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Der Hase und der Igel

Keinem Presseerzeugnis fällt die Analogie zu einem Märchen auf.

73 mal verlangt der Hase Revanche, dann bricht er tot zusammen. Denn er hatte sich auf ein Wettrennen mit dem Igel eingelassen, nachdem er sich über dessen krumme Beine lustig gemacht hatte.

Natürlich hat der Igel keine Chance, platziert aber seine Frau am Ende der Rennstecke, die sich jeweils vor dem heranstürmenden Hasen erhebt und sagt: «Ick bün all hier.» So erzählen es die Gebrüder Grimm.

Die Analogie zum Wettrennen zwischen Virus und Impfungen liegt auf der Hand. In der allgemeinen Hilflosigkeit, eine wirksame Abwehrstrategie gegen das Virus zu entwickeln, ist mangels anderem das Impfen ins Zentrum gerückt.

Vom Virologen Lukas Bärfuss abwärts (und vor allem aufwärts) fordern Wissenschaftler, Politiker und Medien im Chor: impfen. Mehr impfen. Häufiger impfen. Zwangsimpfen.

Man braucht sichtbare Feindbilder

Weil das Virus mikroskopisch klein ist und sich daher nicht als Personifizierung des Üblen gebrauchen lässt, muss stattdessen der Impfgegner hinhalten. Der Impfverweigerer. Der nimmt nicht länger ein verfassungsmässiges Recht wahr. Der darf sich nicht länger darauf berufen, dass es in der Schweiz keinen Impfzwang gibt.

Auch eine hochwissenschaftliche und in ihren Aussagen unbestrittene Studie, die in vielen Ländern und in allen US-Bezirken untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen Durchimpfung und Anzahl Neuansteckungen gibt, verpuffte wirkungslos. Denn sie ergab ohne Wenn und Aber, dass es keine Korrelation gibt.

Aber solche Erkenntnisse werden heutzutage ignoriert wie weiland Beobachtungen, die in Frage stellten, dass die Erde eine Scheibe sei, an deren Rand man ins Bodenlose fallen würde.

Der sogenannte Impfskeptiker ist nun als personifizierter Bösewicht enttarnt. Er ist verantwortungslos, unsolidarisch, egoistisch, wissenschaftsfeindlich. Er bringt die Intensivstationen an den Rand, überlastet unser Gesundheitssystem, muss als potenzielle Lebensgefahr für die anderen vom öffentlichen Leben so weit wie möglich ferngehalten werden.

Jeglicher Spass ist ihm ab Montag untersagt. Kein Besuch mehr von Gaststätten, Kultureinrichtungen, körperlicher Ertüchtigung. Immerhin darf er noch, es ist schliesslich Weihnachten, seinem Kaufrausch frönen, wenn er ihn denn hat.

Wahnvorstellungen sind schwer therapierbar

Irrationalem, das liegt in der Natur der Sache, lässt sich nicht mit vernünftigen Argumenten beikommen. Dass es angesichts dieser Tatsachen wenig Sinn macht, eine möglichst vollständige Durchimpfung der Bevölkerung zu fordern, dass es wenig Sinn macht, Kinder und Kleinkinder zu impfen, wo die einzige Hochrisikogruppe ab Alter 75 beginnt, das ist nicht mehr vermittelbar.

Es herrscht inzwischen auch eine völlige Beliebigkeit der Interpretationen, ohne Rücksichten auf Logik, Zweckrationalität oder Kausalitätsketten.

So twittert der deutsche Marcel Salathé:

Das Zentralorgan der wissenschaftlichen Berichterstattung «Blick» doppelt nach:

Die Fakten scheinen zu sein: an dieser Feier Ende November nahmen über 100 Gäste teil, 96 Prozent davon waren doppelt geimpft. Alle mussten vorab einen Test machen – alle negativ. Offenbar war ein Teilnehmer zuvor aus Südafrika angereist und verteilte die neue Virus-Variante Omikron. An der sich fast drei Viertel der Anwesenden ansteckten.

Daraus kann man nun schliessen, dass offenbar die Impfung gegen die neue Variante nicht wirksam ist. Allerdings nahm die Erkrankung bislang bei keinem der Betroffenen einen so schweren Verlauf, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Daraus schliesst Drosten messerscharf:

«Sieht mir nicht nach einer milderen Erkrankung aus.»

Wie sollte die vierte Gewalt damit umgehen?

Nun wäre es wohl die Aufgabe der vierten Gewalt, wenn sie diese Bezeichnung noch verdienen würde, wäre es die Aufgabe von kritischem Journalismus, die naheliegende Nachfrage zu stellen: Hä? Fast alle geimpft, alle zuvor negativ getestet, Dreiviertel angesteckt, keiner auch Wochen danach im Spital?

Könnte das nicht bedeuten, dass die Impfung wirkungslos ist, aber die gute Nachricht darin besteht, dass die neue Variante zwar hochansteckend ist, aber keinen schweren Verlauf nimmt? Und wenn das so ist, wieso verzapft Drosten* das, und wieso wird Impfen weiterhin als Allheilmittel angepriesen?

Aber solche Fragen zu stellen, das würde bedeuten, das eigene Hirn einzuschalten und auch zu benützen. Wer will das schon, in den Mainstream-Medien, wo man sich lieber darüber aufregt, dass in Zügen Nahrungsmittel und Getränke konsumiert werden.

 

*Red. Wir entschuldigen uns bei Anette von Droste-Hülshoff.

«Republik»: Money for nothing

Sorry, liebe Dire Straits, den Songtitel auf die «Republik» anzuwenden, ist gemein, aber unvermeidlich.

Der «Republik»-Redaktor Philipp Albrecht spielte sich an der GV des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten als der grosse und strenge Anhänger von Transparenz auf. Als knallhartem Rechercheur war ihm nicht entgangen, dass der Anlass – wie jedes Jahr – finanziell von einem Sponsor unterstützt wurde.

Erschwerend kam für Albrecht hinzu, dass der CEO des Sponsors Syngenta tatsächlich beim Abendessen anwesend sein würde. Offenbar dachte Albrecht, dass der so unantastbar im Hintergrund bliebe wie die Sponsoren, die ihm selbst Lohn und Brot bei der «Republik» garantieren. Also fragte er inquisitorisch, ob der Mann dann abgeschirmt werde oder man ihn mit Fragen belästigen dürfe. Zu seiner Enttäuschung lautete die Antwort: aber ja, natürlich, dafür ist er doch da.

Aber Albrecht hatte sein Pulver noch nicht verschossen. Wieso diese Anwesenheit denn nicht auf der Einladung zur GV vermerkt worden sei. Weil das erst drei Tage zuvor bestätigt wurde und die Einladung mit drei Wochen Vorlauf verschickt werde, lautete die geduldige Antwort. Aber, so setzte Albrecht nach, dann hätte man dieses Wissen ja nicht drei Tage für sich behalten müssen.

Das war der Moment, wo der Autor erschöpft einen Ordnungsantrag auf Abstimmung und Beendigung dieser sinnlosen Quälerei stellte. Dann wollen wir doch mal in aller Transparenz schauen, wie denn die «Republik» die Kohle von zwei Multimillionären und von ein paar tausend Abonnenten verballert. Dass und wie die Gebrüder Meili, gefolgt von Adrian Gasser, Hauptaktionäre bei der «Republik» sind, wird zwar ausgewiesen, aber dermassen verklausuliert, dass es wohl nicht mal «Wirtschaftsjournalist» Albrecht ohne zu stottern erklären könnte.

Kompliziert, aber einfach gemacht …

Projekt R Genossenschaft, Republik AG, Holding-Struktur, es fehlt nur noch ein Briefkasten auf den Virgin Islands. Aber lassen wir das und konzentrieren uns darauf, wofür genau die «Republik» Tag für Tag rund 20’000 Franken verballert. Sonntage sind nicht mitgezählt, denn da ruhen die Herren (und Damen und divers und beyond und non-binär usw.).

Er mahnt wieder. Schon wieder. Immer wieder.

Nun, gleich drei Fachkräfte werden in die Schlacht geworfen, um die deutsche Corona-Unke Christian Drosten zu interviewen. Die knallharte Titelfrage: «Woher kam dieses Virus?» Nun ist Drosten dafür bekannt und berüchtigt, dass mehr als das statistische Mittel seiner Prognosen und Aussagen falsch, kreuzfalsch oder ziemlich falsch waren und sind. So auch seine Behauptung:

«Diese Idee eines Forschungs­unfalls ist für mich ausgesprochen unwahrscheinlich, weil es viel zu umständlich wäre

Wir wollen uns hier nicht auf eine detaillierte Debatte einlassen, sondern verweisen auf die kritischen Anmerkungen, die hier zu diesem Interview von Dilettanten gemacht werden.

Immerhin 9 Artikel in zwei Tagen

In den der GV folgenden zwei Tagen hat die «Republik» insgesamt 9 Stücke rausgehauen. Das sind immerhin 3 mehr als im Schnitt, dafür schon mal ein Lob. Aber was genau bekommt man hier für 40’000 Franken Aufwand? 2 Artikel sind schon mal einfach eine längere Anpreisung der anderen an diesem Tag erscheinenden Werke, womit wir bei 7 Storys wären. Rund 23’500 Anschläge verwendet die «Republik» darauf, die Nachfolgefrage von Petra Gössi durch den Fleischwolf zu drehen. Erstaunlicherweise widmet sich das Organ zur Rettung der Demokratie dann dem Fall Britney Spears. Das Pop-Sternchen steht bekanntlich seit einigen Jahren und vorangehendem etwas erratischen Verhalten unter Vormundschaft. Damit ein solcher Pipifax als «Republik»-würdig gelten kann, muss er natürlich etwas aufgepumpt werden. Der Fall sei «ein Lehrstück über den bösartigen Umgang mit Künstlerinnen, die aus der Reihe tanzen».

Dann gibt es noch zwei für «Republik»-Verhältnisse Kurzstoffe, ein eingekaufter Bericht eines «Regimekritikers» über die Haftbedingungen, unter denen die Schweizerin Natallia Hersche in Belarus leide. Schliesslich eine Klage, dass Mario Fehr, ein Lieblingsfeind der «Republik», ein Bundesgerichtsurteil missachte, das ihn zur Herausgabe gewisser Dokumente verurteilt habe. Damit wären 20’000 Franken verröstet.

Aktualität ist nicht so das Ding von der «Republik». Am anderen Tag sind es nur drei Stücke, allesamt von brüllend gähnender Beliebigkeit. Baukartell? Graubünden? Whistleblower? Man erinnert sich noch dunkel? Genau, das war die erste grosse «Skandalstory» der «Republik», die bei näherer Betrachtung zum Skandälchen schrumpfte. Und inzwischen verschwunden ist. Aber, solange die Leiche noch nicht völlig verwest ist, kann man doch noch etwas damit machen. Zum Beispiel ein urlanges Interview zum Thema «Polizeistaatmethoden» im Umgang mit dem Whistleblower. Newswert: null. Gähnfaktor: 100.

Schliesslich der dritte Teil der Serie: «Was kann oder muss sich verändern im Bewerbungsprozess und im Umgang mit Stellensuchenden?» Vielleicht ein präventives Stück in eigenem Interesse, wenn die nächste Drohung mit Selbstmord – ausser, es gibt mehr Batzeli – nicht mehr funktioniert.

Schliesslich ein gelinde ausgedrückt mehr als merkwürdiger Artikel. Bei der Lektüre weiss man nicht, ob man befremdet, beelendet oder geradezu angewidert sein soll. Die Autorin porträtiert eine Autistin, um unter anderem Aufschlüsse zu bekommen, wie sie selbst mit ihrer möglicherweise ebenfalls autistischen Tochter umgehen soll.

Wo hört ein Artikel auf und fängt Eigentherapie an?

Dass sich eine Mutter überall Hilfe sucht, wo sie sie vermutet, ist natürlich unbenommen, und ihr persönliches Schicksal verdient Mitgefühl. Aber daraus einen Artikel zu machen, das ist eine befremdliche Steigerung der Bekenntnis- und Geständnisstorys. Wie auch immer, damit wären auch die zweiten 20’000 verballert worden.

Wahrscheinlich hat sich der «Republik»-Redaktor Albrecht von seinen investigativen Fragen am Montag erst mal ein paar Tage erholen müssen, verständlich. Oder, er hat dann trotz Sponsoring und trotz der ihm nicht rechtzeitig angekündigten Anwesenheit des Syngenta-Bosses die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, noch ein letztes Mal einen anständigen Dreigänger, begleitet von angenehmen und ausreichend fliessenden Weinen, spachteln und saufen zu können. Was dann doch vielleicht die üblichen Folgen auf Kopf und Magen gehabt haben könnte.

Angesichts dieses Outputs kann man aber wieder mal sagen: dafür 40’000 Franken? Echt jetzt? Wahrlich money for nothing.