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Wumms: Hansi Voigt

Amnesie? Alzheimer? Muss man sich Sorgen machen?

Die Hintergründe einer Hetzkampagne gegen die Tamedia-Journalistin Michèle Binswanger wurden aufgedeckt. In einem Chat brüteten Jolanda Spiess-Hegglin und Gesinnungsgenossinnen darüber, wie man die Buchpublikation über die Zuger Landammannfeier verhindern könne. Und die Autorin «zum Auswandern» zwingen.

Eine Schmierenkampagne von der grossen Kämpferin gegen Schmiere, Hetze und Terror im Internet. Die Dame ist charakterlich wirklich nicht für diese Aufgabe geeignet.

Immer an Bord ist seit Langem Hansi Voigt; inzwischen sogar Präsident des Vereins «Netzcourage» (nachdem alle seine Vorgängerinnen das Weite suchten).

In den Veröffentlichungen unter dem hübschen Namen «#hateleaks» werden auch Beiträge von Voigt zitiert. Der hat schon in der Vergangenheit vollmundig ausgeteilt und beispielsweise Gegner der Subventionsmilliarde für Verlegerclans als «Freunde des Faschismus» beschimpft. Um das dann kleinlaut zurückzunehmen, als ihm Gegenwind um die Ohren pfiff.

Nun keilt er wieder aus:

Dokumentierte Zitate von ihm, aber das seien «Free-Style-Lügen», plus: «Ernste Frage: ist das alles frei erfunden

Muss man sich nun sorgen um Voigt machen? Gedächtnisverlust? Erinnert sich nicht mehr an Sachen, die er schriftlich hinterlassen hat? Ist so jemand als Chef des Subventionsgrabs «Bajour» tragbar? Oder möchte er auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren?

ZACKBUM hat ihm besorgt die Gelegenheit zur Stellungnahmen gegeben. Wir wagen die Prognose: er wird verstockt bleiben und nicht reagieren. Denn im Austeilen ist er gross, im Einstecken oder Hinstehen ganz, ganz klein.

«bajour» will gefördert werden

Das hätten die auch dringend nötig.

Was ist von einem Organ zu halten, das seit Monaten als «Bajour-Kollektion» diesen Schrott anbietet?

Oder steckt dahinter subversive Ironie?

«Hier fehlt der Inhalt», ist das nicht der passende Satz für das Organ im Allgemeinen?

Was ist von einem Organ zu halten, das das seinen Lesern und «Member» anbietet?

Was ist von einem Organ zu halten, das seit Langem keinerlei Zahlen mehr über Reichweite, zahlende Abonnenten oder andere Angaben mehr bekannt gibt?

Was ist von einem Organ zu halten, bei dem der «Herausgeber» und «Geschäftsleiter» noch Zeit findet, als Vereinspräsident zu amtieren?

Was ist von einem Organ zu halten, das News von gestern heute bringt?

Nichts.

Jammerlappen und Heuler

Es darf gegreint werden. Bei Tamedia Seibt, im SoBli Samir.

Es ist unglaublich, in welch seichte Gewässer sich am vergangenen Wochenende alle drei Sonntagsblätter begeben hatten. Die NZZaS einfach allgemein, die «SonntagsZeitung», indem sie eine Seite opferte, um der «Republik»-Grösse Constantin Seibt die Gelegenheit zu geben, allen Bullshit, der dort in den letzten Monaten passierte, golden anzumalen und eine Duftkerze reinzustecken.

Aber den Vogel schiesst mal wieder der «SonntagsBlick» ab. Hier darf sich Samir ausweinen. Der Filmemacher war eine treibende Kraft hinter dem gescheiterten Kulturtempel «Kosmos» in Zürich. Das fahrlässig geführte Projekt endete im Konkurs und hinterlässt einen finanziellen Krater von rund 20 Millionen Franken, für den in erster Linie der Steuerzahler aufzukommen hat.

Die Pleite ist dermassen krachend, dass es wohl nicht einmal zu einer Konkurseröffnung kommen wird – mangels Aktiva. Da ein neuer Not-Verwaltungsrat (der vorherige war im Frühling 2022 Knall auf Fall kollektiv zurückgetreten) aus Angst vor Konkursverschleppung am 5. Dezember die Bücher deponierte, stehen nun 71 Angestellte auf der Strasse.

Das alles interessiert aber Samir (so wie die übrigen Erblinken, die das Aktionariat des «Kosmos» beherrschten), einen feuchten Dreck.

Er will lieber über sein eigenes Schicksal klagen und zwei anteilnehmenden SoBli-Journalisten, unter ihnen Reza Rafi, ins Hemd heulen. Er habe mit dem Konkurs gar nichts zu tun, behauptet Samir, noch schlimmer: «Ich bin offenbar für manche das ideale Feindbild

Zur Begründung ist sich Samir nicht zu schade, auch die Rassismus-Karte auszuspielen: «Ich bin ein kritischer Filmemacher. Und Künstler sind per se nicht sehr beliebt in diesem Land – wenn du Erfolg hast, noch weniger. Dazu kommt meine Herkunft, mein andersartiger Name, der viele reizt. Bekanntlich sind Neid und Eifersucht eine ungeheure Motivation für viele Menschen, um sich in Szene zu setzen

Wer es wagt, seine Selbstherrlichkeit und ständige Einmischung und seine Versuche zu kritisieren, wieder in den Verwaltungsrat zu gelangen, wird von ihm abgewatscht: «Die drei Frauen, die das Interview (sie äusserten sich in der NZZaS kritisch über Samirs ständige Einmischungsversuche, Red.) gaben, hatten ihren Job letztlich auch deshalb, weil ich etwas riskiert habe. Sie bekamen ihren Lohn, ihre AHV. Jetzt werde ich dafür angefeindet. Ich erwarte keine Dankbarkeit, aber Respekt.»

Auch der zurückgetretene fünfköpfige Frauen-VR habe sich ständig über seine Einmischungen beschwert und das als einen der Gründe genannt, dass keine konstruktive Arbeit möglich sei, wird Samir dann vorgehalten. Alles Quatsch, meint er. «Ich vermute, da suchte einmal mehr jemand einen Schuldigen, um auszusteigen.»

Die Welt ist ungerecht, dabei hatte Samir finanziell einen schmerzlichen Verlust zu beklagen: «Meine Aktien waren einmal 800 000 Franken wert, der grösste Anteil davon waren meine Pensionsgelder. Während andere, die jetzt mit dem Finger auf mich zeigen, praktisch ohne Verlust ausgestiegen sind und an einen Dritten verkauften

Da zeigt Samir mit dem Zeigefinger auf andere und beklagt, dass er weniger clever war. Was aber vor allem in diesem Interview auffällt: das Schicksal der 71 Angestellten ist ihm egal. Dass viele Benutzer und Fans des «Kosmos» schon vorbezahlte Gelder abschreiben können, na und. Dass viele Veranstalter ihre fest gebuchten (und schon zumindest anbezahlten) Events mit viel Mühe verlegen müssen, was soll’s. Dass SBB, ZKB, der Steuerzahler direkt das Schlamassel aufräumen, bzw. bezahlen dürfen, je nun.

Ein Wort des Bedauerns, der Anteilnahme, gar eine Entschuldigung? Aber doch nicht mit Samir. Und doch nicht im SoBli, der gnädig davon absah, den Bruchpiloten in die Zange zu nehmen.

Zu diesem Trio gehört ja neben Seibt und Samir auch Hansi Voigt vom Basler Lokaljournal «bajour». Auch einer, der sonst nicht viel zu tun hat und deshalb fleissig twittert. So bezeichnete er die Gegner der Subventionsmilliarde für reiche Medienclans schon mal als «Freunde des Faschismus» und ruderte dann eilig zurück, als sich Gegenwind erhob.

Nun hat er sich darüber beklagt, dass CH Media «einem wirkungslosen Parlamentarier dauernd eine Bühne» gebe. Er meint damit einen Bericht über einen Vorstoss des SVP-Nationalrats Andreas Glarner. Der stramme Anhänger der Meinungsfreiheit und -vielfalt Voigt ruft dazu auf, sich darüber zu «empören». Den Politiker bezeichnet er dann noch als «Gaga-Rechtsextremisten», der «im Parlament völlig wirkungslos» sei.

Glarner hat nun aber scheint’s den Gaga-Twitterer Voigt ernst genommen und vermeldet selbst auf Twitter: «Strafanzeige geht heute raus!» Nix leisten, aber andere abbürsten, auch so ein Merkmal von frustrierten Rechthabern.

Wie man sich ins Elend rechthabert

Bei «Netzcourage» hat sich ein Dreamteam gefunden.

Es ist eine Tragödie, dass ein Verein mit einem durchaus lobenswerten Anliegen am Personal scheitert. Die Geschäftsführerin und hasserfüllte Kämpferin gegen Hass im Internet verschleisst Präsidenten und Vorstandsmitglieder à gogo.

Sie droht ihnen mit juristischen Schritten und anderem («Fülschi dir reichts auch langsam. Dass dies (und viele andere Aussagen der letzten Monate) justiziabel sind, dürfte sogar dir klar sein»), wenn mehr als ein ehemaliges Mitglied des Vereinsvorstands sich darüber beklagt, dass es keinen Einblick in die Buchhaltung gegeben habe.

Dass dort wohl ein dicker Hund begraben liegen könnte, dieser Verdacht drängt sich auf. Denn die Ex-Vorstandmitglieder begründen ihren Rücktritt damit, dass sie zwar für den Geschäftsbericht und die Buchhaltung haftpflichtig hätten unterschreiben sollen, das aber nicht wirklich guten Gewissens hätten tun können.

Das könnte auch der Grund dafür sein, dass der Verein in seiner kurzen Geschichte bereits drei Präsidentinnen verschlissen hat. Darunter eine, die in höchster Not ad interim antrat, nachdem ihre beiden Vorgängerinnen Knall auf Fall das Weite gesucht hatten. Nur, um dann selbst zurückzutreten, mit der bitteren Bemerkung: «Der Vorstand kann gar nicht strategisch arbeiten, weil Geschäftsführerin Spiess-Hegglin alles selbst machen will.»

Daraufhin ersetzte ad interim Hansi Voigt die Ex-Präsidentin a.i. Ob dabei alles mit rechten Dingen zuging, müsste ein Noch-Mitglied auf dem Klageweg austesten. Denn auch Vereine haben gewissen gesetzlichen Regeln zu folgen.

Auch bei der Entlassung von Mitarbeitern, damit die nicht «arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen» führen müssen, wie ein «mit herzlichem Dank» Gefeuerter.

Aber das alles ist ja nur eine «querulantische Twitter-Verleumdungskampagne von vier Ex-Mitgliedern», die deswegen vom inzwischen frischgebackenen Präsidenten Voigt aus dem Verein gekübelt wurden.

Nun könnte natürlich Ruhe und Ordnung einkehren und sich der Verein endlich mal wieder um seinen Vereinszweck kümmern.

Da gibt es allerdings ein weiteres heikles Problem. In einem der letzten Prozesse, den Spiess-Hegglin noch nicht verloren hat, klagt sie bekanntlich gegen den Ringier-Verlag auf Gewinnherausgabe. Das kann sie, weil von fünf eingeklagten Artikeln vier als persönlichkeitsverletzend eingestuft wurden.

Nun ist es so, dass Ringier, um das lästige Problem vom Tisch zu haben, ein mehr als grosszügiges Vergleichsangebot machte (in der Höhe eines sechsstelligen Betrags, plus ein Propaganda-Interview im «SonntagsBlick» gratis obendrauf). Aber auf Anraten von Voigt lehnte JSH dieses Angebot ab.

Denn der angebliche Internet-Guru, der allerdings bislang eine Schneise der Zerstörung hinterliess, behauptet, dass Ringier an seinen Artikeln über JSH weit mehr als eine Million Franken verdient habe. Wie er das berechnet haben will, ist aber bislang sein süsses Geheimnis. Wenn es mit dem Geldverdienen per Klick so einfach wäre, würden doch weder «watson» noch «bajour» Millionengräber schaufeln …

Dass Voigt schon öffentlich eingestand, dass ihm der Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn nicht klar ist, stärkt das Vertrauen in seine Rechenkünste ungemein.

JSH, applaudiert von einer wie meist inkompetenten Presse, verkündete vor einiger Zeit als grossen Triumph, dass Ringer gerichtlich dazu verpflichtet wurde, weitere Zahlen und Angaben zu den ersten vier eingeklagten Artikeln zu machen. Dadurch wurde der Eindruck erweckt, dass JSH nicht nur ein grosser Sieg zuteil wurde, sondern dass Ringier nun zur Kasse gebeten werde, und zwar vom Gröberen.

Die Wahrheit sieht etwas prosaischer aus, wie JSH inzwischen auch selbst kleinlaut einräumte. Sie habe diese Zahlen bekommen, teilte sie mit, aber die müssten nun von Spezialisten genauer analysiert werden. Denn hier kommt nun der entscheidende Punkt. Welche Gewinnsumme kann man aus diesen Zahlen extrahieren?

Tatsächlich mehr als eine Million Umsatz = Gewinn, wie Voigt behauptet? Oder lediglich ein paar Tausend Franken, wohlwollend gerechnet? Das ist nun die grosse Frage. Und da JSH etwas fordert, ist sie in der Pflicht, diese Forderung zu begründen. Sollte sie sich dabei tatsächlich auf die Rechenkünste ihres Vereinspräsidenten verlassen, dann gute Nacht.

Aber es könnte noch schlimmer kommen. Sollte sich in ein paar Jahren (schneller wird’s wohl nicht abgehen) herausstellen, dass dessen behaupteter Betrag aus einem Paralleluniversum stammt, dürfte sich JSH überlegen, wieso sie denn eigentlich auf das grosszügige Vergleichsangebot von Ringier nicht eingegangen war. Und sich daran erinnern, dass sie das auf dringliches Anraten ihres neuen Präsidenten tat.

Was das bilaterale Verhältnis in diesem Dreamteam sicherlich nicht verbessern dürfte.

Wumms: Hansi Voigt

Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte.

Der Mann ist ein Tausendsassa. Voigt präsidiert neu den Verein «Netzcourage». Ein Aufstieg vom «Präsident a.i.». Wer ihn allerdings in dieses Amt gehoben hat, ist geheim.

Voigt ist zudem «Co-Geschäftsleiter» von «we.publish». Noch nie davon gehört? Also bitte: «Die We.Publish Foundation fördert unabhängige journalistische Angebote und die Medienvielfalt in der Schweiz.» Wie sie das macht? Also man sollte auch mal aufhören, Fragen zu stellen.

Dann ist Voigt der Gründer von «watson». Das erwähnt er gerne in seinem Lebenslauf, die Umstände seines Abgangs lieber nicht. Etwas halsstarrig hält der Wanner-Clan an diesem Millionengrab fest.

Dann war Voigt mal bei «20 Minuten». Bis er auch dort die Machtfrage stellte und als zweiter Sieger vom Platz ging.

Schliesslich ist Voigt noch im Vorstand des «Verein Bajour» und auch noch in der Geschäftsleitung. Ob es daran liegt, dass dieses resonanzlose Produkt Million um Million einer reichen Pharma-Erbin verröstet? Mit Unterseiten wie der oben dargestellten; eigentlich sollte hier die «Bajour-Kollektion» locken. Aber wer sich nicht gross ums Geldverdienen kümmern muss …

Früher, ja früher gab es noch Angaben zur angeblichen Leser- und Abonnenten-Entwicklung. Vorbei, verweht, weg. Dafür zeigt das Seitenmenü mit dieser Hierarchie überdeutlich, worum es eigentlich geht:

Gegen diese Bettelei ist ein «Surprise»-Verkäufer geradezu ein Ausbund von Zurückhaltung und Seriosität. Beim Strassenmagazin weiss man aber wenigstens, wofür man etwas bezahlt. Bei «bajour» ist der Inhalt dermassen uninteressant, dass es sich eigentlich nur um eine Solidaritätsspende handeln kann.

Wo’s ihm in en Kram passt, fordert Voigt Transparenz und beschimpft reiche Menschen, die sich angeblich Medien halten. Ein kühner Vorwurf von einem, der auf Kosten eines reichen Menschen lebt.

Mit Transparenz in eigener Sache ist’s auch nicht weit her. Früher berichtete ZACKBUM einige Male über Voigt und wollte ihm immer Gelegenheit geben, zu Fragenkatalogen Stellung zu nehmen. Seine Antwort: tiefes Schweigen. Dabei hätten wir gerne gewusst, wie er auf die perverse Idee kam, Gegner der dann an der Urne abgelehnten Subvention-Milliarde für reiche Medien-Clans (wovon für «bajour» auch was abgefallen wäre) als «Freund:innen des Faschismus» zu beschimpfen. Vergewaltigte Sprache, vergewaltigter Begriff, widerlich.

So hält er es auch als frischgebackener Präsident eines Vereins gegen Hass und Hetze im Internet, dessen hasserfüllte Geschäftsführerin alle namentlich beschimpft («strafbar und Du weisst das», «Fülschi dir reichts auch langsam. Dass dies (und viele andere Aussagen der letzten Monate) justiziabel sind, dürfte sogar dir klar sein»), die eine Kritik an ihr oder ihrer Amtsführung wagen.

Interessiert hätte auch, was der Vereinspräsident dazu sagt, dass ein mit herzlichem Dank rausgeschmissener Mitarbeiter, trotz aller Solidarität mit dem Vereinszweck, öffentlich gemacht hat, dass er in arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber steht.

Woher Voigt die Chuzpe nimmt, überhaupt jemand anderen oder irgend etwas zu kritisieren, bei diesem eigenen Leistungsausweis, das lässt sich wohl nur damit erklären, dass er in einem Paralleluniversum lebt.

Let’s fetz im Netz

«Netzcourage» braucht Netzcourage.

Der Verein gegen Hass und Missbrauch im Netz braucht selbst seine Dienstleistungen. Denn seit Monaten fände eine «querulantische Twitter-Verleumdungskampagne von vier Ex-Mitgliedern» statt. So sieht das zumindest der zeitweilige «Präsident a.iHansi Voigt. Er bezeichnet sich inzwischen als «neuer Präsi», woraus man schliessen kann, dass eine Mitgliederversammlung stattfand.

Aber der Reihe nach.

Der Präsidentenstuhl im Verein «Netzcourage» scheint eher ein Schleudersitz zu sein. Nachdem sie noch den damaligen Geschäftsbericht unterzeichnet und lobende Worte über «Netzcourage» gesäuselt hatten, traten im Oktober 2021 die Co-Präsidentinnen Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne) Knall auf Fall zurück. Angeblich wegen plötzlich aufgetauchten «strategischen Differenzen». Es wird bis heute gerätselt, was wirklich vorgefallen war.

Als «Interimspräsidentin» sprang Liliane Ritzi in die Lücke. Sie gab im Sommer 2022 bereits wieder auf: «Der Vorstand kann gar nicht strategisch arbeiten, weil Geschäftsführerin Spiess-Hegglin alles selbst machen will.» Insgesamt warfen dieses Jahr vier von sieben Vorstandsmitgliedern das Handtuch, was wohl kaum als «querulantisches Verhalten» abqualifiziert werden kann.

Wie ein Deus ex Machina tauchte dann plötzlich der Vielfach-Gescheiterte Hansi Voigt als neuer «Präsident a.i.» auf, wobei a.i. nicht für Artificial Intelligence steht. Neben Millionen-Verrösten mit «bajour» hatte er schon zuvor Zeit gefunden, sich als unverbrüchlicher Freund und Weggefährte von Spiess-Hegglin auf Twitter und anderswo zu profilieren und im «Beirat» des Vereins zu sitzen.

Allerdings gibt es neben all den Querelen ein paar kitzlige legale Probleme, denn ein Verein, vor allem ein gemeinnütziger, schwebt nicht im luftleeren Raum, sondern hat sich an gesetzliche Vorschriften und Vorgaben zu halten. Das ist nicht so die Kernkompetenz der Führungscrew, mit Schlampereien auf diesem Gebiet verscherzte sie sich schon staatliche Subventionen.

Nun soll, besagen Gerüchte, am vergangenen Freitag eine Mitgliederversammlung stattgefunden haben; hinter verschlossenen und gut kontrollierten Türen. Artfremden, Berichterstattern oder «querulantischen» Ex-Vorstandsmitgliedern war der Zutritt verwehrt, was anscheinend durch Wachpersonal und Personenkontrolle am Eingang sichergestellt wurde.

Laut Medienmitteilung sei alles wunderbar und in Harmonie verlaufen. Eine objektive Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht. Wie ein Verein seine ehemalige Präsidentin, die in höchster Not und unter grossem Applaus einsprang, allerdings gegen ihren Willen wegen «vereinsschädigendem Verhaltens» ausschliessen kann, das ist nun nicht gerade ein Paradebeispiel für respektvollen und transparenten Umgang.

ZACKBUM ist immer für ein offenes Wort und vor allem dafür, dass Betroffene die Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Nachdem JSH noch niemals auf diverse Anfragen reagierte, versuchten wir es diesmal bei Voigt. Der meinte immerhin schon mal, dass er nichts zu sagen habe. Aber vielleicht liesse sich das angesichts dieser Fragen noch etwas steigern:

1. Sie bezeichneten sich als «Präsident a.i.» des Vereins «Netzcourage». Wer hatte Sie in diese Position gewählt?
2. Laut Protokoll der letzten Mitgliederversammlung vom 23. Februar 2021 wurden sie damals nicht einmal in den Vorstand gewählt. Welches Gremium hat Sie dann berufen?
3. Zwischen der letzten Mitgliederversammlung und der aktuellen vergingen rund 20 Monate. Das ist im Schweizer Vereinsrecht so nicht vorgesehen. Weswegen dieser Verstoss?
4. Im Sommer 2022 sind von 7 immerhin 4 Vorstandsmitgliedern zurückgetreten. Darunter auch die Präsidentin a.i., die ihrerseits die Nachfolge von zwei per sofort zurückgetretenen Co-Präsidentinnen antrat. Wie erklären Sie diesen ständigen Exodus?
5. Sie haben als «Präsident a.i.» Ausschlussverfahren gegen vier Mitglieder des Vereins angekündigt und durchgeführt. Als nicht gewählter Präsident oder als nicht gewähltes Vorstandsmitglied sind Sie dazu gar nicht befugt. Woher nehmen Sie sich diese Macht?
6. Durch die überlange Zeit zwischen der letzten und der aktuellen Mitgliederversammlung ist auch die Amtszeit der verbleibenden Vorstandsmitglieder abgelaufen. Der Verein befand sich also in einem rechtlosen Zustand. Ist das nicht peinlich, bei diesem Vereinszweck?
7. Ein dazu nicht befugter «Präsident a.i.» hat eine Mitgliederversammlung einberufen und ebenfalls dazu nicht befugt vier Mitglieder von der Teilnahme ausgeschlossen. Damit ist diese Mitgliederversammlung rechtlich nicht gültig und müsste wiederholt werden. Wird das geschehen, und wer kann sie in einem solchen Fall (keine legalen Vorstandsmitglieder vorhanden) überhaupt einberufen?
8. Inzwischen bezeichnen Sie sich «als neuer Präsi». Halten Sie das für vertretbar, angesichts einer illegalen Mitgliederversammlung?
9. Wie sehen Sie es mit Haftungsfolgen, falls gerichtlich festgestellt wird, dass Ihre Wahl rechtsungültig ist und daher alle Ihre Entscheidungen in dieser Funktion nichtig?
Aber oh je, die eingeräumte, grosszügige Frist für eine Antwort verstrich ungenutzt. Weder der Präsident a.i., noch der «neue Präsi», noch sonst ein Vorstandsmitglied sah sich in der Lage, diese drängenden Fragen zu beantworten. Die vielgelobte Transparenz ist offenbar mehr eine Schimäre als Realität.
Das ist bedauerlich und betrüblich, denn das eigentliche Anliegen des Vereins ist durchaus lobenswert. Nur das Personal, daran hapert es halt …

JSH und Rena Zulauf

JSH hat eine weitere Niederlage kassiert. Nichts Neues also.

Wann muss die Geldgier aufhören und ab wann sollte ein Anwalt verpflichtet sein, den Mandanten vor sich selbst zu schützen? Diese Frage stellt sich, wenn man die Reihe der Niederlagen anschaut, die Jolanda Spiess-Hegglin vor Gericht einstecken musste.

Immer begleitet von Rena Zulauf, die unverständlicherweise als begabte Medienanwältin gehandelt wird, obwohl sie beinahe mit Garantie für ihre Mandanten Niederlagen herausprozessiert.

Das ist nicht nur bei JSH der Fall, auch für Patrizia Laeri holte sich Zulauf gleich eine doppelte Klatsche ab. Auch in ihrem Feldzug gegen ZACKBUM ist ihre Tätigkeit bislang nicht gerade von Erfolg begleitet.

Immer wieder unterlaufen ihr dabei Anfängerfehler. Gegen ZACKBUM klagte sie vor dem falschen Gericht, bei Laeri versuchte sie es gleichzeitig mit einem Verfahren vor Bezirks- und vor Handelsgericht. Und vom Bundesgericht musste sie sich sagen lassen, dass ihre Berufung leider schon aus rein formalen Gründen (nötige Voraussetzungen nicht erfüllt) abgelehnt werden müsse.

Dagegen nochmals vor Gericht zu ziehen (vors selbe Bundesgericht, notabene), das ist schon tollkühn, um es ganz höflich zu formulieren. Neben den schmerzenden Niederlagen ist das jeweils mit gröberen Kostenfolgen verbunden. Alleine die aussichtslose Berufung gegen die Abweisung des Bundesgerichts kostet Tausende von Franken Gerichtsgebühr und Entschädigung für die Gegenseite. Die forschen Honorarnoten der erfolglosen Anwältin noch gar nicht einberechnet.

Weitere schmerzliche Niederlage

Kenner der Sachlage gehen davon aus, dass JSH alleine an Anwaltskosten wohl über 200’000 Franken zu berappen hat. Zu ihrem Pech kennen Anwälte in der Schweiz kein Erfolgshonorar. Sie lassen sich ihre Tätigkeit immer gleich vergüten, unabhängig davon, ob ein Sieg oder eine Niederlage herausschaut.

Die zu erwartende Niederlage mit dem Revisionsgesuch fand bereits am 20. April statt. JSH brauchte dann allerdings rund zwei Wochen, um das auch öffentlich einzugestehen. Von völliger Unbelehrbarkeit zeugt die gemeinsame Stellungnahme mit ihrer Anwältin:

«Der Entscheid war unter den engen gesetzlichen Voraussetzungen des Revisionsverfahrens zu erwarten, inhaltlich ist er indessen nach wie vor falsch und formalistisch überspitzt.»

Genau hier müssten eigentlich bei der Mandantin einer solchen Anwältin alle Alarmsirenen aufheulen. Der Weiterzug ans Bundesgericht wurde wegen eines Anfängerfehlers abgeschmettert. Dagegen wurde nochmals geklagt, obwohl Zulauf selbst einräumt, dass die Niederlage zu erwarten war. Wenn das so ist, wieso wurde dann nochmals Geld verröstet?

Zurzeit steht nur noch das Urteil im Prozess um Gewinnherausgabe gegen den Ringierkonzern aus. Auch hier wird JSH von Zulauf vertreten. Dazu kommt noch der bekannte Amok Hansi Voigt, der alleine auf weiter Flur behauptet, dass JSH durch die Publikation von Artikeln über sie gewaltige Summen an Gewinnherausgabe zustünden. Deshalb lehnte JSH ein mehr als grosszügiges Vergleichsangebot von Ringier ab, das eine hübsche Stange Geld und ein zweiseitiges Interview umfasste. Inzwischen ist die durch überzeugende Gutachten belegte Bereitschaft Ringiers auf Gewinnherausgabe auf ein paar tausend Franken geschrumpft.

Sollte das Gericht diese Ansicht stützen (und Voigts abenteuerliche Berechnungen ablehnen), dann wird JSH dagegen sicherlich auch wieder Rekurs einlegen. Was weitere Kosten bei mehr als unsicheren Erfolgsaussichten verursachen wird.

Klagen, klagen, klagen

Gleichzeitig hat JSH bekannt gegeben, dass sie während des Verfahrens vor dem Bundegericht eine Unterlassungsklage gegen die Journalistin Michèle Binswanger eingereicht habe. Wegen Persönlichkeitsverletzung. Welche Aussichten dieses Verfahren hat, ergibt sich schon aus der banalen Tatsache, dass eine Persönlichkeitsverletzung nachgewiesen werden muss. Was bei einem noch nicht publizierten Buch eher schwierig ist.

Aus all diesen Gründen stellt sich vor allem die Frage, wieso Anwältin Zulauf ihrer Mandantin nicht gut zuredet, das nun mal sein zu lassen. Deren gestörtes Verhältnis zur Realität zeigt sich schon darin, dass sie sich darüber beschwert, «so viele Journis haben 0 Ahnung, von was sie schreiben, sie fragen auch nicht nach». ZACKBUM kann hingegen aus eigener Erfahrung berichten, dass Nachfragen und Bitten um Stellungnahme von JSH schlichtweg ignoriert werden.

Zudem werde das jüngste Urteil von «Rechtspopulisten, SVP-NRs, verurteilten Wutbürgern und meinen Stalkern heftigst gefeiert». Dazu von den «Koryphäen von Weltwoche und Nebelspalter». Nur: dort ist kein Sterbenswörtchen über dieses Urteil erschienen, heftige Feierlichkeiten sind auch sonst nicht erkennbar, und auch ZACKBUM möchte, nach dieser Berichterstatterpflicht, das unappetitliche Kapitel JSH schliessen. Die Dame leidet inzwischen unter Phantomschmerzen.

Ihr Verhalten entzieht sich jeder rationalen Erklärung. Dass sie dabei von einer Anwältin unterstützt wird, die jede noch so absurde Klage auf den Weg bringt, ist wirklich eine Tragödie. Man wagt es sich nicht vorzustellen, was passieren wird, wenn auch die Hoffnung auf sprudelnde Gelder durch Gewinnherausgabe an der Realität zerschellt.

Klüngelbildung

We.publish, Tsüri, Bajour und Bildwurf. Das Gemenge.

Bildwurf macht Kinowerbung und seit Neuem auch Online. We.publish bietet ein Content Management System (CMS), mit dem Artikel auf Online-Plattformen erstellt werden können. Bajour und Tsüri sind lokale News-Plattformen.

Bildwurf überrascht den potenziellen Kunden mit Erkenntnissen wie «im Kino ist keine Aktion möglich (weder Klick noch Notiz). Onlinewerbung kann nach 5 Sekunden weggeklickt werden, daher sind alle wichtigen Infos gleich am Beginn zu setzen.»

Bei We.publish ist Hansi Voigt «Co-Geschäftsführer». Gleichzeitig ist er im Vorstand des Vereins «bajour» und auch als «Projektleiter» in der Geschäftsleitung. In den beiden Gremien gibt es mehr Nasen als in der Redaktion. Und Voigt ist traditionell Garant für eine Bruchlandung.

Bajour lebt von den Millionen einer spendablen Pharma-Erbin. Nachdem die ersten drei verröstet wurden, ohne dasss auch nur in weiter Ferne ein selbsttragendes Geschäftsmodell erkennbar wäre, legt die Erbin nochmal 3 Millionen drauf.

Tsüri hingegen sammelt Geld via Crowdfunding, um beispielsweise eine «Klima-Redaktionsstelle» zu schaffen. Kamen immerhin 30’000 Franken zusammen, nur gab’s daraus keine Stelle. Ähnlich erging es 18’000 Spendenfranken, mit denen eine Recherche finanziert werden sollte. Schliesslich lässt sich Tsüri Promo-Artikel vom EWZ oder dem Finanzdepartement Zürichs bezahlen.

Der Output an Artikeln ist überschaubar; bereits der vierte am Dienstag ist drei Tage alt. Von den Inhalten ganz zu schweigen. Damit gleichen sich Tzüri und Bajour wie ein Ei dem anderen. Überschaubare Leistung, kaum Resonanz, wenig «Member» die bereit sind, für diese dünne Suppe Geld auszugeben.

Eine Auswahl aus «bajour». Pardon, aus «Tsüri».

Nun gesellt sich noch eine Werbeagentur dazu, die von der Kinowerbung hin zu Onlinewerbung strebt. Geklüngeltes unter Luftabschluss. Am Lesermarkt versagt, dafür wird gesammelt, gebettelt und gesponsert.

«bajour» hat schon lange aufgegeben, Zahlen über Mitglieder oder Abonnenten oder die Einschaltquote zu veröffentlichen. Tsüri will 1465 «Member» haben, die mit mindestens 5 Franken pro Monat dabei sind und dafür lauwarme Tütensuppe serviert bekommen.

We.publish bietet wiederum ein CMS an, das angesichts diverser und bewährter Open-Source-Gratisanbieter so überflüssig ist wie ein zweiter Kropf. Zusammen mit der Werbeagentur haben sich hier wahrlich die Blinden und die Lahmen zusammengetan. Bildwurf bietet hier ein «attraktives Online-Werbefenster» an. Das kostet läppische 1 Franken. Pro Klick! Fix. Dabei ist der CPC normalerweise immer dynamisch, wobei der Preis in einem gesunden Verhältnis zur erwarteten Reaktion stehen muss.

Ärgerlich dabei ist, dass hier im Grossen («bajour») oder im Kleinen («Tsüri») Gelder abgegriffen und verröstet werden, die im Journalismus anderswo fehlen und sinnvoll eingesetzt werden könnten.

Natürlich will auch die «Hauptstadt» demnächst zu diesem Klüngel dazustossen. Kultz ist bereits dabei.

 

Witzblatt «Edito»

29 Seiten ungewollte Bespassung garantiert.

Zu den wenigen Lichtblicken eines gewerkschaftlich organisierten Journalisten gehört die Lektüre des «Schweizer Medienmagazins». 4 mal jährlich und in zwei Sprachen unterhält uns die Zeitschrift mit vielen lustigen Beiträgen. Damit kommt sie immerhin auf eine «Gesamtauflage» von 6825 Exemplaren.

Unterhalb des «Editorial» nehmen wir aufatmend zur Kenntnis, dass auf den «jüngsten Aufruf» mal wieder 6000 Franken gespendet wurden. Zeigt allerdings, dass Journis extrem geizig sind, seit sie solche Sachen nicht mehr auf Spesen nehmen können. Zuvor entlässt uns Redaktorin Bettina Büsser mit frommen Wünschen ins Blatt: «Gute Lektüre – und hoffen auf Frieden».

Im Dunkeln ist gut munkeln …

Nun, friedlich wird’s hier nicht. Denn Büsser meldet sich mit einem Beitrag über die Online-Plattform «sheknows» zu Wort. Die will «Expertinnen sichtbarer machen». Denn Experten sind bekanntlich männlich, schmerzlich fehlt die weibliche Sicht. Allerdings: «Wie oft die Datenbank für Anfragen genutzt wird, wird noch nicht erhoben.» Das ist insbesondere deswegen bedauerlich, weil sie doch gerade für 25’000 Franken überarbeitet wurde. Aber wahrscheinlich wird Google Analytics boykottiert – zu maskulin.

Wo es lächerlich wird, ist Kovic nicht weit

Beinahe unvermeidlich darf unser Liebling Marko Kovic dann  in einem «Essay» alle unsere Vorurteile ein weiteres Mal bestätigen. Eigentlich sollte man die Verwendung des Worts Essay im Zusammenhang mit ihm verbieten. Er wärmt die uralte Kamelle auf, dass es «heute mehr denn je kritischen, den demokratischen Werten verpflichteten Journalismus» brauche.

Zeitenwende mit Trump, kein Klischee ist dem Soziologen zu abgegriffen, um es nicht in seinem Narrativ zu rezyklieren. Trump habe ein «postfaktisches Zeitalter» markiert. Die «Verkündung dieser Krise» sei «von einem besorgniserregenden Rückgang demokratischer Institutionen in zahlreichen westlichen Ländern begleitet» worden. Dem Flachdenker wird nicht bewusst, dass eine solche belegfreie Behauptung selbst ziemlich postfaktisch ist.

Aber er legt noch einen drauf:

«Demokratie war und ist unter Beschuss. Es geht um die Wurst.»

Während alles ein Ende hat, hat die bekanntlich zwei. Aber von der Wurst springt Kovic zur Banalerklärung, was Journalismus sei und solle. Natürlich ist «kritischer Journalismus das Lebenselixier einer funktionieren Demokratie». Sieht schliesslich die «Republik» genauso. Nur: was ist das schon wieder?

Statt Erklärung kommt eher ansatzlos eine Philippika gegen «neutrale, ausgewogene» oder gar «objektive» Berichterstattung. «Neutral» bedeute nämlich, «dass gesellschaftliche Missstände nicht aufgedeckt» würden. Denn neutraler Journalismus sei gar nicht neutral, «sondern zugunsten bestehender Machtverhältnisse verzerrt».

Dann pumpt sich Kovic noch mit der Erwähnung von Noam Chomsky auf, um dann doch wieder in Banalitäten zu verfallen: «Wenn Journalismus immer nur die Ansichten der Mächtigen reproduziert, kann es keinen gesellschaftlichen Fortschritt geben.» Dann fällt ihm wohl selbst auf, dass er bislang nur für einige ungläubige Lacher über so viel Phrasendrescherei gesorgt hat, also versucht er es zum Schluss mit einem Aufschwung ins Pathos:

«Demokratie stirbt im Dunkeln. Die einzige Kerze, die uns durch die Dunkelheit führt, ist dezidiert kritischer, demokratischen Werten verpflichteter Journalismus.» Leider ist nun Kovic nicht die hellste Kerze auf dieser Torte. Sonst wüsste er, so als Soziologe, dass es zu den banalen Voraussetzungen einer ernsthaften wissenschaftlichen Auseinandersetzung gehört, die Begrifflichkeit zu klären. Also was ist denn das, der kritische und demokratischen Werten verpflichtete Journalismus? Das würden wir gerne wissen, statt gähnend zu lachen.

«Edito» als früh gezündete «Petarde»?

Vielleicht ist es ja so, dass «Edito» die Lücke füllen will, die durch den verzögerten Start der «Petarde» entstanden ist. Auch so ein Alternativprojekt aus Ärger darüber, dass der «Nebelspalter» den Besitzer gewechselt hat. 163’000 Franken durch Crowdfunding kassiert für eine neue und alternative Satire-Plattform. Grossmäulig den Start im ersten Quartal 2022 angekündigt, nun ist’s das «Ziel, im Frühsommer zu starten». Und was ist so das inhaltliche Konzept? Easy, no Stress, «rassistisch motivierte Beiträge publizieren wir zum Beispiel sicher nicht». Gut zu wissen; vielleicht liegt es daran, dass die Webseite noch leer ist.

Wissen die Macher eigentlich, was eine Petarde ist?

Als man sich schon erschöpft zurücklehnen und die Lachmuskeln massieren will, schaut einen auf der letzten Seite 31 ein etwas verwirrt-grimmig blickender Mann mit Hahnenkammfrisur an. Insider ahnen: auch Hansi Voigt bleibt einem nicht erspart. Der spart aber jeden Hinweis auf seine aktuelle Tätigkeit, denn er war «unter anderem» Chefredaktor bei «20 Minuten» und Gründer von «watson». Beides ist er nicht mehr, weil er jeweils gefeuert wurde.

Das passiert ihm zurzeit bei «bajour» nicht, denn dort wird er von einer reichen Pharma-Erbin ausgehalten. Hier macht er sich Gedanken, wie es nach der Ablehnung des von ihm herbeigesehnten Mediengesetzes weitergehen soll. Kühne Theorie: «Die Leute kaufen keine WoZ-Inhalte, sondern sie zahlen, dass es diese Inhalte überhaupt gibt.» Dieser Ansatz werde auch von «Republik, Bajour, Tsüri.ch, das Lamm usw. verfolgt» Hä?

Sagen wir so: die Leute zahlen etwas für die WoZ, weil die immer wieder brauchbare Inhalte liefert. Was man bei den anderen von ihm aufgezählten Organen eher weniger behaupten kann. Deshalb müssen die meisten von Big Spender, von Mäzenen, von Millionären unterstützt werden. Das ist hingegen gut, weil es gute Organe sind.

Bajour: Wer will denn für sowas zahlen?

Böse ist das hier: «In St. Gallen warten der Rechtsaussen-Referendumsergreifer Peter Weigert und seine finanziell potenten Kollegen gemäss eigenen Aussagen nur darauf, dass Peter Wanner die Waffen streckt.» ?

«Und wer weiss, wie Christoph Blochers BaZ-Leute in kurzer Zeit zum festen Tamedia-Inventar geworden sind, dem kann angst und bange werdenHä? Nein, Angst bekommt man, wenn man versucht, diesem gedanklichen Slalom nachzufahren, ohne dass es einen aus der Piste trägt. Aber im humoristischen Gesamtbild von «Edito» fehlte noch der Dadaismus.

NZZ: Sand im Getriebe?

Früher mal war die alte Tante technologisch ganz vorne. Aber dann kamen die falschen Cracks.

Was Wanner sein Hansi Voigt war, war bei der NZZ Peter Hogenkamp. Trug gut vor, versprach das Blaue vom Himmel, lieferte nix und war an nichts schuld. Bis er sich dann «vermehrt anderen Aufgaben» zuwenden wollte.

Seither, und sein Abgang ist schon fast 10 Jahre her, rumpelt es im IT-Bereich bei der NZZ. Wer nach der NZZaS sucht, bekommt das hier serviert:

Dann kommt ein weiterer Artikel, dann endlich weiss der Leser, dass er an der richtigen Adresse gelandet ist:

Die Sicherheit wird nicht gerade verstärkt durch eine Montage, mit der Präsident Putin die Zarenkrone aufs Haupt gemecht wurde. So wie das ein Kindergartenschüler mit Schere und Klebstoff auch hinkriegen würde.

Aber item, die Artikel kann man sich nicht mehr vorlesen lassen: «In der Tat, die gewünschte Funktion steht aktuell nicht zur Verfügung. Selbstverständlich werden wir unsere digitalen Dienste fortlaufend verbessern, und danken Ihnen für Ihre wertvollen Hinweise. Diese haben wir an die zuständige Abteilung weitergegeben.»

Wer zuerst etwas abbaut, kann dann anschliessend locker «fortlaufend verbessern». Hört sich aber nach einen Schritt zurück, einen Schritt nach vorn an, also höchstens Treten am Ort.

Einzelne Artikel wie einen Kommentar von Tobias Straumann findet man nur mit grösseren Anstrengungen.

Auf der Webseite der NZZ kommt alles soweit aufgeräumt und anständig daher. Nur fällt auch hier auf: ein direkter Verweis auf die NZZaS findet nicht statt. Lediglich unter «Die Redaktion des NZZ Magazins empfiehlt» tauchen Artikel aus der NZZaS auf, nicht etwa des Magazins. Das ist ein wenig so wie wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln würde. Denn im «Magazin» selbst langweilt eine Titelgeschichte über einen misslungenen Venedig-Ausflug.

Wollte man bösartig sein, und wieso will man das nicht, könnte man all das so interpretieren, als ob es Winke mit ganzen Zaunlattenreihen wären, dass die NZZaS bald einmal aufgesaugt und in die NZZ integriert wird. Einfach eine siebte Ausgabe, aber more of the same.

ZACKBUM ist (noch) nicht bereit, darauf Wetten abzuschliessen. Noch nicht.