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Mann mit Humor

Ralf Brachat hat einen Applaus verdient.

Man könnte meinen, vom Geschäftsführer von «Swiss Radioworld», einem Werbevermarkter innerhalb der Goldbach Group AG und somit eine Unterschublade von TX, sei kaum Komisches zu erwarten.

Das täuscht aber ungemein. Der Mann weiss besser als mancher Journalist, wie man in einem Interview eine Schlusspointe setzt. Von persoenlich.com gefragt: «Zurück zu Schawinskis Aussage: Wann gibt es nur noch digitales Radio und selbst DAB+ wird Geschichte sein?», haut Brachat diesen Knaller raus:

«Solange es Roger gibt, wird es wahrscheinlich auch UKW geben, denn er hat es ja erfunden (lacht).»

Roschee macht UKWeh

Kehrtwende: UKW bleibt. Zumindest bis Ende 2024. Eins zu null für den Radiopionier.

Man soll alte Löwen nicht unterschätzen. Als Roger Schawinski seinen Feldzug gegen die Abschaltung der UKW-Übertragung der Schweizer Radiostationen begann, war ihm Häme und Belustigung gewiss.

Wanner Junior, Beruf Sohn, Funktion Chef der Radiostationen im Wanner-Imperium, mokierte sich über die Rebellion gegen die Abschaltung; da sei einer in der Vergangenheit steckengeblieben. Seither ist er verstummt.

Der Präsident des Verbandes der Schweizer Privatradios hat inzwischen Kreide gefressen. «Roger Schawinski hat sicher eine Diskussion ausgelöst und das Thema in die Politik gebracht», sagt Jürg Bachmann neuerdings.

Über 60’000 Unterschriften unter einer Petition, die damals verantwortliche Bundesrätin Doris Leuthard wie auch ihr Vorgänger Moritz Leuenberger sprachen sich für eine Marschhalt und gegen die Abschaltung aus, das wirkte.

Ende August wird sich die zuständige parlamentarische Kommission des Nationalrats nochmals über das Thema beugen.

Und was sagt Roger Schawinski; ist die Schlacht schon gewonnen – oder war es erst ein Etappensieg?

Er will nun die SRG in die Pflicht nehmen, die bislang vornehm zur ganzen Debatte geschwiegen hat; seine vollständige Stellungnahme zuerst auf ZACKBUM:

«Dieser Entscheid zeigt, wie unnötig, unüberlegt, umweltschädlich und konsumentenfeindlich der überstürzte UKW-Abschaltplan der SRG und der Privatradios war. Das neue Abschaltdatum von Ende 2024 berücksichtigt jedoch in keiner Weise den Kern der Problematik.

Sie bezieht sich nicht auf die reale Radionutzung, die allein entscheidend sein sollte, sondern auf das Auslaufen der privaten Radiokonzessionen.

Doch auch bei der Vergabe der neuen Konzessionen muss man der technischen Entwicklung Rechnung tragen, denn auch 2024 werden wohl über eine Million von Schweizer Autos keinen DAB-Empfang haben. Sie alle werden auch in Bezug auf die Verkehrssicherheit noch während Jahren auf UKW angewiesen sein.

Die Politik ist aufgefordert, sich in diesen Prozess einzubringen und ihn nicht den privaten Radioveranstaltern zu überlassen, die ihre Konzessionen erhalten haben, um eine optimale Servicefunktion für die Gesellschaft und die Bedürfnisse der Radiohörer zu erbringen.

Auch die SRG muss sich jetzt aktiv in diese Diskussion einbringen, die sich bisher konsequent hinter den privaten Radioveranstaltern versteckt hat.

Als Monopolanstalt soll sie ihren Versorgungsauftrag für die gesamte Bevölkerung berücksichtigen, und diese betrifft nicht nur die Senderseite, sondern im gleichen Masse die Empfangsmöglichkeiten eines wichtigen Teils der Radiohörer.»

Das hört sich sehr nach einer Fortsetzung an.

 

 

Sind die Medien weitsichtig?

Zumindest sehen sie das Naheliegende weniger, wenn es sie selbst betrifft.

Es gibt zwei Schlachtfelder, auf denen es ums medial Eingemachte geht. Da wäre zum einen die drohende Abschaltung der UKW-Ausstrahlung von Schweizer Radiostationen.

Zitieren wir das Blatt der vertieften Analyse, das Organ mit dem Abflussrohr im Titel, den «Blick»:

«Schawinski setzt sich in Bundesbern durch

Etappensieg für Roger Schawinski: Die Nationalratskommission fordert nach einem Treffen mit dem Zürcher Radiopionier, dass die Verwaltung bei der Abschaltung des UKW-Radios einen Marschhalt macht. Spätestens Ende 2023 will der Bundesrat komplett auf DAB+ umstellen und die UKW-Sender abstellen. Die Kommission fordert nun vom Bund, dass er vertieft prüft, welche Folgen es hätte, wenn man auf eine Abschaltung verzichten würde.»

Das nennt man der Berichterstatterpflicht nachkommen. Worum geht’s eigentlich, wieso darf Schawinski überhaupt bei einer Kommission des NR vorsprechen? War da nicht auch noch der Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios geladen? Jürg Bachmann gab sich im Vorfeld noch siegesgewiss:

«Wir werden den Parlamentarierinnen und Parlamentariern darlegen, dass auch die Radios ganz digital werden wollen.»

Das scheint ihm nicht wirklich gelungen zu sein. Als grosser Schweiger profiliert sich zudem die SRG. Sie wäre von einer Abschaltung der UKW-Frequenzen am stärksten betroffen, mochte sich aber an diesem Hearing nicht äussern.

Aufgeflogenes Gemauschel

Genauso wenig wie der grösste private Betreiber von Radiostationen; CH Media bzw. die Familie Wanner (Vater ist Besitzer vom Ganzen, Sohn ist zuständig für den Radiobereich) hüllt sich in Schweigen, nachdem sich Wanner Junior damit lächerlich machte, dass er sich darüber mokierte, dass der alte und in der Vergangenheit steckengebliebene ewige Pirat Schawinski zu seinem Abgang noch ein letztes Gefecht führen wolle.

Seitdem es Schawinski gelungen ist, im Alleingang und ohne Unterstützung und lediglich mit seinem «Radio 1» als treuem Begleiter über 60’000 Unterschriften für eine Petition gegen die Abschaltung zu generieren, herrscht nun Ernüchterung auf der Gegenseite.

Verstärkt wird die dadurch, dass die beiden ehemaligen Medienminister, Moritz Leuenberger und Doris Leuthard, sich inzwischen auch klar gegen die bevorstehende Abschaltung ausgesprochen haben.

Der Hintergrund ist ein typisch Schweizer Gemischel und Gemurkse. Man will die Erde darüber festklopfen, dass die mit Millionenaufwand betriebene Umstellung auf DAB und DAB+ ein Riesenflop ist. In einer Zangenbewegung erkauften sich Staat und SRG die Zustimmung der Privatradios zur UKW-Abschaltung. Die Privatradios mussten nicht wie üblich ein neues Gesuch um die Verlängerung ihrer Lizenz einreichen, dafür erklärten sie sich mit dem Abschalten einverstanden.

Ausser einem. Der wurde sträflich unterschätzt, nun gerät der ganze schöne Plan ins Rutschen. Warum? Weil dieser eine eben mit Herzblut dabei ist. Ein Radiomann ist. Kein Manager, der Kekse, Autoversicherungen oder Radiostationen verwalten könnte, ohne irgend einen Unterschied in der Tätigkeit zu sehen. UKW-Empfänger zu Elektroschrott machen, Autofahrer zum Umstieg auf DAB+ zwingen, dabei steht das Internet-Radio mit 5G bereits vor den Türen? Na und, sagen diese Manager, ist halt so.

400 Millionen jährliche Staatssubventionen  für die Verlegerclans?

Noch tieferes Schweigen herrscht zurzeit zum Thema «Referendumskomitee Staatsmedien nein». Eigentlich dachten die Verlegerclans, dass der Mist geführt sei. Die zusätzlichen Milliarden an Staatssubventionen eingefahren, durchs Parlament geschleust. Abgehakt, erledigt.

Fünffaches Grauen der Medienclans: das Komitee.

Reiche private Medienkonzerne, die auch in Corona-Zeiten satte Gewinne einfuhren, sollen mit zusätzlichen rund 180 Millionen Steuergeld subventioniert werden? Plus 81 Millionen als Stillehaltegeld aus den SRG-Gebühren. Mit allem Drum und Dran und gesenkter Mehrwertsteuer und verbilligten Zustellgebühren sind das 400 Millionen im Jahr.

Plus SRG-Gebühren sind das satte 1,7 Milliarden im Jahr. Nachdem der Angriff auf die Zwangsgebühren nur ganz knapp abgewehrt wurde, geht’s nun recht ungeniert weiter. Corona, Vierte Gewalt, unverzichtbar, Kontrolle und Transparenz, Korrektiv zur Staatsmacht.

Gemurkst und Gemauschel, Part II

Wirklich wahr? Finanziert vom Staat kritisch gegen den Staat? Ins Elend geschrumpftes Angebot, aber gleichhohe Preise und mehr Subventionen dafür? Gratis-Zeitungen und kostenlose Online-Medien sind ganz bewusst von diesen Subventionen ausgeschlossen.

Beispielsweise «Die Ostschweiz», eine erfolgreiche Alternative zum CH-Media-Einheitsbrei in der Ostschweiz. Oder auch, schnief, ZACKBUM, die letzte kritische Medienplattform.

Das ist hier die Ausgangslage, nun will das Komitee bis 1. Oktober die nötigen 50’000 Unterschriften sammeln, damit das Referendum zustande kommt und darüber abgestimmt werden muss. Auch hier befinden sich die Verlegerclans zurzeit in einer Schockstarre. Nachdem es den diskreditierten Coronapolitik-Kritikern spielend gelungen ist, eine neuerliche Abstimmung über die Corona-Gesetzgebung zu erzwingen, will man dieses Komitee keinesfalls weglächeln.

Aber man will es totschweigen, so gut es geht. In der Hoffnung, dass die 50’000 Unterschriften doch nicht zustande kommen. Sollte es wider Erwarten doch gelingen, dann ist eine Prognose wohlfeil: in aller gebotenen staatstragenden Haltung werden die Medien des Duopols Tamedia und CH Media darüber herfallen. Sich darin überbieten, wie dringend nötig diese Subventionen doch sind, wie verheerend es wäre, würden sie ausbleiben. Dem wird sich Ringier wohl anschliessen, während nur die NZZ vornehm abseits bleibt.

Es wird der Untergang der sogenannten freien Presse an die Wand gemalt werden, ohne vierte Gewalt gäbe es keine funktionierende Demokratie mehr, wird behauptet werden. Mal schauen, ob der Stimmbürger so dumm ist, sich davon einseifen zu lassen.

Schawis UKW-Schlacht: 2 zu 0

Der Radio-Pionier macht weiter Boden gut – UKW-Abschalter schnallen ab.

«Dass man umdenken kann, auch wenn man zuvor etwas im Enthusiasmus beschlossen hat», das sei das Wichtigste. So lobt der Ex-Medienminister Moritz Leuenberger seine Nachfolgerin Doris Leuthard.

Unter deren Federführung war die Abschaltung der Radio-Übertragung auf UKW beschlossen worden. Inzwischen hat die Alt-Bundesrätin eingeräumt, dass das wohl eine übereilte Entscheidung war, die sie aus heutigem Kenntnisstand nicht mehr so treffen würde.

Moritz Leuenberger: da denkt was unter dem Hut.

Applaus von Leuenberger, der sich ebenfalls gegen diese «von oben herab befohlene Eile» ausspricht. Alleine schon, weil die Entsorgung von Millionen von UKW-Geräten jede Menge graue Energie verschwenden würde. Und weil auch Leuenberger der Auffassung ist, dass UKW als Übertragungskanal bleiben muss.

Das sind schon zwei Fach-Bundesräte, die Roger Schawinski in seinem Kampf um die Erhaltung des UKW-Kanals hinter sich weiss. Plus über 55’000 Unterschriften unter der Petition «rettet UKW», die er vor Kurzem gestartet hat. Was bemerkenswert ist, weil Schawinski im Wesentlichen sein «Radio 1» als Multiplikator und Lautsprecher hinter sich weiss.

Stand Montag, 21. Juni 2021 …

Nach einigen seiner Prominenz geschuldeten Gastauftritten in anderen Medien herrscht inzwischen bei den Befürwortern der Abschaltung – Funkstille. Man spielt die Sendepause rauf und runter. Vielleicht besser so, denn für den mit Abstand dümmsten Spruch sorgte bislang Florian Wanner, Leiter Radio bei CH Media. Der Wanner-Clan hat sich die grösste Sammlung von privaten TV-und Radiostationen zusammengekauft, darunter das von Schawinski gegründete «Radio 24» und «Tele Züri».

Wanner, von Beruf Sohn und von Qualifikation eine Null, meinte am Anfang der Kampagne von Schawinski noch arrogant auf die Frage, was ihm durch den Kopf gegangen sei:

«Ich musste schmunzeln und war nicht überrascht. Es ist eine schöne Geschichte für ihn. Er war der Erste unter den Privaten – und möchte offensichtlich auch der Letzte sein.»

Sendepause, Hinterzimmerdeals und Kungeleien

Inzwischen nimmt es Wanner Junior etwas ruhiger, ebenso der Präsident des Verbands Schweizer Privatradios. Jürg Bachmann war dabei, als damals ein Hinterzimmerdeal ausgehandelt wurde. Die Privatradios stimmen der Abschaltung von UKW zu, dafür müssen sie sich in der Restlaufzeit nicht nochmal um die Sendelizenzen bewerben.

Da hatte es nämlich blöde Unfälle gegeben, weil einige Radiomanager sogar zu unfähig waren, ein fürs BAKOM akzeptables Gesuch einzureichen. Den Stress wollte man sich nicht mehr so schnell antun. Also kein Stress, Zustimmung, merkt doch keiner. Oder höchstens, wenn’s zu spät ist. Dass Schawinski schon damals diesem Deal nicht zugestimmt hatte, nahm man auf die leichte Schulter. Oh je, der schon wieder, will wohl immer aus der Reihe tanzen, will wohl weiter UKW senden, weil er noch nie vom Internet gehört hat.

Zudem waren die Verlage zunehmend damit ausgelastet, den nächsten Deal durchzukriegen, die Milliarden-Unterstützung durch den Steuerzahler. Für die milliarden- oder mindestens multimillionenschweren Medien-Clans wie Ringier, Wanner, Lebrument oder Coninx, bzw. Supino.

Also machen die Radiomacher, die Sender ohne Sendungsbewusstsein, damit weiter, was sie viel besser können. Kungeln, vernetzen, verfilzen. So liess sich Wanner Junior zum VR-Präsidenten des DAB+-Netzbetreibers SwissMediaCast wählen. Das ergänzt seine Mandate im VR der AZ Medien AG – sowie im Vorstand des  Privatradio-Verbands.

Dass DAB+ in Wirklichkeit das Auslaufmodell ist, das muss ihm mal jemand erklären. Aber bitte ganz langsam.

Gejammer hat genutzt – vorläufig

Alles Gejammer der Verlage, dass sie dringend auf noch mehr Staatskohle angwiesen seien, denn es wäre doch unerträglich, wenn die Coninx-Yacht nicht erneuert werden könnte, wenn Ringier sich nicht den neusten Aston Martin kaufen dürfte, hat zwar im Parlament genutzt. Die Milliarde ist durch.

Aber auch hier droht Ungemach. Ein munteres Referendumskomitee um den Verleger Bruno Hug, den Alt-FDP-Nationalrat Peter Weigelt und den Kommunikationsberater Philipp Gut ist angetreten, den Verlegern in die Suppe zu spucken. Die NZZ, von Anfang an skeptisch gegenüber mehr Staatskohle für Medien, zeigt inzwischen unverhohlen Sympathie für dieses Referendum. Das sicherlich kommen wird.

Schliesslich haben die Verleger bis fast am Schluss verpasst, dass der Ständerat die Schwelle fürs Verhindern von kritischer Berichterstattung niedriger legte; mit einer scheinbar harmlosen, aber brandgefährlichen Streichung eines einzigen Worts bei superprovisorischen Verfügungen.

Es läuft also nicht wirklich gut für die Verleger. Allerdings: 2020 war ein weiteres profitables Jahr mit Gewinnen satt. Aber jammern ohne zu leiden, das ist inzwischen die Lieblingsbeschäftigung dieser Clans.

Sieht so ein Siegertyp aus? Roger Schawinski.

Zwei «Radioexperten» im Interview

Tamedia kommt seiner Berichterstatterpflicht nach. Aber oberlausig.

Man sollte alle Seiten zu Wort kommen lassen. Gutes journalistisches Prinzip. Dafür sollte einer sorgen, der sich mit dem Thema bereits auskennt. Gutes journalistisches Prinzip. Offenbar hat bei Tamedia Sandro Benini das Dossier UKW gefasst.

Er startete auch ziemlich fulmimant in diese Thematik, indem er ein durchaus ausgewogenes Stück vorlegte, um dem Leser die verschiedenen Positionen in der UKW-Debatte näherzubringen. Also eigentlich gibt es da nur zwei. Diejenigen, die für eine Abschaltung der UKW-Ausstrahlung in der Schweiz sind – und diejenigen, die dagegen sind.

Also eigentlich alle dafür – und einer dagegen. Das ist aber nicht irgendwer, sondern Roger Schawinski. Der hat nach nur kurzer Zeit ein Etappenziel erreicht. Überhebliche Häme gegen ihn ist weitgehend verstummt. Die Zeiten von «nostalgischer alter Mann, der am liebsten Faxe liest und im letzten Jahrhundert steckengeblieben ist», die sind vorbei. Auch die Zeiten von «will’s halt noch mal wissen, so mit 75».

Inzwischen hat die von ihm lancierte Petition – ohne dass er gross die Werbetrommel gerührt hätte – schon über 35’000 Unterschriften erreicht. Politiker, immer gerne dabei, wenn man auf einen fahrenden Zug aufspringen kann, schauen nicht mehr zu, sondern lancieren ihrerseits parlamentarische Vorstösse, um die geplante Abschaltung der UKW-Übertragung zu stoppen.

Schawinski diskutiert mit jedem – hier mit Nick Lüthi im «Talk täglich».

Neben einigen Argumenten und seiner Energie hat Schawinski noch einen weiteren Vorteil. Er kämpft mit offenem Visier – und stellt sich jeder Diskussion. Natürlich lud er sofort Benini in seinen «Doppelpunkt» ein, danach den wohl kompetentesten Befürworter von DAB+. So entsteht Meinungsbildung, offene Debatte, Schlagabtausch, fair und direkt.

Natürlich null repräsentativ, aber das war dann das Ergebnis der üblichen Zuschauerumfrage von «Tag täglich»:

Ein wenig kläglich für die Befürworter.

Aber die anderen sehen das anders

Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um bedauernd festzustellen, dass das bei Tamedia nicht genauso gesehen wird. CH Media, nach einem sehr verunglückten Auftritt des Wanner-Sprösslings, der für das zusammengekaufte Privatradio-Imperium – noch – zuständig ist, gibt man dort Ruhe und leckt sich die Wunden.

Aber Benini kam sicherlich von selbst auf die Idee, ein Doppelinterview mit diesem Titel zu machen: «Nichts spricht für UKW», und «so kontern Schawinskis Gegner». Ein Konter hat immer dann gute Erfolgsaussichten, wenn der Gegner sich nicht wehren kann. Weil er nicht gefragt wird. Hilfreich ist auch, wenn der Interviewer mehr Stichwortgeber als zumindest Kontrahent ist. Und schliesslich hilft es auch, wenn Herkunft, Interessensbindungen und Abhängigkeiten der beiden «Radioexperten», die immerhin eine Seite eingeräumt bekommen, nur verschwommen offengelegt werden.

Der eine «Experte» ist Iso Rechsteiner. Dem Leser vorgestellt als «ehemaliger SRG-Kommunikationschef und heute in der Radiobranche als Berater und Koordinator tätig». Nun ja, dem Leser hätte vielleicht geholfen, wenn man seine Position als Partner der PR-Bude «Kommunikationsplan» erwähnt hätte. Zu deren Kunden gehören, neben dem BAG zum Beispiel, auch SRG und SRF. Aber das tut Rechsteiners Objektivität und Kompetenz als «Radioexperte» keinen Abbruch. Sicher weiss er, wie er bei einem Radioapparat den Ein/Aus-Schalter bedienen kann.

ZACKBUM hat die verschiedenen Rollen Rechsteiners bereits beleuchtet: «Das Geschäftsmodell Iso Rechsteiner».  Dazu gehört auch, dass er immer zur Stelle ist, wenn es darum geht, ein Problem kommunikativ zu vergrössern. Wie bei der Affäre um die Mobbingvorwürfe am Bundesstrafgericht in Bellinzona. Da war ein «Kommunikationsberater» zu Gange, dessen Namen zunächst ums Verrecken nicht herausgerückt werden sollte. Denn Iso Rechsteiner, so der Name, war bereits von der Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft mandatiert. Und beides zusammen geht nicht. Genau, meinte Rechsteiner, gleichzeitig mache er da nix. Aber am Vormittag das eine, am Nachmittag das andere, wieso nicht.

Zwei völlig objektive Radioexperten kommen zu Wort

Also dieser «Radioexperte» ist in erster Linie Meinungsbüttel, Mietmaul, dabei nicht mal sonderlich erfolgreich. Der zweite «Radioexperte» ist Jürg Bachmann. In wahren Leben ist er Präsident von KS, des ältesten Verbandes der Werbebranche der Schweiz. Und auch schon seit 15 Jahren Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios. Das macht ihn sicherlich ein wenig zum «Radioexperten». Aber in erster Linie zum parteiischen Vertreter dieses Verbandes, der bekanntlich sich seine Zustimmung zur Abschaltung der UKW-Stationen mit einer stillschweigenden Vergabe und Verlängerung der Radiolizenzen erkaufen liess.

Wie er allerdings ohne rot zu werden im Interview sagen kann:

«Wir haben es hier mit einem frei getroffenen unternehmerischen Entscheid der Radiobranche zu tun»,

das ist mindestens so erstaunlich wie dass es ihm Benini durchgehen lässt. Denn der Entscheid war weder frei, noch unternehmerisch. Er war schlichtweg eine arschkalte Interessensabwägung. Und da weder Rechsteiner noch Bachmann ein besonders emotionale Verhältnis zum Radiomachen haben, waren und sind ihnen alle andere Implikationen völlig egal.

Die guten alten Zeiten …

Deshalb versuchen sie auch, wie alle anderen Gegner von Schawinski, ihn als nostalgischen, emotionalen, aus der Zeit gefallenen Berserker auf Egotrip zu diskreditieren. Aber unabhängig davon, ob er recht hat oder nicht, ob man seine Art mag oder nicht: in den heutigen Zeiten der emotionslosen, verantwortungslosen, nur profitgesteuerten grauen Mäusen in Nadelstreifen ist Schawinski schon alleine deswegen ein Lichtblick, weil er mit Herzblut Radiomacher war und ist.

Daher ist es überhaupt nicht ausgemacht, wie alle Gegner nicht müde werden zu betonen, dass dieser Entscheid so stehenbleibt. Was den grauen Mäusen – das ist ja das wirklich Aschgraue – völlig egal wäre. Wenn nicht so, dann halt anders, solange Subventionen sprudeln und die Einnahmen stimmen, würden die auch wieder auf Mittelwelle senden.

So wurde damals UKW gehört …

«Radio im Herz»

UKW abschalten, ja, nein? Noch wichtiger ist: Schawinski ja nicht abschalten.

Es ist mal wieder einer gegen alle. Roger Schawinski wehrt sich als einziger Betreiber eines Privatradios dagegen, dass beginnend im nächsten Jahr die Radio-Übertragung per UKW beendet wird.

Nicht nur vom Gebührensender SRG, sondern auch alle Privatradiobetreiber haben sich einverstanden erklärt. Alle? Ausser einem. Der bekommt nun die übliche Portion Häme ab. Im fortgeschrittenen Alter wolle er wohl nochmal zu seinen Anfängen zurück als der Radiopirat, der die Sendelandschaft in der Schweiz umgepflügt hat. Nostalgiker, aus der Zeit gefallen.

Das ist Häme, weil die Gegenargumente gegen seine Position sehr dünn gesät sind. Sandro Benini vom «Tages-Anzeiger» hatte sich die Mühe gemacht, in einem Artikel die Problematik und die widersprechenden Positionen aufzuzeigen. Zudem ist Benini ein bissiger, schneller und argumentativ keine Gefangenen machender Diskussionspartner, wie ich aus eigener Erfahrung weiss.

Er ist mit Roger Schawinski per du, wie ich übrigens auch. Das als Packungsbeilage. Es geht hier aber gar nicht in erster Linie darum. Es geht darum, dass Roger Schwaniski für seinen «Doppelpunkt» letzten Sonntag Benini eingeladen hat. Und zwar nicht, um ihn zu befragen und zu rösten, sondern um sich befragen und kritisieren zu lassen.

Die reine Hörfreude

Daraus entwickelten zwei Dinge. Zum ersten der wohl vergnüglichste Schlagabtausch zweier geübter Rhetoriker der letzten Monate, wenn nicht Jahre. Natürlich hatte Schawinski gewisse Vorteile, was profunde Kenntnisse von Technik und Geschäft betrifft.

Dass Benini Betriebskosten und Verbreitungskosten verwechselte, wurde ihm gnadenlos und mehrfach aufs Brot geschmiert.

Er wehrte sich damit, wieso ihn Schawi dann überhaupt eingeladen hatte, und hackte seinerseits immer wieder auf dem Argument herum, dass doch nicht alle anderen Trottel sein könnten, die mit der Abschaltung von UKW einverstanden seien, während nur Schawinski das Licht der Wahrheit sehe.

Es geht hier auch nicht um eine Darstellung sowie Würdigung der Argumente, die ausgetauscht wurden. Die kann (und sollte und müsste) jeder nachhören, der sich für die Umrüstungskosten, die Vor- und Nachteile von UKW, DAB/DAB+ und Internet interessiert.

Und da 58 Prozent aller Autos in der Schweiz kein DAB haben, zum Beispiel, werden zu diesem Thema sicherlich noch grosse Schlachten geschlagen werden. Schawinski macht den Anfang und hat angekündigt, dass er ohne weiteres zum Bundesverwaltungsgericht nach St. Gallen gehen wird, sollte dieser seiner Meinung nach unsinnige Entscheid nicht korrigiert werden.

Benini hielt tapfer mit seinem Argumentarium dagegen. Das wäre nun selbst für die Medien-Show ZACKBUM.ch höchstens eine Meldung wert. Und Meldungen machen wir nicht. Was es aber erwähnungswert macht: Wo, wo sonst gibt es einen solchen Schlagabtausch? Wo, wo sonst lädt sich der Chef einer Plattform seinen schärfsten Kritiker in eine Live-Sendung ein und lässt sich von ihm befragen und beharken?

Wo sonst können verschiedene Ansichten so spritzig, auch gnadenlos, aber humorvoll aufeinandertreffen? Wo sonst können Zuschauer live mitreden, und zwar ausführlich? Nirgends sonst. In den vielen, vielen Sendegefässen des Gebührenmonstrums SRG nicht. In den inzwischen miteinander verklumpten Privat-Radio- und TV-Stationen auch nicht.

Eine Oase in der Wüste

Seit Markus Gilli krankheitshalber «Talk täglich» und «Sonntalk» abgeben musste, stehen dort nicht nur Plastikwände zwischen den Diskussionsteilnehmern. Sondern das meiste, was dort geschwatzt wird, ist auch Plastik. Die «Arena» ist so zu Tode durchorganisiert worden, dass sie meilenweit von der einfachen Grundidee entfernt vor sich hinröchelt: ein paar Leute stehen um einen runden Tisch und geben sich Saures. Gelegentlich dürfen noch weitere Leute aus einem äusseren Zirkel was reinmopsen. Das war auch nicht immer eine Sternstunde der Rhetorik. Aber doch lebhaft, unterhaltsam.

Also kann man nur sagen: Ob weiterhin auf UKW, DAB/DAB+ und Internet übertragen wird oder nicht, dass ist sicherlich eine Debatte wert. Wenn Schawinski einmal abtritt, und er ist 75, dann ist guter Rat teuer. Denn er hat wirklich das «Radio im Herz», wie er sagt. Im Gegensatz zu den Managern, die die anderen Radiostationen leiten und noch nie eine eigene Sendung gemacht haben.

Die werden’s dann wohl genauso in den Sand setzen wie ihre Kollegen im Gebührensender SRG. Denn letztlich kommt es vor allem bei Radio nicht auf die Qualität des Dudelfunks an. Sondern auf den Wortinhalt. Und auf die Leidenschaft der Macher. Wie überall sonst auch.

Packungsbeilage: René Zeyer ist schon mehrfach in diversen Sendungen von Roger Schawinski aufgetreten.