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Journis, hört die Signale!

In Bern geht das grosse Rausschmeissen weiter. Tamedia schafft durch Synergien höhere Qualität. Die Journalisten jammern.

Dort haben die Mitarbeiter von Tamedia zurzeit grösser Probleme, als sich mit der Frage zu beschäftigen, wie das Gendersternchen richtig verwendet wird und ob das Verhalten Mitarbeiterinnen gegenüber anständig, respektvoll und nicht diskriminierend ist.

Denn wie man das allen gegenüber fehlen lässt, hat Pietro Supino wieder mal gezeigt. Er liess aus dem Stehsatz zerren: «hohe journalistische Kompetenz», «schlagkräftige Redaktion», ««Berner Zeitung» und «Der Bund» bleiben zwei Titel mit unterschiedlicher Positionierung». Dazu noch «Herausforderungen, Transformation», Blabla.

War nicht gelogen: Es gab keine Debatte …

Ach ja, und «voraussichtlich 20 Vollzeitstellen» koste «diese Zusammenführung». Wunderbar formuliert, genauso wahrheitsgetreu wie die Schwüre vorher, dass das «Berner Modell» super sei, Respekt vor der Tradition, niemals und immer und Blüblü.

Schreibknechte, gebt Gas …

Aber da hält es die Geschäftsleitung von Tamedia so wie viele ihrer Journalisten: Ist doch völlig egal, was für einen Unsinn wir früher mal geschrieben oder gesagt haben. Und aufgepasst: wer meckert, fliegt als nächster, wer alte oder junge Schutzengel hat, kann bleiben. Also nichts Neues im Reich von Coninx-Supino. Früher hiess es mal: Galeerensklaven, rudert schneller, der Kapitän will Wasserski fahren. Heute heisst es:

Schreibknechte, gebt Gas, der Kapitän will sich eine neue Yacht kaufen.

Soweit, so normal für einen Medienkonzern, dem zwar auf Geschäftsleitungsebene nichts und wieder nichts eingefallen ist, wie man alte Modelle an neue Technologien anpasst. Wobei neu, das Internet gibt’s auch nicht erst seit gestern. Aber an der Profitrate gibt’s nichts zu rütteln. Und zwar in jedem einzelnen Profitcenter. Und wenn das nicht anders zu schaffen ist, dann wird halt gefeuert, what else?

Zwei Zeitungen, eine Redaktion. Geht doch.

Ach, die erbettelten Zusatzsubventionen? Was soll denn damit sein, die sind doch zu Bern beschlossen worden; schliesslich musste Tamedia deshalb noch unnütze Mitesser monatelang weiter durchfüttern.

Das macht die Geschäftsleitung, was machen die Journalisten? Auch nichts Neues, sie basteln ein «Manifest». Immerhin, früher wäre das als Flugblatt verteilt worden, heute kriegt es eine Webseite spendiert.

Stehsatz hüben und drüben

Aber auch hier, leider, herrscht der Stehsatz:

«Wir, die Belegschaft von Bund und BZ, wehren uns gegen die Fusion der beiden Zeitungen und den damit verbundenen Stellenabbau.»

Deshalb, kleiner geht’s nicht, wendet man sich «An die Berner Öffentlichkeit».

Die möchte man gerne darüber informieren, was denn die Angestellten von dieser Entscheidung und ihrer Begründung halten: nichts. Könnte man so kurz fassen, muss man aber nicht:

«Dieses Manifest tritt dieser einseitigen Darstellung entgegen. Es fasst Stimmung und Aussagen zusammen, die an einer Betriebsversammlung der Belegschaft am Tag nach der Fusionsankündigung geäussert wurden. Damit drücken die Redaktionen von Bund und BZ ihre Innenwahrnehmung der bevorstehenden Veränderungen aus, die sich deutlich von der offiziellen Message unterscheidet. Wir verstehen das als Beitrag zu einem differenzierten, ausgewogenen Bild der Entwicklung auf dem Medienplatz Bern, auf das die Öffentlichkeit angewiesen ist, um zu verstehen, was passiert.»

Ich hoffe, ich begrüsse noch mehr als drei nicht weggeschnarchte Leser. Denn so geht es noch ziemlich lang weiter. «drastische Verminderung, Leser werden für dumm verkauft, erkennen die schwierige ökonomische Situation, aber, Kommunikationsverhalten irritiert und befremdet, über die Zukunft im Dunklen

Forderungen in aller Öffentlichkeit

Der kleine Teil der Berner Öffentlichkeit, der bis hierher durchgehalten hat, wird dann mit sieben Forderungen aus dem Koma geholt. Die richten sich zwar an die Geschäftsleitung Tamedia und die Redaktionsleitung von Bund/BZ. Aber was erregten Frauen mit ihrem Protestschreiben recht ist, kann doch den tapferen Mannen und Frauen zu Bern nur billig sein.

Solche Forderungen verschickt man heute nicht mehr per Brief oder Mail an die Adressaten, sondern nimmt den Weg über die Öffentlichkeit. Logo, das sorgt sicher für mehr Verhandlungsbereitschaft.

Was für Forderungen? Kann man auf der Webseite nachlesen. Sind noch langweiliger als alles vorher. Weil sie sowieso nicht erfüllt werden. Ist auch eine gute Tradition im Hause Tamedia.

Ach, übrigens, sowohl syndicom wie impressum unterstützen diese Aktion. Also ich auch, allerdings ungefragt. Denn ich drücke aus alter Tradition weiterhin Geld für impressum ab. Gern geschehen.

Knatsch zwischen Personalkommission und Tamedia

Es war zu erwarten. Die Vorstellungen liegen «weit auseinander».

Das «Berner Modell» mit den beiden Tamedia-Zeitungen «Berner Zeitung» und «Bund» ist bald Geschichte. Nach Inland, Ausland, Wirtschaft und Sport werden ab April 2021 auch der Lokalbund, regionale Kultur, Berichte über Berner Sportvereine und die lokale Wirtschaft zentral produziert. Unterschieden wird grosso modo nur noch die Titelseite. Etwas, was seit Anfang Jahr schon die Bündner Zeitung und das Bündner Tagblatt praktizieren. Eine ähnliche Fusion – vorerst im Regionalen – kommt sehr bald auch bei den Tamedia-Zeitungen im Grossraum Zürich: Tages-Anzeiger, Landbote, Zürichsee-Zeitung und Zürcher Unterländer legen ihre Regionalredaktionen zusammen. Dass es Entlassungen geben wird, ist ein offenes Geheimnis, auch wenn das der neue «Regio-Chefredaktor» Benjamin Geiger kürzlich im SRF-Medientalk etwas kleinreden wollte.

Sozialplan kommt, das spricht für eine Massenentlassung

Tamedia bestätigt nun gegenüber ZACKBUM: «Der Sozialplan wird bei allen betroffenen Mitarbeitenden zur Anwendung kommen.» Sprich: Es wird einen Sozialplan geben. Kenner sind überzeugt, dass Tamedia, respektive die TX Group unter Pietro Supino, nur dann eine soziale Ader entwickeln, wenn es nicht anders geht. Und das bedeutet Folgendes: Bei Entlassungen kommt nur dann eine gesetzliche Sozialplanpflicht zur Anwendung, wenn der «Arbeitgeber ab einer Grösse von 250 Arbeitnehmern innert 30 Tagen mindestens 30 Arbeitnehmern aus Gründen kündigt, die in keinem Zusammenhang mit ihrer Person stehen».

Auch wenn Tamedia immer etwas anderes zu sagen versucht: Es steht ein Kahlschlag bevor.

Zackbum weiss gemäss einem internen Schreiben: Momentan geht’s bei den Verhandlungen der Personalkommission mit Tamedia «konkret um die Höhe der Leistungen, also um Abgangsentschädigungen und Unterstützungen bei der Frühpensionierung». Dabei seien bei den bisherigen Verhandlungen einzelne Verbesserungen erreicht worden. Trotzdem «liegen die Vorstellungen der Arbeitgeberin und Mitarbeiter noch weit auseinander».

Es gebe sogar einen Dissens über das grundsätzliche Konzept eines Sozialplans.

Wenn es so weitergeht, will man innerhalb der Belegschaft eine Umfrage machen, was die Position der Tamedia wohl nicht stärken wird. Vor allem, wenn die Resultate des Stimmungsbarometers nach aussen dringen. Ziel sei nach wie vor,  «innert nützlicher Frist einen unterschriftsreifen Sozialplan zu haben. Wir sind aber noch mehr daran interessiert, einen Sozialplan zu erreichen, der diesen Namen verdient», so der Wortlaut der Peko im Schreiben.

Laut Mediensprecherin Nicole Bänninger (sie ist auch stellvertretende TX-Group-Konzernsprecherin) will sich Tamedia (noch) nicht in die Karten blicken lassen.

Den überschaubaren Fragenkatalog von ZACKBUM.ch beantwortet Bänninger «thematisch zusammengenommen», wie sie schreibt.

Wissen Sie schon, wieviele Stellenprozente wegfallen in Zusammenhang mit der Fusion BZ und Bund, sowie Regionalredaktion Tagi/ Landbote/ ZSZ und Zürcher Unterländer? Wie ist der Zeitplan des Abbaus?
Dazu können wir noch keine Aussage machen. Wir versuchen, notwendige personelle Massnahmen soweit wie möglich über Fluktuation, interne Verschiebungen oder andere Anschlusslösungen zu vollziehen. Für die von einer Kündigungen betroffenen Mitarbeitenden kommt ein übergreifender Sozialplan zur Anwendung.

Wie beurteilen Sie die Verhandlungen mit dem Personal in dieser Causa? Bis wann rechnen Sie damit, dass ein Sozialplan steht? Gibt es schon Details, wie hoch sich die Abgangsentschädigungen und die finanziellen Unterstützungen bei Frühpensionierungen belaufen?  
Es finden regelmässige Verhandlungssitzungen mit der Personalkommission statt. Der Austausch ist vorwiegend konstruktiv, es liegt jedoch in der Sache der Natur, dass die Vorstellungen zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgeberin nicht immer identisch sind. Es geht uns nicht primär darum, die Verhandlungen so rasch wie möglich abzuschliessen, sondern die von einem Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden mit einem guten Sozialplan bestmöglich unterstützen. Inhaltliche Details können wir vor Abschluss der Verhandlungen nicht geben. Der Sozialplan wird bei allen betroffenen Mitarbeitenden zur Anwendung kommen.