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Gurgel Gauck

Pastor, Bundespräsident, Kriegsgurgel. Was für eine Karriere.

Joachim Gauck möchte gerne das sein, was man in Deutschland eine «moralische Instanz» oder gar einen «elder Statesman» nennt. Dafür fehlt ihm aber das Format. Daher lässt es die NZZ mit ihm launig angehen. Sie eröffnet standesgemäss in einem Berliner Zwei-Sterne-Lokal ihre neue Gesprächsreihe «Zmittag».

Standesgemäss, denn Ex-Bundespräsident Gauck verursacht gigantische Kosten für den Steuerzahler («allein die jährlichen Personalkosten für Büroleiter, Referenten, Sekretärin und Chauffeur betragen 385.000 Euro», Wikipedia), plus Büroflucht und Altersruhegeld («Ehrensold» von 214’000 Euro, plus «Aufwandsgeld» von rund 80’000 Euro). Da dürfte ihn auch der Preis des Gourmet Menüs (6 Gänge 228 Euro) nicht abschrecken, oder aber er beschied sich mit drei Gängen des Mittagsmenüs (78 Euro).

Bei der Forelle zieht Gauck über die AfD, die SVP, die FPÖ und «Herrn Wilders in den Niederlanden» her. Differenzierung war noch nie so seine Sache. Es geht ihm überhaupt biblisch um «den Kampf gegen das Böse», also gegen Putin zum Beispiel. Kriegerisch war Gauck schon immer gestimmt, auch als es um den Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan ging.

Immerhin kommen hier seine Sottisen in lockeren Plauderton daher, unterbrochen von kulinarischen Ausflügen («Meine Buletten sind sehr, sehr gut», berlinerisch für Hacktäschli). Ganz anders bei der Qualitätszeitung Tamedia, Pardon, «Tages-Anzeiger», na ja, also dieses ungeliebte Anhängsel von Tx.

Hier geht er in die Vollen. Wieso haben «Rechtspopulisten Zulauf», fragen Dominik Eigenmann und Ausland-Chef Christof Münger im Chor und völlig unparteiisch. Eine Studie habe gezeigt, erwidert Gauck, «dass etwa ein Drittel der Menschen eine «autoritäre Disposition» hat».  Aha, also eine hoffentlich heilbare Verhaltensauffälligkeit dieser rechtspopulistischen Wähler von AfD oder SVP.

Könnte die Migration eine Ursache dafür sein, soufflieren die beiden das nächste Stichwort. «Da werden Populisten Nutzniesser der Angst vor dem Verlust von Tradition, Sicherheit und Heimat – kurzum: von Vertrautem.» Ah, Angstmacher und Angstgewinner, dabei ist Migration doch eigentlich kein Problem. Aber immerhin ist Gauck nicht bei allen Parteien gleich scharf im Urteil, so bei der SVP: «Die ist für meinen Geschmack reaktionär, mag kein vereintes Europa oder will jedenfalls nicht dabei sein. Aber von ihr gehen keine nationalsozialistischen Gedankengänge aus wie bei einigen in der AfD

Richtig militant wird Gauck dann wie immer, wenn es um den Ukrainekrieg geht. Nicht nur viel mehr Waffen liefern sollte man: «Ja, im Grunde müssten wir dem überfallenen Opfer unsere Solidarität dadurch beweisen, dass wir selbst hingehen. Selbst mitzukämpfen wäre eigentlich das moralische, aber auch das politische Gebot.»

Aber um selbst mit gutem Vorbild und der Waffe in der Hand voranzugehen (oder würde er sie als Pastor nur segnen), davon hält Gauck dann doch ein «guter Grund» ab: «Einen Weltkrieg oder einen Atomkrieg wollen wir nicht

Gar nicht einverstanden ist Gauck allerdings mit der Einhaltung von Exportgesetzen durch die Schweiz: «Ich habe dafür null Verständnis. Ich habe schon Mühe, zu verstehen, warum die Schweiz mit der Europäischen Union so fremdelt.» Für den ehemaligen höchsten Repräsentanten der im Vergleich zur Schweiz doch eher jungen deutschen Demokratie zeigt Gauck dann bedenkliche Ansichten: «Bündnisfreiheit, das schon. Aber die Weitergabe von Waffen an die Ukraine zu untersagen, weil es dem Schweizer «Daseinsgefühl» widerspricht, halte ich für einen Fehler.» Das «Daseinsgefühl» der Schweiz, sich an ihre Gesetze zu halten (im Gegensatz zu Deutschland), das hält Gauck für einen Fehler? Spätestens da müsste es einem der beiden Interviewer einfallen, mal eine kritische Frage in die Schleimspur zu streuen. Aber i wo.

Stattdessen lassen sie Gauck weiter seine Kriegsfantasien ausleben: «Wird Russland in der Ukraine nicht entscheidend geschwächt, dürfte es seinen Feldzug Richtung Westen in einigen Jahren fortsetzen.» Kriegerische Bedrohung vom Iwan, diesmal überfällt nicht Deutschland oder Frankreich Russland, und wie steht es im Westen, in den USA, «wenn Trump zurückkehrt? – Dann wird es gefährlich für die amerikanische Demokratie

Was wünscht Gauck den Ukrainern zum Jahreswechsel? «Mögen sie sich lange wehren, hoffentlich mit deutscher und schweizerischer Unterstützung!» Natürlich sollte man vor einem 83-Jährigen Mann etwas Respekt und Nachsicht zeigen. Aber fast 20’000 A Interview ohne eine einzige kritische Nachfrage? Stattdessen liebedienerisches Stichwortgeben, soufflieren, Pseudofragen liefern, auf dass Gauck ungehemmt losschwadronieren kann? Soll das Qualitätsjournalismus sein? Oh, Pardon, das wäre ja schon eine kritische Frage gewesen – geht nicht bei Tamedia.

 

 

Aktualität ist relativ

Auch zusammenschreiben will gelernt sein.

Zugegeben, die Lokalberichterstattung stellt den «Tages-Anzeiger» vor grosse Herausforderungen. Da kann die «Süddeutsche Zeitung» schlecht helfen, da wäre man auf eigene Leistungen angewiesen. Aber das wiederum wäre mit einem erhöhten Energieaufwand verbunden. Und Energie sollte man bekanntlich sparen.

Das sagt sich auch Sascha Britsko, die als «Reporterin bei «Das Magazin» und im Ressort Zürich Politik & Wirtschaft des «Tages-Anzeiger»» arbeite. Oder so. Das will sie mit einem Artikel über das Kino «Frame» unter Beweis stellen. Bekanntlich hat das «Zurich Film Festival» die Säle des konkursiten Erblinken-Desasters «Kosmos» übernommen. Dafür musste zwar extra die Ausschreibung geändert werden, aber who cares.

Nun seien hier die Besucherzahlen «eingebrochen», weiss Britsko. Woher weiss sie das? Nun, sie weiss schon mal, dass es den Zürcher Kinobetreibern ganz allgemein eher mies geht; deshalb werden sie mit fast 600’000 Franken Steuergeldern unterstützt. So weit, so bekannt.

Dann kupfert sie eine Meldung des Regionaljournals SRF ab, dass «die Leitung des «Frame» auch zwei Monate nach der Eröffnung «noch nicht da, wo wir gerne wären», sei. Von dieser Meldung geht es mit wehenden Fahnen zu nächsten Quelle:

«Nun will das Onlineportal «Inside Paradeplatz» konkrete Zahlen zum Geschäftsgang haben: Im Oktober sollen mit rund 1200 Eintritten nur halb so viele Zuschauer und Zuschauerinnen wie im Vorjahr das Kino besucht haben. Im November soll in einer Woche gar nur ein Drittel der Vorjahreszahlen erreicht worden sein, 1000 nämlich.»

Immerhin, sie nennt in ihrem Artikel tapfer die Quellen. Allerdings verwendet sie hier zur Einleitung das dehnbare Adverb der Zeit «nun». Wobei man doch eher «dieser Tage, kürzlich» assoziiert, also «Inside Paradeplatz» habe die Zahlen taufrisch vermeldet. Es geht; der Artikel erschien bereits am 23. November, immerhin in diesem Jahr.

Alle selbstkritischen Zitate der Leiterin des Kinos übernimmt Britsko dann wieder aus dem Regionaljournal. Worin besteht denn nun ihre Eigenleistung? Hm. Sie hat – wie nicht wenige der Leser – dem Regionaljournal gelauscht. Sie hat sich an den einen Monat zurückliegenden Artikel auf IP erinnert. Sie hat beides zusammengestöpselt. Das ist der Qualitätsjournalismus von heute, für den der Leser gerne bezahlt.

Wobei, der Zusammenschrieb ist nicht mal hinter der Bezahlschranke. So nach der Devise: ist’s nichts wert, so kostet es auch nichts.

Alles dicht?

Ein Schlag ins Gemächt, äh, Gesicht aller Frauen.

«Die Frauen haben es ja von Zeit zu Zeit auch nicht leicht. Wir Männer aber müssen uns rasieren.» Das wusste schon Kurt Tucholsky. Wer das war? Ach, so ein Macho aus Deutschland.

Aber zum Ernst des Lebens. Also in die Politik. Liliane Minor klagt im «Tages-Anzeiger» an, dass der Zürcher Kantonsrat sich «eine so bemühende wie peinliche Debatte» geleistet habe, «ob Schulen künftig Tampons und Binden zur Verfügung stellen sollten». Jeder aufgeklärte, moderne Mensch – ob Mann, Frau, hybrid, Trans, divers oder Kim – weiss, was die richtige Antwort wäre. Aber: «Am Ende sagte er Nein. Und man blieb ratlos zurück.»

Es ist halt kein Wunder, dass DER Kantonsrat nein sagte. Wieso aber «man» ratlos zurückbleibt? Nun, Minor wagt einige kühne Vergleiche. Schliesslich gebe es auch WC-Papier gratis. Schniefende Mitmenschen wären auch froh um «öffentliche Nastuch-Dispenser (und zur Not WC-Papier)». Logisch. WC-Papier ist (normalerweise) erhältlich, aber: «so braucht jede menstruierende Person mitunter dringend einen Tampon».

ZACKBUM gesteht, dass uns dieses Thema etwas wesensfremd ist; wir haben noch nie einen Tampon gebraucht. Und auf der Rangliste unsympathischer Wörter steht «Damenbinde» weit oben. Wir sind aber bedingungslose Befürworter der Gratis-Abgabe von WC-Papier. Obwohl das beispielsweise Japaner eher gruselig und unhygienisch finden.

Aber wir schweifen ab. Die Forderung nach Gratis-Abgabe von Tampons hat nämlich durchaus ernsthafte Gründe:

«Es geht dabei auch um Hygiene und Gesundheit. Untersuchungen zeigen, dass etwa jede zehnte Frau das Wechseln von Monatsprodukten hinauszögert, sei es aus Kostengründen oder weil sie keinen Ersatz dabeihat. Das erhöht das Risiko von Infektionen.»

Es gibt Frauen, die sich nicht mal das Menstruieren leisten können. Und das in der reichen Schweiz. Den Scherz mit dem Rasieren (und der Gratis-Abgabe von Rasierklingen) weist Minor auch entrüstet zurück: «Ein Bart ist kein Gesundheitsrisiko. Und er kommt auch einfach nicht in den dümmsten Momenten zum Vorschein.» Letzteres stimmt, was sich hingegen in einem ungepflegten Bart neben Essensresten so alles tummelt, das möchte man auch nicht genau wissen.

Aber wir schweifen ab. Gratis-Abgabe von Tampons wäre das Gebot der Stunde. Denn selbst bei den sparsamen Schotten «sind kostenlose Binden und Tampons übrigens seit anderthalb Jahren überall erhältlich». An der Gratis-Abgabe von Whiskey arbeitet man noch.

Nur der (männliche!) Kantonsrat Zürichs ist noch geiziger und spart auf Kosten der Gesundheit der Frauen. Deshalb tropft (Pardon) am Schluss diese Aufforderung aus dem empörten Kommentar: «Was gibt es also zu zweifeln, lieber Kantonsrat? Tut es doch einfach.»

Abgesehen von dem leidigen Stossseufzer nach Niveaukontrolle wirft dieser Tampontext noch weitere Fragen auf. Man will als Mann ja nicht über Dinge schreiben, von denen man keine Ahnung hat. Aber ist es für Frauen wirklich nicht möglich, in ihren meistens geräumigen Taschen einen oder zwei Tampons mit sich zu führen? Anscheinend heisst die Mens ja auch Regelblutung, weil sie normalerweise regelmässig und nicht überfallartig erfolgt. Wer schnieft, trägt Taschentücher bei sich oder kauft sich welche. Ist das bei Tampons nicht möglich?

Und schliesslich: wie steht es da mit der vielgerühmten weiblichen Solidarität? Wenn Not am Mann, Pardon, an der Frau ist, kann da nicht eine Geschlechtsgenossin aushelfen? Oder aber, sollte der Gentleman, der selbstverständlich immer ein Taschentuch dabeihat, zukünftig vielleicht auch einen Tampon für solche Notfälle griffbereit halten?

Aber Minor hat noch ein weiteres Argument auf Lager, wieso in «allen öffentlichen WCs» Tampons gratis zur Verfügung stehen sollten: «Was daran diskriminierend sein soll, ist ein Rätsel. Geburtshilfe ist ja auch nicht diskriminierend, obwohl gemeinhin nur Frauen gebären.» Das ist wahr und gilt auch für Prostata-Operationen.

Allerdings wäre die Liste von Produkten, die gratis abgegeben werden müssten, noch viel länger, aber Frauen denken halt nur an sich. Typisch. Wie steht es eigentlich mit Reinigungstüchern für Brillenträger? Untersuchungen zeigen, dass jeder Zehnte schon mal in einen Baum hineingelaufen ist, weil er durch die verschmierte Brille nichts sah. Gratis-Deos gegen plötzliche Schweissausbrüche? Zahnreinigungs-Kits nach dem Mittagessen? Viagra ab 65? Präservative ohne Altersbeschränkung? Gratis-Tickets für den ÖV? Regenschirme auch bei Sonnenschein? Lieber Kantonsrat, tut endlich was!

Man könnte diesen Unfug unter «selten so gelacht» abbuchen. Allerdings: Minor «unterrichtet am Medienausbildungszentrum Luzern». Abgesehen vom Problem, dass dort keine Gratis-Tampons abgegeben werden: soll man eine dermassen verpeilte Journalistin wirklich auf hoffnungsfrohe Anfänger (Pardon, Anfänger:Innen*) am MAZ loslassen? Mit oder ohne Menstruation, die kriegen doch ein ganz falsches Bild von den Aufgaben des Journalismus …

Wie deutsch soll Tamedia sein?

Zwangsgermanisierung als Abokiller.

«Anne Wills letzte Sendung». Das ist eine deutsche Talkshow, eine der vielen deutschen Talkshows. Deren Moderatorin hört nach 16 Jahren auf und hat sich für die letzte Sendung den deutschen Vizekanzler Robert Habeck und den iranisch-deutschen Publizisten Navid Kermani eingeladen. Dieses Ereignis beschreibt der deutsche Feuilleton-Journalist Cornelius Pollmer für die «Süddeutsche Zeitung».

Und der Schweizer Qualitätsmedienkonzern Tamedia erfreut mit dieser innerdeutschen Angelegenheit seine Leserschaft in allen Kopfblättern.

««Schiesst nicht», ruft der Israeli, dann tötet ihn die eigene Armee». Das berichtet der Korrespondent der SZ aus Tel Aviv für seine bayerischen Leser. Und Tamedia setzt es den Schweizer Lesern vor.

«Venezuela sagt Ja zu Teil-Annexion Guyanas». Nein, ausnahmsweise kein aus der SZ übernommener Artikel. Der stammt von der SDA. Ebenso wie die zweite Auslandmeldung «20’000 Menschen demonstrieren in Brüssel». Ebenso wie die dritte Auslandmeldung «Huthi-Rebellen greifen erneut Handelsschiffe an».

Bei den «Meinungen» macht sich Christoph Koopmann Gedanken darüber, wie man auf TikTok jugendlichen Nutzern bei Propaganda zum Krieg in Gaza helfen könne. Der SZ-Redaktor Koopmann.

Die Breaking News «Billie Eilish bestätigt: Ich liebe Frauen» stammt wiederum nicht aus der SZ. Sondern, richtig geraten, von der SDA.

Auch das Coronavirus erfreut sich der Aufmerksamkeit von Tamedia. «Kleinkinder profitieren zum Teil von der Pandemie», weiss die Wissens-Redakteurin Vera Schroeder. Das gibt sie als SZ-Mitarbeiterin kund, schwups, landet sie damit auch bei Tamedia. Der Frage, «wie es zu den vielen Lungenentzündungen» in China komme, geht Lea Sahay nach. Genau, die Korrespondentin der SZ.

Doppelt recycelt wird auf der Homepage des «Tages-Anzeiger» der Nonsens-Artikel «Mit den Liebsten reden – obwohl sie tot sind». Der fand seinen Weg von der SZ in die «SonntagsZeitung» und von dort auf die Homepage des Tagi.

Der Artikel «Schneechaos in Bayern: Verkehr weiterhin gestört» ist sicherlich aus der SZ. Falsch geraten, er wurde von der SDA übernommen. Aber das ist doch die SZ: «Deutscher Tourist bei Messerangriff getötet»? Nein, der ist von der AFP.

Apropos Tourismus, wie wäre es mit «Einmal durchpusten, bitte!» Richtig, der etwas teutonische Titel macht Werbung für die «deutsche Ostseeküste im Winter». Ein naheliegendes Reiseziel für Deutsche, beschrieben von der SZ-Redaktorin Ingrid Brunner, mit herzlichen Grüssen aus dem Spardepartement von Tamedia.

Mal wieder im Ernst, lieber Herr Supino. Bei allem Verständnis für die Kosten einer Villa, von Segelbooten, Kunstsammlungen und dem Stopfen vieler hungriger Mäuler des Coninx-Clans: Können Sie dafür wirklich ohne rot zu werden bis zu 759 Franken im Jahr verlangen? Ja? Trotz Sonderdividende? Oder gerade wegen? Oder macht sich so der unter Ihrer Leitung vergeigte Kampf gegen das Referendum um die Subventionsmilliarde bemerkbar?

Aber mal Hand aufs Herz. Massenentlassungen, Abbau, bis es quietscht, die wenigen verbliebenen Mitarbeiter suhlen sich in Selbstbespiegelung, Bauchnabelbetrachtung und erteilen der Welt Ratschläge, die sie nicht braucht, während immer mehr vom «Content» einfach von Ticker-Agenturen und der SZ stammt – halten Sie den Leser wirklich für so blöd?

Halten Sie das Geschäftsmodell «immer mehr zahlen für immer weniger» für nachhaltig? Zukunftsträchtig? Kennen Sie einen anderen Dienstleister oder Hersteller eines Produkts, der ebenfalls diesen Kamikazekurs fährt?

Oder anders gefragt: wann macht der Letzte im Glashaus an der Werdstrasse das Licht aus?

 

Sparen ist gratis

Jetzt trifft’s auch «20 Minuten».

Pietro Supino ist der Manager mit einer einfachen Antwort. Problem? Sparen. Es wäre theoretisch denkbar, dass der Boss von Tamedia, also von Tx, also von irgendwas, auch mal für das viele Geld, das er verdient, etwas Neues anbieten könnte. So was Unternehmerisches, so was wie eine Perspektive in die Zukunft.

Aber dafür wird er vielleicht bezahlt, aber er liefert nix. Ausser: sparen. Feuern, runterschnetzeln, abholzen. Nun hat’s auch das Erfolgsorgan «20 Minuten» getroffen. Das war lange Jahre die Cashcow des Hauses. Damit das ja nicht auf den serbelnden «Tages-Anzeiger» abfärben konnte, wurde das Gratisblatt innerhalb von Tx als eigenes Profitcenter geführt. Nach der Devise: dann können wir hier nette Profite abholen, aber dennoch beim Tagi und so sparen, dass es kracht.

Aber Dividende, Sonderdividende, turmhohe Gewinnvorgaben machen, das ist das eine. Ein zukunftsfähiges Businessmodell vorlegen das andere. Also müssen wieder mal 35 Mitarbeiter über die Klinge springen. 28 in der Romandie, 7 in der Deutschschweiz. Und frohe Weihnachten dann auch.

Warum? «Umsatzentwicklung, Kosten senken, weiter in Innovation investieren». Also das übliche Blabla für: das Management, die Verlagsleitung, der CEO haben krachend versagt. Das ist nun ein Dauerzustand bei Tx geworden.

Die Stimmung bei den Überlebenden in den Redaktionen ist entsprechend. Supino ist sicher gut beraten, in nächster Zeit zwischen Yacht und Villa zu pendeln und sich im Glashaus eher nicht blicken zu lassen. Sonst könnte es passieren, dass dort nicht nur in Papierkörbe getreten wird …

 

Zahlen sind Glücksache

Ihre Interpretation auch, sagt sich Tamedia.

Der Artikeltitel ist verblüffend: «Weniger als 8 Prozent der Bevölkerung haben die SVP gewählt». Da wundert man sich natürlich, wie denn die beiden Zahlengenies Yannick Wiget und Patrick Vögeli mit vereinten Kräften auf diese Zahl kommen.

Was angesichts des Folgenden mehr als bedenklich ist: Wiget ist «Leiter Faktencheck-Team» beim Tagi. Die armen Fakten. Vögeli hingegen ist als «Interaction Designer» entschuldigt.

Nun, die beiden gehen von einer Gesamtbevölkerung von 9,7 Millionen aus. Auf diese verblüffende Zahl kommen sie, wenn sie 8,9 Millionen «ständige Wohnbevölkerung» plus 800’000 Auslandschweizer zusammenzählen.Davon ziehen sie knapp 40 Prozent «Nicht Wahlberechtigte» ab. Halt die Unter-18-Jährigen, allgemein nicht-mündige Bürger und Ausländer.

Damit sind sie dann bei 5,83 Millionen Wahlberechtigten. Allerdings: dann hätten wir noch die Wahlbeteiligung. Die lag bei 46.6 Prozent. Somit hätten weitere 3,1 Millionen bzw. 32 Prozent der Gesamtbevölkerung nicht an den Wahlen teilgenommen. Was es allerdings für einen Sinn macht, die als Prozentzahl der Gesamtbevölkerung auszuweisen? Ah, daraus schliessen die beiden Zahlengenies messerscharf, dass lediglich 2,7 Millionen an den Wahlen teilgenommen haben, was gerade mal 28 Prozent der Bevölkerung entspreche.

Davon müsse man noch die ungültigen Stimmen abziehen, womit man bei 27,5 Prozent lande. Das bedeute dann, dass die Wahlsiegerin SVP mit furchtbar wenig Stimmen 28,6 Prozent aller Sitze im Nationalrat «ergattert» habe. Zu den Rechenkünsten kommen wir noch, aber auch sprachlich hapert es schon mal. Denn was soll hier «ergattert» heissen? Wissen die beiden Sprachgenies, was das bedeutet? Offensichtlich nicht.

Aber nun laufen sie auf die Zielgerade ein: das bedeute, dass die SVP von lediglich 7,8 Prozent «der Gesamtbevölkerung» gewählt worden sei, die SP als zweitstärkste Kraft allerdings von bloss 4,9 Prozent.

Oder mit anderen Worten: mit so wenig Prozent habe die SVP so viele Sitze im Nationalrat «ergattert». Was unausgesprochen mitschwingt: ist doch nicht so schlimm, nur eine radikale Minderheit der Schweizer Bevölkerung ist rechtspopulistisch, hasst Fremde und hetzt auch gerne.

Das wäre vielleicht beruhigend, wenn es nicht völlig gaga wäre.

Einen Prozentsatz für eine Partei bei Wahlen in Relation zur Gesamtbevölkerung zu setzen, ist unsinnig, da ja Nicht-Mündige und Ausländer per Definition nicht wählen können. Wieso nicht gleich die Wohnbevölkerung Europas oder der Welt nehmen? Oder Schweizer Kühe? Die dürfen ja auch in der Schweiz nicht wählen.

Aber die Absicht der beiden Zahlenhelden enthüllen sie schon im Lead: «Nur ein kleiner Teil der Schweizer Bevölkerung stimmte wirklich für die Wahlsiegerin.» Dann wird’s echt lustig: «Wie dieses überraschende Resultat zustande kommt.» Na, durch Zahlenzauber, durch Taschenspielertricks, wie denn sonst.

Auch diejenigen, die sich aus welchen Gründen auch immer entscheiden, nicht zu wählen, haben mit dem Wahlresultat herzlich wenig zu tun. Genau wie diejenigen, die zu blöd sind, den Wahlzettel richtig auszufüllen oder die vielleicht mit einer ungültigen Wahl einen leisen Protest ausdrücken wollen.

Ein Wahlergebnis gespiegelt an der Gesamtbevölkerung inklusive Nicht-Wahlberechtigte und Nicht-Wähler. Dafür hat der Ami das einzig passende Wort: Bullshit.

Aber gut, wenn sich selbst das Bundesamt für Statistik verzählt, dann sollte doch auch solch einfältige Zahlenakrobatik erlaubt sein.

 

Schönschwätzen

Nach den Wahlen ist während des Rumeierns.

Allen demokratischen Wahlen ist eines gemeinsam: Es gibt zwar viele selbsternannte Sieger, aber eigentlich keine Verlierer. Wenn man den Aussagen der Parteiführer Glauben schenken will. Was man nicht unbedingt tun sollte.

Selbst die Grünen finden zur Verteidigungslinie, dass das Resultat zwar schon nicht so schön sei, aber schliesslich habe man doch die Mehrheit der bei den letzten Wahlen gewonnenen Sitze behalten können. So what. Grossartig ist auch die «Mitte», die sich mit einem Mini-Gewinn aufplustert, als hätte sie eigentlich die Wahlen gewonnen. Und immerhin die schwächelnde FDP überholt.

Ganz andere, eher undemokratische Töne hört man von der SP: «Wir werden die Entscheide des rechten Parlaments korrigieren müssen», sagt die Co-Präsidentin Mattea Meyer, ohne dass ihr das um die Ohren gehauen wird. Sie lebt offenbar nach der Devise: wenn das Volk so blöd ist, falsch zu wählen, dann müssen wir das eben ausserparlamentarisch richtigstellen.

Überhaupt ist der «Rechtsrutsch» das Angstmonster für viele abgerutschte Linke. Auch die Bachelorette der Politik faselt etwas von «SVP-Hetze», der Einhalt geboten werden müsse. Dabei ist sie selbst sang- und klanglos untergegangen, obwohl sie bis in den Kosovo hinein Wahlkampf betrieben hatte. Wetten, dass sie demnächst wieder über die angebliche Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund jammern wird? Oder könnte es sein, dass ihre religiöse Überzeugung, die sie gelegentlich ausspielt, Wähler von ihr abschreckte?

Es wäre auf jeden Fall interessant zu wissen, was sie eigentlich als Muslima von den Untaten der Hamas hält, oder wie sie überhaupt das Verhältnis zwischen Islam und Frauenrechten sieht.

Das kann Rimoldi nicht als Grund ins Feld führen, wieso er sang- und klanglos bei den Wahlen unterging. Schlappe 10’000 Stimmen; das gibt Hoffnung, dass eine Trumpisierung der Schweizer Politik doch nicht möglich ist. Auf der anderen Seite: es gab wirklich 10’000 Stimmbürger, die diesem verantwortungslosen Amok ihre Stimme gaben?

Lustig wird auch die nächste Bundesratswahl. Eigentlich könnte man darüber nachdenken, ob nicht die SVP auf Kosten der FDP einen dritten Sitz bekommen sollte. Stattdessen wollen die grünen Traumtänzer um den bald einmal zurücktretenden Parteipräsidenten Glättli womöglich an ihrer Kandidatur festhalten. Schon fieser ist der Versuch, der FDP einen Sitz abzunehmen und der «Mitte» zu geben.

Aber am meisten zu lachen bietet mal wieder der «Tages-Anzeiger». Denn hier – ZACKBUM wird den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit mit Gelassenheit tragen – versucht sich Oberchefredaktorin Raphaela Birrer an einer Kunst, die leider viel mit Können zu tun hat: dem staatsmännlichen – oder unseretwegen staatsfraulichen – Kommentar zu den Wahlen auf Seite eins.

Sie weiss schon im Titel: «Das Stimmvolk will keine Experimente». Das ist schon mal gewagt, angesichts einer prozentualen Verschiebung, die im Ausland marginal wäre, aber in der Schweiz einem Erdrutsch gleichkommt. Aber für Birrer ist das die Erklärung für den «deutlichen Sieg der SVP». Das findet Birrer aber, sie drückt das nur etwas gewählter aus, ziemlich scheisse. Denn: «Mit ihren aufwieglerischen Tendenzen, der Wir-gegen-alle-anderen-Mentalität und der Lust am Konflikt strapaziert sie jedoch die politische Konsenskultur.» Aufwieglerisch? Das ist doch nicht einmal ein Fremdwort; wieso versteht Birrer dessen Bedeutung nicht?

Aber weiter unten lässt Birrer die Katze aus dem Sack, wieso ihr die SVP (und ihr Wahlsieg) überhaupt nicht in den Kram passt: «Zuerst heizte sie den Wahlkampf mit ihrem Einsatz gegen «Gender-Gaga und Woke-Wahnsinn» an – ein Thema, das hochgradig polarisiert.» Mit seinem Gender-Gaga mit seitenweisen Ratschlägen und Regeln für die angeblich korrekte Sprachverwendung und seinem Woke-Wahnsinn hat sich der Tagi, hat sich Tamedia von einer zunehmenden Schar von Lesern verabschiedet, denen solche Themen, wie Birrer selbst schon einräumen musste, laut allen Umfragen schwer an einem hinteren Körperteil vorbeigehen.

Nimmt man die Entwicklung der Auflage- und Abozahlen als kontinuierliches Wahlergebnis für Massenmedien, wäre ein staatsmännischer Kommentar von Birrer überfällig, was sie im eigenen Saftladen dagegen zu unternehmen gedenkt. Aber wie es in der Politik eigentlich nur Sieger gibt, gibt es im Journalismus auch keine Verlierer. Grausame Sparmassnahmen, reine Profitgier des Coninx-Clans, Unfähigkeit des leitenden Clanmitglieds, ungebremster Gender- und Woke-Wahnsinn, jeder Kommentator darf sein Steckenpferdchen vor den Augen des gelangweilten Lesers zu Tode reiten.

Wenn die eigene Befindlichkeit und das Bedürfnis, der Welt Betragensnoten zu erteilen und gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben, übermächtiger wird als die Erfüllung der eigentlichen Pflicht, nämlich Meldungen aus aller Welt aufzubereiten und zu analysieren, dann geht es dem Organ so wie den Grünen.

Was aber auch kein grosser Verlust ist.

Das Ende ohne Netz?

Geht «Netzcourage» den Weg Kims?

Das Verschwinden scheint um sich zu greifen. Nicht nur der gesunde Menschenverstand, auch der «Shootingstar» der Schweizer Literatur, the one and only Kim de l’Horizon, ist mehr oder minder spurlos verschwunden.

Kaum konnten wir deswegen aufatmen, flattert eine weitere Hiobsmeldung herein:

Nun sind wir bei ZACKBUM hartnäckige Rechercheure und glauben nicht jeder ersten Meldung im Internet.

Nun gut, nun sind es schon zwei Browser, die sich nicht trauen, die Webseite von «Netzcourage» zu öffnen.

Aller schlechten Dinge sind drei. Auch Firefox will lieber die Finger davon lassen.

Systemfehler? Hat der Internet-Crack Hansi Voigt an der Webseite gefummelt? Was machen nun all die Opfer von Cybermobbing oder Hass im Internet, zwei Beschäftigungen, denen doch auch Jolanda Spiess-Hegglin gerne nachgeht?

Bei Kim ist die gute Nachricht, dass es ohne seine Quälkolumne im «Tages-Anzeiger» weniger Opfer seiner Sprachverbrechen gibt. Aber was machen Opfer, die sich an «Netzcourage» wenden wollen? Die bleiben nun ungeholfen.

Gibt es wenigstens Hilfe oder Aufklärung bei der Geschäftsführerin oder dem Präsidenten?

Nö. Sie befasst sich lieber mit dem Nahost-Schlamassel.

Er reposted lieber Meldungen von «bajour», damit er allen Lesern persönlich die Hand geben kann.

Apropos, ist es nicht lustig, dass das künstliche beatmete «bajour» aktuell nur doppelt so viele visitors hat wie die längst verblichene «TagesWoche»?

Und «Netzcourage»? Da wird’s dann richtig peinlich:

(Messergebnisse von pro.similarweb.com)

Allerdings: wenn man nicht mal die Webseite aufrufen kann, dann sinkt der Traffic – auf null …

Missing!

Ukraine, Israel, schrecklich. Aber: wo ist Kim?

Nein, wir sprechen hier nicht von Kim dem Dickeren in Nordkorea. Dessen Aufenthalt und vor allem seine Taten sind bestens dokumentiert. Leider wird die grossartige Seite kimjongunlookingatthings nicht mehr aktualisiert. Aber sie ist immer noch zum Totlachen.

Grossartig auch der hier:

Und als Absackerchen:

Aber wir schweifen ab. Denn hier soll die Rede sein von einem anderen Herrn mit Frisurproblemen. Von einem gefeierten Literaten, mit Preisen überschüttet, immer zu einem Dichterwort über seine Arschbacken und andere Körperteile in der Lage.

Ein Mann, ein Wort. Nun ja, also eigentlich kein Mann, mehr so etwas Fluides, Non-Binäres, das nicht weiss, was es bedeuten soll, geschweige denn, wie man Worte anders als stammelt. Nun wurde dieser «Shootingstar» der Schweizer Literatur flugs vom Qualitätskonzern Tamedia als Ersatz für Rudolf Strahm auserwählt. Erst im Februar wurde er/sie/es als Mitglied eines neuen Kolumnistenteams stolz präsentiert.

Dann schrieb er/sie/es, wenn man das so nennen mag, tatsächlich ein paar Kolumnen. Aber oh Schreck, seit Wochen, ja Monaten ist er/sie/es verstummt. Eine besorgte Nachfrage, was denn mit Kim de l’Horizon geschehen sei, bekam nach länglichem Zögern eine besorgniserregende Antwort: «Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia dazu keine Auskunft geben

Ein anderer Blog war etwas erfolgreicher und wurde so beschieden: «Nach drei Tagen meldete sich Tamedia dann doch noch: Kim de l’Horizon habe die Kolumne aus persönlichen Gründen vorübergehend unterbrochen. Sie werde zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt.»

«Da steh› ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor», da hilft ja nur noch Goethe. Das ist, liebe Nora Zukker, aber lassen wir das. Persönliche Gründe? Wurde er Opfer eines neuerlichen Eier-Attentats? Hat ihn die Schreibkraft nicht mehr übermannt, sondern entmannt? Heisst es bei ihm «zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust»? Auch Goethe, auch «Faust», aber wozu Zukker weiter quälen.

Denn sie als «Literaturchefin» des hochwohllöblichen «Tages-Anzeiger» müsste doch mehr wissen; der aktuelle Literaturpreisträger ist ernannt und wurde (allerdings nicht von ihr) auch im Tagi gewürdigt (allerdings nicht vom Tagi, sondern von der Süddeutschen im Tagi). Also gäbe es doch genug Zeit für eine Spurensuche. Zeichnet sich hier ein neuer Fall B. Traven ab? Ist der/die/das Dichter verschwunden? Dichtet er/sie/es etwas Neues? Oder ist er/sie/es nicht mehr ganz dicht?

ZACKBUM findet: auch neben der Ukraine und Israel muss noch Platz sein für die Frage: Wo ist Kim? Vor allem muss eine Antwort gefunden werden, das ist Tamedia dem zahlenden (und auch dem nichtzahlenden) Leser schuldig. Schliesslich muss man sich doch geistig darauf vorbereiten, von einer neuerlichen Sprachvergewaltigung aus dem Hause Kim überfallen zu werden. Auf leeren Magen geht das ganz schlecht. Dafür muss man sich zuerst sammeln, stärken, tapfer sein.

Also bitte, lieber Tagi: sollte Kim seine Kolumne tatsächlich fortsetzen (und ist das nicht nur eine leere Drohung), dann bitte mindestens 5 Tage Vorwarnzeit. BITTE.

Wo ist Kim hin?

Gesucht wird der Preisträger und Shootingstar der Schweizer Literatur.

Der Nom de Plume (ob er das versteht?) Kim de l’Horizon wurde im Februar 2023 als Mitglied des neuen «hochkarätigen Kolumne-Teams» gelobhudelt. Das ersetzte so niederkarätige Koryphäen wie Rudolf Strahm, dessen Beschwerde über seinen ruppigen Rausschmiss erst noch zensiert wurde.

Zustände beim Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger», die nichts mit Qualität zu tun haben. Sondern wo Stümper am Werk sind und dafür sogar noch Geld wollen. Nun griff Kim ein paar Mal in die Tasten und schrieb über seine Arschbacken und ähnliche Geschmacklosigkeiten. Bis im Juli.

Seither ist der Poet verstummt. ZACKBUM ist besorgt. Ist das eine gute Nachricht für den gequälten Leser? Oder ist es nur eine schöpferische Pause? Wir fragten bei der Medienstelle nach. Es schien eine einfach zu beantwortende Frage. Aber das täuschte. Die Medienstelle erhielt selbst keine Antwort aus den Abgründen der Redaktion.

ZACKBUM wollte es ihr einfacher machen und schickte einen Katalog möglicher Antworten, Zutreffendes einfach ankreuzen:

– Kim macht gerade eine Geschlechtsumwandlung durch
– Auch nach dreimaligem Durchlesen hat keiner verstanden, was in seiner Kolumne steht
– Die Kolumne musste wegen Obszönität zensiert werden
– Nachdem das «Männer»-Buch in die Kritik geriet, wurde Kim unter Quarantäne gestellt
– Kim wird von weiblichen und männlichen Redakteuren verbale sexuelle Belästigung und Übergriffigkeit vorgeworfen
Aber wie immer gilt der alte Satz von Niklaus Meienberg selig: la réalité dépasse la fiction. Denn mit dieser Antwort konnte keiner rechnen:
«Offizielle Sprachregelung: Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia dazu keine Auskunft geben.»
Hä? Da will man wissen, wieso das Dichterwort nicht mehr erschallt und uns kulturell erleuchtet. Vielleicht steckt der Wortschmied auch in einer Schaffenskrise. Muss sich von einem neuerlichen Eierattentat erholen. Oder, oh Schreck, oh Graus, er hat einen Schreibstau. Hat sich im fluid Nonbinären verlaufen. Scheitert an der ewigen und grossen Frage: wer bin ich?
Aber seit wann gehört es zum Schutz einer Persönlichkeit, die Antwort darauf zu verweigern, warum der Shootingstar ausgeschossen ist? Will er nicht mehr? Kann er nicht mehr? Darf er nicht mehr? Macht er Pause oder ist’s für immer?
Ist verstummt das Bleibende, das die Dichter schaffen? Müssen wir nun jahrlang von Klippe zu Klippe hinabstürzen,  ohne den Trost der Muse?
Da lassen wir erschallen die Klage und die Frage, über Stadt und Land, ohne Schand: Wo ist Kim, der King? Ist versiegt die Quelle, hat er, wir sagen’s harsch, ausgefurzt, der Arsch?
So wandeln wir dahin, Schatten unser selbst, Leben ohne Sinn, mit Sorgen, gewälzt.
Wir können Kim. Aber das ist kein Ruhmesblatt für ZACKBUM