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Schawi und die Radiozwerge

Wie halten es die Lokalradios mit den Nachrichten?

Radiopionier und Ewig-Pirat Roger Schawinski weiss, wie man «zuerst die gute Nachricht» spielt. Sein «Radio Alpin» hat gerade dem Lebrument-Clan die Konzession für die Süostschweiz weggeschnappt. Nächstes Jahr soll’s losgehen, falls die Einsprache erwartungsgemäss abgeschmettert wird.

Machte Schlagzeilen. Wie immer bei Schawi einiges an Häme, aber auch Lob. Kaum war das verklungen, sozusagen versendet und versandet, neue News aus dem Hause «Radio 1». Ganz erwachsen trennt sich das von seiner Nachrichtencrew, immerhin sechs Nasen.

Ein Teil von Schawinskis Begründung leuchtet ein: Pushmeldungen, unzählige Newsportale im Netz, da hat das klassische Gefäss der Pflichtnachrichten zu jeder Stunde deutlich an Ausstrahlung verloren. Dass Trump auch die zweiten Vorwahlen gewonnen hat, das kann jeder in beliebiger Länge und Geschwindigkeit überall abrufen, da braucht es nicht mehr den Radio-Newssprecher.

Allerdings kann und will «Radio 1» nicht vollständig auf News verzichten. Das hat zum einen mit der Konzession zu tun. Und zum anderen mit doch vorhandenen Hörgewohnheiten. Sonst wäre es ja nur konsequent gewesen, mit der Abschaffung der Redaktion auch die klassischen Newsbulletins abzuschaffen.

Nun mäkeln die wenigen anderen noch unabhängigen Lokalradios daran rum, dass eben die lokale Berichterstattung ein Asset sei, auf das man nicht verzichten könne. Was wiederum eine indirekte Kritik an den beiden Privatradiomonstern CH Media und Energy darstellt. Denn alleine CH Media bedient mit seiner Einheitssauce 12 eigene und 4 Fremdsender. Dagegen haben die x Kopfblätter von Tamedia und CH Media immerhin noch Rumpf-Lokalredaktionen, die den Einheitsbrei aus Aarau und Zürich noch mit Lokalkolorit aufhübschen.

«Radio Top», «Radio Zürisee», «Radio Basilisk», die drei wollen an der eigenen Nachrichtenredaktion festhalten, sich allerdings auf lokale News konzentrieren. Wird spannend zu sehen, wie lange sie noch solche Werbespots senden: «Was in ihrer Region geschieht, erfahren unsere Hörerinnen und Hörer nach wie vor am schnellsten bei Radio Top.»

Denn wie bei den grossen Brüdern und Schwestern im Print gehen natürlich auch an den Privatradios die harten Zeiten mit Werbe- und Hörerschwund nicht spurlos vorbei. Wobei: alle Privaten zusammen erreichen immerhin 2,4 Millionen Hörer, Platzhirsch SRG 2,5 Millionen. Dabei ist die SRG der einzige Sender, der überregional beschallen darf.

«Radio 1» läuft dabei mit weniger als 100’000 Hörern unter Kleingruppenstation; die Platzhirsche «Pilatus» und «Radio 24» («miini Idee xi») haben mehr als doppelt so viele.

Lieblingsjob der Medien

Die Beispiele für Leserverarschung purzeln nur so herein.

Der Beitrag vom «Blick» zum Thema: kann man so oder so sehen. Kleine Hilfe für den verwirrten «Blick»-Leser: Das KOF ist meistens doof und muss seine Prognosen regelmässig korrigieren …

Man muss schon sagen, «20 Minuten» befasst sich mit den letzten Fragen der Menschheit, mit ungelösten Rätseln, die die Jahrtausende überdauerten, seit der Neandertaler das erste Mal dem Thema Körperhygiene nähertrat und sich die Hände abwischte, nachdem er ein Mammut verspeist hatte. Aber erst sehr viel später begann er damit, etwas gegen Achselschweiss zu unternehmen.

Das hier ist nun eine absolute Null-Meldung; richtig aus «watson». Natürlich gibt es Beschwerden gegen solche Sendungen, ist doch sonnenklar. Ganze vier seien beim Ombudsmann der SRG eingegangen. Soweit, so gähn. Was wird genau beanstandet, hat das Hand und Fuss? Sobald die interessanten Fragen beginnen, sagt «watson»: öh, das wissen wir doch auch nicht. Das ist echte Leserverarschung mit Anlauf.

Und nun als Absackerchen die Lieblingsbeschäftigung der Journalisten: mit sich selbst, über sich selbst, gegen die anderen.

Gleich ein Team und eine Einzelkämpferin befassten sich mit einem wirklich weltbewegenden Aspekt der Läderach-Affäre. Die liegt bereits in den letzten Zügen, noch ein wenig «ich auch», noch Zusammengekehrtes («wie viele solcher Schulen gibt es in der Schweiz?»), und tschüss.

Aber vorher noch:

So titelt CH Media in seinen unzähligen Kopfblättern. Und erzählt die Geschichte nach, die Roger Schawinski auf seinem «Radio 1» erzählte. Er habe den Chef des Zürcher Film Festivals (ZFF) Christian Jungen am Freitagabend angerufen und davon überzeugt, den Dok-Film anzuschauen. Das habe den sensiblen Mann so geschüttelt. dass er bis spätnachts nicht habe schlafen können, erzählte Schawinski weiter. Und schon am Samstag trennte sich das ZFF von seinem «Partner» Läderach.

CH Media gibt sich erstaunt: «Am Freitag hatte sich das ZFF noch selbstbewusst hinter seinen Sponsor gestellt. Gegenüber verschiedenen Medien wurde betont, man stehe «voll und ganz zur Partnerschaft mit Läderach».» Und dann das. Dabei hätte das ZFF doch wissen müssen, dass Läderach nicht ganz unumstritten sei.

Mit etwas spitzeren Fingern fasst Nina Fargahi (Ex-«Edito») das Thema an. Ihr Artikel für die vielen Kopfblätter von Tamedia beginnt mit einer Einleitung, die man jedem Journalistenschüler um die Ohren hauen würde: «Die Ereignisse überschlagen sich …» Was für eine Leserverarschung; hier überschlägt sich nichts, von Ereignissen ganz zu schweigen.

Überschlagen tut sich höchsten Fargahi: «Radiomacher Roger Schawinski will eine Rolle gespielt haben. Das sagt er zumindest in seiner letzten Sendung «Roger gegen Markus».» Darauf habe schon seit Streitpartner Markus Somm ironisch reagiert: «Dieser fasst spöttisch zusammen: «Roger Schawinski war also entscheidend für diesen Boykott.»»

Worauf sich die beiden verbal gebalgt hätten. Dann rapportiert Fargahi, dass Jungen doch tatsächlich die Aussagen von Schawinski bestätigt habe; er sei aber nicht für das Sponsoring zuständig. Das lässt die Recherchierjournalistin so stehen, weil das wieder Zweifel an der Bedeutung der Rolle von Schawinski lässt. Dabei ist es lachhaft, dass der Big Boss des Festivals solche Entscheide nicht anordnen kann.

Vielleicht ist man bei Tamedia immer noch nachtragend, weil man vor vielen Jahren das TV- und Radioimperium von Schawinski zu einem exorbitanten Preis übernahm – und anschliessend gewaltig abschreiben musste.

Halt einer der vielen Fehlentscheide des Hauses. Aber noch lange kein Grund, dass sich gleich die beiden Duopolisten im Deutschschweizer Zeitungsmarkt («Blick» kann man ja nicht wirklich ernst nehmen) darum kümmern, ob und wie und wie wichtig eine Intervention von Schawinski gewesen sei. Das interessiert ausser ihm selbst und die Journaille nun eigentlich niemand wirklich. Aber wenn Journalisten über Journalisten schreiben können, und erst noch leicht hämisch, dann ist die Versuchung übergross.

Und der zahlende Leser fühlt sich mal wieder verarscht.

Federlesen

Wie reagiert die Journaille auf das Canonica-Gespräch?

An ihren Reaktionen werdet ihr sie erkennen. Ziemlich genau ein Monat ist vergangen, seit Anuschka Roshani im «Spiegel» eine Breitseite abfeuerte. Seither fand im Wesentlichen eine Hatz auf Finn Canonica statt. Bis dann langsam der Wind drehte. Die NZZ begann, die Konkurrenz in die Pfanne zu hauen («Glaubwürdigkeit verspielt»).

Allerdings sparte das Blatt mit dringend nötiger Selbstkritik. Nun berichtet es «Roger Schawinski empfängt den ehemaligen «Magazin»-Chef Finn Canonica». Nicht ganz faktensicher («Anfang März hat das deutsche Magazin «Der Spiegel» einen Gastbeitrag von Canonicas ehemaliger Mitarbeiterin Anuschka Roshani veröffentlicht») fängt Lucien Scherrer an. Es war Anfang Februar, aber Scherrer hatte auch schon behauptet, die beiden hätten bis 2021 bei Tamedia gearbeitet (es war bis 2022) und Daniel Binswanger sei Canonicas Stellvertreter gewesen (war er nicht). Und es gäbe da anonyme Quellen, die …

Aber item, nun präsentiert sich der Fall plötzlich «komplizierter», nachdem auch die NZZ unkompliziert mitgekeilt hatte. Präsentiert Scherrer nun wenigstens dringend nötige Selbstkritik? Nicht wirklich, stattdessen: der «einst angesehene» Canonica habe es leicht, «sich vor allem als Opfer zu inszenieren». Zu inszenieren? «Viel mehr Selbstkritik» sei «im «Doppelpunkt» nicht zu hören», es blieben «einige Ungereimtheiten und Vorwürfe unausgesprochen oder unbeantwortet». Schliesslich: «Tatsächlich gibt es einiges zu klären.» Aber offensichtlich nichts vor der eigenen Haustür aufzuwischen. Und wieso hat denn die NZZ nicht schon längst einiges geklärt? Sackschwach, um ein Lieblingswort von Schawinski zu bemühen.

Etwas neutraler zitiert persönlich.com Auszüge aus dem Exklusiv-Interview auf Radio 1. Nau.ch übernimmt einfach die inzwischen gebastelte SDA-Meldung. Sie bemüht sich um Neutralität, abgesehen von einem kleinen Seitenhieb: «Roger Schawinski gab sich im Interview ungewohnt zahm.» Vielleicht wollte er, im Gegensatz zu fast allen anderen Medien, nicht auf einem am Boden Liegenden noch herumtrampeln …

Der «SonntagsBlick» durfte schon vorher in die Sendung reinhören und machte daraus einen Kommentar des stellvertretenden Chefredaktors, der sich auch um Objektivität bemüht, bis er den beiden eine «gewagte Verschwörungstheorie» unterstellt. Dabei ist es keine Verschwörung, dass der Ehemann von Roshani der Besitzer des Verlags «Kein & Aber» ist, in dem viele Magi-Mitarbeiter Bücher publizieren, was es ihnen eher schwer machen würde, sich öffentlich gegen die Frau ihres Verlegers zu stellen.

CH Media, bislang sehr unglücklich agierend in der Berichterstattung über die Roshani-Affäre, hält sich bedeckt und zitiert nur etwas den SoBli. Dort will man sich offenbar keine zweite erzwungene Entschuldigung für eine neuerliche Falschmeldung einhandeln.

«Tages-Anzeiger», Tamedia, alle «Magazin»-Mitarbeiter, die «Republik», alle Wäffler, die sofort mit einer Vorverurteilung zur Hand waren und ein weiteres Mal auf die Unschuldsvermutung schissen? Alle Krakeeler in den asozialen Medien, die sich mit Bekundungen des Abscheus über diesen neuerlichen Fall von widerlichen männlichen Übergriffen, von Sexismus, Mobbing, Opfer Frau, nicht einkriegten?

Alle Vorverurteiler, alle, die angebliche weitere, aber leider anonyme Quellen zitierten, die behaupteten, es sei alles noch viel schlimmer gewesen? Schweigen. Tiefes Schweigen.

Ein Hinweis auf die entlarvende Recherche im «Schweizer Journalist»? Nirgends. Wie wird dort ein «Magazin»-Redaktor zitiert? Nach dieser Berichterstattung, an der er fast verzweifelt sei, glaube er in den Medien nur noch Berichte, die er selbst recherchiert und geschrieben habe.

Wäre es nun nicht der Moment für etwas Selbstkritik? Für Eingeständnisse? Für eine Entschuldigung Richtung Canonica? Für eigene Recherchen, was denn nun wirklich zutrifft und was nicht? Wo und warum man ungeprüft üble Nachreden übernahm? Wäre es nicht der Moment für eine Sanktion all der journalistischen Stümper, die entweder angebliche Quellen selbst erfanden oder der wohl einzigen Quelle auf den Leim krochen? Angefangen bei Salome Müller?

Doch, das wäre der richtige Moment, verspielte Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, indem man genauso schonungslos über sich selber zu Gericht sitzt, wie man das gegenüber Canonica tat.

Aber das Elend der Medien ist so gross, dass sie auch diese Chance ungenutzt lassen. Verbohrt, arrogant, beratungsresistent, uneinsichtig, kindisch. Ein Vogel Strauss neben dem anderen, so weit das Auge reicht.

Panoptikum der Pöbler

Kleiner Scherz am Rande. Ins tiefe Schweigen japsen Kümmerlinge.

Auf Twitter haben sich schon manche um Kopf und Kragen getwittert. Es gibt allerdings auch solche, bei denen oberhalb des Kragens nicht viel zu verlieren ist. Dazu gehört beispielsweise Benjamin von Wyl.

ZACKBUM musste sich schon mehrmals dieser Unzierde des Berufs annehmen, zuletzt auch im Zusammenhang mit dem Fall Roshani. Offenbar hat der Herr, zu seinen übrigen bedauernswerten Eigenschaften hinzu, auch noch ein Glaskinn:

Immerhin, im Anfang «… weiss ja auch nicht alles» steckt ein Körnchen Wahrheit.

Wenn man versucht, von Wyl mit naheliegenden Fragen an die Realität heranzuführen, reagiert er störrisch:

ZACKBUM sei beleidigend und behandle «insbesondere Weibliche Menschen unfair»? Das müssen wir beleidigt zurückweisen: ZACKBUM behandelt auch männliche Menschen, wie sie es verdienen. Wie man hier sieht.

Völlig verpeilt ist Reda el Arbi, dem ZACKBUM-Leser auch nicht unbekannt:

Dem muss man alles immer gaaaanz laaaangsam erklären, obwohl er’s auch dann nicht kapiert. Nein, Canonica gab dem SoBli kein Interview. Nein er nimmt ausdrücklich nicht eine Opferrolle ein. Das könnte man alles auf Radio 1 im «Doppelpunkt» nachhören. Aber eben, muss man können. Dafür kann El Arbi Fremdwort. Maligner Narzisst, aber hallo. Woher er diese Diagnose wohl kennt?

Dass sich die «Republik» mit Halbwahrheiten, Pöbeleien und Ablenkungsmanövern durchschwindelt, ist schon länger bekannt. Schliesslich war ihr aktueller Chefredaktor a. i. Daniel Binswanger langjähriger Kolumnist im «Magazin», arbeitete auch Daniel Ryser dort. Beide waren beim Rumpler 2014 ausgesprochen solidarisch mit Canonica, Ryser erklärte sogar noch zwei Jahre später Kritiken als Ausdruck von Neid.

Aktuell prügelt aber die «Republik» auf Tamedia und insbesondere auf die «SonntagsZeitung» ein, obwohl die nun nichts mit dem Fall Roshani zu tun hat. Aber sehr viel damit, dass eine weitere aufgeblasene Skandalgeschichte der «Republik» über angebliches Mobbing an der ETH platzte.

Dass nebenbei noch die Entlassung eines Lokalredaktors tatsachenwidrig erzählt wird, damit sie ins «Republik»-Narrativ passt, geschenkt. Auch hier zeigt das Organ der guten Lebensart, dass ihm eine wirklichkeitsnahe Berichterstattung sehr fern liegt.

Dann gibt es noch Trittbrettfahrer:

Dominik Gross, heute bei «Alliance Sud» und der «Republik» unterwegs, bezeichnet sich als «Reporter beim Magazin» im Jahr 2014. Unter einem seiner ganz wenigen Artikel aus diesem Jahr steht, dass er «redaktioneller Mitarbeiter» war. Auf Anfrage begründet er das so: «Ich war halt beides: redaktioneller Mitarbeiter und Reporter (als (Mit-)Verfasser von Reportagen und Interviews).» Was er so «auf der Redaktion miterlebte», muss wohl sein süsses Geheimnis bleiben. Denn er ignoriert diese Frage und führt nur aus: «Ich war regelmässig auf der Redaktion an der Werdstrasse anwesend. Im üblichen Rahmen eines Reporters/redaktionellen Mitarbeiters mit einem 60%-Pensum. Dazu kamen einige Arbeitstreffen mit Redaktionsmitgliedern, Reporterkolleg:innen und dem Chefredaktor ausserhalb.»

Mindest so lustig und bezeichnend ist aber das tiefe Schweigen so vieler, die nach der Veröffentlichung der Anschuldigungen Roshanis in höchster Erregung krähten. Besonders peinlich ist dabei Franziska Schutzbach, die sich nach der üblichen Suada über männlichen Sexismus ein Schweigegelübde auferlegte, weil ihr Partner beim «Magazin» arbeitet und sie daher «familiär betroffen» sei. Immerhin, es darf auch gelacht werden.

Roschee macht UKWeh

Kehrtwende: UKW bleibt. Zumindest bis Ende 2024. Eins zu null für den Radiopionier.

Man soll alte Löwen nicht unterschätzen. Als Roger Schawinski seinen Feldzug gegen die Abschaltung der UKW-Übertragung der Schweizer Radiostationen begann, war ihm Häme und Belustigung gewiss.

Wanner Junior, Beruf Sohn, Funktion Chef der Radiostationen im Wanner-Imperium, mokierte sich über die Rebellion gegen die Abschaltung; da sei einer in der Vergangenheit steckengeblieben. Seither ist er verstummt.

Der Präsident des Verbandes der Schweizer Privatradios hat inzwischen Kreide gefressen. «Roger Schawinski hat sicher eine Diskussion ausgelöst und das Thema in die Politik gebracht», sagt Jürg Bachmann neuerdings.

Über 60’000 Unterschriften unter einer Petition, die damals verantwortliche Bundesrätin Doris Leuthard wie auch ihr Vorgänger Moritz Leuenberger sprachen sich für eine Marschhalt und gegen die Abschaltung aus, das wirkte.

Ende August wird sich die zuständige parlamentarische Kommission des Nationalrats nochmals über das Thema beugen.

Und was sagt Roger Schawinski; ist die Schlacht schon gewonnen – oder war es erst ein Etappensieg?

Er will nun die SRG in die Pflicht nehmen, die bislang vornehm zur ganzen Debatte geschwiegen hat; seine vollständige Stellungnahme zuerst auf ZACKBUM:

«Dieser Entscheid zeigt, wie unnötig, unüberlegt, umweltschädlich und konsumentenfeindlich der überstürzte UKW-Abschaltplan der SRG und der Privatradios war. Das neue Abschaltdatum von Ende 2024 berücksichtigt jedoch in keiner Weise den Kern der Problematik.

Sie bezieht sich nicht auf die reale Radionutzung, die allein entscheidend sein sollte, sondern auf das Auslaufen der privaten Radiokonzessionen.

Doch auch bei der Vergabe der neuen Konzessionen muss man der technischen Entwicklung Rechnung tragen, denn auch 2024 werden wohl über eine Million von Schweizer Autos keinen DAB-Empfang haben. Sie alle werden auch in Bezug auf die Verkehrssicherheit noch während Jahren auf UKW angewiesen sein.

Die Politik ist aufgefordert, sich in diesen Prozess einzubringen und ihn nicht den privaten Radioveranstaltern zu überlassen, die ihre Konzessionen erhalten haben, um eine optimale Servicefunktion für die Gesellschaft und die Bedürfnisse der Radiohörer zu erbringen.

Auch die SRG muss sich jetzt aktiv in diese Diskussion einbringen, die sich bisher konsequent hinter den privaten Radioveranstaltern versteckt hat.

Als Monopolanstalt soll sie ihren Versorgungsauftrag für die gesamte Bevölkerung berücksichtigen, und diese betrifft nicht nur die Senderseite, sondern im gleichen Masse die Empfangsmöglichkeiten eines wichtigen Teils der Radiohörer.»

Das hört sich sehr nach einer Fortsetzung an.

 

 

René Zeyer schon wieder auf Radio 1

Als erster Ersatz von Markus Somm eingewechselt, gab ZACKBUM-Macher René Zeyer einen ordentlichen Einstand.

Seit gut zehn Jahren gibt’s ihn schon, den Zank-Talk Roger gegen …. auf dem Zürcher Lokalsender Radio 1. Die ersten vier Jahre holte sich hier Roger Köppel sein Rüstzeug für höhere Weihen, etwa im Nationalratssaal und für sein «Weltwoche daily». Seither ist Markus Somm Sparringpartner von Roger Schawinski, wenn er denn nicht krank oder in den Ferien ist. Letzteres trat nun, so zumindest die offizielle Version, gestern Montag ein. Zum Glück erinnerte sich Roger Schawinski an einen höchst vergnüglichen Doppelpunkt vor einigen Wochen. Da befragte er nämlich René Zeyer von ZACKBUM.ch

Gestern also die Premiere von Roger gegen René. Die beiden gaben sich durchaus Saures. Themen waren die «Diktatur» in Bern, die von der SVP geforderte Beizenöffnung, das Abkommen mit Indonesien und das geplante Burkaverbot. Begonnen hatte das 30-minütige Gespräch mit einem Paukenschlag. «Marxist», antwortete Zeyer auf Schawinskis Frage nach seiner politischen Verortung.

Dank René Zeyer war die Rolle der Medien, etwa bei Corona, stärker ein Thema als üblich. Das muntere Gespräch ist hier nachzuhören. Soviel sei – Achtung Spoiler – verraten: Die Meinungen von Roger und von René divergieren nicht so sehr wie jene von Roger und Markus.  Die Frage bleibt, wie René Zeyer diesen Einstand zu nutzen weiss. Der Zank-Talk bei Schawinski war für Köppel Trittbrett in die Politik, für Somm der Start in die Selbstständigkeit als Nebelspalter-Herausgeber.

Mittendrin statt nur dabei

persoenlich.com: Wie ein Branchenportal zum Symbol der Krise wurde.

Eine wichtige Einleitung: Als Kind war ich ein grosser Fan von Kugelstösser Werner Günthör. Im Sommer 1988 warf ich mit meinem Freund Röbi schwere Steine in den Garten unseres Nachbars. Ich war Werner, Röbi war Ulf Timmermann (DDR). Mächtige Männer beeindruckten mich ungemein.

Matthias Ackeret auch. Dem Doktor der Rechte imponieren meinungsstarke Männer. Ackerets Hochachtung vor Christoph Blocher, Roger Schawinski und Martin Walser ist aufrichtig, fast schon verklärend. Er selber schwingt selten die schwere Wortkeule. Ackeret versucht ständig, zu erklären und zu schlichten. Auf die Dauer macht das ein bisschen aggressiv.

Auf «Radio 1» führt er mit dem Moderator Marc Jäggi eine wöchentliche Diskussion: «Shortlist». Wenn die beiden miteinander diskutieren, ist das nur in den seltensten Fällen ergiebig. Das Problem: Beide denken gleich. Es kommt deswegen gar nicht zu einer richtigen Diskussion, das ist Jäggi und Ackeret bewusst. Und so versuchen sie manchmal Disharmonie vorzuspielen. Beispiel letzte Sendung. Es ging um die Einführung des Frauenstimmrechts vor 50 Jahren:

Marc Jäggi: Was war das früher für eine Mentalität? (…) Offenbar hatten die Männer damals Angst gehabt, oder, oder, oder, äh, oder was ist das Problem gewesen?
Matthias Ackeret: Ja, das ist sicher Angst gewesen, vor dem starken Geschlecht, hehehe
Marc Jäggi: Hehehe

Wenn ich den beiden zuhöre, erinnere ich mich häufig an meine Steinwürfe vor über 30 Jahren. Das Format «Shortlist» ist ein weiterer Beweis, dass nach Schawinski und Blocher niemand mehr etwas zu erzählen hat. Wahrscheinlich entspricht «Shortlist» dem Zeitgeist und wahrscheinlich mögens die Zuhörer.

Auch auf seinem Portal «Persönlich» erzählt Ackeret keine brisanten Geschichten. Zu sehr ist der Chefredaktor eingespannt zwischen Interessensabwägungen und heiklen Dossiers. Das zeigt sich exemplarisch in der Bekanntmachung, ein Sonderheft zum Start von Watson Romandie herauszugeben. Wer das macht, wird nie wieder kritisch und ehrlich über Watson schreiben.

Ist das der Fluch der Zeit? Ja, das ist er. Aber es tut in der journalistischen Brust weh, das Produkt «Persönlich» anzusehen. Gewiss, ein Branchenblatt kann nicht drauflosbolzen. Das hat sich wahrscheinlich auch David Sieber gedacht, der mit seinem «Schweizer Journalisten» aus meiner Sicht krachend gescheitert ist.

Im Grunde genommen ist Ackerets grösste Leistung, Arbeitsplätze für eine Redaktion mässig-begabter Journalistinnen und Journalisten zu bieten. Und das meine ich ohne Häme. So ist es leider.

Die ausgewiesenen Leistungen sind dermassen dürr, dass ich mich immer wieder frage, warum ich eigentlich jeden Tag die Homepage von persoenlich.com aufsuche. In der letzten Zeit wirken die Entlassungen nämlich besonders bizarr: Alle finden es toll, dass sie gerade entlassen wurden. Ein 60-jähriger Moderator geht weg von SRF und will sich journalistischen Projekten widmen, die Karriere eines jungen Kadermitglieds bei «20 Minuten» wird jäh abgeschnitten und der junge Familienvater unkt über seine Gartenleidenschaft.

Wer bei dieser Komödie mitmacht, hat keinen Mut, keine journalistische Neugierde und vor allem: hat nichts zu erzählen. Aber vielleicht ist persoenlich.com nicht nur ein Menetekel, sondern das Symbol der Medienkrise.

AZ Nordwestschweiz halbiert Digitalabo-Preise

Die Zeitungen der AZ Nordwestschweiz kosten digital bald viel weniger.

15 statt gut 30 Franken soll das Digitalabo der AZ Nordwestschweiz-Zeitungen künftig kosten. Dies stellte Chefredaktor Patrik Müller im Doppelpunkt-Interview mit Roger Schawinski vom Sonntag in Aussicht. Aufs Jahr umgerechnet könne man von einer Preissenkung von jetzt gegen 500 auf 200 Franken ausgehen, sagte Müller. Die Werbe-Kampagne solle noch im November starten. Zum erwähnten Zeitungsverbund gehören die Aargauer Zeitung, die Limmattaler Zeitung, die Solothurner Zeitung, das Grenchner Tagblatt und die Basellandschaftliche Zeitung sowie die Partnertitel Oltner Tagblatt und Zofinger Tagblatt.

Leser- statt werbefinanziert

Sonst brachte das Interview auf Radio 1 wenig Neues. Beim Inseratevolumen sei der Rückgang ausser bei der Reisebranche nicht so dramatisch wie befürchtet. Trotzdem kippe der Verteilschlüssel der Einnahmen von 2 Franken von der Werbung und 1 Franken von den Abonnenten ins Gegenteil. Sprich: «Wir werden je länger je mehr leserfinanziert», so Müller. Zur 2018 erfolgten Fusion AZ Medien und NZZ-Landzeitungen konnte Schawinski nicht viel aus Müller herausquetschen. «Da musst Du den CEO oder Herrn Wanner fragen», blieb Müller merkwürdig einsilbig. Oft aber auch erfrischend cool. Etwa, als Schawinski sich sehr herablassend über den für Schawinski unerklärlichen Standort der Zentralredaktion von CH Media im Telliquartier in Aarau äusserte.Unklar bleibt also, warum die NZZ nicht mehr auf eigene Rechte pochte bei der Standortfrage.

Speziell erwähnenswert noch Müllers Einschätzung der eigenen TV-Sender als «Unterhaltung». Ob das die Verantwortlichen von Tele Züri, Tele Bärn und Tele M1 gerne hören? Die Berichte aus Bundesbern sind jedenfalls von erstaunlich hoher Qualität.

Die ganze Sendung vom 1. November 2020 gibt’s hier zu hören.

In einer ersten Version schrieb der Autor von Tele 24. Das ist natürlich falsch. Er meinte Tele Züri.