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Darbellay mit dem hohen C in der Haltung

Der Walliser Staatsrat keilt in der «SonntagsZeitung» unwidersprochen aus.

 

Trotz jugendlicher 49 Jahre hat Christophe Darbelllay schon eine lange Karriere hinter sich. 12 Jahre Nationalrat, Parteipräsident der CVP. Der wandelnde Wackelpudding bei Entscheidungen zwischen links und rechts, dafür oder dagegen.

Völlig klar war nur seine Haltung als Katholik. Hochhalten der kirchlichen und biblischen Werte, heilige Sakramente der Ehe, usw. Das muss man im Wallis auch, wenn man in diesem politischen Haifischbecken oben schwimmen will.

Nach dem Ende seiner Karriere im Nationalrat und als Parteipräsident brauchte es dann dringend ein neues Amt, denn von Luft und Liebe kann auch der katholische Politiker nicht leben. Die Wahl in die Walliser Regierung hätte allerdings ein kleiner Zwischenfall fast scheitern lassen.

Darbellay weiss, was in der Wirtschaft unmoralisch ist

Aber davon später mehr. Im grossen Interview der «SonntagsZeitung», auch ein Gefäss, das mal Renommee und Niveau hatte, kann Darbellay gegen Bundesrat Maurer austeilen: «Ueli Maurer darf die Wirtschaft nicht im Stich lassen. Das ist unmoralisch.»

Damit bezieht er sich auf die wiederholten Warnungen des Finanzministers, dass sich die Schweiz einen zweiten Lockdown schlichtweg nicht leisten könne: «Dafür haben wir das Geld nicht.» Der mahnt zudem Schweizer Tugenden an: «Wir müssen zurückfinden zur Disziplin in der Ausgabenpolitik.»

Das sieht der Walliser mit mehr Gottvertrauen:

«Ueli Maurer kann nicht auf seinen Milliarden sitzen bleiben und zuschauen, wie die Wirtschaft in den Kantonen untergeht.»

Maurers Milliarden? Drauf sitzen? Dagegen übernehme Darbellay «Verantwortung», wie er unablässig betont.

Man kann auch in der Natur beten

Auch seine Massnahme, Kirchenbesuche zu limitieren, darf er verteidigen: «Man kann überall beten, insbesondere in der Natur.» Es hätte also jede Menge Gelegenheit gegeben, vielleicht mal kritisch nachzufragen. Aber das hat sich die SoZ weitgehend abgewöhnt. Dabei hat Dabellay mit seiner merkwürdigen Bemerkung, dass Maurer die Wirtschaft nicht im Stich lassen dürfe, weil das unmoralisch sei, Tür und Tor zu Rückfragen geöffnet.

Sicherlich, ein christlicher Politiker will sich mit Moral auskennen und moralische Urteile abgeben. Im Falle Darbellay ist es aber so, dass er sich auch mit der anderen Seite recht gut auskennt: mit der Unmoral.

Denn es ergab sich und trug sich zu, im Jahre 2016 des Herrn, dass im Salem-Spital zu Bern ein Knabe das Licht der Welt erblickte. 3125 Gramm Lebend­gewicht, 49 cm gross, ein Schnüsel, ­wie man so sagt.

Wie steht es mit Darbellays Seelenheil?

Hoffentlich beliebte es dem Herrn, seine Gnade über diesem neuen Erdenbürger leuchten zu lassen. Obwohl er, horribile dictu, nicht im Stande der heiligen Ehe gezeugt wurde. Nun könnte man einwenden, dass das im christlich-aufgeklärten 21. Jahrhundert kein Anlass mehr ist, dass man um sein ewiges Seelenheil fürchten müsste. Das stimmt, trifft aber nicht auf seinen Erzeuger zu.

Niemals sollte man einem schwachen Mann einen Seitensprung vorwerfen. Ausser, er ist verheiratet und behauptet: «Ich bin ein gläubiges Mitglied der römisch-katholischen Kirche und möchte meine Kinder in dieser ­Tradition erziehen.» Ausser, er behauptet in seiner ehemaligen Funktion als CVP-Parteipräsident, seine Partei sei die einzige im Land, «die sich zum C bekennt und wirklich christlich-abendländische Werte vertritt».

Zudem sprach er sich ausdrücklich gegen «die Schwächung der Ehe» aus. In höchster Not gestand er sein unchristliches Verhalten dann im «Blick» ein, bereute und versicherte, sich auch um diesen Sprössling kümmern zu wollen.

Die Bibel kennt da keine Gnade: «Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.» Hiob ruft ihm zu: «Denn was ist die Hoffnung des Heuchlers, wenn Gott ein Ende mit ihm macht und seine Seele hinreisst?»

Hoffnung auf Vergesslichkeit

Nun, bevor das aber passiert, schaffte Darbellay dann doch die Wahl in die Kantonsregierung und erteilt nun fröhlich moralische Ratschläge. In der Hoffnung auf die Vergesslichkeit des Publikums und in der berechtigten Hoffnung, dass die SoZ doch wohl keine fiesen Fragen stellen wird.

Neben der Frage der Glaubwürdigkeit wäre vielleicht noch zu klären gewesen, was Darbellay damit meint, dass der Finanzminister auf «seinen Milliarden sitzenbleibt». Erstens sind das nicht Maurers Milliarden, was der im Gegensatz zu Darbellay auch weiss. Und wenn schon einer einfach rumsitzt und Partikularinteressen verteidigt, ist es Darbellay.

Die Bergbahnen dürften bei einem möglichen neuen Lockdown keinesfalls geschlossen werden, das sei dann ganz falsch gewesen und werde nicht mehr hingenommen, sagt der Walliser markig. Denn in seinem Kanton wird ziemlich viel hingenommen.