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Ohne «Blick» wären wir verloren

Seien wir ehrlich: die Schweiz überlebt nur dank diesen Ratschlägen.

Seine grosse Stärke ist bekanntlich seine Servicequalität. Sind seine Ratgeber. Die verlocken Dutzende, wenn nicht Hunderte, ein «Blick+»-Abo zu lösen. Denn diese wertvollen, geradezu überlebenswichtigen Tipps sind nur dort erhältlich.

Und was täten wir im Leben ohne diesen Ratschlag:

Konserven seien fast unkaputtbar, weiss der «Blick+». «In zwei Fällen rät der Experte aber dringend vom Kauf von Konservendosen ab», warnt das Überlebensorgan. In welchen zwei Fällen? Tja, das und vieles mehr verrät nur «Blick+»:

Nun ist das Schnupperabo als Verzweiflungstat gratis, also wagt es ZACKBUM (auch in Sorge um die Gesundheit seiner Leser), diese zwei Fälle darzulegen: «Ist die Dose bereits im Regal im Supermarkt sichtlich gebläht und der Deckel nach aussen gewölbt, kann es sein, dass sich darin hochgiftige Substanzen gebildet haben.»

Also, liebe Leute, hört endlich auf, aufgeblähte Dosen zu kaufen! Und denkt dran: habt Ihr das schon getan, und zu Hause ist sie dann beim Öffnen explodiert, dann war es keine gute Idee, das Zeugs von der Decke zu kratzen und dennoch zu essen. Merkt Euch das.

Der Experte kennt noch ein weiteres, heimtückisches Problem: «Während intakte Dosen hohe Temperaturen problemlos über Monate oder Jahre aushalten, ist das bei beschädigten Dosen nicht der Fall.» Also kontrolliert gefälligst die Dosen «gut auf allfällige – selbst kleine – Lecks». Am besten mit der Lupe, und unbedingt die Etikette abreissen, denn gerade darunter können sich solche Beschädigungen verbergen. Ignoriert bitte die Reklamation des Verkaufspersonals, Gesundheit geht vor.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht, eigentlich zwei: ««Hat die Dose aber keine Lecks und ist nur leicht eingedellt, kann sie in aller Regel bedenkenlos gekauft werden», sagt der Experte.» Also, gebläht ja nicht, auch nicht mit Lecks, aber gebeult geht.

Dann sei der Inhalt «sehr lange haltbar – meist weit über das gesetzlich vorgegebene Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus». Aha, was da wohl «weit» bedeutet? Wenn das Ablaufdatum 2014 war, ist die Büchse, sofern sie nicht ausgebeult ist oder leckt, 2024 immer noch lecker? Da hilft nur der Selbsttest; bitte Notfallnummern bereithalten.

Das ist Überlebenshilfe für zu Hause. Aber der Mensch arbeitet ja auch, und dort will er sich ebenfalls ernähren. Dabei stellen aber Konservendosen nicht das entscheidende Problem dar:

Nicht gewusst? Doch, es gibt so viele Fettnäpfchen, in die man gerade in der Personalabfütterungsanstalt treten kann. Allerdings bei Tamedia nur, wenn man zum Fussvolk gehört. Die Chefetage tafelt wie es sich gehört mit Bedienung auf einer Empore, wo das Servierte den neidischen Blicken des Plebs entzogen ist.

Immerhin setzt «Blick+» voraus, dass seine Leser mit Messer, Gabel und sogar Löffel umzugehen wissen, auch Rülps- oder Furzgeräusche unterdrücken und sich nicht wie Loriot eine Spaghetti an die Nase kleben. Aber es bleiben noch viele Fragen:

Ja, das möchten die ZACKBUM-Leser dringlich wissen. Das machen wir aber nur ZACKBUM+-Abonnenten zugänglich, denn es wäre ja eine Schande, solch wertvolle Kenntnisse einfach gratis wegzuschmeissen. Allerdings kostet der ZACKBUM+-Testmonat 280 Franken. Das sei so viel wie ein «Republik»-Jahresabo, meckert da einer? Na und, auf ZACKBUM wird jeden Monat mehr Gehalt serviert als bei den Demokratierettern in einem Jahr. Und viel weniger gewinselt und um Geld gebettelt. Und Neid auf erfolgreichere Kollegen ist uns auch fremd.

ZACKBUM will aber aus dem öffentlich zugänglichen Ratgeber «Mit Small Talk gross auftrumpfen» ein paar Perlen regnen lassen. «Politik, Religion, Finanzen, Beziehungen», das seien No-Go für Small Talk, auch in der Kantine. Auch hier gibt eine Expertin wertvolle Ratschläge, die nicht nur das Überleben garantieren, sondern auch das Leben besser machen.

Denn, Ihr Dummerchen, Ihr wusstet sicher nicht, dass es wichtig ist, auf «nonverbale Signale des Gegenüber zu achten». Doch, das ist ganz wichtig: «Schaut der Gesprächspartner auf die Uhr, verschränkt die Arme oder wird unruhiger und blickt vermehrt um sich, kann das ein Signal sein, dass er das Gespräch beenden will.» Wenn immer möglich, sollte man das respektieren.»

Also, dann nicht einfach vom letzten Ausflug mit dem Kegelclub ins Puff nach Konstanz weiterschwärmen, gell? Allerdings nur, «wenn immer möglich», also wenn Ihr schon in Fahrt seid, dann könnt Ihr diese Signale auch ignorieren.

Aber gut, «wie du mit Kaffee-Knausern umgehst», das erfahren Sie nur auf «Blick+». Kurz nachdem man Ihnen erklärt hat, was das eigentlich ist.

ZACKBUM ist für einmal des Lobes voll: hier wird die Welt immer wieder ein kleines Stück besser gemacht. Keine Vergiftung- oder Explosionsgefahr bei Konservenbüchsen mehr, endlich angstfrei in der Kantine das organisierte Erbrechen geniessen. Alles dank plussen mit «Blick+».

Schielen auf den «Blick»

Wir wollen’s immer wieder lassen. Aber der «Blick» ist stärker als wir …

Zunächst ein Scherz für Insider:

Sturm ist Direktor der Konjunkturforschungstelle der ETH Zürich, die von vielen mit DOF abgekürzt wird. Denn seine Prognosen und Analysen haben eine Gemeinsamkeit: sie treffen eigentlich nie ein. Daher ist es für einmal gut, dass dieses Interview bei «Blick+» unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.

Sichere Lacher liefert «Blick» immer mit seinen Ratgebern (garantiert werbefrei):

Apropos Experte, neben Sturm gibt es noch eine zweite Koryphäe, die auch schon mal mit dem Dritten Weltkrieg droht. Wenn es allerdings keine so knackigen Zitate gibt, dann hilft das Allerweltswort vom Einordnen:

Hier handelt es sich für einmal nicht um den Inhalt, sondern mehr um die Form, die äussere Hülle. Denn gleich zwei Kleidungsunfälle nebeneinander, das ist nur was für starke Nerven und Augen:

Hier wird’s allerdings wieder inhaltlich dunkel:

Zurück zum Ratgeber; das hier kannten wir noch nicht:

Warum? Ganz einfach. Dieb, Türklinke runter, schepper, Dieb weg. Blöd nur: mit Spannteppich funktioniert das nur bedingt. Bei einem Türknauf (üblich nicht nur in den USA) wird’s schwierig. Ist’s der Zimmerservice oder ein Gast, der sich in der Türe geirrt hat, dann erhebt sich die Frage: wer zahlt die Tasse? Aber der «Blick» hat noch mehr gute Ratschläge auf Lager: «Die Türe stattdessen mit einer Schnur oder einem Gürtel zu sichern, kann schnell zur tödlichen Falle werden. Im Falle eines Brandes muss es schnell gehen. Einen Knoten zu lösen, könnte da wertvolle Zeit kosten.»

Abgesehen vom Brandrisiko: wie um der Karwoche willen sichert man eine Tür mit einem Gürtel oder einer Schnur? Aber immerhin: vielleicht haben die, die das machen, noch alle Tassen im Schrank. Ach, und dass eigentlich jede Hoteltüre eine Verriegelung hat, solche Details lassen wir lieber aus, kills the story …

Hilfe, aufhören, das Zwerchfell schmerzt.

Aber ein Absackerchen haben wir noch. Den völlig werbefreien «Blick» in die Zukunft. Ganz weit in die Zukunft:

Das Datum muss sich jeder Vielflieger rot im Kalender ankreuzen. Ach, schliesslich noch eine Warnung sozusagen in eigener Sache:

Der «Blick»-Kenner hätte das allerdings auch schon daran gemerkt, dass sie fehlerfrei und höflich formuliert ist …

Da capo, japst ZACKBUM. Endlich mal eine Prognose mit 100 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit.

Fotoromanza

Anders kann man den «Blick» nicht einfangen.

Es geht nichts über News aus erster Hand, samt Nationalitätenbeweis:

Aber immerhin: «Blick TV» gibt es noch. Und es gibt eine neue Volkskrankheit:

Da hat «Blick» genau hingehört. Oder auch nicht, es ist schlichtweg ein Inserat eines Hörgeräteherstellers. Sieht bloss so aus wie ein redaktioneller Beitrag.

Aber nun kommen wir zu den entscheidenden Fragen des Lebens:

Entweder würde ZACKBUM den Telefonjoker nehmen oder fragen: wer will hier schon leben?

Nun die Gespensterstory im «Blick», empfindsame Gemüter aufgepasst. Der Mann ist echt, nur kennt er nix:

Das Beispiel Rigozzi macht Schule. Auch ihm ist etwas Schlimmes passiert … Manchmal ist’s schon verzweifelt, was manche Menschen tun, um wieder ins Gerede zu kommen.

Aber auch beim Ratgeber kennt der «Blick» keine Schamgrenze:

Bereichert wenigstens das «Beste von Blick+»?

Nun ja, nicht wirklich. Dafür aber auch nur wenige.

Und für die, die es weiter oben im Überangebot noch nicht mitgekriegt haben:

Schliesslich ein schlagendes Argument für die 13. AHV-Rente:

Kleiner Tipp: wenn sie bei der nächsten Kreuzfahrt nicht mehr die Suite buchen, könnte es aber noch knapp reichen.

Wer solche Augenbrauen hat und so grimmig schauen kann, muss keine Angst haben, dass seine Forderungen nicht erfüllt werden.

Und als Absackerchen die Heuchlerin der Woche:

Miteinander, Austausch, sich ausreden lassen, aufeinander hören, auch wenn man verschiedenen Lagern angehört. Und morgen erzählt Trede ein anderes Märchen. Die Trede, die zu einer ihr unliebsamen Reportage schon keifte, man solle dieses «Scheissbuch» verhindern. Aber hier salbadert sie: «Miteinander sprechen, sich austauschen. Sich der Debatte nicht verschliessen, nur weil sie anstrengend ist oder vermeintlich zu nichts führt

ZACKBUM geht duschen.

 

Was hinten rauskommt

«Blick» kann’s nicht lassen. ZACKBUM auch nicht.

Der Höhepunkt, also der Tiefpunkt gleich am Anfang. Immerhin schützt der «Blick» den unschuldigen Leser vor dem Inhalt, der hinter der Bezahlschranke furzt, äh firmiert. Aber anschauen müssen sich das alle:

Wir wollen dem durchschnittlichen «Blick»-Leser nicht zu nahe treten, aber ob der weiss, was ein Proktologe ist? Und ob er diesen Furz wohl als Flatus bezeichnen würde? Aber die Frage der Fragen ist ja: glaubt vom Chief Content Officer abwärts jede C-Pfeife beim «Blick», dass der Leser selbst dafür zu blöd ist?

Und ob wohl jemand so blöd ist, dafür Geld auszugeben, wenn das das Beste von «Blick+» sein soll?

Das hier ist zwar gratis, aber dennoch muss man sich nach dem Wert der Meldungen fragen:

Oder will jemand wirklich wissen, was passiert, wenn man täglich einen Apfel isst? Bekommt man dann Knospen? Fängt man an zu wiehern? Nun ja, der brandneue Artikel stammt vom 6. November; bei solcher Lagerung wäre ein Apfel schon leicht verschrumpelt. Und eine entscheidende Frage wird hier nicht beantwortet: was passiert, wenn man täglich keinen Apfel isst?

ZACKBUM schätzt aber den speziellen «Blick»-Service für Leser mit Problemen beim Kurzzeitgedächtnis. Die schauen sich zum Beispiel wie oben die Meldung an «Darum schickt die Ukraine auch Katzen an die Front.»  Dann kommt das Gefäss Sport, und für die, die das mit den Katzen schon vergessen haben:

Hello again. Das gilt auch für den oben angepriesenen Artikel «Reichen 3000 Franken für eine Woche Skiferien?» Wem’s zwischendurch aus dem Hinterkopf gefallen ist, ob’s reicht oder nicht, bitte sehr:

Hello again. Oder sagten wir das schon? Macht nix, für den vergesslichen ZACKBUM-Leser: hello again.

Kam man eigentlich, ausser beim Putzen des Pos, sonst noch Fehler machen? Aber ja, jede Menge:

 

Das kommt ja wie ein richtiger «Blick»-Knaller daher. «Riskante Irrtümer aufgedeckt», aber hallo. Wollen Sie denn Igel umbringen? Lassen Sie die in Ruhe schlafen! Und ja keine riskanten Erdnüsse oder Todesmandeln für Eichhörnchen, diese «süssen Nagetiere». Ach so, aber das ist ja eine Werbekiste für BKW, gar keine Eigenleistung. Dabei gäbe es noch so viel zu raten.

Zum Beispiel:

– Selber atmen. Wie geht das?
– Geradeaus laufen. Eine Anleitung Schritt für Schritt
– Nie mehr an heissem Kaffee den Mund verbrühen. Das sollten Sie beachten
– Wie Sie es vermeiden, in Fensterscheiben zu laufen
– Warum hat das Velo keinen Rückwärtsgang?
– Schluckauf – was tun?
– Wohin geht das Licht, wenn es ausgeht?
– Wenn die Dauerwelle nicht dauert, wo kann ich mich beschweren?
– Der Spitz ist nicht spitz. Ist das normal?
– Sollte ich den «Blick» lesen? Wenn ja, warum nicht?

Diese zehn Themenvorschläge sind so wertvoll wie ein «Blick+»-Jahresabo, aber gratis …

 

Abschied von BLICK+

Damit will ZACKBUM nicht mal das Sommerloch füllen.

Wir haben die Geburt von «Blick+» kritisch begleitet. Aber auch hier ist’s Zeit, beim Abschied leise Servus zu sagen.

Denn eigentlich fehlen die Worte:

Dafür soll bezahlt werden? Da hilft auch alles Gejammer nichts, kein Mail mit dem Betreff «Wir werden dich vermissen»:

ZACKBUM ist sich nicht sicher, ob’s gelingt. Aber wir werden versuchen, den Weg durchs Leben ohne solche wertvollen «Ratgeber-Artikel» zu bestreiten:

ZACKBUM hofft aber, dass der «Präsident von Optik Schweiz» wenigstens etwas für diese Werbung bezahlt hat – oder dass es einen Satz Sonnenbrillen für die Redaktion gab. Wobei, wozu soll die so etwas brauchen; die verbringt den lieben langen Tag doch in den Verrichtungsboxen im Newsroom und sieht kaum die Sonne.

Falls doch: «Genauso wichtig wie der UV-Schutz sei der Blendschutz einer Sonnenbrille, sagt Maranta», weiss «Blick+». Aber damit ist das Füllhorn von guten Ratschlägen noch nicht bis zur Neige geleert: «Maranta empfiehlt, beim Kauf einer Sonnenbrille darauf zu achten, dass diese auf der Innenseite entspiegelt ist.»

Da setzen wir uns doch die Ray Ban auf (nein, leider kriegt ZACKBUM dafür kein Geld, schluchz), und gehen lieber in der Sonne spazieren. Und tschüss, «Blick+».

«Blick» plustert weiter

Von einem journalistischem Höhepunkt zum nächsten.

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Es gibt neu «Blick+» Das Plus steht nicht für eine Blutgruppe, sondern soll laut «Blick»-Oberchefin Ladina Heimgartner ein «Qualitätsstempel» sein. Die Idee: «Wer sich kurz informieren will, kann das weiterhin genauso tun wie bisher auf Blick.ch. Wer aber in ein Thema eintauchen möchte, kauft ein Abo

Dann tun wir das doch. Im Artikel mit Qualitätsstempel vermeldet «Blick» erschreckt: «Hier brennt ein Kinderwagen auf der Bühne.» In der Tat, das haben auch rund 40’000 Zuschauer so gesehen; ob die nun ein Abo lösen wollen?

Aber nun taucht «Blick» richtig ins Thema ein:

Das ist natürlich eine brennende Frage; schliesslich herrschte in Bern angeblich «zwei Tage Ausnahmezustand», weil Rammstein «rund um den Skandal-Sänger Till Lindemann» auftrat. Den hatte schon der «SonntagsBlick» beim Verlassen des Hotels «Schweizerhof» beim skandalösen Beissen in einen Apfel fotografisch überrascht. Allerdings weist das Kürzel «ZVG» – für «zur Verfügung gestellt» darauf hin, dass es nicht mal das Qualitätsorgan selbst war, dem dieser weltexklusive Wahnsinnsschuss gelang.

So verhält es sich auch beim «Beweisfoto» in Sachen von Rohr:

Hier marschiere der Alt-Rocker (hinten) «ins Berner Hotel Schweizerhof – wo auch Rammstein-Sänger Till Lindemann nächtigte». Da bleiben natürlich alle Fragen offen. Wollte von Rohr einfach einen neuen Haarschnitt? Oder eine Rasur? Oder wollte er einen «Afternoon Tea» für schlappe 45 Franken? «Heissgetränke à discrétion, 3-stöckige Etagere mit Sandwiches, süßen und salzigen Leckereien, Brotkorb mit Scones, Champagner (Blanc de Banc & Rosé, gegen Aufpreis zubuchbar)». Blanc de Banc in Original-Rechtschreibung des Luxushotels. Oder wollte er sich vielleicht – etwa gemeinsam mit dem «Skandalsänger» – eine «Entspannung in Gold» im Spa gönnen? «Diese Massage mit hochreinen 24-karätigen Goldflocken und 100% natürlichem Öl führt zu einer optimalen Balance von Körper und Geist». Schlappe 200 Franken für 75 Minuten, das könnte Lindemann doch brauchen.

Aber, schade auch, «Blick+» bleibt im Minus, was die Beantwortung der Frage betrifft. Alles nur zugetragen, alles nur aus zweiter Hand:

«Von Rohr wurde, gemäss Blick-Informant, von einem Mitarbeiter des Skandal-Sängers vor dem Eingang des Hotels empfangen. «Sie umarmten sich», sagt die Quelle und beschreibt weiter: «Es sah aus, als seien die beiden beste Freunde, die sich sehr darüber freuen, einander wiederzusehen. Danach führte der Mann, der auch Till Lindemann stets begleitete, Chris von Rohr in den Schweizerhof.»»

Aber halt, von Rohr gehört doch zum Inventar bei Ringier, dem muss doch ein Quote zu entlocken sein. In der Tat: «Chris von Rohr bestreitet gegenüber Blick nicht, Till Lindemann getroffen zu haben, behauptet allerdings: «Ich plane eine Recherche-Geschichte über den Fall Rammstein, dazu habe ich im Umfeld von Lindemann recherchiert.»»

Aber, oh je: «Die Fragen, wie er zu Lindemann und den Vorwürfen stehe, dieser habe Frauen mit K.o.-Tropfen für sexuelle Handlungen gefügig gemacht, will Chris von Rohr nicht beantworten.»

Blöd aber auch. Die wahre Skandalstory versemmelt der «Blick+» allerdings jämmerlich:

Vorne läuft Rammstein-Gitarrist Paul Landers. Er schaut offensichtlich demonstrativ in die falsche Richtung. Denn: wer steht denn da hinten an die Wand gelehnt? Ist das ein Groupie mit Handy in der Hand, das auf den Einsatz wartet? Eine nichtöffentliche Person, deren Gesicht eigentlich verpixelt gehört? Das wären doch Recherchen, die einem «Blick+» gut anstünden.

Aber eben, auch hier heisst es «***NO CREDIT***» beim Foto, auch das wurde dem Qualitätsorgan zugespielt.

Schauen wir uns mal die +-Ausbeute am Montag an. Da wäre mal diese versemmelte Story. Dann ein Interview mit dem «EasyJet-Europachef». Hoffentlich hat «Blick+» für diesen Werbespot Geld kassiert: «Haben Sie auch mehr Flüge im Angebot? – Was sind die beliebtesten Ziele der Schweizer? – Sie lancieren ein eigenes Reiseportal. Was muss man dazu wissen?»

Heisst + also, dass hier das verbraten wird, was früher Publireportage hiess? Und sonst? Nun, bereits der dritte «Blick+»-Artikel ist nicht mehr ganz taufrisch, er stammt vom 18. Juni. Wenn «Blick+» diese Schlagzahl beibehält, wird es dann etwas eng mit den versprochenen «200 exklusiven Storys pro Monat». Denn das wären im Schnitt zwischen 6 und 7. Pro Tag.

Was «Blick+» nicht beantwortet: kriegt man sein Geld zurück, wenn nicht plus, sondern minus geliefert wird? Da erwarten wir einen «Ratgeber-Artikel», der «diese brennendste Frage» beantwortet. Angeblich «präzise, verlässlich, lebensnah».

Aber immerhin: für Spass, Tollerei und Gelächter ist schon mal gesorgt.

Ob «Blick+» allerdings auch mal so viele begeisterte zahlende Gäste haben wird?

(Screenshot «Blick+»)

Ein Ratgeber über Ratgeber

Hoher Nutzwert, Leser-Blatt-Bindung, Kompetenz zeigen. Mach einen Ratgeber draus.

Jedes Mal, wenn eines der obigen Stichworte in einer Videokonferenz der zu Hause arbeitenden Medienschaffenden fällt, weiss einer der Teilnehmer, dass es ihn nun treffen wird. Meistens den, der für sonst nicht viel zu gebrauchen ist. Aber das weiss er natürlich nicht.

Ratgeber gibt es in jeder Preislage, jedem Niveau und über jedes Thema. Sex, Geld, Gesundheit, Konsum. So lautet die Hitparade der beliebtesten Themen. Für Sex ist natürlich der «Blick» zuständig. Seit der unvergessenen Marta Emmenegger, die als «Liebe Marta» rau, aber herzlich zur Institution gereift, über Jahrzehnte Aufklärungsarbeit leistete.

Ihre Nachfolgerin Caroline Fux beweist, dass trotz Internet und der möglichen Befriedigung aller Neugier letztlich die Fragen von Jugendlichen und Erwachsenen nicht wahnsinnig anders sind als zu Martas Zeiten. Untreue, Grössenvergleiche, Ängste, unerfüllte Wünsche, es bleibt sich alles gleich.

Das Thema Geld ist von vielen beackert

Zum Thema Geld fühlen sich viele berufen. Vom Geldonkel, der angeblich todsichere Tipps gibt, wobei sich der Leser niemals fragt, wieso er die nicht für sich behält, damit ein Vermögen macht und statt Geldonkel zu spielen, auf der eigenen Yacht in den karibischen Sonnenuntergang schippert.

Aber auch die NZZ kann sich gelegentlich nicht zurückhalten. Aktuelles Beispiel: «Investmentfehler: Diese vier Irrtümer kosten Privatanleger Milliarden». Aber hallo, da wollen wir doch mal schauen, wie diese Milliarden eingespart werden können. Aber leider müssen wir feststellen, dass auch hier weder der Autor, noch die NZZ zu Milliardären geworden sind, bei so viel Einsparpotenzial.

Denn hier wird nur eine dünne Wassersuppe gekocht. Aus Plattitüden und Aufgewärmten. Das fängt schon bei der Einleitung an. «Für langfristige «Buy and hold-Investoren» sind Investmentfehler besonders verheerend.» Ach was, und warum? Na, Dummerchen, deren Wirkungen kumulieren sich über die Jahre. Muss man erst mal herausfinden.

Auch die Irrtümer sind kalter Kaffee, frisch serviert

Vielleicht winkt für diese Erkenntnis noch nicht der Wirtschaftsnobelpreis, aber schauen wir uns doch die Irrtümer mal genauer an. Aktive Fonds brächten mehr Rendite als passive. Tja, wer noch nicht selbst darauf gekommen ist, dass aktive Fonds zuerst noch die Managementkosten einspielen müssen, zudem oft von Pfeifen bewirtschaftet werden, die sogar unterhalb von passiven Fonds performen, der ist nun wirklich selber schuld.

Die übrigen Irrtümer: Aktive Fonds würden vor Kurseinbrüchen schützen, vergangene Performance sei Garant für die zukünftige, die Börsenkurse würden die Zukunft bewerten. Da schnarcht ja selbst der hoffnungsfrohe Anfänger an der HSG weg. Wobei der letzte Irrtum im Grunde keiner ist. Natürlich tun sie das, zum Teil, abgesehen von all den Blödis, die auch hier für zukünftige Kursentwicklungen die Vergangenheit untersuchen.

Eine leuchtende Ausnahme

Aber es gibt eine leuchtende Ausnahme. Ein immer noch auflagenstarkes Blatt, dass seit vielen Jahren zur Anlaufstelle für Rat und Tat in fast allen Lebenslagen geworden ist. Natürlich, die Rede ist vom «Beobachter». Für Abonnenten kostenlos, ansonsten zum Selbstkostenpreis wird hier geholfen. Von Rechtsstreitigkeiten über das richtige Abfassen eines Testaments. Von Eheproblemen, Problemen mit renitenten Sprösslingen bis hin zu medizinischen Fragen.

1926 gegründet, mit einer Auflage von über einer Viertelmillion und einer Reichweite von über 800’000 Lesern eine Institution, die im Grossen und im Kleinen mit einem Beraterteam hilft.

Das Schumacher-Imperium

Ein eigenes Imperium hat sich der Rechtsanwalt René Schumacher aufgebaut. Mit seinem K-Tipp erreicht er sogar über 900’000 Leser, die Konsumenteninfo AG ist stark genug, im Alleingang die Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative zu stemmen. Er ist sozusagen der King der Konsumentenratgeber, bestreicht aber auch mit dem Gesundheitstipp oder mit einem Wohnratgeber andere Bereiche.

Insgesamt erreicht Schumacher über 2 Millionen zahlende Leser, ohne dass er oder sein Verlag gross in den Schlagzeilen wären. Dagegen stinken natürlich alle anderen Ratgeber, ob gross oder klein, gewaltig ab.

So wie man sich bei den Geldratgebern fragt, wie unabhängig die denn sind und ob sie den Geheimtipp Aktie X wirklich ganz uneigennützig geben und nicht über Strohmänner Frontrunning machen, so fragt man sich, woher diese Konsum-Tester das Geld für all die getesteten Produkte haben – oder verdienen.

Woher nehmen die Konsum-Ratgeber das Geld für die Tests?

Natürlich ist der Ruf restlos ruiniert, sollte sich herausstellen, dass Produkt Y deshalb auf dem ersten Platz gelandet ist, weil der Hersteller per Inserat oder verdeckt dafür gelöhnt hat. Kommt vor, wobei seriösere Konsumtester ihr Geld damit verdienen, dass anschliessend die «Testsieger» das Ergebnis samt Logo des Testers nicht gratis verwenden dürfen. Sondern nette Summen abdrücken müssen.

Also gilt wohl der Ratschlag für (fast) alle Ratgeber: Wer sie braucht, wer ihnen vertraut, der sollte sich dringend beraten lassen. Wegen Leichtgläubigkeit.

 

 

Ein Ranking der Lebensexperten

Ratgeberexperte ist kein geschützter Titel. Das merkt man.

Expertenantworten zu Lebensfragen werden gierig gelesen wie die Lottozahlen. Es ist eine Mischung aus Voyeurismus und Mitgefühl. Und ja, bei manchen Antworten kann man dann doch etwas lernen. Und sei es nur für den nächsten Smalltalk oder gar die sich anbahnende Ehekrise. Emma Amour (natürlich ein Pseudonym) auf watson.ch nimmt die FragestellerInnen ernst und spricht offen über Tabuthemen. «12 Tipps, wie Du einen Mann oral befriedigst (dankt mir später)» ist ein anschauliches Beispiel.

Emmenegger und Fux

Caroline Fux vom Blick führt weiter, was die «Liebe Martha» Emmenegger ab 1980 erfunden hatte. Eine Enttabuisierung sexueller Themen in der Schweiz. Schon vorher, 1969, startete eine ähnliche Rubrik im «Bravo». Generationen von Jugendlichen lasen die Fragen und Antworten von «Dr. Sommer». Erster «Dr. Sommer» war der Düsseldorfer Psychotherapeut Martin Goldstein. 15 Jahre leitete er die Rubrik. Gegenüber rtl.de sagte Sozialpädagoge Klaus Mader kürzlich, noch heute bekomme das «Dr. Sommer»-Team immer noch 200 bis 250 Anfragen in der Woche.

Schneider, Fischer, Ihde

Beim Tages-Anzeiger beantwortet Psychoanalytiker Peter Schneider regelmässig Leseranfragen. Es geht selten um Sex, sondern mehr um Verhaltenstipps, um Zwischenmenschliches, um Kniggefragen. Hin und wieder mit einem Augenzwinkern, aber durchaus ernsthaft beantwortet.

Nach wie vor betreibt der Tagi auch eine monatliche Ratgeberseite über das Arbeits, Sozial- und Familienrecht. Verantwortlich ist hier die Juristin Andrea Fischer. Ganz oben in der Kaiserkategorie bei Rechtsproblemen steht aber der Beobachter. Seitenlang werden Fragen übers Erben, Bschiss bei Online-Bestellungen oder das Arbeitsrecht beantwortet. Zudem hat Facharzt Thomas Ihde (Psychiatrie und Psychologie) eine ganze Seite zur Verfügung, um einfühlsam und umfassend zu helfen. Aktuelles Thema: «Ich habe 70 Jahre als Mann gelebt und merke, dass ich eigentlich eine Frau bin. Was kann ich tun?»

Verspotten als Auftrag

Schon ein bisschen schwieriger wird’s bei der Rubrik «Fragen Sie Dr. M./ Der Experte für alle Lebenslagen» in der Weltwoche. Es sind eindeutig freihändige, subjektive Antworten, die oft eine politische Einfärbung haben. Aber egal. Nur schon die Illustration mit einem überzeichneten Psychologen zeigt die «Unernsthaftigkeit» der Antworten. In diese Kategorie fallen auch die nächsten Beispiele. Michèle Roten und Thomas Meyer. Beide sind als Lebensfragenbeantworter tätig. Thomas Meyer (Autor der beiden Wolkenbruch-Bücher) ist seit 2014 beim Sonntags-Blick. Er gibt Antworten auf «alle möglichen und unmöglichen Lebensfragen». Eine Frage lautet beispielsweise, was man einem Freund antwortet, der zum Verschwörungstheoretiker geworden ist. «Ein Affront, auf den nur mit dem totalen Bruch zu antworten ist», so das Zitat, das dem Leser am meisten bleibt. Die Antwort ist virtuos formuliert, geht aber am Kern der Frage vorbei. Sie ist ein wenig gar herzlos und lebensfremd. Es scheint, wie wenn für den Schriftsteller einfach ein Betätigungsfeld erfunden wurde.

Vollends Nonens ist die Rubrik «Helpdesk», mit der Michèle Roten beim Tages-Anzeiger reaktiviert wurde. Für das Magazin schrieb die mittlerweile 41-Jährige zwischen 2005 und 2014 die Kolumne Miss Universum. Damit sorgte sie schweizweit für Furore. Seit wenigen Wochen ist sie nun als Lebensberaterin beim Züri-Tipp tätig. Am Donnerstag ging sie auf die Frage eines Baslers ein, der sich fragt, warum er jeden Tag auf seinen Dialekt angesprochen werde.

Sie gibt zehn Kurzantworten zum Auswählen, natürlich eine origineller als die andere. Etwa die: «Weil wir hoffen, dass Sie gleich ein Piccolo aus dem Ärmel zaubern und uns was vorflöten.» Für die Leserschaft ein Gaudi, für aufrichtige Ratgeber-Experten etwas daneben.