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Talker müsste man sein

Aber besser in Deutschland.

Ein TV-Talker hat’s gut. Er hat ein Team, das seine Gäste auswählt. Er hat ein Team, das ihn brieft und vorbereitet und seine Fragen formuliert. Dann muss er nur noch telegen in die Kamera schauen und die Sendung rumpelfrei über die Bühne bringen. Hineingrätschen, wenn ein Gast Unbotmässiges sagt. Die Meinung des Mainstreams bedienen. Schauen, dass die Krawatte (Männer) oder das Oberteil (Frauen) richtig sitzt. In der Maske zuvor alle Unebenheiten wegbügeln lassen.

Eigentlich leicht verdientes Geld; dafür auch noch bezahlt werden, was wünscht man sich mehr im Leben. Natürlich gut bezahlt werden. Daher sind die Gehälter der deutschen Talk-Stars streng geheim. Obwohl auch dort die sogenannt öffentlich-rechtliche Sender weitgehend von den Zwangbeiträgen leben, halten sie nichts von Transparenz.

Die «Welt am Sonntag» hingegen schon. Die hatte bereits enthüllt, dass der Krawall-Linke Jan Böhmermann satte 651’000 vom ZDF dafür enthält, mit Hohngedichten ein ausländisches Staatsoberhaupt staubig zu machen. Plus MWSt.

Nun wurde der WamS eine Liste mit den Einnahmen einiger bedeutender deutscher Talker zugespielt. Sind die Zahlen zutreffend, ist Markus Lanz der absolute Spitzenreiter. Der Schwiegermuttertraum kassiert rund 1,9 Millionen Euro. Das Oberlippenbartmonster Horst Lichter soll für seine Simpel-Show «Bares für Rares» satte 1,7 Millionen einsacken. Andrea KiewelFernsehgarten») bekommt lumpige 400’000 Euro. Christian Sievers, der das «Heute Journal» stotterfrei über die Runden bringt, kriegt dafür 350’000 Euro, und Maybritt Illner schliesslich 480’000.

Wohlgemerkt, hinter all diesen TV-Gesichtern stehen jeweils grössere Teams von Helfershelfern, die dafür sorgen, dass auch alles klappt. Dann muss Lichter nur noch das «Händlerkärtchen» überreichen und seinen leicht klebrigen Charme spielen lassen. Paradiesische Zustände.

Man fragt sich natürlich, was eigentlich die TV-Sternchen der SRG so heimschleppen. Man weiss nur, dass sich beispielsweise die Damen und Herren, die jeweils die Nachrichten in der «Tagesschau» möglichst ohne Unfall vom Teleprompter lesen, sich mit Auftritten bei privaten Veranstaltungen während und nach ihrer Tätigkeit ein nettes Zubrot mit dem Ruhm verdienen, den ihnen die SRG gratis verleiht.

Alles eine Frage der Effizienz

Heute wird es voll betriebswirtschaftlich. Eine Analyse des Stellenabbaus bei den Medienhäusern.

Von Kurt W. Zimmermann*

Die Frage war nur noch: Sagen wir es unseren Mitarbeitern vor Weihnachten, oder warten wir aus Pietät etwas zu?

TX Group, die frühere Tamedia, und CH Media sagten es ohne Umschweife: 85 und 150 Stellen werden hier abgebaut. Ringier wartete bis nach Neujahr, um den Abbau von 75 Stellen zu kommunizieren.

310 Stellen weniger in den drei grössten Verlagen der Schweiz. Es ist, in der Kombination, die bisher grösste Sparübung der Branche. Bei Stellenabbau ist das entscheidende Kriterium, wie sich der Umsatz pro Mitarbeiter entwickelt hat. Zu diesem Kriterium der Effizienz kommt man in drei Schritten.

Betrachten wir im ersten Schritt, wie sich die Mitarbeiterzahl (MA) bei den führenden Verlagen Ringier Schweiz, TX Group, CH Media und NZZ-Gruppe seit 2017 entwickelt hat, wobei wir bei CH Media jeweils die Zahlen von 2018 heranziehen, weil die Firma erst dann gegründet wurde. Zum Abgleich stellen wir die öffentliche SRG daneben.

Mitarbeiterzahl (MA)

2017 2022 +/–

Ringier CH 3006 2358 – 22 %

TX Group 3261 3380 + 4 %

CH Media 2000 1800 – 10 %

NZZ-Medien 800 821 + 3 %

SRG 4975 5518 + 11 %

Interessant ist der Fall Ringier Schweiz, also ohne die Aktivitäten in Osteuropa. Ringier hat hier in kurzer Zeit 650 Stellen abgebaut. CEO Marc Walder hat einen vorzüglichen Job gemacht und dies geschafft, ohne dass die Schnitte in Öffentlichkeit und Medien ein Thema geworden wären.

Auch bei CH Media fiel die Mitarbeiterzahl. Die Firma entstand aus der Fusion der AZ Medien mit den Regionalmedien der NZZ und beseitigte Doppelspurigkeiten.

Die TX Group und ihr Chef Pietro Supino andererseits, die als Sparteufel gelten, haben an Mitarbeitern zugelegt, unter anderem durch den Kauf der Basler Zeitung.

Und natürlich ist der Personalbestand bei der SRG seit 2017 explodiert, wenig erstaunlich, wenn die Kosten vom Steuerzahler gedeckt werden.

Betrachten wir im zweiten Schritt nun, wie sich die Umsätze der Medienunternehmen entwickelt haben.

Ertrag (in Mio. Fr.)

2017 2022 +/–

Ringier CH 798 643 – 19 %

TX Group 974 925 – 5 %

CH Media 448 430 – 4 %

NZZ-Medien 213 247 + 16 %

SRG 1595 1549 – 3 %

Fast alle Medienunternehmen verzeichnen sinkende Erträge, am meisten bei Ringier. Es ist überall die Folge des gesunkenen Werbevolumens. Ausnahme ist die NZZ . Sie setzt auf das Geschäftsmodell Publizistik und dadurch auf Einnahmen aus dem Lesermarkt. Das macht sie weniger abhängig vom Anzeigengeschäft.

Im dritten Schritt ergibt sich nun der Umsatz pro Mitarbeiter. Es ist die Kennzahl für die Effizienz eines Unternehmens.

Umsatz pro MA (in Fr.) 2017 2022 +/-

Ringier CH 265 000 273 000 + 8000

TX Group 304 000 274 000 – 30 000

CH Media 224 000 239 000 + 15 000

NZZ-Medien 266 000 301 000 + 45 000

SRG 320 000 280 000 – 40 000

Auffallend ist zuerst einmal, wie ineffizient die TX Group geworden ist. Ein Sparprogramm von Tages-Anzeiger bis 20 Minuten ist darum unausweichlich.

Unproduktiv ist im Vergleich besonders die CH Media. Sie ist es auch darum, weil sie über zwanzig Radio- und TV-Sender betreibt, wo die Margen schlecht sind. Generell sind die Kosten zu hoch, darum ist es folgerichtig, dass CEO Michael Wanner einen harten Personalabbau durchzieht.

Deutlich besser präsentiert sich die NZZ-Gruppe unter ihrem CEO Felix Graf. Auch hier wird zwar immer mal die eine oder andere Stelle eingespart, aber man kann das dank einer imposanten Effizienzsteigerung ziemlich locker nehmen.

Als Schlusspointe bleibt die SRG. Ihr Umsatz pro Mitarbeiter ist im freien Fall, weil immer mehr Angestellte das immergleiche Angebot produzieren. Es ist ein Absturz an Effizienz. Aber das scheint SRG-Chef Gilles Marchand egal zu sein.

Effizienz im freien Fall: Immer mehr Angestellte produzieren bei der SRG das immergleiche Angebot.

*Die Kolumne erschien zuerst in der «Weltwoche» Nr. 3/24. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Frau Birrer hat eine Idee

Das ist keine gute Idee.

Raphaela Birrer ist die Oberchefredaktorin von Tamedia. Das heisst, sie beschallt den Tagi und eine Unzahl weiterer Kopfblätter, die das meiste von der Zentralreddaktion in Zürich übernehmen. Ob’s in Basel oder Bern passt, ist doch egal.

Aber item, wenn die Oberchefredaktorin einen Kommentar schreibt, dann sollte das etwas bedeuten. Richtig bedeutungsvoll wird es, wenn sie nicht einfach ein gepflegtes Einerseits-Andererseits absondert. Ausgesprochen bedeutungsvoll wird es, wenn  sie einem Bundesrat über den Mund fährt: «Rösti muss der SRG zuerst Grenzen setzen – und dann sparen».

Medienminister Albert Rösti hat den Gegenvorschlag des Bundesrats zur 200-Franken-Initiative vorgestellt. Die nennt Birrer schon mal falsch «Halbierungs-Inititaive». Für sie sind offenbar 200 Franken die Hälfte von 335. Na ja, sie muss ja nicht rechnen können.

Sie muss auch nicht neutral zur 200-Franken-Initiative stehen: «Vor diesem Hintergrund ist es richtig, dass Rösti diese viel zu weitreichende Initiative mit einem Gegenkonzept bekämpfen will.» Es ist auch erlaubt, einem Bundesrat zu zeigen, wo Birrer den Most holt: «Falsch ist hingegen sein Vorgehen. Rösti will zuerst die Gebühren senken und dann (nach der Volksabstimmung zur Halbierungsinitiative) im Jahr 2029 die Konzession erneuern. Dabei müsste es genau umgekehrt ablaufen.»

Birrer muss auch nichts von Logik verstehen. Nur: muss sie das alles so öffentlich zeigen? Sie fordert also den Bundesrat auf, zuerst die Konzession zu erneuern, bzw. zuerst die Aufgaben der SRG neu zu definieren. Das ist eine Superidee, weil man ja nicht weiss, ob die Initiative angenommen wird oder nicht. Dann wäre also der Auftrag neu formuliert, aber wenn sie angenommen würde, könnte dann doch etwas das Geld dafür fehlen. Oder Rösti geht von seinen 300 Franken aus und verteilt entsprechend die Ressourcen bei der SRG. Und am Schluss wird die Initiative und der Gegenvorschlag abgelehnt, alles bleibt beim Alten.

Versuchen wir, Birrer ganz langsam und vorsichtig an ihren groben Denkfehler heranzuführen. Dabei hilft sicher ein ihr näherliegendes Beispiel. Tamedia spart bekanntlich ein paar Milliönchen ein. Laut Birrer müsste man das aber so machen: zuerst müsste geklärt werden, was denn die inhaltliche Mission von Tamedia ist, «dann das Budget daran angepasst werden», wie sie das bei der SRG fordert.

Da würde sich Pietro Supino aber schlapplachen und einige hässliche Sachen über einen so unsinnigen Vorschlag sagen.

Er würde vor allem sagen: wenn ich noch nicht weiss, wie viel Geld ich in Zukunft kriege, wie soll ich dann vorher Inhalte definieren? Ist doch bescheuert. Und damit hätte er sogar einmal Recht.

Aber nach dem Denkfehler kommt noch die Peinlichkeit. Denn der Rüffel an Rösti (der Mann ist halt in der falschen Partei) kommt nun noch Propaganda in eigener Sache. Denn wie auch immer und mit wie viel Geld auch immer, auf einem Gebiet sieht Birrer strengen Handlungs- und Sparbedarf:

«Mit ihren Websites und Apps erreicht sie (die SRG, Red.) heute fünfmal so viele Nutzer wie noch 2016. Damit konkurrenziert sie direkt die privaten Medien, zu denen auch diese Redaktion gehört.»

Da sieht Birrer ganz uneigennützig dringlichen Handlungsbedarf: «Damit diese Wettbewerbsverzerrung beseitigt wird, muss die Onlinetätigkeit der SRG in der Konzession griffig eingeschränkt werden.»

Griffig? Einfach so, dass die Teppichetage der Medienkonzerne, in erster Linie die von Tamedia, «Tages-Anzeiger», Tx oder wie der Laden gerade heisst, weiterschnarchen kann. Welche kühne Forderung Birrers am Schluss: «Ein griffiges inhaltliches Gegenkonzept zur Halbierungsinitiative – das sollte dem Bundesrat das öffentliche Radio und Fernsehen wert sein.»

Das ist eine sowohl unsinnige, wie wohlfeile wie voreingenommene Forderung. Sie hätte ehrlicher schreiben können, Rösti solle gefälligst das Online-Angebot von SRG zusammenstutzen, weil das ihren Konzern kujoniert.

Richtig mutig allerdings – aber eben, Mut kann die Stelle kosten – wäre es gewesen, wenn Birrer geschrieben hätte: ein griffiges Gegenkonzept zum ständigen Stellenabbau und der Skelettierung des inhaltlichen Angebots – das sollte dem Coninx-Clan und seinem Statthalter Tamedia wert sein.

Das wäre mal eine Ansage. Aber eben, Zivilcourage ist bei Tamedia Mangelware. Birrer jammert ganz allgemein über «den starken Spardruck» der Medien, den «der gerade heute kommunizierte Stellenabbau bei CH Media verdeutlicht». Aha. Aber hat man deutliche oder undeutliche Worte von Birrer zum Stellenabbau bei Tamedia gehört? Von der üppig ausgestatteten Chefredaktion? Von Kerstin Hasse, die doch sonst mit Forderungen nicht hinter dem Berg hält?

Wie tief soll das alles noch sinken? Eine Chefredaktorin, die öffentlich Denkfehler vorführt und unverhüllt Propaganda in eigener Sache macht. Aber – mitsamt ihrer wohlbezahlten Chefredaktion – kein kritisches Wort zum Sparkurs im eigenen Haus äusssert. Führung durch Vorbild. So sieht dann auch der übrige Inhalt von Tamedia aus.

 

Ja zu TV-Sparmassnahme

«Blick» würde titeln: «SRG zittert».

61 Prozent aller Stimmbürger würden Ja zur Initiative «200 Franken sind genug» sagen. Damit soll die jährliche Zwangsabgabe für den Gebührensender SRG auf 200 Franken (statt 335 aktuell) gesenkt werden.

Dass Anhänger der SVP und der FDP haushoch dafür sind, ist kein Wunder. Aber auch bei der «Mitte» ist eine Mehrheit von 54 Prozent dafür, selbst bei GLP (41 Prozent), SP (35 Prozent) und sogar Grüne (29 Prozent) sind bedeutende Minderheiten damit einverstanden.

Zudem sorgt die SRG gerade für Negativ-Schlagzeilen am Laufmeter. Die Reaktion auf die von Kurt W. Zimmermann enthüllte Tendenz von SRF Meteo, viel zu hohe Temperaturprognosen abzugeben – versemmelt. Die unselige Tradition des «Club», bei kontroversen Themen nicht den Verursacher der Kontroverse einzuladen (Glarner, Zimmermann) – sogar vom eigenen Ombudsmann scharf gerügt.

Der Nepotismus, die unverschämten Gehälter (die Führungscrew verdient für mässige Leistung mehr als ein Bundesrat), die aufgeblähte Administration (für jeden journalistisch Tätigen gibt es zwei Sesselfurzer), die letztlich doch eher amateurhafte Performance, bei der selbst kleine Privat-TV-Stationen professioneller daherkommen – das TV-Monster ist in Erklärungsnot, wieso es nicht abspecken könnte.

Und nun diese Umfrage, veranstaltet von «20 Minuten» und Tamedia. Fehlerquote +/- 4 Prozent. Natürlich ist es häufig so, dass Initiativen in der Anfangszeit hohe Zustimmunfgsraten haben, die dann im Endspurt niedergekämpft werden. Dafür wird schon mal die SRG selbst besorgt sein, obwohl sie natürlich höllisch aufpassen muss, dass man ihr nicht vorwerfen kann, in eigener Sache parteiisch zu sein. Auf diesen Drahtseilakt sind wir schon jetzt gespannt.

Die NZZ hat sich bereits deutlich für die Initiative ausgesprochen. Tamedia, CH Media und Ringier sind sich noch nicht sicher. CH Media müsste eher an einer Schwächung der SRG interessiert sein – als Besitzer des mit Abstand grössten Konglomerats von privaten TV- und Radiostationen. Bei Tamedia wird entscheiden, ob der Anti-SVP-Reflex stärker ist als die Vernunft. Und Ringier ist als Vermarkter der TV-Werbung nicht ganz unparteiisch.

Ob der auch hier überforderte SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (Gehalt rund 540’000 Franken) mit seiner Generallinie durchkommt? Er behauptet, die Initiative sei «eine Attacke auf die Schweiz», er behauptet, die Hälfte des Programms müsse gestrichen werden bei Annahme. Beides blühender Unsinn, aber im Gefälligkeitsinterview des Mikrophonständers vom «SonntagsBlick» stiess er auf wenig Widerworte.

Allerdings: Abstimmungstag dürfte erst Anfang 2025 sein. Viel Zeit für alle Pfründenbewahrer, die Stimmbürger zu beeinflussen. Aber auch viel Zeit, weitere Fehler und Flops zu produzieren …

 

Wir wollten das Positive sehen, Part II

ZACKBUM leidet unter der Berichterstatterpflicht.

Der Plan war gut. ZACKBUM liest je einen Artikel aus der WoZ und aus der «Republik» und betont das Positive. Aber schon die Planwirtschaft ist an der Realität gescheitert.

Die WoZ haben wir hinter uns, nun fehlt noch die «Republik». Wir werden das in aller gebotenen Objektivität tun, obwohl das Organ der guten Denkungsart in seiner Liste der Links zur Berichterstattung über den jüngsten Skandal das Organ, das am ausführlichsten berichtete, nicht aufführt. ZACKBUM-Leser ahnen, welches gemeint ist.

Wir könnten nun gemein werden und «Acht Learnings aus dem Klimalabor» auswählen. Das sind über 15’000 Anschläge darüber, dass die Ankündigung einer Ankündigung nach monatelangem Nichtstun doch immerhin noch besser ist als nichts – tun. Oder?

Die Qual der Wahl war allerdings gross. 30’000 A über ein neues Buch der «linken Philosophin Susan Neiman»? «Sie wollte die Schwangerschaft abbrechen, jetzt hat sie Zwillinge», ebenfalls 30’000 A? Himmel hilf. Dann doch lieber, wir wollen so nett wie möglich sein, «Die den Service public lieben – und die SRG zerstören». Das sind 9400 A, immerhin. Es ist allerdings von Daniel Binswanger.

Aber ZACKBUM ist immer objektiv, der Wahrheit verpflichtet und – das zeichnet uns zuvorderst aus – nachsichtig.

Binswanger fängt mit der SVP an. Nein, er macht’s durchaus nachvollziehbar. Die Partei habe noch vor fünf Jahren fast einstimmig für die No-Billag-Initiative gestimmt, an ihrem Parteitag. Binswanger süffisant: «Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde dargestellt als nationale Bedrohung – die ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden müsse.»

Aber heute sage die SVP «quasi das exakte Gegenteil». Lassen wir das Aufeinanderprallen von «quasi» und «exakt» ungestraft vorbeiziehen. Denn nun zititiert Binswanger den Präsidenten des Komitees der gerade eingereichten Halbierungsinitiative: ««Wir wollen die SRG. Sie hat eine sehr wichtige Funktion in diesem Land als Service public.» In nur fünf Jahren ist die SRG von einem Anschlag auf die eidgenössischen Grundwerte zu einer wichtigen Grundlage des helvetischen Zusammen­lebens geworden

Ein Schlag ins Kontor. Wer aber nun meint, Binswanger lehne sich anschliessend zurück und versetze der SVP noch ein paar Fusstritte, täuscht sich. Denn nun kommt die «Mitte» dran, genauer deren Präsident Gerhard Pfister. Vorher: «Der SRG ist halt nicht mehr zu helfen», er bezichtigte sie gar, «die Spaltung des Landes» voranzutreiben. Nachher: «Die Schweiz braucht einen starken öffentlich-rechtlichen Sender, das ist diskussionslos», flötet Pfister.

Dann geht’s weiter zur NZZ. Da holte Chefredaktor Gujer weit in die Geschichte aus und schrieb anlässlich der No-Billag-Initiative über die SRG und ihre Geburtsstunde in der Zeit, «als Hitler und Stalin die neue Radiotechnik nutzten, um ihre Propaganda zu verbreiten», daher «sei die Behauptung, «nur ein öffentlich-rechtlicher Sender könne die sozialen Schichten, Regionen und Sprachen verbinden, so vermessen wie totalitär»», zitiert Binswanger.

Neue Töne in der NZZ: «Die SRG produziert gute Informations­sendungen und leistet ihren Beitrag zur Demokratie.» Hier muss man aber einwenden, dass Binswanger einen Kommentar, der die Halbierungsinitiative für eine gute Sache hält, einfach unterschlägt. Ein kleiner Tolgen im bislang blütenweissen Reinheft.

Nun auf zur Erklärung, woher diese Wendungen? «Die SRG-Basher von gestern haben heute lange Nasen.» Warum? Das Scheitern der No-Billag-Initiative habe eben gezeigt, «wie unglaublich populär die SRG auch weiterhin bleibt».

Weil man sie nicht liquidieren könne, müsse sie nun stückchenweise entsorgt werden. Hier greift Binswanger zu einem Sprachbild, das nicht zur Nachahmung empfohlen ist: «Ein Hummer, den man halbiert, kann immer noch etwas die Scheren bewegen – bevor er dann verendet.» Hat Binswanger das etwa bei seinem letzten Ausflug in die gehobene Gastronomie mit eigenen Augen gesehen? Wobei normalerweise Hummer nicht lebendig halbiert werden.

Vom halbierten Hummer geht’s nun zur halbrichtigen Interpretation: «Zweitens verliert ein Sender, der keine Unterhaltung mehr anbietet, sondern nur noch politischen Inhalt, massiv an Reichweite und Relevanz. Die Meinungs­macht des Senders würde stark abnehmen, wenn er ausschliesslich der politischen Meinungs­bildung dienen sollte.»

Hm, das ist doch genau das, was die «Republik» auch macht, oder könnte jemand behaupten, dass die ein Unterhaltungsprogramm biete? Aber nun wird Binswanger grundsätzlich, und da verliert sein Gedankengang leider die vorherige Flughöhe, wobei sich der Abwärtstrend bereits mit dem Hummer ankündigte: «Medien­macht ist Meinungs­macht, Meinungs­macht ist politische Macht.»

Wir kneifen den Leser mit einer Hummerschere wieder wach, denn nun kommt noch das Finale. Der Blick in andere Länder. Wir machen ein lustiges Ratespiel, das jeder Leser gewinnt: welche Namen und Beispiele nennt Binswanger? Ja?

Berlusconi, natürlich. Trump, logo. Netanyahu, okay, ein wenig schwierig muss das Quiz schon sein, aber dann noch Viktor Orbán. Na, geht doch. Nun wird es allerdings, wir müssen objektiv bleiben, etwas wirr: «Ihre Wahlerfolge hängen wesentlich an ihrer Medienmacht – weshalb es heute evidenter scheint denn je, dass wir die öffentlich-rechtlichen Medien ausbauen und sicher nicht amputieren sollten.»

Also Berlusconi ist erfolgreich tot, Trump hat verloren, und wo ist schon wieder dessen Medienmacht? Also wenn das Argumente für den Ausbau der öffentlich-rechtlichen Medien sein sollen, dann gute Nacht am Abstimmungstag. Aber auch Binswanger kann bis dahin noch etwas üben.

Falls – das sagen wir auch in aller Objektivität – diese Kolumne an diesem Ort bis dahin überhaupt noch weiter stattfindet …

Eine Portion Gerülpstes

Jacqueline Badran liebt den verbalen Zweihänder. Mit hoher Selbstverletzungsgefahr.

Für Aussagen, für die sie sich entschuldigt hat, soll sie nicht zur Verantwortung gezogen werden. Aber das hier reicht auch schon für einen Nasenstüber:

Mit etwelcher Verspätung nimmt sie sich den intelligenten Kommentar von Katharina Fontana in der NZZ zur Brust, dass der SRG «weniger Geld guttun» würde. So aber nicht mit Badran. Sie kann es einleitend «kaum fassen», was da steht. Sie ist so böse auf die Autorin, dass sie deren Namen nicht über die Lippen bringt. Kein Wunder, die lande einen «missgünstigen Rundumschlag». Bis hierher ist noch alles gut; Polemik darf sein, vor allem in einem Kommentar. Aber dann wäre es doch mal schön, auch das eine oder andere Argument fallen zu lassen. Das ist aber nicht gerade Badrans starke Seite, wie sie schon mehrfach unter Beweis stellte. Und behauptet sie was, stimmt oftmals das Gegenteil.

Stattdessen stapelt sie auch hier eine Polemik auf die nächste: «Die Autorin erzählt dabei eins zu eins die unsinnige Geschichte nach, mit der wir seit vielen Jahren aus rechtskonservativen und libertären Kreisen belästigt werden. Das hat System. Solche Kreise haben schon immer und überall die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser angegriffen. Weil sie sie nicht kontrollieren können.»

Kommt dann mal ein Argument? Der Hauch eines Arguments? Irgendwas wie «Fontana schreibt A, das ist falsch, weil B»? Niemals: «Der Kommentar ist derart anachronistisch – man reibt sich die Augen.» Stattdessen kommt nun die uralt-üble anachronistische Nummer, dass man den Inhalt einer Stellungnahme mit Sachen korreliert, auf die sie sich gar nicht bezieht. Das ist ungefähr so intelligent, wie wenn man schreiben würde: Also der Wilhelm Meister von Goethe ist eher verunglückt, für ein Gedicht.

Denn nun geht es Badran um «Desinformationskriege», von Autokraten gesäuberte Medien, machtsuchende Milliardäre (ob da Blocher dazugehört?) und «wirkungsmächtige Propaganda-Plattformen wie «Breitbart»». «Breitbart» ist schwer auf dem absteigenden Ast, in der Kategorie Poltiblogs unter ferner Liefen auf Platz 41 in den USA. Aber Badran hat ja auch von so Sachen keine Ahnung, aber zu allem eine Meinung.

Eher unappetitlich wird es dann bei ihrem nächsten «Argument» gegen den Kommentar in der NZZ: «Ermordungen von Medienschaffenden sind an der Tagesordnung.» Was hat das denn mit dem Kommentar von Fontana zu tun? Findet die das etwa gut, oder was will Badran ihr unterstellen?

Aber es hat noch etwas Platz in der wirklich fehlbenannten Rubrik «#Korrigendum»:«Richtig bemitleidenswert wird es, wenn als Kronzeugin für den «offensichtlichen Linkstrend» die Wetterprognosen herhalten müssen.» Es hat immer noch Platz: «Dass die SRG die kommerziellen Medien konkurriere, gehört auch ins Reich der Faktenfreiheit.» Das wird aber der Oberboss von der «SonntagsZeitung», wo Badran dilettiert, gar nicht gerne hören. Genau das behauptet Pietro Supino, der Faktenfreie. Immer schön, wenn man im eigenen Blatt eins in die Fresse kriegt.

Dann braucht es ja noch eine Schlusspointe. Nur: woher nehmen und nicht stehlen? Hm:

«Eine Halbierung der SRG würde der NZZ kein einziges Abo mehr bringen. Solch billige Propaganda jedoch fast sicher einige weniger.»

ZACKBUM rät: Wieso schützt eigentlich niemand Badran vor sich selbst? Sie ist mit dieser Kolumne offensichtlich überfordert, macht sich Mal für Mal lächerlich. Ausserhalb ihrer Gesinnungsblase wird sie mit solch billiger Propaganda sicher nicht punkten und einige Stimmen verlieren. Sie hat doch schon einmal eine Polit-Pause gemacht. Wieso nicht ein Schreib-Sabbactical?

 

 

 

 

 

Selbstkritik. Immer

ZACKBUM räumt ein: wir brechen Versprechen.

Bis Christian Dorer auch offiziell nie mehr zurückkehrt, wollten wir ein Schweigegelübde zur «Blick»-Familie einhalten. Aber wir sind schwach, schwankend, können Versuchungen nicht widerstehen. Denn es gibt eine Art von Publikumsverarsche, deren Schamlosigkeit einem (fast) den Atem verschlägt. Die zeigt sich hier:

Schlimmer noch: der Mann, den wir hier nie mehr erwähnen wollten, hat mal wieder höchstpersönlich das Mikrophon hingehalten. Ein Chefredaktor als Mikrophonständer, so tief kann man sinken. Nach dem Gefälligkeitsinterview mit dem Rammstein-Anwalt nun da capo mit dem SRG-Chef Gilles Marchand. Der lanciere «den Kampf gegen Halbierungsinitiative», indem er lässig im Freischwinger sitzt und bedeutungsvoll die Finger vor der weissen Hemdbrust verschränkt.

Gleich den Titel plus vier Seiten räumt der SoBli dem nicht unumstrittenen SRG-Boss (Jahreseinkommen weit über eine halbe Million) ein. Inhalt? Vorläufig nebensächlich. Denn das Gefälligkeitsinterview beginnt – wir müssen den Namen wieder nennen – Reza Rafi mit «zwei Erzählungen», die es über den «öffentlichen Rundfunk in der Schweiz gebe». Eine dritte in eigener Sache enthält er aber dem SoBli-Leser vor.

Die ginge so: seit 2017 arbeiten Ringier und die SRG im «Bereich tagesaktueller Videoinhalte» zusammen. 2020 wechselte Ladina Heimgartner, zuvor stellvertretende Generaldirektorin SRG SSR und Direktorin RTR, zu Ringier und ist dort nicht nur in der Geschäftsleitung, sondern auch für die «Blick»-Gruppe zuständig.

Schon seit 2015 betrieb Ringier einen Zusammenschluss in der Werbevermarktung zwischen SRG, Swisscom und dem Medienhaus. Daraus entstand dann 2016 Admeira, ein vielkritisierter Zusammenschluss. Bereits 2018 kauften Swisscom und Ringier der SRG ihren 33,3-Prozent-Anteil ab; 2020 stieg auch Swisscom wieder aus und Ringier übernahm Admeira zu 100 Prozent. Admeira vermarktet weiterhin das Swisscom-Inventar im Internet. Plus das Werbeinventar von SRG SSR, von MySports und natürlich von «Blick TV». 2021 wurde der Vertrag zwischen SRG und Ringiers Admeira bis 2025 verlängert.

Vielleicht hätte es dem SoBli-Leser geholfen, mit dieser Erzählung das Interview besser einzuordnen.

Stattdessen darf Marchand seitenlang das sagen, was er schon immer mal zur Halbierungsintiative sagen wollte, wie heutzutage üblich begleitet von pseudokritischen Fragen, auf die er dann souverän sein Wording abspulen darf, ohne in die Zange genommen zu werden: «Diese Initiative ist radikal. Mit 700 Millionen Franken im Jahr müssten wir die Hälfte abbauen, wir stünden vor einer ganz neuen Situation. Diese Initiative ist eine Attacke auf die Schweiz und ihre Vielfalt … Denn wir spüren, dass die Bevölkerung uns unterstützt, dass sie den Zusammenhalt des Landes extrem schätzt, für den wir stehen Die privaten Medien haben eine schwierige Zeit, das ist mir klar, ich war selber Medienmanager, übrigens auch bei Ringier. Aber wir als SRG müssen da sein, wo unser Publikum ist. Und ein grosser Teil, gerade die Jungen, orientiert sich nun mal online.»

Dann darf Marchand nochmals das Märchen der Einsparung von 100 Millionen auftischen und überhaupt alle Kritik, die ihm Rafi auf dem Silbertablett serviert, abtischen.

Eine Frage zu den exorbitanten Gehältern, zur Anzahl Sesselfurzer, zum Riesenbudget, dazu, dass der Staatsfunk, Pardon, der Zwangsgebührensender, im Tessin der grösste Arbeitgeber ist und auch in Chur ein völlig überdimensioniertes Hauptquartier unterhält, eine Frage zur Ukraine-Berichterstattung oder zum Riesenflop vorletzte US-Präsidentschaftswahlen, eine Frage zu so vielem, was bei der SRG im Argen liegt? Eine Frage dazu, dass SRF Meteo konsequent bis zu 7 Grad zu hohe Temperaturen prognostiziert? Aber doch nicht im SoBli.

Dann sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Oder wollen Sie von den beiden Herren rechts einen Preis verliehen bekommen?

An einem Anlass namens «Dîner républicain» in Ascona, zu dem Frank A. Meyer und seine Lebensgefährtin Lilith Frey auf Kosten von Ringier laden. Früher nahmen jeweils illustre Gäste teil, aber seitdem der Ringier-Berater und Freund «lupenreiner Demokraten» Gerhard Schröder etwas in Ungnade gefallen ist, reicht es nur mehr für die zweite Garnitur wie einen «stellvertretenden NATO-Generalsekretär», einen früheren deutschen Bundespräsidenten mit leerem Terminkalender, natürlich Marco Solari und Livia Leu.

Selbst dem Hofberichterstatter des SoBli ist die Sache so peinlich, dass er auf eine Zeichnung des Artikels mit seinem Namen gerne verzichtet. Oder aber, er war sauer, weil er nicht mitessen durfte.

Auf der nächsten Seite gibt es nochmal Frank A. Meyer, aber abgesehen davon, dass auch der hier nicht mehr vorkommen soll: das wäre zu viel für unsere Leser, wir haben da eine gewisse Fürsorgepflicht.

Dann weiss der SoBli: «Hunderte Ukrainer verlassen die Schweiz jeden Monat» und kehrten zurück. Damit wird die Zahl der rund 85’000 ukrainischer Asylbewerber sicherlich dramatisch abnehmen. Wobei ein nicht bekannter Prozentsatz sich im hochkorrupten Land für rund 2500 Franken den Pass zuerst gekauft hat.

Garniert wird die Story mit einer Grafik:

Das ist nun lustig. Die «Schweizer Flüchtlingshilfe», nicht gerade als fremdenfeindlich bekannt, spricht von 84’000 Gesuchen um Erhalt des Schutzstatus S seit Februar 2022 bis Juni 2023. Das sackseriöse Portal «Statista» verzeichnet Ende Juni 2023 «65’725 ukrainische Personen im Asylprozess der Schweiz».

Selbst das Schwesterblatt «Blick» schreibt von «rund 66’000 Ukrainerinnen und Ukrainern», die derzeit «über einen aktiven Schutzstatus S» verfügten. Vielleicht könnte sich die «Blick»-Familie mal miteinander austauschen, welche Grafik man zukünftig herstellen will und wie man die Zahlen gerne manipulieren möchte. Der Titel des «Blick»-Artikels vom Mai dieses Jahres lautete übrigens: «14’000 Ukrainer kehrten der Schweiz den Rücken».

Tja, auch demagogische Verdrehung der Realität will gelernt sein.

Das Ein-Mann-Investigativteam des SoBli hat dann auch wieder zugeschlagen. Fabian Eberhard warnt: «Scientology-Anhänger betreiben Kita in Zürich». In der Kindertagesstätte «Schlümpfli» würden «bis zu zwölf Kinder betreut», weiss Eberhard. Hat er das knallhart selber investigiert? Nicht wirklich, er ist über einen Blog-Beitrag von Anti-Scientology-Aktivisten gestolpert, die auf diese Kita hinweisen.

Natürlich wehrt sich die umstrittene Sekte gegen jegliche Vorwürfe, wie Eberhard pflichtschuldig vermeldet. Dagegen schneidet er aber die Aussagen eines «Sektenexperten» und einer Aussteigerin aus der Hubbard-Gesellschaft. Was man etwas vermisst, damit das ein richtiger Skandal werden könnte: und was passiert mit den dort betreuten Kindern? Aber Reportagen vor Ort bei Kitas, das ist weder die Sache der «Republik», noch von Eberhard. Die Spürnase hat ja nicht mal die Büroräumlichkeiten des Internet-Radios «Kontrafunk» gefunden.

Ach, wenn wir schon bei Schleimspuren sind:

Überraschenderweise hat nicht Marc Walder persönlich das Interview gemacht. Es ist Zeit, berauschende Mittel oder mindestens einen Kamillentee zu nehmen, denn nun kommt noch das SVP-Schaf auf einer Doppelseite zu seiner Würdigung.

Spätestens hier bereut ZACKBUM endgültig seinen Rückfall, seine gebrochenen Versprechen. Denn:

Sie sei «das schwarze Schaf der Schweizer Politik, genau wie Christoph Blocher», behauptet die «junge muslimische Frau mit Migrationshintergrund». An Selbstbewusstsein mangelt es der Bachelorette der Politik nicht, sie spricht immer gerne mit dem SoBli. Wird sie allerdings von ZACKBUM gefragt, ob sie ihre schlagzeilenträchtige Behauptung, sie bekomme bis zu 100 Hassmails am Tag, vielleicht mit ein, zwei Beispielen belegen könne, verstummt sie.

ZACKBUM gesteht: wer Versprechen bricht, geht dann durch die Hölle. Oder watet im Sumpf. Und braucht einen Gimlet. Oder zwei. Oder drei. Wobei: schönsaufen ist auch keine Lösung. Aber es hilft.

 

Kuschelecke SRF

So geht das heute: Kadermann weg.

Patrizia Laeri, gierig nach medialer Aufmerksamkeit um jeden Preis, kramte aus ihren Erinnerungen einen Vorfall hervor, der sich vor über 20 Jahren zugetragen haben soll. Als Praktikantin sei sie bei SRF von einem Vorgesetzten bedrängt worden, der sie in einen Nebenraum lockte und zu küssen versucht habe. Sie habe sich zuerst verbal, dann auch körperlich dagegen gewehrt.

Erst die jüngsten Enthüllungen solcher Übergriffe habe ihr die Kraft gegeben, über diesen längst vergangenen, aber nie verarbeiteten Vorfall zu sprechen. Mit dieser larmoyanten Geschichte schaffte sie es in die Spalten des «Blick» und auch seriöserer Zeitungen.

Verschreckt versprach SRF sofort eine eingehende Untersuchung des Vorfalls. Aber blöd gelaufen, trotz oder wegen der verflossenen Zeit konnte dem SRG-Mitarbeiter kein Fehlverhalten nachgewiesen werden – nicht zuletzt deswegen, weil sich der angebliche Vorfall nicht in Arbeitsräumen abgespielt haben soll – und Laeri sich in Widersprüche bei ihren Aussagen verwickelte.

Das war eine kalte Dusche, lahm kündigte Laeri an, die Untersuchung juristisch überprüfen zu lassen, da seien sicherlich gravierende Fehler passiert. Seither herrscht von ihrer Seite peinliches Schweigen.

Aber wie meist in solchen Fällen gab es Trittbrettfahrerinnen, die sich ebenfalls über diesen SRG-Mitarbeiter beschwerten. Wohlgemerkt nicht wegen sexuellen Übergriffen, sondern weil er «zu wenig wertschätzend» als Chef gewesen sei. Eine SRG-Schneeflocke habe sich verletzt gefühlt, weil ihr der Kadermann das Buch «Generation Beleidigt» zur Lektüre empfohlen hatte. Nomen est omen. Ausserdem sei sein Diskussionstil «dominant» gewesen.

All diese Vorwürfe stehen nicht nur ernsthaft im internen Untersuchungsbericht. Aus ihm geht auch hervor, dass sich alle Beschwerdeführerinnen direkt an die Chefredaktion wandten, ohne mit dem Angeschuldigten das Gespräch zu suchen. Also typisches Denunziantenverhalten.

In einem zurechnungsfähigen Unternehmen würde die Umsetzung einer «Charta der Zusammenarbeit in der SRG» bedeuten, dass diese Denunziantinnen abgemahnt worden wären, auch die Androhung der Kündigung wäre eine adäquate Reaktion gewesen.

Stattdessen hat die SRG das Arbeitsverhältnis mit dem Kadernmann «im gegenseitigen Einverständnis» aufgelöst. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Eine mediengeile Ex-TV-Frau, die gerade Geld für ihr ihr Start-up einsammelt, reitet auf der abebbenden «me too»-Welle und behauptet einen längst verjährten und Jahrzehnte zurückliegenden Kussversuch. Die Untersuchung ergibt: nichts dran. Aber auf diesen Zug springen andere auf und lästern ebenfalls ab.

Verletzung durch Buchempfehlung, dominanter Diskussionsstil – das reicht heutzutage, um einen kompetenten, wichtigen Mitarbeiter rauszukübeln. Während die Heckenschützen bleiben dürfen. Unsäglich.

SRG: ausgeben ist sparen

Stellenabbau? Das ist Stellenaufbau.

SRG versucht sich in einer Imitation von George Orwell vom Besten. Kurt W. Zimmermann und danach die CH Media-Blätter kritisierten völlig zu recht, dass aus den versprochenen Sparmassnahmen inklusive Stellenabbau nichts geworden ist.

Die Zahlen sind so einfach wie klar: die SRG beschäftigte 2022 mehr Mitarbeiter als 2021. Ausserdem sollten 50 Millionen eingespart werden, in Wirklichkeit wurden 54 Millionen mehr ausgegeben. Also kein Stellenabbau, keine Sparmassnahmen. Das geisselten «Weltwoche» und CH Media mit den angebrachten, scharfen Worten.

In solchen Fällen ist es eigentlich das Beste, einfach mal eine Weile die Schnauze zu halten, in der sicheren Gewissheit, dass das Gestürm schon wieder vorbeigeht.

Aber doch nicht, wenn man ein arroganter Staatssender ist, der schon gar nicht so heissen will, weil er zwar mit Zwangsgebühren finanziert wird, aber keineswegs staatlich sei.

Wer solchen Unsinn behauptet, schreitet auch forsch zum Dementi dieser klaren Zahlen.

Wolle man das Erreichen der Sparziele kontrollieren, könne man nicht einfach die Ausgabenspalten von 2021 und 2022 miteinander vergleichen, behauptet forsch der SRG-Sprecher. Man habe zum Beispiel 35 Millionen in die Pensionskasse einschiessen müssen, sobald sich die Finanzmärkte erholten, sei dieses Geld dann wieder zurück im Unternehmen.

Eine Logik, die sich kaum von Wahnsinn unterscheidet. Immerhin, dass es 99 Vollzeitstellen mehr als im Vorjahr gibt, was nun kaum als Stellenabbau bezeichnet werden kann, räumt die SRG ein. Aber: das sei schon in Ordnung, denn die avisierten Sparziele seien eben anderweitig erreicht worden, daher sei ein Stellenabbau nicht nötig, ein Stellenaufbau hingegen schon.

Wir fassen zusammen:

die Sparziele sind durch Mehrausgaben erreicht worden, wodurch der Stellenabbau durch einen Stellenaufbau ersetzt werden konnte.

Für den privaten Haushalt und das KMU wird aber davon abgeraten, diese Rosstäuscher-Tricks nachzumachen. Ausserhalb des Leutschenbachs gilt nämlich weiterhin: mehr ausgeben ist nicht sparen. Mehr einstellen ist nicht Stellen abbauen. War bisher so. Ist so. Wird auch immer so sein.

ZACKBUM hätte aber eine Frage: Wenn die Information in eigener Sache dermassen verquer, falsch, unsinnig und absurd ist, welches Vertrauen darf man denn den Nachrichtensendungen von SRG entgegenbringen?

Sparen durch Ausgeben

Die SRG macht es wie im Werbespot: ausgeben zum Sparen.

Nicht nur Hausfrauen fallen immer wieder darauf rein: Sonderangebot, Sie sparen 10 Franken. Dass man zuerst 50 Franken ausgeben muss, um dann angeblich zu sparen, je nun.

Etwas merkwürdiger wird es, wenn es um den Zwangsgebührensender SRG geht. Der muss nämlich auch sparen. Dazu zwingen sinkende Einnahmen. Sparrunde eins wurde mit 100 Millionen bis 2020 absolviert.

Nun sollen noch mal 50 Millionen draufgesattelt werden. 250 Stellen solle das kosten, bis 2024 werde auch diese Sparrunde abgeschlossen sein, behauptet die SRG. Das ist sowieso ein heikles Thema, weil der Sender mit einer Initiative bedroht wird, die die Zwanggebühren schlichtweg halbieren will. Diesem Ansinnen werden durchaus gute Chancen eingeräumt, nachdem der Versuch, die Zwangsgebühren vollständig zu streichen, knapp abgeschmettert wurde.

Vor der letzten Abstimmung hatte die SRG Kreide gefressen, Besserung gelobt, man woll haushälterischer mit dem Milliardenbudget umgehen. Schon damals hatte der Medienexperte Kurt W. Zimmermann in seiner «Weltwoche»-Kolumne vorgerechnet, dass jeder eigentlich für den Inhalt von Sendungen Arbeitende von zwei weiteren Sesselfurzern unterstützt wird.

Ob es wirklich fast 7000 Angestellte braucht, um die sogenannte Grundversorgung der Bevölkerung, den Service Puplic im Medialen, sicherzustellen? Durch die Ausweitung des Online-Angebots machte sich die SRG bei den privaten Medienhäusern keine Freunde. Denn die sehen ihr eigenes Angebot dadurch konkurrenziert. Die Ablehnung der Medienmilliarde hat auch gezeigt, dass die Stimmbürger ihr Portemonnaie lieber geschlossen halten wollen.

Also wäre es sicherlich förderlich, wenn die SRG die zweite Sparrunde vorbildlich durchführte. Nur: sie verwendet offenbar lieber die Methode: sparen durch Ausgeben. Denn statt an den 50 Millionen Sparziel zu arbeiten, hat die SRG laut Geschäftsbericht im Jahr 2021 satte 50 Millionen mehr ausgegeben.

Zudem sanken die Personalkosten um lediglich 16 Millionen, diese 1,6 Prozent seien «Peanuts», schimpft Zimmermann in der «Weltwoche», wo er diese neusten Zahlen enthüllte. Da schon die normale Fluktation 6 Prozent betrage, besetzte die SRG-Spitze «einfach jede vierte Stelle, die intern frei wurde, nicht mehr neu».

Da passt die Reaktion der Führungsequipe auf die Kritik an ihren Boni bestens ins Bild. Wieso braucht es das bei einem Unternehmen, das nicht gewinnorientiert arbeiten muss? Stimmt, war die Schlaumeierei als Antwort, das braucht es wirklich nicht – deshalb wurde der variable Anteil einfach in den Fixlohn integriert, schon ist das Bonusproblem gelöst.

Die SRG sieht in den Mehrausgaben keinen Widerspruch zum Sparprogramm. Es waren, Überraschung, «besondere Ereignisse», die zu Mehraugaben zwangen. Sportevents, Corona, die anhaltenden technischen Probleme im neuen Newscenter, das läppert sich dann halt.

Auch bei der SRG gilt offenbar die absurde Sparlogik: Wenn man 50 Franken ausgeben muss, um 10 zu sparen, dann spart man doch am einfachsten sogar 20 Franken, wenn man 100 ausgibt. Diese Ausgabe hat man locker wieder eingespart, wenn man nochmal 500 drauflegt.

Wieso allerdings der Geldbeutel trotz solcher gewaltigen Sparmassnahmen immer leerer wird, das müsste halt mal ein Wirtschaftsnobelpreisträger erklären, versteht doch kein normaler Mensch, noch viel weniger ein SRG-Chef.