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Hilfe! Mein Papagei onaniert VII

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch. Heute in Bildern, was Worte nicht fassen können.

 

Wenn die Regenrinne übervoll ist …

… dann ergiesst sie sich durchs Regenrohr in den «Blick». Das sieht dann so aus:

Ganze zwei der härtesten Rechercheure wurden darauf angesetzt. Nur der «Blick» schenkt seinen Lesern dieses Füllhorn voller Lebenshilfe. Nie mehr vor verschlossenen Türen stehen.

Wir sind schockiert. Entrüstet. Sittlich empört. Aber wo soll da das Problem liegen? Denn: «Mein Freund (39) und ich stehen darauf, wenn ich vor ihm mit anderen Männern schlafe.» Das nennt man doch einvernehmlichen Sex, oder nicht? «Mein Problem ist, dass mein Freund das oft möchte. Ich möchte das schon auch, aber nur ab und zu.» Gut, das ist dann natürlich ein Problem. Es gibt zumindest dem Satz «Ich könnt` schon wieder» eine neue Bedeutung.

Eine doppelt genähte Anzeige macht den Kunden und die Leser froh.

Auch CH Media, hier in Form des St. Galler «Tagblatt», widmet sich immer aufmerksamer Unglücksfällen und Verbrechen. Zum richtigen Boulevard fehlen nur noch leichtbekleidete Frauen.

Die Neutralität verbietet es nau.ch, darauf einzugehen, ob die gefundenen Antworten auch tatsächlich aufschlussreich sind, oder nur rhetorische Erfindungen.

Für diese Meldung brauchte es immerhin eine vielköpfige Redaktion bei «blue news». Plus einen Experten. Aber, so sind Experten halt, ja nicht festlegen. «Morgen dürfte es regnen. Aber natürlich nur unter der Voraussetzung, dass nicht die Sonne scheint.» Aber «schleichendes Auseinanderleben» ist wenigstens viel besser als galoppierend, rennend, fliegend. Oder nicht?

 

Hilfe, mein Papagei onaniert II

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

Man ist versucht, sich nostalgisch an die Zeiten in der Berichterstattung über Corona zu erinnern, wo die grossen Medienkonzerne in der Schweiz mit ihren Zentralredaktionen und Zentralmeinungen noch übereinstimmend Orientierungshilfe gaben.

Da war die Welt noch in Ordnung, dem Leser wurde echt geholfen. Was Bundesrat und Behörden machen, ist gut und richtig. Einzig fehlende Strenge und Konsequenz wurde gelegentlich bemängelt. Immer wieder mussten zu rechthaberischen Kommentatoren mutierte Journalisten eingreifen, zurechtweisen, fordern, um sich greifende Fahrlässig- und Verantwortungslosigkeit bemängeln. Wieder und wieder, wozu auch Papageien neigen.

Das waren die Zeiten, als der Bundesrat den lockeren Spruch wagte: «Wir können Corona.» Wie es sich für eine gepflegte Hofberichterstattung gehört, nahm sich der Gesundheitsminister auch die Zeit, einem unterwürfig buckelnden pensionierten Journalisten ein Interview zu gewähren.

Offensichtlich noch geschädigt von dieser in ein Buch gepressten Schleimspur forderte der gleiche Pensionär dann, dass Journalisten gefälligst weniger Interviews machen sollten; das ergebe nur Styropor und aneinandergereihte Worthülsen, meinte Felix E. Müller, aber natürlich nicht in Bezug auf sein Styropormachwerk.

Aber alles Ausdruck davon, dass die Journaille nun endgültig Halt und Orientierung verloren hat. Wie anders lassen sich diese beiden Schlagzeilen erklären?

Gleiche Realität, gleicher Tag, nur zwei verschiedene Blätter.

«Das Virus ist in der Schweiz und weltweit auf dem Rückzug», jubiliert Tamedia. Aber: «Robert-Koch-Institut rechnet mit Anstieg von Coronafällen», auch Tamedia. «22 Prozent weniger Ansteckungen in 7 Tagen», nimm das, du blödes RKI, meint ebenfalls Tamedia.

Wem’s dabei schwindlig wird, der sollte sich doch einfach an die jüngsten Beschlüsse des Bundesrats halten. Der ist nämlich wieder aus den Ferien zurück, hat am Mittwoch jeweils Sitzung und verkündete anschliessend die neusten wegweisenden Entscheidungen. Allerdings fällt es auch hier Medien wie Lesern immer schwerer, diese Weisheiten zu verstehen und zu akzeptieren.

«Der Bundesrat wagt den Machtkampf», er beweise «Rückgrat», klopft ihm Tamedia auf die Schultern. «Der Bundesrat macht einen gefährlichen Fehler», warnt die NZZ; beide Leitorgane sprechen vom Entscheid, Restaurants geschlossen zu lassen und auch Terrassen zu schliessen.

Der «Blick» hingegen denkt ans Geld: «Corona hat 5 Billionen Dollar vernichtet». Der Vorteil solcher Zahlen: kann sich keiner vorstellen, ist sowieso nur eine grobe Schätzung. Aber macht sich immer gut, genau wie die Behauptung, dass schon Konjunkturprogramme in der Höhe von «14 Billionen Dollar» angekündigt seien. Kann man sich noch weniger vorstellen.

Allerdings zitiert der «Blick» Jan-Egbert Sturm, den «Direktor der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF)». Der ist aber der Sturmvogel der verhauenen Prognosen, so musste er unlängst eine doofe Konjunkturprognose um fast 5 Prozent korrigieren. Macht ja nix, hier legt Sturm ein grossartiges Einerseits-Anderseits hin, damit ist er auf der sicheren Seite: «Der Staat soll nicht unnötig Geld ausgeben. Aber die Schweiz kann es sich leisten …» … sinnvoll Geld rauszuhauen. Den schliesslich gäbe es «Teile der Gesellschaft, die das Geld zur Überbrückung brauchen».

Da sieht man mal wieder, wieso sich nicht jeder Papagei dazu eignet, Konjunkturforscher zu werden.

Hilfe, mein Papagei onaniert I

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

Wir beginnen die neue Reihe mit einem etwas, nun ja, speziellen Thema. So für uns Männer:

Schon länger verfolgt Magdalena Pulz aus München für Tamedia einen «bahnbrechenden Schritt für die Gleichstellung». Vor ziemlich genau einem Jahr jubilierte die SZ-Autorin im Tagi plus Kopfblätter: «Gratis-Tampons und -Binden für alle». Zumindest bei den sparsamen Schotten. Kampf der «Period Poverty», wie das alliterierend heisst, also der Periodenarmut.

Denn es gäbe viele Frauen, die zwar menstruieren, aber kein Geld dafür haben, die dadurch entstehende Sauerei mit geeigneten Mitteln aufzufangen. Allerdings, schon Kurt Tucholsky, der alte Macho, wusste: Frauen menstruieren. Wir Männer aber müssen uns rasieren. Und da schenkt uns ja auch keiner eine Rasierklinge; und mit einem Gratis-Tampon, ehrlich gesagt, wüsste ich nichts anzufangen.

Ein weiterer Sieg der Gleichberechtigung

Aber, Tamedia vermeldet einen weiteren Sieg im Kampf um Gleichberechtigung: «Studentinnen in Frankreich erhalten Gratis-Binden». Offenbar soll es auch im Land von «oh la, la» so sein, dass sich viele arme Studentinnen zwischen einer warmen Mahlzeit oder einer hygienischen Regel entscheiden müssten. Von Anstrengungen, auch etwas für arme Männer zu tun, beispielsweise Gratis-Abgabe von Viagra, ist aber keine Rede.

Der Boulevard hält immer den Nutzwert hoch

«So einfach ist shoppen per Video», bemüht sich der «Blick» um hohen Nutzwert für seine Leser. Nun ja, eigentlich ist «Blick» hier nur der Papagei, der nachplappert, was «präsentiert von den Migros Fachmärkten» vorgesagt wird. Ganze «7 Vorteile» hat hier die Ringier-Voliere, Pardon, das «Ringier Brand Studio» eifrig «im Auftrag eines Kunden» herausgefunden.

Die nächste News des «Blick» entspringt leider auch nicht eigener Recherche, sondern purem Nachplappern. Immerhin, ein Papagei würde da die Federn spreizen, der «Blick» rührt die «top secret»-Trommel: «Palast lüftet Geheimnis. Deshalb liegt Prinz Philip im Spital». Hm, vielleicht, weil er mit 99 nicht mehr ganz der Jüngste ist? Weil er über einen seiner geschmacklosen Scherze gestolpert ist? Weil ihm beim Anblick seiner Enkelkinder ganz anders wurde? Nein, «er wird wegen einer Infektion medizinisch versorgt», teilt der Palast mit. Ist halt auch immer so verdammt zugig in diesen Schlössern, und dann erst noch schlecht beheizt.

Das wäre selbst dem schärfsten Papagei zu viel

Kreischend abwenden würde sich hingegen jeder Papagei, der zwar Lust, aber auch Anstand im Leib hat, wenn er diese Schlagzeile sähe: «History Porn Teil LXX: Geschichte in 33 Wahnsinnsbildern». Blöde Frage, das ist natürlich aus «watson». Die Leser fragen sich hingegen ahnungslos: Ist LXX irgend eine scharfe Stellung? Da kann auch ein Papagei nicht weiterhelfen.

CH Media hingegen spielt den Papagei für Ringier, «digitalswitzerland» und alle, die an der E-ID gerne verdienen wollen. «Mehr Chancen als Risiken», wärmt der Konzern in einem «Leitartikel» pro E-ID einen Titel auf, bei dem es selbst dem konservativsten und traditionsbewusstesten NZZ-Produzenten die Schirmmütze lupfen und die Ärmelschoner hochrollen würde. So uralt, verstaubt und verschnarcht ist der.