Schlagwortarchiv für: Roger Schawinski

Wieso darf Tobler noch schreiben?

Für einmal Kampagnenjournalismus auf ZACKBUM.

Die Schmierereien des Konzernjournalisten Philipp Loser werden hier aus hygienischen Gründen ignoriert. Wieso Covid-Amok Marc Brupbacher noch ein Gehalt bei Tamedia bezieht, ist unverständlich. Immerhin ist Undemokrat Denis von BurgJetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen») verstummt.

Aber es erhebt sich verschärft die Frage, wieso es bei Andreas Tobler nicht schon längst für ein Schreibverbot reicht. Ein Auszug aus seinem Schreibstrafregister:

– Einen Mordaufruf gegen Roger Köppel verharmlost er zu einem wegen dessen Aussagen verständlichen «Theatermord».

– Er ranzt gegen den dunkelhäutigen Naidoo, dessen «Antisemitismus und die Homophobie» sollten weggemobbt werden, denn «Hass ist keine Meinung». Unkenntnis allerdings auch nicht.

– Proteste gegen «Cancel Culture» seien Meinungen von «rechtskonservativen Populisten gesetzten Alters».

Roger Schawinski warf Tobler Plagiat und unsaubere Zitiermethoden vor, verwendete dabei selbst unautorisierte Zitate des Autors. Als der ihm anbot, die Sache vor laufendem Mikrophon zu klären, kniff Tobler feige.

– Tobler feierte die Idee, dass die Bührle-Sammlung enteignet und dem Kunsthaus geschenkt werden sollte.

– Tobler forderte, dass Konzerte von Rammstein in der Schweiz gecancelt werden sollten, obwohl angeblich auch hier die «Unschuldsvermutung» gelte. Als sich alle Vorwürfe gegen den Sänger in Luft auflösten, schwieg Tobler feige.

– Tobler wirft dem Altbundesrat Blocher demagogisch ein «Doppelspiel» im Umgang mit angeblichen Rechtsradikalen vor, ohne diesen Anwurf auch nur im Ansatz zu belegen.

– In der Affäre Bührlesammlung schreibt Tobler der WoZ ab, mangels eigenen Recherchierfähigkeiten, das tut er auch bei «watson».

Der ewige Student (seit 2015 versucht er, an der Uni Bern zu promovieren) hat neben all diesen unangenehmen Angewohnheiten noch eine wirklich unappetitliche: er ist ein feiger Angstbeisser. Wird er von ZACKBUM um eine Stellungnahme angefragt, kneift er genauso wie bei Schawinski. Dafür keift er dann in seiner Gesinnungsblase auf Twitter: «Jesses, was ist denn das? Kann bitte mal jemand nachschauen, ob es dem Mann gut geht?» Dabei kriegt er Zustimmung von einer anderen Tamedia-Nullnummer: «Dem Mann scheint es wirklich nicht gut zu gehen», echot Philippe Reichen, der Amok-Korrespondent und Denunziant aus der Welschschweiz.

Worauf Tobler zurückholpert: «Wenn er Texte schreibt, kann man wenigstens davon ausgehen, dass seine Vitalfunktionen intakt sind.» Wenn man das nur auch von ihm behaupten könnte.

Was für ein Niveau eines angeblichen Kulturjournalisten, der in einem Ressort tätig ist, das mit kulturloser Abwesenheit in allen kulturellen Angelegenheiten glänzt. Aber vielleicht ist Tobler zu sehr mit seiner «geplanten Dissertation» beschäftigt, die «einen Beitrag zur Ästhetik und Geschichte des Gegenwartstheaters leisten» soll.

Um ZACKBUM zu zitieren: Wir können es wirklich kaum erwarten, welcher Plagiatsskandal sich da entwickeln wird.

Allerdings fragen wir uns zunehmend, wieso Pietro Supino nicht dafür sorgt, dass sich Tobler seiner akademischen Graduierung vollamtlich widmen kann. Der Tamedia-Leser – mit Ausnahme der wenigen Mitglieder in Toblers Gesinnungsblase – würde es ihm auf Knien danken. Denn der Mann ist eine echte Rufschädigung für den Medienkonzern.

Daher erhebt ZACKBUM als ceterum censeo (Tobler, nachschlagen) die Forderung: Schreibstopp für Tobler!

Freierstündchen mit Folgen

Eine mediengeile Prostituierte zieht vor Gericht.

Die Dame mit dem hochgestochenen Pseudonym Salomé Balthus* kann mal wohl am neutralsten als Sexarbeiterin bezeichnen. Sie selbst zieht den Ausdruck «Hetäre» vor und bemüht sich unablässig, in den Medien aufzutauchen, denn die Konkurrenz in Berlin ist mörderisch – und ihre Preise nicht von schlechten Eltern.

Für das erste Skandälchen in der Schweiz sorgte sie, als sie bei Roger Schawinski in seiner damaligen Talkshow beim Schweizer Farbfernsehen zu Gast war. Nach einem Einspieler mit Alice Schwarzer, die die These aufstellte, dass freiwillige Prostituierte häufig in der Kindheit missbraucht worden seien, fragte sie der Talkmaster, ob dass auch bei ihr der Fall gewesen sei. Ohne grosse Regung verneinte sie das.

Nach der Sendung fiel Balthus dann plötzlich ein, sie sei mit dieser Frage bei Schawinski «missbraucht» worden. So überschrieb sie auf jeden Fall ihre damalige Kolumne bei der «Welt», und der Tagi titelte bissig «Der Pitbull hat ausgedient». Balthus verlor nach diesem Publicity-Stunt mitsamt Falschzitaten ihre Kolumne, auch Schawinskis Sendung wurde 2020 eingestellt, als «Sparmassnahme», sagte das Fallbeil vom Leutschenbach.

Genügend Grund für den «Weltwoche»-Redaktor Roman Zeller, sich der «Edelprostituierten» zu nähern. Für ein zweistündiges Gespräch drückte er den ordentlichen Tarif ab, 1000 Euro: ««Überreichen Sie der Hetäre das vereinbarte Honorar diskret in einem offenen Briefumschlag», lautet die Anweisung für den «heiklen Moment»», beschrieb er im Dezember 2019 die Begegnung in der Paris Bar in Berlin.

Für das Geld bietet sie ein wenig Unterhaltung, die Zeller als Gedächtnisprotokoll wiedergibt: «Diese Phase um den Schleifpunkt zum Orgasmus, der sofort wieder vorbei ist, sei von Mann zu Mann verschieden. «Auch die Laute, die sie machen», erzählt sie fasziniert und fragt: «Und wie stöhnst du?»»

Daraus entstand, eigentlich durchaus in ihrem Sinne, ein längerer Artikel. Aber noch schöner ist es natürlich, wenn sich auch daraus ein Skandal machen lässt. Also klagte sie die «Weltwoche» ein. Das Porträt sei gegen ihren Willen geschrieben worden: «Der Artikel hat mich zutiefst getroffen. Als ich ihn las, ist mir übel geworden, danach litt ich für einige Zeit unter Schlaflosigkeit und Niedergeschlagenheit.» So zitiert sie der «Tages-Anzeiger» vor dem Bezirksgericht Zürich. Deshalb habe sie die WeWo wegen Persönlichkeitsverletzung verklagt. Ausserdem stimmten die meisten Zitate von ihr nicht. Sie habe zwar gewusst, dass Zeller ein Journalist sei und über sie schreiben wolle, es sei aber ein reines Kennenlerngespräch, kostenpflichtig, vereinbart worden, nichts mehr.

Dann kommt der Höhepunkt (Pardon) ihrer Einlassung vor Gericht: «Wenn ein Kunde ein privates Treffen ausschlachten darf, um sexistischen Schmuddeljournalismus zu betreiben und mich mit falschen Zitaten herabzuwürdigen, dann kann ich meinen Beruf nicht mehr ausüben.»

Den übt sie aber weiterhin aus, wie sie – ein seltener Tiefpunkt des «NZZamSonntag Magazins» – zwischenzeitlich bekanntgab. Zuvor hatte sie es noch via «Blick» geschafft, in die Schlagzeilen zu kommen: «Schock für Edel-Prostituierte Balthus am WEF: «Plötzlich schaute ich in den Lauf einer Pistole»». Aber Entwarnung, der Sicherheitsbeamte habe «relativ schnell gemerkt, dass unter mein Negligé gar keine Waffe passt». Ist das vielleicht komisch.

Nun versucht sie als Beifang Schmerzensgeld und eine Gewinnherausgabe aus der WeWo zu pressen. Und freut sich natürlich, dass sie so mal wieder in die Medien kommt. Während der WeWo-Redaktor beteuert, dass er kein einziges Zitat erfunden habe, die käufliche Dame sehr wohl gewusst habe, dass er ein Porträt über sie schreibe und sie offenbar das Angenehme mit dem Nützlichen verknüpfen wollte. Publizität plus Penunse.

Publizität hat sie geschafft, ob es auch noch mehr Geld geben wird – das Urteil des Bezirksgerichts steht noch aus.

*Nach Leserhinweis korrigiert.

Schawi und die Radiozwerge

Wie halten es die Lokalradios mit den Nachrichten?

Radiopionier und Ewig-Pirat Roger Schawinski weiss, wie man «zuerst die gute Nachricht» spielt. Sein «Radio Alpin» hat gerade dem Lebrument-Clan die Konzession für die Süostschweiz weggeschnappt. Nächstes Jahr soll’s losgehen, falls die Einsprache erwartungsgemäss abgeschmettert wird.

Machte Schlagzeilen. Wie immer bei Schawi einiges an Häme, aber auch Lob. Kaum war das verklungen, sozusagen versendet und versandet, neue News aus dem Hause «Radio 1». Ganz erwachsen trennt sich das von seiner Nachrichtencrew, immerhin sechs Nasen.

Ein Teil von Schawinskis Begründung leuchtet ein: Pushmeldungen, unzählige Newsportale im Netz, da hat das klassische Gefäss der Pflichtnachrichten zu jeder Stunde deutlich an Ausstrahlung verloren. Dass Trump auch die zweiten Vorwahlen gewonnen hat, das kann jeder in beliebiger Länge und Geschwindigkeit überall abrufen, da braucht es nicht mehr den Radio-Newssprecher.

Allerdings kann und will «Radio 1» nicht vollständig auf News verzichten. Das hat zum einen mit der Konzession zu tun. Und zum anderen mit doch vorhandenen Hörgewohnheiten. Sonst wäre es ja nur konsequent gewesen, mit der Abschaffung der Redaktion auch die klassischen Newsbulletins abzuschaffen.

Nun mäkeln die wenigen anderen noch unabhängigen Lokalradios daran rum, dass eben die lokale Berichterstattung ein Asset sei, auf das man nicht verzichten könne. Was wiederum eine indirekte Kritik an den beiden Privatradiomonstern CH Media und Energy darstellt. Denn alleine CH Media bedient mit seiner Einheitssauce 12 eigene und 4 Fremdsender. Dagegen haben die x Kopfblätter von Tamedia und CH Media immerhin noch Rumpf-Lokalredaktionen, die den Einheitsbrei aus Aarau und Zürich noch mit Lokalkolorit aufhübschen.

«Radio Top», «Radio Zürisee», «Radio Basilisk», die drei wollen an der eigenen Nachrichtenredaktion festhalten, sich allerdings auf lokale News konzentrieren. Wird spannend zu sehen, wie lange sie noch solche Werbespots senden: «Was in ihrer Region geschieht, erfahren unsere Hörerinnen und Hörer nach wie vor am schnellsten bei Radio Top.»

Denn wie bei den grossen Brüdern und Schwestern im Print gehen natürlich auch an den Privatradios die harten Zeiten mit Werbe- und Hörerschwund nicht spurlos vorbei. Wobei: alle Privaten zusammen erreichen immerhin 2,4 Millionen Hörer, Platzhirsch SRG 2,5 Millionen. Dabei ist die SRG der einzige Sender, der überregional beschallen darf.

«Radio 1» läuft dabei mit weniger als 100’000 Hörern unter Kleingruppenstation; die Platzhirsche «Pilatus» und «Radio 24» («miini Idee xi») haben mehr als doppelt so viele.

Falscher Titel

Die «SonntagsZeitung» schlägt mal wieder Alarm.

ZACKBUM weiss, was passiert ist. Wir können auch ein untrügliches Indiz anführen. Es gibt kein Editorial und auch keinen Artikel von Arthur Rutishauser. Also ist er in den Ferien. Und die Leser haben die Bescherung.

Es ist mal wieder ein Cover, bei dem man sich fragt, wieso eigentlich der Mut fehlt, den Leser mit der Mitteilung zu überraschen: diese Woche ist uns einfach mal wieder überhaupt nix eingefallen.

Stattdessen: «So lebt eine polyamore Familie, Odermatt, Rösti». Zwei Jung-Nationalrätinnen sind sich uneinig. Verblüffend, die eine ist in der SVP, die andere in der SP. Und dann der falsche Titel des neuen Jahres: «Schweizer Berge schrumpfen». Richtig wäre: «SonntagsZeitung» schrumpft.

Beweise gibt es überreichlich: «50 Jahre «Kassensturz»». Nichts gegen Roger («wer hat’s erfunden?») Schawinskis Meisterleistung, aber eine Doppelseite? Und hätte man von Schawi nicht ein besseres Foto nehmen können?

«Der Streit unter den rechten Parteien spitzt sich zu», ein schönes Stück Wunsch- und Blasenjournalismus. Dann erschütternder Mülltourismus, begleitet vom Lacher des Monats: «Ärztin lässt zwei Verletzte liegen, die von ihrem Hund angefahren wurden». Ein grossartiges Stück Qualitätsjournalismus.

Neu daher kommt auch die Seite «Standpunkte». Das Lustigste, nämlich die Bildsatiren von Peter Schneider, sind verschwunden. Stattdessen das brüllend originelle Gefäss «Schnappschuss». Aber immerhin, dank der unablässig quengelnden Jacqueline Badran und des unablässig knödelnden Markus SommWarum Deutschland nicht zur Schweiz gehört», auf diesen Titel muss man erst mal kommen), kann die Seite schmerzlos überblättert werden.

Womit man beim Porträt des «interkulturellen Beraters» gelandet wäre, der sich gegen Gewalt in Migrantenfamilien einsetzt. Putziger Titel: «Auch meine Klienten wissen, dass es falsch ist, die Partnerin zu schlagen». Aber sie tun es halt dennoch, da sollte man nicht eurozentrisch und postkolonialistisch unser Wertesystem anderen Kulturen aufzwingen wollen.

Wenn dem Wirtschaftsressort auch mal wieder gar nichts einfällt, dann wärmt es diese Uralt-Geschichte auf: «So viel Food-Waste verursacht der Detailhandel». ZACKBUM warnt: wenn man schon Anfang Jahr den ganzen Stehsatz verballert, dann wird es spätestens in der Sommerflaute ganz dünn. Denn das Stichwort «Food-Waste» ergibt im Medienarchiv SMD in den vergangenen 12 Monaten satte 1886 Treffer

Aber, ZACKBUM widerspricht seinem Ruf, alles nur negativ zu sehen, dann kommt das Highlight der Ausgabe; ein selten mutiger Peter Burkhardt titelt: «Wo Kettensägen-Mann Javier Milei recht hat». Und legt in der Unterzeile noch nach: der argentinische Präsident sei in Europa als irrer Rechtspopulist verschrien, «dabei ist sein Wirtschaftsprogramm vernünftig und angesichts der Krise des Landes dringend nötig». Vielleicht sollte Burkhardt das mal seinem Kollegen Simon Widmer schonend beibringen.

Aber dann geht es weiter in der Abteilung eingeschlafene Füsse in ungewaschenen Socken: «Die Angst vor der nächsten Finanzkrise wächst». Und wächst und wächst und wächst. Gestern, heute und morgen. Auch der Geldonkel und ehemalige Chefredaktor Martin Spieler hat sich wohl noch nicht wirklich von der Sause an Silvester erholt: «Nur auf Megatrends zu setzen, ist riskant». Mindestens so riskant, wie auf Mikrotrends zu setzen. Oder überhaupt zu setzen.

Dann kommen wir auf das Niveau «Hund überfährt Passanten» zurück: «Wechseljahre mit Anfang 30». Daraus könnte man problemlos eine Serie basteln: «Herzinfarkt unter 30, graue Haare unter 30, MS unter 30, Demenz unter 30, Glatze unter 30, Dritte Zähne unter 30».

Nachdem Jean-Martin Büttner bereits alles Nötige zur «singenden Nervensäge» gesagt hat, darf nun Joan Baez in der SoZ selbst etwas zu sich sagen.

Dann noch etwas reinster Gesinnungsjournalismus: «Putins Aufstieg vom Hinterhofschläger zum neuen Stalin». Allerdings macht der Rezensent dieses sicherlich ausgewogenen Romans die Lektüreempfehlung gleich am Anfang kaputt: «Doch der Ukraine-Krieg macht auch seinen Roman kaputt.» Frage: wieso sollte man das dann lesen? Und bis zu einem neuen Stalin ist’s dann doch noch ein Weilchen hin für den Kremlherrscher.

Dann wieder zurück zu «Hund überfährt Mann»: «Ein Kind, eine Mutter und zwei Väter». Huch. Wir kommen zum Intelligenztest dieser Ausgabe: welchen Einrichtungstipp gibbs Anfang Jahr? Bravo, genau: «Neues Jahr, neue Ordnung». Dann eine brandneue Erkenntnis: «Im Winter schlafen Bäume nur mit einem Auge». Und was machen von Geburt an einäugige so?

Aus der Frühzeit gibt es hingegen Schreckliches zu vermelden, wenn auch nur in Frageform: «Schnitten sich die Menschen der Steinzeit Fingerglieder ab?» Nüchterner geht es in die Gegenwart zurück, wo der Autobauer zu den letzten Mohikanern gehört, die Printinserate schalten: «Der Traum von vergangener Grösse», die SoZ begrüsst das Comeback von Cadillac. Zweiter Intelligenztest, was wird im Reise-Teil thematisiert? Bravo, schon wieder richtig: «Da wollen wir 2024 hin. Traumziele».

Aber, schluchz, schon nach 58 Seiten ist dann Schluss. Mehr würde der Leser auch nicht aushalten …

 

 

 

 

Lieblingsjob der Medien

Die Beispiele für Leserverarschung purzeln nur so herein.

Der Beitrag vom «Blick» zum Thema: kann man so oder so sehen. Kleine Hilfe für den verwirrten «Blick»-Leser: Das KOF ist meistens doof und muss seine Prognosen regelmässig korrigieren …

Man muss schon sagen, «20 Minuten» befasst sich mit den letzten Fragen der Menschheit, mit ungelösten Rätseln, die die Jahrtausende überdauerten, seit der Neandertaler das erste Mal dem Thema Körperhygiene nähertrat und sich die Hände abwischte, nachdem er ein Mammut verspeist hatte. Aber erst sehr viel später begann er damit, etwas gegen Achselschweiss zu unternehmen.

Das hier ist nun eine absolute Null-Meldung; richtig aus «watson». Natürlich gibt es Beschwerden gegen solche Sendungen, ist doch sonnenklar. Ganze vier seien beim Ombudsmann der SRG eingegangen. Soweit, so gähn. Was wird genau beanstandet, hat das Hand und Fuss? Sobald die interessanten Fragen beginnen, sagt «watson»: öh, das wissen wir doch auch nicht. Das ist echte Leserverarschung mit Anlauf.

Und nun als Absackerchen die Lieblingsbeschäftigung der Journalisten: mit sich selbst, über sich selbst, gegen die anderen.

Gleich ein Team und eine Einzelkämpferin befassten sich mit einem wirklich weltbewegenden Aspekt der Läderach-Affäre. Die liegt bereits in den letzten Zügen, noch ein wenig «ich auch», noch Zusammengekehrtes («wie viele solcher Schulen gibt es in der Schweiz?»), und tschüss.

Aber vorher noch:

So titelt CH Media in seinen unzähligen Kopfblättern. Und erzählt die Geschichte nach, die Roger Schawinski auf seinem «Radio 1» erzählte. Er habe den Chef des Zürcher Film Festivals (ZFF) Christian Jungen am Freitagabend angerufen und davon überzeugt, den Dok-Film anzuschauen. Das habe den sensiblen Mann so geschüttelt. dass er bis spätnachts nicht habe schlafen können, erzählte Schawinski weiter. Und schon am Samstag trennte sich das ZFF von seinem «Partner» Läderach.

CH Media gibt sich erstaunt: «Am Freitag hatte sich das ZFF noch selbstbewusst hinter seinen Sponsor gestellt. Gegenüber verschiedenen Medien wurde betont, man stehe «voll und ganz zur Partnerschaft mit Läderach».» Und dann das. Dabei hätte das ZFF doch wissen müssen, dass Läderach nicht ganz unumstritten sei.

Mit etwas spitzeren Fingern fasst Nina Fargahi (Ex-«Edito») das Thema an. Ihr Artikel für die vielen Kopfblätter von Tamedia beginnt mit einer Einleitung, die man jedem Journalistenschüler um die Ohren hauen würde: «Die Ereignisse überschlagen sich …» Was für eine Leserverarschung; hier überschlägt sich nichts, von Ereignissen ganz zu schweigen.

Überschlagen tut sich höchsten Fargahi: «Radiomacher Roger Schawinski will eine Rolle gespielt haben. Das sagt er zumindest in seiner letzten Sendung «Roger gegen Markus».» Darauf habe schon seit Streitpartner Markus Somm ironisch reagiert: «Dieser fasst spöttisch zusammen: «Roger Schawinski war also entscheidend für diesen Boykott.»»

Worauf sich die beiden verbal gebalgt hätten. Dann rapportiert Fargahi, dass Jungen doch tatsächlich die Aussagen von Schawinski bestätigt habe; er sei aber nicht für das Sponsoring zuständig. Das lässt die Recherchierjournalistin so stehen, weil das wieder Zweifel an der Bedeutung der Rolle von Schawinski lässt. Dabei ist es lachhaft, dass der Big Boss des Festivals solche Entscheide nicht anordnen kann.

Vielleicht ist man bei Tamedia immer noch nachtragend, weil man vor vielen Jahren das TV- und Radioimperium von Schawinski zu einem exorbitanten Preis übernahm – und anschliessend gewaltig abschreiben musste.

Halt einer der vielen Fehlentscheide des Hauses. Aber noch lange kein Grund, dass sich gleich die beiden Duopolisten im Deutschschweizer Zeitungsmarkt («Blick» kann man ja nicht wirklich ernst nehmen) darum kümmern, ob und wie und wie wichtig eine Intervention von Schawinski gewesen sei. Das interessiert ausser ihm selbst und die Journaille nun eigentlich niemand wirklich. Aber wenn Journalisten über Journalisten schreiben können, und erst noch leicht hämisch, dann ist die Versuchung übergross.

Und der zahlende Leser fühlt sich mal wieder verarscht.

Upscaling und Downgrading

Hochpumpen und Wertigkeit runtersetzen. Interessante Methoden.

Die in letzter Zeit etwas einfallslose Uhrenmarke Swatch hat eine Idee gehabt. Sie stellte eine Plastikversion der Omega-Kult-Uhr «Moonwatch» her. Das Original-Teil kostet von 6500 Franken aufwärts, die Kopie schlappe 250 Franken.

Die Idee ist wirklich originell, denn normalerweise versuchen Prestigemarken wie Omega, die Wertigkeit und Einmaligkeit ihrer Produkte zu stützen. Denn nur so können sie absurde Preise dafür verlangen, dass sie auf ein Billigkaliber, das unter Brüdern für 80 Franken zu haben ist, ein paar Komplikationen draufschrauben, in ein edles Gewand kleiden und für ein paar tausend an die Kundschaft bringen.

Nun hat Swatch den Vorteil, dass nicht nur Omega zum gleichen Konzern gehört, sich also gegen diesen Übergriff schlecht wehren kann. Es ist aber tatsächlich ein grossartiger Marketing-Gag; wie weiland bei Apple-Produkten bildeten sich am Erstverkaufstag lange Schlangen vor den Swatch-Läden, die auch Wochen und Monate nach der Lancierung nicht viel kürzer wurden.

Was ist besser als eine einmalige Aktion? Klar, die Wiederholung der Aktion. Natürlich muss etwas variiert werden, als vergreift sich Swatch diesmal an einer weiteren Nobelmarke des Konzern, an Blancpain.

Die Taucheruhr gibt’s auch ab 6500 Franken, in Sonderedition kann das auch bis zu 25’000 hochschnellen, wenn man sie bei Weissbrot kauft. In der Swatch-Ausgabe soll sie dann 400 Franken kosten. Dafür gibt’s dann aber auch kein Quarzgeknödel, sondern ein mechanisches Uhrwerk und Wasserdichte bis 90 Meter. Und tiefer dürfte ja wohl der normale Swatch-Kunde eher selten tauchen, abgesehen davon, dass die Tauchgänge zur Titanic momentan unterbrochen sind.

Das ist also ein gelungenes Beispiel für Downgrading.

Nun kommen wir zu einem misslungenen Beispiel von Upscaling. Die Rede ist für einmal nicht von Fabian Molina. Auch nicht von Sanija wie heisst sie doch gleich. Auch Kovic kommt erstaunlicherweise nicht vor, auch nicht Regula Stämpfli, ebensowenig wie andere Nullnummern. Denn schon wieder ist die Rede von Cédric Wermuth.

ZACKBUM ist so froh, dass Helmut Hubacher das nicht mehr erleben muss. Denn dem Mann tut die völlige Abwesenheit einer sinnvollen Tätigkeit nicht gut. Überhaupt nicht gut. In der Talkshow von Roger Schawinski tastete Wermuth nämlich mal das Terrain ab. Er will in Konkurrenz mit Molina und Funiciello treten. Jawohl, er schliesse nämlich eine Kandidatur zum Abwart, Pardon, zum Bundesrat, nicht aus.

Während aber Molina und Funiciello und Jositsch ohne Wenn und Aber mit diesem Gedanken spielen oder gar schon angetreten sind, ist Wermuth geschickter. Er macht seine Entscheidung vom Ausgang der Nationalratswahlen abhängig. Geht er als grosser Sieger ins Ziel, der den Stimmenanteil der SP deutlich vergrössert hat, rechnet er sich gewisse Chancen aus. Schliesslich hat er in den letzten Monaten sichtbar an seinem Markenkern gearbeitet. Akkurat geschnittener Bart, dunkles Jacket über weissem Hemd oder Pullover, natürlich locker leger niemals mit Krawatte. Gesichtsausdruck vor dem Spiegel eingeübt. Sympathisch lächelnd oder staatsmännisch besorgt, nicht mehr verkniffen oder übellaunig.

Das nennt man Upscaling. Damit werden kleine Formate auf Breitleinwand gepimpt. Auch Frösche beherrschen diesen Trick, wenn sie ihr Blähsäcke aufpumpen, um an Format zu gewinnen.

Allerdings gibt es bei Wermuth ein Problem. Aufblähen ist gut, aber auch der Frosch schnurrt wieder zur früheren Form zusammen, wenn  die Luft draussen ist. Oder auf die Politik übertragen: natürlich herrscht im Bundesrat das Prinzip Mittelmass. Aber ein gewisses Minimum an Kenntnissen, Fähigkeiten, politischem Wissen, Bildung und Prinzipien sollte man schon mitbringen.

Sonst wirkt das so, als ob eine Swatch ernsthaft eine Omega oder eine Blancpain sein möchte. Und da ist es dann sogar vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein kleiner Schritt. Wobei Wermuth alles andere als erhaben ist.

«Brüllaffe» Schawinski?

Journalisten und ihre Marotten.

Die herausragendste und gleichzeitig unangenehmste Eigenschaft eines Journalisten ist: er nimmt übel. Er nimmt alles und sofort übel. Kritik an seinen Werken: ganz übel. Unbotmässige Reaktion auf ein Anliegen: übel. Widerspruch zu seiner Meinung: furchtbar übel. Die Wirklichkeit ist nicht so, wie er sie darstellt: so übel von der.

Ein Musterexemplar solcher Übelkeit wurde im kleinlichen «Klein Report» veröffentlicht. Da stellte ein namentlich bekannter Journalist, der eine ständig ergänzte Reihe von Abgängen in seinem Lebenslauf aufweist (auch bei ZACKBUM, nebenbei), Roger Schawinski ein paar Fragen zum Roshani-Skandal. Schawinski hatte die wohl umfangreichste und kompetenteste Analyse der Affäre mit dem Sachbuch «Anuschka und Finn, ein Medien-Skandal» vorgelegt.

Darin gab er Finn Canonica Gelegenheit zur Stellungnahme, der öffentlich völlig unter die Räder gekommen war. Zudem verarbeitete Schawinski die Erkenntnisse der internen und ausführlichen Untersuchungen, die fast alle Vorwürfe von Roshani als haltlos oder unbelegbar abgetischt hatten. Zudem wurde bekannt, dass in Wirklichkeit Roshani ihren Chef gemobbt hatte, indem sie sich – vergeblich – um seine Stelle bewarb.

Also genügend Indizien, um die These von einem Rachefeldzug einer enttäuschten Frau zu stützen, die öffentlich ihren Karriereknick – sie wurde von Tamedia gefeuert – erklären wollte.

Nun wird im nicht gezeichneten Bericht des «Klein Report» behauptet, seither seien «zum Nachteil Canonicas mehrere Ereignisse vorgefallen». Erwähnt wird eine Gerichtsentscheidung aus Deutschland, die eine Einsprache von Canonica abgeschmettert hat. Damit zeigt der Autor, dass er keine Ahnung von der deutschen Rechtssprechung hat. Wobei die dem Prozedere bei einer Schweizer Superprovisorischen nicht unähnlich ist. Aber Nichtwissen macht ja nichts.

Dann referiert der Autor den oberschwachen Artikel von Zoe Baches in der NZZaS. Er beweist, dass die Entscheidung des ehemaligen Chefredaktors Jonas Projer, ihn nicht zu bringen, völlig richtig war. Es wird behauptet, dass Roshani mit den «Gegenvorwürfen Canonicas nicht konfrontiert» worden sei. Dass sie – auf diverse Widersprüche in ihren Einlassungen und auf das Nichteinreichen angekündigter Unterlagen angesprochen – ihre Mitwirkung einstellte, das wird hingegen nicht erwähnt. Tatsachen vorenthalten, macht ja nix.

Nun kommt noch der abschliessende Höhepunkt. Der nicht namentlich genannte Autor fragte Schawinski um eine Stellungnahme an. Die gab der Profi ab. Aber da er Profi ist und weiss, was im Journalismus alles passieren kann, legte er fest, dass seine Antworten nur integral verwendet werden dürften. Die Antworten sind interessant und hier nachlesbar.

Aber der «Klein Report» quengelt: «Kein Medium druckt so eine Antwort ungekürzt ab.» Schon wieder falsch, aber falsche Tatsachenbehauptungen, na und?

Es fehlt noch der Aspekt «ich nehme übel». Hier ist er:

«Wer das (den integralen Abdruck, Red.) verlangt, ist natürlich kein Strauss. Vielleicht ein Brüllaffe

Wie bitte? Wieso soll Schawinski kein Strauss sein? Wieso ein Brüllaffe? Keine Manieren, kein Anstand, dafür sich öffentlich als beleidigte Leberwurst aufführen. Schamfrei und niveaulos. Peinlich für jedes Medium, das ihm noch Platz gibt. Was im Ernstfall auch teuer werden kann, weil der Autor nicht einmal Zahlen oder verbale Obsessionen im Griff hat. Das musste «Inside Paradeplatz» schon schmerzlich erfahren.

Auch einer, der hier keine Erwähnung mehr verdient.

 

PS (12. August 2023): Nachdem anfänglich das Foto eines Brüllaffen den Schmierenartikel zierte, hat das der «Klein Report» inzwischen mit einem Werbespot für Schawinskis Buch ausgetauscht. Sicherlich ganz freiwillig …

Wumms: Zoe Baches

Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse.

Damit soll selbstverständlich Jonas Projer nicht als Katze bezeichnet werden und noch viel weniger Zoe Baches als Maus, das wäre ja sexistisch, diskriminierend und überhaupt.

Aber es ist bezeichnend, dass der lange bei der NZZaS auf Halde liegende Artikel von Baches über die Aufarbeitung des Roshani-Skandals bei Tamedia während der Amtszeit von Projer nicht das Licht der Welt erblickte. Jetzt nach seinem Abgang im Sommerloch aber schon. Er hat es sogar zum grossen Aufmacher auf der Front gebracht, weil der vierköpfigen Übergangsleitung diese Woche keine andere Art des Hilferufs einfiel: «Gujer, bitte endlich übernehmen»:

Vorweggenommenes Ergebnis: Baches sollte lieber bei den harten Wirtschaftsthemen bleiben. Da kennt sie sich aus, das beherrscht sie. Im #metoo-Bereich verläuft sie sich im Dickicht der Fallstricke und Widersprüche.

Als Machetenträger verwendet sie zwei untaugliche Hilfskräfte. Zum einen führt sie ein längeres Interview mit Oliver Kunz zum Thema «Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz». Der Anwalt und Partner von Walder Wyss wird vorgestellt als «ein führender Spezialist für interne Untersuchungen, unter anderem zu Themen wie Mobbing und #MeToo»». Diese Expertenposition hält Kunz allerdings eher geheim; in der Branche ist er weder als führend, noch als Spezialist bekannt. Seine Kanzlei hingegen als Ansammlung von guten Selbstvermarktern.

Baches versucht sich auf zwei Seiten an einer nochmaligen kritischen Aufarbeitung des Skandals, dass die ehemalige «Magazin»-Mitarbeiteriun Anuschka Roshani dieses Jahr im «Spiegel» eine vernichtende Racheaktion gegen ihren ehemaligen Chefredaktor veröffentlichte. Recht schnell stellte sich heraus, dass die meisten ihrer Anschuldigungen einer genaueren Überprüfung nicht standhielten.

Kleinigkeiten wie die, dass Roshani ihren Chef gemobbt und sich vergeblich um seine Stelle beworben hatte, liess sie weg. Anstössig war, dass es offenbar Absprachen zwischen ihr und anderen «Magazin»-Redaktoren gegeben hatte, die auch ein Hühnchen mit Finn Canonica rupfen wollten.

Peinlich für Roshani war, dass zwei interne Untersuchungen ergeben hatten, dass an ihren Vorwürfen gegen Canonica – soweit überhaupt überprüfbar – mit zwei, drei Ausnahmen nichts dran war. Zudem vermochte sie nicht verständlich zu machen, wieso sie trotz diesen unerträglichen Übergriffen ihres Chefs es so viele Jahre klaglos mit ihm ausgehalten hatte und die von ihm eingeräumten Privilegien (wie ein bezahltes Sabbatical als totale Ausnahme) dankbar entgegennahm.

Genau diesen Bericht knöpft sich Baches nun nochmal vor. Als Aufhänger verwendet sie ein Interview mit Anwalt Kunz, wo dem Leser bei der Einordnung sicher geholfen hätte, dass es sich um einen direkten Konkurrenten des Platzhirschs Rudin Cantieni handelt. Diese Kanzlei hatte, wie in vielen anderen solchen Fällen, die Untersuchung beim «Magazin» durchgeführt.

Dem Interview stellt Baches einen Zweispalter an die Seite, in dem sich die «Strafrechtsexpertin und Wirtschaftsmediatorin Monika Roth» und «vier weitere Anwälte», die nicht namentlich genannt werden, kritisch zu dem 232-seitigen Bericht äussern dürfen.

Der muss in Wirklichkeit ziemlich gut sein, denn ausser nebensächlichem Pipifax finden alle befragten Kritiker nichts zu meckern. Die ominöse Frauenbrust auf dem Schreibtisch des Chefredaktors, habe es die gegeben oder nicht, aus welchen Gründen habe sich Roshani weiteren Befragungen verweigert, wieso wurden ehemalige Mitarbeiter nicht befragt, usw.

Was sagt der wohl profundeste Kenner der Affäre dazu, dass der Rudin-Cantieni-Bericht laut Baches «auf einer Unterstellung» beruhe und in in seinen «Folgerungen viel zu absolut» sei?

«Der Berg hat eine Maus geboren. So viele Monate nichts – und dann das? Rudin Cantieni hat begründet, wie im Artikel aufgeführt ist, weshalb man aus rechtlichen Gründen die vor langer Zeit ausgeschiedenen Mitarbeitenden nicht befragen konnte. Das heisst im Umkehrschluss im konkreten Fall: Seit 2014 – also beinahe seit einem Jahrzehnt – gab es keine kritischen Vorgänge in der Redaktion des «Magazins», wie der Bericht ausführlich belegt. In dieser ganzen Zeit war Anuschka Roshani in der Redaktion tätig. Es ist deshalb sachlich nicht nachvollziehbar, weshalb sie im Februar 2023 – also erst nach ihrer Entlassung durch Tamedia – einen als «Gastbeitrag» präsentierten verbalen Hinrichtungsartikel im «Spiegel» gegen ihren langjährigen Freund und Chef veröffentlicht hat», kritisiert Roger Schawinski, Autor des Sachbuchs «Anuschka und Finn. Die Geschichte eines Medien-Skandals».

Schawinski hat auch noch eine interessante, neue These auf Lager, was die Motivation von Roshani betrifft, mit diesem Rundumschlag im Februar dieses Jahres an die Öffentlichkeit zu gehen (und sich seither nicht mehr zu äussern):

«Und hier eine Bemerkungen zur Motivation von Anuschka Roshani, über die alle rätseln: Ich glaube, dass es ihr nicht in erster Linie um Rache an Finn Canonica und/oder um zusätzlicheArgumente in ihrem Rechtsstreit mit Tamedia ging. Ich bin nach vielen Gesprächen der Ansicht, dass sie vor allem aus Scham gehandelt hat, weil die für sie so wichtige Karriere in einem gewaltigen Desaster –keine Beförderung auf den lange angepeilten Chefposten und schliesslich sogar die Entlassung – geendet hat. Vor allem gegenüber ihren vielen Bekannten in  den wichtigsten Redaktionen Deutschlands musste Anuschka dafür eine Erklärung liefern. Und dazu brauchte sie einen Übeltäter, einen Sündenbock. Um ihr Leid zu dramatisieren gerierte sie sich deshalb im «Spiegel» auf schändliche Weise als ein Opfer, wie es die vergewaltigten Frauen im Fall Weinstein sind. Ihr langjähriger Freund Finn wurde auf ihrem Rechtfertigungstrip zum reinen Kollateralschaden. Und so wurde der Scherbenhaufen, den sie anrichtete, für alle Beteiligten monumental.»

Gruppentherapeutin Wanner

Keine zu klein, Beckmesser zu sein.

Von Aline Wanner, um gleich dem Sexismusvorwurf Schub zu geben, sind eigentlich keine beeindruckenden journalistischen Werke bekannt. So als «Redaktionsleiterin». Allerdings gebietet sie dort nur über drei Redakteure, Gruppendynamisches ist nicht bekannt.

Nun mäkelt sie etwas spät, aber immerhin, an der Recherche «Anuschka und Finn» herum: «Fragwürdige neue Details von Schawinski». So ein Titel ist schon mal fragwürdig, wenn er vom Text nicht gestützt wird. Er wird noch fragwürdiger, wenn der Text einer angeblichen «Medienkritik» auf die Kernaussagen und das Kernproblem mit keinem Wort eingeht.

Das besteht nämlich darin, wie Roger Schawinski ausführlich und begründet nachweist und aufzeigt, dass eine frustrierte Redaktorin noch Karriere machen und den Chefsessel des «Magazin» besteigen wollte. Der war aber besetzt, ihre «Initiativbewerbung» um den Posten wurde abgeschmettert. Darauf versuchte sie es erfolgreich mit Mobbing. Ihr Chef wurde entlassen, aber welche Tragödie, statt seine Nachfolgerin zu werden, wurde auch sie gefeuert. Sie hatte zu viele unwahre, falsche oder erfundene Behauptungen über ihn und das Arbeitsklima auf der Redaktion aufgestellt. Nach Ablauf der Kündigungsfrist holte sie zu einem Rache-Artikel in ihrem ehemaligen Organ «Spiegel» aus. Der Rufmord wurde von den übrigen Medien, weil ins «#metoo»-Narrativ passend, begeistert aufgenommen. Canonicas Ruf ist unrettbar ruiniert, er wurde sogar in die Nähe des verurteilten Straftäters Harvey Weinstein gerückt. Prozesse laufen, der «Spiegel» musste bereits diverse Behauptungen von Roshani löschen, das wird aber nichts daran ändern, dass hier ein Mensch fast vernichtet wurde.

Das alles hätte Wanner referieren können. Aber ihr passt halt die ganze Richtung bei Schawinski nicht. Statt also wenigstens die Kernpunkte seiner Recherche wiederzugeben, mäkelt sie an Nebensächlichkeiten rum. Das auch gerne mit reinen Behauptungen: «Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass auch in Schawinskis detailgetreuer Nacherzählung vieles unklar und unprüfbar bleibt.» Es liegt in der Natur dieses Arguments, dass man vielleicht ein einziges Beispiel anführen müsste.

Restlos argumentationsfrei behauptet Wanner dann: «Schawinski ­breitet berufliche und persönliche Details verschiedener Protagonisten zu Entlassungen, Liebesbeziehungen, ungewollter Kinderlosigkeit und Krankheiten aus. Ob es daran ein öffentliches Interesse gibt, ist mindestens hochgradig frag­würdig.»

Schliesslich wirft sich Wanner zur Hobbybetriebspsychologin auf und behauptet, in der «Magazin»-Redaktion seien «zu viele erwachsene Leute über zu viele Jahre in ungesunden Verhältnissen zueinander» gestanden.

Dann macht sie als Schlusspointe noch eine fiese, halbe Täter-Opfer-Umkehr: «Es ist das traurige Ergebnis einer dys­funktionalen Kultur, für die alle ­Betei­ligten eine gewisse Verantwortung tragen, je weiter oben sie in der Hierarchie sind, desto mehr.»

Auf Deutsch: Canonica als Chef trägt mehr Verantwortung als Roshani dafür, dass sie seine Position erobern und ihn wegmobben wollte. Um nach dem Scheitern mit einem Rache-Artikel einen Rufmord an ihm zu verüben. Wäre Canonica eine Frau und Roshani ein Mann, würde Wanner den gleichen Unsinn verzapfen? Ach, und der Oberverantwortliche für diese «dysfunktionale Kultur» wäre dann wohl Pietro Supino? Das wird ihn sicherlich freuen zu hören.

Diese Kolumne ist auf jeden Fall ein weiterer Beweis dafür, dass dieses Gefäss ersatzlos gestrichen werden sollte …

SoBli: Neuer Chefredaktor …

Reza Rafi schafft Transparenz im Hause Ringier.

Nein, das ist natürlich ein Scherz. Wieso genau wurde Rafis Vorgesetzter Christian Dorer in den sechsmonatigen Ruhestand versetzt? Wieso genau hat sich Rafis direkter Vorgesetzter Gieri Cavelty «entschieden, das Unternehmen zu verlassen»*? Wodurch qualifiziert er selbst sich als neuer SoBli-Chefredaktor? Da gibt’s grosse Sendepause.

Aber man ist gespannt, wie sich der frischgebackene Häuptling mit ganz, ganz wenig Indianern so metzget. Schauen wir mal auf sein erstes längeres Stück in seiner neuen Funktion:

Also das Titelzitat entspricht eigentlich nicht der neuen Sensibilität im Hause Ringier. Sehr gewagt, Rafi. Aber während andere ohne grosse Mühe den Untersuchungsbericht gelesen haben, musste sich der SoBli-Chef «durchkämpfen». Leseschwäche?

Die Vorwürfe der gefeuerten «Magazin»-Journalistin Anuschka Roshani (für Rafi allerdings vornehm zurückhaltend «die ehemalige») seien «zeitgeisty», lässt Rafi seine Englischkenntnisse aufblitzen. Weil er das Wort auf Deutsch nicht kennt?

Dann arbeitet sich Rafi an Schawinski ab. Zwar «Altmeister», aber dann «das Wort Ich kommt auf den 172 Seiten schwindelerregende 377-mal vor», hat Rafi gezählt. Schawinski habe auch – unglaublich – kräftig für sein Buch geweibelt, um dann beim Journalisten und «Schawinski-Gefolgsmann» Matthias Ackeret sich gerührt vom «grossen Interesse» zeigen zu können.

Dann plaudert Rafi etwas aus dem Nähkästchen: «Die Absage des SonntagsBlicks kam bei ihm schlecht an.» Die NZZaS, weiss der SoBli-Chef, habe eine Buchbesprechung «wieder aus dem Blatt gekippt», die SoZ habe ein Interview «wieder aus dem Programm gestrichen», schreibt er ZACKBUM ab. Wieso zogen eigentlich diese drei Sonntagsblätter den Schwanz ein? Insbesondere der SoBli? Wäre doch Gelegenheit für Transparenz.

Rafi gibt einen merkwürdigen Grund an: «Allzu eindeutige Schwarz-Weiss-Antworten lösen Skepsis aus.» Ausgerechnet der Chef eines Blatts, das prinzipiell für Schwarz-Weiss-Antworten zuständig ist, auch in seinem anfänglichen Applaus für Roshani?

Aber was ergab denn nun der Kampf von Rafi mit dem Untersuchungsbericht? Er muss einräumen: «Nimmt man das 244 Seiten dicke Dokument zum Gradmesser, sieht es nicht rosig aus für Roshani. Die Autoren gingen mehr als 30 Vorwürfen gegen den ehemaligen «Magazin»-Leiter nach. Für die Mehrheit der Anschuldigungen fanden die Ermittler keine Beweise, mehr noch: Bei manchen hätten die Abklärungen «zu ganz anderen Ergebnissen» geführt.

Aber, im Kampf gegen Schwarz-Weiss: ein Vorwurf Canonicas gegen Roshani habe sich auch nicht erhärten lassen, dann die wohlbekannte Hakenkreuze natürlich, sowie Canonicas Wortwahl. Hier wird Rafi eher grenzwertig. So wurde der Ausdruck «Fuck Anushka» im Bericht kritisiert, ausdrücklich aber klargestellt, dass Canonica keinesfalls wie von Roshani behauptet ständig das Wort «ficken» verwendet habe, sondern gelegentlich das englische «fuck», aber nicht etwa im sexuellen Sinn, sondern als übliches Schimpfwort. Was der «zeitgeisty»-Rafi eigentlich wissen müsste, hätte er sich richtig durchgekämpft, aber dem Leser vorenthält.

Also muss Rafi einräumen, dass der Bericht, wie nicht nur von Schawinski bereits konstatiert, fast alle Behauptungen und Vorwürfe von Roshani zurückweist. Mit mehr oder minder starken Worten. Würde Rafi das aber so stehenlassen, könnte er ja seinen Thesenjournalismus nicht durchziehen.

Da hätten wir von ZACKBUM nur zwei Fragen: wieso gibt es eigentlich keinen internen Untersuchungsbericht bei Ringier, und wenn doch, wann wird uns Rafi seine Resultate präsentieren? Stichworte Walder, Dorer, weitere unmotivierte Abgänge?

Zweite Frage: wann lesen wir von Rafi eine Zusammenfassung der Ungeheuerlichkeiten, die «#hateleaks» ans Tageslicht befördert hat? Verein Netzcourage, unterstützt mit Steuergeldern, kämpft gegen Hetze im Internet, hetzt aber selbst wie der Weltmeister, knackt sogar den Mail-Account der eigenen Präsidentin. Wär› doch was, Herr Chefredaktor.

Ach, wir verstehen, Sie wollen den Posten gerne ein Weilchen behalten. Alles klar. Aber noch eine handwerkliche Frage, denn auch da stinkt der Fisch bekanntlich vom Kopf.

Ausgangslage: Chefredaktor Rafi bekommt einen Text vorgelegt. Der gibt den Inhalt des Untersuchungsberichts über die Vorwürfe von Roshani wieder. Ergebnis: eigentlich alle Anschuldigungen und Behauptungen über ihren ehemaligen Chefredaktor und den Verlag Tamedia haben sich als haltlos erwiesen. Dem Chefredaktor wird ein Führungscoaching und eine sensiblere Wortwahl nahegelegt. Bei Roshani ist das Ergebnis, dass eine gedeihliche Zusammenarbeit mit ihr kaum mehr vorstellbar sei. Darüber schreibt Roger Schawinski ein Buch, das diese Inhalte zusammenfasst und vor allem auch das Versagen der Medien nach dem öffentlichen Rufmord Roshanis thematisiert.

Als Titel schlägt der Redaktor (generisches Maskulin) vor: «Fuck Anuschka» ist zukünftig zu unterlassen. Was würde Rafi dazu sagen? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: handelte es sich um eine Redaktorin, würde er «super, so machen wir das» sagen. Wäre es ein Redaktor, würde Rafi den grossen, roten Chefkuli zücken und den Titel mehrfach durchstreichen. Mit der Bemerkung: schon mal davon gehört, dass ein Titel etwas mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben sollte?

*In einer früheren Version stand, Cavelty sei abserviert worden. Auf seine Bitte hin wurde das korrigiert.