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Wumms: Philipp Löpfe

Abgehalftert im Abklingbecken des Journalismus.

«Ob SVP oder Weltwoche, ob Republikaner oder Fox News: Sie alle stehen stramm hinter dem russischen Präsidenten und seinem absurden Krieg.»

Dass «watson» das Allerletzte ist, was sich Medienorgan nennt, muss nicht weiter ausgeführt werden. Die Weltmeister des Listicals, der Tierbilder, der schlüpfrigen bis pornografischen Liebesbeichten versuchen auch, ernsthaft Politik zu kommentieren.

Dafür zuständig ist in erster Linie Philipp Löpfe. Eigentlich könnte er (Jahrgang 1953) schon längst den unverdienten Ruhestand geniessen. Stattdessen verpestet er die Umwelt mit seinen Kommentaren. Für ihn besteht die Welt immer noch aus Gut und Böse, Schwarz und Weiss, Dafür oder Dagegen. Differenzierung ist nicht so seine Sache, der Holzhammer schon eher.

Also holzte er zu Beginn des Ukrainekriegs in einem Kommentar gegen seine Lieblingsfeinde. Dagegen wurde beim Presserat Beschwerde erhoben. Dieses Gremium arbeitet einäugig schon lange daran, sich selber abzuschaffen. Aber hier zeigte es tatsächlich mal einen Funken Intelligenz. Und hiess die Beschwerde immerhin «teilweise» gut. Denn auch in Kommentaren, was Löpfe offenbar neu ist, «sind jedoch die Fakten zu respektieren».

Noch irrer war dann die Verteidigungslinie des Chefredaktors von «watson». Maurice Thiriet zitierte diverse Einlassungen von Roger Köppel und anderen SVP-Exponenten, die die demagogischen Behauptungen von Löpfe stützen würden. Kleiner Schönheitsfehler: selbst wenn das so wäre; diese Aussagen erfolgten nach Publikation des Schmierenkommentars …

Noch erstaunlicher: gleichzeitig schmettert der Presserat eine Beschwerde gegen die «Weltwoche» ab. Gleich 300 Unterzeichner hatten sich darüber aufgeregt, dass die WeWo in einem Kommentar maliziös das Tragen einer schusssicheren Weste der SRF-Korrespondentin Luzia Tschirsky bekrittelt hatte. Sie stand zu Beginn des Ukrainekriegs an einer Ausfallstrasse, wo die grösste Gefahr offensichtlich vom Verkehr ausging.

Der «abschätziger Kommentar» stütze «sich auf eine ungenügende Grundlage oder gar auf eine blosse Vermutung», wurde gemeckert. Das sei aber in einem deutlich so gekennzeichneten Kommentar erlaubt, befand der Presserat. Aber natürlich kann er es nicht lassen, dem verhassten Organ noch eins ans Bein zu pinkeln: Er halte fest, «dass aus berufsethischer Sicht solche Kommentare über die gefährliche Arbeit von Medienschaffenden in Kriegs- und Konfliktgebieten zynisch und unangebracht sind».

Aus eigener Erfahrung kann ZACKBUM nur sagen: welch ein Unsinn. Im Einsatz machen sich alle über Möchtegern-Kriegsreporter lustig, die martialisch mit Helm und schusssicherer Weste rumlaufen und überall gross «Press» angeschrieben haben. Die könnten sich genauso ein Post-it an die Stirn kleben, auf dem steht: «Depp». Oder «Schiess auf mich».

Klappern gehört zum Handwerk. Unvergesslich die Szene, wie der mutige Reporter sich mit letzter Kraft gegen den Sturm stemmt und tapfer berichtet – während hinter ihm ein Mensch durchspaziert, der nichts gegen die Brise unternehmen muss.

Oder die tolle Szene im Hollywoodstreifen, wo der Journalist alle mit seiner Empathie beeindruckt, weil er während den Schilderungen der Interviewten ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischt. Nur stellt sich dann heraus, dass das Interview mit nur einer Kamera gedreht wurde – er also sich und seine Fragen erst im Nachhinein hineinschnitt.

 

Watson? Je ne le connais pas

Wieder ein Fall für Doktor Ackeret.

Matthias Ackeret hat schon viele Bücher und Kolumnen geschrieben. Editorials sind aber nicht so sein Ding. Die Einleitung zu den Mediadaten 2020 und 2021 ist nämlich identisch. Inklusive dieses Satzes: «Persoenlich.com feiert im nächsten Jahr übrigens seinen zwanzigsten Geburtstag.» Man kennt das auch von Frauen, die dreimal ihren 40. feiern.

Zweimal kommt natürlich auch dieser Satz vor: «Als Verleger freut es mich, dass wir von den grossen Medienhäusern unabhängig sind.» Wir wollen dem unabhängigen Fachmagazin die Freude nicht vergällen, weisen aber auf die Zusammenarbeit zwischen Persönlich und Watson hin. Ein Heft, kuratiert von Ackeret, soll nämlich die französische Ausgabe von Watson begleiten.

Ackeret zeigt sich in seinem eigenen Artikel «vom Produkt begeistert». Wo finden wir eine Analogie zu dieser Selbstbeweihräucherung? Natürlich in der Bibel: «Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.»

Noch nicht so gut ist die Bekanntheit von Watson. Zumindest im französischen Teil der Schweiz. Gemäss Marktforschungsunternehmen LINK Institut kennt kein welsches Schwein Watson. Und nur 15 Prozent können mit «Watson» etwas anfangen, wenn sie «gestützt» werden. Zum Beispiel mit einer Ohrfeige.

ZACKBUM fragte natürlich den Chefredaktor von Watson, Maurice Thiriet: «Wie Ihr wollen das machen plus populaire?» Thiriet: «Ich bin weder Chefredaktor von watson.ch/fr, noch bin ich Marketingverantwortlicher noch CEO der Fixxpunkt AG, welche watson.ch/fr verlegt.» Cochon gehabt.