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Samthandschuhe für Girod

Der aalglatte Grüne kneift nun bei «South Pole».

«Nachhaltigkeit ist meine Leidenschaft», tönt Balthasar Glättli, der glücklose, aber wirbelige Präsident der Grünen. Er will trotz Wahlschlappe mit einem Bundesratskandidaten antreten. Es dauerte dann ein Weilchen, bis sich jemand fand, der sich verheizen lässt.

Immer wieder Schlagzeilen macht die Verbandelung der Grünen mit «South Pole». Der Händler mit Klimazertifikaten steht immer wieder in der Kritik. Geheimverträge mit Ölriesen wie Shell oder Chevron, gleichzeitig verdient die Zürcher Firma Millionen mit Klimaschutz. Nun ist auch das Vorzeigeprojekt, die weltgrösste CO2-Kompensation in Simbabwe, explodiert.

Schon länger wurde «South Pole» vorgeworfen, eigentlich wertlose CO2-Zertifikate zu verkaufen. Zunächst zeigte sich der Grüne Bastien GirodHead of Clima Solutions») noch kämpferisch und verteidigte seinen Brötchengeber. Dann ging er auf Tauchstation. Sein Motto: «Klimaschutz. Soziale Gerechtigkeit. Kreislaufwirtschaft. Gleichstellung. Naturschutz. Grundrechte. Es ist Zeit für Lösungen.»

«South Pole» wird aber immer mehr zum Problem.

Nun musste der Gründer und Chef Renat Heuberger seinen Posten als CEO abgeben; Rücktritt. Desaster. Der richtige Zeitpunkt für Girod. Er habe Informationen, «welche kürzlich publik wurden, sorgfältig geprüft» und sich dann entschieden, seinen Job bei «South Pole zu beenden». Wieso eigentlich, nachdem er noch vor seiner Tauchstation die Firma tapfer verteidigt hatte und zu der Unzahl von Vorwürfen nur Ausweichendes oder nichts gesagt hatte.

Noch im Juli hatte der «Tages-Anzeiger» Girod Gelegenheit gegeben, sich weiss, bzw. grün zu waschen, indem er tapfer pseudokritische Fragen abwetterte. Duftmarke: «Warum gibt es Geheimverträge mit Ölmultis?» Antwort Girod: «Es geht nicht um Geheimhaltung, es ist in der Wirtschaft gang und gäbe, dass Geschäftsbeziehungen und Verträge vertraulich sind.» Glatt wie ein Aal wandte sich Girod aus allen Fragen heraus.

Schliesslich: «Ich bin bewusst in die Privatwirtschaft gewechselt, um an sehr guten – wenn auch nicht perfekten – Lösungen zu arbeiten.»

Sagen wir so: der bewusste Entscheid hatte überhaupt nichts mit dem Salär eines oberen Managers in der Teppichetage des Multimillionenkonzerns zu tun. Aber die beiden Interviewer waren mit der festen Absicht angetreten, Girod so pfleglich wie nur irgend möglich zu behandeln. Allerdings verdient dort ein Direktor locker bis zu 175’000 Franken im Jahr.

Noch 2021 lobhudelte Mathias Morgenthaler diesen Renat Heuberger und freute sich mit ihm darüber dass sogar das Fürstenhaus von Liechtenstein seinen grünen Daumen entdeckt hatte und mit 25 Millionen in den Laden eingestiegen war. Dafür kriegte der Fürscht dann schlappe 10 Prozent. Logisch, dass man da so lange wie möglich an Bord bleiben will.

Denn merke: als Grüner läuft man nicht rot an.

Lieber Pietro Supino

Offener Brief: Sagen Sie beim Abschied leise «ciao».

Wissen, wann man aufhören sollte, ist das Schwierigste in einer Managerkarriere. Sie waren als Anwalt bei Bär & Karrer tätig, als Consultant bei McKinsey, als Gründungspartner des Vermögensverwalters Private Client Partners. Man erinnert sich an «Moonstone Trust», aber Schwamm drüber.

2007 wurden Sie als Nachfolger von Hans Heinrich Coninx Präsident des Tamedia-Verwaltungsrats. Sie gestatten, dass wir die Bude weiterhin so nennen, weil die ständigen Namenswechsel zwar gutes Geld für die Schilderwechsler am Haupteingang bedeuteten, sonst aber eher nerven. Aber gut, Sie sind auch noch «Executive Chairman» der «Tx Group».

Unter ihrer Führung wurde das Haus Tamedia um- und abgebaut. Sie verwandelten es in eine Ansammlung von Profitcentern unter dem Dach einer Holding. Die Bezahlmedien wuchsen durch den Ankauf dicker Brocken wie der «Basler Zeitung», der «Berner Zeitung», des «Bund» zum zweitwichtigsten Konglomerat in der Deutschschweiz; Sie beschallen damit über eine Million Leser.

Dem Flaggschiff «Tages-Anzeiger» wurden die Einkommensquellen der Handelsplätze weggenommen und als Tx Markets ausgegliedert. Dermassen ausgehungert, wurden die Redaktionen zu Skeletten heruntergespart; in Zürich stellt eine Zentralredaktion die Einheitssauce her, die sich dann in alle Blätter ergiesst, die dazu noch rudimentäre Lokalberichterstattung stellen. Zum inhaltlichen Schwund gesellt sich der Schwund an zahlenden Lesern.

Bei der Abstimmung über die zusätzliche Subventionsmilliarde agierten Sie als Präsident des Verlegerverbands mehr als unglücklich. Die Bekanntgabe einer Sonderdividende und des milliardenschweren Zusammengehens der Handelsplattformen mit Ringier, plus eine selten bescheuerte Kampagne, sorgten dafür, dass die Abstimmung verlorenging. Ein seltenes Kunststück, wo doch die geballte Medienmacht der Mainstream-Verlage dafür war.

Das Geschäftsergebnis des letzten Jahres ist desaströs, ein gewaltiger Gewinneinbruch, trotz weiteren Sparmassnahmen in Multimillionenhöhe, die der Glaubwürdigkeit der Bezahlorgane den Rest geben werden.

Sie sind also geschäftlich gescheitert.

Wie Sie die Affäre Roshani gehandhabt haben, ist ein Musterbeispiel, wie man es nicht machen sollte. Juristisch gingen Sie nur gegen die Konkurrenz von CH Media vor, als Sie persönlich angegriffen wurden. Ihren ehemaligen Chefredaktor Finn Canonica liessen Sie im Regen stehen, die interne Kommunikation war unter jeder Sau, offen gesagt.

Nachdem Sie und ihre beiden Geschäftsführer in dieser Affäre jämmerlich versagt hatten, liessen Sie den sachkompetenzfreien Mathias Müller von Blumencron Wortblasen zur zukünftigen Strategie schwatzen, dass es dem Leser ganz blümerant wurde und man sich zusätzlich Sorgen um die Zukunft der Tamedia-Redaktore machen musste.

Unabhängig davon, ob das angeblich schon lange geplant war; die Degradierung von Arthur Rutishauser zum Nur-noch-Chefredaktor der «SonntagsZeitung» liess klar erkennen, dass nach der versemmelten Roshani-Affäre ein Bauernopfer fällig war. Schon bei der bis heute nicht bewältigten Affäre um unbewiesene Anschuldigungen von 78 erregten Tamedia-Redaktorinnen machten Sie eine ganz schlechte Figur.

Als Krisenkommunikationsmanager sind Sie mehrfach gescheitert.

Aber als Familienmitglied des Besitzerclans Coninx sind Sie unantastbar.

Nun haben Sie mit der Wahl der Nachfolgerin von Rutishauser nochmals unter Beweis gestellt, dass Ihnen Qualität, Kompetenz, strategische Fähigkeiten und Glaubwürdigkeit bei den Bezahlmedien schnurzegal sind. Die Wahl von Raphaela Birrer kann nur als Sparmassnahme in jeder Beziehungen interpretiert werden.

Dass Charaktermasken wie Philipp Loser, Andreas Tobler, Marc Brupbacher oder Christian Brönnimann unzensiert und ungeniert von Flop zu Flop publizieren und wüten dürfen, ist ein Armutszeugnis sondergleichen.

Während es vor Jahren noch einen Konkurrenzkampf zwischen der NZZ und dem «Tages-Anzeiger» gab, ist Ihr Blatt inzwischen runtergewirtschaftet, übernimmt im Übermass Inhalt von der Münchner «Süddeutschen Zeitung», garniert ihn mit Tickermeldungen der SDA und schmeckt das Ganze mit besserwisserischen und völlig überflüssigen Kommentaren ab.

Die Auswechslung des Kolumnistenteams ist ein weiteres Beispiel für den beschleunigten Weg nach unten. Wer sich gegen dessen Willen und auf unschöne Art von Rudolf Strahm trennt, um ihn durch No-Names zu ersetzen, darunter ein Mode-Dummschwätzer, der schneller vergessen gehen wird als er zu zweifelhaftem Ruhm aufstieg, das Wirken einer Nora Zukker als Literaturchefin, das sind alles Mosaiksteine auf einem Sargdeckel.

Dass für dieses heruntergewirtschaftete Angebot weiterhin stolze Preise im Abonnement und im Einzelverkauf verlangt werden – nach der Devise: weniger Inhalt für gleiches Geld –, ist eine Bankrotterklärung.

Sie haben als Content-Manager krachend versagt.

Offenbar sind Sie nicht in der Lage, dringend nötige strategische Impulse zu geben. Die ewige Leier, dass das alles zur Qualitätsverbesserung diene, dass man sich der Bedeutung der Medien als Vierte Gewalt und Kontrollinstanz bewusst sei – das wirkt nicht mal mehr lächerlich, sondern nur noch peinlich.

Wenn Ihnen wirklich etwas an Publizistik liegt, an dringend nötiger Kontrolle, statt liebedienerischer Lobhudelei staatlicher Massnahmen wie während der Pandemie, dann sollten Sie Platz machen für einen Nachfolger, der noch weiss, worum es bei Newsproduzenten geht.

Treten Sie zurück, Herr Supino, die Leser, das Land, die Mitarbeiter werden es Ihnen danken.

*Packungsbeilage: ZACKBUM-REdaktor René Zeyer war bei der «Sonntagszeitung» tätig.

Rücktritt, Herr Rohner!

Niemand habe schon früh und massiv gewarnt? Einspruch.

Aus eigenen Werken zu zitieren kann etwas Selbstverliebtes haben. Im Fall der Credit Suisse ist es allerdings so, dass René Zeyer die Bank mit kritischen Kommentaren verfolgte – und die Bank auf ihn losging. Er habe als Sprecher der Schweizer Lehman-Opfer deren Persönlichkeit und Ehre verletzt.

Das hätte man ihm allerdings auch bei einer ganzen Reihe von Artikeln vorwerfen können, die vornehmlich in der «Basler Zeitung» erschienen. In der von Markus Somm verantworteten BaZ, die noch Pfupf im Füdli hatte und sich was traute.

Als Beitrag zu den Beerdigungsritualen veröffentlicht ZACKBUM ein «best of» in unregelmässigen Abständen. Als Opener ein Artikel, der am 17. Juni 2016 erschienen ist.

Was sind die beiden wichtigsten Begriffe im Banking? Verantwortung und Vertrauen. Urs Rohner war ab 2004 Group General Counsel der Credit Suisse (CS). Es ist die Verantwortung des Chefjuristen einer Bank, für die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen besorgt zu sein. Wie soll man ihm vertrauen, wenn seine Bank kriminelles Verhalten eingestehen musste?

Von 2009 bis 2011 war Urs Rohner Vizepräsident des Verwaltungsrats (VR) der CS, seither ist er der VR-Präsident. Was ist die Aufgabe eines Verwaltungsrats? Er ist verantwortlich für die Strategie und die Geschäftspolitik seines Unternehmens. In seiner Amtszeit ist der Aktienkurs der Bank von rund 40 auf aktuell unter 12 Franken abgestürzt. Ein Multimilliardenverlust für alle Anleger. Wie soll man einem dafür Verantwortlichen vertrauen?

Weder Konzept noch Plan

Urs Rohner wollte mit der im Parlament gescheiterten Lex USA seine Bank aus dem Steuerstreit möglichst verlustfrei herausführen. Das endete in einer Busse von 2,6 Milliarden Franken, ein Desaster. Obwohl sich die CS zudem diverser Gesetzesverstösse schuldig bekennen musste, übernahm Rohner keine Verantwortung und behauptete, er persönlich habe «eine weisse Weste». Weitere potenzielle Milliardenbussen drohen. Wie viel Vertrauen verdient ein solcher Verantwortungsträger? Im letzten Jahr, in den letzten Monaten ist die Credit Suisse tief in die roten Zahlen abgerutscht. Der von Rohner ausgewählte CEO Tidjane Thiam reagiert darauf, indem er Massenentlassungen und einen Umbau der Bank ankündigt, er hat offensichtlich weder ein Konzept noch einen Plan, wie die einst stolze Schweizer Bank erfolgreich in die Zukunft geführt werden könnte.

Genauso wenig wie die für Milliardenhonorare tätigen Berater von aussen. Aber der CEO kann und soll nur die Strategie des Verwaltungsrats umsetzen, das ist die Verantwortung von Urs Rohner. Wie kann man ihm vertrauen, wenn auf seiner weissen Weste rote Zahlen stehen?

Unter Rohners Weste sitzt sein Portemonnaie, einer der wenigen Orte in der CS, wo Freude herrscht. Unbeschadet vom katastrophalen Ergebnis seines Wirkens erhielt Rohner alleine für das Verlustjahr 2015 satte 3,2 Millionen Franken, die er sich wohlweislich in bar ausbezahlen liess. Also schwarze Zahlen für ihn, während die Zukunft der Credit Suisse zugleich feuerrot und brandschwarz aussieht. Schon mehrfach rügte die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Revisionsgesellschaft der Bank mangelhaftes Controlling. Ein CS-Banker in Genf setzte für einen prominenten Kunden mindestens hundert Millionen Franken in den Sand, verantwortungslose Händler in New York produzierten mit Junkbonds einen Verlust von fast einer Milliarde.

Natürlich wie immer ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten. Aber innerhalb des Verantwortungsbereichs des obersten Leiters der Bank. Oswald Grübel zog bei ähnlichen Vorkomm­nissen bei der UBS die Konsequenzen und trat zurück. Weil er zu Recht befürchtete, dass sonst das Vertrauen in seine Bank beschädigt würde.

Leben in der Parallelwelt

Urs Rohner hat zu verantworten, dass der Börsenwert der CS weniger als 23 Milliarden Franken beträgt, ihr Buchwert laut eigener Darstellung rund das Doppelte. Dazu tragen Goodwill-­Positionen und kühne Bewertungen von Assets in der Bad Bank der CS wesentlich bei. Also Hoffnung und Glauben als Bewertungskriterien. Offensichtlich lebt Rohner in einer Pa­rallelwelt, in der die Begriffe Verantwortung und ­Vertrauen nicht existieren.

Das reale Leben ist aber kein Filmfestival. Im Kino handeln Schauspieler nach dem Drehbuch, spielen einen Verantwortungsträger und reden von Vertrauen. Das ist nur eine Rolle, die mit ihrem wahren Leben nichts zu tun hat. Diesseits der Leinwand muss gelten: Herr Rohner, treten Sie zurück. Sofort.

De Weck: weg isser

Flugzeit: bei der «Republik» geht’s weiter rund.

Oder eher unrund. Im November letzten Jahres, sozusagen als Sahnehäubchen auf dem angekündigten Ziel, angesichts sinkender Abonnentenzahlen mal eine Million mehr auszugeben und die dann irgendwie mit viel mehr Abos wieder reinzuholen, wurde jubiliert, dass man eine Koryphäe neu an Bord habe.

Er, der Master, das Schwergewicht, das publizistische Kraftwerk Roger de Weck trete in den Verwaltungsrat ein und stärke dort in ungeheuerlichem Ausmass die journalistische Kompetenz. Die «Republik» jubelte im höchsten Tremolo: für de Weck gebe es insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Auch der Grandseigneur des Journalismus, der allerdings mehrfach gescheiterte de Weck, liess sich mit staatstragenden Worten im Orgelton zitieren: «Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft.»

An beidem wird weiter zu arbeiten sein, wohl wahr. Allerdings scheint er das Schwergewicht eher auf Dynamik als auf Stabilität zu legen. Denn nach nicht einmal einem halben Jahr sagt er schon zum Abschied leise «leckt mich».

Nein, das sagt er natürlich nicht. Sondern die «Republik», das der Wahrhaftigkeit verschriebene Organ der Ehrlichen und Guten, verwendet die gleiche hohle Formel wie alle anderen auch, wenn es kräftig gekracht hat, Feuer im Dach ist und die Ruine noch raucht: der Grund für den schnellen Abgang seien «unterschiedliche Auffassungen im Verwaltungsrat über die Strategie, den Stellenwert der Publizistik, die Bewältigung der anspruchsvollen Lage und die Rolle des Verwaltungsrats».

Aber immerhin wird da etwas kommuniziert. Wenn man den Chefredaktor a.i. Daniel Binswanger fragt, was er denn eigentlich dazu sage, dass Texte der «Republik» nun nicht bei der «Republik» erscheinen, sondern auf anderen Plattformen, dann bleibt er verkniffen stumm und hat nicht mal den Anstand, leise «leck mich» zu sagen.

Wenn wir die Mitteilung über de Weck auf Deutsch übersetzen wollen: der hat sich vielleicht die Bemerkung erlaubt, dass viel mehr Ausgaben bei wenig mehr Einnahmen nicht so eine tolle Idee sei. Er hat vielleicht sogar bemeckert, dass der unterirdisch niedrige Ausstoss der meisten Journalisten nicht länger hingenommen werden könne. Mal alle Naselang, oft nach vielen Wochen ein überlanger Artikel, den niemand zu Ende liest, das könne es wohl nicht sein.

Oder de Weck hat gar den ungeheuerlichen Overhead, die vielen Sesselfurzer kritisiert, die Installation eines Klimalabors, Posten wie «Bildberater», «Stabsstelle Chefredaktion», «Junior Audience Developer», «Community Support» oder die Riege der teuren «Sprecher» bemäkelt, die Texte, die niemand liest, einsprechen, auf dass sie niemand hört.

All das werden wir wohl nicht erfahren, obwohl sich die «Republik» der völligen Transparenz verschrieben hat: «Wir legen alles offen: unsere Finanzen, Arbeitsweisen, Fehler, Löhne – weil wir überzeugt sind, dass Transparenz wichtig ist.»

Das ist natürlich nur Blabla, aber undicht, wie die «Republik» ist (selbst nicht zur Veröffentlichung bestimmte Texte tropfen aus ihr raus), werden wir vielleicht doch mitkriegen, wieso de Weck kam, Übles sah und versiegte.

Aber es bleiben ja noch zwei Koryphäen im VR übrig. auf dem nun unterbesetzten «strategischen Deck». Die VR-Präsidentin Sylvie Reinhard, «Schweizer Unternehmerin» und Quotenfrau. Plus Alfonso von Wunschheim. Gründer und CEO der Firma «FutureVents», die allerdings leider bereits 2010 liquidiert wurde.

Mit einer solchen Crew an Deck kann eigentlich nichts schiefgehen. Falls doch, ZACKBUM hat zwei Vorschläge, wie man die strategische Kompetenz boostern könnte. Wieso nicht Patrizia Laeri und/oder Anuschka Roshani an Bord holen?

Rücktritt muss man können

Ein Vorbild aus dem fernen Neuseeland.

Die Premierministerin des Kiwi-Staates hat schon viele Zeichen gesetzt. Jüngste Regierungschefin der Welt, Mutterschaft, krisenerprobt, lässt sich ihre Jugend nicht stehlen. Alles wunderbar. Nun setzt Jacinda Ardern noch ein letztes Glanzlicht auf ihre Karriere.

«Habe nicht mehr genug im Tank», so begründet sie ihre überraschende Ankündigung, in einem Monat vom Amt zurückzutreten. Ohne Zwang, ohne Druck, einfach so, weil es für sie reicht.

Was für ein Zeichen vom anderen Ende der Welt. Welch ein Gegensatz zu den Sesselklebern in der Schweiz. Ein Bundesrat Berset, der schon längst hätte zurücktreten sollen, nach dermassen vielen privaten und politischen Flops. Ein CEO Walder, der für seinen Verlag längst zu einer Belastung geworden ist. Damit wir politisch korrekt bleiben, eine Ladina Heimgartner, die ausser vielen Titeln und der fleissigen Verwendung des Worts «Resilienz» nichts vorzuweisen hat.

Aber auch ein Pietro Supino, der Vielfachgescheiterte, dessen rücksichtsloser Sparkurs und dessen Aufteilung von Tamedia in unabhängige Profitcenter zwar den Besitzerclan freut, aber die DNA eines Medienkonzerns unwiederbringlich zerstört.

Der Wannerclan von CH Media regeneriert sich zwar aus sich selbst heraus, nimmt aber für die Inthronisierung eines nur mässig begabten Familienmitglieds den Abgang eines sehr begabten Managers in Kauf. Auch in Basel führte ein überforderter Hagemann die einstmals stolze «Basler Zeitung» fast in den Abgrund, statt rechtzeitig Amt und Würden an einen Begabteren abzugeben.

Auch Publizist Frank A. Meyer ruiniert die Reste seines Rufs mit wirren, widersprüchlichen und dumpfbackigen Kommentaren, einfach, weil man ihn lässt und niemand sich traut, ihm Einhalt zu gebieten,

Bevor der Leser fragt: natürlich ist das bei ZACKBUM ganz anders. Hier wird die Tätigkeit des Redaktors Zeyer durch den Verleger Zeyer genau kontrolliert, während der Herausgeber und Besitzer Zeyer täglich nach dem Rechten schaut. Bislang gilt hier: Redaktor Zeyer darf weitermachen. Auf Zusehen.

Federlesens

Der Balljunge hört auf.

Um die Ukraine von Platz eins zu stossen, dafür hat’s nicht gereicht. In den letzten zwei Tagen ergibt das Wort Ukraine 1850 Treffer in der Mediendatenbank SMD. Roger Federer bringt es immerhin auf 640.

Dabei erfährt er höchste Weihen. kath.ch fragt: «Ist Roger Federer ein Tennis-Gott?» Antworten tut ausgerechnet Abt Urban – Achtung, Brüller – Federer. Antwort: «Wenn jemand so gut ist wie Roger Federer, suchen wir beim Sprechen nach Superlativen. Auch wenn ich ihn nicht so nennen würde, gefällt mir, dass «Gott» für das Grösste im Leben steht.»

«Traum-Karriere in Zahlen», betet watson.ch ehrfürchtig runter. «Vom Problemfall und Hitzkopf mit Heimweh zur Sportikone und Milliardenmarke», so fasst CH Media seine Karriere zusammen. «Grosse Siege, Reifeprüfungen und ein Eklat», himmelt ihn die NZZ an, «Roger Federer: Zu gross für die Schweiz», legt sie noch nach.

«Tennis ist seine grosse Liebe», verrät die «Schweizer Illustrierte» ein wohlgehütetes Geheimnis von Federer. «Roger Federer: der Maestro der Moneten», so stabreimt die «Handelszeitung». «Warum Roger Federers Exit auch eine Erlösung ist», so begibt sich srf.ch in himmlische Höhen. Tamedia macht gleich eine ganze Rubrik auf; dort «erzählen Tennisexperten ihre Highlights mit Federer». Das Blöd-Blatt blickt ganz nah hin: «Tränen bei Mama Lynette: Emotionen pur während Federer Rücktrittsverkündung». Eine Verkündung ist eigentlich auch etwas Religiöses …

Natürlich kramt nun jeder, an dem einmal ein von Federer geschlagener Filzball vorbeiflog, seine Erinnerungen aus. Im «Bote der Urschweiz» erinnern sich «Schwyzer Sportlerinnen an Treffen mit Federer». «So hat Blick-Reporterin Cécile Klotzbach Roger Federer erlebt», «Hingis war bei Federers letzten Trainings dabei».

Auch eine schöne Gelegenheit, mal wieder auf seinem Rivalen rumzuhacken: «Djokovics Schweigen zu Federer-Rücktritt fällt auf», raunt «watson». Aber «20 Minuten» kann dann Entwarnung geben: ««Eine Ehre, dich zu kennen» – jetzt meldet sich Djokovic zum Federer-Beben».

Federer-Beben? Ein alternder Tennisstar, zunehmend von Verletzungen geplagt und erfolglos, zieht endlich die Konsequenzen. Mit 41 Jahren hat er schliesslich noch genug Zeit, seine Millionen zu streicheln und über ein Leben nachzudenken, dass nicht mehr darin besteht, einen gelben Ball so über ein störend aufgespanntes Netz zu dreschen, dass er auf der anderen Seite rechtzeitig wieder runterkommt und nicht korrekt zurückgedroschen werden kann.

 

Obduktion einer Ente

Der Wunsch war Vater des Gedankens: Ueli Maurer tritt ab. Oder doch nicht.

Im Biotop Bern passiert eigentlich nicht viel Aufregendes. 246 Parlamentarier und sieben Bundesräte tun wichtig und dies und das. Regieren, legislieren, intrigieren, lassen unter dem Siegel der Vertraulichkeit angeblich furchtbar heisse Informationen raustropfen.

Der erfahrene Bundeshausjournalist weiss zu unterscheiden. Besser: er wusste es. Aber in Zeiten, in denen ganze Horden von Redaktoren sich japsend mit gestohlenen Geschäftsunterlagen anfüttern lassen, ohne auch nur eine Sekunde über die Motive der Diebe nachzudenken, nimmt man jedes Gerücht gerne auf und serviert es brühwarm seinen Lesern.

Nach der alten Devise: nur die Story, die man selbst erfindet, hat man exklusiv. Einen Gerüchtebrei reinzwängen muss der Urheber überhaupt nicht, wenn das Servierte sowieso den Wünschen, Hoffnungen, Vorlieben des Breifresser entspricht.

Ist das nicht eine wunderschöne Ente?

Ideal dafür geeignet ist zum Beispiel: Ueli, der Treichler, tritt zurück. Denn spätestens seitdem sich der SVP-Bundesrat ein T-Shirt der «Freiheitstrychler» überstreifte, ist er zum liebsten Feind der Mainstream-Medien geworden.

Zunächst wird die Küche angeheizt

Also heizte am 30. September der zu CH Media gewechselte ehemalige NZZaS-Journalist Francesco Benini die Gerüchteküche ein:

«Erklärt Ueli Maurer am Freitag seinen Rücktritt?»

Damit nicht der Eindruck aufkommen könnte, dass das eine persönliche Ente von Benini ist, die er hier spazierenführt, fügt er hinzu: «Aufregung in Bundesbern».

Welch ein Bild. Rund ums Bundeshaus rennen aufgeregte Politiker auf und ab, in der Wandelhalle spielen sich hektische Szenen ab, der Mobilfunk kommt an seine Belastungsgrenzen, sämtliche Hinter- und Sitzungszimmer sind gefüllt, Krisenstäbe tagen ohne Unterlass.

Denn, Benini brütete das Entenei natürlich nicht selbst aus. Keinesfalls, schon «seit zwei Tagen» verbreite sich das Gerücht, unkt er, um zu beweisen, mit welch übermenschlicher Zurückhaltung er bislang mit diesem Primeur zuwartete. Da gibt es dann den «Nationalrat», der natürlich nicht namentlich genannt sein will. Und die Indizien, eigentlich schon eine Beweiskette. Der Mann wird im Dezember 71. Ist seit 12 Jahren in der Landesregierung.

Der Beleg: der Mediensprecher sagt nichts

Und, fast schon der Beweis, sein Mediensprecher will sich zu diesem Thema «nicht äussern». Alles klar, wir sind natürlich schon einen Schritt weiter: «Im Bundeshaus sprechen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier bereits über mögliche Nachfolger Maurers.»

Denn was ist schon eine Ente gegen eine Entenfamilie. Die ersten Namen werden genannt, also eigentlich verbrannt. Die nächste, noch dickere Ente, die Benini watscheln lässt: Altmeister Blocher wolle Toni Brunner zu einer Kandidatur überreden.

Nach dieser Tat konnte sich Benini zurücklehnen, seine Entenschar wurde von aufgeregten Hühnern umflattert, also von den übrigen Medienschaffenden. Über 170 Treffer erzielt man im Medienarchiv SMD, wenn man mit den Stichworten Maurer + Rücktritt sucht.

Eine Ente kommt selten allein …

Beförderlich bei solchem Unsinn ist immer, dass die wenigen noch vorhandenen Blattmacher die wenigen noch vorhandenen Journalisten in ihren Verrichtungsboxen zu Höchstleistungen anspornen: was haben wir zusätzlich?

Es muss doch noch mehr dransein

Denn die reine Wiederholung bringt’s ja nicht. Entweder muss ein Knaller-Spruch her «Maurer: Kä Luscht?», das genügt dem «Blick». Tamedia muss weiter gehen, wohin? Richtig geraten, ins Gendern. Denn auch die Liste der Nachfolger wurde schon erstellt, aber Tamedia (wenn Philipp Loser an den Tasten ist, wird’s immer unfreiwillig komisch) kritisiert streng nach einem Blick zwischen die Beine: die möglichen Nachfolger sind «fast alles Männer». Tja, so ist halt die Machopartei SVP.

Nun hatte all das Geschnatter und Geflatter nur ein klitzekleines Problem. Der Freitag kam, der Freitag ging, und Maurer blieb einfach im Amt. Der Schlingel. Wie kann er nur. Unsere Qualitätsmedien hatten doch seinen Rücktritt verkündet und die Schar der Nachfolger aufgestellt, gebüschelt und zurechtgestutzt.

Also alles getan, was man einer vertrauenswürdigen, verantwortungsvollen Vierten Gewalt erwarten darf, die deshalb auch unbedingt mit einer Steuermilliarde abgefüttert werden muss. Ohne die könnte sie nicht mehr ihres Amtes walten, denn Quersubventionierung aus den sprudelnden Einnahmequellen der Medienclans von Tamedia, CH Media und Ringier, das ist natürlich nicht.

Schliesslich weiss doch der normale Leser und Abozahler gar nicht, wie kostspielig der Unterhalt von Yachten, Privatjets, Villen, Feriendomizilen und eines Fuhrparks ist. Wegen so einer kleinen Fake News – wenn sie nicht aus der Küche des pösen, pösen Putins stammt – sollte man doch kein Büro aufmachen.

Putzig, aber nur in der Badewanne.

Blattschuss: Lachappelle tritt zurück

Raiffeisen im Elend: Vincenz, Gisel, nun auch Guy Lachappelle. Was ist nur mit dem Führungspersonal dort los? Und mit den Medien?

Eigentlich sah es ganz gut für den VR-Präsidenten der Raiffeisen aus. Der Boss der drittgrössten Bank der Schweiz hatte drohende Schlagzeilen über sich niedergekämpft. Mit der Waffe der superprovisorischen Verfügung.

Guy Lachappelle erklärt seinen Rücktritt.

Damit wird präventiv eine Berichterstattung gerichtlich untersagt, wenn nur so ein «besonders schwerwiegender Schaden» abgewendet werden kann. Gemeint ist damit, dass die Wirkung der Veröffentlichung persönlichkeitsverletzender Aussagen, selbst wenn die nachher zurückgenommen werden müssen, nicht mehr wiedergutzumachen wäre. Selbst eine Gegendarstellung, eine Entschuldigung, eine Richtigstellung kann die Zahnpasta nicht mehr in die Tube zurückdrücken.

Deshalb muss der Betroffene – wenn er einen Richter davon überzeugt – die Möglichkeit haben, das präventiv zu verhindern. Superprovisorisch heisst dabei, dass die Gegenseite, ein Unikum in unserem Rechtsstaat, keine Möglichkeit hat, sich dagegen zu wehren. Das ist einem allfälligen ordentlichen Verfahren vorbehalten, das im Anschluss stattfinden muss.

Auch ZACKBUM ist mit diesem Themenbereich in Kontakt gekommen, mehr dürfen wir dazu nicht sagen. Aber Lachappelle selbst hat in einer gestern eilig anberaumten Pressekonferenz selbst die Insidern längst bekannten Vorkommnisse publik gemacht.

Eine Beziehung mit fatalen Folgen

Laut seiner Darstellung hatte Lachappelle im Jahr 2017 eine aussereheliche Beziehung. Nach deren schnellen Beendigung sei er von seiner Ex-Geliebten verfolgt worden. Die habe dann im August 2020 eine «wissenschaftliche Broschüre» über sogenannte «Toxic Leaders» veröffentlichen wollen, in der er sich als nur leicht verfremdetes Beispiel für ein solches Verhalten wiedererkannt habe. In der Psychologie verbirgt sich hinter diesem Modebegriff die sogenannte dunkle Tetrade, bestehend aus den (subklinischen) Persönlichkeitseigenschaften Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie und Sadismus. Die habe sich in jüngster Forschung als besonders geeignet erwiesen, um sozial unerwünschtes Verhalten vorauszusagen.

Deshalb habe er eine superprovisorische Verfügung dagegen erwirkt. Daraufhin sei seine Ex-Geliebte an den «SonntagsBlick» gelangt, der einen Artikel darüber plante. Auch diesen verhinderte er mit einer weiteren Superprovisorischen. Der SoBli beschwerte sich dann über einen angeblichen Vertrauensbruch, da Lachappelle den Inhalt eines vertraulichen Gesprächs mit dem SoBli als Begründung für seine Superprovisorische verwendet habe. Auch diesen Artikel nahm Ringier mit Ausdruck des Bedauerns wieder zurück.

Als Kollateralschäden gab es weitere Massnahmen gegen die Berichterstattung über diese ganze Affäre. Aber die Ex-Geliebte hatte noch einen weiteren Pfeil im Köcher. Laut NZZ erklärte Lachappelle an der Pressekonferenz:

«Er habe aber selbst einen «riesengrossen Fehler» gemacht, in dem er in seiner Zeit als Chef der Basler Kantonalbank seiner früheren Geliebten auf deren Bitte ein bankinternes Dokument zur digitalen Transformation zugestellt habe. Es sei unklug gewesen, dieses Dokument herauszugeben. Die Frau habe dieses E-Mail an die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt geschickt, verbunden mit einer Strafanzeige. Auch Medien hätten das Mail erhalten.»

Damit wurde für ihn seine Position unhaltbar und er kündigte seinen Rücktritt per Ende Juli von sämtlichen Ämtern an: «Ich habe einen sehr grossen Fehler gemacht und werde ihn bitter bezahlen müssen, aber ich stehe dazu.»

Über den konkreten Fall hinaus ergeben sich einige Fragen allgemeiner Art. Zentral ist die Beurteilung, wo die schützenswerte Privatsphäre einer Person des öffentlichen Interesses aufhört. Eine aussereheliche Beziehung als solche oder jede Form privater Beziehungen ist sicherlich Privatsache.

Privatsphäre von Fall zu Fall

Ausser, es kommen weitere Umstände hinzu. So stolperte der erfolgreiche und ansonsten unbescholtene Raiffeisen-CEO Patrik Gisel über die Unterstellung, er habe mit einer Verwaltungsrätin von Raiffeisen eine intime Beziehung geführt – als sie noch im Amt war. Da sie dann gleichzeitig eine Aufsichtsfunktion über ihn gehabt hätte, wäre das zumindest problematisch gewesen. Obwohl Gisel darauf bestand, dass die Beziehung erst nach dem Rücktritt der Dame begonnen habe, stellte er sein Amt zur Verfügung.

Von all den Verwicklungen und Verquickungen von Privatem und Geschäftlichem bei Pierin Vincenz ganz zu schweigen. Dass es immer wieder Raiffeisen trifft, mag wohl Zufall sein; eine Konstante ist aber unübersehbar.

In allen drei Fällen war es der gleiche Journalist, der mit angefütterten Unterlagen an die Öffentlichkeit ging. Bei Vincenz nicht als Erster, bei Gisel als Einziger und genau im richtigen Moment vor einer GV, wodurch Hektik ausbrach und Gisel den Hut nehmen musste. Und nun bei Lachappelle, der alle vorherigen Publikationsversuche niederkämpfte.

Echt super? Arthur Rutishauser (rechts).

Vor allem bei diesem Fall stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Bewahrung der Privatsphäre verteidigt werden kann – und mit welcher Begründung in sie eingedrungen werden darf. Dass der Ständerat gerade die Hürde für die Erlangung einer Superprovisorischen niedriger gelegt hat, ist auch reiner Zufall, aber fatal.

Bedenkliche mediale Entwicklungen

Dass in allen drei Fällen die Unschuldsvermutung, die bis zum Vorliegen eines rechtsgültigen Urteils gelten sollte, bis zur völligen Lächerlichkeit vernichtet wurde, ist bedenklich.

Dass es sich bei allen drei Fällen bislang um blosse Anschuldigungen handelt – auch wenn Lachappelle fehlerhaftes Verhalten einräumt, ändert das nichts daran –, die dennoch zu gravierenden Konsequenzen führten, ist beunruhigend.

Dass sich die dünn und dumm gesparten Medien immer williger dazu hergeben, ohne die genauen Motive zu kennen, sich anonym – wie im Fall der Leaks und Papers – oder mit Absender anfüttern zu lassen, ist ihrem Ruf nicht zuträglich.

Gerade in der Grauzone zwischen vertretbarem öffentlichen Interesse an einer mächtigen Persönlichkeit und deren zu schützender Privatsphäre hat sich hier ein Kampffeld aufgetan, bei dem die Medien – Ankläger, Richter und Henker in einer Person – eine üble und anrüchige Rolle spielen. Ob es um den zu Unrecht beschädigten Ruf von Gunter Sachs selig, um die Vernichtung des Lebenswerks eines schweizerisch-angolanischen Geschäftsmanns geht, gegen den sich ebenfalls alle erhobenen Vorwürfe in Luft auflösten – oder um die drei Herren von Raiffeisen: immer wieder ist es der Oberchefredaktor von Tamedia, der seine Finger in der Affäre drin hat. Ebenfalls ein Fall von mangelnder Compliance, von fehlender Kontrolle.