung sieht nach einer frühen Probe für die nächste Abendunterhaltung der Männerriege aus». Ist zwar Gefasel, hört sich aber irgendwie abwertend an, also hat’s Stäuble stehenlassen.

Er ist sich schmerzlich bewusst, dass das noch keine Glosse ist, nur Geholze. Also versucht er es auf einer abstrakteren Ebene. Der Clip sei ein Beispiel für die Entpolitisierung der Politik: «Weil man bei einem Segment des Publikums mit inhaltlichen Botschaften nicht mehr durchdringt, versucht man, gute Stimmung zu schaffen.»

Das ist geradezu unverschämt von der SVP. Aber Stäuble wird immer noch nicht den nagenden Verdacht los, dass er es der SVP noch nicht richtig gegeben hat. Also legt er nach: «Das Video lässt sich aber auch anders lesen: Keine andere Partei ist schambefreiter im Vortragen ihrer eigenen Botschaften.»

Das gälte für für «die harten Parolen wie «Ausländer raus!», für Beleidigungen an die Adresse der Freisinnigen – «das gilt aber auch für Matters Gute-Laune-Befehl». Befehl?

Den wenigen Lesern, die sich durch dieses Gestammel bis hierher gekämpft haben, gibt Stäuble dann noch ein letztes Rätsel mit auf den Weg: «Dass man dabei auch mal Minderheiten verunglimpft oder im Wahlsong einen Holperreim platziert? Gehört dazu. … Und ist der Ruf erst ruiniert, politisiert es sich ganz ungeniert.»

Das hingegen ist eine verblüffende Selbsterkenntnis. Oder auf Stäube übersetzt: ist der Journalist erst degradiert, lebt sich’s ungeniert.

Denn was uns Stäuble mit dieser angeblichen Glosse sagen will, was genau ihm an diesem Clip nicht passt (ausser, dass er von der SVP) ist, das bleibt sein süsses Geheimnis.

Wie schreibt er so  richtig: «Man fragt sich: Was ist noch geiler als geil? Noch steiler als steil? Das Ausfüllen der Wahlunterlagen? Antworten gibt es keine.»

Man wird den Verdacht nicht los, dass Stäuble meint, der Begriff Glosse sei die deutsche Übersetzung von Lippgloss. Oder komme von glotzen. Mit satirischem Sprachwitz hat das auf jeden Fall nichts zu tun.

Zum Beispiel Mansour

Oder wie man knapp einer öffentlichen Hinrichtung entgeht.

Das Geschäftsprinzip aller asozialen Plattformen und auch vieler Internetblogs ist die Haftungsfreiheit und Verantwortungslosigkeit. Normalerweise haften Medien nicht nur für ihre eigenen Aussagen, sondern auch für die von Kommentarschreibern oder freien Mitarbeitern.

Das ist bei Facebook, Twitter und Co. anders. Die haben sich durch geschicktes Lobbying eine Ausnahmeregelung im Rechtsstaat USA erkämpft, die sie als blosse Transporteure von der Haftung für Inhalte freistellt. Dafür verwendeten sie so absurde Argumente wie das, dass es gar nicht möglich sei, die Unzahl von täglichen Posts alle auf allfällig strafbare Aussagen zu überprüfen.

Ähnlich schwierig ist es, gegen Blogs vorzugehen, wenn die als Adresse eine ferne Jurisdiktion angeben. Wie zum Beispiel «Hyphen», ein englischsprachiges «News- und Kultur-Magazin, das Storys über Asien Amerika» erzähle, mit Sitz irgendwo in Kalifornien.

NZZ-Redaktor Oliver Maksan erzählt die Geschichte nach, wie beinahe ein Rufmord am deutsch-israelischen Autor und Wissenschaftler Ahmad Mansour gelang. Er hat sich mit seinen Postionen gegen islamischen Fundamentalismus, Islamismus und islamischen Antisemitismus viele Feinde gemacht.

Im vorher im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannten Blog «Hyphen» erschien im Juni 2023 eine umfangreiche publizistische Hinrichtung Mansours durch den britischen Autor James Jackson, der in Deutschland lebt. Auf Twitter fasste Jackson seine Anklagen zusammen: «Ein Grossteil seiner Hintergrundgeschichte ist übertrieben oder erfunden. Er war nie ein Muslimbruder, der Imam war kein Imam, er hat nicht Psychologie an der Universität Tel Aviv studiert». Dafür habe Jackson monatelang recherchiert, mit Familie und Weggefährten gesprochen sowie Mansours Heimatort besucht, fasst Maksan zusammen.

Das wäre ein Reissack gewesen, der in China umfällt. Wenn nicht ein FAZ-Redakteur diesen Tweet aufgenommen hätte und Mansour inquisitorisch aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen.

«Ein Sturm der Entrüstung entlud sich über Mansour. Mansour, der seit 2004 in Deutschland lebt, hat sich schliesslich viele Feinde gemacht. Universitäre Integrationsexperten rümpfen die Nase über den omnipräsenten Praktiker. Für Vertreter des politischen Islams und ihnen im Namen der Antidiskriminierung beispringende Unterstützer von links ist Mansour seit Jahren ohnehin ein rotes Tuch. Ein Araber, der gegen islamisch motivierten Antisemitismus und die Delegitimierung Israels kämpft, hat zudem die antizionistische BDS-Bewegung gegen sich», resümiert Maksen.

Mansour beginnt, sich zu verteidigen, räumt klitzekleine Ungenauigkeiten ein, verschickt schliesslich ein 21-seitiges Dossier an Medien und Kunden seiner Beratungsfirma, in dem er detailliert eine ganze Latte von Falschbehauptungen Jacksons richtigstellt. Das überzeugt dann die «Süddeutsche Zeitung». Nicht zuletzt, um der Konkurrenz FAZ eine reinzuwürgen, tischt sie die Vorwürfe Jacksons ab und stellt sie sich auf die Seite Mansours. Damit neigt sich Waage der öffentlichen Meinung nun auf dessen Position. Schwein gehabt, wenn man das in diesem Zusammenhang sagen darf.

Allerdings: «Hyphen» hat den entsprechenden Artikel immer noch nicht gelöscht oder richtiggestellt, trotz anwaltlicher Aufforderung. Denn da das Stück auch in Deutschland abrufbar ist, hat Mansour hier einen Rechtsstand. Aber: «Das Onlinemagazin hat das Entfernen des Artikels an eine Bedingung geknüpft: Mansour dürfte nicht mehr auf den Vorfall aufmerksam machen. Damit wären zwar die monierten Behauptungen aus der Welt. Mansour aber hätte einem Maulkorb in eigener Sache zugestimmt», schreibt die NZZ. Auf Anfrage sage «Hyphen» nur, man sei in Verhandlungen mit Vertretern Mansours.

Die NZZ schliesst:

«Epilog: Mansour selber ist bestürzt, wie bereitwillig den Behauptungen über ihn geglaubt worden ist. Er sitzt in einem italienischen Restaurant in Berlin-Charlottenburg und schaut auf die grösste Krise seines bisherigen Berufslebens zurück. «Das hätte auch böse enden können», sagt er dann.»

«Hyphen» ist übrigens der englische Ausdruck für Viertelgeviertstrich oder Kurzstrich, der als Binde- oder Trennstrich verwendet wird. Irgendwie zutreffend.

Ach, natürlich nimmt auch die Nonsens-Plattform «watson» das Thema auf. Im gewohnten Qualitätsniveau:

Das «vermeintliche Foto seines Diploms» – gemeint ist wohl «das Foto seines vermeintlichen Diploms», aber Deutsch und «watson», ein ständiger Auffahrunfall – ist von der Humboldt-Universität Berlin als echt bestätigt worden. Aber eben, recherchieren war gestern, behaupten ist heute.

Hat der Mann Mansour ein Glück, dass er nochmal knapp davonkam. Aber leider reiner Zufall, es hätte wirklich auch bös enden können.