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«Blick» ist Slapstick

Verweile doch, du bist so schön.

Könnte «Blick» Goethe und kennte das Blatt den «Faust», dann würde es diesem Motto nachleben. Immer wieder bleiben Storys wie in Beton gegossen auf der Homepage stehen. Ob es sich zu den Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen im Newsroom noch nicht durchgesprochen hat, dass Geschwindigkeit und Abwechslung online nicht ganz unwichtig sind? Offenbar nicht:

 

«Unnütz, eklig und beängstigend», nomen est omen. Oh, Pardon, das wäre Latein. Auf jeden Fall leitet diese Knaller-Story die People-Meldungen ein. Seit dem 17. 12. 2023. Das mag vor Weihnachten ja noch angehen. Aber danach? Oder aber, vielleicht ist die finstere Absicht, damit bis Weihnachten 2024 zu fahren. Immerhin kann man hier etwas Busen zeigen, was ja eigentlich nicht mehr zum Programm des wesensentkernten, ehemaligen Boulevard-Blatts gehört.

Aber es geht noch älter:

Die finalen Folgen sind längst verflimmert, die Szene mit Harry in Naziuniform kennt jeder, der sich dafür interessiert. Die Meldung wurde am 16. Dezember online gestellt. Und dort verstaubte sie über die gesamte Weihnachtswoche und auch danach.

Diese Meldung ist etwas neuer, aber keine Eigenleistung:

Diese Wahnsinnstipps von «SI Style» wurden am 19. Dezember publiziert. Ob sie wegen ihres gewaltigen Gehalts Weihnachten überlebten? «Duschen, bewegen, rausgehen, Komplimente machen». Die Brüller. Gesteigert noch von einem unverständlichen ««Bonustipp»: «Katzen. Katzen machen alles besser.»

Man wünschte, Katzen würden den «Blick» übernehmen. Dann könnten Sie sich das «Kultspiel Snake» reinziehen:

Das ist von 1997, seine Vorläufer belebten schon die ersten Personal Computer, als der Bildschirm noch schwarzweiss flimmerte.

Ist das echte Leserverarschung? Das ist echte Leserverarschung. Nach der Devise: schauen Sie doch nächsten Monat mal wieder rein, vielleicht haben wir dann neue News für Sie.

Wahnsinns-PR

Volles Rohr für die Harley-Davidson der ZKB im «Blick».

Das ist mal eine erfolgreiche PR-Aktion. Die ZKB schafft es in Print und online ganz nach vorne beim Organ mit dem Regenrohr im Logo.

Online gleich noch ergänzt durch den Ratgeber «So musst du vorgehen, wenn du die Bank wechseln willst». Unverständlich, wieso nicht getitelt wurde «wenn du zur ZKB wechseln willst». Aber man kann ja noch nachlegen.

Kaum zu übertreffen ist die Schleimspur, die im Interview mit dem ZKB-Chef Urs Baumann hingelegt wird. Das fängt bei der Einleitung an:

«Vor den Fenstern des Konferenzraums blinken die Lichter der traditionellen Weihnachtsbeleuchtung an der Zürcher Bahnhofstrasse. Zum Gespräch mit dem Chef der Zürcher Kantonalbank (ZKB) werden Weihnachtsguetzli von Sprüngli serviert. Das Angebot für einen (alkoholfreien) Punsch lehnen wir dankend ab.»

Fehlt nur noch, dass dem Journalisten ein Sparbüechli und ein Goldvreneli als Weihnachtsgeschenk überreicht wurde. Hier darf Baumann ungehemmt schwelgen: «Unsere Vision ist es, dass das Alltagsbanking bei uns kostenlos ist.» Da spricht der Weihnachtsmann persönlich, keine Frage. Am Bart arbeitet Baumann noch, aber nächstes Jahr dürfte das dann auch klappen.

Es muss herrlich sein, wenn Corporate Communication höchstens noch ein paar Glanzlichter auf das gesagte setzen muss: «… ist es unser Anliegen, dass auch die Kleinsparer davon profitieren können … alle ohne Zusatzbedingungen vom neuen kostenlosen Alltagsbanking profitieren können … substanzielles Dankeschön an unsere Kundschaft … wir haben viele Privatkunden dazugewonnen …» Ist das nicht etwas repetitiv? Ach was, wenn’s so schön ist und das Christkind im Raum schwebt …

Gibt es denn keine Wermutstropfen im alkoholfreien Punch? Nun ja, der «Blick»-Journalist müsste nicht unbedingt so aussehen wie ein «Blick»-Journalist:

Sonst noch was? Ach, nur Kleinigkeiten. ZKB-Zinsen auf einem Privatkonto: 0,00 Prozent. Jugendprivatkonto bis 25’000 Franken: 0,25 Prozent, danach 0,00. ZKB Sparkonto: bis 50’000 Fr. 0,85 Prozent, danach 0,25, ab 250’000 noch 0,00 Prozent.  Eine ZKB Festhypothek, Laufzeit 10 Jahre, kostet dagegen 2,36 Prozent. Ach, Teuerung in der Schweiz im Jahr 2023: 2,2 Prozent. Das heisst, bei all diesen Angeboten kann der ZKB-Kunde zuschauen, wie seine Einlage abschmilzt. Macht er nicht Gewinn, sondern Verlust.

Aber he, wieso soll der «Blick» dem Chef der ZKB unangenehme Fragen stellen? Das wäre doch Journalismus, vielleicht gar vom Boulevard, und das will man (oder frau) nicht mehr. Schliesslich bekommt Baumann noch einen klitzekleinen Tritt ans Schienenbein im Kasten «Persönlich»: «Eines seiner Hobbys gehört allerdings nicht zu den umweltfreundlichsten: Der ZKB-Chef braust gern mal mit der Harley-Davidson über Landstrassen». Aber auch das wird abwattiert: Er «kommt zum Ausgleich dafür ab und zu aus der Seegemeinde Kilchberg mit dem Stand-up-Paddle zur Arbeit».

Vermisst man sonst noch was an dieser Lobeshymne? Schon, trotz angestrengtem Suchen findet man nirgends einen Hinweis wie «native ad» oder «sponsored content» oder gar «Publireportage».

Glück und Pech

Glück für die Migros, Pech für Ringier.

Im März musste der erfolgreiche und beliebte Chefredaktor der «Blick»-Gruppe eine «Auszeit» nehmen. Als merkwürdige Begründung diente, dass Christian Dorer angeblich eine «bestimmte Mitarbeitergruppe» bevorzugt behandeln würde, was immer das bedeuten mochte.

Ringier behauptete dann, dass in der sechsmonatigen Auszeit untersucht würde, was es damit auf sich habe – und ob Dorer danach wieder in seine Position zurückkehren werde. Dann behauptete Ringier, dass man mit Dorer im Gespräch sei, um ihm allenfalls eine andere Aufgabe im Medienkonzern zu übertragen, aber als «Blick»-Oberchefredaktor kehre er nicht zurück.

Die Resultate der monatelangen «Untersuchung» wurden nie bekannt gegeben, «Persönlichkeitsschutz». Dass irgend jemand gegen Dorer Vorwürfe erhoben hätte, wurde jedenfalls nicht öffentlich bekannt. Soweit das Trauerspiel bei Ringier, ein Ablenkungsmanöver von desaströsen Zahlen in der «Blick»-Familie und dem Abserbeln von «Blick TV».

Profitieren davon tut nun die Migros. Wie bekannt wurde, übernimmt Dorer ab Februar die Gesamtleitung der Kommunikation des Migros-Genossenschaftsbundes. In dieser Funktion ist er direkt dem Präsidenten der Generaldirektion unterstellt, was die Bedeutung seiner Position unterstreicht. Migros hat damit einen versierten, kompetenten und gut vernetzten Kommunikationsprofi gewonnen, der zudem für die grösste Zeitschrift der Schweiz zuständig sein wird, das unterschätzte «Migros Magazin». Von dessen Auflage (2,15 Millionen) und Reichweite (3,15 Millionen) kann die unglückliche «Blick»-Familie nicht mal träumen.

Aber wenn auch dort die Auflagenzahlen nach unten gehen, steigt die Anzahl von Heads und Chiefs ins fast Unermessliche. Wahrscheinlich steckt Absicht dahinter: umso mehr leitende Köpfe es gibt, desto einfacher kann man einen köpfen, wenn mal wieder zur Ablenkung ein Schuldiger gefunden werden muss.

Wumms: Fabienne Kinzelmann-Opel

Eine bedeutende feministische Stimme erhebt sich.

Kinzelmann-Opel ist ein journalistisches Schwergewicht. Ihre Selbstbeschreibung lässt kein Klischee aus: «Digital- und Print-Journalistin mit unternehmerischer Denkweise und redaktioneller Erfahrung in Deutschland, der Schweiz und den USA. Brennt für gutes Storytelling, mutige Ideen und dafür, Dinge nach vorne zu bringen

Inzwischen sei sie «internationale Korrespondentin» bei der «Handelszeitung». Ob die das weiss? Dort ist sie im Impressum einfach als Nummer zwei unter «Internationale Wirtschaft» aufgeführt.

Eigentlich müsste sie dort Chefredaktorin, wenn nicht Editor at Large sein, bei dem Vorleben: «Zuvor war ich die führende Auslandsredakteurin für Blick und SonntagsBlick, eine der größten Schweizer Tages- und Sonntagszeitungen. Ich schrieb Analysen, Porträts und Interviews für Print und Online, berichtete bei brisanten Themen live vor Ort oder analysierte im Studio und verantwortete kanalübergreifend die Auslandsberichterstattung mit einem besonderen Schwerpunkt auf den USA, Europa, dem Klimawandel und sozialen Bewegungen. Zudem entwickelte und schrieb ich einen eigenen Newsletter über US-Politik

«Führende Auslandredaktorin» beim «Blick» ist nicht schlecht; dabei hat sie wohl sich selbst geführt …

Zudem ist sie noch «Co-Präsidentin des Vereins Qualität im Journalismus». In dieser Eigenschaft röhrt sie auf «persoenlich.com»: «Missbrauchsfälle zeigen strukturelles Versagen». «Strukturell», das ist auch so ein Allerweltswort wie «resilient» oder «zukunftsfähig». Auf die Frage, was bei den «Corona-Leaks» schief gelaufen sei, rudert sie qualitätsvoll um die Wahrheit herum: «Die richtige Frage wäre gewesen: Hat ein Bundesrat ein einzelnes Medienhaus bevorzugt – oder schlicht sein Departement nicht im Griff? Stattdessen schoss die Branche auf sich selbst, besonders auf den Ringier-Verlag. Aus meiner Sicht war da viel Neid dabei. Ich habe damals selbst für die Blick-Gruppe gearbeitet und bin sicher voreingenommen, aber ich habe ja live mitgekriegt, wie die Kolleginnen und Kollegen gearbeitet haben, was für gute Kontakte sie geknüpft haben.»

So kann man das auch sehen. Und wie steht es mit den Affären um Christian Dorer und Werner De Schepper; zwei Mitarbeiter, die unter dubiosen Umständen abgesägt wurden? «Ich möchte mich nicht zu Einzelfällen äussern. Denn diese zeigen immer auch ein strukturelles Versagen: Es gibt ein Umfeld, das absichtlich oder unabsichtlich nicht genau hinschaut oder gewisse Verhaltensweisen akzeptiert oder sogar fördert.»

Ein strukturelles Versagen liegt hier wohl eher beim Management, das Karrieren ruiniert, ohne eine nachvollziehbare Begründung dazu zu liefern. Huldvoll verzichtete «persoenlich.com» darauf, Kinzelmann-Opel zu fragen, wie sie im Rahmen von strukturellem Versagen die Berichterstattung der «Blick»-Familie beispielsweise zum Thema Till Lindemann qualifizieren würde. Da musste der «Blick» schleunigst einen Artikel löschen und ein liebedienerisches Interview mit dem Anwalt des Rammstein-Sängers veröffentlichen. Das war sicherlich kein Ruhmesblatt des Qualitätsjournalismus.

Ebenso wenig wie dieses Watteinterview mit einer Angeberin …

 

Die Null-Meldung

Wenn Nullen ein Blatt machen …

Zu viele Häuptlinge, zu wenig Indianer. Absurde Positionen, englisches Kauderwelsch. Es sieht wie Realsatire aus, ist aber real:

Kann es wirklich daran liegen, dass der Posten des «Head of Editorial Departments» vakant ist, dass so viel Schrott produziert wird? Wobei diese Vakanz natürlich auch darin begründet sein mag, dass bislang noch niemand herausgefunden hat, was «Editorial Departements» eigentlich sind und wieso die einen Head brauchen.

Das wäre eine Aufgabe, der sich diese Head-Versammlung annehmen könnte:

Hier wäre allerdings die Frage, ob das eine Aufgabe für den Chief Operating Officer, den Chief Product Officer, gar den Chief Content Officer (by the way: wo bleibt hier die politisch korrekte weibliche Form?) oder gar, wir fallen ins Starkdeutsch zurück, die «Geschäftsführung» ist. By the way: wieso ist das nicht die Managing Director? Oder besser noch, die Executive Overall Managing Directrice? Dort könnte sie doch endlich mal führen, könnte die Führerin Nägel mit Köpfen machen. Aber das Köpfen ist mehr ihre Sache – und das Erfinden von absurden Positionsbezeichnungen.

Gut, all diese Chiefs, Heads, Chefredaktoren, dazu noch Ressortleiter und was weiss ZACKBUM, konnten nicht verhindern, dass diese absolute Null-Meldung online ging:

Wir erinnern uns: Gil Ofarim, von Beruf Sohn, von Berufung mässig erfolgreicher Musiker, trat einen angeblichen Antisemitismus-Skandal los, indem er behauptete, er sei in einem Hotel wegen seines Judensterns diskriminiert worden. Proteste, Shitstorm, Demonstrationen, erregte Politikerworte. Dann die Wende im Prozess zwei Jahre danach: alles Lüge, alles erfunden, ‹tschuldigung.

Dafür verurteilte ihn das Gericht unter anderem zu einer Geldstrafe von 10’000 Euro, zahlbar an zwei Organisationen. Nun fand «Focus online» heraus, dass das Geld noch nicht eingegangen sei, wie sich das deutsche Organ von einem Sprecher des Landgerichts bestätigen liess. Neuerlicher Skandal, erregt sich «Blick» zu recht?

Nicht wirklich. Seit dem Urteil sind erst zwei Wochen vergangen, für die Zahlung hat Ofarim aber ein halbes Jahr Zeit. Also handelt es sich hier um eine absolute Nullmeldung. Ungefähr so aussagekräftig wie: Ofarim hat sich noch nicht rasiert. Oder: Ofarim hat noch keinen neuen Song aufgenommen.

Kann man das noch steigern? Aber ja, insgesamt 15 Chiefs und Heads (plus eine Vakanz und eine Führerin) schaffen das:

Eigentlich ist der «Blick» – vielleicht ist das die geheime Absicht – wie ein Adventskalender. Jeden Tag geht ein neues Türchen auf – und dahinter ist jede Menge Anlass für Spass und Tollerei. Rezykliertes, Wiederholtes, Veraltetes, Abgeschriebenes, ein Titelwechsel-Marathon, haben wir gelacht. Und freuen uns auf morgen.

Unbefriedigendes Recycling

Was ist älter als eine neue «Blick»-Story?

Die gleiche «Blick»-Story. Es gibt die Autorin Saralisa Volm. Die hat ein Buch geschrieben. Zur Steigerung der Erregungsbewirtschaftung sagt sie so Sachen wie «Wir sehen selten Männer, die Frauen oral befriedigen». Ist vielleicht auch nicht fürs Zusehen geeignet.

Da macht nun der «Blick» mal wieder einen kostenlosen Alzheimer-Test bei seinen Lesern.

Und dann hätten wir diesen hier:

Unterschied? Öhm. Schwierige Frage? Stimmt, aber ZACKBUM lüftet das Geheimnis: die Datumszeile. Am 11. 12. 2023 wird etwas als neu serviert, was schon im Juli dieses Jahres durch alle Gazetten geisterte – natürlich auch durch das einzige Organ mit Regenrohr im Logo. Jedenfalls durch solche, die eine dermassen auf dümmlich-provokative Wirkung zielende Schlagzeile gerne bringen. Da sich ZACKBUM ungern wiederholt, verweisen wir darauf, was wir schon damals dazu gesagt haben …

Wir gestatten uns aber die Anmerkung, dass es schon nassforsch ist, für den gleichen Quatsch zweimal Geld zu verlangen.

Grossartig ist auch diese Schlagzeile des Intelligenzler-Blatts:

 

Ist das ein Aufruf zu Blutspenden für die Ukraine?

Dann hätten wir weitere News von einem Artikel, der wohl den Weltrekord mit geänderten Schlagzeilen aufstellen will. ZACKBUM-Leser erinnern sich; gestern zählten wir bis Version vier durch. Und schrieben seherisch: Fortsetzung folgt. Unser Wort ist «Blick» Befehl, et voilà:

Version fünf. Allerdings: die ist nicht ganz neu, sondern Version eins wird hier rezykliert. Also zurück zur Quelle des Slapsticks. Und wir fangen an, Lotto zu spielen. Wäre doch gelacht …

Dafür wechselt das People-Ressort nun brav jeden Tag den Aufmacher. Diesmal allerdings mit einer Story, die nur für Hardcore-Fans eines gewissen Musikstils (oder von aufgepumpten Brüsten) von Interesse sein dürfte:

Aber immerhin, eine aktuelle Eigenleistung. Aktuell? Eigenleistung? Wie der letzte Aufmacher vom deutschen Unterhaltungsprogramm-Ticker «Spot On» übernommen … Aber immerhin, nicht hinter einer Bezahlschranke.

Etwas festgefahren ist hingegen das Politik-Ressort:

Mit dieser brandheissen News erfreut «Blick» den Leser bereits seit Tagen. Da wäre ja Zeit für eigene Werke. Zum Beispiel über diese Lichtgestalt:

Eine Kriegerin für Frieden auf Erden, wunderbar. Allerdings: ein typischer, weichgespülter Jubel-Artikel aus der «Schweizer Illustrierte». Aber es soll ja doch «Blick»-Leser geben, die das bunte Blatt aus dem gleichen Haus nicht lesen.

Und noch als Absackerchen der Brüller des Tages:

Auch darauf würde der «Blick»-Leser beim Anlagegespräch über seine zwei Millionen Spielgeld nie selbst kommen. Nun sieht man das leider dem Banker hinter dem Besprechungstisch nicht an, ob er mit dem ÖV oder dem Ferrari zur Arbeitsstelle eilte. Nebenbei: Lamborghini oder McLaren ist okay? Aber wie auch immer, diese bahnbrechende Erkenntnis vermittelt Autor Harry Büsser dem «Blick»-Leser. Was er schon zuvor in der «Handelszeitung» für den «Handelszeitung»-Abonnenten tat.

Offensichtlich trägt der Abkauf aller gemeinsamen Blätter von Axel Springer bereits Früchte. Faule Früchte. ZACKBUM graust es dabei, wie man zusehen muss, wie ein einstmals originelles, wirkungsmächtiges, immer wieder für eine Kampagne oder einen Aufreger sorgendes Blatt mit Anlauf und Absicht gegen die Wand gefahren wird. Denn bei aller Liebe zu Umweltschutz, Rezyklieren und dem Geruch getragener und aufgewärmter Skisocken: das ist vielleicht ein Elend …

 

 

Aus dem Abwrackdock der Wörter

«Blick» erfindet die ständig ändernde Schlagzeile. Und ein Dichter kann sich nicht lesen.

Will der Leiter der Ringier-Journalistenschule seinen Eleven mal zeigen, wie man es wirklich nicht macht? Oder lässt Peter Hossli jeden Tag einen von ihnen eine neue Schlagzeile basteln?

Über seinem Illusionsporträt über eine Nikki (who is?) Haley stand zunächst «Vor Nikki Haley fürchtet sich Trump am meisten». Allerdings weist seine frühere Anhängerin einen Abstand von schlappen 50 Prozentpunkten auf Donald Trump auf. Nicht wirklich ein Anlass zur Furcht.

Also wurde am Titel geschraubt:

Und geschraubt:

Und geschraubt:

 

Man beachte auch das umweltfreundliche Recycling. In der nunmehr vierten Version wird als Unterzeile die Version der dritten verwendet.

Fortsetzung folgt …

Man soll auch mal loben. Auf den Hinweis von ZACKBUM, dass bei den People-News seit Ewigkeiten die gleiche Story zuoberst steht, reagierte die Online-Redaktion umgehend:

Allerdings war sie nicht in der Lage, in so kurzer Zeit einen selbst gebastelten Artikel aus dem Ärmel zu schütteln. Also übernahm das Qualitätsmedium einfach von «Spot on». Das ist so eine deutsche Tickeragentur mit einem Newsfeed, den man abonnieren kann, wenn man selbst nur beschränkt zu eigenen Leistungen im Stande ist. Was wohl Hossli davon hält? Allerdings: bislang ist es bei einer Titelversion geblieben.

Hier hingegen könnte man vielleicht noch ein wenig optimieren:

Der Titel passt inhaltlich irgendwie zum Büchner-Preisträger mit dem eingestanzten finsteren Gesichtsausdruck. Was uns allerdings der Lead sagen will, bleibt so dunkel wie sein umwölktes Gemüt. Eine Einladung stehe für vieles, was auf uns zukomme und ungelöst sei, auch wenn es dringend nötig wäre? Ist die Einladung dringend nötig, dass etwas auf uns zukommt oder das Ungelöste?

Aber das Ungelöste löst eine Gedankenkette aus, die offenbar irgendwie irgend etwas mit einer Art von Mentalität zu tun habe, deren geschmackvolle Bezeichnung wir nicht wiederholen wollen. Während aber rund 99 Prozent aller «Blick»-Online-Leser durch die Bezahlschranke vor weiteren Beschädigungen geschützt sind, kennt ZACKBUM keine Furcht …

Aber siehe da, im Original hat das «Essay» von Lukas Bärfuss einen anderen Titel, der aber auch nicht wirklich weiterhilft:

Wurst? Für die SoBli-Leser, die den Begriff nicht verstehen, hilft das Organ gerne weiter:

Ja, eine Bratwurst, soweit ist das Titelrätsel gelöst. Geht es Bärfuss nun um die Wurst? Oder schreibt er ein Essay über den guten Spruch «alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei»?

Irgendwie nein. Soweit man den dunklen Dichterworten folgen kann, hat Bärfuss eine Einladung der Parlamentarischen Gruppe Kultur erhalten. Das ist schön für ihn. Sofort denkt er daran, dass in den USA nächstes Jahr Präsidentschaftswahlen stattfinden. Mehr als das: «Hat die Demokratie eine Zukunft? Oder wird der autoritäre Staat im Sinne von Francis Hobbes siegen? Wie offen wird die Gesellschaft der Zukunft sein?»

Francis Hobbes? Meint er vielleicht Thomas Hobbes? Oder Francis Bacon? Oder beide? Oder nicht? Ist doch wurst.

Dann denkt der Dichter daran, dass auch in Deutschland und in Frankreich Wahlen stattfinden werden. Sogar in Indien! Dann denkt er an den Bericht des Club of Rome aus dem Jahr 2021. Dann denkt er daran, das 15 Prozent der Schweizer Jugendlichen kaum lesen können.

Er denkt aber nicht daran, dass sie das immerhin vor solch völlig wirrem, zusammenhangslosem Gebabbel eines Dichters schützt. Aber dann schreibt er ganz richtig: «Buchstaben zu formulieren, daraus Worte zu bilden, die Worte zu einem korrekten Satz zu bauen: Das ist komplex. Man braucht Jahre, um es zu lernen.» Und da hat Bärfuss, zusammen mit den Schweizer Jugendlichen, noch einen weiten, ganz weiten Weg vor sich. Der fängt schon damit an, dass selbst der ABC-Schütze wohl kaum «Buchstaben formuliert». Mann, o Mann, was für ein Banause.

Gegen Schluss erinnert sich Bärfuss daran, dass er irgendwie mit einer Einladung angefangen hat. Damit alles ein Ende hat, nimmt er diesen Gedankensplitter wieder auf. Denn offensichtlich ist die Einladung so dunkel-geheimnisvoll abgefasst wie seine Dichterworte: «Kultur ist uns Wurst, aber Wurst ist uns Kultur! Neu auch mit Vegiwürsten», stehe auf der «fleischfarbenen Einladungskarte».

Dann kommentiert der Dichter das, aber eigentlich kommentiert er sich selbst, wobei ihm das leider nicht bewusst wird: «Es ist nicht klar, was hier fehlt, ob Bildung, Scham oder Intelligenz, sicher ist nur, dass man diese Einladung auch dann nicht verstehen würde, selbst wenn man sie lesen könnte

Er hat nur das Wort Essay mit dem Wort Einladung verwechselt. Aber das ist verständlich, denn er würde ja sein eigenes Essay auch dann nicht verstehen, wenn er es lesen könnte.

ZACKBUM aber wiederholt seine Frage: Hat auch diese Quälerei kein Ende, oder wenigstens zwei?

Was hinten rauskommt

«Blick» kann’s nicht lassen. ZACKBUM auch nicht.

Der Höhepunkt, also der Tiefpunkt gleich am Anfang. Immerhin schützt der «Blick» den unschuldigen Leser vor dem Inhalt, der hinter der Bezahlschranke furzt, äh firmiert. Aber anschauen müssen sich das alle:

Wir wollen dem durchschnittlichen «Blick»-Leser nicht zu nahe treten, aber ob der weiss, was ein Proktologe ist? Und ob er diesen Furz wohl als Flatus bezeichnen würde? Aber die Frage der Fragen ist ja: glaubt vom Chief Content Officer abwärts jede C-Pfeife beim «Blick», dass der Leser selbst dafür zu blöd ist?

Und ob wohl jemand so blöd ist, dafür Geld auszugeben, wenn das das Beste von «Blick+» sein soll?

Das hier ist zwar gratis, aber dennoch muss man sich nach dem Wert der Meldungen fragen:

Oder will jemand wirklich wissen, was passiert, wenn man täglich einen Apfel isst? Bekommt man dann Knospen? Fängt man an zu wiehern? Nun ja, der brandneue Artikel stammt vom 6. November; bei solcher Lagerung wäre ein Apfel schon leicht verschrumpelt. Und eine entscheidende Frage wird hier nicht beantwortet: was passiert, wenn man täglich keinen Apfel isst?

ZACKBUM schätzt aber den speziellen «Blick»-Service für Leser mit Problemen beim Kurzzeitgedächtnis. Die schauen sich zum Beispiel wie oben die Meldung an «Darum schickt die Ukraine auch Katzen an die Front.»  Dann kommt das Gefäss Sport, und für die, die das mit den Katzen schon vergessen haben:

Hello again. Das gilt auch für den oben angepriesenen Artikel «Reichen 3000 Franken für eine Woche Skiferien?» Wem’s zwischendurch aus dem Hinterkopf gefallen ist, ob’s reicht oder nicht, bitte sehr:

Hello again. Oder sagten wir das schon? Macht nix, für den vergesslichen ZACKBUM-Leser: hello again.

Kam man eigentlich, ausser beim Putzen des Pos, sonst noch Fehler machen? Aber ja, jede Menge:

 

Das kommt ja wie ein richtiger «Blick»-Knaller daher. «Riskante Irrtümer aufgedeckt», aber hallo. Wollen Sie denn Igel umbringen? Lassen Sie die in Ruhe schlafen! Und ja keine riskanten Erdnüsse oder Todesmandeln für Eichhörnchen, diese «süssen Nagetiere». Ach so, aber das ist ja eine Werbekiste für BKW, gar keine Eigenleistung. Dabei gäbe es noch so viel zu raten.

Zum Beispiel:

– Selber atmen. Wie geht das?
– Geradeaus laufen. Eine Anleitung Schritt für Schritt
– Nie mehr an heissem Kaffee den Mund verbrühen. Das sollten Sie beachten
– Wie Sie es vermeiden, in Fensterscheiben zu laufen
– Warum hat das Velo keinen Rückwärtsgang?
– Schluckauf – was tun?
– Wohin geht das Licht, wenn es ausgeht?
– Wenn die Dauerwelle nicht dauert, wo kann ich mich beschweren?
– Der Spitz ist nicht spitz. Ist das normal?
– Sollte ich den «Blick» lesen? Wenn ja, warum nicht?

Diese zehn Themenvorschläge sind so wertvoll wie ein «Blick+»-Jahresabo, aber gratis …

 

Das wüsste ich aber

«Blick» ist verwirrt.

Gut, das ist nichts wirklich Neues. Aber das Blatt mit dem Regenrohr im Titel überrascht ZACKBUM mit der Mitteilung:

«Liebe Abonnentin, lieber Abonnent
Dein Blick+-Abo ist seit gestern abgelaufen. Vielleicht hast du einfach noch nicht das richtige Angebot für dich entdeckt oder es gibt andere Gründe, warum du dich dagegen entschieden hast. Wir wollen uns dringend für dich verbessern.»

Das ist löblich, und ZACKBUM hätte tatsächlich ein paar dringliche Verbesserungsvorschläge.

  1. Man sollte wildfremde Menschen nicht duzen.
  2. Das Abo ist nicht gestern ausgelaufen.
  3. Es gibt tatsächlich jede Menge Gründe, wieso wir uns nicht für eine Umwandlung des Gratis-Abos in die Bezahllösung entschieden haben. Der wichtigste: das ist doch nicht Fr. 9.90 im Monat wert.

Hinzu kommt:

Das ist der wohl blödeste Werbeslogan, seit es den «Blick» gibt. Plussen ist der Dativ Plural von Plus. Auf Niederländisch bedeutet «plussen» hin und her überlegen. Rod Kommunikation hat für sicherlich unverschämt viel Geld ein richtig faules Werbeei gelegt:

Wer hat Lust auf etwas Werbergequatsche? Ist unsinnig, aber unterhaltsam:

«Ausgangslage: Blick erweitert das Angebot um Blick+ …Aufgabe: Blick+ mit einer grossen Lancierungskampagne als das Medium für exklusive Inhalte bekannt machen. Lösung: Wir bringen Blick+ nicht nur in die Köpfe der Menschen, sondern machen es gleichzeitig zu einem festen Bestandteil ihres Vokabulars. Und zwar, indem wir aus dem «+» ganz einfach ein Verb machen

Ganz einfach. Oder gänzlich einfältig. Oder einfach ganz blöd. Aber Rod hat sich sicherlich gedacht: wer sich so eine Plakatkampagne aufs Auge drücken lässt, dem kann man alles verkaufen:

Wird hier geplusst? Ich plus mir die Kabine? Oder ich blicke auf ein paar Kufen? ZACKBUM findet: plussen oder plustern, was ist der Unterschied zu minussen? Zehn Prozent Minus bei den Lesern. Wo ist da das Plus?

Selektive Wahrnehmung

Die Qualitätsmedien im weiteren Niedergang.

«Hunderttausende bei propalästinensischer Grosskundgebung in London», berichtet die deutsche «Tagesschau». «Festnahmen in London: 300’000 Menschen bei Pro-Palästina-Demo», berichtet das ZDF. «Hunderttausende Menschen auf propalästinensischer Demonstration», berichtet «Zeit online».

Immerhin: «300’000 Menschen in London bei pro-palästinensischer Demo», berichtet «20 Minuten». Ebenso «watson».

Nun zu den Qualitätsmedien. Tamedia: nichts. NZZ: nichts. CH Media: nichts. «Blick»: nichts. Das Blatt mit dem Regenrohr im Titel macht noch weniger als nichts:

Der Schriftstellerdarsteller hat extra ein noch grimmigeres Foto anfertigen lassen, das nun schwer steigerbar ist.

So grimmig das Antlitz, so grimmig die Worte. Zum Schutz des Lesers sind sie immerhin hinter einer Bezahlschranke verborgen. Aber ZACKBUM kennt keine Furcht: «… unerträgliche, unannehmbare Entwicklung … Was sie zu einer Schande macht … Antisemitismus ist kein Randphänomen … Der Hass auf Juden bietet sich als Lösung an … werden instrumentalisiert zu reinen Stellvertretern eines feindlichen Systems … In den marxistischen Klassikern ist Antisemitismus eine Konstante … üblichen Täter-Opfer-Umkehr … », es ist verblüffend, wie Lukas Bärfuss eine hohle Worthülse auf die andere stapelt, ohne dass es ihm auffällt.

Aber seine Spezialität ist ja das Dunkle, Unverständliche: «Der Begriff «Schulmedizin» ist gang und gäbe und wird nicht nur von Impfgegnern und Homöopathen verwendet, obwohl seine antisemitischen Konnotationen hinlänglich untersucht sind.» Hä? Die Einleitung, um plötzlich gegen Esoterisches, gegen Rudolf Steiner vom Leder zu ziehen: «Die esoterische Praxis kann nicht von der Ideologie getrennt werden. Wer obskure, antisemitisch grundierte Ideen in der Landwirtschaft, in der Kosmetik oder bei der Erziehung seiner Kinder gutheisst, wird sie in der Politik nicht von vornherein zurückweisen.» Hä?

Noch schräger wird es, wenn die Karikatur eines Schriftstellers sich mit der Sprache beschäftigt, die er konsequent misshandelt, missbraucht, quält: «Die deutsche Sprache ist versetzt mit Begriffen, die sich gegen jüdische Menschen richten. «Mauscheln» und «schachern» gehören dazu. Auch hier braucht es Aufklärung – und sie muss stetig, nachhaltig und unaufhörlich sein.»

Vielleicht sollte sich Bärfuss mal mit dem Begriff Etymologie vertraut machen, aber das ist für einen so grimmig dreinschauenden Menschen wohl auch schon irgendwie antisemitisch.

Hat der Büchner-Preisträger eigentlich auch Lösungsvorschläge? Aber ja, einen sehr praktikablen sogar:

«In einer Demokratie hat niemand das Recht, auf den Staat, auf die Wirtschaft, auf die Institutionen zu warten. Das Einschreiten gegen Judenhass ist Bürgerpflicht. Wer Antisemitismus sieht oder hört, muss einschreiten, laut werden, Solidarität zeigen – und zwar jetzt, hier, immer.»

Einschreiten, laut werden, Solidarität zeigen. Da ist ZACKBUM aber mal gespannt, wie das geht, wie das von Bärfuss selbst praktiziert wird. Wer ihn beim Einschreiten, Lautwerden oder Solidaritätzeigen beobachtet, bitte sofort an ZACKBUM melden.