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Lachen ist gesund

Es ist Sonntag, Kontrastprogramm zu den traurigen Niederungen in den Medien.

Wir beginnen mit einer Meldung, die nun Alt und Jung verblüffen wird:

Dieses Geheimnis hat ihr NZZ-Schönschreiber Sacha Batthyany entlockt, der sonst gerne Interviews mit mediengeilen Nutten führt. Wer hätte das gedacht? ZACKBUM legt noch einen drauf: das Leben führt zum Sarg. Wer früher stirbt, ist länger tot. Fehlt nur noch die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ach doch, ist ja bekannt: 42.

Dann gibt es Illustrationen und Titel, da prustet man schon los und ist froh, dass man den dahinter stehenden Quatsch nicht lesen muss:

The one and only «watson», und dabei ist’s nicht mal eine «Analyse» von Philipp Löpfe. Aber das hier ist eine:

Die Analyse-Wurst, der ist das wurst.

Trump zwar auch, aber woran erkennt man, dass eine Redaktion ihn nicht mag? Nein, nicht an den Ausführungen der Parallelwelt-Reporter. Sondern schon am Foto:

Wollen Sie von dieser Schnute geknutscht werden, fragt «20 Minuten» seine erschreckten Leser. Oder gilt das schon als visuelle sexuelle Belästigung?

Das St. Galler «Tagblatt» zeigt hingegen, dass Appenzellerinnen nicht nur Käse machen, sondern auch zum Fürchten sein können:

«Was guckst du?» auf Rhoderisch, oder: wotsch Lämpe?

Eine etwas eigene Auffassung zeigt der «Blick», was ein sinnvoller Beitrag zum Weltfrauentag sein könnte:

Karen Schärer, «Teamlead Gesellschaft» (den Titel kannte ZACKBUM noch nicht), weiss mehr. Sie verrät es aber nur an «Blick+»-Leserinnen, was ein wenig gemein ist. Denn möchten nicht wir alle die Antworten auf diese Fragen wissen? «Warum es problematisch sein kann, wenn Frauen sich angewöhnen, mit dem Vibrator zum Orgasmus zu kommen» oder «Welches Sextoy mit KI es für Männer gibt».

Nun ist ZACKBUM natürlich etwas abgelenkt und muss hier schliessen; ein Sextoy mit KI wartet …

 

 

Sparen ist gratis

Jetzt trifft’s auch «20 Minuten».

Pietro Supino ist der Manager mit einer einfachen Antwort. Problem? Sparen. Es wäre theoretisch denkbar, dass der Boss von Tamedia, also von Tx, also von irgendwas, auch mal für das viele Geld, das er verdient, etwas Neues anbieten könnte. So was Unternehmerisches, so was wie eine Perspektive in die Zukunft.

Aber dafür wird er vielleicht bezahlt, aber er liefert nix. Ausser: sparen. Feuern, runterschnetzeln, abholzen. Nun hat’s auch das Erfolgsorgan «20 Minuten» getroffen. Das war lange Jahre die Cashcow des Hauses. Damit das ja nicht auf den serbelnden «Tages-Anzeiger» abfärben konnte, wurde das Gratisblatt innerhalb von Tx als eigenes Profitcenter geführt. Nach der Devise: dann können wir hier nette Profite abholen, aber dennoch beim Tagi und so sparen, dass es kracht.

Aber Dividende, Sonderdividende, turmhohe Gewinnvorgaben machen, das ist das eine. Ein zukunftsfähiges Businessmodell vorlegen das andere. Also müssen wieder mal 35 Mitarbeiter über die Klinge springen. 28 in der Romandie, 7 in der Deutschschweiz. Und frohe Weihnachten dann auch.

Warum? «Umsatzentwicklung, Kosten senken, weiter in Innovation investieren». Also das übliche Blabla für: das Management, die Verlagsleitung, der CEO haben krachend versagt. Das ist nun ein Dauerzustand bei Tx geworden.

Die Stimmung bei den Überlebenden in den Redaktionen ist entsprechend. Supino ist sicher gut beraten, in nächster Zeit zwischen Yacht und Villa zu pendeln und sich im Glashaus eher nicht blicken zu lassen. Sonst könnte es passieren, dass dort nicht nur in Papierkörbe getreten wird …

 

Eine überfällige Rubrik

Tata, ZACKBUM hebt aus der Taufe: die Leserverarschung.

In dieser Rubrik werden künftig in unregelmässigen Abständen wunderschöne Beispiele aus dem Schweizer Mediensumpf aufgespiesst; meistens erklären sie sich selbst oder durch einen angefügten Kurzkommentar.

Zum Einstieg:

Ein Angebot von «Blick+» für zahlungswillige Leser. Das ist offenbar so gut, dass es inzwischen fast eine Woche lang zuoberst in der Rubrik «Politik» beim «Blick» steht. Man sieht mal wieder: politisch ist in der Schweiz selbst im Wahlkampf nichts los. Jedenfalls in diesem Organ.

Das hatte schon so einen Bart, als der «Tages-Anzeiger» noch Schwarzweissfotos druckte. Der wichtigtuerische Aufruf an einen Politiker, einen Wirtschaftsführer, einen Trainer, einen Chef, an wen auch immer, irgend was zu «übernehmen». Das geht zwar dem Adressaten wie auch den Leser schwer am hier titelgebenden Körperteil vorbei. Aber der Journalist fühlt sich wenigstens einen Moment lang bedeutend. Sollte man ihm aber nicht gönnen.

Luzi Bernet, der abservierte Chefredaktor der NZZaS, hat den Schoggi-Job (oh, darf man ds noch sagen?) – Italien-Korrespondent der NZZ mit Sitz in Rom – gefasst. Natürlich nicht für das politische Tagesgeschäft, mehr so für das Spezielle und Schöne im Leben. Gut, auch Lampedusa und die Flüchtlingspolitik spielen eine Rolle, aber auch die zwei Intendanten der Oper von Neapel. Oder Schmonzetten wie «Räuber bringt gestohlenes Auto mit Brautkleid zurück». Oder eben das x-te Interview mit Saviano.

Diese aus «People» abgeschriebene Meldung bestätigt das Vorurteil, dass ein Gratisblatt wie «20 Minuten» halt auch nichts wert ist.

Natürlich gibt es ein digitales Blatt, das immer locker einen drauflegen kann. Passend zur Meldung aus der Welt der Schokolade ein Promotext von Fairtrade auf «watson», wie das Label Max Havelaar honduranischen Kaffeebauern helfe. Auch dazu gäbe es eigentlich einiges Kritisches zu sagen. Aber das wäre ja, pfuibäh, mit Recherche verbunden.

Schliessen wir mit dem Dreierschlag eines Blatts, das wir viel zu wenig berücksichtigen: Die «Südostschweiz». Ein Sonntagsquiz über Schlafen, eine launige Kolumne des CEO Masüger (dem halt keiner reinreden darf), und schliesslich eine Umfrage der Woche mit dem etwas kryptischen Titel «Ihr habt eure Nachbarn gern, aber verfolgt nicht die Uefa Champions League». Irgendwie ticken die Südostschweizer anders als der Rest der Welt.

 

«20Min» ist der neue «Blick»

So geht Boulevard. Tamedia macht’s Ringier vor.

Der «Blick» wurde enteiert und seines Markenkerns beraubt. Leser mit Entzugserscheinungen haben nun einen rettenden Hafen gefunden:

«Töchter bei BDSM-Sessions gefesselt? Jetzt spricht der Stiefvater». So macht man das. Nur noch leicht optimierbar; dass BDSM die Abkürzung für «Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism» ist, dürfte wohl nur Anwendern dieser Praktik bekannt sein. «Perverse Sexspiele» heisst das im gepflegten Boulevard.

Auch der nächste Dreierschlag auf der Homepage ist bester Boulevard:

Geht da noch einer? Klar:

Aber auch ernste Themen kann «20 Minuten»:

Natürlich darf die Abteilung «jöh» und Lebenshilfe nicht fehlen:

Aber auch die Politik und die Wahlen kommen kurz und knackig:

Sex-Ratgeber, da bist du, warst du:

Und noch eine Kategorie, die auch anderen Medien gut anstünde:

Muss man nicht wissen, ist aber gut zu wissen. Es kann dann auch nicht alles gelingen:

Uralt-Sonnenbrillenmodelle, rezykliert und für 200 Franken aufwärts, na ja. Der Dicke mit der merkwürdigen Frisur als Trendsetter? Wunderbar. Nur sollte man dann den Titelbalken nicht über seinen Trend legen, denn das unförmige Jacket und die zerknitterten Hosen sind’s nicht, sondern das hier:

Nach unten schauen, ganz nach unten. Genau, Fischersandalen heisst das, weil da das Wasser rein und auch wieder rauslaufen kann. Was uns der nordkoreanische Diktator damit sagen will, das entzieht sich allerdings der rationalen Analyse, genau wie die meisten seiner Taten.

ZACKBUM ist begeistert. «20 Minuten» illustriert mal wieder ein Grundprinzip des Kapitalismus. Wenn ein Marktteilnehmer ohne Not und aus Dummheit ein Marktsegment aufgibt, nach dem Nachfrage existiert, kommt ein anderer und füllt die entstandene Lücke.

Stellen wir dagegen die Front des Print-«Blick»:

Dafür wollen die tatsächlich 3 Franken. Ablöscher-Headline im abgenudelten «Darum wird ...»-Stil. Schon veraltete Stricker-Headline. Aufreger-Versuch mit dem «Wolfs-Massaker», Dragqueens, die den meisten Lesern dann doch am Allerwertesten vorbeigehen, der deutsche Bundeskanzler mit Augenklappe; ein Foto, das jeder schon überall gesehen hat, ein «Bild des Tages», oder auf Deutsch: ein Füller, wir konnten beim besten Willen nichts anderes zusammenkratzen und auf die Front klatschen.

Und schliesslich das missglückte Logo, das nicht mal durch Gewöhnung besser wird. Kein Knaller mehr, wie es sich für Boulevard gehören würde. Rechts ein unverständlicher Strich, das L als Regenrohr, fort mit allem Kantigen, so soll es angeblich weiblicher werden, was bekanntlich – neben dem grün-woken Intellektuellen, das Stammpublikum des «Blick» ausmacht.

So macht man das richtig:

Ach, und übrigens, das Original, das nur deswegen ungestraft abgekuppelt werden durfte, weil es ja im Hause bleibt, ist wie fast immer viel besser als die Kopie:

Ach, und während «20 Minuten» konsequent gratis ist und bleibt, setzt «Blick» neuerdings auch noch auf eine Bezahlschranke, hinter der Unbezahlbares versteckt wird. Unbezahlbar, weil wertlos.

«20 Minuten» müsste nur noch hier und da etwas nachschärfen und sich vielleicht überlegen, ob es die vornehme Zurückhaltung aufgeben wollte und in den Kampagnen-Journalismus einsteigen. Ja nicht mit Kommentaren und Meinungen, aber mit knackigen Wellen. Zum Beispiel: «Wir fordern gerechte Renten für alle». Aufregerthema, populistische Nummer, das könnte noch weiter Schub geben.

Auf diese naheliegende Idee ist das Blatt der einfachen Worte für einfache Menschen auch nicht gekommen, dafür aber «20 Minuten»:

Und nein, das ist kein «Paid Content»; ZACKBUM ist konsequent werbefrei wie die «Republik», hat aber weder Steuerprobleme noch einen Sex-Skandal am Hals.

 

Kriegsberichterstattung, reloaded

Kann man absurd steigern? Die Medien probieren’s.

Neues vom Sändele im militärischen Sandkasten. Das Kriegsglück schwankt, die Meldungen sind widersprüchlich, aber energisch vorgetragen.

In der militärischen Kommandozentrale des «Blick», aka Samuel Schumacher, «Ausland-Reporter» mit Einsatzgebiet Newsroom, herrscht Konsternation:

Statt Triumphmeldungen von den tapferen Ukrainern muss Schumacher Trauriges vermelden: «Das Fiese am russischen Killer-Kopter: Er kann seine Raketen aus bis zu zehn Kilometern Entfernung abfeuern und sie mit seinem integrierten Laserstrahl auf jedes erdenkliche Ziel in seinem Blickfeld lenken – bei Tag und bei Nacht. Damit liegt der Alligator ausserhalb der Reichweite der allermeisten ukrainischen Flugabwehrgeräte an der Front. Ein verzweifelter ukrainischer Soldat sagte gegenüber der «Bild»: «Wir haben nichts, um die russischen Helikopter in acht Kilometern Entfernung zu bekämpfen

Ist ja wirklich fies von den Russen, eine neue Wunderwaffe einzusetzen, mit der niemand gerechnet hat. Wobei: «Seit 2008 wird der 310-Stundenkilometer schnelle Killer-Heli in Russland seriell hergestellt.» Also eher ein Oldie auf dem Schlachtfeld.

Schon am 21. Juni musste Chiara Schlenz, «Ausland-Redaktorin» mit Einsatzgebiete Bildschirm, Unerwartetes von der Front vermelden:

Da sind die fernen «Kriegsbeobachter» mal wieder «überrascht», diese schwankenden Gestalten. Sie können ja auch nur abschreiben, was geschrieben steht: «Berichte über eine heftige russische Gegenoffensive zur Gegenoffensive häufen sich in den letzten Tagen.» Und versuchen, das Beste draus zu machen: «Diese aufwendigen Verteidigungsanlagen zeugen aber nicht nur von guter russischer Vorbereitung – sondern auch von russischer Angst.»

Wechseln wir zu Organen, die wenigstens behaupten, Journalismus in langen Hosen zu betreiben. In der neu benannten Rubrik «Russlands Krieg» zeigt Tamedia Tierliebe («Tiere suchen nach der Flut von Cherson ein neues Zuhause», was man als Tierporno bezeichnen könnte). Dann erholen sich «Ukrainierinnen, die von Russen missbraucht worden sind, im Zistertienserinnenkloster in Freiburg». Putin gebe «sich ganz volksnah», und im «Ticker» wird auch nur Pipifax vermeldet. Alles ruhig an der Front, wenn man Tamedia glauben will.

Auch CH Media berichtet weitab vom Kampfgeschehen: «Rache ist süss – Putin liquidiert das Wirtschaftsimperium des Söldner-Chefs». Auch der «Ukraine-Newsblog» muss News zusammenkratzen: «Selenski will Ukraine für Basis für Rakentschutzschirm in Europa machen» und «Bedrohter Getreidedeal: EU -Staaten erwägen Zugeständnis an Europa». «Will» und «erwägen», die beiden Allheilverben für: alles reine Spekulation. Eine knallharte Reportage hingegen ist das hier: «Die besten Skiakrobaten der Ukraine trainieren in der Schweiz – was macht der Krieg mit ihnen

Ach, und: «Rätselhafter Angriff in der Wüste – der Druck auf die Wagner-Söldner ausserhalb von Russland steigt». Das haben wir noch vergessen: «Druck steigt», die Allerweltsformel für «nichts Genaues weiss man nicht».

Nun ein militärstrategischer Zwischenruf der Kriegsmaschine «watson»:

Das trifft sich gut; da Putin bekanntlich auch wahnsinnig ist, müssten sich die beiden ausgezeichnet verstehen.

«20 Minuten» hat die geheimen Operationskarten des ukrainischen und des russischen Generalstabs durchgeblättert und versucht es mit einer grafischen Darstellung der Lage:

Korrekt ist sicherlich Transnistrien eingezeichnet, der Rest ist allerdings gegendarstellungsfreier Vermutungsraum.

Weit in die Vergangenheit blickt hingegen die NZZ, um weit in die Zukunft zu schauen:

Tatsächlich korreliert der Rückzug aus Afghanistan mit der Auflösung der UdSSR, wieweit er auch kausal daran beteiligt sein soll, weiss nur Ulrich Schmid, der Russland-Experte auf allen Kanälen. Noch wilder ist sein Blick in die Zukunft: «Was geschieht mit dem Vielvölkerstaat Russland nach einer Niederlage in der Ukraine?» Wenn man das auch historisch sehen will: nichts. Abgesehen davon, dass es zu einer Niederlage noch weit, sehr weit hin ist. Und zur Voraussetzung hätte, dass auch Russland, wie die USA in Vietnam oder Korea, gegen den Ratschlag der Militärs auf den Einsatz von Atomwaffen verzichten würde.

Aber die NZZ sorgt sich auch um die Heimatfront: «Die Schweiz wird als Spionage-Drehscheibe für Russland wichtiger – müssen die Behörden härter durchgreifen?» Die Frage stellen, heisst natürlich für die NZZ, sie auch beantworten.

Wer sich die Mühe machen würde, die Kriegsberichterstattung im Ersten oder Zweiten Weltkrieg durchzublättern, würde wenig überrascht zur Kenntnis nehmen: dass die Wahrheit im Krieg zuerst stirbt, ist eine ewig gültige Wahrheit.

Flüssig, überflüssig

Weltrekord! In Banalitäten.

«Man könnte zum Beispiel gemeinsam einen Notfallplan erarbeiten, sollte es diesen nicht bereits geben.» Diese Erkenntnis und einige mehr vermittelt uns «20 Minuten» zur U-Boot-Tragödie beim Wrack der Titanic.

Falls Sie das nicht wussten: «An Orten, an denen es keine Fluchtmöglichkeit gibt, ist das Risiko, in Panik zu geraten, besonders hoch». Dieses Gefühl vermittelt der Artikel ziemlich gut, denn man ist von Banalitäten umzingelt. Allerdings hat der Leser eine Fluchtmöglichkeit.

Immerhin hat das Gratis-Blatt einen «Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie» aufgeboten. Der weiss auch dass eine «klassische Panikattacke» – wohl im Gegensatz zu einer nicht-klassischen – mit Todesangst verbunden sei: «Eine solche Attacke geht in der Regel nach fünf Minuten vorbei. Man muss sie in dem Moment aushalten.»

Tja, was bleibt einem in einem U-Boot auch anderes übrig. Hoffentlich halten sich die Insassen auch an folgende Erkenntnis: «Ganz wichtig sei, Ruhe zu bewahren. Denn: «Wer Angst hat, reagiert nicht rational und verbraucht mehr Sauerstoff.»»

Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Insassen gerettet werden sollten, hat Onkel Doktor einen Ratschlag zur Hand: «Bei Menschen, die lebensgefährliche Situationen erlebt haben, können sogenannte Stressfolgeprobleme wie Angststörungen aufkommen.»

Da empfehle sich eine Therapie, rät der Doktor. Vornehmlich in seiner Privatklinik Hohenegg …

Ist halt schon blöd, wenn man die Story bis zum letzten Tropfen ausquetscht:

Als Präventivmassnahme gegen das drohende Sommerloch wird Ausquetschen sowieso zum Markenzeichen von «20 Minuten»:

Fehlt da nicht noch was? Natürlich:

Aber auch Dinge, die man eigentlich zu beherrschen meint, sind durchaus für Ratgeber geeignet:

Da bleibt noch knapp Platz für eine interessante Frage:

Nach dem Angriff der Killertomaten nun die Eroberung durch Secondhand-Sextoys. Den Schweizern bleibt auch nichts erspart.

Bei all dem Überflüssigen fragt man sich, ob «20 Minuten» schon vor dem Sommerloch als grosse Zeitvernichtungsmaschine in die Mediengeschichte eingehen will.

Bruce war hier

Ein Konzert in Zürich, vier Blickwinkel.

Alle sind sich einig: Bruce Springsteen ist einer der Grössten. Er ist 73 und immer noch «going strong». Er arbeitet sich durch einen Konzertabend, drei Stunden sind das Minimum. Nun schwanken die Konzertkritiker zwischen Bewunderung und Gemäkel. Aber auf ganz verschiedenen Niveaus.

Den oberen Kammerton setzt, who else, die NZZ. Schon im Titel ist eigentlich alles drin: «Bruce Springsteen ist der «Last Man Standing» des Rock’n’Roll». Mit sicherer Hand wählt Adrian Schräder die Höhepunkte des Abends, «Nightshift». Genauso gut fasst er das Wesen des Sängers zusammen: «Und mit der stoischen Kraft seines Daseins stemmt er sich dagegen, von irgendetwas vereinnahmt, beherrscht oder übervorteilt zu werden

Wie alle anderen bemängelt Schräder die Tonqualität am Anfang des Sets, ist dann voller Bewunderung für die Präzision des Auftritts: «Etwa seine E-Street Band, die ihn vom ersten Ton an mit geradezu überwältigender Wucht – manchmal gehen mit ihr fast die Pferdchen durch – begleitet und ihm an diesem wunderschönen Sommerabend in Sachen Spielfreude in nichts nachsteht.» Dann spürt man, wie der Rezensent – und sicher nicht nur er – beim Zugabeblock richtig mitgerissen wurde: «Mit «Born In The USA», «Born To Run», «Bobby Jean», «Glory Days» und «Dancing In The Dark» bündelt «The Boss» fünf seiner grössten Hits zu einen Powerpaket. Und so klingt, neben diesen Supernummern, die jedem Autoradio, jeder Strasse gut anstehen, letztlich die Geschichte nach, die der so in der Musik eingemittete Star des Abends vor dem Song «Last Man Standing» erzählte.»

Ziemlich trocken kommt dagegen die Beschreibung von Erika Unternährer in «20 Minuten» daher. «Während mehr als drei Stunden gab die Rockband Springsteens Tophits zum Besten.» Au weia. Statt in die Musik einzudringen, gibt’s Oberflächliches: «Der fitte Springsteen (73) ist seinem Stil treu geblieben: Er trug ein figurbetontes schwarzes Jeanshemd, um den Hals eine Silberkette mit Anhänger und die schwarzen Turnschuhe mit leuchtend weisser Sohle verliehen ihm noch mehr Jugendlichkeit.» Oh je. «Diese Songs spielte die Band, So interagierte Springsteen mit dem Publikum, Diese Zugaben spielte Springsteen». An der Journalistin ist eine Buchhalterin verlorengegangen. Schade auch, da wäre sie sicher gut.

Etwas mehr Pep kriegt Carl-Philipp Franke für CH Media hin. Er kommt so schnörkellos wie der Boss gleich zur Sache: «Im ausverkauften Letzigrund Stadion hat er gezeigt, wie eine Rock’n’Roll-Show geht.» Denn: «Die Maschine läuft, das Publikum brennt.» Dann lässt Franke eine kondensierte Beobachtung auf die nächste folgen: «Springsteen ist der Master of Ceremony, Dreh- und Angelpunkt der Show. Dabei macht er kaum Ansagen. Ohne grosse Worte ist er der grosse Kommunikator.» Und: «Springsteen variiert die Dynamik, lässt den Song zusammenfallen, die Band leise brummen, bevor sie wieder explodiert. One, two, three…und weiter gehts. Ohne Unterbruch, die Spannung bleibt.»

Man ist sogar geneigt, seiner Schlusspointe zuzustimmen: «Auf dem Bühnendach des Letzigrund Stadions flattern derweil einträchtig die amerikanische und die Schweizer Flagge nebeneinander. Das gute Amerika war hier.»

Für Tamedia liefert Jean-Martin Büttner das ab, was man von diesem Medienhaus erwarten konnte. Eine Mischung aus Abschweifung, Gemecker und kleinen Ausbrüchen von Bewunderung. Schon im Lead ist das versammelt: «Maximaler Ausdruck, minimale Variation und lange ein schlechter Sound: Bruce Springsteen und seine E Street Band gaben am Dienstag im Zürcher Letzigrund ein kraftvolles, wenn auch gleichförmiges Konzert.»

Dann gibt es als Einstieg einen Ausflug nach Amsterdam, zu einem Sturz, der mit dem Sturz Bidens verglichen wird. Dann fällt Büttner auf, dass er eigentlich über das Konzert in der Schweiz berichten sollte: «Im Zürcher Letzigrund fällt Bruce Springsteen nicht hin, sondern löst mit seiner Präsenz und dem Engagement seiner Musikerinnen und Musiker ein, was er von Beginn an verspricht: «No Surrender», gib nicht auf.» Das nennt man mit quietschenden Reifen die Kurve kratzen.

Darauf folgt eine halbe Hinrichtung des Artisten: «Bruce Springsteen muss mit Intensität und Ausdauer kompensieren, was ihm an stilistischer Vielfalt abgeht.» Eigentlich eine Frechheit, bei dem Oeuvre. Sein letztes originelles Album verortet Büttner dann 1995, was auch ziemlich bescheuert ist.

Schliesslich erzählt Büttner, immer wieder abschweifend, die Geschichte von «Born in the USA» falsch. Damit habe er sich «die Unterstützung von Ronald Reagan» gesichert, gegen dessen «Vereinnahmung sich der Musiker auf auffallend zahme Weise wehrte». Blühender Unsinn, Springsteen machte es einen Heidenspass, dass Reagan (und viele dumpfe Republikaner mit ihm) «Born in the USA» als Loblied auf Amerika missverstanden. Dabei ist es eine zutiefst melancholische Abrechnung mit dem amerikanischen Traum, gekleidet in ein pumpendes, vor Kraft fast nicht gehen könnendes musikalisches Powerpaket.

Kein Wunder, dass dann auch Büttners Resümee sehr durchwachsen ausfällt: «Was das Konzert bei allen Längen und Wiederholungen, trotz der Gleichförmigkeit der Arrangements und Akkordfolgen, ungeachtet der fast durchgängig gleich klingenden Begleitung vitalisiert, ist Bruce Springsteens überbordende Begeisterung.»

Die scheint er nun zumindest bei Büttner, im Gegensatz zu den übrigen 48’000 Zuhörern, nicht ausgelöst zu haben.

Ach, da fehlt doch ein Organ, das gerade die Bezahlschranke hochgefahren hat, um «noch mehr» tolle Artikel auf seine Leser regnen zu lassen. Aber zumindest am Tag danach ist dem «Blick» das Konzert keine Zeile wert. Vielleicht sind da alle Kräfte durch Rammstein gebunden.

 

Titel und Inhalt

Mogelpackungen sind nie verkaufsfördernd.

Das gilt für aufgeplusterte Verpackungen genau so wie für Schlagzeilen.

«20 Minuten» ködert den Leser mit einer brandheissen Meldung. Welche Todesursache wurde «enthüllt»?

«Ein Sprecher der Queen of Rock ’n’ Roll hat am Donnerstag weitere Details zur Todesursache gegeben. Wie er gegenüber der «Dailymail» sagte, sei Tina Turner eines natürlichen Todes gestorben.»

Lachen ist sicherlich die beste Reaktion.

Da will natürlich auch das Blatt mit dem Regenrohr im Titel nicht nachstehen; auch der «Blick» weiss mehr:

Die Todesursache war auch hier ein «natürlicher Tod». Ganz im Gegensatz zum unnatürlichen oder gar übernatürlichen.

Auch nau.ch obduziert die Todesursache:

Dass es auch richtig geschmacklos geht, beweist diese Gedenktafel in London, als ob sich so das Leben Tina Turners zusammenfassen liesse:

Selbst die NZZ nimmt einen Augenschein am Gatter vor Turner Villa:

Leider hat der Journalist des Qualitätsorgans nicht recherchiert, wieso «Algonquin» am Tor steht. Ts, ts. Aber sehr boulevardesk beobachtet er dann Beobachter beim Beobachten, also Seinesgleichen bei der Arbeit, die er dann auch leistet. «Sie ass gerne Zitronensuppe», übermittelt Tobias Marti der Welt, denn er hat dem Sternekoch gelauscht, der ganz in der Nähe Turner bekochte. Der 8-Gänger kostet hier standesgemässe 265 Franken, und die Sterne leuchten wohl, weil das Restaurant zuvor «Kunststuben» hiess …

Dann belästigt Marti den Gemeindepräsidenten Markus Ernst telefonisch, der vermelden kann: ««Es ist unglaublich», sagt der Milizpolitiker, gegen 25 Interviews habe er heute schon gegeben, und er werde den Rest des Tages auch nichts anderes mehr tun. Da ist es gerade einmal drei Uhr nachmittags.»

Was ja wohl heissen soll, dass auch Marti nicht gerade zu den Frühaufstehern gehört.

Eher enttäuschend ist dagegen die Berichterstattung von «watson». Dieses Magazin für Freunde der Quantenphysik und andere Intellektuelle lässt es bei einer Meldung und der obligaten Bio bewenden. Offenbar nicht in der Lage, die Bedeutung dieses Todes für sein Zielpublikum zu erkennen. Denn Turner, dass ist wie Jagger: auch Menschen, die deren Enkel sein könnten, mögen die Musik.

 

Gender-Resistenz

Mal wieder blöd gelaufen: Schweizer sprechen nicht politisch korrekt.

Man merkt das Naserümpfen dem Artikel im «Tages-Anzeiger» deutlich an. Ein Drittel aller befragten Schweizer sagen in einer Meinungsumfrage, dass sie das Wort Zigeuner gerne und häufig verwenden. Obwohl der abgewirtschaftete Duden es als «diskriminierend» brandmarkt. Dabei musste schon die inzwischen entsorgte Tagi-Mitarbeiterin Aleksandra Hiltmann erschüttert festhalten, dass sich der Sohn von Django Reinhard selbst und gerne als «Zigeuner» bezeichnet: «ist das richtige Wort für mich». Das störte etwas beim Aufregen über das Z*-Schnitzel (Sie wissen, was gemeint ist).

Schlimmer noch, auch das M-Wort, das der Tagi nie mehr ausschreiben will, sei im Schwange; Schweizer sagen immer noch (sensible Leser, Augen zu und durch) Mohrenkopf. Sie sagen auch Asylant, obwohl doch angeblich «Asylbewerber» richtig sei. Was aber auch wieder falsch ist, Ihr Tagi-Pfeifen. DER Asylbewerber, merkt Ihr was? Asylbewerbender* muss das heissen. Und wann schafft Ihr endlich DER «Tages-Anzeiger» ab, womit Ihr mehr als die Hälfte Eurer Lesenden diskriminiert, hä?

Aber es ist alles noch schlimmer, «Nur 18 Prozent geben an, dass die «Gleichstellung der Geschlechter» ein drängendes Problem» sei. Deshalb antworten 75 Prozent der Befragten mit einem knallharten, männlichen, diskriminierenden Nein auf die Frage, ob sie auf «eine gendergerechte Sprache» achten würden.

Raphaela Birrer, Ihr Rat ist gefragt. Eigentlich nicht, aber sie gibt ihn doch in Form eines «Leitartikels». DER Leitartikel? Aber gut, sie fängt gleich rätselhaft an: «Die gendergerechte Sprache ist in der Schweiz nicht mehrheitsfähig. Trotzdem wird sie immer breiter verwendet. Darüber sollten wir reden – statt das Feld der SVP zu überlassen.»

Natürlich tappt ZACKBUM hier in die Falle, Frau und Logik zu schreiben. Immerhin ist Logik weiblich. Aber wieso die gendergerechte Sprache nicht mehrheitsfähig sei, gleichzeitig «breiter» verwendet würde, wobei dieses Feld nicht der SVP überlassen werden dürfe (verwendet ausgerechnet die denn gendergerechte Sprache)?

Offenbar nein, denn zunächst bekommt der Provokateur «Glarner und Konsorten» eins in die Fresse: «Extremisten wie er vergiften das gesellschaftliche Klima.» Aha, die SVP bewirtschafte eben dieses Thema: «Denn es geht der Partei um viel mehr als um ein paar Gendersterne. Es geht ihr um Macht und kulturelle Dominanz. Die geänderten gesellschaftlichen Verhältnisse – die Gleichberechtigung der Frauen, die Akzeptanz nonbinärer Geschlechter – widerspiegeln sich heute in der Sprache. Frauen und transsexuelle Menschen sind dadurch sichtbarer geworden.»

Ach, die eigentlich nur in den Medien und an verpeilten Lehrstühlen für Genderfragen geführte Debatte über «inkludierende» Sprache, über Vergewaltigungen wie Gender-Stern, Binnen-I und ähnlichen Unfug, dem auch und gerade der Tagi frönt (gab es da nicht mal eine drei Seiten lange Abhandlung des Kampffeministen Andreas Tobler, sekundiert von Hiltmann, wie man richtig zu gendern habe?), sei eine versteckte Machtfrage? Was für ein Unsinn, obwohl das Wort maskulin ist.

Abgedriftete Professoren, Kultur- und Erblinke, selbsternannte Genderforscherinnen sorgen dafür, dass sich viele Leitmedien immer weiter von ihrem Publikum entfernen. Damit Leser (ja, auch Leserinnen) verlieren, die sich weder durch solche Unsinnstexte, noch durch Sprachverhunzungen quälen wollen und auch allergisch darauf reagieren, erzogen und belehrt zu werden, dass sie nicht mehr Mohr sagen dürfen, sondern nur noch «M-Wort». Auch nicht mehr Neger, sondern angewidert N-Wort. Nicht einmal mehr Schwarzer, sondern nur noch PoC.

Die Mehrheit der Bevölkerung hat eben ein feines Gespür dafür, dass solche Sprachzensur, solche Erziehungsmassnahmen, solche Listen von Unwörtern zutiefst faschistisch sind. Ausgrenzend im Namen des Kampfs gegen Ausgrenzung. Ungut im Sinne des Guten.

Was fällt nun der Chefredaktorin des meinungsstarken und bedeutenden Tamedia-Konzerns ein, der täglich weit über eine Million  Leser beschallt? «Dass sich die Sprache entwickelt, dass das Männliche nicht mehr als Norm gilt, ist grundsätzlich richtig.»

Galt das Männliche vorher als Norm? Interessant. Also, wie weiter?

«Die Deutungshoheit sollte weder bei (linken) Aktivisten noch bei einer (rechten) Partei liegen. Sondern in der Mitte der Gesellschaft. Führen wir also diese Diskussion – aber bitte mit Stil, Anstand und ohne ideologische Scheuklappen

Mit Anstand, aber ohne Scheuklappen? So vielleicht: SVP-«Programmchefin Esther Friedli hat das Thema als wilden Mix kulturkämpferischer, teilweise aus den USA importierter Parolen ins neue Parteiprogramm gehievt». Oder so: «Wenn Aufwiegler wie Glarner die Debatte pervertieren, können Menschen zu Schaden kommen. Glarner und Konsorten gehören von der eigenen Partei und der Wählerschaft gestoppt

Genau so stellen wir uns eine anständig und ohne Scheuklappen geführte Debatte vor. Woher Birrer zudem den Anspruch nimmt, aus der und für die «Mitte der Gesellschaft» zu sprechen, bleibt ihr süsses Geheimnis.

Vergleicht man dieses widersprüchliche Gestammel mit dem Essay von Birgit Schmid in der NZZ, dann wir einem wieder schmerzlich bewusst, in welchem intellektuellen Niedergang sich Tamedia befindet. Man muss da langsam von einem toxischen Betriebsklima sprechen. Denn es gibt ja noch ein paar intelligente Tagi-Redakteure. Deren Leidensfähigkeit aus Arbeitsplatzsicherung muss für die Leber immer ungesündere Auswirkungen haben.

Das gilt auch für «20 Minuten», den Veranstalter der Umfrage. Das Gratis-Blatt titelt doch tatsächlich so (nein, das ist kein Photoshop und keine Realsatire):

Nein, liebe vollbescheuerte Redaktion, die Mehrheit der Schweizer*Innen (wenn schon, gell?) sagt weiterhin Mohrenkopf, Zigeuner oder Asylant.

Und das hier könnte unter Verwendung anderer Bezeichnungen ohne Weiteres in jedem faschistischen Wörterbuch verpönter Begriffe stehen:

Liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion: das mit der Ableitung von «töricht» usw. ist ein Nebengleis, das der Kindersoldat in seiner Verrichtungsbox findet, wenn er mal «Herleitung Mohr» googelt. Immerhin fällt er nicht darauf rein, dass dann vielleicht auch die Mohrrübe (Deutsch für Karotte) abwertend sein könnte. Nein, Mohr kommt vom lateinischen Maurus (ausser, das Althochdeutsche hätte sich direkt im Griechischen bedient, was eine neue, aber falsche Theorie wäre).

Der Einfachheit halber bezeichnen sich Bürger von Serbien, Kroatien, usw. problemlos als Jugos, empfinden diesen Ausdruck (auf seine Verwendung und Betonung kommt es eben an) durchaus nicht als abwertend. Liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion: «Du Weisser», das kann je nach Kontext eine objektive Bezeichnung, ein Hinweis auf mangelnde Besonnung – oder ein Schimpfwort sein. Aber das entscheidet der Kontext, nicht das Wort (und schon gar nicht die Redaktion von «20 Minuten»).

Zigeuner, liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion, wird auch von Sinti, Roma, Fahrenden usw. gerne und problemlos selbst verwendet; wer’s nicht glaubt, kann gerne am jährliche Zürcher Zigeuner-Fest teilnehmen. Nein, das wird nicht von der SVP ausgerichtet und fand gerade mal wieder statt:

Und schliesslich noch Asylant. Wenn man der «Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus» glauben will, wäre das ein Ausdruck, den «rechtsstehende und fremdenfeindliche Organisationen» benutzen. Der «Duden», der auch nicht mehr ist, was er einmal war, versteigt sich zur Qualifizierung «oft abwertend». Was an «Asylsuchender» besser sein soll (abgesehen davon, dass es die weibliche Hälfte ausschliesst), erschliesst sich auch einem Dr. phil I der Germanistik nicht.

Nochmals zusammenfassend: macht nur so weiter. Mit solchem Blödsinn verliert ihr täglich immer mehr Leser und Käufer. Pardon, Lesende und Kaufende. Äh, Leser!Innen* und Kaufende***. Ach, verflixt, L*** und K***.

ZACKBUM hätte aber noch eine Frage aus persönlicher Betroffenheit an die Sprachpäpste von «20 Minuten»: Der Nachname des ZACKBUM-Redaktors René Zeyer fängt mit Z an. Z! Ukraine, Russland, Z. Wie soll er sich da verhalten? Einfach so tun, als wäre nichts? Seinen Nachnamen neu als Z-Wort bezeichnen? Mit Z*** unterschreiben? Hilfe!

 

 

Totgesagte leben länger

Alle Jahre wieder: «20 Minuten» nur noch viral?

Offensichtlich ist die Gratiszeitung «20 Minuten» der Konkurrenz oder wem auch immer ein Dorn im Auge. Wechselt der Chefredaktor mit seiner Stellvertreterin die Plätze, soll Feuer im Dach sein, werden schreckliche Gründe dafür geheimnist.

War dann wohl nix.

Geradezu ein running Gag ist die Behauptung, dass es «20 Minuten» bald einmal auf Papier nicht mehr geben werde. Zum gefühlt 17. Mal in diesem Jahr wurde das Gerücht wieder in Umlauf gesetzt. Diesmal sah sich der CEO Bernhard* Brechbühl persönlich dazu bemüssigt, gegenüber persönlich.com nicht nur zu dementieren, sondern auch zu präzisieren:

«Wir planen eine Aufwertung der Zeitung auf Frühling 2023. Diese betrifft den Seitenumfang sowie die Papierqualität. Um das Printerlebnis noch wertiger und zeitgemässer zu gestalten, prüfen wir derzeit auch Anpassungen an Design und Inhalt.»

Natürlich weiss man bei der Tx Group nie, ob Big Boss Pietro Supino es sich dann noch anders überlegt. Schon um «20 Minuten» überhaupt kaufen zu können, bediente er sich durchaus ruppiger Methoden und brachte ein Konkurrenzblatt in Stellung. Um es dann sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden zu lassen, als es seinen Zweck erfüllt hatte.

Aber eines ist bei Supino berechenbar: solange sich etwas rechnet und den Profitvorgaben entspricht, wird’s gemacht. Wenn nicht mehr, wird’s umgebracht.

*Nach Leserhinweis korrigiert.