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Ohne Worte

«Der Bund» hat’s geschafft: ZACKBUM ist (fast) sprachlos.

Was hat denn der alte Profi Artur K. Vogel angestellt, womit hat er «gegen unsere Werte einer fairen und sachlichen Diskussionskultur» verstossen? Offenbar war sein Kommentar «ehrverletzend, beleidigend oder diskriminierend».

Empfindsame Seelen aufgepasst, hier kommt das Stück Unflat:

Die Kindersoldaten vom «Bund», die Journalisten-Imitatoren in ihren Verrichtungsboxen, hatten offenbar behauptet, ein gewisser Patrick Feuz sei vor zehn Jahren Chefredaktor des «Bund» gewesen.

Nun erdreistet sich ein Kommentarschreiber, dem zu widersprechen. Mit der dünnen Begründung, er selbst sei es gewesen. Da könnte ja jeder kommen. Und die nonchalante Bemerkung «Qualitätsjournalismus ...» hat diesem schrägen Vogel dann endgültig das Genick gebrochen.

Ironie auf Kosten hart recherchierender Journalisten? Denken wir kurz gemeinsam nach.

Ist das ehrverletzend? Welche journalistische Ehre sollte denn bei solchen Pfeifen verletzt werden?

Ist das beleidigend? Nun eine falsche Tatsachenbehauptung kann beleidigend sein, eine Richtigstellung niemals.

Ist das schliesslich diskriminierend? Nun ja, das Wort «Qualitäsjournalismus» diskriminiert tatsächlich all diejenigen, die den nicht betreiben. Also alle, die diese Falschmeldung ins Blatt rutschen liessen. Wobei noch erschwerend hinzukommt, dass sich der «Bund» hier nicht im Namen des damaligen Präsidenten von Kasachstan irrte. Sondern beim eigenen Chefredaktor. Nein, das richtigzustellen, das ist nicht diskriminierend.

Diesen Kommentar abzulehnen hingegen schon. Das ist tatsächlich ehrverletzend, denn Vogel verfügt über eine solche. Es ist auch beleidigend, denn ihm wird Gerechtigkeit verweigert. Und diskriminierend ist es sowieso, weil eine zwar richtige, aber unerwünschte Tatsache unterdrückt wird.

Eigentlich sollte sich die Redaktion selbst nun zensurieren und lieber leere Seiten produzieren als solchen Stuss. Der Unterschied wäre nur visuell merkbar; intellektuell eher weniger.

Hilfe, mein Papagei onaniert: Altpapier

Die «Berner Zeitung/ Der Bund» probiert ein neues Rezykliermodell.

Eines ist bei Tamedia klar: wenn gespart wird, Redaktionen zusammengelegt werden, es dadurch bedauerlicherweise zu Kündigungen kommt, dann bewirkt all das nur, dass die Qualität steigt.

Die schöne Nebenwirkung ist, dass der Coninx-Clan sich über einen Supersondergewinn von über 800 Millionen Franken freuen kann. Für die Kunden der Produkte ist’s allerdings weniger profitabel. In Bern wird gerade vorgeführt, was so eine Steigerung der Qualität durch Fusion konkret bedeutet. Für das «Classic-Jahresabo» sind satte 539 Franken fällig.

Dafür gibt’s dann sicherlich wenigstens täglich frische News. Könnte man meinen. Nun ist aber Ostern gewesen. Selbst ZACKBUM hat die Gelegenheit genützt, drei Tage Pause einzulegen. Als mildernde Umstände können wir anführen, dass wir eine One-Man-Show sind. Und gratis.

Die «Berner Zeitung/Der Bund» bietet allerdings seinen Lesern dieses starke Stück:

Nomen est omen. Ein Artikel über Rezyklieren. Eine hübsche Lokalreportage: «Spätnachts, wenn alle schlafen, zieht ein Mann in Burgdorf seine Runden: Hansruedi Herrmann ist auf der Jagd nach Getränkedosen.» Das hiess natürlich für Cornelia Leuenberger (Text) und Beat Mathys (Fotos), zu nachtschlafener Zeit ihrem Beruf nachzugehen. Herausragend, so etwas will man im Lokalteil lesen.

Nur: Will man es auch immer wieder lesen?

«Über die Ostertage publizieren wir Texte der letzten Monate nochmals, die zu reden gaben. Dieser Artikel erschien erstmals am 13. Februar 2022.»

ZACKBUM muss darauf hinweisen: Das ist keine Realsatire. Also schon, aber nicht von uns erfunden.

Selbst einer fusionierten Lokalredaktion sei’s gegönnt, über Ostern lieber im Stau zu stehen als zu arbeiten. Und die ewigen Ostereier-Artikel können tatsächlich auf genau diese gehen. Aber mal im Ernst: ein rezyklierter Artikel über Rezycling? Echt jetzt? Weil der «zu reden» gab? Wird das zur neuen Spar-Mode? Wieso nicht den Artikel über den Beginn der russischen Invasion in der Ukraine wiederholen? Der gab auch zu reden. Oder die schönsten Sportberichte über längst vergangene Wettbewerbe?

Auf dem Weg nach unten sieht der Journalismus offenbar keine Stoppschilder. Wir raten einzig von der Wiederholung eines Gefässes ab. Ernsthaft, auch wenn darüber wohl sehr viel geredet wird. Aber die schönsten Wetterberichte der vergangenen Monate, da sollte man die Finger von einer Wiederholung lassen.

Hingegen, man muss solche Sparmassnahmen zu Ende denken, wieso nicht diesen hier: «Heute bekommen Sie die Ausgabe vom 17. Januar 2021 zum zweiten Mal überreicht. Sie hat uns besonders gut gefallen, und geben Sie’s zu: Sie haben den Inhalt doch längst vergessen. Dafür gibt’s dann aber morgen eine nur teilweise rezyklierte Neuausgabe dieser Zeitung.»

Skrupel von Fall zu Fall

SP-Politiker: die BZ lässt Gnade walten. SVP-Politikerin: das ist was anderes.

Die «Berner Zeitung» (BZ) berichtet über Lokales. Das kann sie besonders gut, weil Tamedia, zu dem das Blatt gehört, ja die sonstige Einheitssauce aus der Zentralredaktion in Zürich auf alle Kopfblätter verteilt. Das kann die Lokalredaktion der BZ noch besser, seit diejenige des Schwesterblatts «Der Bund» weggespart, bzw. fusioniert wurde.

Das musste sein, den Tamedia muss sparen. Warum? Na, wer nicht spart, kann doch nicht 830 Millionen Gewinn machen, ist doch logisch. Das freut den Coninxclan, denn die Aktionäre bekommen eine hübsche Dividende. Aber damit ist’s dann vorbei mit der Sparerei? Mitnichten, ist ja schliesslich erst ein Drittel des 70-Millionen-Sparpakets abgearbeitet.

Da muss auch im Kleinen gespart werden. Zum Beispiel bei den Kommentaren. Denn es trug sich zu, dass die BZ Unerfreuliches berichten musste: «Vizechef der Stadtberner SP-Fraktion hat Lebenslauf frisiert». Ts, ts, Juso-Stadtrat Mohamed Abdirahim «hat weder studiert, noch eine Ausbildung als Kindererzieher abgeschlossen, noch arbeitet er als Jugendarbeiter». So stand’s aber in seinem Lebenslauf. Damit konfrontiert, legte er zerknirscht ein Geständnis ab. «Alle machen Fehler», meinte die Berner SP milde, und auch die BZ zeigt viel Verständnis für den Menschen, denn der «Einzelgänger» habe durch die Politik schliesslich «nach eigenen Angaben zum ersten Mal ein soziales Umfeld gefunden».

Also alles sind sehr lieb zu ihm, was sicherlich nichts mit seinem Namen und seiner Hautfarbe zu tun hat. Zudem muss der Mann geschützt werden; daher: «Die Redaktion hat entschieden, aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes die Kommentarfunktion bei diesem Artikel zu schliessen.»

Man könnte den Persönlichkeitsschutz auch so leben, dass man ihn verletzende Kommentare nicht publizierte, andere schon. Aber das würde ja in Arbeit ausarten.

Das Gleiche ist nicht dasselbe

Weniger rücksichtsvoll ist die Lokalredaktion der BZ hier: «Wortbrüchige Politikerin? Meier irrlichtert weiter, Amstutz schweigt. Seit Wochen kündigt Madeleine Amstutz an, sich zu Verschwörungstheorien zu äussern, die ein Kandidat ihrer Wahlliste verbreitet. Trotzdem schweigt sie beharrlich.»

Früher war es mal eine Kunstform, einen Lead zu basteln. Item, hier geht es darum, dass Amstutz für die Wahlen zum Berner Grossen Rat kandidiert. Da sie bei der SVP in Ungnade gefallen ist, tut sie es mit einer eigenen Wahlliste, auf der auch ein Hans Meier steht, der auf seinem Facebook-Profil merkwürdige Ansichten zu Corona und der Ukraine von sich gibt.

Obwohl «diese Zeitung» schon mehrfach Amstutz um Stellungnahme bat, verweigerte sie die, was nun eher ungnädig von der BZ aufgenommen wird. Immerhin darf der «Berner Politologe und Wahlkampfexperte Mark Balsiger» milde urteilen, «es sei verständlich, dass Amstutz versuche, die Sache auszusitzen». Hier macht sich die BZ allerdings keine Sorgen um den Persönlichkeitsschutz der Politikerin. Die Kommentarfunktion wurde nicht geschlossen.

Was ja entweder zeigt, dass es möglich ist, den Leser kommentieren zu lassen, ohne dass da Verletzungen stattfinden würden. Oder aber, im Fall des SP-Genossen musste das unbedingt verhindert werden, im Fall einer im Umfeld der SVP angesiedelten Politikerin nicht.

Von politischen Präferenzen kann keine Rede sein

Das hat natürlich null und nichts mit der politischen Ausrichtung der Lokalredaktion der BZ zu tun. Zwei Ellen, Doppelmoral, Heuchelei, Parteinahme, Einseitigkeit? Also bitte, diese Ausdrücke wollen wir doch in diesem Zusammenhang nicht verwenden, sonst könnte sich noch ein empfindlicher Lokaljournalist in seiner Persönlichkeit verletzt fühlen.

So etwas wäre doch wie aufgelegt für das neue Berner Organ «Hauptstadt». Schliesslich entstand das nicht zuletzt wegen der Zusammenlegung der beiden Berner Zeitungen aus dem Hause Tamedia. Aber höchstwahrscheinlich hätte das die Kapazitäten der zehn Mitarbeiter gesprengt, die ja schon alle Hände voll zu tun haben, pro Tag mindestens einen ganzen Artikel rauszupusten. Und am 12. März war das «Fit für die Kantonsratswahlen», am 11. ein Interview mit einer «Politologin, die zu Geschlecht und Frieden in Osteuropa» forsche. Und am Tag zuvor gab’s ein Rezept zu «Winterportulak», und nein, wir schreiben hier keine Realsatire.

NZZaS lobt Schnarchorgan

Das überlassen wir lieber Aline Wanner von der NZZaS, die das Schnarchorgan aus Bern in den höchsten Tönen in ihrer Medienkolumne lobt. Das Schmalbrustblättchen zeige, es gebe «ein Bedürfnis nach zuverlässigen, liebevollen, überraschenden Informationen aus der Nähe». Kochrezepte, Politologie zu Geschlecht in Osteuropa, das sind Informationen aus der Nähe?

Man fragt sich, welche «Hauptstadt» Wanner da gelesen oder gemeint haben mag. Auf jeden Fall muss man auch bei der NZZaS einen Frauenbonus vermuten. Anders lässt es sich nicht erklären, dass so ein Nonsens publiziert wird. Aber vielleicht gab auch, wie bei Lucien Scherrer, Konzernjournalismus den Ausschlag. Scherrer durfte den «Blick» und Ringier prügeln, Wanner darf nun zu Tamedia «ätsch» sagen. Denn zum Schluss bemerkt sie noch maliziös, dass die TX Group «einen beträchtlichen Gewinn» bekanntgegeben habe.

Jedoch, nimm das, Pietro Supino: «Aber kleine, schlanke Unternehmen sind bekanntlich oft innovativer als träge Kolosse mit fragwürdiger Betriebskultur.»

Es bleibt die Frage, ob die NZZ Gruppe schlank oder träge ist. Und wie es eigentlich mit ihrer Betriebskultur steht, wenn man so die Flugzeiten bei der NZZaS als Massstab nimmt.

Journis, hört die Signale!

In Bern geht das grosse Rausschmeissen weiter. Tamedia schafft durch Synergien höhere Qualität. Die Journalisten jammern.

Dort haben die Mitarbeiter von Tamedia zurzeit grösser Probleme, als sich mit der Frage zu beschäftigen, wie das Gendersternchen richtig verwendet wird und ob das Verhalten Mitarbeiterinnen gegenüber anständig, respektvoll und nicht diskriminierend ist.

Denn wie man das allen gegenüber fehlen lässt, hat Pietro Supino wieder mal gezeigt. Er liess aus dem Stehsatz zerren: «hohe journalistische Kompetenz», «schlagkräftige Redaktion», ««Berner Zeitung» und «Der Bund» bleiben zwei Titel mit unterschiedlicher Positionierung». Dazu noch «Herausforderungen, Transformation», Blabla.

War nicht gelogen: Es gab keine Debatte …

Ach ja, und «voraussichtlich 20 Vollzeitstellen» koste «diese Zusammenführung». Wunderbar formuliert, genauso wahrheitsgetreu wie die Schwüre vorher, dass das «Berner Modell» super sei, Respekt vor der Tradition, niemals und immer und Blüblü.

Schreibknechte, gebt Gas …

Aber da hält es die Geschäftsleitung von Tamedia so wie viele ihrer Journalisten: Ist doch völlig egal, was für einen Unsinn wir früher mal geschrieben oder gesagt haben. Und aufgepasst: wer meckert, fliegt als nächster, wer alte oder junge Schutzengel hat, kann bleiben. Also nichts Neues im Reich von Coninx-Supino. Früher hiess es mal: Galeerensklaven, rudert schneller, der Kapitän will Wasserski fahren. Heute heisst es:

Schreibknechte, gebt Gas, der Kapitän will sich eine neue Yacht kaufen.

Soweit, so normal für einen Medienkonzern, dem zwar auf Geschäftsleitungsebene nichts und wieder nichts eingefallen ist, wie man alte Modelle an neue Technologien anpasst. Wobei neu, das Internet gibt’s auch nicht erst seit gestern. Aber an der Profitrate gibt’s nichts zu rütteln. Und zwar in jedem einzelnen Profitcenter. Und wenn das nicht anders zu schaffen ist, dann wird halt gefeuert, what else?

Zwei Zeitungen, eine Redaktion. Geht doch.

Ach, die erbettelten Zusatzsubventionen? Was soll denn damit sein, die sind doch zu Bern beschlossen worden; schliesslich musste Tamedia deshalb noch unnütze Mitesser monatelang weiter durchfüttern.

Das macht die Geschäftsleitung, was machen die Journalisten? Auch nichts Neues, sie basteln ein «Manifest». Immerhin, früher wäre das als Flugblatt verteilt worden, heute kriegt es eine Webseite spendiert.

Stehsatz hüben und drüben

Aber auch hier, leider, herrscht der Stehsatz:

«Wir, die Belegschaft von Bund und BZ, wehren uns gegen die Fusion der beiden Zeitungen und den damit verbundenen Stellenabbau.»

Deshalb, kleiner geht’s nicht, wendet man sich «An die Berner Öffentlichkeit».

Die möchte man gerne darüber informieren, was denn die Angestellten von dieser Entscheidung und ihrer Begründung halten: nichts. Könnte man so kurz fassen, muss man aber nicht:

«Dieses Manifest tritt dieser einseitigen Darstellung entgegen. Es fasst Stimmung und Aussagen zusammen, die an einer Betriebsversammlung der Belegschaft am Tag nach der Fusionsankündigung geäussert wurden. Damit drücken die Redaktionen von Bund und BZ ihre Innenwahrnehmung der bevorstehenden Veränderungen aus, die sich deutlich von der offiziellen Message unterscheidet. Wir verstehen das als Beitrag zu einem differenzierten, ausgewogenen Bild der Entwicklung auf dem Medienplatz Bern, auf das die Öffentlichkeit angewiesen ist, um zu verstehen, was passiert.»

Ich hoffe, ich begrüsse noch mehr als drei nicht weggeschnarchte Leser. Denn so geht es noch ziemlich lang weiter. «drastische Verminderung, Leser werden für dumm verkauft, erkennen die schwierige ökonomische Situation, aber, Kommunikationsverhalten irritiert und befremdet, über die Zukunft im Dunklen

Forderungen in aller Öffentlichkeit

Der kleine Teil der Berner Öffentlichkeit, der bis hierher durchgehalten hat, wird dann mit sieben Forderungen aus dem Koma geholt. Die richten sich zwar an die Geschäftsleitung Tamedia und die Redaktionsleitung von Bund/BZ. Aber was erregten Frauen mit ihrem Protestschreiben recht ist, kann doch den tapferen Mannen und Frauen zu Bern nur billig sein.

Solche Forderungen verschickt man heute nicht mehr per Brief oder Mail an die Adressaten, sondern nimmt den Weg über die Öffentlichkeit. Logo, das sorgt sicher für mehr Verhandlungsbereitschaft.

Was für Forderungen? Kann man auf der Webseite nachlesen. Sind noch langweiliger als alles vorher. Weil sie sowieso nicht erfüllt werden. Ist auch eine gute Tradition im Hause Tamedia.

Ach, übrigens, sowohl syndicom wie impressum unterstützen diese Aktion. Also ich auch, allerdings ungefragt. Denn ich drücke aus alter Tradition weiterhin Geld für impressum ab. Gern geschehen.

Da tanzt der Bär: Es gibt Berner Einheitsbrei

Es war ja eigentlich überfällig. Auch das «Berner Modell» wird zugeklappt.

Zwei Zeitungen aus dem gleichen Verlag in der gleichen Stadt? Eine kühne Konstruktion, die wie auch an vielen anderen Orten (ich sage nur Thurgau oder Zürich Land) die Leser davon abhalten sollte, reihenweise abzuschwirren.

Dafür wurden immer die gleichen Textbausteine von den beiden Staubsauger-Verlagen Tamedia und CH Media verwendet. Das sei kein Abbau, sondern eine Stärkung, geballte Fachkompetenz in den Zentralredaktionen, Konzentration aufs Lokale in den Kopfblättern.

Also eigentlich mehr fürs gleiche Geld, muss man nur richtig sehen. Und nun ja, bei Synergien, Zusammenlegen, da ist es leider unvermeidlich, dass es zu schmerzlichen, aber nötigen Einsparungen kommt.

Grosse Ankündigungen, kleine Halbwertszeit

Und mindestens so selbstverständlich werden traditionelle Titel beibehalten, Ehrensache, Ehrenwort, niemals würden wir, ausgeschlossen, undenkbar.

Dieses Gequatsche führte in der Stadt Bern zur tatsächlich einmaligen Situation, dass es weiterhin die «Berner Zeitung» und den «Bund» gab, Pardon, gibt. Das führte aber zu grösseren Umständen, denn es war ja leider klar, dass beide Zeitungen nicht ständig mit weitgehend identischem Inhalt erscheinen konnten.

Der wird aber für Ausland, Inland, Wirtschaft, Kultur und Sport von der geballt fachkompeteten Redaktion in Zürich angeliefert. Genauer gesagt, was das Ausland betrifft, von der nicht minder kompetenten «Süddeutschen» aus München.

Damit mussten nun die beiden Chefredaktoren etwas basteln, was den Leser in der Illusion wiegte, er halte zwei verschiedene Zeitungen in der Hand, wenn er «Bund» und «Berner Zeitung» parallel las. Im gemeinsamen Newsnet unterschieden sich die beiden Blätter sowieso nur noch wenig von der BaZ oder dem «Tages-Anzeiger».

Es war wieder mal ein Tod auf Raten

Es war, so ist das in der Schweiz, ein Tod auf Raten. 1850 als stolzer Verfechter der neuen Bundesverfassung und als Sprachrohr der Liberalen gegründet, geriet «Der Bund» nach der Jahrtausendwende zunehmend ins Schlingern. Zuvor hatte die NZZ Gruppe ihr Glück versucht, war aber gescheitert und verkaufte an die Espace-Mediengruppe.

2007 wurde dann Tamedia Mehrheitsaktionär, die «Bund»-Sportredaktion war schon vorher beerdigt worden, also warum nicht den «Berner Bund» aus der Taufe heben? Das sorgte aber für das übliche lokale Gebrüll, Widerstand, Komitee, worauf sich 2009 Tamedia entschied, den «Bund» als «eigenständigen» Titel weiterzuführen.

Eigenständig wurde natürlich seit Installation der Zentralredaktionen für alle 12 Titel von Tamedia zum schlechten Witz. Aber eben, man muss manchmal Geduld haben und die Leser solange müde quälen, bis sie den nächsten Schritt ohne Gegenwehr hinnehmen.

Neu haben wir ein «Team Bern». Hop, hop

Jetzt ist es offenbar Zeit dafür, wirtschaftliche Aspekte endlich über so einen Unsinn wie Tradition, Geschichte, Denkmal siegen zu lassen. Noch Anfang Oktober 2020 hatte der Big Boss von Tamedia vollmundig angekündigt, dass das «Berner Modell» mit zwei sich konkurrenzierenden Zeitungen fortgesetzt werde. Aber Pietro Supino hatte wohlweisslich nicht gesagt, wie lange. Hä, hä.

Nun gibt es aber demnächst ein «Team Bern». Hört sich doch schön dynamisch an, Teamplayer, geballte Fachkompetenz, Blabla. Natürlich werden Befürchtungen, dass bei beiden Blättern jeweils die Hälfte der Redaktion eingespart wird, als schwer übertrieben bezeichnet.

Auch das «Team Bern» wird für Eigenständigkeit sorgen

Trotz alles ausser Lokales angeliefert, trotz gemeinsamem «Team Bern» soll die «Eigenständigkeit» – das ist zwar ein Witz, aber ernstgemeint – der beiden Zeitungen erhalten bleiben. Einfach neu fokussiert; der «Bund» mehr für die Stadt Bern, die «Berner Zeitung» mehr für das Land. Wer das erzählen kann, ohne loszuprusten, verfügt über eine beeindruckende Selbstbeherrschung.

Die Gewerkschaften kämpfen wie immer für eine «sozialverträgliche Lösung», während sich Supino anhand von vorherigen Massakern überlegt, welche «Sozialverträglichkeit» er zeigen muss, damit es nicht wieder zu hässlichen Streiks und schädlichen Szenen vor und in den Redaktionen kommt.

Er wird da sicher die optimale Lösung zwischen Kosten und Nutzen, unter Einbezug aller Faktoren, finden. Das kann er nämlich.