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Ach, herrje

Nora Zukker rezensiert ein Buch. Volle Deckung!

Der neuste Lewinsky ist glücklicherweise noch nicht ganz ausgelesen und verschafft dringend nötige Labsal. Und gibt die nötige Stärke, die es braucht, wenn wir im Bruchpilotenblatt «Tages-Anzeiger» herumschmökern. Zuerst dachten wir, das hier sei der Gipfel der Dummheit:

Isabelle Jacobi sei immerhin «Chefredaktorin von «Der Bund» und Mitglied der Chefredaktion Bund/BZ». Zudem spreche sie mit «klugen Köpfen unterschiedlicher Couleur». Schon da hat man ein paar Fragen. Wozu braucht der «Bund» eine Chefredaktorin? Und wieso ist sie dann auch noch in der Chefredaktion Bund/BZ? Und wozu braucht die, aber lassen wir das. Dann die verschiedenfarbigen Köpfe. Soll das heissen, sie spricht auch mit Schwarzen oder Rothäuten oder Asiaten?

Aber gut, wer so einen Titel setzt, bei dem hat das Kluge dieser Köpfe garantiert nicht abgefärbt. Aber das ist noch nicht die Höchstleistung von Tamedia. Sondern die:

Das Gipfeltreffen Zukker/Meier. Aber immerhin, diesmal betüteln sich die beiden nicht auf einem Friedhof. Sondern anscheinend nüchtern versucht Zukker, das neuste Machwerk von «Juden canceln»-Simone Meier zu besprechen.

Dabei setzt Zukker einen Anfang ab, von dem sie dann selbst schreibt: «Klar, da sagen Sie jetzt: Nein danke, das muss ich nicht lesen.» Ein weiser Ratschlag, den ZACKBUM aber (leider) in den Wind geschlagen hat. Seither ist unserem Sprachgefühl sterbenselend, müssen wir viele Körpertreffer verarzten, die uns die Lektüre zugefügt hat.

Der Leser halte seine Erste-Hilfe-Apotheke parat und stürze sich ins Gemetzel:

«Randbemerkung: Je mehr die Autorin ihre Figuren leiden lässt, umso leichtfüssiger liest es sich. Schön! … Das berühmteste Ohr der Geschichte wird in «Die Entflammten» bereits auf Seite 42 abgeschnitten … Jo heiratet einen Mann und bekommt zwei dafür … Während Jo noch einmal heiratet, ihr der zweite Mann ebenfalls davonstirbt, ein loser Liebhaber die Lücke füllt, kümmert sie sich darum … Jo, die im Alter – «ihre blossen Arme gleichen welken Blumenstielen» – weniger von Männern wissen will … Es macht übrigens nicht glücklich, die Fiktion arg faktenzuchecken. Aber das Personal und deren Lebensdaten stimmen mit der Wirklichkeit überein … Jo erscheint Gina öfter, die Leben der Frauen zwischen Kunst und Familie verschwimmen zunehmend ins Luzide … «Meine Seele weinte so sehr, dass ihre Tränen fruchtbares Ackerland wegschwemmten, Bäume entwurzelten und eine überflutete Welt zurückliessen», das ist melodramatisch, aber nicht bemüht altertümlich …»

Atmet noch jemand hier? Nun, dann nehmt das: «Der gewisse meiersche Schalk, den man in den vorherigen Büchern, aber auch in ihren journalistischen Texten antrifft, funktioniert auch in dieser Geschichte um 1900. «Der Sarg und ich setzten uns in den Zug nach Paris, nicht nebeneinander natürlich», man stellt es sich trotzdem vor und muss lachen.» Der Sarg setzt sich in den Zug? Darüber muss man lachen? Nicht über die sprachliche Unfähigkeit von Meier?

Aber wer all das vertragen hat, muss sich spätestens hier mit Grausen abwenden; wir verabschieden uns zuvor von den ganz, ganz unerschrockenen ZACKBUM-Lesern (und hoffen, sie morgen erholt wieder begrüssen zu dürfen). Aber zunächst dieser Versuch, widerwärtig und abstossend zu steigern:

«Ihr gegenüber eine Frau, die auf der abgestorbenen Zunge kaut, die Augenlider vom Eiter aufgelöst. Und dann «greift Ninette mit den Fingern in ihren Schädel hinein und streckt Jo einen Klumpen ihres Gehirns entgegen, das unter der Krankheit zu einer sülzeartigen Masse geworden ist, erst verflüssigt, dann wieder eingedickt» und schlürft genüsslich das eigene Hirn. Das ist so gruselig wie medizinhistorisch und sozialgeschichtlich interessant.»

Man reiche zunächst das Riechsalz, anschliessend den Kotzbeutel.

Wo ist Zukker?

Schon wieder eine Frage des Persönlichkeitsschutzes?

Einmal im Jahr greift so ziemlich jeder Literaturchef jedes Mediums in die Tasten. Nämlich dann, wenn der Literaturnobelpreis vergeben wird.

Dieses Jahr trifft es den nicht wirklich überragend bekannten Jon Fosse aus Norwegen. Nun gut, es gab schon Schlimmeres. Oder wer kennt schon Annie Ernaux, Abdulrazak Gurnah oder Mo Yan? Und wer hat schon verstanden, wieso Bob Dylan den Preis bekam – und nicht mal persönlich abholte?

Wie auch immer, Fosse ist nun nicht so abgelegen, dass der Literaturchef zuerst mal googeln müsste, bevor er zu einer Lobpreisung (oder Kritik) ansetzt. Das gilt auch für Literaturchefinnen.

Nun ist es aber so, dass der Bildungsrucksack von Nora Zukker von Tamedia nicht gerade randvoll gefüllt ist. Sie umgibt sich lieber mit Schwachmaten oder Tieffliegerinnen wie Simone MeierJuden canceln»). Oder findet Kim toll.

Nun ist es aber so, dass der Artikel im Reiche der Qualitätsmedien aus dem Hause Tamedia nicht mal gezeichnet ist, der eher lustlos den neuen Nobelpreisträger vermeldet, auf vergangene zurückblickt und überhaupt zusammenkehrt, was man nicht unbedingt wissen will. Zu vermuten steht, dass er aus Tickermeldungen zusammengeklebt wurde.

Drangeklebt ist noch eine etwas aufdringliche persönliche Betrachtung von Alexandra Kedves: «Als ich Fosse damals zur Offenheit der Besetzung in dem formal radikal verdichteten Zweistimmenstück befragte, lächelte er kurz und sagte …»

Formal radikal verdichtet, hm, kann der Kenner abschmecken, riecht allerdings etwas nach verhoben, verkrampft, verschweisselt, pseudo. Aber immerhin, Kedves kennt den Genobelten, wunderbar. Und hat sogar mal ein Stück von ihm gesehen, noch wunderbarer.

Aber: wo ist Zukker? Schliesslich fragt sie auf ihrer Webseite: «Sie suchen eine Kulturvermittlerin, Moderatorin, Journalistin?» Und führt unter «Referenzen» an: «Tamedia: Nora Zukker übernimmt die Leitung der Literaturredaktion». Genau das suchen wir gerade, finden aber nichts.

Gut, sie fragt auch noch, ob man ihr «einfach so was Nettes schreiben» wolle. Ja, will ZACKBUM: Nora, wo sind Sie? Wurden Sie ein Opfer von Sparmassnahmen? Wurden Sie doch von einem schweren Buch erschlagen, das Sie im Bett lesen wollten? Ging das Internet nicht, also konnten Sie nicht nachschlagen, wer Fosse eigentlich ist und was der geschrieben hat?

Wir trauen uns nun nicht, die Medienstelle von Tamedia zu fragen. Nein. Denn wir befürchten, dass man uns aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes auch über Ihren Verbleib keine Auskunft erteilen wird. Was uns natürlich zur Frage führt: oder hüllen Sie sich zusammen mit Kim, dem Könner, in einem Schutzraum in Watte ein? Trösten Sie ihn nach einem neuerlichen Eier-Attentat?

Wir wissen es nicht. Wir werden es vielleicht auch nie erfahren. So rätselhaft kann eben Literatur sein. Schliesslich titelt in Ihrer Abwesenheit der Tagi, Fosse gebe «dem Unsagbaren eine Stimme». Was immer das bedeuten mag – ausser, dass es eine unsägliche Flachheit ist. Aber, wer weiss, vielleicht versagt Ihre Stimme vor dem Unsagbaren? Oder verstimmt Sie das Sagbare? Sagen, stimmen, schweigen, kritzelte so etwas Ähnliches nicht Kurt Tucholsky in sein Tagebuch? Wer das war? Ach, lassen wir das alles am besten.

 

Samstag am Sonntag

Ein Blick in die frühere «Schweiz am Sonntag».

Auf der Front wird’s schon merkwürdig. «Mehr Schutz für Opfer von Internet-Hetze». Oh, denkt der Leser, nach dem Abgang von Pascal Hollenstein traut sich CH Media endlich, die Hetze gegen die Journalistin Michèle Binswanger zu thematisieren. In der Serie «#hateleaks» wurde anhand von Chat-Protokollen nachgewiesen, wie die hasserfüllte Kämpferin gegen Hass im Internet Jolanda Spiess-Hegglin und ihr Adlatus Hansi Voigt eine schmutzige Kampagne, die sie selbst «Drecksarbeit» nannte, orchestrierten und organisierten.

Aber leider nein, es handelt sich um die Provokation des SVP-Nationalrats Andreas Glarner, der eine öffentliche Telefonnummer öffentlich machte. Im Fachjargon «Doxing» genannt. Das, was Binswanger erlebte, war ja nur ein Shitstorm, eine Hetzkampagne, der Versuch, sie zum «Auswandern» zu bringen, als Mensch und Journalistin unmöglich zu machen. Mittels Fake-Accounts zu Aussagen zu provozieren, die man dann gegen sie und für die eigene Anwältin verwenden konnte.

Wie sagt Bundesrätin Baume-Schneider so richtig: «Es geht um die Fähigkeit, mit anderen Meinungen umzugehen und sie zu akzeptieren. Wir müssen auf solche Exzesse reagieren.» Allerdings.

Richtig blöd ist’s halt, wenn man Freitagnacht Abschluss hat, aber behauptet, man wolle das ganze Wochenende aktuell sein:

Leider finden halt viele Wahlen im In-und Ausland am Sonntag statt …

Aber immerhin, das ist mal was Neues und natürlich Beunruhigendes, da es um Banken geht:

Konkret heisst das, dass die UBS lediglich verpflichtet ist, die Geschäftsbücher der CS zehn Jahre lang aufzubewahren. Protokolle der VR-Sitzungen, der Geschäftsleitung, welche Pfeife hat wann was gesagt, wer ist für eine der vielen Fehlentscheidungen verantwortlich? All das kann problemlos im Aktenvernichter landen. Denn der Bundesrat hat es auch hier versäumt, entsprechende Vorschriften an seine Unterstützung zu knüpfen. Amateurliga.

Und wem widmet sich das «Wochenende», indem die Reste von «Kultur & Leben» versorgt sind? Nein, da muss man nicht raten:

Nachdem Turner pflichtschuldig albgenudelt ist, wird’s dann allerdings dünn, sehr dünn:

Wenn ein Schüler zu spät in den Unterricht kam, pflegte der Mathematiklehrer Schiller zu zitieren: «Spät kommt ihr, doch ihr kommt.» Das wollen wir hier auch so halten.

Geht’s noch dünner? Das Stichwort für Simone Meier, die Kolumnistin. Was macht man als Kolumnistin, wenn einem nun wirklich überhaupt nichts mehr einfällt? Richtig, Man schreibt übers Kolumneschreiben. In der Agenda sei der «Schreibbefehl Kolumne!» gestanden. Darunter Stichwörter, die sie aber nicht mehr entziffern könne. Das wiederum führt zurück zum Aufsatzschreiben in der Schule, und dann …, sorry, aber hier sind uns die Augen endgültig zugefallen. Einzig bedauerlich, dass Meier nicht – endlich mal was Originelles – einfach vier Worte für die Kolumne verwendet hat: «Mir fällt nix ein.» Wäre zumindest ehrlich gewesen.

Erholt man sich wenigstens im «Lifestyle»? Mässig:

Ein runder Geburtstag, als anlassloser Anlass für Rezykliertes. Passt eigentlich zu Heidi Klum, die sich ja ausschliesslich mit äusseren Werten über Wasser hält.

Und das war’s dann schon auf Seite 62. Prädikat: nicht wirklich wertvoll. War auch schon besser. Vielleicht eine besonders schwache Ausgabe erwischt. Wir versetzen das Blatt in die Probezeit.

Wats-off

«watson» ist die Kriegserklärung an den Journalismus. Der Nocebo-Effekt.

Schädliche Auswirkungen von Journalismus, obwohl gar kein Journalismus drin ist: das ist «watson» in einem Wort.

Vor einigen Jahren war die Idee neu, zur Leserbespassung sogenannte Listicals zu machen. Nach der einfachen Devise: einmal ist langweilig. Zehnmal ist lustig. Oder so. Problem: bei aller Fantasie gehen irgendwann mal die Ideen aus. Das sieht dann so aus:

Vielen Dank, zwei genügen, um Brechreiz auszulösen.

Der grosse Vorteil des Internets gegenüber dem Print besteht darin, dass jederzeit aktualisiert werden kann. Also wäre es zum Beispiel möglich, am Mittwochmorgen mit dieser Story auf einen bevorstehenden Gerichtstermin aufmerksam zu machen:

Dazu ist «watson» tatsächlich in der Lage. Nun endete der Prozess so gegen 11.30 Uhr am Vormittag. Das muss allerdings der «watson»-Crew entgangen sein, denn auch noch am Abend des Tages hing diese Meldung unverändert auf der Webseite.

Aber nun mal ernsthaft, «watson» ist natürlich zu «Analysen» fähig. Wo Analyse draufsteht, ist Philipp Löpfe drin. Das tut allerdings weder der Analyse, noch dem Leser gut. Denn für Löpfe besteht eine Analyse darin, der Realität mal wieder zu zeigen, wie sie zu sein hat. Nämlich so, wie sie ihm passt. Nun hat Löpfe seit Jahren etwas gegen den Ex-US-Präsidenten Donald Trump.

Das ist nicht unverständlich, allerdings sollte es einen nicht dazu verführen, sozusagen in Traumanalyse überzugehen.

Oder auch nicht, erklärt Löpfe dann im Kleingedruckten.

Wir kämpfen uns durch eine Portion Geeiertes. So verkündet Löpfe, dass auch Trump-Anwalt «Rudy Giuliani eine Vorladung erhalten» habe, «als Zeuge auszusagen». Das wird dann doch eng. Oder doch nicht: «Es ist wenig wahrscheinlich, dass Giuliani je aussagen wird. Doch symbolisch ist seine Vorladung von grosser Bedeutung.» Sagt Symboldeuter Löpfe.

Überhaupt wird seine analytische Kraft bei «watson» sehr geschätzt:

Nichts zu klein, um nicht analysiert zu sein.

Aber natürlich kann «watson» nicht ununterbrochen seriös und analytisch sein. Schliesslich muss ja auch Geld reinkommen:

«Rente verbringen würden»? Links Gestammeltes, rechts Beworbenes.

Es gibt aber noch mehr Einnahmequellen, wobei dieser Versuch eher humoristisch gemeint ist:

«Unseren Journalismus»? Was soll denn das sein?

Schliesslich haben wir noch Einnahmequelle Nummer drei. Also den Versuch, ins Portemonnaie des Steuerzahlers zu greifen. Vorteil: der könnte sich nicht dagegen wehren, «watson» zu unterstützen. Dafür dient ein sogenanntes «Erklärvideo», wo mal ganz objektiv und ausgewogen erklärt wird, was es denn mit dem Mediengesetz auf sich hat.

Das diene nämlich dazu, das Zeitungssterben zu unterbinden:

70 verstorbene Zeitungen, verkündet «watson» mit Trauermiene.

Komisch, der Medienexperte Kurt. W. Zimmermann kommt in seiner Zählung auf eine leicht abweichende Zahl: zwei.

Aber wie auch immer, nennen wir das den Streubereich der Wahrheit. Woran liegt das denn bloss?

Diese bösen, bösen US-Konzerne greifen sich doch alle Inserate im Netz ab.

Das ist sogar nicht falsch. Nur: woran liegt das? Könnte es sein, dass die Schweizer Medienclans schlichtweg die digitale Zukunft verschnarcht haben? Könnte es daran liegen, dass der Wanner-Clan bereits Multimillionen in «watson» verröstet hat? Nein, niemals.

Und woran liegt wiederum das? Wir haben so einen Verdacht:

35 plus 16 Prozent ergeben laut «watson» 76 Prozent.

Vielleicht rechnet das Management ähnlich. 35 plus 16 Prozent Verlust ergeben 76 Prozent Gewinn. Oder so. Das nennt man dann wohl den Placebo-Effekt.

Gibt’s denn gar nichts Positives zu vermelden? Doch:

Echt jetzt? Hört wirklich auf? Wahnsinn.

Dass auch die «Kulturjournalistin des Jahres» Simone MeierJuden canceln») den Griffel weglegt, darauf wagen wir aber doch nicht zu hoffen.

 

Ex-Press XLIX: ganz unten

Blüten aus dem Mediensumpf.

ZACKBUM gibt zu: Wir sind nicht stark genug. Oder zu schwach. Nein, Fisherman’s Friend kriegen wir in jeder Geschmacksrichtung runter. Wenn’s sein muss, sogar in der hier:

Aber eigentlich wollten wir diesen Reigen hier, Ehre wem Ehre gebührt, mit «watson» beginnen.

Aber dann begannen wir, uns hier durchzuklicken:

Trotz der Einnahme von Fisherman’s Original wurde uns übel. Dann machten wir den Fehler, bei der Kulturjournalistin des Jahres Erbauung zu suchen:

Aber auch hier kamen wir nicht weiter als bis zu diesem Kotzbrocken:

«Romina war mein Lichtblick. Ich steh auf multipel operierte Gesichter. Erst da kommt nämlich der Mensch hinter dem eigentlichen Gesicht so richtig zum Vorschein

Es mag uns als Schwäche ausgelegt werden, aber wir haben beschlossen: nie mehr ein Text von Simone Meier. Nicht auf leeren Magen und erst recht nicht auf gefüllten.

Tastende Schritte nach oben

Wir wollen uns nun vorsichtig nach oben arbeiten. Als nächster Tritt auf der Leiter soll «20 Minuten» dienen. Da werden wir doch glatt schon ganz am Anfang in Versuchung geführt:

Aber, schluchz, die Winterhilfe hat dann doch keinen Franken gekriegt. Dafür haben wir eine frohe Botschaft für unsere Portugiesisch sprechenden Leser:

ZACKBUM denkt scharf darüber nach, diesen Service auch anzubieten. ZACKBUM durum cogitat de hoc quoque ministerio oblatum. Genau, wenn schon, dann natürlich gleich auf Latein. Wir nähern uns nun aber bereits dem ersten journalistischen Höhepunkt:

Kopf in Brot, Werbung und Werbung.

Da weiss man wenigstens, wieso man für «20 Minuten» nix zahlt. Nun aber endlich mal ein Beitrag mit Tiefgang und Zukunft:

Hoppla, das ist ja ein «Paid Post». Das steht ja scheint’s für Werbung, aber so, dass es mehr als die Hälfte der Leser nicht merkt. Gibt es denn gar keine journalistische Eigenleistung, einen Mehrwert? Doch:

Hoffentlich setzt sich der Trend nicht im Tamedia-Glashaus durch …

Aber manchmal schaffen es selbst im Titel nicht alle Buchstaben ins Netz:

Kan doc i de Hekti ma passiere.

Nun, aber «nau.ch» wird doch sicherlich das Niveau höher legen.

Oh je, zwei Werbeartikel und daneben ein für 99,9 Prozent aller Leser völlig uninteressanter Beitrag über Bitcoin.

Aber gehen wir doch zu ernsthaften Themen über, zum Beispiel die Wirtschaft:

Hm, also das nennt man gemischte Nachrichten. Nur ist der Leser verwirrt: geht’s nun in Asien rauf oder runter? Lassen die Sorgen nach oder steigen die Befürchtungen? Das kann man halt so oder so sehen.

Wir klettern in die Höhe der Qualitätsmedien

Einer geht noch? Also gut, wir klettern in die Höhe der seriösen Berichterstattung, die unbedingt mit einer zusätzliche Milliarde Steuergelder subventioniert werden muss.

Beim Blatt mit dem Abflussrohr im Logo stimmen wenigstens Gewichtung und Mischung:

Nein, Moment, so ist’s noch besser:

Apropos Medienmilliarde, es geht doch nichts über eine objektive, ausgewogene und unabhängige Berichterstattung:

Werfen wir auch hier einen Blick (ha, wir Scherzkekse) in die Wirtschaft:

Kalter Kaffee, zwei dem Leser an einem gewissen Körperteil vorbeigehende Artikel plus Werbung.

Übrigens, kommt die Medienmilliarde, dann kann sich die Bildredaktion beim Bilderblatt «Blick» auch wieder ein aktuelles Foto eines Schweizer Kassenzettels leisten. Statt einer Aufnahme aus dem Euro-Raum und vom Jahr 2015:

 

Wir haben fertig. Und brauchen einen Kaffee fertig. Den wir durch die Maske schlürfen werden.

Es darf gelacht werden: Althaus is back

Und andere Miszellen aus dem bewegten Corona-Leben.

Der Epidemiologe Christian Althaus, wir sind traurig, hat’s nicht richtig geschafft. Immerhin, in den letzten zwei Jahren gibt es über 4000 Treffer in der Mediendatenbank SMD für ihn.

Das ist nicht schlecht für einen Wissenschaftler, der normalerweise völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Bern wissenschaftet. Am Anfang der Pandemie lieferte er sich noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Marcel Salathé.

Denn in der heutigen Mediokratie, in der mediokren Mediokratie, kann es nur einen Hauptexperten geben, der dann in Funk, Fernsehen und Print überall durchgereicht wird. Althaus gab damals alles und prognostizierte sogar «bis zu 100’000 Corona-Tote», um im Aufmerksamkeitswettbewerb die Nase vorn zu halten.

Vergeblich, Salathé setzte sich souverän durch und fuhr in der Pole-Position reiche Ernte ein. Aufstieg, Karriere, fette Fördergelder. Daher ist Salathé nun verstummt, aber Althaus gelingt es weiterhin nicht, die Sonne der medialen Aufmerksamkeit so über sich scheinen zu lassen, dass auch er endlich einen fetten Lehrauftrag an Land ziehen kann.

Keine richtige Alarmsirene

Althaus schwächelte auch deutlich; so fiel ihm Anfang Sommer dieses Jahres nur ein:

«Ich habe grosse Bedenken, wie sich die Epidemie in der Schweiz nun entwickeln wird.»

Das reicht nicht, Herr Forscher, das reicht wirklich nicht.

Nun hatte die NZZ ein Einsehen und gönnt ihm eine ganze Seite Interview. Aber auch diese Möglichkeit zur Selbstpromotion versenkt er kläglich. «Ungeimpfte dürfen die Gesellschaft nicht in Geiselhaft nehmen», schon das Titel-Quote hat einen erhöhten Schnarchfaktor.

«Mögliche Überlastung des Gesundheitssystems, …, könnten vor Weihnachten in eine kritische Situation kommen, … Home-Office, … Impfpflicht nicht durchsetzbar, … dürfte, könnte, würde, hätte».

Das ist nur noch ein Schatten der alten Alarmsirene Althaus. Als er mit Getöse aus der Task Force to the Bundesrat austrat, freute man sich noch auf den Trompeter von Jericho, der uns allen wieder das Fürchten lehren und Impfmauern niedertrompeten würde. Aber nix.

Ach ja, der Burner, so ein Titelquote.

Jedoch: alleine am Donnerstag gibt es über 1000 Treffer für «Corona», das hält alle Newsmedien eindeutig weiterhin über Wasser.

Der ewige Corona-Blues, immer die gleichen Akkorde

Auch hier wandelt man auf den Spuren von Althaus. «Grabesstille im Bundeshaus», vergreift sich ein Tamedia-Kommentator im Ton. Eigentlich ein Fall für Büttner, wie hier die Würde von Friedhöfen geschändet wird. Auf jeden Fall sage der Bundesrat nix dazu, dass sich Corona «zum Kontinentalbrand» entwickelt habe. Ach ja, und was war es vorher? Ein mexikanisches Bier?

Üble Scherze werden mit allem getrieben.

Aber der Tagi kann auch vom Thema Corona-Impfung ablenken: «In Zürich kann man sich künftig gratis auf Syphilis testen lassen». Wunderbar, aber nicht auf Corona. Dabei hat doch tatsächlich der Club «Supermarket»* während einer Stunde keine Zertifikatskontrolle beim Partyvolk durchgeführt. Die sollten sich nun alle auf Syphilis testen lassen.

In Siegerlaune ist hingegen der «Blick», das einzige Boulevardblatt mit eigenem Regenrohr im Titel: «Gegner des Covid-Gesetzes brauchen ein Wunder». Hoffentlich stützt sich das Organ der tiefen Denke und Analyse dabei nicht auf getürkte Meinungsumfragen.

Weitere erschütternde News

Nau.ch will 2 G und Maskenpflicht: «Immer mehr Experten fordern Corona-Verschärfungen». Sonst könnte es auch Schweizern wie dem hier gehen: «Österreicher infiziert sich absichtlich mit Corona – tot!». Nun, wir wollen da nicht in alte Animositäten einsteigen, aber eben, die Österreicher … Die sind nicht alleine; nau.ch weiss auch: «Impfgegnerin: Amerikanerin stirbt nach Wurmkur gegen Corona».

Wollen wir noch einen? Ach ja, es ist immer gut, eine solche Sammlung mit einem herzlichen Lachen zu beschliessen. Richtig, wir wären bei «watson». Hier wird noch tiefer als beim «Blick» gegründelt und Zusammenhänge aus tiefster Vergangenheit werden ans Tageslicht befördert. Das auch noch in einem fast «Republik»-würdigen Artikel. Also von der Länge her, womit wir uns diesmal einen Ausflug ins Zentralorgan für Menschen mit Einschlafproblemen ersparen können.

Dort hätte man die Schuld wohl der SVP und Christoph Blocher in die Schuhe geschoben, aber da ist «watson» geschichtsbewusster. Dennis Frasch gibt die Antwort auf eine wichtige Frage: «Darum haben deutschsprachige Länder ein Problem mit der Covid-Impfung»

Denn die Schweiz, Deutschland und Österreich hätten im Vergleich zu Westeuropa «sehr tiefe Impfquoten». Im Vergleich zu Osteuropa liegen sie aber locker im oberen Mittelfeld, doch das passt hier nicht. Also, warum denn das? Überraschende Antwort:

«Das hat unter anderem mit dem Nationalsozialismus zu tun

Echt jetzt? Weil damals Juden «gecancelt» wurden, wie Plump-Kolumnistin Simone Meier schrieb? Nein, aber weil die den Begriff der «Volksgesundheit» kontaminierten. Das ist nun, muss man zugeben, eine originelle «Analyse». Darauf wäre nicht mal Philipp Löpfe gekommen, und der kommt sonst doch auf ziemlich alles, was schräg und beknackt ist.

Immerhin, für einmal nicht «das erinnert ans Dritte Reich», sondern: «das kommt vom Dritten Reich». Selten so gelacht.

 

 *  Nach Korrekturhinweis …

Professor Unrat zum Covid-Gesetz

René Rhinow, der Ombudsmann von CH Media, kommentiert  das Covid-Gesetz. Peinlich für einen ehemaligen Professor für Öffentliches Recht, dass er das mit der Freiheit nicht kapiert hat.

René Rhinow lebt. Das ist immer noch eine gute Nachricht, denn mit Jahrgang 1942 befindet er sich voll in der einzigen Risikogruppe bezüglich der Pandemie. Von seinen vielen Ämtern und Funktionen aus der Vergangenheit ist ihm noch die Stellung als Ombudsmann von CH Media geblieben. Das ist eine schlechte Nachricht.

In dieser Funktion schmettert er Beschwerden ab: «So ehrenwert das Engagement für medienethische Grundsätze in der Praxis auch erscheint, so dient das Verfahren vor der Ombudsstelle dazu, persönlich berührten Lesern und Leserinnen unkomplizierte und informelle Beanstandungsmöglichkeiten zu verschaffen.»

Ich fühlte mich durchaus persönlich davon berührt, dass die journalistische Leiter nach unten Pascal Hollenstein eine gerichtliche Sperrfrist für die Bekanntgabe eines Urteils gebrochen hatte, um als Erster berichten zu können. Oder dass die CH Media Kolumnistin Simone Meier geschmacklos davon schrieb, dass «unter Hitler Juden gecancelt» worden seien.  Hollensteins Fehlverhalten, diese Beschreibung des Holocaust hätten in jedem anständigen Medienhaus Konsequenzen gehabt.

Aber Rhinow konnte – ich bin weder Richter noch Jude – mangels persönlicher Betroffenheit auf meine Beanstandungen «nicht eintreten». Je nun.

Rhinow denkt scharf nach

Jetzt aber kommentiert der ehrenwerte «Träger des Grossen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich» die anstehende Abstimmung über das verschärfte Corona-Gesetz. Staatstragender Titel:

«Freiheit – aber wo bleibt die Verantwortung?» Ja, wo bleibt sie denn nur?

Da muss der emeritierte Professor kurz ganz streng werden: «Wer Freiheit für sich reklamiert, muss zur Kenntnis nehmen, dass Andere auch Ansprüche auf ihre Freiheit besitzen. Massnahmengegner müssen dies akzeptieren.»

Das ist wahr. Allerdings müssten das auch Massnahmenbefürworter akzeptieren, nicht wahr? Freiheiten kann man auch strapazieren, so wie hier die Meinungsfreiheit. Aber natürlich wollen wir Rhinow nicht den Mund verbieten, so wie er es gerne bei den «Massnahmengegnern» täte.

«Wer wahrnehmen muss, was gewisse Coronagegner oder Skeptiker unter Freiheit und Verfassung verstehen, der muss vermuten, dass diese die Verfassung gar nie gelesen, geschweige denn verstanden haben.» Wir würden einem ehemaligen Professor für Öffentliches Recht nie unterstellen, dass er die Verfassung zwar gelesen und auch mal verstanden hatte, aber vielleicht mit fortschreitendem Alter unter Vergesslichkeit leidet.

«Gastbeitrag» des eigenen Ombudsmanns beim «Tagblatt».

Er zählt nun ein paar Freiheitsrechte auf, die in «einer Pandemie» auch denjenigen zustünden, die «in der Öffentlichkeit von ihrer Freiheit Gebrauch machen wollen und deshalb eine Ansteckung zu vermeiden trachten oder sich das Ende der Pandemie herbeisehnen. Oder die wegen Ungeimpften, welche Spitalbetten belegen, auf ihre Operation warten müssen».

Hier bleibt der Professor etwas dunkel, welche Freiheitsrechte er hier genau meint. Beispielsweise die Freiheit, wegen Ungeimpften NICHT auf eine Operation warten zu müssen? Aber er hat’s glücklicherweise noch etwas konkreter:

«Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass mit dem Zertifikat die Freiheit im Kern ausgehebelt werden soll. Ein Vergleich mit undemokratischen Systemen weltweit würde die Relationen wiederherstellen. Das weissrussische Volk beispielsweise hat andere Vorstellung von Freiheit …»

Mit Verlaub interessieren in der Schweiz die Freiheitsvorstellungen des weissrussischen Volkes eher weniger. Da eigentlich niemand behauptet, mit dem Zertifikat würde die «Freiheit im Kern ausgehebelt», kann das der Professor auch gar nicht verstehen.

Lernen und staunen: Freiheit hat mit Verantwortung zu tun

Nun arbeitet sich Rhinow zum «Junktim von Freiheit und Verantwortung» vor. Auch dazu hat er eine originelle Übertragung auf die Seuche: «In einer Pandemie gilt das erst recht: die persönliche Verantwortung verlangt Sorge und Vorsorge, dass Viren nicht auf Andere übertragen werden.»

Das ist unbestreitbar richtig; wer absichtlich oder fahrlässig Viren auf andere überträgt, nimmt seine freiheitliche Verantwortung nicht wahr. Das sollten sich mal alle hinter die Maske schreiben, die auch in nicht pandemischen Zeiten zum Beispiel ungehemmt niessen oder eine feuchte Aussprache haben. Damit übertragen sie nämlich Viren im Multipack auf andere.

Aber den Höhepunkt hat sich Rhinow natürlich für den Schluss aufgespart: «Doch kennt Selbstverantwortung ihre Grenzen in der Verantwortungsunmöglichkeit: Ich kann nicht selbst darüber entscheiden, ob ich allenfalls angesteckt bin und damit Andere anstecke, weil ich es unter Umständen schlicht nicht wissen kann. Die Mitverantwortung gebietet, dass Jede und Jeder dazu beiträgt, das Risiko einer Virenübertragung zu minimieren und so die Freiheit Anderer zu schützen. Wo gebotene Verantwortung nicht oder nur eingeschränkt wahrgenommen werden kann, sind Regulierungen im Interesse der Komplexität von Freiheitsbedürfnissen gerechtfertigt.»

Nein, der geschätzte Leser muss nicht befürchten, dass man ihm ins Hirn geniesst hat, wenn er das nicht versteht. Diese «Komplexität von Freiheitsbedürfnissen» ist einfach zu komplex für durchschnittliche Köpfe. Entweder das, oder es ist schlichtweg tautologischer Unsinn. Oder ein pleonastischer. Oder ein verantwortungsunmöglicher.

Leider hat Rhinow etwas Apodiktisches in seiner Rechthaberei. Das steht ihm aber schlecht, da er mit seiner absonderlichen Auslegung von Freiheit in Bezug auf das Covid-Gesetz von amtierenden Verfassungsrechtlern kräftig in den Senkel gestellt wird.

Andere Verfassungsrechtler sehen das entschieden anders als Rhinow

«Die Änderung des Covid-19-Gesetzes ist ein weiterhin verfassungswidriges Vorhaben.» Schreibt Andreas Kley in der NZZ. Der Professor für öffentliches Recht, Verfassungsgeschichte sowie Staats- und Rechtsphilosophie an der Universität Zürich bemängelt, dass das Covid-Gesetz dem Bundesrat ein «Kompetenzgeschenk» mache: «Es will lediglich gesetzliche Grundlagen für schon bestehende (Not-)Verordnungen schaffen.»

Dieses «undemokratische Vorhaben» übergehe «den Verfassungsgeber und damit Volk und Stände». Die Schlussfolgerung des Rechtsprofessors:

«Das demokratisch gewählte höchste Organ des Bundes hat mit dem Covid-19-Gesetz und seinen Änderungen zwei wichtige Artikel der Bundesverfassung missachtet und die schweizerische Demokratie grob beschädigt.»

Natürlich muss Professor Kley mit seiner Ansicht nicht recht haben. Aber seine fundierte Kritik verweist das Gefuchtel von Rhinow doch in den Bereich von altersstarrsinniger Rechthaberei. Zudem mag der Hinweis genügen, dass auch der Präsident der Rechtskommission des Ständerats der Auffassung ist, dass das Gesetz ein «Missgriff» sei.

Im Gegensatz zu Rhinow meint Ständerat Beat Rieder, wir «bewegen uns eigentlich immer mehr in Richtung der Verletzung elementarster Grundrechte in der Schweiz».

Das sind nun zwei Stimmen, denen man keinesfalls unterstellen kann, dass sie die Verfassung nicht gelesen oder nicht verstanden hätten.

Unverständlich bleibt höchstens, wie Rhinow mit solchen unqualifizierten Kommentaren die letzten Reste seiner Reputation aufs Spiel setzt. Vielleicht sollte er stattdessen einfach mal wieder die Bundesverfassung lesen – und zu verstehen versuchen.

Ob die Literatur Zukker überlebt?

Nora Zukker ist Literaturchefin bei Tamedia. Gut für sie, schlecht für die Literatur.

Seit Anfang dieses Jahres hat der eine der beiden Duopolkonzerne im Medienbereich eine neue Literaturchefin. Ihr jugendliches Alter und die vielleicht damit einhergehende Unreife wollen wir ihr nicht vorwerfen. Es hat ja jeder Literaturchef mal klein angefangen. Auch so Leute wie Alfred Kerr, Frank Schirrmacher, Marcel Reich-Ranicki usw. Das waren dann alles erst noch Männer, im Fall. Und ihr sicherlich alle unbekannt, im Fall.

Also setzte Zukker schon früh ein erstes Zeichen, indem sie sich mit der Dumm-Literatin Simone Meier («Juden canceln») auf einem Friedhof mithilfe einer Flasche Chlöpfiwasser die Kante gab. Lassen wir das mal als erste Jugendsünde vorbeigehen.

Sie hat auch schon ein Buch geschrieben. Und mitsamt Crowdfunding – nun ja,  publiziert. Wir spürten kurz die Versuchung, Fr. 50.- für ein «Treffen mit der Autorin» zu investieren, konnten uns aber doch zurückhalten.

Dafür trifft die Autorin immer wieder Bücher, und das bekommt denen überhaupt nicht gut. Noch weniger den Lesern ihrer Berichte über solche Begegnungen. Streifen wir kurz, aber nur sehr kurz durch das literaturkritische Schaffen von Zukker. Sagen wir, so der letzten Wochen. Da hätten wir mal diesen da: «Claudio Landolt hat einen Berg vertont und dazu Prosaminiaturen geschrieben.» Oh, und wie tönt er denn so, der Berg? Nun, nach «grellem Pfeifen». Falsch, lieber Laie: «Das ist die absolute Aufnahme, das ist der ultimative Liebesakt zwischen den Ohren und dem Berg.»

Ohä, und wie tönt er denn, der Dichter?

«Da drüben sprechen zwei Männer mit Sand im Mund. Es scheint um Netze zu gehen.»

Ja, da knirscht der Leser auch mit den Zähnen, spuckt Sand und sucht das Weite.

Wir folgen der Schneise der Verwüstung

Wir folgen aber tapfer Zukker zum «Berner Autor Michael Fehr». Womit erfreut der uns? «Ein Mann brät in der Pfanne eine Katze, die sich in seiner Wohnung verirrt hat. Pistolen schiessen in offene Münder hinter dem Bankschalter, ein Paar plündert ein Lebensmittelgeschäft.» Was soll uns nun das sagen? «All das geschieht in den auf das Kreatürlichste destillierten Texten von Michael Fehr.» Oh, was löst das in Zukker aus? «Man möchte schreien und verstummen, man möchte tanzen und sich hinlegen. So unerbittlich uns Michael Fehr an unsere Begrenztheit und zutiefst menschliche Widersprüchlichkeit erinnert, so tröstlich fühlt sich der Raum an Möglichkeiten an.» Ohä, worum geht’s schon wieder? ««super light» ist unerbittlich und von brachialer Zartheit und die Einladung, sich einzulassen aufs Leben, weil es so oder so kein Entkommen gibt.»

Ja, den Eindruck hat der Leser inzwischen auch, aber wir flüchten nun zum «neuen Roman von Judith Keller». Das ist nämlich «Milena Moser auf Acid». Oh. Als ob Moser ohne Acid nicht schon schlimm genug wäre, aber worum geht’s denn hier? Natürlich kommen auch Roger Federer, Virginia Woolf, Hölderlin und die Odysee vor. Ohä, einfach, damit das klar ist: wir verneigen uns hier vor «Prosaminiaturen». Wie dieser:

«Dazu sagen sie Sätze wie: «Es ist so still. Was wollen wir reden?»»

Nichts, rufen wir erschöpft, aber unsere Odyssee, bei Hölderlin und Federer, ist noch nicht vorbei. Wir sind nun beim Debutroman von Andri Hinnen. Etwas Leichfüssiges über «unsere inneren Dämonen». Da könnte sich Dostojewski wohl noch eine Scheibe von abschneiden, wenn Zukker wüsste, wer das ist. So aber lobt sie: «Ein rasanter Roman, der durch den Einfall, die Psychose zur Figur «Rolf» zu machen, überrascht.» Vielleicht eine Schlaufe zu viel, meldet sich die strenge Literaturkritikerin aber: «Wenn es richtig reinknallt, sind wir am Leben.»

Überleben, das ist alles bei der Lektüre von Zukker

Wir sind hingegen froh, immer noch am Leben zu sein nach diesem Martyrium, nach diesen Stahlgewittern (Jünger, das war, aber wir haben ja schon aufgegeben). Noch ein letzter, matter Blick auf die Fähigkeiten von Zukker als Feuilletonistin. Da wird sie launig: «Sommer nach der Pandemie: 3, 2, 1 … Ausziehen!» Hui, wird’s jetzt noch sinnlich? «Ich bin in der Bar meines Vertrauens. Zwei Beine in einer kurzen Hose setzen sich neben mich, und ich komme nicht damit klar.» Oh, damit wäre die Frage nach Sinnlichkeit bereits beantwortet: Nein. Nach Sprachbeherrschung auch. Beine setzen sich? Aua.

Ist’s wenigstens unterhaltsam? «Ich bestelle einen weiteren Negroni sbagliato und frage mich, gibt es auf Ibiza eigentlich FKK-Strände, denn: Würde ich die Entwicklung dieser Entkleidungszeremonie weiterdenken, müsste die kurze Hose neben mir eigentlich auf der Baleareninsel nackt rumlaufen.» Ohä, auch nein.  Nochmal aua, eine kurze Hose läuft nackt herum? Gibt’s noch irgendwie eine Pointe, etwas, das «richtig reinknallt»? Na ja: «Ich rufe meinen guten Freund in Deutschland an und frage ihn: «Wie nackt sind die Beine im Norden?»»

Nein, die Antwort wollen wir nicht wissen. Aber immer noch besser, als wenn sich Zukker in Debatten einmischt, für die man lange Hosen anhaben müsste, um wirklich mitdiskutieren zu dürfen. Wie zum Beispiel das längst verstummte Geschrei um eine Provokation von Adolf Muschg. «Twitter richtete. Dass der Schweizer Intellektuelle die Cancel Culture mit Auschwitz verglich, löste harsche Kritik aus», blubberte Zukker damals. Schlimmer noch:«Dieses Wort lässt keinen spielerischen Umgang zu.» Entweder weiss sie auch hier nicht, was sie schreibt, oder sie unterstellte Muschg, er habe das Wort Auschwitz «spielerisch» verwendet. Wir regten damals an, dass sich Zukker wenigstens bei Muschg für diesen unglaublichen Ausrutscher entschuldigen sollte. Tat sie nicht.

Also bitte, bitte, lieber Arthur Rutishauser. Lieber Herr Supino. Liebe Minerva, liebe Hüter der letzten Reste von Niveau und Anspruch: wer sorgt wann dafür, dass diese Frau die deutsche Literatur nicht mehr länger quälen, zersägen, misshandeln darf – und den Leser auch noch?

 

Es darf gelacht werden: Lange Lunte im Puff

Valentin Landmann, Milieu-Anwalt. Feiert die Wiedereröffnung eines Bordells. Skandal!

Es ist zwar erst Anfang Juni. Aber die schwindende Möglichkeit, wegen der Pandemie mal wieder von Tausenden von Toten zu unken, strengere Massnahmen zu fordern, Lockerungen als grobfahrlässig, ja tödlich zu kritisieren, den zuvielten Wissenschaftler aufzubieten, der auch noch berühmt werden möchte – all das wirft einen Schatten aufs kommenden Sommerloch.

Oder so. Auch der ahnende und raunende Schriftsteller Lukas Bärfuss, der schon diagnostizierte, dass in der Schweiz Geld wichtiger als Menschenleben sei und daher bald Zustände wie in Norditalien herrschen werden, also wie in dem Videoschnipsel, wo ein paar Armeelastwagen Särge abtransportieren, belästigt längst andere Themen mit seinen unausgegorenen Zeilen.

Es kommt zu ersten Verzweiflungstaten der Medien

AHV-Alter für Frauen, nun ja, auch nicht so der Brüller in den News. Da kommt es zu Verzweiflungstaten. Und schon grüsst auch der Herdentrieb. Denn am 4. Juni kam die «Schweizer Illustrierte» ihrer Berichterstatterpflicht nach. Obwohl sie dafür keine Extra-Batzeli vom Steuerzahler kriegt, wagte sie die Investigativ-Recherche: «Endlich wieder ausgehen!» Die C- bis D-Prominenten Fabienne Bamert («Samschtig Jass») und Mario Gyr (rudert unglaublich schnell) schafften es aufs Cover der SI – und wagen ein «Candle Light Dinner» am helllichten Tag um 17.45. Oder gar 5.45 Uhr; weiss man’s?

Vorne Candle, hinten Sonne, in der Mitte Dreitagebart.

So weit, so schnarch. Aber als Nächster setzt sich Valentin Landmann in Szene. Länger nichts mehr gehört vom «Rotlicht-Anwalt», auch schon 71 Lenze alt. Aber nun wieder rein ins Vergnügen, er «steht im Globe in Schwerzenbach ZH, dem grössten Schweizer Sexclub», weiss die SI. Nun, auf dem Foto sitzt er, und auch der SI-Fotograf scheint das «riesige Nachholbedürfnis» zu spüren und lässt zwei Angestellte seinen Job tun.

Auf der nächsten Seite wird es dann richtig schlimm. Kaum ist die Pandemie auf dem Rückzug, sind neuerliche Attacken auf die hilflose deutsche Sprache zu befürchten – als ob ein virulenter Lukas Bärfuss nicht schon schlimm genug wäre. Zeichnet sich hier also ein Skandal ab?

Simone Meier, Sunil Mann und Milena Moser: Angriff der Killer-Literaten.

Aber nein, wir blättern eine Seite zurück, Dort sitzt der Skandal im Puff. Worin besteht nun der «Eklat» (Tamedia), wieso sorgt Landmann «für Empörung» (nau.ch)? Oder um es mit der NZZ entschieden staatstragender zu sagen:

«Der SVP-Kantonsrat Valentin Landmann lässt sich im Bordell fotografieren und verärgert damit Ratskolleginnen und -kollegen».

Wie man auf der Fotografie aber deutlich sieht, ist Landmann völlig bekleidet, begeht keinerlei unzüchtige Handlungen – aber er trägt weisse Socken!

Werden Landmann seine Prekariat-Socken zum Verhängnis?

Das geht nun gar nicht, nicht mal beim Puffbesuch. Aber darüber erregt sich die GLP-Kantonsrätin Andrea Gisler nicht in erster Linie. «Das ist eine degoutante Inszenierung mit einem Mann inmitten junger Frauen», kritisiert sie. Ohne näher zu erläutern, was daran degoutant sein soll. Hier werde eine «schummrig-plüschige Idylle im Rotlicht-Milieu geschildert», beschwert sich Gisler – mit 50 Mitunterzeichnern – gleich mal beim Ringier-Verlag. Denn den «Profiteuren der Prostitution» dürfe man keine mediale Plattform bieten.

Das bringt nun den allgemein als sanftmütig bekannten Landmann etwas in Rage: Es sei «unwürdig», ihn als «illegitimen Profiteur der Prostitution zu verunglimpfen». Schliesslich treibe ein Prostitutionverbot «die Frauen in die Unterwelt. Dort sind sie nicht geschützt, sondern Übergriffen und Ausbeutung ausgeliefert.»

Auch quer durch feministische Kreise geht der Streit, ob der Beruf der Sexarbeiterin Ausdruck weibliche Befreiung oder männlicher Ausbeutung sei. Was aber an Landmanns Auftritt – abgesehen von den weissen Socken – degoutant sein soll und was das andere Mitglieder (Pardon) des Kantonsrats angeht, ist unerfindlich.

In Bern wäre die verzögerte Reaktion normal – aber in Zürich?

Ebenso bleibt die verzögerte Reaktion ein Rätsel. Die SI erschien mit diesem Eklat-Foto letzten Freitag. Niemand machte einen Eklat draus. Erst am Montag schwoll der Protest im Kantonsrat an. Ob da alle 50 Mitunterzeichner des Schreibens an Tamedia wissen, was sie genau unterschrieben haben? Und wieso berichtet die Journaille flächendeckend erst ganze 5 Tage nach dem Bild des Anstosses? Auch bemerkenswert: niemand interessiert sich für das Schicksal der drei leicht- oder nicht bekleideten Damen auf der Fotografie.

Zwei von ihnen sind offenbar ganz nackt, dazu gesichtslos, also zum Sexobjekt herabgewürdigt. Und als Helferinnen beim Shooting (schon alleine dieser Ausdruck in dieser Umgebung, igitt) missbraucht. Wobei sie zudem die Handleuchten so falsch halten, dass sicherlich wieder Herrenwitze über «Frau und Technik» auf ihre Kosten gemacht wurden. Schliesslich: hat der Fotograf nur an seiner Kamera abgedrückt?

All das wäre doch einer investigativen Recherche wert. Eigentlich müssten in diesem Sexclub schon längst Massen von Journalisten stehen, die mit dem Presseausweis winken und Rabatt verlangen. Aber eben, kein Pfupf mehr in den Redaktionsstuben. Wo bleibt die knallharte Recherche über das traurige Schicksal der auf der Fotografie missbrauchten Frauen? Keine der 78 Unterzeichner des Protestschreibens hat Zeit dafür? Sehr bedauerlich.

Das ist bitter für ein Boulevardblatt

Blöd läuft’s nur für den «Blick». Die einzige Zeitung mit im Titel eingebauten Regenrohr kann nun schlecht in die Kritik einstimmen; schliesslich erscheint die SI im gleichen Verlag. Landmann den Rücken stärken, das könnte aber in der Verlagsetage auch nicht gut ankommen. Das ist natürlich voll den Bach runter für das Blatt der gehobenen Lebensart

Was könnte man da für Boulevard-Storys rausmelken. Besucht Landmann das Puff auch als Gast? Wenn ja, gibt’s Freifahrschein? Was sagen denn Damen, die ihn schon bedient haben, über sein Verhalten im Bett? Ist sein Alter denn kein Problem? Oder sein Bluthochdruck? Kann man ihm dabei juristische Fragen stellen?

All diese gnadenlos guten Storys werden nun nie erscheinen – dabei ist es noch mindestens einen Monat hin bis zum echten Sommerloch. Das kann noch heiter werden.

Es darf gelacht werden: diesmal über Interviews

Ein schriftlich geführtes Gefälligkeits-Interview ist die Hölle.

Wir betreten den ersten Kreis der Hölle, wie übrigens auch ein Roman von Alexander Solschenizyn heisst (Nora Zukker, aufgepasst, sollte man gelesen haben).

Aber während es da um sowjetische Gulags ging, geht es hier um die Hölle des «Blick»-Newsrooms. Das einzige Organ mit eingebautem Regenrohr hat mal wieder einen neuen Chef gekriegt. Zu den übrigen Häuptlingen (und immer weniger Indianern) gesellt sich Sandro Inguscio als neuer Chäf von blick.ch und Blick TV.

Interessiert zwar nicht wirklich, aber die Gelegenheit für ein schriftlich geführtes Interview. Schriftlich geführte Interviews sind gar keine, weil hier schon von Anfang an alles Spontane, alles, was eben den Unterschied zwischen Dialog und Geschriebenem ausmacht, wegradiert ist. Nun könnte man einwenden, dass das ja auch häufig während des Autorisierens geschieht. Schon, aber da kann sich eine Redaktion, so sie noch etwas Ehre im Leib hat, dagegen wehren oder auf die Publikation verzichten.

Aber schauen wir mal, mit welchen Antworten Inguscio die kritischen Fragen von persoenlich.com pariert hat. Nein, das war ein Scherz mit den kritischen Fragen.

  • «Ich freue mich wahnsinnig auf die Aufgabe und habe gleichzeitig grössten Respekt davor.»
  • «Es würde den grossartigen Teams nicht gerecht werden, wenn ich bereits vor meinem Start Änderungen ankündigen würde.»
  • «Jetzt gilt es, die Synergien noch besser zu nutzen.»
  • «Ich werde diese beiden digitalen Vektoren näher zusammenführen.»
  • «Als Teenager hatte ich mir zum Ziel gesetzt, eines Tages für den Blick arbeiten zu dürfen.»

Mit Wumms im «Blick»: Sandro Inguscio.

Immer mehr Leser winseln um Gnade? Also gut, lassen wir es bei diesen inhaltsschweren Brocken bewenden, die Inguscio über den Lesern abwirft. Wobei man den Verdacht nicht loswird, dass er einfach die Antworten anderer Antrittsinterviews aus dem Stehsatz geholt hat, kurz abgestaubt, leicht geschüttelt und gemixt, dann eiskalt serviert hat.

Resultat: wunderbar angemalte Luft. Vielleicht fürs nächste Mal; ein Aspekt fehlt: die Frauenförderung, der Einsatz für Inklusion, der Kampf gegen Rassismus, gerade auch in der Schweiz. Das Bekenntnis zur humanitären Tradition, zur Neutralität und zur EU. Aber das wird schon.

Wir kommen unten an: bei Simone Meier

Simone Meier, ja, die One and Only, hat auch ein Interview gemacht. Nämlich mit Xavier Naidoo. Der ehemalige Sänger der «Söhne Mannheims» entwickelt durchaus etwas schräge Ansichten über Gott, die Welt und das Virus. Dazu hat er zwei neue Songs veröffentlicht. Dem geht nun Meier nach und kommt nach vielen, vielen Buchstaben zum Schluss:

«Am Ende ist es ganz einfach: Der Körper, der sich niemals impfen lassen will, und die Heimat, in deren Boot kein Platz mehr ist, verschmelzen bei Naidoo und seinen Geschwistern auf beängstigende Weise zu einem Brandbeschleuniger. In Form eines aggressiven, abwehrbereiten und in allem selbstgerechten Volkskörpers.»

Wir versuchen, der Kulturjournalistin des Jahres zu folgen. Ein ungeimpfter Körper, eine Heimat als Boot ohne Platz verschmelzen zu einem Brandbeschleuniger. Der wiederum hat die Form eines Volkskörpers.

Ohne Durchblick: Simone Meier.

Wahnsinn, welche Bilderfülle, wie Meier es auf so engem Platz schafft, so ziemlich jedes verwendete Wort mit einem anderen kollidieren zu lassen. Wir sehen hier einer Massenkarambolage nichtssagender Gedankentrümmer zu. Einem sprachlichen Schrotthaufen, einem Versuch, Unsinn so zu schreddern, dass er den Verstand verliert.

Und hat Meier Naidoo echt interviewt? Natürlich nicht, da hat ZACKBUM gelogen. Wir beschäftigen uns hier schliesslich mit «watson», da muss man sich anpassen.

Jetzt noch der Aufschwung ins Gehirn

Wollen wir die Reihe mit einem richtig hochstehenden Interview abschliessen? Also gut, da nehmen wir doch Barbara Reye vom «Tages-Anzeiger» interviewt den «Neuropsychologen Lutz Jäncke» von der Uni Zürich. Der hat nämlich herausgefunden: «Viele Leute hängen wie Junkies an ihren Smartphones».

Will nur spielen: Lutz Jäncke.

Es wird gemunkelt, dass Jäncke für diese bahnbrechende Forschung auf der Shortlist für den nächsten Nobelpreis für Psychologen steht. Oh, den gibt es nicht? Na, dann wird es aber höchste Zeit.

Jäncke lässt es aber nicht nur bei dieser erschütternden Diagnose bewenden, er bietet auch Lösungen für dieses neue Problem: «Wir müssen unsere Selbstdisziplin trainieren und wieder lernen, uns nicht ständig ablenken zu lassen.» So paraphrasiert Reye den Wissenschaftler.

Den muss aber der Verdacht beschlichen haben, dass er vielleicht einen Tick zu wenig wissenschaftlich rüberkommt, wenn er schlichtweg eine Banalität rezykelt. Also gibt er mal kurz Gas auf die Frage, was sich eigentlich so alles im Hirn abspiele:

«Durch die emotionalen Impulse wird erst einmal das «Reptiliengehirn» aktiviert. Zu diesen evolutionär alten Hirnstrukturen des limbischen Systems gehört auch der Nucleus accumbens als Zentrum für Lust und Freude oder die Amygdala für negative Gefühle wie Angst und Wut. Anschliessend werden die Informationen gemäss dem Bottom-up-Prinzip nach oben etwa an das stammesgeschichtlich neu entstandene Stirnhirn, den Frontalkortex, geleitet.»

 

Die Amygdala  ist allerdings, soweit man das überhaupt mit Sicherheit sagen kann, auch für Lust und Freude zuständig, aber das würde wohl wissenschaftlich zu weit führen.

Wir wollen unsere Leser mit einer weiteren bahnbrechenden Erkenntnis des Wissenschaftlers verabschieden, die ihm Reye entlockte:

«Man sollte beim Lesen nicht in oberflächliches und schnelles Konsumieren verfallen. Denn das ist die Geissel der modernen Welt.»

Merken Sie sich das; hier bei ZACKBUM wird nicht oberflächlich und schnell konsumiert, okay?