Schlagwortarchiv für: Verleger

Newsletter des Schreckens

Lauter schlechte Nachrichten von der «Republik».

Wo wollen wir nur anfangen? Vielleicht beim ganz Schlimmen. Die «Republik» hat laut ihrem NewsletterSehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger – and everybody beyond!») neu nicht nur einen Chefredaktor, sondern gleich zwei:

«Nachdem Oliver Fuchs seine Rolle als Chef­redaktor aufs Jahresende abgegeben hat, übernehmen Bettina Hamilton-Irvine und Daniel Binswanger übergangs­weise die Chef­redaktion bis zum Abschluss des laufenden Rekrutierungs­prozesses.»

Von der «Co-Leiterin Inland» ist bislang keinerlei Strategisches bekannt, von der schreibenden Schmachtlocke ist bekannt, dass er von Zahlen, Wirtschaft oder Finanzen nicht den Hauch einer Ahnung hat.

Wieso könnte das nicht unwichtig sein bis zum möglichen schrecklichen Ende des «laufenden Rekrutierungsprozesses»?  Aus einem einfachen Grund, der sogar den Luftikussen der «Republik» echt «Sorgen» macht: «Die Zahl unserer Verleger ist bisher nicht gewachsen. Auch nicht während des wichtigen Weihnachts­geschäfts.»

Wir erinnern uns: weil die Zahl er Abonnenten schon länger stagniert oder leicht rückläufig ist, macht die «Republik» das, was jedes verantwortungslose Unternehmen macht: sie erhöhte die Ausgaben um ein paar Milliönchen und kündigte an, dafür ein paar tausend Abos mehr verkaufen zu wollen.

Die Ausgabenseite haben sie schwer im Griff, die Einnahmen weniger. Aber immerhin, ein wenig Selbstkritik darf kurz aufblitzen:

«Noch kommt man an uns vorbei. Doch für die nächsten 5 Jahre haben wir uns viel vorgenommen. Wir wollen die «Republik»-Stimme unüberhörbar machen. Nicht mit Lärm, sondern mit Relevanz und Schlagkraft – und gemeinsam mit Ihnen.»

Fünfjahresplan? Nun ja, am 14. Januar feierte die «Republik» ihren 5. Geburtstag, also die Veröffentlichung des ersten, ellenlangen Artikels. Wie es sich für leicht Verwirrte gehört, teilt das das Magazin der Welt allerdings erst mit 5 Tagen Verspätung mit. Das muss vielleicht ein Kater gewesen sein.

Aber das Magazin hat noch eine weitere schlechte Nachricht. Seither nichts gelernt. Denn wie schreibt es launig: einer der ersten Artikel sei «ein Monster» gewesen: «Lesezeit: 34 Minuten». Damals ging’s um Facebook, nun habe die «Republik» fünf Jahre danach über Google recherchiert.

«Wir beleuchten diese Fragen in neun Teilen. Lese-(oder Hör-)zeit: ein paar Stündchen. Aber das wird Sie, liebe Verlegerin, nicht schrecken. Held wird man schliesslich, indem man Monster bezwingt.»

Ein paar Stündchen über Google? Wer will sich das antun? Wer hat soviel Zeit? Ist wenigstens ein Knaller drin, mit dem die «Republik» endlich mal wieder wahrgenommen wird? Niemand, keiner, nein.

Unerschrocken kündet das Magazin dann auch noch gleich vier Neuzugänge an. Auf journalistisch zentral wichtigen Positionen: «Backend-Entwicklerin, Frontend-Entwickler, HR» und immerhin ein neues «Mitglied der schreibenden Redaktion», also des Minderheitenprogramms.

Wieso befällt einen spontan Mitleid mit diesen Neueinsteigern? Vielleicht, weil sie wohl die nächsten fünf Jahre nicht an der gleichen Kostenstelle saugen werden?

 

 

 

«Republik»: Besitzer-Beschimpfung

Verlegerkritik an einem Schmieren-Artikel? Die Autoren kläffen zurück.

Die «Republik» beantwortete die Frage von ZACKBUM, ob es menschenmöglich sei, das unterirdische Niveau des Verleumdungsartikels über ein angebliches Netzwerk von «Info-Kriegern» noch zu unterbieten. Die Antwort lautet ja, es erblickte der Schmieren-Artikel «Der Aufsteiger» über den NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer das Licht der kleinen Welt der Demokratieretter.

Diese ausschliesslich auf anonymen Stänkereien beruhende Kloake journalistischen Schaffens wurde sogar innerhalb der Gesinnungsblase der «Republik»-Verleger in Kommentaren scharf kritisiert. Neben wenig (wohl bestelltem) Lob hagelt es sogar Abbestellungen:

«Der Artikel behauptet, statt zu zweifeln. Er ist kritisch, ohne selbstkritisch zu sein. Die Autor:innen scheinen restlos überzeugt von ihrer Einschätzung.  – Und jetzt? Was genau ist die Story? – Für mich ist das Gossip: Persönliche Recherchen, gespickt mit Zitaten, wo sie grad passen. – 

Dieser Artikel hat mich in meinem Unbehagen bestärkt, das mich bei der Lektüre von Republik zunehmend befällt.

– Manchmal führe ich mit mir den folgenden Test durch: Ich frage mich «Was von dem, was ich eben gelesen habe, könnte ich jemandem als eine verlässliche und überprüfbare Information weitervermitteln?» Je näher die Antwort gegen Null zustrebt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es sich beim Gelesenen um Kolportage handelt. – Braucht es dazu uns, das Publikum? Gibt es dafür keine andere Organe? – Sie Herr Albrecht, wie auch der Rest des Teams, welche die publizistische Verantwortung der Republik trägt, sollten sich hingegen fragen: Haben Sie auch tatsächlich was Relevantes zu berichten über diese Person? (Meinem Verdikt nach: Offenbar nicht wirklich. Deshalb die Seichtigkeit.) – Ich persönlich finde den Artikel ziemlich geschmacklos.»

Sogar der Ex-Mitarbeiter Urs Bruderer kann nicht schweigen: «Disclaimer: Jonas Projer war mein Kollege in Brüssel und ist mein Freund. Und für die „Republik“ hab ich mal gearbeitet. Aber so geht das nicht. „Die Republik hat mit zwei Dutzend Personen gesprochen, …“ – diese Floskel ist kein Freipass, um nachher eine Geschichte ohne Belege und Zitate zu erzählen.»

Dass den Autoren Albrecht und Beck eine Kritik von ZACKBUM schwer an einem gewissen Körperteil vorbeigeht, ist einfach Ausdruck von Arroganz, die aus Unsicherheit entsteht. Aber wenn selbst innerhalb der eigenen Verlegerschaft massiv protestiert wird, entsteht daraus der vielbeschworene «Dialog» mit den Autoren? Nicht wirklich. So meldet sich Albrecht zu Wort und weist seine Brötchengeber scharf zurecht:

«Ich möchte hier auf die vielen Kommentare antworten, die unseren Text kritisieren. Und ich möchte betonen, dass es für uns nach wie vor keinen Zweifel an der Recherche gibt. … Es ist wichtig, dass wir die Geschehnisse so wiedergeben, wie wir es hier getan haben. Dazu gehört auch die Zitierung von anonymen Quellen. Ohne sie wäre Veränderung unmöglich

Welche Recherche? Welche Geschehnisse? Welche Veränderungen?

Auch die Co-Autorin Ronja Beck will unter Beweis stellen, dass sie völlig beratungsresistent ist: «Ich glaube, hier eine Diskussion zu entfachen, bringt aus offensichtlichen Gründen nichts. Deshalb nur kurz: Warum du Informationen von anonymisierten Quellen mit Gerüchten gleichsetzt, ist mir schleierhaft. Ich kann dir versichern, wir haben hier mit gut informierten Quellen gesprochen.»

Sie will offenbar nicht verstehen, dass die Verwendung von anonymen Quellen eine entscheidende Voraussetzung hat: die Glaubwürdigkeit desjenigen, der sie zitiert …

Aber Beck kann noch mehr dafür tun, sich lächerlich zu machen: «Es gibt auch nahezu beliebig viele Unternehmen, die ihr Personal schlecht behandeln. Hätten wir deshalb nie über Globegarden schreiben sollen

Darauf erübrigt sich jeder Kommentar, ausser dem eines «Verlegers»: «Globegarden? Ich hoffe, die Geschichte über Projer fällt nicht genauso in sich zusammen … 😬»

Denn das Duo Infernal Albrecht/Beck zeichnete ebenfalls für den Gewaltsflop «Globe Garden» verantwortlich. Aufgrund fast ausschliesslich anonymer Anwürfe ehemaliger Mitarbeiter zogen die beiden den grössten Betreiber von Kitas in der Schweiz durch den Dreck. Eine gründliche externe Untersuchung der Vorwürfe ergab dann: nichts dran, null, kein einziger Vorwurf (sofern die ungenauen Behauptungen überhaupt konkretisiert werden konnten) liess sich erhärten. Nicht einer. Anlass für Einsicht oder Selbstkritik bei den beiden? Ebenfalls null.

Offensichtlich findet bei der «Republik» keinerlei Qualitätskontrolle mehr statt. Anders lässt sich der Unsinn über die «Info-Krieger» nicht erklären. Anders lässt sich nicht erklären, dass dieser Schmieren-Artikel publiziert werden konnte, der an Lächerlichkeit und fehlerhaften Anwürfen nicht zu überbieten ist. Dazu nur ein Beispiel als Absackerchen.

Um den ungebremsten Egotrip von Projer zu belegen, behaupten die beiden Schmierfinken in ihrem Artikel: «Damit die Schein­werfer keine unerwünschten Schatten auf das Gesicht des Chef­redaktors werfen, muss die Raum­höhe erweitert werden.»

Kleines Problem mit der Wirklichkeit: Der Chefredaktor stand im ersten Jahr praktisch nie vor der Kamera

Wie kommentiert ein gefrusteter Verleger so richtig: «Ich bin allerdings vor allem enttäuscht, wie auf die kritischen Kommentare reagiert wird. Ich sehe vor allem Rechtfertigungen und Abwehrreaktionen.»

Wer sich selbst ohne Not ins Eck manövriert, über keinerlei Fähigkeit zur Selbstkritik verfügt, null Ehrfurcht vor den primitivsten Standards seines Berufs hat, sollte ihn wechseln, statt das ohnehin ramponierte Image noch weiter zu versauen. Im Gastgewerbe zum Beispiel werden dringend Kräfte gesucht …

Wumms: Marc Walder

Was wohl Verleger sagen, wenn sie seinen Namen hören?

Das nennt man Wirkung. Wie eine Abrissbirne fährt der Ringier-CEO Marc Walder durch die Kampagne zur Annahme der Medienmilliarde.

Der Terminator ohne Haare macht jegliche Hoffnung zunichte, einer Niederlage doch noch zu entgehen. Was wohl seine Verlegerkollegen so sagen, wenn sie an ihn denken?

Wir haben Mäuschen auf den Teppichetagen gespielt und an verschlossenen Türen gelauscht. Da hörten wir: «va fan culo», «dagegen ist ja ein postdekonstruktivistisches Kunstwerk konstruktiv», «da werden doch meine Trauben an den Rebstöcken sauer», «ich muss meine Fliege festhalten, sonst dreht die sich wie ein Propeller», «da kommt einem doch das Capuns hoch», «il est fou ou quoi

Wollen wir uns das nächste, gemütliche Beisammensein im Verlegerverband vorstellen? Stehempfang, angeregtes Geplauder, Walder betritt den Raum. Tiefes Schweigen, der Weisswein gefriert in den Gläsern, Servietten werden zu verkniffenen Mündern geführt, der Raum leert sich.

«Nein», zerschneidet ein Wort eisig die Stille, «in meinem Aston Martin darfst du nie mehr mitfahren

Der Quengelton von der «Republik» zum Advent

So sicher wie Weihnachten: Ein langes Goodbye nach hinten und vorne.

Es fängt wie immer harmlos an: «Ladies, Gentlemen and everyone beyond». Und hört gefühlt eine ganze Weihnachtszeit lang nicht auf. Dabei sind es nur 8300 Buchstaben, eigentlich nix.

Erst noch pädagogisch geschickt aufgebaut. Zuerst ein Rückblick: Vor genau einem Jahr sei «der wichtigste Newsletter seit dem Start der «Republik»» rausgepustet worden. Leider habe der gar nicht zur besinnlichen Adventszeit gepasst.

Das stimmt, man erinnert sich mit Schrecken. Zum zweiten Mal zeigte die Riesencrew des Online-Magazins, dass sie zwar lang schreiben, aber nur eher kurz in die finanzielle Zukunft blicken kann. Da der sozusagen normale Quengelton schon für die letzte, überraschende Bettelrunde verbraucht worden war, ging’s nun richtig zur Sache: 19’000 Verleger, vulgo Zahler bis März 2020 müssen her.

Sonst, so sorry, müssen wir uns entleiben

Sonst, sorry, Ladys and Gentlemen, müssen wir uns entleiben; werden alle per Ende März gekündigt, die Räumlichkeiten besenrein zurückgegeben. Dumme Fragen, wieso denn bereits 19’000 reichen sollten, bei dem Riesenbudget, wieso denn die furchtlose und mutige Crew keine Sekunde daran denkt, vielleicht ihre üppigen Löhne etwas runterzufahren, wurden wortreich oder wortlos beantwortet.

Dumme Fragen nach dem undurchschaubaren Dschungel der Buchhaltungs- und Steuerersparniskünste der Holding mit AG und Genossenschaft, wurden mit strafendem Schweigen ignoriert.

Aber tempi passati, wie der Lateiner sagt; es geschah das weihnachtliche Wunder im und um das Rothaus. Die Zahl wurde erreicht; eine weitere Grossspende erledigte den Rest, Demokratie und Welt konnten aufatmen: Die «Republik» lebt weiter.

Ein historischer Moment in der Geschichte der «Republik»

Aber nicht nur das, triumphiert der aktuelle NL, die Anzahl der Abonnenten stieg und stieg und stieg. Auf 25’000; tatä, selbsttragend. Gar auf 27’000, «eine neue Etappe in der Geschichte der «Republik»», trötet der NL. Es gehe nicht mehr ums Überleben, sondern um Langfristigkeit.

Also Schampus für alle, dazu Weihnachts-Grati, 13. und 14. Monatslohn, plus allgemeine Lohnerhöhung? Jein. Denn nach all den guten Nachrichten kommt dann doch wieder die kalte Dusche. Immerhin, es wird (diesmal) nicht mit Selbstmord gedroht. Sondern der finstere Entschluss verkündet, 2021 nicht mehr unter 25’000 Verleger zu fallen.

Selbsttragend, you know. Und wie stehen dafür die Aussichten? Wunderprächtig, oder? Leider nein, «bei etwa: fünfzig-fünfzig. Es könnte hauchdünn werden – jede Verlängerung zählt.» Denn die «Republik» hat immerhin zur Kenntnis genommen, dass Abos mindestens einmal im Jahr verlängert werden müssen. Und dass das nicht alle Verleger tun.

Sondern nur «im Schnitt 75 Prozent». Das bedeutet, wir lassen die dazwischenliegende Quantenphysikrechnung aus, dass Ende März der «Puffer» nur mehr aus 300 Mitgliedschaften bestünde. Und schwups, schon wäre die «Republik» nicht mehr selbsttragend. Ausser, die Riesencrew würde bei den Löhnen oder bei den Stellen, aber das kommt ja nicht in Frage.

Transparenz, wie wir sie an der «Republik» lieben

«Unser Schicksal liegt weiter in Ihrer Hand», barmt die «Republik». Wobei allerdings nicht klar ist, wer «Ihr» genau sein soll. Denn die gute Nachricht ist schliesslich: Es ist völlig wurst, ob es diesen Puffer gibt oder nicht, 25’000 Abonnenten oder 27’000: selbstfinanziert ist die «Republik» niemals. Oder nur, wenn die armen Reichen, die schon Millionen hineingebuttert haben, ihre Darlehen auf null abschreiben. Was sowieso ein Zeichen von Intelligenz wäre.

Vor allem, wenn man sich – nur so als Beispiel – diese illustrative Grafik aus dem «Cockpit» anschaut, die eigentlich die Anzahl der anstehenden Verlängerungen in den nächsten drei Monaten transparent machen soll:

Alles klar, lieber Leser? Oder brauchen wir’s noch transparenter?

Ich gestehe; mit nur wenig Hilfe schaffe ich es, einen Geschäftsbericht der UBS oder der CS durchzuackern und zu verstehen. Aber hier scheitere ich. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht auf dem intellektuellen Niveau eines «Republik»-Verlegers fliege.

Und wie steht es eigentlich ums Kerngeschäft?

Ach, und so nebenbei, gibt es auch publizistische Grosstaten zu berichten, aus diesem Jahr? Eigentlich nicht; der Versuch, vor einem Jahr Stimmung mit einer haltlosen Verleumdung des grössten Kita-Anbieters der Schweiz zu machen, ging wie üblich bei Skandalstorys der «Republik» in die Hose. Der Kita-Betreiber liess zudem alle Vorwürfe extern untersuchen: nichts, nada, nullo dran. An den anonymen Denunziationen ehemaliger Mitarbeiter. Das war der «Republik» dann aber keine Zeile wert.

Sie wolle auch in der Pandemie «möglichst nützlichen Journalismus liefern» behauptet sie. Nun ja, möglichst mageren würde es wohl besser treffen. Viel Meinung, viel Gesinnung, viel Gejodel in der Echokammer, viel Bestätigung eigener Vorurteile und derer des kleinen Zielpublikums.

Völlig den eigenen Verlegern ausgeliefert

Das kommt halt davon, wenn man tapfer auf jegliche Werbung als Einnahmequelle verzichtet. Dann ist man tatsächlich völlig seinen zahlenden Lesern ausgeliefert. Und wehe, man macht die mit störenden Widerworten muff. Dann entziehen sie sofort Liebe und Geld. Und wer braucht beides nicht; gerade in diesen Zeiten.

Dann freuen wir uns schon auf den NL im Frühling. Beide Varianten sind sicher bereits getextet.

Die Meister des Zahlensalats

Die «Republik» hat mal wieder angerichtet und zugesosst.

 

Wie Kollege Beni Frenkel schon völlig zu Recht ausführte, muss man sich nicht nur einige Fragen zum neusten Geschäftsbericht des linken Luxus-Magazins stellen. Sondern sie werden auch gestellt.

Aber nicht wirklich beantwortet. Obwohl doch die «Republik» gerne «die transparenteste Aktiengesellschaft der Schweiz» sein möchte. Und dafür eine eher komplizierte Holdingstruktur mit AG und Genossenschaft gewählt hat.

Aber item, auch bei solchen löblichen Unterfangen geht’s ja schliesslich ums Geld. Um viel Geld sogar. Die einen zahlen, die anderen geben es aus. Wie? Nun, da die Republik basisdemokratisch abstimmen lässt, blättert sie ihre Zahlen und Ausgaben auf. Sie möchte gerne weiterhin knapp 6 Millionen Franken raushauen. Um selbsttragend zu sein, bräuchte das 25’000 zahlende Abonnenten.

«Ihre Stimme für Projekt R!»

Aber an der Urabstimmung beteiligen sich nur etwas über 22’500, mehr gibt’s nicht. Genauer gesagt, abgestimmt haben bislang schlappe 2’027, das ist noch weit unter dem bescheidenen Ziel, dass wenigstens ein Drittel aller «Besitzer» sich meldet.

Dabei endet die Urabstimmung am 22. November um Mitternacht. Nun ist aber das Blöde an solchen Abstimmungen, dass es am Schluss ein Ergebnis gibt. Und das kann, so viel Demokratie muss sein, ja oder nein lauten. Da möchten die «Republik»-Macher nicht in die Meinungsbildung eingreifen, nur: «Natürlich ist es Ihr gutes Recht, den Geschäftsbericht abzulehnen. Aber wir würden uns sehr wünschen, dass Sie uns in der Abstimmungsdebatte dazu vorher kurz schreiben. Vielleicht finden wir einen gemeinsamen Weg.»

Also mit anderen Worten: macht bloss keinen Scheiss. Der könnte sich zum Beispiel daran aufhäufen, dass mit 3,32 Millionen Franken das Redaktionsbudget und die Honorare weiterhin recht üppig fliessen. Denn trotz aller Hilferufe an begüterte und weniger begüterte Unterstützer: Obwohl sich die «Republik»-Macher immer wie Unternehmer aufspielen, sind sie hier gerne Arbeitnehmer, und ein eigenes Opfer bringen, also wirklich nicht.

Happige Ausgaben für den Overhead

Ziemlich happig sind auch die Ausgaben für Verwaltung und «Unternehmensführung», je eine runde halbe Million Franken, natürlich auch hier in erster Linie Löhne. Macht doch nix, die Macher haben doch nur wieder mal einen Verlust von konsolidierten 4,2 Millionen Franken gebastelt.

Das hat allerdings zu zwei blöden Anmerkungen der Revisionsstelle geführt. Also eher peinlich: das «interne Kontrollsystem ist noch nicht genügend dokumentiert». Das bedeutet, dass die grossartige Unternehmensführung und der geballte buchhalterische Sachverstand nicht mal dazu ausreicht.

Die Revisionsstelle ist höchst skeptisch über die Zukunftsfähigkeit

Aber es wird noch schlimmer: Die Revisionsstelle weist auch darauf hin, «dass eine wesentliche Unsicherheit an der Fortführungsfähigkeit besteht». Was heisst denn das? Auf Deutsch übersetzt: wir sind ziemlich skeptisch, ob das Unternehmen die nächste Geschäftsperiode überlebt. Insbesondere: «Aufgrund genügend hoher Darlehen mit Rangrücktritt konnte auf den Gang zum Richter verzichtet werden.» Was wiederum bedeutet: Die «Republik» stand kurz davor, die Bücher deponieren zu müssen.

Nun kann man einen veganen und nachhaltig hergestellten Bio-Falafel darauf nehmen, dass jedes Unternehmen versucht, seine Revisionsstelle von solchen finsteren Bemerkungen abzuhalten. Es ist auch nicht so, dass die kompetente Unternehmensführung aus heiterem Himmel mit dem Bericht überfallen wird. Da setzt man sich vorher zusammen und knetet an der Frage herum: Könnte man das nicht auch lassen? Sieht wirklich blöd aus.

Wobei jede Revisionsstelle gerne bereit ist, denn man möchte ja keinen Mandanten verlieren, grösstmögliche Flexibilität zu zeigen. Natürlich innerhalb gewisser Grenzen, sonst gibt’s dann blöde Haftungsprobleme. Diese Grenzen wären hier offensichtlich überschritten worden, also blieben die Anmerkungen drin.

Gibt’s Probleme? Was für Probleme?

Wir fassen vorläufig zusammen: Die Crew und die Führung haben den Laden nicht im Griff. Sie produzieren weiterhin fröhlich Millionenverluste. Ihre eigene Revisionsstelle hat ernsthafte Zweifel, ob die Bude weiter überlebt. Aber all das wird wortreich schöngeschwätzt, alles im Griff, super, kein Problem. We are the champions.

Und überhaupt, immer das Gemecker an den Löhnen. So koste ein Artikel im Schnitt 2200 Franken, das ist doch halb geschenkt. Ist es das? Wenn die «Republik» pro Tag drei Stücke raushaut, kommen wir im Monat auf rund 200’000 Franken. Im Jahr auf rund 2,4 Millionen. Öhm, wie werden dann die übrigen 3,6 Millionen ausgegeben?

Stückkosten ist immer ein guter Massstab, immer. Alle Aufwände, geteilt durch die Anzahl der hergestellten Produkte. Da weiss man, was man hat. Gehen wir umgekehrt vor. Wenn die «Republik» also pro Jahr ungefähr 1088 Stücke raushaut, dann kostet eins bei einem Budget von rund 6 Millionen – 5555 Franken. Und 55 Rappen.

Alles unklar, ausser vier ewig gleichen Tatsachen

  1. In den Finanzen herrscht keine Transparenz, sondern – absichtlich oder unabsichtlich – ein Riesendurcheinander.
  2. Die Verleger, die Besitzer sollen gefälligst ein Einsehen haben. Nachschiessen, wenn das Wasser wieder mal am Hals steht. Spenden. Werbung machen. Aber ansonsten doch bitte die Schnauze halten – oder ein einfaches Ja genügt auch. Was war schon wieder die Frage? Egal.
  3. Die Arglist der Zeiten, vorhersehbare und unvorhersehbare Probleme begleiten die «Republik» seit Beginn auf ihrer Schlingerfahrt zur Rettung der Demokratie. Dabei erwiesen sich eigentlich alle grossen Skandalstorys tatsächlich als Skandal: aber für die «Republik». Dennoch ist eins in Stein gemeisselt: die üppigen Gehälter. Völlig abgekoppelt von Leistung und Performance.
  4. Sollte es mal wieder ganz eng werden, dann folgt der Griff ins Portemonnaie. Aber nein, nicht ins eigene. Dann wird gebettelt und gejammert. Sollte trotzdem absehbar nicht die gewünschte Summe zusammenkommen, ohne die man finster gedroht hat, alle zu entlassen und die «Republik» zuzusperren, dann wird plötzlich noch ein edler Grossspender aus dem Hut gezaubert. So geht Transparenz heute.