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Tobler, der Frauenversteher

Ob Andreas Tobler früher Automechaniker war? Vom Tieferlegen hat er viel Ahnung.

Die Seite 3 der «Süddeutschen Zeitung» war mal eine Institution. Anfang der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts erfunden, erschienen hier ohne Unterlass grosse Reportagen, vertiefende Stücke, mit einem Wort: die Anstrengung, Qualitätsjournalismus zu machen.

Im Rahmen der Spar- und Schrumpfmassnahmen bei Tamedia wurde diese Seite 3 auch bei den hiesigen Tageszeitungen eingeführt. Und zu Schanden geritten. Der neuste Anschlag auf eine ehrwürdige Tradition stammt vom bereits mehrfach einschlägig aufgefallenen Andreas Tobler. Auch so ein ungeheuerlicher Heuchler vor dem Herrn.

Als es um einen «künstlerischen» Mordaufruf gegen Roger Köppel ging, zeigte Tobler sehr viel Verständnis dafür. Feige wie solche Wadenbeisser meistens sind, wollte er zu einem ausführlichen Fragenkatalog von mir keine Stellung nehmen und schwieg verbissen. Überhaupt zeichnet er sich durch fehlendes Rückgrat, aber reichlich Feigheit aus. Wird er kritisiert, belfert er ein wenig auf Twitter herum; wird er auch dort ertappt, trollt er sich.

Tobler und Qualitätsanspruch: das ist wie Nitro und Glycerin

Braucht es Konzernjournalismus und Philipp Loser ist gerade unabkömmlich, springt Tobler gerne in die Bresche und hackt auf Jonas Projer ein:

«Als jetziger Chefredaktor bei einem Boulevardmedium wie Blick TV widerspricht Projer auch dem Qualitätsanspruch der «NZZ am Sonntag» – und der linksliberalen Positionierung des Blattes

Wohlgemerkt bevor der auch nur eine Andeutung machte, wie er die NZZaS gestalten will. Beim Wort Qualitätsanspruch im Zusammenhang mit Tobler hat man allerdings das Gefühl, hier spräche ein Blinder übers Farbfernsehen. Den Vogel an Arbeitsplatzsicherung und Lächerlichkeit schoss Tobler aber mit einem Dreiseiter über das richtige Gendern im Hause Tamedia ab. An der Seite der Protest-Rädelsführerin Aleksandra Hiltmann erklärte er  einfühlsam, wie das Inkludieren aller Randgruppen inklusive Frauen sprachlich stattzufinden habe. Als Muntermacher und zum Trainieren der Lachmuskeln unerreicht.

Ein wenig Künstlermord bei Köppel, das findet Tobler verständlich, fast verdient, kommt halt davon. Aber ganz anders sieht er das bei den «Frauenbeschimpfern». Da gerät Tobler in künstliche Rage, wenn ein Idiot in einem Livestream den unappetitlichen Spruch reisst, dass eine Frau ziemlich viele Männer oral befriedigt haben müsse, damit sie viele Preise für ihre Arbeit erhalten habe.

An Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten, der Angriff richtet sich zudem nicht gegen eine Redaktorin der «Weltwoche», sondern gegen die Journalistin Patrizia Laeri. Offenbar im Zusammenhang mit der Debatte über die Zukunftsfähigkeit der auf der Blockchain-Technologie aufgebauten Kryptowährung Bitcoin. Da hatte Laeri anscheinend einen kritischen Beitrag der BBC geteilt, was ihr den Zorn eines gewissen SunnyDecree einbrachte.

Laeri betrachtet in ihrem Dok-Film verträumt Hansi Voigt beim Abschneiden von Pfefferminzblättern.
Was das mit dem Thema zu tun hat? Laeri fragen.

Den Amok enttarnt Tobler als den Schweizer Marco B., der anscheinend über eine grössere Fangemeinde in den asozialen Medien verfügt und – wie man sich auf seinem YouTube-Kanal vergewissern kann – entschieden schneller spricht als denkt. Es ist ja auch unfair, wegen eines Wirtschaftsthemas auf Laeri loszugehen; die hat gerade in ihrem Filmchen über Spiess-Hegglin & Co. unter Beweis gestellt, dass sie nicht einmal den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn kennt.

Ein Beispiel, zwei Beispiele, eine Welle

Nun wäre ja eine Attacke eines Halbschlauen gegen Laeri noch nicht ganz dem Niveau der Seite 3 angemessen. Also darf Laeri jammern:

«Früher waren es ältere Herren, die mich in E-Mails und Briefe beleidigten, heute sind es die Krypto-Jünger, die mich attackieren.»

Das sei allgemein eine Unsitte, assistiert Tobler, vor allem im Zusammenhang mit Kritiken an Bitcoin. Nun weiss aber selbst er, dass ein Beispiel nicht wirklich für eine Welle reicht. Also zerrt er noch Dorothea Baur, Beraterin für Nachhaltigkeit im Tech-Bereich, herbei. Die fühlt sich auch umzingelt von Krypto-Jüngern, die sie attackierten, wenn sie etwas Kritisches zum Energieverbrauch beim Herstellen der Kryptowährung poste.

Damit sind es schon zwei Beispiele. Eigentlich bräuchte es drei, aber schliesslich heisst es schon Seite 3, also was soll’s, sagt sich Tobler. Leider wird er auch auf diese Frage nicht antworten, daher bemühen wir uns erst gar nicht. Berechtigt ist sie schon: wieso verschwendet Tobler ausgerechnet jetzt eine ganze Seite, um Laeri die Chance zu geben, sich als sexistisch verfolgtes Opfer zu gebärden?

Solche primitiven Anrempeleien sind ja leider in vielen Gebieten der immer übler riechenden sogenannten sozialen Medien üblich geworden. Zudem ist der Rülpser von SunnyDecree tatsächlich widerlich. Aber es scheint sich um einen einmaligen Ausrutscher gegenüber Laeri zu handeln, offenbar hatte Tobler Mühe, auch nur ein zweites Opfer aufzutreiben, um das zu einer allgemeinen Tendenz hochzuzwirbeln:

«Doch die Ausfälligkeit des 32-jährigen Youtubers ist kein Einzelfall. Sein Ausraster ist vielmehr symptomatisch für einen Teil der Bitcoin-Szene, der sich wiederholt in aggressivem Verhalten ergeht, wenn Kryptowährungen kritisiert werden. Vor allem gegenüber Frauen.»

Tja, ein solcher Aufschwung ins Allgemeine müsste eigentlich von so etwas wie einer empirischen Untersuchung, vielleicht gar einer wissenschaftlichen Arbeit gestützt werden. So war das jedenfalls früher, und da hätte ein Tobler keinesfalls eine Seite drei vollschmieren dürfen, sondern höchstens ab und an die Aschenbecher bei Themensitzungen leeren.

Mordaufruf, na und? Frauen beschimpfen? Niemals

Also, einen Mordaufruf gegen Köppel findet Tobler künstlerisch ganz okay. Aus einem einzigen Beispiel eines verbal Entgleisten macht er hingegen eine ganze Welle von «Frauenbeschimpfern», mit viel Mühe zerrt er noch ein zweites Beispiel aus dem Hut, ohne dass es da konkret würde.

Warum macht er das? Laeri ist gerade mit ihrem Versuch, eine Drei-Frauen-Wirtschafts-Talkrunde auf YouTube zu installieren, kräftig auf die Schnauze gefallen. Ihr sogenannter Dok-Film könnte die goldene Himbeere, die saure Zitrone und den Preis der am dichtesten fliegenden faulen Eier abräumen, so schlecht ist der. Da kommt natürlich eine Opferinszenierung gerade recht, um einer absaufenden Karriere vielleicht einen Rettungsring zuzuwerfen. Da Tobler noch nie ein Recherche-Held war, ist davon auszugehen, dass ihm Laeri diese heisse Exklusivstory steckte.

Soweit, so schlecht. Aber wo sind auch hier die Kontrollinstanzen, die verhindern, dass ein solcher Schwachsinn ins Blatt kommt?