Emma is back

Wir machten uns schon Sorgen um das Postergirl der Virologie. Entwarnung.

Sie gehört zweifellos in die zweite Reihe der Wissenschaftler, die verzweifelt versuchen, aus ihren 15 Minuten Ruhm mehr zu machen.

Im Gegensatz zu Christian Althaus – der das aus verständlichen Gründen nicht kann – kämpft Emma Hodcroft auch mit den Waffen einer Frau. Nein, das ist keine sexistische Bemerkung:

Welch verwegenes Make-up für eine Wissenschaftlerin.

Nun kam Althaus nach längerem, unfreiwilligem Schweigen bei der NZZ zu Wort. In einem nichtssagenden Interview, dessen Inhalt schon längst zu Recht vergessen ist. Aber der Name wurde richtig geschrieben, ein Foto gab’s auch, was will der Wissenschaftler mehr. Vielleicht springt ja doch noch ein Lehrauftrag oder gar eine bessere Anstellung raus. Marcel Salathé hat das schliesslich auch geschafft.

Eine Uni, eine Abteilung, zwei publizitätsgierige Wissenschaftler

Nun kommt die Antwort von der Berner Epidemiologin Hodcroft. Sitzt die nicht mit Althaus im gleichen Labor? Sprechen die denn gar nicht miteinander? Aber gut, wir kennen uns bei den Gepflogenheiten in den eisigen Höhen der Fachwissenschaft nicht aus.

Buhu, sagt Emma Hodcroft.

Leider folgt auch dieses Interview dermassen stark dem ewig gleichen Drehbuch, dass jedes Virus beim Lesen Selbstmord vor Langeweile begehen würde. Aber ZACKBUM ist hart im Nehmen, im Dienste seiner Leserschaft.

Also, das ewige Skript hervorgenommen und abgehakt. Zuerst muss immer eine Packungsbeilage zitiert werden, Standardformel ist, dass wir «erst wenige Daten haben und die Variante deshalb kaum kennen». Das soll davor schützen, bei nachfolgenden Horrorgemälden in Haftung genommen zu werden, wenn sie mal wieder nicht eintreffen.

Man muss aber kritisch anmerken, dass es Hodcroft doch etwas übertreibt.

«… lässt sich nur schwer voraussagen … erschwert zusätzlich … bin aber nicht sicher, ob wir genügend Informationen haben … auch das wissen wir noch nicht genau.»

Wenn wir zusammenfassen dürfen: nix Genaues weiss man nicht. Hier könnte man nun das Interview frohgemut abbrechen, aber das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Wann gibt Hodcroft endlich mal Gas?

Also, nächster Punkt, Gas geben. Allerdings, das gibt Abzug, sowohl in der Kür- wie in der Pflichtnote, Hodcraft eiert dann noch bis fast am Schluss durchs Interview mit Einschränkungen, Abwägungen, Fragestellungen, Verästelungen.

Aber, bevor dem Interviewer der Angstschweiss ausbrach, besann sich Hodcroft darauf, dass sie ja mindestens ein Titelquote und sonst noch einen scharfen Satz sagen muss, also buhu machen. Sonst war die Übung ja für die Katz.

Allerdings strapaziert sie die Nerven des armen Journalisten (von den Lesern ganz zu schweigen) schon sehr; erst in der allerletzten Antwort auf die allerletzte Frage rückt sie wenigstens mit einem Titelquote raus:

«Mit oder ohne diese neue Variante sind wir in Europa bereits in einer sehr schlechten Situation. Die Virusvariante in Südafrika ist momentan erst ein Funken, der uns keinesfalls davon ablenken sollte, dass wir bereits in einem brennenden Haus sitzen. Wir haben mit Delta sehr grosse Probleme bei uns.»

Allgemeines Aufatmen; Titel und Lead sind gerettet, der Buhu-Faktor ist sichtbar vorhanden, kann man bringen. Nur, mit Verlaub, dieses Quote umfasst haargenau 300 A. Wozu um des Virus willen, wozu muss sich der Leser dann durch die übrigen 6800 A quälen?

Härtet das ab? Macht das immun? Ersetzt das die vierte Booster-Impfung? Überzeugt das ungeimpfte Arschlöcher? Das wären einmal Fragen, deren Beantwortung man von einer Qualitätszeitung wie dem Tagi doch erwarten dürfte.

 

Schielender «Infosperber»

Rankings sind gut. Ausser, sie sind schlecht, weil einseitig.

Zunächst müssen hier Interessensbindungen offengelegt werden. René Zeyer hat einige Zeit für «Infosperber» geschrieben. Bis sich Urs P. Gasche von einem Verleumdungsartikel im «Tages-Anzeiger» dazu verleiten liess, das Gratisangebot nicht mehr zu wollen. Sein Pech.

Gleichzeitig schreibt Zeyer regelmässig für die «Ostschweiz». Das hindert ZACKBUM aber nicht daran, seiner Berichterstatterpflicht über eine Rangliste nachzugehen, die ins Auge ging.

Gasche hat eine Hitparade von «unabhängigen Online-Zeitungen» gebastelt. Als entscheidendes Kriterium nahm er die Einschaltquote (wissenschaftlich Unique Users pro Monat), dazu die Facebook-Followers und das Jahresbudget. Die Anzahl Leser wurden nach eigenen Angaben oder nach Analytics eruriert.

13 solche Online-Produkte gibt es – laut «Infosperber». Grosser Sieger sei «zentralplus» mit 380’000 Unique User, gefolgt von der «Republik» (357’000) und «Infosperber» (195’000). Das Schlusslicht bilden drei Organe, die keine Angaben machten; «bajour», «Onlinereports» und «Journal21».

Das ist soweit eher dürftig. Ganz schräg wird es durch drei Abwesende. Denn nach diesem Massstab wäre mit Abstand auf Platz eins «Die Ostschweiz» gelandet. Auch «heidi.news» hat keine Gnade gefunden. Ach, und ZACKBUM wurde nicht berücksichtigt. So wenig wie die «Medienwoche» oder «persoenlich.com». Und noch ein paar weitere Organe, die Gasches Sperberauge entgingen. Wie «re-check.ch», «medinside.ch», usw., usf.

Wirklich unabhängige Organe ausgewählt?

Dafür behauptet Gasche zu den von ihm auserwählten Online-Auftritten: «Ihre Gemeinsamkeit: Sie sind von Grosskonzernen unabhängig.»

Kann man vielleicht so sagen. Wobei die «Republik» oder «bajour» von Multimillionären gesponsert werden, was natürlich null Abhängigkeiten auslöst. Absurd ist der Vergleich auch angesichts der Ausrichtung (national, lokal, themenspezifisch, allgemein) oder den unterschiedlichen Budgets (6,5 Mio. bei der «Republik», 3700 bei «infoméduse»).

Richtig lustig wird’s allerdings, als sich der Chefredaktor der «Ostschweiz» bei Gasche erkundigte, wieso denn sein Organ – mit Abstand die grösste Leserschaft, hat online das «Tagblatt»-Konglomerat in der Ostschweiz überholt, ist seit Corona national bekannt geworden – keine Gnade fand.

Oder übersieht, was andere sehen …

Da holte Gasche kurz tief Luft: «Ihre Plattform haben wir nicht berücksichtigt, weil sie PR-Beiträge nicht deutlich von redaktionellen Beiträgen abgrenzt, sondern auf verschiedenen Seiten eine nicht transparente Durchmischung geboten wird.»

Dabei sind bei der «Ostschweiz» PR-Beiträge deutlicher als bei mancher Tageszeitung als solche gekennzeichnet und finden sich grösstenteils in einem eigenen Gefäss. Gasche war sich wohl bewusst, dass das etwas dünn ist, also legte er mit noch Dünnerem nach: «Der VR-Präsident der «Die Ostschweizer Medien AG» ist der PR-Mann Peter Weigelt.» Das machte Chefredaktor Stefan Millius sprach-, aber nicht wortlos: «Die Tatsache, dass unser VR-Präsident ein «PR-Mann» ist (er war unter anderem auch der führende Medienpolitiker während seiner NR-Zeit), gibt Ihnen das Recht, daraus zu schliessen, wir seien eine PR-Plattform? Der Mann darf also nicht einen Verwaltungsrat einer Zeitung präsidieren, weil er früher ein PR-Unternehmen geführt hat?»

Selber am Markt behaupten oder bezahlen lassen?

Millius weist auf etwas hin, was seine Online-Plattform für Gasche äusserst suspekt macht: «Die Ostschweiz» (wie auch ZACKBUM) kassiert weder Mäzenengelder, noch Staatsknete. Sondern sie muss sich am Markt beweisen und refinanzieren. Das ist irgendwie anrüchig, wo doch die meisten der von Gasche aufgeführten Organe mit Bettelaktionen, staatlicher Unterstützung und spendierfreudigen Gönnern rechnen können, ohne die die meisten gar nicht mehr existieren würden.

Zudem hat «Die Ostschweiz» alleine eine grössere Leserschaft als alle in dieser Gasche-Aufstellung vertretenen Magazine zusammen. Wenn man deren Eigenangaben überhaupt trauen kann, denn es ist nicht zu vermuten, dass sie Gasche gegenüber ihre Analytics offenlegten.

Wer rupft wen?

Es ist diese unselige Einäugigkeit, Voreingenommenheit, Uneinsichtigkeit, die man zu Recht den Mainstream-Medien vorwerfen muss. Was aber leider genauso für Plattformen wie «Infosperber» gilt. Vertane Chancen, Verlust an Glaubwürdigkeit, ein Trauerspiel.

Ein schielender «Infosperber» im Sturzflug.

 

 

Es darf gelacht werden: Althaus is back

Und andere Miszellen aus dem bewegten Corona-Leben.

Der Epidemiologe Christian Althaus, wir sind traurig, hat’s nicht richtig geschafft. Immerhin, in den letzten zwei Jahren gibt es über 4000 Treffer in der Mediendatenbank SMD für ihn.

Das ist nicht schlecht für einen Wissenschaftler, der normalerweise völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Bern wissenschaftet. Am Anfang der Pandemie lieferte er sich noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Marcel Salathé.

Denn in der heutigen Mediokratie, in der mediokren Mediokratie, kann es nur einen Hauptexperten geben, der dann in Funk, Fernsehen und Print überall durchgereicht wird. Althaus gab damals alles und prognostizierte sogar «bis zu 100’000 Corona-Tote», um im Aufmerksamkeitswettbewerb die Nase vorn zu halten.

Vergeblich, Salathé setzte sich souverän durch und fuhr in der Pole-Position reiche Ernte ein. Aufstieg, Karriere, fette Fördergelder. Daher ist Salathé nun verstummt, aber Althaus gelingt es weiterhin nicht, die Sonne der medialen Aufmerksamkeit so über sich scheinen zu lassen, dass auch er endlich einen fetten Lehrauftrag an Land ziehen kann.

Keine richtige Alarmsirene

Althaus schwächelte auch deutlich; so fiel ihm Anfang Sommer dieses Jahres nur ein:

«Ich habe grosse Bedenken, wie sich die Epidemie in der Schweiz nun entwickeln wird.»

Das reicht nicht, Herr Forscher, das reicht wirklich nicht.

Nun hatte die NZZ ein Einsehen und gönnt ihm eine ganze Seite Interview. Aber auch diese Möglichkeit zur Selbstpromotion versenkt er kläglich. «Ungeimpfte dürfen die Gesellschaft nicht in Geiselhaft nehmen», schon das Titel-Quote hat einen erhöhten Schnarchfaktor.

«Mögliche Überlastung des Gesundheitssystems, …, könnten vor Weihnachten in eine kritische Situation kommen, … Home-Office, … Impfpflicht nicht durchsetzbar, … dürfte, könnte, würde, hätte».

Das ist nur noch ein Schatten der alten Alarmsirene Althaus. Als er mit Getöse aus der Task Force to the Bundesrat austrat, freute man sich noch auf den Trompeter von Jericho, der uns allen wieder das Fürchten lehren und Impfmauern niedertrompeten würde. Aber nix.

Ach ja, der Burner, so ein Titelquote.

Jedoch: alleine am Donnerstag gibt es über 1000 Treffer für «Corona», das hält alle Newsmedien eindeutig weiterhin über Wasser.

Der ewige Corona-Blues, immer die gleichen Akkorde

Auch hier wandelt man auf den Spuren von Althaus. «Grabesstille im Bundeshaus», vergreift sich ein Tamedia-Kommentator im Ton. Eigentlich ein Fall für Büttner, wie hier die Würde von Friedhöfen geschändet wird. Auf jeden Fall sage der Bundesrat nix dazu, dass sich Corona «zum Kontinentalbrand» entwickelt habe. Ach ja, und was war es vorher? Ein mexikanisches Bier?

Üble Scherze werden mit allem getrieben.

Aber der Tagi kann auch vom Thema Corona-Impfung ablenken: «In Zürich kann man sich künftig gratis auf Syphilis testen lassen». Wunderbar, aber nicht auf Corona. Dabei hat doch tatsächlich der Club «Supermarket»* während einer Stunde keine Zertifikatskontrolle beim Partyvolk durchgeführt. Die sollten sich nun alle auf Syphilis testen lassen.

In Siegerlaune ist hingegen der «Blick», das einzige Boulevardblatt mit eigenem Regenrohr im Titel: «Gegner des Covid-Gesetzes brauchen ein Wunder». Hoffentlich stützt sich das Organ der tiefen Denke und Analyse dabei nicht auf getürkte Meinungsumfragen.

Weitere erschütternde News

Nau.ch will 2 G und Maskenpflicht: «Immer mehr Experten fordern Corona-Verschärfungen». Sonst könnte es auch Schweizern wie dem hier gehen: «Österreicher infiziert sich absichtlich mit Corona – tot!». Nun, wir wollen da nicht in alte Animositäten einsteigen, aber eben, die Österreicher … Die sind nicht alleine; nau.ch weiss auch: «Impfgegnerin: Amerikanerin stirbt nach Wurmkur gegen Corona».

Wollen wir noch einen? Ach ja, es ist immer gut, eine solche Sammlung mit einem herzlichen Lachen zu beschliessen. Richtig, wir wären bei «watson». Hier wird noch tiefer als beim «Blick» gegründelt und Zusammenhänge aus tiefster Vergangenheit werden ans Tageslicht befördert. Das auch noch in einem fast «Republik»-würdigen Artikel. Also von der Länge her, womit wir uns diesmal einen Ausflug ins Zentralorgan für Menschen mit Einschlafproblemen ersparen können.

Dort hätte man die Schuld wohl der SVP und Christoph Blocher in die Schuhe geschoben, aber da ist «watson» geschichtsbewusster. Dennis Frasch gibt die Antwort auf eine wichtige Frage: «Darum haben deutschsprachige Länder ein Problem mit der Covid-Impfung»

Denn die Schweiz, Deutschland und Österreich hätten im Vergleich zu Westeuropa «sehr tiefe Impfquoten». Im Vergleich zu Osteuropa liegen sie aber locker im oberen Mittelfeld, doch das passt hier nicht. Also, warum denn das? Überraschende Antwort:

«Das hat unter anderem mit dem Nationalsozialismus zu tun

Echt jetzt? Weil damals Juden «gecancelt» wurden, wie Plump-Kolumnistin Simone Meier schrieb? Nein, aber weil die den Begriff der «Volksgesundheit» kontaminierten. Das ist nun, muss man zugeben, eine originelle «Analyse». Darauf wäre nicht mal Philipp Löpfe gekommen, und der kommt sonst doch auf ziemlich alles, was schräg und beknackt ist.

Immerhin, für einmal nicht «das erinnert ans Dritte Reich», sondern: «das kommt vom Dritten Reich». Selten so gelacht.

 

 *  Nach Korrekturhinweis …

Weisswurst statt Züri Geschnetzeltes

Was bekommt man für Fr. 4.20 vom «Tages-Anzeiger» serviert?

Montag, 15. November 2021. 32 Seiten bietet der «Tages-Anzeiger» seinen Lesern, die sich am Kiosk dafür vom Gegenwert eines Café Creme trennen müssen.

Damit folgt das Qualitätsmedium dem etwas nach Realsozialismus riechenden Prinzip: Leistung, Wert und Preis haben keinerlei Zusammenhang. Weniger Leistung, gleicher Preis: na und?

Eigenleistung im Lokalen und etwas in der Innenpolitik. Und beim Kommentieren, klar. Aber sonst? Klimagipfel in Glasgow? Das erledigt Michael Bauchmüller von der «Süddeutschen». Etwas Feuilleton über «Gute reiche, böse Reiche»? Sebastian Herrmann, SZ, ist zur Stelle und füllt die Tagi-Seite. Rehash, was Donald Trump alles am 6. Januar dieses Jahres plante, um die Macht doch nicht abgeben zu müssen? Fabian Fellmann greift zum Griffel. Immerhin, ein Tagi-Gewächs.

Allerdings: bis vor Kurzem war er noch Bundeshausredaktor zu Bern; die USA-Korrespondentenstelle hat er erst vor wenigen Monaten angetreten. Da ist alles natürlich noch ganz neu und anders für ihn, da fängt er mit einem sicheren Wert an: Trump eins in die Fresse, das liest man doch immer wieder gerne.

Viele lässliche Sünden, aber auch schwere Vergehen

Das alles sind aber noch lässlich Sünden; wir kommen zum Höhe- und Tiefpunkt. Seite 25, man hat das Dünnblatt schon fast durch, bleibt man beim Aufmacher von «Kultur & Gesellschaft» hängen. Gut, es hätte schlimmer kommen können, aber Nora Zukker hat nichts geschrieben.

Weisswurst. Bayerisch. Schmackhaft. In Bayern. In der SZ.

Stattdessen Julia Rothaas. Richtig, Autorin der Süddeutschen. Die schreibt über Stephanie Huber. Deren Porträt schmückt auch fast eine halbe Seite, um die sich dann ein Text rankt. Hubers Mann starb unerwartet an einem Herzinfarkt. Seither muss sich Witwe Huber um zwei Kinder, eine Firma und ein Eigenheim kümmern. Bedauerlich, unser Beileid.

Das Schicksal einer Frau aus Deutschland. Teil der Tagi-Kultur.

Nur: Ihr Mann starb 2013. Im Schwäbischen. Daraufhin zieht sie anderswohin in Bayern. Baute sich dort ein neues Leben auf. Etwas sprunghaft und wirr von Rothaas beschrieben, die das Klavier der erfolgreich absolvierten Trauerarbeit in D-Moll und dann in G-Dur spielt. Ein Porträt eines Menschen und wie der mit einem Schicksalsschlag umgeht.

Was hat das mit der Schweizer Lebenswelt zu tun?

Was hat das allerdings mit der Lebenswelt, mit den Erfahrungen in der Schweiz zu tun? Gibt es hier keine solchen Fälle? Wäre der Leser des «Tages-Anzeiger» (und dem angeschlossenen runden Dutzend Kopfblätter) nicht empathischer, wenn sich die Story in einer ihm bekannten und vertrauten Umgebung abspielen würde?

Sicher, das Problem bei diesem Kopfblatt-Elend mit Zentralredaktion ist: dem Berner ist der Basler nicht gerade ans Herz gewachsen, und den Zürcher mag eh keiner ausserhalb von Zürich, den Thunern gehen alle diese Städte schwer am Allerwertesten vorbei. Aber eine solche Nahaufnahme müsste eine Eigenleistung eines Kultur- und Gesellschaftsteils sein, der diesen Namen verdient.

Das müsste allerdings Bestandteil einer Tageszeitung sein, die den Namen Qualitätsmedium verdiente. Diese Tageszeitung müsste einen erkennbaren Nutzwert bieten, eine Leistung, die Fr. 4.20 wenigstens ansatzweise entspricht.

Worin besteht der Gegenwert für Fr. 4.20?

Diese Eigenleistung müsste vor allem im überall gleichen Mantelteil erfolgen, der sowieso schon die unterschiedlichsten Regionen mit der gleichen Einheitssauce beliefert. Also dann wenn schon Züri Geschnetzltes. Aber keine Weisswürste. Wobei es eigentlich noch schlimmer ist. Es gibt nicht mal bayerische Spezialitäten. Sondern McDonald’s. Fast Food. Aber was da funktioniert – immer das Gleiche, dafür schnell und billig – funktioniert bei einer Tageszeitung überhaupt nicht.

Nicht mal dafür reicht’s bei Tamedia.

Wer solche Leere bietet, dafür noch Steuersubventionen bekommt und sich eine weitere Milliarde mischeln will, ist schon nassforsch. Deutlicher gesagt: unverschämt. Auf 32 Seiten wird das Totenglöcklein des authentischen und eigenständigen Journalismus geläutet. Alle hören das, nur die Totengräber selber nicht.

Die kommentieren und fabulieren und beurteilen weiterhin, als würde das noch wirklich interessieren. Bis sie dann die nächste Sparrunde ereilt und ein neuer Kindersoldat mit grossen Augen und ernsthafter Kindlichkeit der Welt, den Menschen und seinen Mitbürgern ungefragt Ratschläge erteilt. Und schon früh verbittert und vergreist, weil sich kein Schwein dafür mehr interessiert.

«Houptsach Houptstadt»

In Bern spriessen Medienprojekte. Langsam, dafür unstetig.

Tamedia hatte tabula rasa gemacht. «Berner Zeitung» und «Der Bund», zwei traditionelle Blätter, aber im gleichen Verlag? Der von einem Medienmanager geführt wird, der Qualität, Vertrauen und wichtige Kontrollfunktion in der Demokratie in jedes Mikrophon spricht, das man ihm hinhält.

In seiner täglichen Arbeit geht es Pietro Supino darum, die Tx Group so profitabel wie möglich aufzustellen. Seitdem die grossen Anzeiger für Stellen, Autos oder Immobilien ins Internet abgeschwirrt sind, ist da nicht mehr viel Profit zu machen.

Quersubvention ist nicht, sagt Supino, jeder für sich und der Coninx-Clan gegen alle. Also muss gespart werden, dass es quietscht. Also ist das dumme Geschwätz von gestern älter als die Tageszeitung von vorgestern. Also werden BZ und «Bund» keinesfalls zusammengelegt. Bis sie dann zusammengelegt wurden.

Es brauchte ziemlich genau ein Jahr, he, wir sind in Bern, bis sich ein neues, kleines Kollektiv entschloss, dagegen etwas zu unternehmen. Das Projekt «Hauptstadt» war geboren. Gab’s schon mal, bis es schnell ins Grab sank? Na und. Bern ist gar keine Hauptstadt? Na und. Was soll denn genau drin stehen, in der «Hauptstadt»?

Läuft. Oder läuft nicht.

«Die «Hauptstadt» berichtet über die Stadt und die Agglomeration Bern mit ihren 400’000 Einwohner*innen. Neben einem Newsletter, der den Leser*innen das Sortieren der lokalen Nachrichten erleichtert, sind Recherchen, Reportagen und Kolumnen die publizistischen Kernelemente.»

Nun ja, wirklich konkret ist das auch nicht, aber egal. Zuerst muss mal gespendet werden, denn ohne Geld geht nix. Also das Übliche, Crowdfunding, «werde Hauptstädter*in». Intelligent: wenn man die Latte ganz, ganz niedrig legt, dann hopst man problemlos drüber und kann «Triumph» krähen.

Ist jeder 400. Berner bereit, etwas zu zahlen?

Der «Markttest» bestand darin, dass satte 1000 «Einwohner*innen», also jeder 400., dazu bereit ist, 120 Franken Jahreabo zu löhnen. Für etwas, was es noch nicht gibt und von dem man auch nicht weiss, ob es das erste Jahr überlebt. Das wurde natürlich geschafft, nun fehlt noch eine knappe Woche, und die «Hauptstadt» kratzt an der Marke 3000. Mit Fernrohr oder unter der Lupe ist das schon was.

Die «Hauptstadt» will dabei Vorbildern nacheifern wie «Bajour» in Basel oder «tsüri.ch» in Zürich. Also einem gesponserten Verlierer und einem Blatt mit etwas merkwürdigem Geschäftsgebaren. Und natürlich steht immer das Wort «Republik» im Raum. Ein Insider-Magazin für seine Ingroup, mit ellenlangen Texten maximal leserunfreundlich, aber von Millionären unterhalten, obwohl es sich mit Abscheu über Millionäre wie Blocher in den Medien äussert. Aber es gibt eben solche und solche.

Was ist mit den anderen Berner Alternativmedien?

Das ist nun alles Geschmacksache, nicht wirklich Optimismus weckend. Eher schräg ist allerdings, dass es in Bern schon einige Jährchen nicht nur ein, sondern gleich zwei Alternativmedien gibt. Da wäre mal das «Megafon», wo sich die früheren Taliban der Reitschule zwar immer noch Geschmacklosigkeiten wie eine Kopf-ab-Karikatur leisten, auch gerne ab und an Fake-News verbreiten, aber es auch ab und an in die Mainstream-Medien schaffen, wenn ihnen etwas auffällt, was alle anderen übersehen und verschnarcht haben. So wie letzthin ein Slogan der Verschwörungssekte QAnon auf der «Walliserkanne». «Megafon» erscheint in der 472. Ausgabe.

Will nicht gefallen. Aber auffallen.

Dann gibt es seit 2012 das «Journal B». Das berichtet über Alltag, Politik und Kultur. Sozusagen als normales Ergänzungsangebot, mit Festangestellten, ohne Bezahlschranke. Das «Megafon» twittert gratis, will aber für seine Printausgabe Kohle. Die «Hauptstadt» will eine konsequente Bezahlschranke hochziehen.

Will gefallen. Und auffallen.

Bei «Journal B» finanziert ein Trägerverein die Existenz, der Solgan lautet: «Sagt, was Bern bewegt». Die «Hauptstadt» kurvt darum herum, aber im Nahkontakt: «Wissen, was läuft. Wissen, was nicht läuft.» Das «Megafon» betont seine Wurzeln: «Die Zeitschrift aus der Reitschule, Bern».

Gar nicht erst ignorieren, sagt sich die «Hauptstadt»

Wir kommen zum Wunder von Bern: Als Newcomer wäre es vielleicht geboten, dass sich die «Hauptstadt» im Marktumfeld positioniert. Die «TagesWoche» selig in Basel positionierte sich in erster Linie als Gegen-BaZ. Und ging damit fürchterlich baden. Die «Hauptstadt» definiert sich in erster Linie als Reaktion auf die Tamedia-Fusion. Aber wo sieht sie ihren Platz zwischen dem «Megafon» und «Journal B»?

Naheliegende Frage, erstaunliche Antwort: keine Antwort. Die beiden Berner Produkte werden mit keinem Wort erwähnt. «Bajour» ja, «Journal B» nein. Podiumsdiskussionen mit der Chefredaktorin von «bajour» ja, Debatten mit dem «Megafon-Kollektiv» oder einem Vertreter von «Journal B»? Nein.

Das wirkt dann schon, abgesehen von der wirklich mageren Resonanz von nicht einmal 3000 Abonnenten, leicht autistisch. Autismus beinhaltet zwar häufig Inselbegabungen. Aber gerade beim Thema Sozialkompetenz sind Autisten schwer gestört. Das ist nun wirklich kein gutes Zeichen für die «Hauptstadt». Vielleicht animiert sie dann mal das «Megafon» zu einer neuen Karikatur, wo jemandem das Haupt abgeschlagen wird

Professor Unrat zum Covid-Gesetz

René Rhinow, der Ombudsmann von CH Media, kommentiert  das Covid-Gesetz. Peinlich für einen ehemaligen Professor für Öffentliches Recht, dass er das mit der Freiheit nicht kapiert hat.

René Rhinow lebt. Das ist immer noch eine gute Nachricht, denn mit Jahrgang 1942 befindet er sich voll in der einzigen Risikogruppe bezüglich der Pandemie. Von seinen vielen Ämtern und Funktionen aus der Vergangenheit ist ihm noch die Stellung als Ombudsmann von CH Media geblieben. Das ist eine schlechte Nachricht.

In dieser Funktion schmettert er Beschwerden ab: «So ehrenwert das Engagement für medienethische Grundsätze in der Praxis auch erscheint, so dient das Verfahren vor der Ombudsstelle dazu, persönlich berührten Lesern und Leserinnen unkomplizierte und informelle Beanstandungsmöglichkeiten zu verschaffen.»

Ich fühlte mich durchaus persönlich davon berührt, dass die journalistische Leiter nach unten Pascal Hollenstein eine gerichtliche Sperrfrist für die Bekanntgabe eines Urteils gebrochen hatte, um als Erster berichten zu können. Oder dass die CH Media Kolumnistin Simone Meier geschmacklos davon schrieb, dass «unter Hitler Juden gecancelt» worden seien.  Hollensteins Fehlverhalten, diese Beschreibung des Holocaust hätten in jedem anständigen Medienhaus Konsequenzen gehabt.

Aber Rhinow konnte – ich bin weder Richter noch Jude – mangels persönlicher Betroffenheit auf meine Beanstandungen «nicht eintreten». Je nun.

Rhinow denkt scharf nach

Jetzt aber kommentiert der ehrenwerte «Träger des Grossen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich» die anstehende Abstimmung über das verschärfte Corona-Gesetz. Staatstragender Titel:

«Freiheit – aber wo bleibt die Verantwortung?» Ja, wo bleibt sie denn nur?

Da muss der emeritierte Professor kurz ganz streng werden: «Wer Freiheit für sich reklamiert, muss zur Kenntnis nehmen, dass Andere auch Ansprüche auf ihre Freiheit besitzen. Massnahmengegner müssen dies akzeptieren.»

Das ist wahr. Allerdings müssten das auch Massnahmenbefürworter akzeptieren, nicht wahr? Freiheiten kann man auch strapazieren, so wie hier die Meinungsfreiheit. Aber natürlich wollen wir Rhinow nicht den Mund verbieten, so wie er es gerne bei den «Massnahmengegnern» täte.

«Wer wahrnehmen muss, was gewisse Coronagegner oder Skeptiker unter Freiheit und Verfassung verstehen, der muss vermuten, dass diese die Verfassung gar nie gelesen, geschweige denn verstanden haben.» Wir würden einem ehemaligen Professor für Öffentliches Recht nie unterstellen, dass er die Verfassung zwar gelesen und auch mal verstanden hatte, aber vielleicht mit fortschreitendem Alter unter Vergesslichkeit leidet.

«Gastbeitrag» des eigenen Ombudsmanns beim «Tagblatt».

Er zählt nun ein paar Freiheitsrechte auf, die in «einer Pandemie» auch denjenigen zustünden, die «in der Öffentlichkeit von ihrer Freiheit Gebrauch machen wollen und deshalb eine Ansteckung zu vermeiden trachten oder sich das Ende der Pandemie herbeisehnen. Oder die wegen Ungeimpften, welche Spitalbetten belegen, auf ihre Operation warten müssen».

Hier bleibt der Professor etwas dunkel, welche Freiheitsrechte er hier genau meint. Beispielsweise die Freiheit, wegen Ungeimpften NICHT auf eine Operation warten zu müssen? Aber er hat’s glücklicherweise noch etwas konkreter:

«Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass mit dem Zertifikat die Freiheit im Kern ausgehebelt werden soll. Ein Vergleich mit undemokratischen Systemen weltweit würde die Relationen wiederherstellen. Das weissrussische Volk beispielsweise hat andere Vorstellung von Freiheit …»

Mit Verlaub interessieren in der Schweiz die Freiheitsvorstellungen des weissrussischen Volkes eher weniger. Da eigentlich niemand behauptet, mit dem Zertifikat würde die «Freiheit im Kern ausgehebelt», kann das der Professor auch gar nicht verstehen.

Lernen und staunen: Freiheit hat mit Verantwortung zu tun

Nun arbeitet sich Rhinow zum «Junktim von Freiheit und Verantwortung» vor. Auch dazu hat er eine originelle Übertragung auf die Seuche: «In einer Pandemie gilt das erst recht: die persönliche Verantwortung verlangt Sorge und Vorsorge, dass Viren nicht auf Andere übertragen werden.»

Das ist unbestreitbar richtig; wer absichtlich oder fahrlässig Viren auf andere überträgt, nimmt seine freiheitliche Verantwortung nicht wahr. Das sollten sich mal alle hinter die Maske schreiben, die auch in nicht pandemischen Zeiten zum Beispiel ungehemmt niessen oder eine feuchte Aussprache haben. Damit übertragen sie nämlich Viren im Multipack auf andere.

Aber den Höhepunkt hat sich Rhinow natürlich für den Schluss aufgespart: «Doch kennt Selbstverantwortung ihre Grenzen in der Verantwortungsunmöglichkeit: Ich kann nicht selbst darüber entscheiden, ob ich allenfalls angesteckt bin und damit Andere anstecke, weil ich es unter Umständen schlicht nicht wissen kann. Die Mitverantwortung gebietet, dass Jede und Jeder dazu beiträgt, das Risiko einer Virenübertragung zu minimieren und so die Freiheit Anderer zu schützen. Wo gebotene Verantwortung nicht oder nur eingeschränkt wahrgenommen werden kann, sind Regulierungen im Interesse der Komplexität von Freiheitsbedürfnissen gerechtfertigt.»

Nein, der geschätzte Leser muss nicht befürchten, dass man ihm ins Hirn geniesst hat, wenn er das nicht versteht. Diese «Komplexität von Freiheitsbedürfnissen» ist einfach zu komplex für durchschnittliche Köpfe. Entweder das, oder es ist schlichtweg tautologischer Unsinn. Oder ein pleonastischer. Oder ein verantwortungsunmöglicher.

Leider hat Rhinow etwas Apodiktisches in seiner Rechthaberei. Das steht ihm aber schlecht, da er mit seiner absonderlichen Auslegung von Freiheit in Bezug auf das Covid-Gesetz von amtierenden Verfassungsrechtlern kräftig in den Senkel gestellt wird.

Andere Verfassungsrechtler sehen das entschieden anders als Rhinow

«Die Änderung des Covid-19-Gesetzes ist ein weiterhin verfassungswidriges Vorhaben.» Schreibt Andreas Kley in der NZZ. Der Professor für öffentliches Recht, Verfassungsgeschichte sowie Staats- und Rechtsphilosophie an der Universität Zürich bemängelt, dass das Covid-Gesetz dem Bundesrat ein «Kompetenzgeschenk» mache: «Es will lediglich gesetzliche Grundlagen für schon bestehende (Not-)Verordnungen schaffen.»

Dieses «undemokratische Vorhaben» übergehe «den Verfassungsgeber und damit Volk und Stände». Die Schlussfolgerung des Rechtsprofessors:

«Das demokratisch gewählte höchste Organ des Bundes hat mit dem Covid-19-Gesetz und seinen Änderungen zwei wichtige Artikel der Bundesverfassung missachtet und die schweizerische Demokratie grob beschädigt.»

Natürlich muss Professor Kley mit seiner Ansicht nicht recht haben. Aber seine fundierte Kritik verweist das Gefuchtel von Rhinow doch in den Bereich von altersstarrsinniger Rechthaberei. Zudem mag der Hinweis genügen, dass auch der Präsident der Rechtskommission des Ständerats der Auffassung ist, dass das Gesetz ein «Missgriff» sei.

Im Gegensatz zu Rhinow meint Ständerat Beat Rieder, wir «bewegen uns eigentlich immer mehr in Richtung der Verletzung elementarster Grundrechte in der Schweiz».

Das sind nun zwei Stimmen, denen man keinesfalls unterstellen kann, dass sie die Verfassung nicht gelesen oder nicht verstanden hätten.

Unverständlich bleibt höchstens, wie Rhinow mit solchen unqualifizierten Kommentaren die letzten Reste seiner Reputation aufs Spiel setzt. Vielleicht sollte er stattdessen einfach mal wieder die Bundesverfassung lesen – und zu verstehen versuchen.

Jean-Martin Büttner: grosses Kino

Selten genug, aber hier schreibt einer mit kalter Wut und Humor gegen die Woke-Unkultur.

Schon der Begriff ist typisch. «Woke» ist eine falsche Version von «woken», erwacht. Damit wird eine Geisteshaltung bezeichnet, die ein «waches» Bewusstsein für Rassismus oder soziale Ungerechtigkeiten ausdrückt.

Selten aus eigener Betroffenheit, meistens ist es Leiden an geliehenem oder geklautem Leiden. So wie in der Schweiz privilegierte Kids das Haupt senken und voll betroffen «black lives matter» grölen, weil es megakrass ist, wie in den USA mit den Schwarzen umgesprungen wird.

Zur Geisteshaltung «woke» gehört auch die Vergewaltigung der Sprache mit Gendersternchen, Binnen-I und anderen Folterinstrumenten. Oder die Abscheu vor Mohren in jeder Form. Aber vor allem gehört dazu ein inquisitorischer Fanatismus und eine abgrundtiefe Humorlosigkeit.

Die fünf gnadenlosen Komiker von «Monty Python».

Beste Voraussetzungen, damit Terry Gilliam in ihr Fadenkreuz gerät. Der Gründervater der absurden Komikertruppe «Monty Python» ist bis heute auf der Suche nach entlarvender Geschmacklosigkeit. Ausser vielleicht «Spitting Image» hat keine andere Satiresendung dermassen konsequent an allen Tabus gerüttelt wie «Monty Python’s Flying Circus». Humor, wie er nur in England möglich ist – und wie er heutzutage schmerzlich fehlt.

«Der grossartigste Stand-up-Comedian der Gegenwart»

Aber Gilliam gibt sich weiterhin Mühe und lobte kürzlich Dave Chappelles Show «The Closer»: «Für mich ist er der grossartigste Stand-up-Comedian der Gegenwart», meinte Gilliam über den Afroamerikaner, der ebenfalls alle Grenzen lustvoll überschreitet. Schon im Netflix-Trailer zur Show arbeitet Chappelle kunstvoll einen absurden Gag mit Morgan Freeman heraus, der offensichtlich auch über gesunden Humor verfügt.

Denn erst, wenn’s weh tut, ist’s echte Satire. Jean-Martin Büttner zitiert im «Tages-Anzeiger» zwei Beispiele: «Chappelle ist der Albtraum der LGBTQ-Gemeinschaft. Denn er sagt Sachen wie: «In diesem Land kannst du einen Schwarzen erschiessen, aber verletze ja nicht die Gefühle von Homosexuellen.» Oder: «Wenn die Sklaven damals Hotpants getragen und sich mit Babyöl eingerieben hätten, wären wir hundert Jahre früher frei gewesen.»»

Das brachte auch «Netflix» an die Grenzen, aber bislang liess der Streamingdienst die Show im Angebot – trotz Aufschrei der Getroffenen. In London hingegen wurde ein Theaterstück abgesetzt, bei dem Gilliam der Co-Regisseur war.

Das veranlasst Büttner zu einem Mutanfall, der ausdrückliches Lob verdient:

«In einer Zeit, in der die vor Wut und Sensibilität zitternde Woke-Generation die Humorlosigkeit zur einzigen vertretbaren Haltung erklärt, darf einer wie Terry Gilliam nur verteufelt und verbannt werden.»

Schon im Python-Film «The Life of Brian» brachte es Gilliam mit seinen Kampfgefährten fertig, so ziemlich alle Religionen gleichzeitig zu beleidigen. Ein Film, der heute, in unseren freieren und aufgeklärten Zeiten, weder gedreht noch gezeigt werden könnte, ohne zu riskieren, dass fundamentalistische Fanatiker gewalttätig werden.

Religiöse und geistige Fanatiker

Mindestens so schlimm sind aber die modernen Nachfahren der Spanischen Inquisition. Büttner nimmt einen Sketch von «Monty Python», um die Linie von den finsteren Zeiten damals zu heute zu ziehen:

«Dass jetzt der Meinungsterror von links alles Lustige verbietet, kommt einem wie die Fortsetzung dieser inquisitorischen Mentalität vor. Dabei bleibt ein Problem ungelöst: dass es niemals eine politisch korrekte Komik geben wird, weil die sich nämlich mit Geiz, Grössenwahn, Dummheit, Gier und Idiotie beschäftigt. Eine korrekte Komödie funktioniert so gut wie ein Impotenter in einem Harem. «Zeige mir eine Satire auf Franz von Assisi», sagte der Pythonist John Cleese einmal, «und ich zeige dir einen leeren Kinosaal.»»

ZACKBUM verneigt sich vor einer solchen Sternstunde der Denke an einem Ort, wo man ansonsten intelligente Schreibe wie Wasser in der Wüste suchen muss. Leider ist absehbar: damit handelt sich Büttner gewaltig Ärger ein. Denn auch Schweizer Woke-Aktivisten sind so gnaden- und humorlos wie ihre angelsächsischen Vorbilder.

Ihnen wird sonst kritiklos eine Plattform auf Tamedia geboten, wenn zum Beispiel der grausam unfähige «Kulturredaktor» Andreas Tobler einem solchen Hetzer gefügig Stichworte in einem «Interview» liefert. Dagegen wirkt Büttner wie ein Schluck klares und kühles Wasser in solcher Wüste. Aber wir fürchten um sein Schicksal. Nein, nicht das von Tobler. Einen solchen Lohnschreiber kann jede Redaktionsleitung gebrauchen.

Selbst Katzentexte übernimmt Tamedia von der «Süddeutschen». Den hier aber nicht.

Obduktion: Kill a terf!

Hä? Wir begeben uns in die Abgründe des Geschlechterkampfs. Wo Banausen wie Andreas Tobler sich lächerlich machen.

Der Tamedia-Kulturredaktor ist schon mehrfach unangenehm aufgefallen. Zuletzt als Konzernjournalist, der rüde gegen die Ernennung eines Konkurrenten zum Chefredaktor der NZZaS austeilt. Zuvor verbreitete er sich ausführlich über das richtige Gendern in den Gazetten. Das war lediglich lächerlich, nun wird es peinlich.

Denn in England tobte der Transgender-Mob gegen eine Professorin, die es wagt, darauf hinzuweisen, dass ein Wechsel des biologischen Geschlechts schlicht nicht möglich sei. Eigentlich eine unbestreitbare Tatsache. Aber man kann auch das zur Diskussion stellen.

Das wollen aber Transgender-Aktivisten auf keinen Fall. Einer ihrer Schlachtrufe lautet: «kill a terf!» Damit ist ein «trans exclusionary radical feminist» gemeint. Also jemand, der Transmenschen «ausschliesst», obwohl er Feminist sei. Ausschliessen ist eines der neuen Hasswörter von Fanatikern, die keinerlei Debatten über ihnen heilige Begriffe gestatten wollen.

Besser abschiessen als ausschliessen

Deren Forderung «Feuert Kathleen Stock. Andernfalls werdet ihr uns kennenlernen» hatte Erfolg. Die englische Philosophieprofessorin räumte nach massivem Mobbing ihre Position an der Uni Sussex. Im Vorfeld hatten mehr als 600 «Akademiker» in einem offenen Brief gegen die Verleihung eines Ordens an die Professorin protestiert.

Zu denen gehört auch der Philosoph und Sozialwissenschaftler Robin Celikates. Er lehrt an der Berliner Universität und bekommt von Tobler einen Gratis-Weisswasch-Auftritt bei Tamedia.

Schlecht vorbereiteter Journi trifft Hetzer

Ein besonders übles Stück Elendsjournalismus. Denn es ist mehr als offenkundig, dass Tobler nicht einmal den offenen Brief gelesen hat, geschweige denn, sich sonst vertieft auf dieses Interview vorbereitete. Es ging ihm lediglich um die banal-naheliegende Idee, einen Nachzug zu dieser Debatte zu liefern, nachdem die NZZ verdienstvollerweise auf das skandalöse Mobbing gegen die Professorin hingewiesen hatte.

Welchen Schund Celikates mitunterzeichnete, zeigt ein kurzer Auszug des «Offenen Briefs gegen Transphobie in der Philosophie»:

«Trans-Menschen sind in der Gesellschaft bereits massiv an den Rand gedrängt und sehen sich mit gut dokumentierter Diskriminierung konfrontiert, die von Regierungspolitik bis hin zu körperlicher Gewalt reicht. Ein Diskurs wie dieser, den Stock produziert und verstärkt, trägt zu diesen Schäden bei, dient dazu, den Zugang von Transmenschen zu lebensrettenden medizinischen Behandlungen einzuschränken, die Belästigung von geschlechtsunkonformen Menschen zu fördern und anderweitig den patriarchalen Status quo zu stärken.»

Wir lesen richtig, diese Verpeilten behaupten doch, Stock trage dazu bei, dass Transmenschen weniger lebensrettende medizinische Behandlungen bekämen.

Hätte sich Tobler ein wenig auf dieses Interview mit einem Hetzer vorbereitet, hätte er auch den ausführlichen Artikel in der FAZ zum Thema lesen können.

Dort wird klargestellt:

«Um sich das Stigma der „Transphobie“ einzufangen, reicht es, die gegengeschlechtliche Hormoneinnahme bei Vierzehnjährigen oder die angeblich „inklusiv“ gemeinte misogyne Bezeichnung „Menstruierende“ für Frauen abzulehnen. Wer einmal als „transphob“ gescholten wurde, muss mit Dauerattacken und immensen Reputationsschäden rechnen.»

Dass die erste Version dieses «Offenen Briefs» eine Falschanschuldigung gegen Stock enthielt, die dann mit einem «Erratum» korrigiert werden musste, hinderte viele Akademiker weltweit nicht daran, ihn zu unterzeichnen. Unter anderen eben diesen Celikates.

Unwidersprochen Unsinn blubbern

Der schimpft einerseits öffentlich über «Attacken gegen kritische Intellektuelle und Akademiker» – in der Türkei. Andererseits beteiligt er sich selber an einer Hetz- und Verleumdungskampagne, ohne den Inhalt dieses Protestschreibens zuvor kritisch angeschaut zu haben. Also genug Munition für ein konfliktives Gespräch.

Stattdessen kann Celikates unwidersprochen Unsinn blubbern, weil sein Gesprächspartner lausig vorbereitet ist. So rempelt der Philosoph Stock an, sie suggeriere, «die meisten Transpersonen würden sich einfach an einem Tag als Mann, am anderen Tag als Frau fühlen. Auf diese Weise über Transidentitäten zu sprechen, ist nicht nur wissenschaftlich unredlich. Es kann von den Betroffenen zu Recht auch als Geringschätzung ihrer Lebenswirklichkeit und ihrer Ansprüche auf gleiche Achtung verstanden werden.»

Blühender Unsinn. Dann verteidigt der Unterzeichner des Hetzschreibens den Inhalt als «sachliche Stellungnahme». Dann darf er ebenfalls unwidersprochen eine leicht zu durchschauende Pirouette der Unredlichkeit tanzen: «Die Kritik an Diskriminierung und Ausschluss von Minderheiten sei selbst diskriminierend und ausschliessend, Antirassismus sei Rassismus (gegen Weisse) und so weiter. Es ist leider auch ein verbreitetes ideologisches Verschleierungsmanöver, einen offenen Brief oder andere Formen der Kritik als Verletzung akademischer Freiheit oder – wie im Fall Stock – als Zwang zum Rücktritt zu denunzieren. Letztlich geht es bei solchen Verfälschungen immer wieder darum, Kritik an sozialen Herrschaftsverhältnissen zu delegitimieren und damit auch zu verunmöglichen.»

Billigste Demagogie, kritische Einwände einfach zu spiegeln und damit zu entwerten. Kann man nur machen, wenn der Gesprächspartner döst statt widerspricht.

Als Tobler sich dann doch etwas ermannt (Pardon) und fragt, ob ein Shitstorm denn ein «Element demokratischer Wissenschaftskultur» sei, darf der Schwafler Celikates replizieren: «Wo die Grenzen zwischen legitimem und illegitimem Protest genau verlaufen, ist umstritten und im konkreten Fall Stock auch von aus der Distanz nur schwer einzuschätzenden Details abhängig

Wie kann eine Flachzange jemanden in die Zange nehmen?

Wohlgemerkt, Tobler hatte die Chance, den Mitunterzeichner eines Verleumdungsschreibens in die Zange zu nehmen, das völlig unwissenschaftlich gegen die Verleihung eines Ordens an eine verdiente Wissenschaftlerin protestiert, deren jahrelanges Wirken damit geehrt wurde. In dem Brief sind nicht nur haltlose Unterstellungen enthalten, er musste auch nachträglich korrigiert werden. Zudem spielte er eine wichtige Rolle beim anschliessenden Mobbing gegen die Professorin, das am Schluss zu ihrem Rücktritt führte.

Statt diese Hetz-Unkultur aufs schärfste zu kritisieren – und dem Hetzer dabei im Gegensatz zu dessen eigener debattenfeindlichen Haltung Gelegenheit zur Verteidigung zu geben –, gibt ihm Tobler eine Plattform, um mit leichter Hand schlecht vorbereitete, daher völlig unkritische Fragen wegzuwischen.

Schon wieder ein Beitrag zur Frage, wieso man für solchen Schrott auch noch Geld ausgeben soll. Jeder Bäcker würde sich schämen, ein so beinhartes, angebranntes und zusammengefallenes Brötchen seiner Kundschaft anzubieten. Weil er wüsste, dass er damit Brötchenkäufer verliert. Die Printmedien verlieren auch – und zwar massenhaft – zahlende Leser. Nur kümmert sie das nicht gross; im Gegensatz zum Bäcker quengeln sie nach staatlicher Unterstützung und erklären sich als unverzichtbar für die Demokratie – statt bekömmlichere Brötchen zu backen.

Dagegen muss man ein klares Wort setzen: Flachzangen wie Tobler sind verzichtbar.

Hilfe, mein Papagei onaniert: Drei mal drei

Wir versuchen es mit einem Sonntagsdreisprung. Anders lässt sich das nicht darstellen.

Drei Sonntagszeitungen, drei ausgewählte journalistische Papageienstücke. Wer dafür noch Geld ausgibt, ist selber schuld.

Erster Dreisprung: Die «SonntagsZeitung»

Wir beginnen mit dem Qualitätstitel aus dem Hause Tamedia. Aus dem ersten Bund haben wir die informativste Seite ausgewählt:

Guter Titel, knackiger Text, schön illustriert.

Oh, Pardon, ich werde gerade darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um ein Inserat handle. Na und? Alles andere kann man überblättern. Damit kommt man ohne Umwege zum zweiten Teil, dem «Fokus». Hier darf die «bekannte Psychiaterin Heidi Kastner» das Wort ergreifen und lange nicht mehr loslassen. Sie äussert sich zum durchaus spannenden Thema «Dummheit». Wahrlich eine Geissel der Menschheit. Was kann da aus berufenem Mund erklärt werden?

Wer ist Ihrer Meinung nach die dümmste Person der Weltgeschichte? «Da ist die Auswahl so gross, dass mir die Antwort schwerfällt. Aber Hitler wäre ein guter Kandidat.»

Echt jetzt; der Jahrhundertverbrecher Hitler war dumm wie Bohnenstroh? Eine kühne These. Dermassen disqualifiziert geht es im Sauseschritt zum eigentlichen Grund, wieso man der Fachkraft einen Auftritt schenkt. Richtig geraten? Natürlich, die Corona-Leugner kommen nun dran, zunächst mit ihrem dümmlichen Beharren auf Eigenverantwortung: «Ich schaue nur für mich selbst und nicht für die anderen. Das kann nur funktionieren, wenn ich als Eremit irgendwo völlig isoliert in einer Höhle lebe.»

Das ist zwar nicht unbedingt die Definition des Begriffs, aber was soll’s, noch ein Ausfallschritt, und wir sind am Ziel: «Aber sobald ich in einen grösseren sozialen Kontext eingebettet bin, ist dieses Unwort der Eigenverantwortung einfach ein völliger Blödsinn. Die Corona-Pandemie ist unglaublich ergiebig für das Thema Dummheit.»

Weil die SoZ der Intelligenz ihrer Leser auch nicht so traut, stochert sie nochmal nach:

Der Corona-Impfgegner ist also dumm? «Zu diesem Schluss muss man kommen. Es gibt Fakten und blöde Positionen, die die Fakten ignorieren. Die Dummheit hat aufgehört, sich zu schämen.»

Den letzten Satz könnte Interviewer und Interviewte durchaus auch mal auf sich selbst anwenden.

 

Markus Somm über ein Buch von Markus Somm. Mit Markus Somm.

Das sagen wir ohne Neid: Wer Kolumnist in der SoZ ist, geniesst gewisse Privilegien. Früher war es mal Brauch, dass ein Buch, gerade wenn es von einem Mitarbeiter stammt, fremdrezensiert wird. Um jeden Geruch der Parteilichkeit zu vermeiden. Aber wenn die Literaturchefin Nora Zukker heisst, geht das natürlich nicht. Also durfte Markus ein Buch von Somm vorstellen. Überraschungsfrei ist er zum Ergebnis gekommen, dass es sich um ein durchaus lesenswertes, interessantes und originelles Werk handelt.

Allerdings: um das zu behaupten, muss er die Existenz eines Standardwerks zu diesem Thema ausblenden: Joseph Jung hat mit «Das Laboratorium des Fortschritts» diese Frage bereits 2019 erschöpfend beantwortet. Mit einem 676 Seiten umfassenden Wälzer, erschienen bei NZZ Libro. Glänzend geschrieben, umfangreich illustriert, leserfreundlich in 5 voneinander unabhängig lesbare Kapitel aufgeteilt. Blöd gelaufen für den Historiker Somm. Aber was der SoZ-Leser nicht weiss, macht ihn nicht heiss. Oder sagen wir so: erzähl’s noch einmal, Somm.

Zweiter Dreisprung: der «Sonntagsblick»

Ganze sieben Seiten widmet der SoBli dem Thema, das seinen Lesern inzwischen aus allen Körperöffnungen hängt. Wie verzweifelt muss der Blattmacher sein, wenn er das zur Coverstory eines Boulevardblatts macht?

Die sogenannte Typolösung eines Bilderblatts.

Und was erzählt uns das Organ über Corona? Nein, wir nehmen hier noch Rücksicht auf unsere Leser. Bitte, gern geschehen.

Das gilt dann auch für die Seiten 12 bis 15:

Schmidt sprachlos: selten, aber kommt vor.

Wie schlimm es um die Corona-Krise bestellt ist, beweist indirekt auch der grosse Satiriker Harald Schmidt. Ausser, dass die Deutschen mit Maske besser aussähen, fällt selbst ihm kein lustiger Spruch mehr zu diesem Thema ein. Aber das ist ja nur die Einleitung zur letzten Seite des Interviews:

Auch hier: gute Illustration, knackiger Titel, informativ.

Ach nein, peinlich, schon wieder reingefallen, das ist ja ein Inserat. Also bezahlter Content, der nun überhaupt nichts mit dem unbezahlten, aber die gleiche Meinung vertretenden Content zu tun hat. Auf den sind natürlich die Redaktoren in aller staatlichen Unabhängigkeit selbst gekommen. Zufall auch, dass er mit der staatlichen Meinung übereinstimmt.

Das war noch kein Dreisprung, einer geht noch:

Partys, an denen Urs Rohner teilnimmt, sollte man meiden.

Hier gilt das Gleiche wie bei Somm über Somm: SoBli by Ringier findet «Interview by Ringier» fabulös.

Dritter Dreisprung: NZZaS

Während Ringier über Kunst redet, macht die alt-junge Sonntagstante Kunst:

Künstlerin und Werk: mal was Neues von der Falkenstrasse.

Wie sagte Karl Valentin so unsterblich wie richtig:

«Wenn’s einer kann, ist’s keine Kunst. Kann’s einer nicht, ist’s auch keine

Wir können uns schwer entscheiden, welche Aussage auf die NZZaS zutrifft.

Aber immerhin, der Inhalt bleibt von dieser Kunstaktion weitgehend unbeschädigt. Auch hier wird mutig Neuland betreten. Denn wann gönnt schon mal ein Organ dem Chef eines Konkurrenten den grossen Auftritt?

Davon träumt Frank A. Meyer sein Leben lang: grosses Interview mit Foto in der NZZaS.

Ach, und der Inhalt des Interviews mit Ringier-CEO Marc Walder? Wir wiederholen uns: das Befinden unserer Leser ist uns wichtig.

Schliesslich, wieso muss Kunst selbsterklärend sein, darf die Künstlerin erzählen, was sie uns mit ihrer Kunstaktion sagen will:

Diesen Forderungen können wir uns natürlich nur anschliessen, auch wenn wir uns keine Kunstaktion von Jenny Holzer leisten können. Aber wenn sie mal lustig ist: be our guest, we publish almost everything …

 

Es darf gelacht werden: «watson»

Wir hatten uns Abstinenz verordnet. Aber das Angebot ist mal wieder überwältigend.

Daher ein neuer Beitrag in unserer beliebten Serie: Fotoromanza. Bilder sagen mehr als tausend Worte, und «watsons» Worte sagen nix.

Grafiken aber auch nicht:

Nix Neues im Spital, aber wenn’s halt einen Artikel braucht, braucht’s auch eine Illu. Braucht’s das? Nein, aber hallo, das Internet hält’s aus.

«watson» ist bekanntlich der Meister des Listicals. Also der sinnlosen Zusammenstellung von sinnlosen Dingen. Kann man sinnlos eigentlich steigern? Der Versuch:

Zum Beispiel?

Der Leser muss es auf den Knien danken, dass ich ihm die übrigen 24 Dinge erspare.

Quiz ist immer gut, das weiss auch «watson». Also ein Englisch-Sprachquiz. Grausam originell? Stimmt, aber natürlich legt «watson» auch da noch einen drauf:

Geniale Idee: Wieso wird nicht alles auf «watson» rezykliert? Merkt keiner, fällt nicht auf, spart ungemein Stellen ein, «win win» nennt das der moderne Medienmanager.

Empfindsame Gemüter, weggeschaut. Das hier ist noch harmlos:

Wer hier noch «hä?» sagt, kriegt’s knüppeldick bei der Erklärung:

Wohl der passende Moment, darauf hinzuweisen, dass wir hier nichts erfinden. Es ist reine Realsatire. «Oder halt eben darum, die harte Nuss zu knacken.» Wer diesen Satz nicht versteht, hat den «watson»-Intelligenztest bestanden: er ist völlig unverständlich.

Aber nun werden wir ernst, versprochen. Es geht um ein ernstes Thema:

Wenn man erfährt, dass es sich um den Krachbum-Selbsttester Wenke von Wilmersdorff handelt, kommen einem erste Zweifel an der Ernsthaftigkeit. Hier werden sie bestätigt:

Die Resultate sind tatsächlich erschreckend, vor allem die Auswirkungen auf seine Hirntätigkeit. Aber ZACKBUM weiss, seine Leser warten schon ungeduldig auf den Höhepunkt jeder Berichterstattung über diese Schande des Journalismus. Bitte sehr, hier kommt sie, eine «Analyse» von Philipp Löpfe.

Asterix! Der Fischhändler und der Schmied! Geniale Idee. Aber Johnson ist kein Gallier? Macht doch nix. Er ist ja auch kein Schmied. Oder ist er Fischhändler? Aber wer ist dann Macron? Wo hängt der Hammer? Alle Antworten findet man sicher im ellenlangen Artikel Löpfes. Wir aber haben fertig.