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Die jüdischen Zeitungen

Im Zweifelsfall braucht man zwei jüdische Blätter.

Zur Einstimmung, Entschuldigung, ein alter Judenwitz: Ein Jude erleidet Schiffbruch und rettet sich mit Müh und Not auf eine unbewohnte Insel. Als erstes baut er zwei Synagogen. Jahre später wird er gerettet. Auf die Frage, warum er zwei Synagogen erstellt hat, antwortet er: «Also, in die erste gehe ich beten und in die zweite setze ich nicht einmal einen Fuss; aus Protest.»

In der Deutschschweiz gibt es zwei jüdische Zeitschriften: das «Tachles» und die «Jüdische Zeitung». Beide stammen aus Zürich. Die eine ist liberal, die andere streng religiös. Die «Jüdische Zeitung» sieht in allem ein Wunder Gottes oder eine Strafe Gottes oder eine Wunderstrafe des Allmächtigen.

Beliebt sind antisemitische Graffiti

Das «Tachles» sieht alles durch eine jüdische Brille. Zum Beispiel die Zürcher Protestkundgebung gegen die Corona-Massnahmen des Bundes. Ein Tachles-Journalist fand unter den Protestierenden einen «Fahnenträger, dessen Stoffstück einzig den Buchstaben Q zeigt. Der Mann outet sich damit als Anhänger der QAnon-Bewegung.»

Diesem einen Querkopf widmet die Wochenzeitschrift einen 5000-Zeichen-Text. Auch beliebt sind antisemitische Graffiti. In den letzten fünf Jahren erschienen im «Tachles» 67 Artikel über Schmierereien in der Schweiz und Ausland. Stehen Gemeinde- oder Kantonsratswahlen vor, informiert die Zeitschrift verlässlich, wer von den Kandidatinnen und Kandidaten jüdisch ist.

Warum Kinder keinen Mundschutz tragen müssen

Die «Jüdische Zeitung» steht über solchem Pipifax. Sie steht irgendwo zwischen Himmel und Verklärung. In der aktuellen Nummer schreibt zum Beispiel ein Rabbi Mosche Young über Donald Trump. «Die Gegner von Präsident Trump haben ihn dafür kritisiert, dass er egozentrisch sei und sich nicht wirklich um das Land kümmere.» Rabbi Mosche verteidigt Trump: «Vielleicht gehört das ja zum Job!» Danach führt der Rabbiner Beweise aus der Kabbala, der Bibel und dem Talmud an.

In der Heftmitte erklärt ein entrückter Rabbiner aus Basel, warum Kinder keinen Mundschutz tragen müssen: «Die Worte der Kinder sind so rein, dass sie keinen Mundschutz benötigen.»

Alle paar Jahre wird die Koexistenz dieser beiden völlig unterschiedlichen Zeitungen gestört. Dann schiesst nämlich das «Tachles» gegen die «Jüdische Zeitung» und wirft ihr «Geringschätzung von Nichtjuden» vor.

Welche jüdische Zeitung ich auf eine einsame Insel mitnehme? Natürlich beide!