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Wo ZACKBUM scheitert

Selten, aber wieso nicht: Einblick ins «making of».

Es ist nicht so, dass ZACKBUM alles verwertet, worauf das schweifende Auge fällt.

Zum Beispiel wollten wir unserer Berichterstatterpflicht nachgehen und haben mal wieder drei Organe angeschaut, von denen wir jüngst nicht viel vermeldeten.

Gut, das gilt nicht unbedingt für die «Republik», aber sei’s drum. Da die 50 Nasen ja zusammen einen kleineren Ausstoss als ZACKBUM haben (wenn man die Ankündigungen, Briefings usw. abzählt), nehmen wir da immer den Wochenausstoss. Nur: 22 Resultate (Treffer oder Artikel kann man das schlecht nennen) seit Freitag letzter Woche. Darunter nichts Brauchbares. Nichts Erwähnenswertes. Nicht mal die schreibende Schmachlocke böte Anlass für Spass und Tollerei. Sie ist verstummt. Alles andere ist weder interessant, noch Anlass für Aufregung. ZACKBUM ist besorgt. Na ja, nicht wirklich.

Der Blick schweift zu «bajour». Das ist dieses Krematorium von Millionen einer Milliardärin. Fasnacht ist zwar in Basel vorbei, aber aus dem Thema lässt sich locker noch was rausmelken, vor allem, da die Artikel auf der Homepage schnell einmal gut gelagert, veraltet, von gestern oder vorgestern sind. Inhaltlich, nun ja: «Vegi sein an der Fasnacht ist eine Challenge. Vorab: Wir wissen, dass die meisten Käsegerichte aufgrund des Labs nicht vegetarisch sind. Wir essen sie trotzdem und bewerten sie für dich.» Gaga.

Und wie geht’s denn dem «neuen Berner Journalismus», also der «Hauptstadt»? Aufmacherstory:

Jaw drop factor 1000. «Berndeutsch-Pop mit wuchtigem Inhalt», ««Pumptrack» – «Hauptstadt-Brief #284»», «Eigentlich würde die Saatkrähe gerne auf dem Land leben. Doch in der Stadt findet sie heute mehr hübsche Baumreihen, in denen sie sich wohlfühlt, schreibt unsere Wildtierkolumnistin.» Also wenn man Titel oder Lead schon nicht versteht oder lesen will, was soll’s dann? Wann gibt es hier endlich eine würdige Bestattung?

Ach, als Zugabe noch die «Barrikade»:

Da sind wir dabei, allerdings nur zusammen mit «Frauen gegen das Matriarchat». Ach, und da müssen wir natürlich gratulieren:

Ohne das «Megafon» der Radikalinskis der Berner Reitschule wäre die Welt viel schlechter, Michèle Binswanger könnte sich nicht über eine missratene Karikatur ärgern, der Berner Steuerzahler wüsste nicht, wohin mit dem Geld.

Ach, und noch ein Absackerchen. Hier heisst es warten und warten und warten:

Dürfte ZACKBUM da eine leichte Akzentverschiebung vorschlagen? Wäre nicht «Wir entreichern Frauen» passender? Ach, und da wäre noch die gross angekündigte Expansion nach Deutschland:

Dä Schnäller isch dä gschwinder, wie man in Deutschland so sagt. Aber wenn 350 Franken schon zu viel sind … Übrigens, alternativ bietet dieser Domainhändler auch bunga-bunga.ch (200 Fr.), bumsertreff.ch (600 Fr.), biersexuell.ch (350 Fr.) oder dumme-namen.ch (200 Fr.) an. Unser Liebling ist zehn-kleine-negerlein.ch (400 Fr.).

 

Qualitätskontrolle nach Hausherrenart

Wie Tamedia Artikel spült, wenn’s dem Oberboss nicht passt.

Im Internet steht nur noch eine rauchende Ruine:

«Liebe Leserinnen und Leser
Im Dezember 2023 traf die publizistische Leitung von Tamedia die Entscheidung, den hinter diesem Link liegenden Artikel zu depublizieren. Der Artikel mit dem Titel «Zwei schwere Unfälle, zwei Todesfälle, eine verprügelte Betreuerin» erweckte mit der Bebilderung und im Text den Eindruck einer Parteinahme. Er war nicht mit den Qualitätsstandards des «Tages-Anzeigers» vereinbar.»

Am 18. November war der Artikel erschienen. Er kritisiert die Zustände in einem Heim für schwere Epileptiker. Nur sechs Tage, bevor das jährliche Qualitätsmonitoring besprochen wurde. Das ist ein Jubelbericht, der vom ehemaligen Chefredaktor Res Strehle abgeliefert wird. Dabei wird dieser Artikel erwähnt, der ansonsten unsichtbare «Leiter Publizistik» Mathias Müller von Blumencron, den wir der Einfachheit halber Müller nennen wollen, müllert, dass ihm die Illustration zu drastisch sei.

Da soll nach mehreren Ohrenzeugen Oberboss Pietro Supino mit seinem üblichen psychologischen Geschick eingegriffen haben. Es habe hier grobe handwerkliche Fehler gegeben, und überhaupt: «Ich schäme mich für diesen Text. Er ist inakzeptabel

Das alles wissen wir, weil die Affäre an die «Republik» durchgestochen wurde, die als Intimfeindin von Tamedia genüsslich ausbreitet:

«Bei der Veranstaltung in Winterthur herrscht nach Supinos Tirade Sprachlosigkeit. Die Führungs­spitze des Verlags, die fast vollständig anwesend ist, schweigt betreten: die im vergangenen Jahr neu engagierte CEO Jessica Peppel-Schulz, ihr inzwischen für die Qualitäts­monitorings zuständiger Vorgänger Marco Boselli, der publizistische Leiter Mathias Müller von Blumencron, der Zeitungs­verbund-Chefredaktor Benjamin Geiger und Ressort­leiterin Angela Barandun. Eine einzige Lokal­journalistin wagt es, gegenüber ihrem obersten Chef direkt anzumerken, sie halte die Art und Weise seiner Kritik für unangemessen. «Wir waren alle bestürzt, ja geschockt», erklärt ein Journalist das grosse Schweigen. Umso mehr wird Supinos Auftritt in den Tagen und Wochen danach zum Redaktions­gespräch

Genauso wie bei der «Republik» peinliches Schweigen über den Autor des grossen «Tamedia»-Verrisses herrscht, der inzwischen in Ungnade fiel, ohne dass er Gelegenheit bekam, sich zu rechtfertigen.

Der Artikel über die Baumgarten-Stiftung, ein klischeehaftes Porträt über eine Zürcher Stadtratskandidatin, was mit der Entlassung des Redaktors endete, Supinos feinfühliges Management des Roshani-Skandals, der Mann weiss, wie man für schlechte Stimmung sorgt.

Ein weiterer Höhepunkt war sein reingewuchteter Jubelkommentar für die Annahme der Subventionsmilliarde im Referendum, nachdem er zuvor höchstselbst mit einer völlig beknackten Werbekampagne, einer Sonderdividende und einer teuren Villa für Stimmung gesorgt hatte, die zur Ablehnung führte.

Nachdem der Artikel gelöscht wurde, Pardon, depupliziert, stellte sich die Redaktion etwas auf die Hinterbeine, immer laut «Republik». Das famose Recherchedesk wurde gebeten, den Artikel zu prüfen. Ergebnis: vorbildlich, hätten wir auch gebracht. Angela Barandum, Leiterin Zürich Ressort, Benjamin Geiger, Chefredaktor des Zürcher Zeitungsverbundes, und sogar Raphaela Birrer hätten darauf gedrängt, ihn zu republizieren, auch der Rechtsdienst des Verlags hätte ihn für korrekt befunden.

Und die eigentlich Betroffenen? Die Kommunikationsstelle des Heims meint, es habe zwar vereinzelt Ungenauigkeiten gegeben, aber man habe keine Gegendarstellung verlangt und: «Von unserer Seite wurde nie ein Antrag auf Online-Depublikation bei Tamedia gestellt

Solche «Depublikationen» sind eher selten in der Schweiz. CH Media löschte eine Glosse über die neue Werbekampagne der UBS; die Monsterbank hatte sich beschwert. 2018 musste ein Schmierenporträt des Konzernjournalisten Philipp Loser vom Netz genommen werden, weil der den Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument, der gerade eine Kaufofferte von Tamedia abgelehnt hatte, ohne ihm Gelegenheit zur Stellungnahme zu bieten verunglimpft hatte.

Auch in den beiden anderen Tamediafällen hatte Supino seine Hand im Spiel. Nun hat er offenbar in Müller, der von publizistischer Leitung und Digitalmarketing ungefähr so viel Ahnung hat wie eine Kuh von Finanzflussplanung, einen willigen Helfershelfer gefunden, der alle redaktionsinterne Kritik abbügelt.

Um das Desaster zu vervollständigen, fehlt nur noch eins: eine interne Bespitzelung aller Kommunikationsmedien, um herauszufinden, wer das der «Republik» gesteckt hat.

If You Gotta Go, Go With a Smile!

Es gibt Organe, die gibt es gar nicht. Oder doch?

«Wenn du gehen musst, geh mit einem Lächeln.» Sagt Jack Nicholson mit seinem sardonischen Lächeln als Joker. Irgendwie erinnert der Zustand zweier Medien unwillkürlich daran. Die bilden in ihrer Art die ganze Misere des modernen Journalismus ab.

Mit grossem Trara gestartet, seither unaufhaltsam auf dem Weg nach unten. Beide mit Anspruch, aber ohne nennenswerten Inhalt. Zwei verschiedene Konzepte, aber eine Gemeinsamkeit: anhaltende Erfolglosigkeit.

Natürlich, es handelt sich um die «Republik» und um den «Nebelspalter». Die Retterin der Demokratie lässt uns live an ihrem Niedergang teilnehmen:

Grosse Töne spukt sie immer noch: «Die Aufgabe der Republik ist, brauchbaren Journalismus zu machen. Einen, der die Köpfe klarer, das Handeln mutiger, die Entscheidungen klüger macht. Und der das Gemeinsame stärkt: die Freiheit, den Rechtsstaat, die Demokratie

Aber offensichtlich ist das Interesse an nicht so brauchbarem Journalismus abnehmend. Wobei man inzwischen von einer Realsatire sprechen muss:

Schwülstig wird verkündet, dass «der strategische Fokus» inzwischen auf «Stabilität» liege: «Zu- und Abgänge bei Mitgliedschaften und Abonnements müssen sich dafür über das Jahr die Waage halten.» Dieses fokussierte strategische Ziel hat die Zeitschrift der guten Denkungsart das letzte Mal im April 2023 erreicht …

Immerhin ist eine neue Bescheidenheit ausgebrochen, das Ziel, 33’000 Abonnenten zu erreichen (und das entsprechende Geld gleich mal vorab rauszuballern), ist gestrichen (und das Geld weg).

Inhaltlich gibt es wenig bis nichts zu berichten. Dermassen langweilig, vorhersehbar und flachbrüstig ist er. Oder will jemand ernsthaft wissen, was die schreibende Schmachtlocke … Eben. Schlagzeilen machte die «Republik» letzthin nur, weil sie ihren Steuerstreit beilegen konnte und sich brutal von ihrem Starreporter trennte. Der war übergriffigen Verhaltens beschuldigt worden, sollte die Gelegenheit eingeräumt bekommen, seine Beschuldiger zu konfrontieren – und wurde stattdessen ohne diese Selbstverständlichkeit fristlos gefeuert.

Der «Nebelspalter» ist eher nebulös, was seine Zahlen betrifft. Seitdem ZACKBUM enthüllte, dass er es auf nicht mehr als 4000 zahlende Abonnenten gebracht hat, ist Ruhe im Karton. Brutale Entlassung kann er auch; von einem Tag auf den anderen trennte sich Markus Somm vom Chefredaktor der Printausgabe. Der wird stalinistisch nicht mal mehr in der Liste der Chefredaktoren des Nebi erwähnt. Dafür prangt nun Somm mit grossem Foto als «Verleger und Chefredaktor» über der Selbstbespiegelung «über uns». Sein Motto «Wir sind liberal, dass es kracht», nimmt er zu wörtlich; die Bombardierung Moskaus zu fordern, das ist krachig, aber nicht sehr liberal. «Der Nebelspalter hat Humor», auch das würden immer weniger unterschreiben, angesichts des unterirdischen Niveaus der Karikaturen letzthin:

Fäkal-Humor mit Einlauf.

Überhaupt hat die Kaperung der Printausgabe durch Somm & Co. dem Blatt nicht gutgetan. Angefüllt wird es mit gut abgehangenen Somm-Texten. Im Gegensatz zu den Republikanern ist er ein fleissiger Schreiber; inhaltlich hat er allerdings auch nicht viel mehr zu bieten.

Bei beiden Organen kann man eine Frage stellen, deren Antwort tödlich ist. Was hat man verpasst, wenn man sie nicht zur Kenntnis nimmt, nichts dafür zahlt, sie lesen zu dürfen?

Nichts.

 

Arbeitsbiene Rutishauser

Der Chefredaktor der SoZ leistet alleine so viel wie 50 Nasen der «Republik» zusammen.

Verdient aber entschieden weniger als die. Legt man den angeblichen Einheitslohn von 8500 Franken brutto zugrunde, kommen die Republikaner auf locker über 400’000 Franken im Monat. Das kassiert Arthur Rutishauser im Jahr nicht.

Dennoch hat er gerade mal wieder ein Editorial und drei Artikel in der neusten SoZ rausgehauen. «Der Rohrkrepierer von Economiesuisse», in seinem Kommentar spiesst er die völlig missglückte Intervention von vier ehemaligen Bundesräten gegen die 13. AHV-Rente auf. Sein Verdikt:

«Dass so ein Aufruf beim Volk schlecht ankommt, wäre eigentlich voraussehbar gewesen. Um glaubwürdig zu wirken, hätten die Ex-Magistraten schon während ihrer Amtszeit überlegen müssen, ob es wirklich noch zeitgemäss ist, wenn ein Regierungsmitglied eine Rente bekommen soll – selbst wenn sie oder er mit unter 50 Jahren abtritt oder abgewählt wird.»

Dann vermeldet er, dass die UBS eine teilweise Schwärzung des WEKO-Berichts verlangt. Zum Hintergrund: Die UBS hat bekanntlich 2023 nur deswegen einen Riesengewinn gemacht, weil sie die CS zum Schnäppchenpreis nachgeworfen bekam. Sonst läuft das Geschäft schlecht.

Nun prüfte die zahnlose Bankenaufsicht Finma diesen Notverkauf. Und prüft und prüft und prüft. Dabei hat die Wettbewerbskommission WEKO ihren Bericht bereits im Oktober letzten Jahres eingereicht, Aber der darf erst dann veröffentlicht werden, wenn die Finma zu Potte gekommen ist. Das lässt aber auf sich warten; Rutishausers Bilanz: «im Resultat führt das dazu, dass die UBS bald ein Jahr nach der Fusion ihre Marktmacht ausspielen und Fakten schaffen kann».

Dann hat Rutishauser offensichtlich ein Hörrohr in der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK), die sich ebenfalls mit dieser Affäre CS – UBS befasst. Seine bittere Zusammenfassung, was bislang geschah: «Jahrelanges Versagen und übertriebener Formalismus der Aufsicht, aber keiner ist schuld. Das ist das Zwischenfazit der parlamentarischen Untersuchungskommission.» Insbesondere habe die Finma einen geplanten Verkauf des US-Geschäfts der schlingernden Bank durch übergrossen Formalismus verhindert. Und damit einen Beitrag zum Untergang geleistet.

Und schliesslich nimmt sich Rutishauser nochmals den Präsidenten der Bank Bär zur Brust. Der hat bekanntlich seinen CEO geopfert und hält sich selbst krampfhaft an seinem Sessel fest. Obwohl Romeo Lacher unter anderem im Risikoausschuss sass, der alle inzwischen geplatzten Kredite an den österreichischen Hasardeur René Benko durchwinkte.

Noch schlimmer sei aber das Wirken von Lacher als VR-Präsident der Schweizer Börse Six. Dort habe er sogar einen doppelt so grossen Verlust als die über 600 Millionen bei der Bank Bär zu verantworten. Einmal ein lausiger Verkauf des Kreditkartengeschäfts an die französische Worldline. Dafür erhielt Six deren Aktien «und diese verloren im letzten Jahr 70 Prozent ihres Werts». Und dann noch der versemmelte und viel zu teure Einstieg bei der spanischen Börse, der zu einem gewaltigen Goodwill-Abschreiber führte, aus dem letztes Jahr ein Verlust von 340 Millionen resultierte. Also alles in allem weit mehr als das Doppelte im Vergleich zu Bär.

Rutishauser resümiert: «Ausbaden muss die gescheiterte Strategie nun sein Nachfolger Thomas WellauerDer ehemalige McKinsey-Mann «versuchte um die Jahrtausendwende, die Winterthur-Versicherung mit der Vermögensverwaltung der CS zusammenzubringen. Damals scheiterte er.»

Was wieder die Frage aufwirft, wie gigantisch man eigentlich in der Finanzwelt versagen muss, um vom Präsidentenstuhl abmontiert zu werden.

Aber im Journalismus leben ja diverse Leichen auch immer noch, und durchaus komfortabel, von links bis rechts. Von der «Republik» über «bajour» bis zum «Nebelspalter».

Linke Lüstler?

Sind eigentlich linke Journalisten triebgesteuerter als rechte?

Eine gescheiterte Redaktorin vom «Magazin» bezichtigt ihren ehemaligen Chef, sie verbal ganz übel belästigt zu haben. Ein linker Starjournalist wird fristlos gefeuert, weil er sich gegenüber Mitarbeiterinnen der «Republik» zu anzüglich geäussert haben soll.

Nun hat auch die WoZ das Verhalten dieses Journalisten aufarbeiten lassen. Zunächst: «Was das mutmassliche Fehlverhalten des früheren Mitarbeiters betrifft, decken sich die eingegangenen Meldungen gemäss dem nun vorliegenden Untersuchungsbericht von Claudia Kaufmann im Wesentlichen mit den bereits publik gewordenen Vorwürfen.»

Aber: die WoZ forderte alle aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter auf, sich ebenfalls bei dieser Kaufmann zu melden. Resultat: «Insgesamt gingen achtzehn Meldungen bei Claudia Kaufmann ein, wobei nicht alle dieser Personen selbst eine Verletzung ihrer persönlichen Integrität erfahren haben.»

Aber: Es «wurden für den untersuchten Zeitraum ab 2005 weitere sexuelle Belästigungen gemeldet, die durch andere Mitarbeiter der WOZ erfolgt seien».

Der Bericht halte zudem fest, «dass unsere internen Massnahmen und Reglemente auch heute nicht genügen, um Mitarbeiter:innen ausreichend vor Verletzungen der persönlichen Integrität zu schützen». Bedauerlich, dass nicht einmal die krampfhafte Gendersprache («Mitarbeiter:innen») das Schlimmste verhindern konnte.

Dann kriecht die WoZ zu Kreuze: «Es tut uns leid, dass es in der Vergangenheit bei der WOZ zu Fehlverhalten gekommen ist. Die Betroffenen bitten wir dafür in aller Form um Entschuldigung – vor allem auch für die erlebte psychische Belastung und dafür, dass unser Betrieb keine vertrauensvolle Unterstützung gewährleisten konnte.»

Sind also linke Journalisten häufiger im Triebwagen unterwegs als rechte? Gibt es denn bei der «Weltwoche» oder im «Nebelspalter» keine Glüschtler? Nicht mal bei der NZZ? Was kann man darauf ableiten?

Schlichtweg, dass all die Sprachverunstaltung, die Gendersensibilisierung, die ständige Klage über sexistische Verhaltensweisen in der Gesellschaft offenbar intern wenig nützen.

Wichtiger ist aber die Feststellung, dass sich nicht nur beim Roshani-Skandal bei näherer Betrachtung herausstellte, dass an fast allen Vorwürfen nichts dran ist und der Betroffene zu Unrecht öffentlich hingerichtet wurde. Auch im Fall des Starjournalisten und in den meisten anderen Fällen (man erinnere sich an den denunziatorischen Brandbrief von 78 erregten Tamedia-Frauen, der eine lange Latte von Vorwürfen enthielt) stellte sich dann heraus, dass sich kein einziger dieser Vorfälle erhärten liess. Zu sehr anonymisiert, oftmals viele Jahre zurückliegend, keine Belege, Indizien, Beweise.

Sexuelle Belästigung ist ein Straftatbestand; wird sie angezeigt, muss die Polizei ermitteln. In (fast) jeder Firma gibt es inzwischen eine Anlaufstelle für solche Beschwerden. Die wurde übrigens bei Tamedia damals kein einziges Mal bemüht, bevor es die Frauen für angebracht hielten, via die einschlägig bekannte Jolanda Spiess-Hegglin mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen, obwohl den Unterzeichnerinnen vorgespiegelt wurde, das Schreiben sei nur für den internen Gebrauch bestimmt.

Mit dem Kampfbegriff «sexuelle Belästigung», physisch oder verbal, ist eine aussergesetzliche Waffe im Geschlechterkampf gefunden worden. Wer (meist anonym) solche Vorwürfe erhebt, ohne Anzeige zu erstatten, läuft immer Gefahr, der Falschbeschuldigung bezichtigt zu werden. Das ist eine Schweinerei gegenüber tatsächlichen Opfern, die es unbestreitbar gibt.

Aber anonyme Denunziationen, die meist zum Karriereende des Opfers führen, sind widerwärtig. Das Statement der WoZ ist dafür typisch, Es seien also weitere Fälle von Belästigungen gemeldet worden. Aber: «Zu diesen Vorfällen macht der Bericht aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sowie der zugesicherten Vertraulichkeit keine konkreten Angaben. Die WOZ verfügt über keine weiteren Informationen dazu.»

Auch bei der «Republik» lief das nicht anders. Dem Gefeuerten wurde sogar zuerst noch das Recht zur Konfrontation seiner Beschuldiger eingeräumt, anschliessend aber entzogen. Er konnte sich also nicht einmal verteidigen. Die primitivsten Regeln des Rechtsstaats sind in solchen Fällen ausser Kraft gesetzt.

Das ist ein Übelstand, der der Sache der Frau keinen Dienst erweist, sondern im Gegenteil sie schädigt.

Fertig «Republik»

Zumindest hier bei ZACKBUM.

Es gibt die Fraktionschefin der Grünen Aline Trede. Die schleimt im «Blick» davon, dass man doch das Gespräch auch mit Andersdenkenden und über politische Gräben hinaus suchen solle. Im unappetitlichen Pfaffenton: «Miteinander sprechen, sich austauschen. Sich der Debatte nicht verschliessen, nur weil sie anstrengend ist oder vermeintlich zu nichts führt

Auf der anderen Seite keift sie: «Stoppt dieses Scheissbuch», wenn eine Journalistin eine Reportage veröffentlichen will, die Trede nicht in den Kram passt. Auf ihrer Webseite verkündet die Grüne vollmundig: «Ich fliege nicht.» Ausser, sie fliegt doch, wenn sie in Brasilien und Uruguay an einem Parlamentarierreisli teilnimmt. Irgendwas in Sachen Umweltschutz.

Wird sie höflich angefragt, wie sie diese Widersprüchlichkeiten erklärt, schweigt sie verkniffen. Was für eine unangenehme Heuchlerin und Opportunistin.

Der «Republik»-Redaktor Philipp Albrecht spielte sich an der GV des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten als der grosse Anhänger von Transparenz auf. Denn er hatte knallhart recherchiert, dass der Anlass – wie jedes Jahr – gesponsert wurde. Wieso man den Namen des am von seiner Firma bezahlten Abendessen anwesenden CEO nicht schon auf  der Einladung zum Event vermeldet habe. Auch die Antwort, dass der erst drei Tage zuvor zugesagt hatte und die Einladung vorher verschickt wurde, befriedigte den Transparenzkünstler nicht. Man hätte dieses Herrschaftswissen doch nicht drei Tage lang für sich behalten müssen, mäkelte er.

Auch bei der Parteienfinanzierung ist Albrecht unbedingt für Transparenz, am liebsten ab Spenden von 10’000 Franken aufwärts. Wo kämen wir sonst hin, wer zahlt, befiehlt.

Ganz anders sieht das aber aus, wenn die «Republik» dank eines Grossspenders das völlig überflüssige «Klimalabor» weiterbetreiben kann. Sie drohte routiniert mit dessen Tod, sollten nicht schnell 250’000 Franken zusammenkommen. Damit diese Schwelle kurz vor Spendenschluss überschritten werden konnte, schmissen diverse Stiftungen und so schnell noch einen Haufen Geld in den Topf. Wer genau? ZACKBUM bekam wie alle anderen nur die Auskunft, dass darüber «zu gegebener Zeit» informiert werde. Das Jahr ging ins Land, die Zeit ist immer noch nicht gegeben.

Gerade hat die «Republik» enthüllt, dass ihr vor dem Start jemand einfach mal so 1,5 Millionen Franken spendete. In Pervertierung des Wortes nennt sie das Ausdruck von absoluter Transparenz. Bloss: den Namen des edlen Spenders will sie ums Verrecken nicht nennen, darauf habe der halt bestanden. Zu dieser halbseidenen Transparenz raffte sie sich nur auf, weil sie anschliessend steuerlich in die Bredouille geriet.

Die noch nicht geborene «Republik» nimmt also 1,5 Millionen Franken an, ohne dass ihre Leser oder Abonnenten jemals erfahren, um wen es sich handelt. Einen russischen Oligarchen? Einen italienischen Mafiosi? Jemanden, der gerne mal etwas Schwarzgeld loswerden wollte? Vielleicht gar um Christoph Blocher? Man weiss es nicht, vielleicht erfährt man es auch nie; ausser, einem Republikaner platzt ob solcher Doppelmoral und Heuchelei der Kragen und er enthüllt den Namen.

Philipp Albrecht scheint diesbezüglich aber keine Anstrengungen unternehmen zu wollen. Was für ein unangenehmer Heuchler und Opportunist.

Zwei Tartuffes in reinster Form.

Die ehrliche Haut

«Republik» ist erleichtert – und so transparent.

Man kann den Aufschnaufer direkt hören. Zunächst braucht es wie üblich einen laberigen Einstieg über die Bedeutung von Fortschritt. Dann aber: «Die Steuer­behörden haben nach Prüfung unserer Selbst­anzeige entschieden, dass wir ihnen kein Geld schulden. Wir konnten die gesamte Rückstellung von 930’000 Franken auflösen.» Ebenso die zweite Rückstellung von 110’000 Franken für Mehrwertsteuer.

Nun habe die «Republik» ja versprochen, nach Abschluss der Affäre alles ganz transparent zu erzählen. Diese Transparenzerzählung sieht dann so aus. Eine «grossherzige Person» sei kontaktiert worden und habe gefragt: «Wie viel?» Ach, so eine Million, sei die Antwort der transparenten «Republik» gewesen, Handschlag, und zack, war das Geld auf dem Konto. Wunderbar, aber wer ist denn nun diese «grossherzige Person»? Bei jedem Organ, jeder Partei will die «Republik» doch auch immer genau wissen, wer da der Zahlmeister sei. Aber hier: aus der Million seien dann sogar anderthalb geworden. Doch diese Person habe zur Bedingung gemacht, «dass ihr Name nie genannt werde».

Und wie weiland Helmut Kohl hält sich natürlich die transparente «Republik» daran, dass niemand wissen darf, wer dieser Grosspender ist. Dass das ein wenig dem Transparenzgebot widerspricht, das fällt beim Blatt der Gutmenschen, die um die Ecke, aber nicht in den Spiegel schauen können, niemandem auf.

Dafür salbadert sie so ungehemmt wie peinlich: «Dass wir transparent waren, haben wir nie bereut. Weil man so etwas wie eine Haltung nur besitzt, wenn sie auch dann gilt, wenn es unangenehm wird. Und weil wir unser Versprechen transparenter Kommunikation Ihnen gegenüber, liebe Chefinnen, aufrecht­erhalten.»

Obwohl ZACKBUM nicht zu diesen Chefinnen gehört, würde es uns doch wunder nehmen, wie es denn nun eigentlich um den Fall des gefallenen und gefeuerten Starreporters steht, der nach anonymen Anschuldigungen über angebliche sexuelle Übergriffe fristlos gekübelt wurde, ohne das vorher zugesprochene Recht zu einer Stellungnahme eingeräumt zu bekommen. Da wäre Transparenz wohl auch unangenehm, deshalb lässt es die «Republik» lieber.

Nicht transparent, sondern quengelig wie üblich wird dann der zweite Teil des NL; es geht ums liebe Geld, die Anzahl Abonnenten und deren stagnierende Entwicklung. Dank der zusätzlichen Million ist der Ton (noch) nicht todesschwanger: «Es kommt für das Bestehen der «Republik» auf jeden Einzelnen an. Es macht einen Unterschied, ob Sie sich für eine Verlängerung Ihrer Mitgliedschaft entscheiden

Zum grossen Leidwesen der «Republik» kann man zwar die Wirklichkeit in Artikeln schön- und umschwatzen, aber bei Statistiken ist das schwieriger:

Die Kurve der «Mitglieder und Abonnentinnen» (wieso nicht Mitglieder und ohne Glieder?) ist flach, leicht abnehmend, die Anzahl stagniert bei 28’085, weit entfernt von den einmal angepeilten 33’000.

Im laufenden Monat stehen bislang 136 Zugängen 189 Abgänge gegenüber. was den Trend der letzten Monate fortschreibt, wobei der Dezember besonders verheerend war.

Hier ist Transparenz dann doch schmerzlich. Und noch ein kleiner Tipp. Die Abgänge in Feminismus-Lila einzufärben, das geht ja wohl nicht.

 

Die Umschreiber

Zwischen Fakt und Fiktion. Selbstentleiber auf den Redaktionen.

Nehmen wir an, es passe nicht ins korrekte Weltbild, dass es schneit. Während vor den Fenstern dicke Flocken vom Himmel fallen, holt der Umschreiber in seiner Verrichtungsbox tief Luft, setzt sich die schalldämpfenden Kopfhörer auf und legt los.

Die Bezeichnung Schneefall für das Symptom des Klimawandels hält einer näheren Betrachtung nicht statt. Oberflächlich betrachtet sieht es danach aus, aber wie wissenschaftliche Untersuchungen erwiesen haben, sind die einzelnen Schneeflocken deutlich kleiner als früher, ihre kristalline Struktur ist durch Umweltverschmutzung zerstört. Das Gleiche gilt übrigens für die gedankenlose Verwendung von «es regnet».  Die Anzahl Regentropfen hat deutlich ab-, ihr Giftgehalt zugenommen. Genauer müsste man von saurem, toxischem Tröpfeln sprechen.

Es käme doch keiner der wahrhaftigen Wiedergabe der Realität verschriebenen Journalisten auf die Idee, einen solchen Stuss zu sabbern? Aber sicher doch.

Eine hochwissenschaftliche Studie zweier angesehener Professorinnen über die Karrierewünsche von Studentinnen wird mit untauglichen Argumenten niedergemacht. Die Wahlchancen von Donald Trump. Die angebliche Existenz eines Netzwerks von rechtspopulistischen und verschwörungstheoretischen Infokriegern. «SonntagsZeitung» und «Tages-Anzeiger» mit rechtspopulistischer Agenda. Die faschistoide, wenn nicht offen faschistische AfD. Die wünschens- und lebenswerte 10-Millionen-Schweiz. Alles Männer- (seltener Frauen-)Fantasien wie von einem anderen Planeten.

Die Abfolge an Beispielen reisst nicht ab und vermehrt sich täglich ins Absurde: in den meisten Massenmedien, ganz extrem aber bei Tamedia und im Randgruppenorgan «Republik», findet ein bemühtes Umschreiben der Wirklichkeit statt. Was nicht passt, wird passend gemacht. Framing, Narrative, festgelegte und unerschütterliche Weltbilder haben Neugier auf die Realität, auf die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten auszuhalten und darzustellen, besiegt.

Selbst krachende Niederlagen in der Vergangenheit vermögen nicht, Wiederholungen von blühendem Wunschdenken zu verhindern. Längst vergessen, dass das Schweizer Farbfernsehen noch tief in die Wahlnacht hinein es nicht wahrhaben wollte, dass die USA nicht zum ersten Mal eine Frau zur Präsidentin gewählt hatten. Auch nachher kamen die «Analysen» nicht über das Niveau hinaus, dass die Amis halt massenhaft ungebildete Schwachköpfe seien, die trotz strengen Ermahnungen falsch gewählt hätten.

Ein ewiger Topos bei diesen Umschreibern ist auch das Verhältnis der Schweiz zur EU. Auch wenn sich angesichts völlig klarer Meinungsumfragen kaum einer mehr traut, offen für den Beitritt zu diesem dysfunktionalen Gebilde mit einer absaufenden Währung zu fordern, wird in Dauerschleife das Abseitsstehen der Schweiz, die Rosinenpickerei, die dramatischen Auswirkungen auf Forschung und Wirtschaft bedauert und bejammert. Es sei vermessen, einen «Sonderweg» zu wählen, sich nicht dreinzuschicken. Nur «Populisten» von der SVP verträten diese irrige Meinung. Damit schreiben diese Besserwisser an der Mehrheit ihrer eigenen Leser vorbei.

Einen Erziehungsauftrag sehen viele, meist männliche Kampfschreiber auch auf dem Gebiet der korrekten Schreibe und Denke. Jedes Sprachverbrechen, jede Verunstaltung ist ihnen recht, wenn sie angeblich inkludierend, nicht rassistisch, nicht frauenfeindlich sei. Dass der überwältigenden Mehrheit der Leser das Gendersternchen und andere Verhunzungen nicht nur schwer am Allerwertesten vorbeigehen, sondern von ihr als nervig und störend empfunden werden – was soll’s, da sieht die Chefredaktorin von Tamedia nur verschärften Erziehungsbedarf.

Interessant zu beobachten ist, dass sich CH Media weitgehend bedeckt und normal verhält, was das Umschreiben der Wirklichkeit betrifft. Der «Blick» ist gegenüber seinem früheren Lieblingsfeind, der SVP und ihrem Herrgöttli aus Herrliberg, oder ihrem «Führer», wie ihn das Hausgespenst zu titulieren beliebte, handzahm geworden. Aber auf dem Weg dorthin hat sich das Boulevardblatt, das keins mehr sein darf, selbst entkernt, entleibt, seiner Existenzberechtigung beraubt.

Einigermassen vernünftig verhält sich lediglich die NZZ, die sich gelegentlich intellektuell und sprachlich hochstehend über all diese Genderverirrungen der Kollegen lustig macht.

Wenn es nur der Kampf um den Mohrenkopf wäre, könnte man das als realitätsfernen Spleen einiger Journalisten abtun, die sich an der Sprache abarbeiten, weil ihnen die Realitätsbeschreibung zu anstrengend ist. Aber leider metastasiert dieses Phänomen in alle Winkel und Räume der Welt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass immer mehr Journalisten fachfremd, ungebildet und ohne Hintergrundwissen sind. Ein peinliches Trauerspiel, wie die gesamte Schweizer Wirtschaftsjournaille eins ums andere Mal von angelsächsischen Medien bei der CS-Katastrophe abgetrocknet wurde.

Multikulti, Ausländerkriminalität, Aufarbeitung des Regierungshandelns während Covid, die Suche nach der Wirklichkeit im Ukrainekrieg, eine realitätsnahe Darstellung Chinas und anderer gegendarstellungsfreier Räume, Interviews, in denen dem Gesprächspartner nicht einfach Stichwörter zur freien und beliebigen Beantwortung hingeworfen werden – da herrscht zunehmend «flat lining». So nennt der Arzt den Hirntod, wenn auf dem Monitor nur noch flache Linien statt Ausschläge zu sehen sind.

Es ist eine Mär, dass mit weniger Mitteln halt nur noch Mittelmässiges, Mittelloses hergestellt werden könnte. Ein Blick aus dem Fenster genügte, um zu faszinierenden Storys zu kommen. Denn nie war die Wirklichkeit bunter, scheckiger, widersprüchlicher, interessanter, faszinierender, verwirrender als heute. Aber das muss man aushalten können.

Schlimmer noch: um das zu beschreiben, braucht es gewisse intellektuelle Voraussetzungen und sprachliche Fähigkeiten. Aber in ihrem tiefsten Inneren wissen viele dieser Rechthaber, Umschreiber, Umerzieher, dieser Worthülsenwerfer («dringend geboten, müsste sofort, energische Massnahmen, Fehler korrigieren»): damit decken sie nur das eigene Unvermögen zu, die tiefe Verunsicherung, die mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache zwecks Annäherung an die Wirklichkeit.

Aber es ist wie bei des Kaisers neuen Kleidern: immer mehr Leser sehen, dass diese selbsternannten Meinungskönige pompös daherschreiten, mit strengem Blick Zensuren verteilen, Handlungsanweisungen geben, der Welt sagen, wie sie zu sein hätte – aber in Wirklichkeit nackt sind. Lächerlich nackt. Und was ist schon ein lächerlicher Kaiser? Das Gleiche wie ein lächerlicher Journalist: überflüssig und machtlos.

Strafaufgabe «Republik»

Ein Angebot zur Selbstquälung aus dem Rothaus.

Meistens sind Newsletter der «Republik» erheiternd. Sie schreiben um, schwafeln schön und haben ellenlange PS-Orgien am Schluss. Mit dieser Tradition bricht nun die Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine. Ihre Endjahr-Bilanz ist kurz (weniger als 3000 A), hat kein PS und fängt auch ganz ungewohnt an: «Guten Tag». Eigentlich hätte man vom zweiten Co-Chefredaktor auch ein Wort erwarten können, aber die schreibende Schmachtlocke ist offenbar indisponiert oder beyond.

Ein guter Tag wird es dennoch nicht, wenn man den Ratschlägen von Hamilton-Irvine folgt. Zunächst übt sie sich im Schönsprech «… auch intern bei der Republik hatten wir ein paar grössere Hürden zu überwinden». Das bietet noch Anlass für einen kurzer Lacher, aber anschliessend wird es knüppelhart. Eingeleitet mit Eigenlob: «Wir machen keinen Newsticker-Journalismus, sondern konzentrieren uns auf die grossen Bögen: Wir legen Zusammenhänge offen und leuchten Hintergründe aus.»

Dafür führt die Co-Chefredaktorin drei Beispiele an. Zunächst ein Stück von Constantin Seibt. Es ist 41’663 A lang. Und wird gekrönt von einer demagogisch-üblen Karikatur in faschistoider Tradition des längst vergessenen Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis. Dessen Gesicht verzerrt sich zu einer Teufelsfratze:

Man kann nicht einmal vom abgehärteten ZACKBUM-Redaktor erwarten, dieses Geschwafel eines nach eigenem Bekunden unter ADHS leidenden Menschen mit Sprachdurchfall zu lesen. Allerdings meldete sich der Starschreiber zum letzten Mal am 22. Juli mit der Folge 2 seiner unendlichen Geschichte über «Die Zukunft des Faschismus» zu Wort. Muss man sich Sorgen um Seibts Gegenwart machen?

Dann halt das angeblich «lesenswerte» Stück «Wie die Schweizer Medien auf SVP-Kurs» geraten seien. Es stammt vom gerade vom Presserat gerügten Mitglied des Presserats und «Medienredaktor Dennis Bühler». Die «Republik» hat schon Schlimmeres auf diesem Gebiet verbrochen, erinnert sei nur an die Serie über eine angebliche «Reise ans Ende der Demokratie», in der Daniel Ryser zusammen mit Basil Schöni ein ganzes «Netzwerk aus rechten etablierten Journalistinnen und verschwörungsideologischen Akteuren» enttarnt haben wollte. Kleiner Schönheitsfehler: um sich diese absurde These nicht kaputtmachen zu lassen, sprachen die Recherchierenden mit einem einzigen der vielen denunzierten Netzwerker.

Ähnlich geht auch Recherchiergenie Bühler vor. Er schmiert über 33’000 Anschläge zusammen, um seine steile These zu illustrieren: «Die «SonntagsZeitung» bedient eine rechts­populistische Agenda, auch der «Tages-Anzeiger» zieht zunehmend mit.» Ist die «Republik» oder Bühler immer noch sauer, dass ihnen die SoZ ihrer aufgeplusterten Skandalstory über angebliches Mobbing an der ETH die Luft rausliess?  Die SoZ rechtspopulistisch zu nennen, traut sich Bühler nicht. Aber sie habe eine solche «Agenda». Das Blatt der  Überkorrektheit, das seitenweise Anleitungen über die korrekte Verwendung des Gendersterns und der politisch korrekten Schreibe gibt, soll rechtspopulistisch geworden sein? Das mag in einem Paralleluniversum so sein, in dem böse Mächte, Hexer und gar ein Teufel wie DeSantis regieren. Aber in der Schweizer Wirklichkeit?

Stattdessen klaubt Bühler Beispiele wie die Berichterstattung über eine wissenschaftliche Untersuchung über das Karrieredenken von Studentinnen oder über die Intoleranz der städtischen Linken zusammen. Dass die SoZ dabei einfach Ergebnisse referierte, die auch nicht ins Weltbild des intoleranten Linken Bühler passen, was soll’s. Ein weiterer «Beweis» in seiner verqueren Logik besteht darin, dass der Gottseibeiuns Christoph Blocher die Berichterstattung der SoZ gelobt haben soll.

Man stelle sich vor: käme das Herrgöttli vom Herrliberg auf die Idee, die «Republik» zu loben, wäre die dann auch rechtspopulistisch unterwegs und müsste sich sofort entleiben? Aber bei Artikeln auf diesem bescheidenen Niveau ist diese Gefahr eher gering. Und am Entleiben arbeitet sie sowieso schon.

Auch hier ist für Gelächter gesorgt. Denn Bühler zitiert den SoZ-Chefredaktor: «Linken sei die Ideologie nun mal oft wichtiger als die Fakten, behauptete Chefredaktor Arthur Rutishauser». Wie Bühler beweist, ist das keine Behauptung …

Bühler greift weit in die Vergangenheit zurück und zerrt Kurt Imhof aus dem Grab, der schon 2012 seherisch vor solchen Zuständen gewarnt haben soll. Richtig ein Dorn im Auge ist dem um Objektivität bemühten Bühler der USA-Korrespodent Martin Suter. Der langjährige Kenner der Sachlage scheut sich im Gegensatz zu Bühler nicht, ohne Scheuklappen zu berichten. Suter hat doch tatsächlich zur Kenntnis genommen, dass Donald Trump einmal die Präsidentschaftswahlen gewann, und neulich titelte Suter doch gar: «Amerika stöhnt auf: Joe Biden möchte es noch einmal wissen». Aus der sicheren Schreibstube in der Schweiz weiss Bühler natürlich, dass das nicht stimmt; Amerika jubiliert, dass es die Wahl zwischen einem senilen und einem Amok-Kandidaten hat.

Dann lobt Bühler als letzten Mohikaner einen Tamedia-Mitarbeiter, der dermassen unappetitlich ist, dass er hier eigentlich nicht mehr vorkommt: Philipp Loser. Der habe, schon wieder darf gelacht werden, «eine exzellente Schreibe». Exzellente Konzernjournalismus-Schmiere, die auch schon wegen Qualitätsmängeln gelöscht werden musste, das wäre eine realitätsnähere Beschreibung.

Das darf bei einem solchen reinen Behauptungs- und Vermutungsstück nicht fehlen, der Aufschwung ins Allgemeine am Schluss: «Die beiden Tamedia-Publikationen «Sonntags­Zeitung» und «Tages-Anzeiger» sind keine Einzelfälle». Auch dass das linke Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) in einer aktuellen Untersuchung «ein anderes Bild» zeichne, vulgo mit wissenschaftlicher Methode zeigt, dass Bühler Quatsch fantasiert, kann den nicht erschüttern; diese Studie beruhe «auf einem fragwürdigen Politik­verständnis». Besser kann man es nicht zum Ausdruck bringen: passt die Wirklichkeit nicht in Bühlers ideologische Vorstellung von ihr, wird sie halt passend gemacht.

Schliesslich wagt sich Bühler noch auf richtiges Glatteis. Ein ideologisch Verblendeter will in die Zukunft sehen und behauptet, Daniel Fritzsche oder Benedict Neff seien die heissesten Anwärter auf den Chefredaktorposten bei der NZZamSonntag. Aber wenn Bühler was sagt, stimmt das eigentlich nie.

Dass rechte Provokateure – genauso wie linke – Erregungsbewirtschaftung betreiben, um in die Medien zu kommen, welch umwerfend neue Erkenntnis. Dass Bühler die gleiche Art von Gossenjournalismus betreibt wie sein Bruder im Geist Ryser, fällt ihm allerdings nicht mal auf: kein einziger der von ihm namentlich Angepinkelten bekam Gelegenheit zur Stellungnahme. Sollte bei dieser Platzverschwendung eigentlich drinliegen, oder nicht?

Natürlich wurde Bühler, denn wir sind hier nicht bei der «Republik», die Möglichkeit zur Stellungnahme geboten. Dass scheiterte aber daran, dass er ab Weihnachten bis zum 15. Januar (hoffentlich 2024) nicht arbeite und auch keine Mails beantworte, wie man seiner automatischen Antwort entnehmen kann. Auch die Bitte um Weiterleitung an die von ihm angegebenen Kontaktadressen «in dringenden Fällen» brachte keine Reaktion.

Man soll «Republik»-Mitarbeiter, nicht nur Constantin Seibt, keinesfalls in ihrer schöpferischen Pause stören. Denn geschähe das, passierte Fürchterliches: sie würden aus dem Tiefschlaf erwachen und schreiben. Und schreiben und schreiben und schreiben.

Neues Jahr in alten Schläuchen

ZACKBUM schaut in die Glaskugel.

Es kann natürlich Unvorhersehbares geschehen. Diese Packungsbeilage bei Prognosen muss vorangestellt werden. Dafür verzichtet ZACKBUM auf alle Schwurbeleien wie «wenn nicht, falls, unter Voraussetzung, dass».

In der überschaubaren Medienlandschaft der Schweiz gibt es vier grosse Player. In einer Liga für sich spielt die SRG, da zwangsgebührenfinanziert. Ringier, Tamedia und CH Media müssen sich am Markt behaupten – und versagen vor den Herausforderungen des Internets.

Dann haben wir noch kleine und kleinste Player wie die NZZ, die «Weltwoche», Das Lebrument-Imperium, Randgruppenorgane wie die WoZ, die «Republik» und mehr oder minder erfolglose lokale Internet-Plattformen. Und wir haben den in seiner Bedeutung noch viel zu wenig erforschten Bereich der Community-Plattformen, über die immer grössere Teile der Gesellschaft, vor allem Jugendliche, ihr Informationsbedürfnis abdecken.

Das ist die Landschaft im Jahr 2024, was erscheint nun im wolkigen Inhalt der Glaskugel? Das:

  1. Die drei privatwirtschaftlichen grossen Player werden weiterhin sparen. Also teure Mitarbeiter abbauen und sie zunehmend durch KI ersetzen.
  2. Durch ihre Kamikazepolitik, für weniger Leistung mehr Geld zu fordern, werden sie weiter deutlich an Lesern und Einnahmen verlieren, der Teufelskreis dreht sich schneller.
  3. Die tägliche Printausgabe wird zum Auslaufmodell. Bereits ist aus dem «Sonntag» die «Schweiz am Wochenende» geworden. Die ehemals unabhängigen Redaktionen der Sonntagszeitungen werden vollständig in die höllischen Newsrooms integriert, die Sonntagsausgaben werden im Print verschwinden.
  4. Der Anteil der Lokalberichterstattung in den zahlreichen Kopfblättern wird weiter reduziert. Statt in Content zu investieren, wird in die Quadratur des Kreises Geld verpulvert, die zentral gekochte Einheitssauce ein Dutzend mal anders einzufärben, damit sie in Basel, Bern, St. Gallen, Luzern oder Aarau verschieden daherkommt.
  5. Es wird allgemein mehr administriert, weniger produziert. Die kabarettreife Anzahl von Heads und Chiefs bei Ringiers «Blick»-Familie gibt den Kurs vor.
  6. Nachdem Ringier die Organe von Axel Springer Schweiz geschluckt hat und verdauen muss, wird Tamedia versuchen, den angeschlagenen Wannerkonzern zu schlucken.
  7. In der Medienwelt hat 2024 das kapitalistische Prinzip – die Ausgaben werden durch die Einnahmen gedeckt – abgedankt. SRG ist zwangsfinanziert, die drei grossen Konzerne werden einen neuen Anlauf nehmen, die Steuersubventionen heraufzuschrauben. Nischenorgane wie die «Republik» werden weiterhin nur dank grosszügiger Mäzene und Spender existieren. Beim Markttest, gibt es genügend zahlungsbereite Nachfrage für das Angebot, sind sie gescheitert.
  8. Durch diese Konzentration bekommen ganz wenige Personen eine ungeheuerliche Machtfülle in den Medien. Das wäre Gilles Marchand als Generaldirektor der SRG, Pietro Supino als Boss von Tamedia und Vertreter des Coninxclans, CH-Media-CEO Michael Wanner als Vertreter des Wannerclans, Michael Ringier, Marc Walder und Ladina Heimgartner bei Ringier. Auch nicht unbedeutend ist Eric Gujer als Geschäftsführer und Oberchefredaktor der NZZ. Von denen (ihren Fähigkeiten und Interessen) hängt es ab, wie schnell die Talfahrt der Deutschschweizer Medien weitergeht. Was sie bisher geboten haben, stimmt nicht optimistisch.
  9. 2024 wird der Anspruch der Massenmedien, die öffentliche Meinung zu repräsentieren und zu manipulieren, immer weiter  abbröckeln. Der «Blick» als entkerntes ehemaliges Boulevardblatt hat sich bereits davon verabschiedet, CH Media will gar nicht diesen Anspruch erheben, Tamedia wird auch 2024 nicht bemerken, dass seine Einschätzungen, Kommentare und Meinungen nicht mehr interessieren. Auch die NZZ überschätzt sich hierbei gewaltig.
  10. Die unglaublich schrumpfende Bedeutung der Massenmedien macht die Beantwortung der Frage dringlich, ob es ein Kontrollorgan wie ZACKBUM Ende 2024 überhaupt noch braucht.