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Spaltet sich der Nebel?

Kleine Rochade beim «Nebelspalter». Christian Fehrlin geht. Per sofort.

Wie ein dichter Nebel umhüllen Geheimnisse den «Nebelspalter». Also seine Online-Ausgabe. Wie geht’s so, wie viele Leser hat man schon gewinnen können, ist man im Businessplan, wie viel Geld wird monatlich verbrannt?

Alles Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt: keine. Da fast alles hinter einer Bezahlschranke verborgen ist, fällt an der Oberfläche auf, dass die Homepage schon diversen Redesigns unterzogen wurde. Kein gutes Zeichen.

Zu verantworten hatte den Auftritt ein gewisser Christian Fehrlin. Der fiel zuvor nie durch Kompetenz beim Launch eines Medientitels auf, der zwar einen traditionellen Namen hat, das aber mit einem ganz neuen Inhalt füllen will.

ZACKBUM versuchte vor fast einem Jahr, dem damaligen Hersteller der Webseite, Geschäftsführer und Werbeverkäufer ein paar Antworten auf höflich gestellte Fragen zu entlocken. Leider vergeblich. Denn es stellten sich schon früh diverse Fragen zur Kompetenz dieses IT-Cracks. Aber wir mussten konstatieren:

Wie bei Christian Fehrlin steht häufig die Arroganz in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Kompetenz.

Da ZACKBUM seine Grenzen kennt, liessen wir dann die Webseite von zwei Fachleuten durchleuchten – mit desaströsem Ergebnis.

«Charme eines Wühltischs» war noch eine der freundlicheren Bemerkungen. Die Webseite verwendet ein proprietäres CMS; also der Maschinenraum wurde von Fehrlin designt und gebastelt, was heutzutage kaum mehr gemacht wird. Damit begibt man sich in eine teuflische Abhängigkeit vom Hersteller. «Konstruiert wie in der Steinzeit», war das vernichtende Urteil von Fachleuten.

Trennung im Zackbum-Stil

Nun hat sich aber der «Nebelspalter» gerade und per sofort von Fehrlin getrennt. Trotz x-fachem Rumschrauben am Auftritt gibt es bis heute solche peinlichen Darstellungsprobleme:

Zudem erscheint das Organ bis heute faktisch werbefrei. Eine hingewürgte Auto-PR-Schiene als Feigenblatt, jede Menge nette Angebote für Werbetreibende – aber null Resonanz. Das ist nicht nur peinlich, sondern gefährlich.

Natürlich verabschiedet Chefredaktor Markus Somm den gescheiterten Fehrlin mit warmen Worten und dankt ihm für seinen «ausserordentlichen und glänzenden Einsatz». Logisch, denn er ist weiterhin der Insellösung seines Content Management Systems aus dem Hause Fehrlin auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Richten soll die Resultate dieses vergeigten Einsatzes nun Christian Keller. Man kennt sich von der «Basler Zeitung» her, anschliessend startete Keller die Webseite «Prime News».

Somm hat immer noch keine Ahnung vom Internet

Dass sich Somm wirklich nicht im Internet auskennt (und bis heute dort nicht wirklich angekommen ist), beweist er mit seinen Vorschusslorbeeren: «Prime News» sei «die zur Zeit wohl einzige Online-Plattform der Schweiz, die sich im Lokalen selber finanziert – ohne Subventionen und ohne Mäzene».

Damit übersieht Somm souverän «Die Ostschweiz»*, die nach allen Messkriterien (ausser im Betteln) mit Abstand die erfolgreichste lokale Online-Plattform ist, natürlich ohne Subventionen oder Mäzene.

Das kann man nun vom «Nebelspalter» nicht sagen. Wie erfolgreich der im Lokalen oder Nationalen ist – man hat keine Ahnung. Subventioniert wird er wohl – wie alle anderen solchen Portale – nicht. Aber Mäzene, nun, wie man weiss, verbrät Somm die Einlagen von 60 nicht unbemittelten Spendern, die jeweils 100’000 auf den Tisch gelegt haben. Natürlich sind das im liberalen Duktus «Investoren», die selbstverständlich ihr Geld mit Zinsen zurückhaben wollen.

Entweder war denen aber schon von Anfang an klar, dass es sich nicht um eine Investition, sondern um Mäzenatentum handelt, oder es wird ihnen langsam klar. Denn ein Organ, das auch ziemlich genau ein Jahr nach dem Launch noch keine einzige Zahl zum Geschäftsverlauf herausgerückt hat – da gilt nicht: no news is good news.

Keine einzige Zahl nach einem Jahr …

Im schnelllebigen Internet sowieso ist es völlig selbstverständlich, dass nach den ersten 100 Tagen, spätestens nach 6 Monaten angekündigt wird, dass man gut unterwegs sei – aber durchaus noch eine Durststrecke vor sich habe. Das wird dann gefolgt von der Mitteilung, dass man super unterwegs sei, allerdings die Marktpenetration doch etwas schwieriger als erwartet. Und dann kommt irgendwann der knappe Einzeiler, dass leider der Stecker gezogen werden müsse.

So geht es jedenfalls bei Organen, die über kein dickes Geldpolster verfügen und auch nicht über wohlhabende «Investoren», die dann halt, wie eine reiche Pharma-Erbin auch, nochmal in die Tasche greifen.

Der kritische Leser mag nun einwenden, wieso ZACKBUM hier nicht die Verantwortlichen beim «Nebelspalter» um eine Stellungnahme angefragt habe. Einfache Antwort: weil wir noch nie eine Antwort kriegten. Aber: sollte sich jemand seitens «Nebelspalter» bemüssigt fühlen, dies und das und jenes zurechtzurücken: gerne, jederzeit. Ungekürzt. Denn wir sind wirklich liberal.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert regelmässig auf «Die Ostschweiz».

Viel Nebel, wenig Spalten

Auch bad news sind wenigstens News. Das scheint das Prinzip des «Nebelspalter» zu sein.

Beim Start hörte sich alles noch sehr optimistisch an: Zum Beginn am 18. März 2021 spuckte der designierte Chefredaktor und Initiant des Projekts «neuer Nebelspalter» noch grosse Töne. Markus Somm diagnostizierte «eine Art Seuche der Denkfaulheit» bei den Kollegen in den Medienhäusern. Dagegen trumpfe der neue «Nebelspalter» mit eigenen Werten auf: «Da ist Leidenschaft, da steckt Geistesarbeit dahinter, da sind aber auch Sorgfalt und intellektuelle Redlichkeit.»

Auffallen wolle man mit Recherchen, vertieften Analysen, die Grundhaltung sei klar:

«Wir sind liberal, dass es kracht

Viel verbale Kraftmeierei, die sich als Pfeifen im Nebel erwies. Krachliberal, aber null Transparenz. Zum Start wurde der neue Online-«Nebelspalter» wie erwartet von der Konkurrenz mit Häme überschüttet.

Nichts geändert am vernichtenden Urteil

Andreas Tobler, die Allzweckwaffe des Hauses Tamedia, kanzelt Somm als «bekennenden Liberalen und Libertären» ab. Faktenfreien Unsinn plaudern, das ist Toblers Markenzeichen. Ganz ander war die erste Kritik von Christian Mensch: «Es ist ein Feuerwerk der Ideenlosigkeit, mit der das alt-neue Medium seine Plattform freigeschaltet hat. Eine Boygroup von Journalisten, die er in seiner Zeit als Chefredaktor der «Basler Zeitung» um sich geschart hat, verfasste eine Reihe von meinungsstarken, rechercheschwachen und damit überraschungsfreien Beiträgen in jenen Themenfeldern, in denen sie sich heimisch fühlen.»

Leider hat sich an der Richtigkeit dieses vernichtenden Urteil bis heute nichts geändert. So ist es, muss man sagen. Fast der gesamte Inhalt bleibt hinter einer Bezahlschranke verborgen. Über die Anzahl Abonnenten oder Leser wird keine Auskunft erteilt. Es steht zu vermuten, dass sie unterirdisch klein ist.

So gut wie nie wurde eine «Recherche» oder ein «Primeur» des «Nebelspalters» in die öffentliche Wahrnehmung gehoben – weil es trotz Ankündigung nichts gab. Nur meinungslastige, meinungsschwangere Gesinnungsstücke von einer vorhersehbaren Langeweile. Dazu geschwätzige Videos, die als einzige ohne Bezahlung konsumiert werden können. Obwohl man sich versucht fühlt, dafür Schmerzensgeld zu fordern.

Viele Fragen, keine Antworten, null Transparenz

Nebulös bleiben auch die geschäftlichen Hinter- sowie Vordergründe. ZACKBUM stellte dem Geschäftsführer des «Nebelspalters» Ende März ein paar konkrete Fragen:

  1. Deep Impact ist der Technologie-Partner der neuen Webseite des «Nebelspalter». Sehe ich das richtig, dass das für den «Nebelspalter» verwendete CMS Spectra Editor eine Eigenentwicklung von Ihnen ist?
  2. Sie sind CEO und Gründer von «Deep Impact». Gleichzeitig sind Sie interimistischer Geschäftsführer des «Nebelspalter», dazu noch für den «Verkauf» zuständig und auch Ansprechpartner für Werbewillige. Wie bewältigen Sie diese Ämterkumulation?
  3. Können Sie eine Hausnummer angeben, welches Preisschild an der Erstellung der Webseite bis zum going online hing? Und wie es mit den jährlichen Unterhaltskosten steht?

Die Antwort war eher ernüchternd: «Herrlichen Dank für Ihre «Journalistischen» Fragen. Ich habe dazu keinen Kommentar abzugeben.»

Dazu muss man wissen, dass dieser Christian Fehrlin sozusagen die dritte Wahl ist. Ursprünglich war ein Crack des Verlagswesens als Geschäftsführer vorgesehen. Der hatte aber schnell die Schnauze voll und seilte sich ab, obwohl er von Somm bekniet worden war, doch wenigstens in der Anfangsphase an Bord zu bleiben.

Genauso erging es auch dem ausgewiesen Online-Spezialisten Peter Wälty, der sich ebenfalls schon in der Startphase mit Somm überwarf. Daraus hat sich, wie CH Media vermeldete, inzwischen ein hässlicher Streit um viel Geld entwickelt. Denn Wälty fordert für seine Beteiligung an der Projektentwicklung rund 220’000 Franken – ein Termin beim Friedensrichter brachte darüber keine Einigung.

CH Media: «Für Wältys Rechtsanwalt Andreas Meili steht ausser Zweifel, dass seinem Mandanten der Betrag zustehe. Er habe umfangreiche Vorarbeiten für «Nebelspalter.ch» geleistet, die gut dokumentiert seien.» Von Somm war nur ein «kein Kommentar» erhältlich.

Verzweiflungsthemen? Büsi ziehen scheint’s immer.

Wie soll das finanziell funktionieren?

Ausser einer auf einen Schlag aufgeschalteten Reihe von «sponsored» Auto-Artikeln vom gleichen Autor erscheint der «Nebelspalter» seit Beginn absolut werbefrei, obwohl im Hauptmenü oben als zweiter Punkt «Inserieren» aufgeführt ist, wo man ein breites Angebot an allen möglichen Werbeformen findet. Ein Angebot ohne Nachfrage.

Das Impressum weist 15 festangestellte Mitarbeiter aus, dazu 21 «ständige Mitarbeiter und Kolumnisten». Ohne die Betriebskosten zu berücksichtigen, ergibt sich alleine daraus konservativ geschätzt ein Jahresbudget Saläre und Honorare von sicherlich über 2 Millionen Franken. Dem kaum Einnahmen gegenüberstehen, was bei dieser Burn rate absehbar macht, wann die eingesammelten rund 7 Millionen verröstet sind.

Verzweiflungsthemen? Sex zieht scheint’s immer.

Etwas verschlungen sind auch die Wege der Muttergesellschaft. Sie erblickte im Dezember 2020 als Klarsicht AG das Licht der Welt; praktischerweise parkiert bei der Deep Impact AG in Winterthur, die dem Hersteller des CMS und aktuellen Geschäftsführer Fehrlin gehört.

Mitte Januar wurde dann das Aktienkapital auf 1,875 Millionen heraufgesetzt. Ende Juni dieses Jahres wandelte sich die Klarsicht AG in die Nebelspalter AG um und verlegte ihren Sitz nach Zürich. Gleichzeitig stiess Sandro Rüegger als Verwaltungsrat dazu. Ein weiteres Signal, dass langsam Feuer im Dach ist. Der sich damit entwickelnde Nebel scheint auch das Impressum zu verhüllen, denn dort steht: «Der Nebelspalter wird von der Klarsicht AG, Zürich herausgegeben.»

Also genügend Gründe, dem CEO der Nebelspalter oder Klarsicht AG wieder ein paar Fragen stellen. Wie immer höflich und konkret:

  1. Peter Wälty erhebt für seine Mitarbeit am Projekt «Nebelspalter online» eine Forderung von über 200’000 Franken. Was sagen Sie dazu?
  2. Können Sie nach fast 4 Monaten erste Zahlen bekannt geben? Single Visitors, Abonnenten, wie oft wurden einzelne Artikel gekauft?
  3. Das von Ihrer Firma Deep Impact herstellte CMS als Insellösung, hat sich dieses Modell bewährt? Was hätte dagegen gesprochen, eines der vorhandenen CMS, ob als Lizenz oder als Open Source, zu verwenden?
  4. Was waren die Initialkosten für die Erstellung der Webseite bis going online?
  5. Abgesehen von einer Reihe von gleichzeitig und vom gleichen Autor verfassten gesponserten Artikeln erscheint der «Nebelspalter» weiterhin werbefrei. Wann wird sich das ändern?
  6. Potenziellen Werbekunden gegenüber müssen sie ja Ihre Mediadaten offenlegen. Wieso informieren Sie Ihr Publikum nicht?

Leider griff Fehrlin auch diesmal in den Stehsatz: «Leider habe ich keinen Kommentar dazu abzugeben.» Man kann erwachsene Menschen nicht daran hindern, sich öffentlich zum Deppen zu machen.

Nebulöser «Nebelspalter»

Seine Werbekampagne läuft weiter, als wäre nichts geschehen. Stimmt eigentlich.

Der «Nebelspalter» spaltet den Nebel. Trivial, aber durchaus brauchbar als Werbespruch. Allerdings: in guten Werbeslogans ist auch eine Spur Wahrheit drin.

Das Nebelspalten findet weiterhin nur nach dem Zücken einer Kreditkarte statt. Ausser im Bewegtbild, wo man nun auch Dominik Feusi mit Fliege und Pochettli als «Feusi Fédéral» erleben darf. Eine halbe Stunde beschwingtes Plaudern, begleitet von einem einem Flascherl Gaja aus dem Piemont. Ein Wunsch von Mitte-Präsident Gerhard Pfister.

Ob’s wohl ein Costa Russi Barbaresco 2016 gewesen ist? Kostet unter Brüdern immerhin 80 Stutz, im Lokal leicht das Dreifache. Ach der Inhalt des Gesprächs? Mittelmässig.

Wir hätten da auch ein paar Fragen, aber ohne Fliege

Aber Geld, der Unterbau, die Basis, der Maschinenraum des «Nebelspalter», das sind doch interessante Fragen. Wie heisst es in der Selbstdarstellung so schön:

«Wir hassen den Nebel und das Nebulöse.»

Das nehmen wir gerne beim Wort. Also stellte ZACKBUM dem Meister des Maschinenraums beim Online-Nebelspalter eine Reihe von klärenden Fragen. Es handelt sich hier um den multitasking-fähigen Christian Fehrlin.

Er bekam 12 sicherlich alle Nebelhasser interessierende Fragen, mitsamt ausreichender Antwortfrist. Die lief um 17 Uhr anderthalb Tage später ab. Um 18 Uhr geruhte Fehrlin zu antworten:

«Herrlichen Dank für Ihre «Journalistischen» Fragen. Ich habe dazu keinen Kommentar abzugeben.»

Trägt nur Somm eine Narrenkappe? (Zeichnung: Nebelspalter)

Die korrekt als Fragen im Rahmen einer journalistischen Recherche etikettierten Auskunftsbegehren lauteten:

  1. Deep Impact ist der Technologie-Partner der neuen Webseite des «Nebelspalter». Auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass Sie in 6 Monaten eine Webseite zumindest als MVP auf den Markt brächten. Würden Sie die aktuelle Webseite des «Nebelspalter» als minimal funktionsfähig bezeichnen?
  2. Wir bringen Webseiten, zum Beispiel diese hier, normalerweise in einer Woche online, und nicht als MVP. Ohne mich mit Ihrer Expertise vergleichen zu wollen: Was sagen Sie zum Unterschied? Unser CMS erfüllt durchaus die gleichen Ansprüche wie Ihres.
  3. Sehe ich das richtig, dass das für den «Nebelspalter» verwendete CMS Spectra Editor eine Eigenentwicklung von Ihnen ist?
  4. Kennen Sie andere mittelgrosse Unternehmen, die heute noch eine Insellösung verwenden?
  5. Sie verwenden als Werbespruch: «Wir entwickeln neue Marktpotenziale». Halten Sie den Neustart einer Medienwebseite mit absoluter Bezahlschranke (mit wenigen Ausnahmen) für die richtige Strategie?
  6. «Nebelspalter» hat ebenfalls Präsenz auf den sozialen Netzwerken. Sollte die nicht etwas besser gepflegt (oder fallengelassen) werden, um Peinlichkeiten wie wenige Likes und noch weniger Kommentare zu vermeiden, wie bspw. auf Facebook?
  7. Wer hat die Werbekampagne für den neuen «Nebelspalter» konzipiert und zu verantworten?
  8. Sie sind CEO und Gründer von «Deep Impact». Gleichzeitig sind Sie interimistischer Geschäftsführer des «Nebelspalter», dazu noch für den «Verkauf» zuständig und auch Ansprechpartner für Werbewillige. Wie bewältigen Sie diese Ämterkumulation?
  9. «You never get a second chance …» Nicht nur am Starttag (Link auf Pornoseite), sondern kontinuierlich (Textblock im NL vergessen, erst nach 5 Stunden gemerkt) begleiten doch etwas viel Pech und Pannen die Neulancierung. Haben Sie Probleme mit dem Qualitätsmanagement?
  10. Können Sie eine Hausnummer angeben, welches Preisschild an der Erstellung der Webseite bis zum MVP hing? Und wie es mit den jährlichen Unterhaltskosten steht?
  11. In Prozenten ausgedrückt, wie verteilt sich Ihre Arbeitszeit auf Deep Impact und den «Nebelspalter»?
  12. Wann werden Sie erste Zahlen zur neuen Webseite bekannt geben?

Hat sich da jemand gelangweilt? Kann jemand sagen, dass keine dieser Fragen eine Antwort verdienen würde? Kann man diese Reaktion als transparent, offen, hartnäckiges Recherchieren honorierend bezeichnen?

Ob Schweigen dem Chefredaktor gefällt?

Schon wieder Fragen ohne Antworten. Aber wenn der Doppel-CEO, Verkäufer und Werbekontakt Fehrlin schon nicht zu antworten geruht, können wir ihm die Mühe mindestens teilweise abnehmen.

Frage 7 war ein Test mit bereits bekannter Antwort:

Ungefähr so gekonnt ist die Werbung; inzwischen zwei Monate alte Selbstbeweihräucherung.

Es deutet vieles darauf hin, dass Fehrlin die Unkenntnis von Chefredaktor und Verwaltungsrat bezüglich Webseite und Internet brutal ausgenützt hat. Wenn es zutrifft, dass das vom Nebi benützte CMS (Content Management System, zur gemeinsamen Erstellung und Darstellung digitaler Inhalte) eine Eigenkonstruktion von Fehrlin ist, handelt es sich schon hier um einen Kunstfehler gröberer Art.

Pech und Pannen, aber bislang keine Pleiten

Open source oder Bezahlprogramme haben schon längst solche Insellösungen abgelöst. Weil mittelfristig kein KMU in der Lage ist, ein eigenes CMS ständig up to date zu halten und alle Neuentwicklungen im Web einzupflegen. Das führt dann früher oder später zu einer (sackteuren und komplexen) Migration auf ein nachhaltiges CMS.

Der Start, das Qualitätsmanagement, die harte Bezahlschranke, die Werbekampagne, der resonanzfreie Auftritt auf den Social Media, die schwerfällige und nutzerunfreundliche Navigation auf der Webseite, der Aufbau der matchentscheidenden Homepage, die Mehrfach-Funktion des CEO der Klarsicht AG, alles mehr als nebulös.

Dass er nicht antwortet, ist ein weiteres Indiz dafür, dass diese magere, aber sicherlich nicht billige Performance von Deep Impact intern ein Thema ist. Ganz abgesehen davon, dass diese Ämterkumulation Grundprinzipien von Corporate Governance widerspricht.

Der Besitzer einer Firma verkauft einer anderen Firma sein Produkt – wo er Geschäftsführer ist

Der CEO und Gründer des wichtigsten IT-Lieferanten eines Mediums ist gleichzeitig Geschäftsführer bei diesem Organ? Würden die leider bislang überhaupt nicht hartnäckig recherchierenden Mitarbeiter des Online-«Nebelspalter» auf solche Zustände bei der Analyse einer Firma stossen, könnten sie für einmal zu Recht ihrer Meinung dazu freien Lauf lassen.

Da steht Corporate Governance Kopf.

Vorwürfe wegen Rassismus gegen den Nebi sind natürlich absoluter Quatsch. Ernst zu nehmen ist die Kritik, dass er bis jetzt Altbekanntes serviert, gemixt mit viel Meinung und wenig Fakten, dazu viel zu lang. Nichts Überraschendes, Anregendes, Aufregendes.

Was sich in Sachen Qualitätskontrolle, Checks and Balances und auf rein handwerklicher IT-Ebene abspielt, ist – nebulös? Nein, das ist aschgrau.

Jeder Medienkonzern, der die gleichen Fragen gestellt bekäme, würde vielleicht nebulös, aber garantiert antworten. Weil er das auch durch seine Mitarbeiter bei anderen verlangt. Weil sich das einfach gehört. Aber lächelnde, schweigende Arroganz ist immer ein ganz, ganz schlechtes Zeichen. Das spaltet den Nebel tatsächlich, aber dahinter enthüllt sich kein schöner Anblick.

Rappenspalter im Nebel

Links und rechts sind sich in einem einig: Geld ist der Treibstoff der Welt. Also her damit, oder: lost in the cloud.

Investition in Medien? In ein neues Projekt? Das ist eigentlich nur noch etwas für Multimillionäre. So nach der Yacht, dem Hotel und der Privatinsel.

Jeff Bezos kauft sich die «Washington Post». Macht Spass. Gleich drei Oeri-Schwestern sind Mäzeninnen. Beatrice Oeri* liebt es, Multimillionen in scheiternden Zeitungsprojekten zu verrösten. Die «TagesWoche» war wohl der teuerste Flop der jüngeren Schweizer Geschichte. Aber sie gibt nicht auf, aktuell verpulvert sie drei Millionen Franken in «bajour.ch».

Die Gebrüder Meili knattern Millionen in die «Republik». Milliardär Hansjörg Wyss hatte von Anfang an Pech. Sein Projekt «Vorteil Schweiz» müsste eigentlich umbenannt werden in: Vorteil für alle Pfeifen, die viel Geld für nix kriegten.

Andere Millionäre sind sehr knausrig. Die Familien Coninx, Ringier oder Wanner zum Beispiel. Griff in den eigenen Geldbeutel, ach was, Geldspeicher, wenn’s den Medien dreckig geht, die ihre Milliardenvermögen erwirtschafteten? I wo.

Auch hier betritt der «Nebelspalter» Neuland

Ein eigenes Finanzierungmodell hat sich der «Nebelspalter» ausgedacht. Finde 70 Wohlhabende, denen Ideologie und Positionierung 100’000 Franken wert ist. Gesagt, getan.

Lassen wir inhaltliche Fragen weg und schauen mal, was die «Republik» für Werbemöglichkeiten bietet. Ah, ausser Gesinnungstäterschaft keine. Der «Nebelspalter»? ein hübsches variantenreiches Angebot.

Nichts ist unmöglich, nichts ist neu.

Da hat sich der Online-Ableger fast mehr Mühe gegeben als bei den Startartikeln. Vom Advertorial (auf Wunsch inklusive Schreibhilfe), über Sponsoring, Tags, Unterbrecherwerbung in allen Kanälen zum «rundum-glücklich»-Paket «Generelle Packages», wie man im Managerdeutsch so sagt. Das kostet dann 30’000 Franken pro Jahr.

Ein «Themen-Owner» hingegen kann sich ein Thema als Sponsor krallen. Zum Beispiel «Satire». Damit wird er zwar nicht grosse Aufmerksamkeit erzielen, dafür kostet es auch nur 1500 im Monat oder – halb geschenkt – 15’000 Franken im Jahr.

Klare Prioritäten: «Inserieren» steht im obersten Navigationsbalken in der Mitte.

Hier sprechen Sie mit dem CEO persönlich

Ein weiterer, spezieller Service: bei Fragen, Wünschen oder Unklarheiten: nur Kontakt aufnehmen. Nicht etwa mit einem Marketing-Fuzzi oder so. Nein, hier schüttelt Ihnen noch der CEO als oberster Einwerber persönlich die Hand. Davon könnte sich zum Beispiel Pietro Supino wirklich eine Scheibe abschneiden. Der Klarsicht-CEO Christian Fehrlin entwickelt sich zum Multitasker.

Wollen Sie diesem sympathischen Mann ein Inserat abkaufen?

Als Gründer und CEO von Deep Impact zeichnet er für den Internet-Auftritt verantwortlich. Kein Meisterstück, aber das wäre ein anderes Thema. Als CEO schmeisst er wirtschaftlich den ganzen Laden und steckt hierarchisch irgendwo zwischen dem VR und dem Chefredaktor.

Und nun auch noch Inseratekeiler. Wahrscheinlich übernimmt er demnächst noch den Service der Kaffeemaschine, den Wareneinkauf und die Organisation der Take-away-Angebote für den Mittagstisch.

Wie lange er das tut, ist allerdings die Frage. Denn nicht nur bei der Frage, wie man den Relaunch am besten inszeniert, hat sich die Führungscrew des «Nebelspalter» nicht wirklich mit Ruhm bekleckert.

Marktwirtschaftlich vernünftige Preise?

Eigene Wege geht man auch bei der Preisgestaltung für Werbung. Durchgesetzt hat sich hier CPC (cost per clic), TKP (Tausenderkontaktpreis) oder – sehr selten – ein Festpreis. Denn schliesslich will der Werbetreibende (meistens) kein politisches Statement abgeben, sondern einen Return on Investment für seine Zahlung kriegen.

Obwohl natürlich jeder Werbeträger wie ein Wald von Affen angibt, wie qualifiziert, konsumfreudig und Anhänger von Spontankäufen seine User seien, dazu noch viele Opinion Leaders, Influencers, Leitfiguren sich darunter befänden, haben sich gewisse Benchmarks für alle Formen der Kostenberechnung einer Online-Werbung entwickelt.

Ohne hier in Details gehen zu wollen: Solange der «Nebelspalter» dank konsequenter Bezahlschranke nach der ersten Neugier noch jeden neuen User per Handschlag begrüssen kann, sind das Mondpreise.

Kein Marketing-Manager einer Firma würde es überleben, bei diesen Preisen den «Nebelspalter» in sein Werbebudget aufzunehmen. Abgesehen davon, dass die traditionell immer noch in der zweiten Jahreshälfte für das ganze Folgejahr festgelegt werden.

Tscha, dumm gelaufen bis jetzt. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

 

* mehrere Adleraugen haben bemerkt, dass es natürlich Beatrice Oeri heissen müsste. Pardon.