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Träumen mit Patrizia Laeri

Das Ausnahmetalent geht seinen Weg weiter!

Was für eine Veränderung! Beim letzten Treffen fanden wir eine Patrizia Laeri vor, die am Boden zerstört war. Die Chefin von CNN Money Switzerland musste ihren Leuten mitteilen, dass alles vorbei ist. Laeri: «Erst am Abend realisierte ich, was da eigentlich abgelaufen war. Ich konnte nur noch schreien und Schokolade-Trüffel essen.»

Zackbum traf Laeri nochmals im Traum, diesmal aber unter ganz anderen Vorzeichen. Im Zürcher «Terrasse» sitzt sie an der Wand. Sie trägt oben ein Kleid und unten ein Rock. Als sie uns sieht, spielt sie mit ihren Haarspitzen. Auf dem Tisch liegen drei komplizierte Wirtschaftsbücher. Laeri kommt gleich zur Sache: «Nach dem Aus bei CNN musste ich mich zuerst einmal neuorientieren.» Geholfen haben der blitzgescheiten Wirtschaftsfachhochschulabsolventin ihr Bekanntenkreis. «Mir ist aufgefallen», sagt sie ohne abzulesen, «dass nur 12,5 Prozent des oberen Kaders weiblich ist. Beim noch höheren Kader sind es sogar nur 8,4 Prozent, beim noch noch höheren Kader 4,8 Prozent. Das ergibt zusammen nur 25,7 Prozent. Das bedeutet: 74,3 Prozent des oberen, noch höheren und noch noch höheren Kaders sind männlich!»

Laeri geniesst die Pause. Die Zahlen stimmen, das ist der Journalistin der letzten Jahre wichtig. Ihr Vater war Buchhalter in einer Metzgerei, die Mutter im oberen Kader eines Nagelstudios. «Ich habe schon früh gelernt, dass das Geschlecht nicht unmännlich ist. Das ist übrigens ein Zitat der Frauenrechtlerin Simone de Belvoir. Schreiben Sie es ruhig auf.»

Aber wie geht es nun weiter? Laeri schnalzt mit der Zunge. Eigentlich ist es noch nicht spruchreif, aber so viel will sie ihren zahlreichen Fans verraten: «Ich plane auf Blick TV eine neue Wirtschaftssendung von und für Frauen.»

Wann soll die erste Sendung kommen und wie heisst sie? Laeri gackert vergnügt. Die ausgestandene Wirtschaftsjournalistin kennt natürlich alle dämlichen Fragen. «Das alles ist noch geheim. Nur so viel: In der Sendung wollen wir mindestens 76,8 Prozent Frauen haben. Das beginnt bei der Visagistin und hört bei der Schminke-Frau auf.»

Sie guckt auf ihre Uhr und springt auf. Der nächste Termin hat vor 10 Minuten begonnen. Laeri läuft zielstrebig zum Ausgang und ruft ein Taxi. Wir gucken ihr fasziniert nach. Hoffentlich wird es etwas mit Blick TV.

Dachelles lebt weiter!

Das Aus von CNN Money Switzerland bedeutet auch einen herben Rückschlag in der Frauenbewegung.

Patrizia Laeri im Elend. Die hübsche Wirtschaftsfachfrau ist gescheitert, noch bevor sie zeigen konnte, was in ihr steckt. Am Montag hätte sie mit Dachelles an den Start gehen wollen. Die neue Sendung auf CNN Money Switzerland hätte endlich bewiesen, dass Wirtschaft auch sinnlich und erotisch sein kann. An alles haben Laeri und die beiden anderen hübschen Frauen, Tijen Onaran, und Maggie Childs, gedacht: «Sogar auf den gleichen Lippenstift konnten wir uns einigen», sagt Laeri traurig.

ZACKBUM.ch hat die drei Frauen im Traum getroffen. Lustlos sitzen sie auf den schwarzen Ledersofas. Onaran weint hemmungslos. Ihre Träume von einer attraktiven Wirtschaftssendung sind geplatzt. Einfach so. Bumm!

Laeri sagt mit brüchiger Stimme: «Dachelles hätte beweisen sollen, dass wir Frauen auch vor grossen Zahlen kein Angst haben.» Wie als Beweis erwähnt Childs eine enorm hohe Zahl: «Dreimillionensiebenundzwanzigtausendvierunddreissighundertzehn.» Onaran stolpert zur Küche und öffnet den Kühlschrank. Eigentlich wollten sie mit dem Champagner warten. Bis zum Montag, wenigstens. Onaran: «Dieser Champagner hätte Wirtschaftsgeschichte schreiben sollen.»
Laeri oder Childs pflichten ihr bei: «Champagner ist ein wichtiges Exportnettowachstum. In der Schweiz beträgt sein Allzeithoch an der Börse siebenundzwanzigprozentkommavier. Aber wem können wir das jetzt noch erklären?»

Onaran zieht ihre roten High Heels aus. Sie erklärt wie beiläufig den Zusammenhang zwischen Zalando und Martin Heidegger: «Keynes hat schon in den 1920er Jahren dafür apostrophiert, dass inneres Wachstum nur mit einer Stagflation einhergeht.» Onaran ist sich gewohnt, dass ihr Männer nicht folgen können. Die dreifache Wirtschaftsabsolventin hat ihren Master an der renommierten School of Economics gemacht und arbeitet aktuell an einer Blitzkarriere.

Laeri macht sich um ihre «Mädels» denn auch keine Sorgen. «Die haben so viele Follower, die finden schon etwas.» Auch um sie müsse man sich keine Sorgen machen, meint sie. «Notfalls gehe ich wieder zurück ins arschlangweilige Leutschenbach und moderiere vom Parkett.»

Man möchte die drei «Mädels» einmal herzhaft und fest drücken. Aber das geht natürlich nicht. «Life is stronger than everything. Live your dream, don’t dream your life.», sagen die drei hübschen Damen zum Abschied.

CNN: Woher kam das Money?

Hintergründe wie im Film.

Die Hauptinvestoren von CNN Money: Hier als Fahndungsfotos.

Die Finanzflüsse von CNN Money Switzerland sind eine investigative Reportage wert. Sie würde in die Geschäftswelt der Westschweiz und ins ferne Bangladesh führen, inzwischen auch ins ferne Thailand.

Die Westschweiz ist in diesem Trauerspiel mit vier Personen vertreten. Da wäre der IT-Unternehmer Filippo Roditi, der bei CNN Money Switzerland AG als Prokurist auftaucht. Dann Julian Pitton, ehemaliger Banker bei Edmond de Rothschild, der am Anfang als VR-Präsident auftrat.

Dann der Wirtschaftsanwalt Christophe Wilhelm. Er stellt der AG ihr Domizil in seiner Kanzlei in Lausanne zur Verfügung und ist mit dem Dritten im Bunde, Christophe Rasch, über dessen PR-Bude Media Go verbunden. In deren Verwaltungsrat sitzt der Zürcher Medienanwalt Andreas Meili, dessen Dienste Rasch wohl benötigen könnte.

Rasch selbst ist zudem Inhaber von Rasch Media Consulting sowie Gründer, VR-Präsident, VR-Delegierter und Direktor bei der verblichenen CNN Money AG. Für die seine Media Go das Know-how einbrachte, «das wir für die Datenanalyse im Internet brauchen», sagte er beim Start.

Die Bangladesh-Connection

Mit drei Köpfen ist Bangladesh im Verwaltungsrat von CNN Money vertreten. Da wären zunächst die Brüder Rick (oder Dipu) und Ron Haque Sikder. Sie sind oder waren Besitzer eines Firmenkonglomerats, zu dem auch eine Bank gehört. Und schliesslich ist zum gleichen Zeitpunkt, Mitte Mai 2018, Sameer Ahmad in den VR von CNN Money eingetreten. Er ist der Vorsitzende und CEO von RSA Capital, einer Finanzgesellschaft in Dhaka.

Der Kontakt zu den Grossinvestoren Sikder stellte Pitton her, der als Berater eines in Asien investierten Fonds offenbar mit den Sikders zu tun hatte. Wieso ausgerechnet drei Exponenten der Geschäftswelt von Bangladesh sehr daran interessiert sind, in ein Schweizer Start-up zu investieren, bedarf noch genauerer Abklärungen.

Zwei Investoren auf der Flucht

Insbesondere, weil laut Medienberichten die Brüder Sikder Ende Mai nach Thailand flüchteten. Wie die «Dhaka Tribune» wissen will, sollen sie auf zwei Banker zuerst geschossen und sie anschliessend gegen ihren Willen festgehalten haben. Anlass des Streits soll deren Weigerung gewesen sein, ein Anwesen der Sikders weit über Marktwert zu beleihen.

Von Thailand aus verlangen die Sikder Brothers nun, dass sie präventiv Kaution stellen dürfen, um einer Verhaftung zu entgehen, wenn sie wieder nach Bangladesh zurückkehren. Dieses Ansinnen ist zunächst vom Obersten Gerichtshof in Dhaka indigniert zurückgewiesen worden. Inzwischen denkt er aber offenbar nochmals über den Antrag nach.

Weder deren National Bank, ein Bestandteil ihres Imperiums, noch die Exim Bank, deren Managing Director bedroht worden sein soll, noch Ahmad antworteten auf wiederholte Anfragen. Befremdlich ist, dass RSA Capital zwar eine hübsch designte Webseite hat, die dort angegebene E-Mail-Adresse aber nicht funktioniert.

Im Privatjet als Notfall nach Thailand

Von den Untersuchungsorganen in Dhaka wird nun abgeklärt, wie es den Sikders gelingen konnte, trotz Flug- und Reiseverbot wegen Corona mit einem zu ihrem Imperium gehörenden Privatjet nach Thailand zu reisen. Sie sollen dafür angegeben haben, dass es sich um einen medizinischen Notfall handle, sie bräuchten dringend eine Behandlung im Ausland.

Auf jeden Fall handelt es sich hier, gelinde ausgedrückt, um ein abenteuerliches Aktionariat eines Wirtschaftssenders, und es wäre interessant zu erfahren, ob das CNN-Mutterhaus, das Rasch nur die Lizenz für die Verwendung des Namens CNN Money gab, über diese Besitzerstruktur informiert war.

Wie gross der Anteil ist, der Rasch selbst gehört, ist nicht bekannt; als nicht kotierte AG ist CNN Money Switzerland über das hinaus, was im Handelsregister eingetragen sein muss, nicht auskunftspflichtig.

Keine Massenentlassung mit Sozialplan

Bitter für die verbliebenen 25 Angestellten von CNN Money, dass es sich nicht einmal um eine Massenentlassung handelt, für die ein Sozialplan ausgearbeitet werden müsste. Aber diese Vorschrift greift erst bei Entlassungen von mehr als 30 Personen.

Während in den recherchierfaulen Schweizer Medien noch gemutmasst wird, wann denn CNN Money Switzerland den Sendebetrieb einstellen wird, würde ein Blick auf seine Webseite ausreichen, um festzustellen, dass seit Montagnachmittag der Live-Feed abgeschaltet ist.

Dem Konkursverwalter obliegt es nun, die Hintergründe zu erhellen, die zu diesem brutalen Stopp führten. Insbesondere ist die Frage zu beantworten, wieso Rasch noch die SRF-Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri als neue Chefredaktorin holte. Sie trat ihr Amt am 1. Juli an, nächste Woche hätten neu von ihr konzipierte Programmelemente an den Start gehen sollen.

Wieso wurde das Ende so lange hinausgezögert?

Stattdessen ist sie nun arbeitslos und hat – wie die übrige Belegschaft – keinerlei Gehalt bekommen. Da die Flucht der beiden Hauptinvestoren, die in der Vergangenheit schon mehrfach Finanzlöcher stopften, bereits Ende Mai erfolgte, womit wohl ein Versiegen dieser Quelle einher ging, ist die Frage, wieso Rasch zunächst noch seelenruhig in luxuriöse Sommerferien abzwitscherte und bis zum 17. August zuwartete, um das Ende zu verkünden.

Vorher hatte er Anfragen zum Verbleib der Sikder-Gebrüder mit der knappen Bemerkung abgeklatscht, dass er sich zu Privatangelegenheiten seiner Verwaltungsräte nicht äussere und eine allfällige rechtliche Würdigung abwarte.

Also war ihm spätestens seit dem 25. Mai bekannt, dass seine Mehrheitseigner gröbere Probleme haben. Wieso er noch fast drei Monate zuwartete, um dann eine Krisensitzung des VR einzuberufen, auf der einstimmig das Ende beschlossen wurde, ist eine der vielen Fragen, die beantwortet werden muss. Da steht schon mal der Verdacht auf Konkursverschleppung im Raum.

Ein Bruchpilot namens Rasch

So sieht das Ende aus; nicht einmal ein Abschied in Würde.

CNN Money Switzerland ist kaputt. Die Hintergründe.

Als ich mich kurz nach dem Start bei CNN Money Switzerland umschaute, herrschte die übliche, lustvolle, motivierte und mit viel Herzblut angereicherte Atmosphäre eines typischen Start-up.

Urs Gredig als Chefredaktor verbreitete gute Laune, was auch seinem Gemüt entspricht. Mit Martina Fuchs hatte sich der Sender eine Schweizer Anchorwoman geholt, die hierzulande gerade Furore machte; als vormalig einzige ausländische Moderatorin im chinesischen Staats-TV.

Eher ranziger Stimmung war schon damals der CEO Christophe Rasch. Besonders, wenn man ihn darauf ansprach, wie denn der Sender eine für Werbekunden interessante Reichweite bekommen könne. «Ich pumpe doch nicht meine Zahlen auf, indem ich nackte Frauen auf die Webseite stelle», fetzte er zurück.

Schwarze Zahlen nach einem Jahr

Offensichtlich meinte er, seine bisherigen Erfahrungen im Bereich elektronische Medien würden es ihm ermöglichen, Wunder zu vollbringen: «Wir glauben, dass wir im ersten Jahr Break-even erreichen können», tönte Rasch kurz nach dem Start.

Das sei eben ein Multichannel-Projekt, nicht einfach ein TV-Kanal, wer nicht sehe, dass so ein Sender gewaltiges Potenzial habe, verstehe halt nichts vom Geschäft. Seinem offensichtlich gut entwickelten Selbstbewusstsein tat es auch keinen Abbruch, als auch nach einem Jahr die Einschaltquote unterirdisch blieb, kaum jemand von der Existenz von CNN Money Switzerland wusste, und Break-even natürlich in weiter Ferne lag.

Nach zwei Jahren zogen sich dann Martina Fuchs und Urs Gredig zurück. Geräuschlos, ohne das übliche Absingen schmutziger Lieder. Wer den Eindruck bekommen könnte, dass es mit dem Sender langsam Richtung Absturz gehe, dem stellte Rasch ein neues TV-Studio in der Westschweiz und die Verpflichtung von Patrizia Laeri als neue Chefredaktorin entgegen.

Eher befremdliche Investoren

Unwirsch reagierte Rasch auch immer bei Nachfragen bezüglich seinen Investoren. Da wird’s ein Momentchen kompliziert. Am Anfang war der ehemalige Rothschild-Banker Julien Pitton als VR-Präsident an Bord der AG. Als Berater einer asiatischen Holding brachte er die Brüder Sikder aus Bangladesh dazu, in dieses Start-up zu investieren. Weiter an Bord ist der Wirtschaftsanwalt Christophe Wilhelm, mit dem Rasch über seine PR-Agentur Media Go verbunden ist.

Weiter im VR sitzt Sameer Ahmed, ebenfalls ein Geschäftsmann aus Bangla Desh, Gründer und CEO von RSA Capital. Die Firma verfügt über eine nett gestaltete Webseite, aber ihre E-Mail-Adresse ist ungültig, und Antworten tut sie auch nicht, wenn man sie auf anderen Wegen zu erreichen versucht.

Wilhelm taucht inzwischen im Organigramm im Handelsregister nicht mehr auf. Wie sich die Investoren aus Bangla Desh und Rasch das Aktienkapital von ausgewiesenen 133’500 Franken aufgeteilt haben, ist nicht bekannt, ebenso wenig Umsatz oder allenfalls Gewinn. Es ist allerdings offensichtlich, dass die Geschäftsleute aus Bangla Desh mehrfach Geld nachschossen, um die laufenden Kosten und die Expansionspläne von Rasch zu finanzieren.

Die wichtigsten Investoren auf der Flucht?

Laut lokalen Presseberichten ist es aber so, dass die Gebrüder Sikder schon im Mai ihr Land überstürzt verlassen haben und mit einem firmeneigenen Jet nach Thailand flüchteten. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten mehrere Bankmanager mit dem Tode bedroht, weil die sich geweigert haben sollen, eine Immobilie der Sikders weit oberhalb des Marktwerts zu beleihen.

Seither melden sich die Gebrüder gelegentlich aus dem Exil, worauf die Justizbehörden von Bangla Desh sehr unwirsch reagieren. Das alles hinderte Rasch dem Vernehmen nach nicht daran, mit seiner Lebensgefährtin, einer Schwester des Pictet-Bankers Boris Collardi, standesgemäss luxuriöse Sommerferien zu verbringen. Zur Verbitterung der Angestellten, die seit Anfang Juli auf ihre Gehälter warten, habe Rasch Fotos davon in seinen Facebook-Account gestellt. Sie sind inzwischen gelöscht.

Boris Collardi, der als Wunderknabe von Bär zur diskreten Privatbank Pictet als Teilhaber wechselte, ist inzwischen auch in eher stürmischen Gewässern. Während er sein neues Büro in den ehemaligen Räumen der verblichenen Bank Leu an der Bahnhofstrasse Zürich bezog, rümpfte die Bankenaufsicht öffentlich hörbar die Nase über schwere Mängel in der Bekämpfung von Geldwäscherei bei der Bank Bär – genau in den Jahren, in denen Collardi dort als CEO Neugeld wie Heu hereinschaufelte.

Schnell schrumpfte Rasch auf Normalgrösse

Also rundum gewittert es, und Rasch schrumpfte atemberaubend schnell von einem visionären Geschäftsmann zu einem Versager, der nun natürlich der Pandemie und den düsteren Zukunftsaussichten im Medienmarkt die Schuld an dem Ende von CNN Money gibt.

Deshalb habe er auch bei der Krisensitzung von letztem Sonntag für das Aus gestimmt, gibt er knapp bekannt. Der Ball liege nun beim Konkursrichter, der Sender stelle demnächst seinen Betrieb ein. Das hat er bereits, aber auch das muss der Aufmerksamkeit von Rasch entgangen sein.

In mehr als zweieinhalb Jahren ist es ihm, trotz zusätzlicher Finanzspritzen, weder gelungen, seinen Sender auf die Landkarte zu heben, noch Einkünfte zu generieren, die den satten Kosten von zwei hochprofessionellen Studios und 27 Mitarbeitern auch nur im entfernten auf Augenhöhe begegnen.

Mal wieder Millionen verröstet

Eine Burn-rate von einer runden Million Franken pro Monat wies Rasch damals als «viel zu hoch» zurück, aber die richtige Zahl wollte er nicht nennen. Wer sich im Business etwas auskennt, hält eine Million für Sendungen auf diesem Niveau für durchaus realistisch.

Nun müssen sich die Mitarbeiter, ausgerechnet in dieser Situation, neue Arbeitgeber suchen. Und sich eine Antwort auf die Frage überlegen, was sie eigentlich die letzten zweieinhalb Jahre gemacht haben. Rasch könnte das problemlos tun: Er hat sinnlos und viel zu lange sehr viel Geld verbrannt. Dass es so nicht funktionieren kann, war schon lange vor der Pandemie sonnenklar.

 

Siehe auch hier.

CNN out of money Switzerland?

Showdown am Sonntag. Wer überlebt und wie?

Es war eine gewagte Wette, die der Unternehmer Christophe Rasch einging. Er besorgte sich die Lizenz für CNN Money Switzerland und startete Anfang 2018 mit dem Sender.

In Zürich klotzte er ein hochmodernes TV-Studio hin und baute in Windeseile eine hochmotivierte Mannschaft auf. Er holte sich Urs Gredig vom Schweizer Fernsehen als Chefredaktor; dazu Martina Fuchs, die zuvor als Schweizer Redaktorin beim chinesischen Staatsfernsehen Furore gemacht hatte.

Um Andreas Schaffner, einen erfahrenen Wirtschaftsjournalisten, entstand ein sendungsbewusstes Team, das eine fröhliche Aufbruchsstimmung verbreitete. Rasch reagierte aber schon damals eher unwirsch auf Fragen, wie sich denn ein englischsprachiger Wirtschaftssender aus Zürich überhaupt sein Publikum erobern könnte.

Rasch neigt nicht zu Selbstzweifeln

Englisch sei halt die weltweite Business-Sprache, man solle nicht auf Einschaltquoten fixiert sein, sein Businessmodell rechne sich durchaus, fetzte er auf entsprechende Fragen in der Startphase zurück.

Kaum mehr als 3000 Zuschauer am Tag, also eigentlich im nicht mehr messbaren Bereich. Das war das Zwischenresultat nach einem Jahr, und besser wurde es auch nicht. Aber kein Grund für Rasch, selbstkritisch zu werden. Schliesslich verkaufe Ferrari auch nur etwas mehr als 2000 Autos pro Jahr, und das sei doch auch ein erfolgreiches Unternehmen.

Eine erste Absetzbewegung

Nach zwei Jahren setzte sich dann Martina Fuchs ab, auch Urs Gredig schlüpfte wieder unter die Fittiche von SRF, wo er an einem Abend mehr Zuschauer begrüssen kann als bei CNN Money Switzerland in vier Monaten.

Aber unverdrossen holte sich Rasch Ersatz; diesmal in der Person von Patrizia Laeri, die nach vielen Jahren SRF ab 1. Juli als neue Chefredaktorin amtet. Aber inzwischen hängen die dunklen Gewitterwolken immer tiefer über dem Sender.

Rasch bestätigte gegenüber CH Media, dass am Sonntag der Verwaltungsrat tagen werde. Vorher gebe er keinen Kommentar ab. Es scheint aber durchaus möglich, dass dann dem Sender der Stecker gezogen wird.

Löhne, Schulden, abgängige Besitzer

Denn die 27 Mitarbeiter warten seit anderthalb Monaten auf ihre Lohnzahlungen. Da sorgte es offenbar für gewaltigen Unmut, dass diese kritische Situation Rasch nicht davon abhielt, inzwischen gelöschte Fotos von Luxusferien diesen Sommer mit seiner Lebensgefährtin auf Facebook zu stellen.

Dieses Jahr erst eröffnete Rasch noch ein zweites TV-Studio in Gland (VD). Aber nicht nur die Pandemie und der allgemeine Rückgang von Werbeeinnahmen machen dem Sender schwer zu schaffen. Von Anfang an erstaunte das Aktionariat. 70 Prozent des Senders gehören nämlich den Sidker-Brüdern aus Bangla Desh. Die schon mehrfach Geld nachgeschossen haben.

Nach Streitigkeiten mit einem Bankier sollen sie aber inzwischen im Firmenjet nach Thailand geflohen sein, wollen lokale Medien herausgefunden haben. Es dürfte also eher unwahrscheinlich sein, dass diese beiden Mitglieder des CNN Money-Verwaltungsrats am Sonntag persönlich anwesend sein werden.

Zudem soll Rasch Probleme mit einigen Gläubigern haben; es soll sich um Forderungen von über einer Million Franken handeln.

Kein Grund zur Häme

Sollte es tatsächlich zum Aus für CNN Money Switzerland kommen, dürfen sich die Mitarbeiter sicher nicht über einen Mangel an Häme beklagen. Besonders bitter wäre das für Laeri, die damit die wohl am kürzesten amtierende Chefredaktorin in der Schweizer TV-Geschichte wäre.

Aber Häme ist völlig unangebracht. Das Team hat in den letzten zweieinhalb Jahren Tag für Tag abgeliefert; die Qualität des Gesendeten stand dem Mutterhaus in nichts nach. Anders sähe das aber für Rasch aus. Zaubert er nicht noch einen Retter in höchster Not aus dem Hut, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er unverantwortlich ein gescheitertes Geschäftsmodell durchstieren wollte.

Sich selbst hielt er dabei offenbar für einen Ferrari-Fahrer. Aber es war dann doch eher ein Oldtimer, der schon lange auf den Felgen fährt. Eigentlich wäre für die Mitarbeiter zu hoffen, dass Rasch rasch von Bord geht und einem kompetenten CEO Platz macht. Wenn es Wunder tatsächlich gibt.