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Wumms: Marko Kovic

Unter scharfer Beobachtung geliefert.

Es gab grosses Gebrüll, als das Schweizer Farbfernsehen ausgerechnet den linken Allzweck-Wissenschaftler Marko Kovic einlud, seinen Mitarbeitern das Thema «politisch objektiv berichten» näherzubringen. Denn Kovic selbst ist ein entschiedener Gegner von vermeintlich «neutraler Berichterstattung», weil die – im besten postmarxistischen Jargon – gar nicht neutral sei, sondern die Wirklichkeit «zugunsten bestehender Machtverhältnisse verzerrt».

Kovic fantasiert auch von der Existenz eines sogenannten «Intellectuel Dark Web», bezeichnet die NZZ als «quasi-journalistische Meinungspublikation». Also hätte er eigentlich ausschliesslich eigene Beispiele zu Illustration nehmen können, wie man es nicht machen sollte.

Es war aber – schon bevor SRF das Webinar auch für interessierte Aussenstehende öffnete – völlig klar, dass sich Kovic hier keine Blösse geben würde. Also ratterte er eine 127-seitige PPP runter, sauber didaktisch aufgebaut, mit Gruppenarbeiten, Problembenennung, Lösungsvorschlägen und «Take Home Messages», also the Works, wie man so schön sagt.

An Beispielen verbriet er die Swissair-Katastrophe und den Hype um die Hochstaplerin und Betrügerin Elizabeth Holmes, die gerade ihre mehrjährige Gefängnisstrafe antritt.

Alles tadellos, wie es zu erwarten war. Vielleicht hätte Kovic aktuellere oder nähere Beispiele nehmen können, Stichwort Berichterstattung über Covid oder den Ukrainekrieg. Oder eben, er hätte Selbstironie beweisen können und ins eigene Schaffen greifen.

Aber natürlich wusste Kovic, dass er hier mit Argusaugen betrachtet wird – und lieferte fehlerfrei ab. Den nicht-objektiven und nicht-neutralen Holzhammer wird er schon wieder auspacken. Ach, die SRF-Teilnehmer am Webinar sicherlich auch.

Lachnummer Kovic

SRF und der Griff ins Klo. Oder wie der Bock zum Gärtner wird.

Haben wir gelacht. SRF engagiert den Tausendsassa Marko Kovic (bitte ik aussprechen) als Experten und Helfer für ausgewogene Berichterstattung.

Anlass, einige der vielen Sumpfblüten dieses letztlich ungebildeten, mit pseudowissenschaftlichen Versatzstücken hantierenden Narrativ-Clowns vorzuführen. Wir übernehmen keine Garantie gegen Überspannung des Zwerchfells.

SVP-Aeschi? «Rassistische Fantasien». Kovic zu Kurt PeldaWeltwoche»): «Im Ukraine-Krieg begeben sich auch Journalist*innen ohne ausreichende Vorkenntnisse und Kontakte in das Krisengebiet. Das ist für die Betroffenen gefährlich und führt zu oberflächlicher Berichterstattung.»

Kovic über das «Intellectual Dark Web»: «Von «alternativen» Kanälen wie YouTube und Podcasts über quasi-journalistische Meinungspublikationen wie die «Weltwoche» oder den «Schweizer Monat» bis hin zur Neuen Zürcher Zeitung.»

Kovic über seinen wissenschaftlichen Rucksack: «Mit Schamesröte im Gesicht muss ich gestehen: Frau Brodnigs Buch kenne ich noch gar nicht.»

Kovic zu einem SVP-Vorstoss: «Das ist schlicht ungefilterter, entmenschlichender Hass.»

Kovic als Denunziant ad personam: «Personen wie Milosz Matuschek, Gunnar Kaiser, Roger Köppel, Milena Preradovic, Tamara Wernli, Daniel Stricker, Henryk Broder und Plattformen wie «Die Achse des Guten», der «Nebelspalter», «Die Weltwoche», der «Schweizer Monat» bilden prominente Knotenpunkte im deutschsprachigen IDW.»

Kovic und das Schwurbeln: «Unter der gekünstelten Rationalitäts-Patina verbirgt sich nämlich nicht nur eine eigentliche, oft mit Sarkasmus und Häme zelebrierte Irrationalität, sondern auch eine konservativ-reaktionäre Weltsicht.»

Kovic und seine wissenschaftlich fundierte Meinung zu einer «Arena»-Sendung, in der auch kritische Stimmen zur Corona-Politik zu Wort kamen: «Auch der Kommunikationswissenschaftler Marko Ković findet, die SRF-Sendung sei «ziemlich in die Hose gegangen»». (Sorry, aber so wurde sein Nachname geschrieben.)

Kovic und seine Philippika über objektiven, ausgewogenen Journalismus: er ist gegen «neutrale, ausgewogene» oder gar «objektive» Berichterstattung. «Neutral» bedeute nämlich, «dass gesellschaftliche Missstände nicht aufgedeckt» würden. Denn neutraler Journalismus sei gar nicht neutral, «sondern zugunsten bestehender Machtverhältnisse verzerrt».

Jemand, der grundlegende Werke zu seinem Thema nicht kennt, jemand, der die NZZ als «quasi-journalistische Meinungspublikation» denunziert, jemand, der als Meinung zu einer Sendung wissenschaftlich von «in die Hose gegangen» schwafelt, jemand, der von «gekünstelter Rationalität-Patina» schwurbelt – vor allem aber jemand, der sich ganz klar gegen «neutralen Journalismus» ausspricht, ausgerechnet der soll neutralen Journalismus lehren?

Der Fuchs im Hühnerstall möchte nur die Federn glattstreichen. Der Bullterrier will nur spielen. Andreas Glarner gibt einen Kurs über multikulturelles Zusammenleben mit non-binären Asylsuchenden. Putin referiert über lupenreine Demokratien. Und Kovic, nein, das muss ein Witz sein.

PS: Auf die Frage, ob jemand, der sich klar gegen sogenannte «neutrale Berichterstattung» ausspricht, der geeignete Kursleiter sei, antwortet der verantwortliche Gerhard Bayard, Leiter Human Resources bei SRF, mit dem vorgestanzten Text: «Marko Kovic wird in diesem einstündigen Webinar nicht als politischer Meinungsträger auftreten, sondern als Sprachwissenschaftler, der sich intensiv mit dem Thema Bias auseinandersetzt. Marko Kovic ist sich allen Bias und Noises sehr bewusst und wird gerade deshalb ein spannendes Webinar liefern – als neutraler, analytischer Sprachwissenschaftler.»

We are in awe!

Diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt: Wenn Marko Kovic denkt, hält die Welt den Atem an.

Von Adrian Venetz
Ob Rousseau, Pestalozzi oder Piaget: Die Schweiz darf stolz auf eine Tradition grosser Denker zurückblicken. Tempi passati? Nein, auch in der Gegenwart finden wir solche Leuchttürme des Intellekts, denen Historiker dereinst mit grösster Ehrfurcht applaudieren werden.
Der derzeit hellste Leuchtturm ist unbestrittenermassen Marko Kovic. Sein jüngstes Exposé – das darf man jetzt schon behaupten – gehört zu den Meilensteinen des kultivierten Denkens. Kovic schreibt dies: «Die anhaltende Hetze gegen Gruppen, Veranstaltungen und Personen, die mit der LGBTQ-Community und mit Geschlechterfragen zu tun haben, sind nicht nur zynische rechte Publicity Stunts.
Die Hetze schafft diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt
Lassen wir uns diesen Satz auf der Zunge zergehen: Die Hetze schafft diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt. Bevor man auf die Knie geht und Kovic bittet, er möge uns weitere Häppchen hinwerfen aus der Tiefe seines Geistes, doppelt er nach: «Sowohl bei stochastischem Terror als auch bei stochastischer Gewalt ist die Prämisse nicht, dass jene, die Hass und Hetze verbreiten, aktiv Gewalt provozieren wollen. Das, was zu Gewalt führt, ist die Dämonisierung der Outgroup.»
Das aufgeklärte Publikum hält es kaum auf den Sitzen aus. Die Virtuosität, die Kovic in seinen Gedankengängen an den Tag legt, sucht ihresgleichen. Und wenn wir ganz still sind, hören wir Einstein aus dem Grabe schreien: «One cannot help but be in awe!» Im Gegensatz zu Kovic übersetzen wir das auch: «Man kann nicht anders, als voller Ehrfurcht sein.»
Gönnen wir uns noch sein Fazit als Höhepunkt, sozusagen das Ejakulat seines Geistes: «Rechtskonservative Kräfte im DACH-Raum haben praktisch 1:1 die reaktionäre Kulturkampf-Demagogie nach amerikanischem Vorbild übernommen. Damit haben sie den Boden der demokratischen Debatte verlassen und begünstigen stochastische Gewalt.»
Donnerwetter! Den Boden der Debatte verlassen hat hiermit auch Kovic. Er schwebt mit seinem stochastischen Scharfsinn über dem Pöbel. Dieser versteht vielleicht nicht immer, was Kovic doziert. Doch was kümmert das den Prämissenpapst? Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat der grosse Denker längst erobert.
Redaktionelle Ergänzung:
Für uns Tiefflieger wollen wir noch eine deutsche Übersetzung vom altgriechischen stochastikos liefern. Das spielt in der Mathematik eine gewisse Rolle, umgangssprachlich bedeutet es aber nicht mehr als «zufällig».
Lässt man also die Luft aus Kovic, lautet sein Satz: «Die Hetze schafft fortschreitende Vorbedingungen für zufällige Gewalt.» Ups.
PS: Es ist nur folgerichtig, dass das Schweizer Farbfernsehen diese Übergrösse engagiert, um seinen Mitarbeitern beizubringen, wie man politisch korrekt, Pardon, objektiv, ausgewogen und neutral berichtet. Oder zumindest so unverständlich, dass das Publikum mit offenem Mund in die Glotze glotzt.

Michael Hermann greift ein

Woran merkt man, dass ein Thema ausgelutscht ist?

Da gibt es inzwischen vier Möglichkeiten. Marko KovicIch versuche, über Wichtiges nachzudenken») meldet sich zu Wort. Raphaela Birrer schreibt einen Leid-, Pardon, Leitartikel. Jacqueline Büchi verfasst eine «Analyse». Oder aber, der «Politgeograf» Michael Hermann gibt etwas zum Besten.

Das gerät meistens zum Lachschlager, wenn die Mietmeinung immer wieder ein Loblied auf die EU singt. Diesmal aber muss er sogar noch Büchi hinterherarbeiten, die im schrankenlos nach unten offenen Tagi bereits mit untauglichen Mitteln und kleinem Besteck an der Umfrage unter Uni-Studentinnen rumgenörgelt hatte.

Damit ist dieser Multiplikator für Hermann durch, in der NZZ hat Katharina Fontana zum Thema ein Niveau vorgelegt, dass Hermann nur unterbieten könnte. Also hat er sich, in der Not frisst der Teufel Fliegen, oder sagten wir das schon, für das Qualitätsorgan, das Intelligenzlerblatt «watson» entschieden.

Denn auch bei Politgeografen gilt: any news is good news. Sagt man länger nix, verschwindet man aus der Kurzwahlliste der Sparjournalisten, wenn die einen «Experten» brauchen. Mit seiner üblichen Fingerfertigkeit setzt «watson» schon mal den falschen Titel: «Kritik an Studentinnen-Studie wird lauter». Nein, Lautstärke ist leider auch kein Argument.

Den Artikel selbst muss man – ausser man leidet unter Schlaflosigkeit oder weiss wirklich nicht, was man mit seinem Leben anfangen soll – nicht lesen. Denn der Lead alleine genügt schon für einen kräftigen Lacher:

«Es sei «beelendend», wie die «SonntagsZeitung» über das Thema Gleichstellung berichte, sagt Politgeograf Michael Hermann. Seine Forschung belege, dass studierte Frauen sehr wohl arbeiten.»

Komisch, die Umfrage belegt keinesfalls das Gegenteil. Aber vielleicht hat Hermann eine angeschaut, in der tatsächlich stünde, dass studierte Frauen keineswegs arbeiteten. Selbst Hermann arbeitet. Allerdings an seinem «Forschungsinstitut» Sotomo. Dort forscht er gerne im Auftrag von staatlichen Behörden oder der SRG. Völlig unabhängig von seinen Zahlmeistern, darunter das BAG, gab er in seiner Tagi-Kolumne schon mal bekannt: «Trotz Verschwörungstheorien und neuen Freiheitsfreunden: Staatliche Massnahmen haben in einer Phase grösster Verunsicherung Sicherheit und Vertrauen geschaffen.»

Darauf angesprochen, dass da vielleicht ein Interessenkonflikt bestehe, den er doch dem Leser seiner Kolumne offenlegen sollte, meinte Hermann: «Wenn der Massstab wäre, alle Akteure in meiner Kolumne zu deklarieren, bei denen ich  schon Aufträge hatte, müsste ich dies bei praktisch jeder tun

Der war nicht schlecht. Inzwischen ist er seine Kolumne los, umso grösser sein Bedürfnis, anderweitig Gehör zu finden. Aber gut, damit ist Hermann überstanden. Wir wappnen uns schon für den Auftritt von Birrer und Kovic.

 

 

SoZ: Zusammengekehrtes

Sonntag ist inzwischen Restentag mit Lachbeilagen.

Man hätte gedacht, dass sich Arthur Rutishauser nun energisch dem Titel widmen kann, von wo er seinen Aufstieg zum Oberchefredaktor begann. Denn dort ist er nun wieder angelangt. Aber:

Wir machen mal wieder den «was gibt’s fürs Geld»-Test. Rein physisch: 64 Seiten Papier, plus Beilage «encore!» für Fr. 6.40.  Das sind genau 10 Rappen pro Seite. Wie viele Seiten sind das auch wert?

Auf der Frontseite gibt es immerhin einen Beitrag, der bass erstaunt: «Mann leidet nach Covid-Impfung an Multipler Sklerose». Das im Hoforgan der zweitunterwürfigsten Hofberichterstattung über die kompetente Pandemie-Politik der Regierung, im Blatt, wo Corona-Leugner übel beschimpft wurden, Impfgegner als potenzielle Massenmörder verunglimpft, die man trotz fehlender gesetzlicher Grundlage zwangsimpfen sollte. Nebenwirkungen? Pipifax, dummes Zeug, Geschwurbel von Verschwörungstheoretikern, Aluhutträgern, Verpeilten, die am liebsten rechten Rattenfängern auf den Leim krochen. Und nun das.

Dafür gibt’s mal 10 Rappen, zweifellos.

Für den Rest? Gefährdete Stellen durch Bankenfusion? Gähn. Human Resources mag niemand wirklich? Schnarch. Wobei: «Migrationsforscher warnt vor Benachteiligung von Schweizern». Hoppla, solch potenzielles Schüren von Rassismus wäre vor ein paar Wochen auch nicht gerne gesehen worden. Nochmals 10 Rappen obendrauf.

Inklusive Paid Post geht’s munter weiter; FDP-Bankenfilz, zunehmende Jugendgewalt, nett. Ein erster Absacker dann auf Seite neun: «Reichsbürger sind auch in der Schweiz aktiv». Das ist wieder Abteilung aufgewärmte Socken, erschwerend kommt hinzu, dass der angebliche «Experte für Verschwörungstheorien» Marko Kovic auftritt. Er beobachte «die Szene der Staatsverweigerer «mit grosser Sorge»», lässt er sich zitieren.  Das Problem: trotz aller Schwurbel-Künste des Autors Cyrill Pinto lässt sich keinerlei «Szene» in der Schweiz herbeischreiben, bloss ein paar Verwirrte vermochte er aufzutreiben.

Gegen Schluss und trotz tatkräftiger Hilfe von Kovic, der ja keine Hemmungen kennt, sich lächerlich zu machen, muss Pinto dann einen Polizeisprecher zitieren: «Ob die Gruppe (der «Staatsverweigerer», Red.) grösser wurde, ist schwierig einzuschätzen.» Blöd aber auch, noch blöder: «Doch fedpol relativiert auch: Bisher habe man keine Kenntnis davon, dass aufgrund der Reichsbürgerideologie Gewaltstraftaten von Staatsverweigerern verübt wurden

Dabei begann der Artikel so schön drohend mit den länger zurückliegenden Verhaftungen in Deutschland. Starker Einstieg: «Die Spezialkommandos der Polizei schlugen in zwei Wellen zu.» Hoffentlich hatten sie genügend Rollatoren dabei … Aber nach diesem starken Einstieg dann der sackschwache Ausstieg, bei dem Rutishauser früher gesagt hätte: und wo ist hier die Story? Gespült.

Das gibt mindestens 20 Rappen Abzug.

Der «Fokus» bleibt ein Schatten seiner selbst. Die Polizeiverbandspräsidentin darf auf zwei Seiten um zwei Riesenfotos herum sagen: «Frauen werden nirgends geschont». Schon wieder 20 Rappen Abzug.

Dann eine Doppelseite über die Erinnerungen eines Überlebenden des KZ Bergen-Belsen, das vor 78 Jahren befreit worden war. 40 Rappen.

Dann die Doppelseite «Standpunkte». Sagen wir so: für «die andere Sicht» von Peter Schneider gibt es 10 Rappen, der Rest … Allerdings muss man wieder 10 Rappen für Jacqueline Badrans «Korrigendum» abziehen.  Wieso ihr Arthur noch nicht erklärt hat, was «Credit Default Swaps» sind, dass es die heute noch gibt und es sich um ein – richtig verwendet – durchaus sinnvolles Finanzinstrument handelt, peinlich.

Sport lassen wir mangels Fachkompetenz aus und geben wohlwollend volle Punktzahl; 80 Rappen.

Wirtschaft: Beatrice Bösiger will wissen, was nicht einmal die UBS weiss, von der CS ganz zu schweigen: «Was im Giftschrank der CS steckt». Da hat sie nämlich trotz Panzertüren die Nase reingesteckt und weiss: «Im schlimmsten Fall stehen bis zu 146 Milliarden Franken auf dem Spiel». Darunter zählt sie mal 9,3 Milliarden Level 3 Assets. Das mag noch angehen, denn hier gilt – mangels Markt – die Bewertung «feuchter Finger in der Luft». Das ist nun aber keine Zahl, mit der sich ein Aufmacherartikel begründen lässt. Also nimmt sie schlichtweg die 146 Milliarden, mit denen das Investmentbanking in der Bilanz der CS steht.

Nun ist es denkbar, dass das auf 0 zusammenschnurrt. Nur liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit nicht viel höher als die, dass ein Meteoreinschlag alles Leben auf der Erde vernichtet. 20 Rappen Abzug, mindestens.

Allerdings sieht man hier Arthur Rustishauser wieder in Schreiblaune. Vorne das Editorial, in der Wirtschaft «30’000 Stellen in Gefahr» und «Wie die Finma der Credit Suisse den Todesstoss gab». Plus noch ein Interview mit Christoph Blocher. Der Mann produziert alleine mehr Ausstoss als alle 55 Nasen der «Republik» zusammen.

«Leben & Kultur»? Schön für Ewa Hess, mal wieder nach Hongkong reisen zu dürfen. Schön, dass Sandra Wagner über ihre Grösse (1.88 Meter) nachdenken darf. Schön, dass man auch im Jura genüsslich speisen darf. Schön, dass Jacqueline Krause-Blouin erklären darf, wieso für sie «Kind und Karriere» nicht funktioniert habe und sie deshalb die Chefredaktion der «Annabelle» abgab. Geben wir fürs TV-Programm Extrapunkte.

Ein Lachschlager ist wie meist die Auto-Strecke. Diesmal der «Ferrari Purosangue». Im Nahvergleich mit dem «Bentley Bentayga», dem «Rolls-Royce Cullinan» und dem «EQS SUV von Mercedes». Also genau die Auswahl, die sich der SoZ-Leser überlegt, wenn er sich einen SUV kaufen will. Blöd nur: der Ferrari zum Beispiel kostet zwar nur schlappe 409’000 Franken, aber: «für die nächsten zwei Jahre ist schon jetzt kein Purosangue mehr zu bekommen». Da muss man halt ruhig Blut bewahren.

Für diesen Lachschlager gibt es unverdiente 10 Rappen. Ebenfalls für die Fortsetzung der Serie «sauteure Luxushotels in sozialistischen Staaten». Diesmal Vietnam, Luxushotels der Anantara-Gruppe, die, Zufälle gibt’s, die «Reise unterstützte». Deren «26 Villen rangieren im oberen Preissegment», vermeldet der Autor verschämt. Auf Deutsch: Die «Anantara Beachfront Poolvilla» gibt’s bereits zum Sonderpreis mit Frühstück für bloss 964 Franken pro Zimmer und Nacht. Statt normal 1417 Franken, ein Schnäppchen.

Auch hier geben wir Lachzulage. Vielleicht will die SoZ ihren Lesern Lebenshilfe geben: wieso nicht in einer Beachfront Poolvilla in Vietnam darauf warten, bis der «Ferrari Purosangue» wieder erhältlich ist?

Kassensturz: Wenn man Inserate, Paid Posts und weiteren Schnickschnack abzieht, gelingt es der SoZ nicht vollständig und immer, für 10 Rappen pro Seite entsprechenden Gegenwert zu bieten. Aber: man merkt doch im Blatt, dass Rutishauser entschieden mehr Zeit als früher aufwenden kann. Das gibt Hoffnung.

Ist das noch Journalismus?

Oder eine geldwerte Leistung? Eher nein.

Das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger», im vollen Bewusstsein um seine Meinungsmacht und verantwortungsvoll seine Funktion als Vierte Gewalt wahrnehmend, berichtet in aller gebotenen Objektivität über eine Friedensdemonstration zu Bern.

Man sollte sich vom Titel nicht verunsichern lassen: «Corona-Skeptiker kapern die Schweizer Friedensbewegung». Schliesslich ahmen die beiden Autoren Jacqueline Büchi und David Sarasin damit nur ihre Vordenker in der «Süddeutschen Zeitung» in München nach.

In einem Leihkommentar hatte bereits Meredith Haaf kübelweise Häme über die grosse deutsche Friedensdemo in Berlin ausgegossen. Tonlage: «In Deutschland aber geht derzeit eine unkonzentrierte Ego-Show als anschlussfähige Friedensbewegung durch, wie am Samstag am Brandenburger Tor zu besichtigen war. Wie ärgerlich, wie schade.»

Tamedia tat dann noch seines dazu und verwendete ein Foto von Alice Schwarzer, dessen demagogischer Gehalt schwer zu überbieten wäre. Aber es gibt ja nicht nur in Deutschland den Protest von Hunderttausenden gegen die aktuelle Politik, sondern auch in der Schweiz kann man eine aufkeimende Friedensbewegung denunzieren.

Am 11 März organisiert die Bewegung «Mass-voll» in Bern eine Friedensdemonstration mit. Eigentlich sollte es die Berichterstatterpflicht gebieten, über die Anliegen, Ziele, Slogans usw. zu berichten, wie es sich für ein Qualitätsmedium gehört.

Aber doch nicht für Tamedia. Stattdessen zieht hier die einschlägig bekannte Büchi nochmals gegen «Corona-Skeptiker» vom Leder. Mit denen beschäftigte sie sich schon zu Pandemie-Zeiten: «Sollen Medien überhaupt mit Corona-Skeptikern reden?» Sie war so nassforsch, dem damaligen SVP-Bundesrat ans Bein zu pinkeln: «Maurer zündeln zu lassen, ist gefährlich». Was zündelte denn der? «In trumpesker Manier flirtete er zudem mit Verschwörungstheorien».

Sie war schnell mit strengen Handlungsempfehlungen zur Hand: «Die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.» Nun ist der Bundesrat ihren Anweisungen nicht gefolgt, dennoch herrscht in der Schweiz – wohl zum Erstaunen von Büchi – weiterhin Frieden.

Heute hat sie sich mit Sarasin verbündet, der auch schon gegen Demonstranten verbal randalierte, die von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machten: «Exzess der Demonstrierenden mitten in der Pandemie», nannte Sarasin im Frühling 2021 eine Manifestation mit über 4000 Teilnehmern, die zu seinem Entsetzen es gewagt hatten, dabei nicht alle Masken zu tragen.

Nun, damals gab es dann im Anschluss nicht wie befürchtet ein Massensterben in Rapperswil. Aber heute geht es ja um das Sterben in der Ukraine. Und da müssen die beiden wieder ganz streng werden. Wobei ihnen auch diesmal kein demagogischer Kniff zu primitiv ist. Einleitend wird ein «Attila der Kluge» erwähnt. Der habe sich damals mit Ueli Maurer im Friedenstrychlerhemd ablichten lassen. Was hat das für einen Zusammenhang mit der kommenden Friedensdemo?

Eigentlich keinen, denn am Schluss des Artikels wird vermerkt, dass dieser «Attila» mit den mitorganisierenden «Verfassungsfreunden» inzwischen gebrochen habe. Aber er hat halt ein tolles Pseudonym, also kann man ihn doch als Story-Opener gebrauchen, um die richtige Tonlage zu setzen.

Wenn man schon am Holzen ist, darf natürlich ein angeblicher Fachmann nie fehlen. Für Eingeweihte ist’s klar, um wen es sich handelt: Marko Kovic. Der hat zu seinem grossen Bedauern die Plattform «Medienwoche» verloren, wo man ihn vor dem seligen Ende reichlich dilettieren liess. Kovic ist immer zur Hand, wenn es darum geht, im wissenschaftlichen Deckmäntelchen Denunziatorisches und Haltloses über echte und vermeintliche Rechte zu sagen.

Als einziger Experte und «Sozialwissenschaftler» wird Kovic ausführlich zitiert, mit Nonsens-Sätzen wie «Wer bei einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg sagt: ‹Ich bin weder für die einen noch für die anderen›, ist eben nicht neutral, sondern stützt den Aggressor, in dem Fall Russland.»

Dann wird noch maliziös von Streitigkeiten bei den organisierenden Bewegungen berichtet, und mit einem netten Zitat von Attila über die Verfassungsfreunde ist dann der End- und Höhepunkt des Artikels erreicht: «Dieser Verein ist für mich gestorben! Aus! Fertig! Die sollen sich zum Kuckuck scheren!»

Sind also nur Attilas, Verpeilte, sich umorientierende «Corona-Skeptiker» und andere Vollpfosten an der Organisation beteiligt? Treten dort nur Redner wie der angeblich «streng rechtsgerichtete Radiojournalist Burkhard Müller-Ullrich» auf? Nun ja, auch der SVP-Nationalrat Andreas Glarner wird das Wort ergreifen.

Aha, also. Nun ja, was den beiden Recherchier-Genies von Tamedia entweder nicht aufgefallen ist, oder was ihnen nicht ins Framing und ins Narrativ passt: Auch Nicolas Lindt will das Wort ergreifen. Hm, das ist doch der Mitbegründer der Zeitschrift «Eisbrecher» während der Zürcher Jugendunruhen in den 80er-Jahren. Das ist doch der Mitbegründete der Linkspostille WoZ. Das ist doch der Mitinitiant der GSoA, der «Gesellschaft für eine Schweiz ohne Armee».

Also, kapert nun die Rechte oder die Linke die «Schweizer Friedensbewegung»? Oder kapern sie sogenannte «Corona-Skeptiker», was schon damals ein demagogischer Kampfbegriff war und es auch heute noch ist? Das ist nun nicht so ganz klar. Klar ist aber: mit solchen Schmierenartikeln verabschiedet sich Tamedia weiter vom Anspruch, ein seriöses Qualitätsmedium zu sein.Was für ein Trauerspiel. Da hätte die neuernannte Oberchefredaktorin bereits ein erstes Zeichen setzen können und eingreifen müssen.

 

Abfalleimer Twitter

Elon Musk marschierte mit einem Waschbecken ins Headquarter.

Man kann nicht von einer Liebesheirat sprechen. Obwohl Musk den Preis für gewaltig überteuert hält, sah er sich angesichts turmhoher Vertragsstrafen und Schadenersatzforderungen gezwungen, Twitter zu kaufen.

Als erste Amtshandlung feuerte er gleich mal die halbe Führungsriege. Wegen seiner Ankündigung, auch Ex-Präsident Trump wieder den Zugang zu Twitter zu erlauben, raunt es durch die Medien, dass da ein neuer, hetzerischer, populistischer Transmissionsriemen für üble Meinungen, Diskriminierung, Hass und so weiter entstehen könne.

Musk hingegen hat angekündigt, dass er zwar Anhänger von Redefreiheit sei, Twitter aber säubern wolle. Denn während sich viele darauf konzentrieren, Tod und Teufel in den Personen Trump und Musk heranreifen zu sehen, finden mehr oder minder aktuell diese gepflegten Diskurse auf Twitter statt:

Regula Stämpfli kriegt sich nicht ein, dass der Presserat die Beschwerden von Jolanda Spiess-Hegglin abgelehnt hat. Dabei muss sie noch einflechten, – Majestätsbeleidigung – der «TX -Group Chef hat mich blockiert». Weil ihr das noch nicht kreischig genug ist, behauptet sie noch, «Die verlorene Ehre der Katharina Blum» sei «ein Klacks im Vergleich der Macht gegen JSH».

Soweit sich dieses wackelige Deutsch verstehen lässt, will sie offenbar einen Vergleich zum Buch des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll ziehen, das der in den dunkelsten Zeiten des deutschen Herbsts geschrieben hat. Gut, dass Böll das nicht mehr erleben muss, und wir versuchen Stämpfli zu Gute zu halten, dass sie das Buch wohl weder gelesen noch verstanden hat.

Eine weitere Sumpfblase:

Wenn’s richtig peinlich-unappetitlich wird, ist Marko Kovic nicht weit. Der Wegwerf-Soziologe keift ungebremst: «Das ist schlicht ungefilterter, entmenschlichender Hass.» Himmels willen, hat hier jemand die Auslöschung einer ganzen Bevölkerungsgruppe gefordert? Massenerschiessungen? Deportationen? Ach was, die SVP hat mal wieder ein wenig auf die Kacke gehauen. Und Kovic schmeisst damit zurück.

Aller schlechten Dinge sind drei:

Als wollte Fabian Eberhard beweisen, dass Kurt W. Zimmermann mit seiner ironischen Kritik völlig richtig liegt, dass der «Recherche-Chef» vom «SonntagsBlick» statt zu recherchieren überall Nazis wittert, vollbringt Eberhard auch hier seinen üblichen Dreisprung zwischen eher zusammenhangslosen Ereignissen. Die da wären: ein paar Verpeilte haben eine Gender-Veranstaltung belästigt. Die SVP fordert, dass solche Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden sollen.

Konklusion à la Antifa-Eberhard: «Die grösste Partei des Landes als Erfüllungsgehilfin von Neonazis». Wer so die Realität zusammenklebt, hat sich als «Recherche-Chef« restlos disqualifiziert.

Das sind nur drei Beispiele unter Tausenden, zu welchem Abfalleimer Twitter verkommen ist, wie dort geholzt, gerempelt, gekeift, gehetzt und Sinnbefreites dargeboten wird.

Man darf gespannt sein, ob es Musk gelingt, diesen Sumpf auszutrocknen. ZACKBUM hat seine Zweifel angesichts dieser massiven Ballung von unappetitlichen Inhalten.

Als Zugabe noch eine Schmonzette. Da erscheint in der «WeWo» ein nicht gezeichneter Beitrag über die neusten Troubles im Verein von Jolanda Spiess-Hegglin. Aber die Autorin kann sich nicht zurückhalten und outet sich auf Twitter.

Daraufhin wird Joyce Küngaka Rabanna Winnetou») wegen ein paar Fehlern in ihrer Meldung kritisiert, was sie nicht auf sich sitzen lassen kann:

Worauf sie gleich nochmal eingetopft wird:

Es ist eben verwirrlich, wenn im Abfalleimer Twitter über die Ereignisse in einem anderen, nun ja, Gefäss berichtet wird …

Wumms: Marko Kovic

Alle, alle sind noch da …

Immerhin, mit dieser Selbstbeschreibung hat der Gesinnungsschwurbler Kovic recht:

Leider versucht er aber auch, über Unwichtiges oder Falsches nachzudenken: «Die Regierung der Schweiz hielt vor Kurzem mit viel Tamtam eine «Ukraine Recovery»- Konferenz ab. Dieselbe Regierung verbietet nun, dass Schweizer Krankenhäuser Verwundete aus der Ukraine pflegen. So viel zur humanitären Tradition der Schweiz.» Und so viel zur Auffassungsgabe des selbsternannten Soziologen und Journalisten. Herrlich, wie er mit Schnellschüssen meist das eigene Knie trifft.

Oder den eigenen Fuss:

«Tamedia spinnt Alain Bersets Sportflieger-Panne zu einem Skandal – und fordert Bersets Rücktritt. Als sich z.B. Bundesrat Maurer mit den extremistischen «Freiheitstrychlern» solidarisierte, gab es seitens Tamedia keine Rücktrittsforderungen. Interessanter moralischer Kompass

Tamedia forderte tatsächlich nicht direkt einen Rücktritt, watschte aber den SVP-Bundesrat so ab: «Doch das Überstreifen des Hirtenhemds ist nicht nur egoistisch – es ist auch verantwortungslos. … Und das ist das Problematische an Maurers Geste: Sie kann im gegenwärtigen Klima der Empörung leicht missverstanden werden. Als Aufforderung, den passiven Widerstand aufzugeben und zur Tat zu schreiten. Maurer nimmt das mit seiner Zündelei in Kauf.»

Eine hyperventilierende Jacqueline Büchi legte dann noch nach: «Ein Regierungsmitglied darf in einem derart aufgeladenen Umfeld nicht zündeln. Und die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.»

Aber da Kovic auch mit einem Geständnis glänzt, dass er sich zu Themen äussert, über die er als Wissenschaftler nicht mal grundlegende Untersuchungen  gelesen hat, sehen wir ihm auch diese Dummheit nach.

Witzblatt «Edito»

29 Seiten ungewollte Bespassung garantiert.

Zu den wenigen Lichtblicken eines gewerkschaftlich organisierten Journalisten gehört die Lektüre des «Schweizer Medienmagazins». 4 mal jährlich und in zwei Sprachen unterhält uns die Zeitschrift mit vielen lustigen Beiträgen. Damit kommt sie immerhin auf eine «Gesamtauflage» von 6825 Exemplaren.

Unterhalb des «Editorial» nehmen wir aufatmend zur Kenntnis, dass auf den «jüngsten Aufruf» mal wieder 6000 Franken gespendet wurden. Zeigt allerdings, dass Journis extrem geizig sind, seit sie solche Sachen nicht mehr auf Spesen nehmen können. Zuvor entlässt uns Redaktorin Bettina Büsser mit frommen Wünschen ins Blatt: «Gute Lektüre – und hoffen auf Frieden».

Im Dunkeln ist gut munkeln …

Nun, friedlich wird’s hier nicht. Denn Büsser meldet sich mit einem Beitrag über die Online-Plattform «sheknows» zu Wort. Die will «Expertinnen sichtbarer machen». Denn Experten sind bekanntlich männlich, schmerzlich fehlt die weibliche Sicht. Allerdings: «Wie oft die Datenbank für Anfragen genutzt wird, wird noch nicht erhoben.» Das ist insbesondere deswegen bedauerlich, weil sie doch gerade für 25’000 Franken überarbeitet wurde. Aber wahrscheinlich wird Google Analytics boykottiert – zu maskulin.

Wo es lächerlich wird, ist Kovic nicht weit

Beinahe unvermeidlich darf unser Liebling Marko Kovic dann  in einem «Essay» alle unsere Vorurteile ein weiteres Mal bestätigen. Eigentlich sollte man die Verwendung des Worts Essay im Zusammenhang mit ihm verbieten. Er wärmt die uralte Kamelle auf, dass es «heute mehr denn je kritischen, den demokratischen Werten verpflichteten Journalismus» brauche.

Zeitenwende mit Trump, kein Klischee ist dem Soziologen zu abgegriffen, um es nicht in seinem Narrativ zu rezyklieren. Trump habe ein «postfaktisches Zeitalter» markiert. Die «Verkündung dieser Krise» sei «von einem besorgniserregenden Rückgang demokratischer Institutionen in zahlreichen westlichen Ländern begleitet» worden. Dem Flachdenker wird nicht bewusst, dass eine solche belegfreie Behauptung selbst ziemlich postfaktisch ist.

Aber er legt noch einen drauf:

«Demokratie war und ist unter Beschuss. Es geht um die Wurst.»

Während alles ein Ende hat, hat die bekanntlich zwei. Aber von der Wurst springt Kovic zur Banalerklärung, was Journalismus sei und solle. Natürlich ist «kritischer Journalismus das Lebenselixier einer funktionieren Demokratie». Sieht schliesslich die «Republik» genauso. Nur: was ist das schon wieder?

Statt Erklärung kommt eher ansatzlos eine Philippika gegen «neutrale, ausgewogene» oder gar «objektive» Berichterstattung. «Neutral» bedeute nämlich, «dass gesellschaftliche Missstände nicht aufgedeckt» würden. Denn neutraler Journalismus sei gar nicht neutral, «sondern zugunsten bestehender Machtverhältnisse verzerrt».

Dann pumpt sich Kovic noch mit der Erwähnung von Noam Chomsky auf, um dann doch wieder in Banalitäten zu verfallen: «Wenn Journalismus immer nur die Ansichten der Mächtigen reproduziert, kann es keinen gesellschaftlichen Fortschritt geben.» Dann fällt ihm wohl selbst auf, dass er bislang nur für einige ungläubige Lacher über so viel Phrasendrescherei gesorgt hat, also versucht er es zum Schluss mit einem Aufschwung ins Pathos:

«Demokratie stirbt im Dunkeln. Die einzige Kerze, die uns durch die Dunkelheit führt, ist dezidiert kritischer, demokratischen Werten verpflichteter Journalismus.» Leider ist nun Kovic nicht die hellste Kerze auf dieser Torte. Sonst wüsste er, so als Soziologe, dass es zu den banalen Voraussetzungen einer ernsthaften wissenschaftlichen Auseinandersetzung gehört, die Begrifflichkeit zu klären. Also was ist denn das, der kritische und demokratischen Werten verpflichtete Journalismus? Das würden wir gerne wissen, statt gähnend zu lachen.

«Edito» als früh gezündete «Petarde»?

Vielleicht ist es ja so, dass «Edito» die Lücke füllen will, die durch den verzögerten Start der «Petarde» entstanden ist. Auch so ein Alternativprojekt aus Ärger darüber, dass der «Nebelspalter» den Besitzer gewechselt hat. 163’000 Franken durch Crowdfunding kassiert für eine neue und alternative Satire-Plattform. Grossmäulig den Start im ersten Quartal 2022 angekündigt, nun ist’s das «Ziel, im Frühsommer zu starten». Und was ist so das inhaltliche Konzept? Easy, no Stress, «rassistisch motivierte Beiträge publizieren wir zum Beispiel sicher nicht». Gut zu wissen; vielleicht liegt es daran, dass die Webseite noch leer ist.

Wissen die Macher eigentlich, was eine Petarde ist?

Als man sich schon erschöpft zurücklehnen und die Lachmuskeln massieren will, schaut einen auf der letzten Seite 31 ein etwas verwirrt-grimmig blickender Mann mit Hahnenkammfrisur an. Insider ahnen: auch Hansi Voigt bleibt einem nicht erspart. Der spart aber jeden Hinweis auf seine aktuelle Tätigkeit, denn er war «unter anderem» Chefredaktor bei «20 Minuten» und Gründer von «watson». Beides ist er nicht mehr, weil er jeweils gefeuert wurde.

Das passiert ihm zurzeit bei «bajour» nicht, denn dort wird er von einer reichen Pharma-Erbin ausgehalten. Hier macht er sich Gedanken, wie es nach der Ablehnung des von ihm herbeigesehnten Mediengesetzes weitergehen soll. Kühne Theorie: «Die Leute kaufen keine WoZ-Inhalte, sondern sie zahlen, dass es diese Inhalte überhaupt gibt.» Dieser Ansatz werde auch von «Republik, Bajour, Tsüri.ch, das Lamm usw. verfolgt» Hä?

Sagen wir so: die Leute zahlen etwas für die WoZ, weil die immer wieder brauchbare Inhalte liefert. Was man bei den anderen von ihm aufgezählten Organen eher weniger behaupten kann. Deshalb müssen die meisten von Big Spender, von Mäzenen, von Millionären unterstützt werden. Das ist hingegen gut, weil es gute Organe sind.

Bajour: Wer will denn für sowas zahlen?

Böse ist das hier: «In St. Gallen warten der Rechtsaussen-Referendumsergreifer Peter Weigert und seine finanziell potenten Kollegen gemäss eigenen Aussagen nur darauf, dass Peter Wanner die Waffen streckt.» ?

«Und wer weiss, wie Christoph Blochers BaZ-Leute in kurzer Zeit zum festen Tamedia-Inventar geworden sind, dem kann angst und bange werdenHä? Nein, Angst bekommt man, wenn man versucht, diesem gedanklichen Slalom nachzufahren, ohne dass es einen aus der Piste trägt. Aber im humoristischen Gesamtbild von «Edito» fehlte noch der Dadaismus.

Wumms: Marko Kovic

Unser Dauergast auf dem Weg nach unten. Wir begleiten ihn.

Marko Kovic sei «Soziologe und Journalist». Also behauptet er einen gewissen wissenschaftlichen Anspruch plus Handfertigkeiten.

Das äussert sich dann so:

Die «rassistische Fantasie» basierte dann allerdings auf wahren Ereignissen, wie der «Wissenschaftler» Kovic schnell einräumen musste, nachdem ihn ein Journalist darauf aufmerksam gemacht hatte.

«Es darf nicht sein, dass Nigerianer oder Iraker mit ukrainischen Pässen plötzlich 18-jährige Ukrainerinnen vergewaltigen.» Diese Formulierung des SVP-Fraktionschefs Thomas Aeschi im Nationalrat strotzte auch nicht gerade von Intelligenz. Die Anwendung des Plurals und des Indikativs war bescheuert.

Das liess sich aber problemlos durch diesen Soziologen steigern, der einen Shitstorm gegen den SVP-Politiker lostrat, dem sich selbstverständlich die Grünen anschlossen. Sie boykottierten tapfer eine «Arena»-Sendung, um ein Zeichen zu setzen. Denn die grüne NR-Präsidentin Irène Kälin streute Asche auf ihr Haupt, ihn nicht sofort gemassregelt zu haben. Sie sei abgelenkt gewesen, «auch Präsidentinnen haben nur beschränkte Multitasking-Fähigkeiten».

Diese Scharte machte dann Fraktionschefin Aline Trede wieder wett – keine Teilnahme an der «Arena» mit dem «Rassisten» Aeschi. Dieses Zeichen wurde von Moderator Sandro Brotz tapfer aufgenommen, der seinerseits den SVP-Nationalrat auf den Grill legte.

Was lernen wir daraus? War’s absichtliche Provokation oder unabsichtlicher Ausrutscher: diese Formulierung Aeschis war daneben. Von einem «Soziologen und Journalisten» müsste man ein Mü mehr Recherche erwarten, bevor der einen Shitstorm lostritt. Während eine Grüne einen Blackout hatte, setzt die nächste mutig ein Zeichen in Form der Debattenverweigerung.

Da soll sich noch einer wundern, dass das Image von Wissenschaft und Politik nur noch vom Journalismus unterboten wird.