Gute Nachrichten von Wanners

CH Media kann aufatmen. Schloss und Weinberg gehen es gut.

Man schätze sehr den «fairen Dialog» mit der Personalkommission, wird CEO Michael Wanner zitiert. Das habe dazu geführt, dass man statt 150 «nur» 140 Vollzeitstellen abbaue. Ach ja, und nach fröhlichen Weihnachten werden dann im Januar 80 Mitarbeiter auf die Strasse gestellt. Da kommt Freude an den Festtagen auf.

Dieses Desaster erklärt, wieso die Trennung vom erfolgreichen CEO Axel Wüstmann recht rumpelig erfolgte. Der wusste sich nicht anders zu helfen, als den Kamikaze-Expansionskurs des Wanner-Clans in die elektronischen Medien öffentlich in Frage zu stellen. Das kostete ihn wie wohl beabsichtigt den Job. Zuerst sollte er seinen Nachfolger, einen Wanner-Sprössling, noch einarbeiten. Dann stellte sich wohl heraus, dass das eine eher schwierige Aufgabe wäre.

Also wurde aus der vorausschauend langfristig geplanten Übergangsregelung eine Freistellung per sofort.

Am Sozialplan für die Massenentlassung werde nun nicht mehr geschraubt, lässt das Unternehmen noch mitteilen. Ach, und auf Anfrage von persönlich.com wurde bestätigt, dass die Teppichetage nicht auf Lohn und Boni verzichte. Dazu sei man gezwungen: «Lohn und Boni sind Teil der Vertragsvereinbarung, an die sich Arbeitgeber halten müssen», bedauert die Kommunikationschefin.

Ein weiterer Beitrag zu: für wie dumm hält der Wanner-Clan eigentlich seine Konsumenten und Mitarbeiter? Natürlich kann ein Unternehmen nicht einfach zugesicherte Leistungen verweigern. Aber die Versager in der Geschäftsleitung, die für dieses Schlamassel verantwortlich sind, könnten ja freiwillig ihre Solidarität mit den Gefeuerten zeigen. Oder so kundtun, dass auch sie selbst mit ihrer jämmerlichen Performance nicht so ganz zufrieden sind.

Aber bei diesen materiefremden Managern herrscht die gleiche Mentalität wie bei Bankern. Gewinn, Verlust, Drama, Vollversagen – völlig egal, satter Lohn und üppiger Bonus muss sein.

Ein Stellenschwund von 7 Prozent, das sind keine Peanuts. Nachdem bereits durch die Installation einer Zentralredaktion und die Belieferung unzähliger Kopfblätter mit einer Aarauer Einheitssauce kräftig eingespart wurde.

Auf der anderen Seite kaufte Wanner die NZZ aus dem gemeinsamen Joint Venture, gleichzeitig kaufte das Medienhaus alle Privat-TV- und Radio-Stationen auf, die erhältlich waren. Ohne es damit zu schaffen, zu einer echten Konkurrenz des grossen Bruders SRF zu werden.

Man ist v ersucht, Parallelen zum Wunderwuzzi aus Österreich zu ziehen. Aufkauf um des Aufkaufs und des Namens willen, Tele Züri, Radio 24, die 3+-Senderfamilie, diverse Lokalsender, die nun auch teilweise mit einer Einheitssauce bespielt werden. Strategie dahinter? Das Joint Venture mit der NZZ im Bereich Tageszeitungen. mit Ausnahme des Fasses ohne Boden «watson». Strategie? Dann Abkauf der NZZ-Anteile. Strategie?

«Der Stellenabbau bei CH Media ist aber weiterhin dringlich und für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens unvermeidbar», tönt Filius und CEO Wanner. Wir holzen kräftig ab, auf dass der Wald gedeihe. Was an einer Massenentlassung zukunftsfähig sein könnte, das weiss wohl nur Wanner.

Zukunftsfähig wäre es, wenn die Chefetage eine Strategie ausgebrütet hätte, mit der das Wanner-Imperium zukunftsfähig würde. Das wäre dann eine echte Sicherung, auch von Arbeitsplätzen. Aber so? Beruf Tochter oder Sohn, das ermöglicht zwar den ungebremsten Aufstieg, reicht aber nicht unbedingt als Qualifikation für höhere Positionen.

So wie die UBS schon längst durchrechnete, was ihr eine Übernahme der Credit Suisse bringen würde, beschäftigen sich bei Ringier und Tamedia garantiert auch schon ein paar Nasen damit, zu welchem Preis eine Übernahme von CH Media Sinn machen würde.

Letztlich ein typisches Problem der dritten Generation in Unternehmen …

Unwohl

Neues aus Absurdistan der politischen Korrektheit.

Die spanische Klamottenfabrik Zara macht eine Werbekampagne mit künstlerischem Anspruch. Idee: wieso nicht ein Model in ein Künstleratelier stellen, in dem unfertige Skulpturen herumstehen.

Damit soll das Handwerkliche und das Künstlerische in der Massenproduktion des Kleidermultis betont werden. Also etwa so, wie die dicke italienische Mamma in ihrer altmodischen Küche im Sugo rührt, während die Pampe in Wirklichkeit in riesigen Bottichen mit Rührwerken hergestellt wird.

Der Transfer von Produkten in höhere Sphären als Kaufanreiz, uralte Masche, immer wieder gut. Ein Dauerbrenner, so wie das Verwenden von Prominenten, die eine bestimmte Uhr am Handgelenk tragen oder einen bestimmten Kaffee schlürfen. Als ob das dem Produkt eine besondere Wertigkeit gäbe. Aber solange es funktioniert …

Nun kann man über Idee und Ausführung des Niveautransfers von Zara durchaus geteilter Meinung sein. Aber in den heutigen Zeiten von Schneeflocken und multipel Verletzten, Betroffenen, sich unwohl Fühlenden kommt man so schnell wie unerwartet in Teufels Küche.

In den asozialen Medien meldeten sich alsbald Nutzer, die nicht einfach wegschauen konnten, sondern diese Werbekampagne als geschmacklos kritisierten. Protestierten, zu Boykott aufriefen. Sich nicht mehr einkriegten. Warum? Auf diese kranke Idee muss man erst mal kommen: die verhüllten Skulpturen erinnerten an Körper in Leichentüchern, wie man sie bei der Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten zu sehen kriege.

Statt ambulante oder stationäre psychologische Behandlung zu empfehlen, kroch Zara zu Kreuze; wies diese Assoziation weit von sich, unterstrich das Offenkundige, dass diese Kampagne lange vor dem Hamas-Massaker konzipiert und fotografiert worden sei – und zog sie zurück.

Das erinnert an den Aufschrei Hypersensibler, als die Zürcher VBZ darauf hinwies, dass es untersagt ist, in Tram und Bus die Passagiere mit dem Vortragen von Gesangskunst, begleitet von einem Instrument, zu belästigen. Als Piktogramm für Analphabeten hatten die Verkehrsbetriebe aber ein Symbolmännchen mit Sombrero gewählt. Dass es nur ein männliches Exemplar gab, erregte komischerweise nicht den Unmut der Überkorrekten, die offenbar den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als stellvertretend für andere nach Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus und Schlimmerem Ausschau zu halten.

Nein, sie bemängelten, dass der Sombrero eine bestimmte Völkergruppe herausgreife und stigmatisiere. Flugs ersetzten die VBZ das Männchen mit Sombrero durch eines ohne.

Falsch.

Richtig.

Aber kann das die Lösung sein? Das Männchen ist schwarz (!). Scheint männlich zu sein. Spielt Gitarre (und keine Laute, keine Flöte, keine Trompete, usw.). Steht, hat zwei Beine und zwei Arme, ist Rechtshänder. Da bleibt noch viel Erregungspotenzial ungenutzt.

Das Absurde an all diesen Herumturnereien ist, dass jede Differenzierung immer eine Stigmatisierung enthält, was völlig normal und keinesfalls diskriminierend oder ausgrenzend ist. Oder sollte es in Frauen-WCs auch Urinoirs haben, weil es die bei den Männern gibt? Überhaupt ist auch die Toilettenfrage ein gutes Beispiel für diesen Wahnsinn. Wie viele sollen es denn sein? Männlein, Weiblein, schon. Aber die Diversen? Die rund 164 verschiedenen Gender, bei jedem neuen genderspezifischen Klo bleiben Dutzende von Gendern aussen vor, sind diskriminiert und ausgegrenzt.

Nachdem der Sprachwahnsinn unvorstellbare Formen annahm und vor allem von Tamedia als weiteres Mittel, die Leser zu vergraulen, fleissig angewendet wurde, gibt es hier endlich massive Gegenwehr. Verschiedene Medien und Amtsstellen verbieten schlichtweg die Verhunzung der deutschen Wörter durch Sprachverbrechen wie den Gender-Stern, Binnengrossschreibung oder das Setzen von Ausrufezeichen an Stellen, wo sie nichts zu suchen haben.

All diesen Pseudobetroffenen, die behaupten, körperlich und geistig zu leiden, wenn sie am Wort Mohr oder an der Zeichnung eines Mohren vorbeilaufen, haben drei Eigenschaften gemein. Sie leiden stellvertretend für andere, usurpieren schlichtweg das Leiden. Sie werfen sich auf das Einfache, den Kampf gegen Begriffe. Weil sie zu faul sind, das Schwierige, den Kampf gegen dahinterstehende Verhaltensweisen wie Rassismus, anzugehen. Und sie sind schlichtweg bescheuert.

Die Rote Fabrik fehlte noch

Desaster auf Desaster. Welch ein Trauerspiel.

«Republik», «Kosmos», «TagesWoche», «bajour», es scheint ein Gesetz der Serie zu geben. Denn nun reiht sich auch noch die Rote Fabrik in den bunten Reigen gescheiterter oder scheiternder linker Projekte ein.

Besonders peinlich war bislang der «Kosmos». Von grossmäuligen Erblinken ins Leben gerufen, fahrlässig gegen die Wand gefahren, der Steuerzahler darf aufräumen. Alle Beteiligten schoben sich gegenseitig die Schuld zu und jammerten über die eigene Befindlichkeit. Die über 70 auf einen Schlag arbeitslosen Angestellten gingen ihren ganz schwer an dem Körperteil vorbei, mit dem sie meistens denken.

Und jetzt das. 1980 erblickte das Kulturzentrum Rote Fabrik in Zürich das Licht der Welt. Nachdem es zu den Opernhauskrawallen gekommen war, weil dieser Kulturtempel mit 61 Millionen Steuergeldern alimentiert wurde, wollte das Bürgertum seine Ruhe haben und spendierte 2,3 Millionen Subventionen für dieses alternative Kulturzentrum.

Immerhin 42 Jahre lang ging das einigermassen gut, während in dieser Zeit doch alles in allem fast 100 Millionen Franken Steuergelder verbraten wurden. Neben dem Kulturzentrum gab es mehrere Tentakel, war alles furchtbar alternativ, und das Restaurant Ziegel au Lac blieb seiner Linie von Anfang an treu, mittelmässiges Essen und Trinken mit lausigem Service und steifen Preisen zu verbinden. Die Angestellten verstanden ihren Job immer schon mehr als Gesprächstherapie denn als Dienst am Kunden.

Nun ist aber plötzlich Feuer im Dach. «Zwei Wochen zuvor hatte der Vorstand erfahren, dass sich für das Jahr 2023 ein Defizit von einer halben Million Franken» auftue, schreibt der Tagi. Irgendwie kommt einem das seit dem «Kosmos» bekannt vor. Alles super, alles prima, eigentlich keine Probleme, und plötzlich macht es rums und die Bude ist fast pleite. Als wären die Verantwortlichen Banker, schwafeln sie dann plötzlich von Unvorhersehbarem.

Nun scheint aber der unfähige Vorstand von Mindereinnahmen, ungeplanten Mehrausgaben und vor allem «fehlendem Selfcontrolling bei der Personalplanung» überrascht worden zu sein. Offenbar liegt die Wurzel des Übels in einer turbulenten Mitgliederversammlung vom Sommer 2021, in der der alte Vorstand weggeputscht und durch sich spontan zur Verfügung stellende Nachwuchskräfte ersetzt wurde.

Offensichtlich haben die keine Ahnung von der banalen Tatsache, dass man nicht unbedingt mehr Geld ausgeben sollte, als man einnimmt. Oder vielleicht liessen sie sich von der «Republik» beraten, die macht das schliesslich auch so.

Nun ist auch noch das letzte langjährige Vorstandsmitglied zurückgetreten, und auf die Frage des Tagi, wie es denn zu diesem Schlamassel habe kommen können, wird die naseweise Antwort gegeben: «Die vielen unterschiedlichen Gründe für die aktuelle finanzielle Lage sind nachvollziehbar und belegt.»

Das ist Dummschwatz für: dem Vorstand war offensichtlich ein Budget, die Finanzierbarkeit von Stellen und ähnlicher bürgerlicher Kram schnurz. Nun müssen schlagartig fast 400’000 Franken bei den Angestellten gespart werden, es wird zu Entlassungen kommen. Die «Fabrikzeitung» wird eingestellt, das Programmangebot zusammengestrichen, also mit der Axt dreingeschlagen.

Wie es möglich ist, dass unbemerkt bei einem Gesamtbudget von knapp 3,5 Millionen Franken, von denen lediglich knapp eine Million selbst erwirtschaftet werden, plötzlich angeblich aus heiterem Himmel die Pleite droht – ein Abgrund von Verantwortungslosigkeit.

Man kann sich vorstellen, wie die Mitglieder der Gesinnungsblase in der Roten Fabrik schäumen würden, wenn ein bürgerlicher Betrieb aus heiterem Himmel verkündete, dass man gerade eben erfahren habe, dass man fast pleite sei und dringend Mitarbeiter rausschmeissen müsse, so als Weihnachtsgeschenk.

Das ist nicht lustig, das ist auch kein Anlass zur Häme. Aber es ist schon verblüffend, wie ein linkes Unternehmen nach dem anderen implodiert – und jedesmal ein fahrlässig-unfähiger Umgang mit eigenem und fremden Geld die Ursache dafür ist.

Natürlich ist die Steuersubvention der Roten Fabrik ein Klacks im Vergleich  zur Kohle, die die Stadt ins Schauspielhaus und in die Oper steckt. Das ist aber kein Freipass dafür, schludrig und liederlich mit diesem Geld umzugehen. Und die Unfähigkeit des Vorstands müssen nun, wie üblich, die Angestellten ausbaden. Die sich Weihnachten auch ein wenig anders vorgestellt hatten.

Aber immerhin weiss man nun, wieso die Fabrik rot ist. Weil sie sich schämt, von solchen Pfeifen geleitet zu werden.

 

 

Schon wieder …

Da ist Häme angebracht: das woke Theater am Neumarkt soll einen Juden diskriminieren.

Noch linker als das Schauspielhaus und noch mehr auf ein absolutes Minderheitenprogramm fixiert: das ist das Theater am Neumarkt in Zürich. Hier bekam der deutsche Primitiv-Provokateur Ruch Gelegenheit, gegen den Chefredaktor der «Weltwoche» zu rüpeln («Roger Köppel tötet. Tötet Roger Köppel.»).

Das Theater versteht sich als «barrierefreie Denkanstalt», als «Haus der Vielheit und Offenheit». Natürlich ist den Theatermachern jede Form von Diskriminierung, Ausgrenzung, gar Rassismus völlig fremd. Ausser vielleicht, es geht gegen rechtsnationale Hetzer.

Diese löbliche Haltung von Gutmenschen lassen sie sich jährlich mit 4,5 Millionen Steuerfranken versüssen. Und nun das. Ein Ensemblemitglied fühlt sich diskriminiert, weil es nur in der Hälfte aller Stücke eingesetzt werde. Grund: weil es Israeli sei. Tschakata.

Erschüttert maulte die Theaterleitung zurück: «Antiisraelisches und antijüdisches Gedankengut hat bei uns keinen Platz.» Nur: der jüdische Schauspieler wird tatsächlich selektiv eingesetzt. Warum? Nun wird’s einen Moment kompliziert. Weil es, Multikulti halt, auch eine libanesische Kollegin im Ensemble gibt. Na und? Es gibt da ein libanesisches Gesetz, das geschäftliche und auch persönliche Kontakte mit Israeli unter Strafe stellt. Denn der Libanon befindet sich seit 1948 und bis heute offiziell im Krieg mit Israel.

Schon mit Israeli zu sprechen, geschweige denn, mit ihnen aufzutreten, auch im Ausland, steht unter Strafe, es droht sogar Gefängnis. Und die religiösen Wahnsinnigen der Hetzbolla sind nicht dafür bekannt, sehr tolerant zu sein.

Also sagt die libanesische Schauspielerin, sie könne nicht zusammen mit einem Israeli auf der Bühne stehen, das gefährde ihre Sicherheit. Nun kann man leichthin sagen, dass es doch absurd sei, dass ein mit Steuergeldern subventioniertes Theater sich idiotischen libanesischen Gesetzen in der Schweiz beugt. Andererseits gibt es genügend Vorfälle – man denke nur an die Mohammed-Karikaturen –, die Angst vor Repressionen als nicht absurd erscheinen lassen.

Ein echtes Scheissproblem, vor allem für Gutmenschen. Wie lösen? Als man die Libanesin einstellte, habe man nichts von diesem Gesetz gewusst, sagt der Hausdramaturg. Davon erfuhr man, als man den jüdischen Schauspieler ins Ensemble aufnahm. Dann habe man das Problem tatsächlich so gelöst, dass beide halt nicht gleichzeitig auf der Bühne stehen. Dafür findet der Dramaturg, gelernt ist gelernt, eine hübsche Formulierung gegenüber der NZZ: «Natürlich war es ein imperfekter Entscheid in einer imperfekten Welt

Dazu gibt es allerdings noch einen bitteren Nachtrag. Denn anscheinend funktionierte diese Regelung während zwei Jahren problemlos und diskret. Nun läuft aber der Vertrag des jüdischen Schauspielers per Ende Spielzeit aus.

Die Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern, habe nichts mit Staatsangehörigkeit oder Religion zu tun, über die Gründe könne er nicht sprechen, sagt der Dramaturg. Logisch, Persönlichkeitsschutz. Allerdings: erst nach diesem Entscheid wandte sich der jüdische Schauspieler mit einem Brief an die jüdische Gemeinschaft in Zürich – mit der sicheren Annahme, dass der sofort an die Öffentlichkeit gelangte und für entsprechende Reaktionen sorgte.

Viele Kommentatoren, ähnlich wie im Ofarim-Skandalfall, galoppierten sofort los. So poltert die dauererregte «Politikwissenschaftlerin» (Selbstlobhudelei: «Regula Stämpfli ist eine der wenigen Denkerinnen unserer Gegenwart, die Codes, Terror und die Deutungshoheit von Judith Butler zusammenbringen») los: «Seit wann gelten an subventionierten öffentlichen Bühnen Zürichs die Gesetze der Hisbollah im Libanon

1955 gab es die Hetzbolla noch gar nicht, sie entstand erst 1982. Aber was kümmern die «Historikerin» historische Fakten, was kümmert sie als «Wissenschaftlerin» eine differenzierte Analyse.

Wenn die Darstellung stimmt, dass diese merkwürdige Regelung im allseitigen Einverständnis getroffen und zwei Jahre lang klaglos akzeptiert wurde, das jüdische Ensemblemitglied erst nach seiner Kündigung auf die Idee kam, er könne seine «Identität» nicht ausleben, handelt es sich hier einwandfrei um einen zweiten Fall Ofarim. Mal schauen, wie hier alle «Antisemitismus»-Kreischen wieder zurückrudern werden. Oder, wie üblich, schlichtweg keinen Ton mehr dazu sagen.

Die Null-Meldung

Wenn Nullen ein Blatt machen …

Zu viele Häuptlinge, zu wenig Indianer. Absurde Positionen, englisches Kauderwelsch. Es sieht wie Realsatire aus, ist aber real:

Kann es wirklich daran liegen, dass der Posten des «Head of Editorial Departments» vakant ist, dass so viel Schrott produziert wird? Wobei diese Vakanz natürlich auch darin begründet sein mag, dass bislang noch niemand herausgefunden hat, was «Editorial Departements» eigentlich sind und wieso die einen Head brauchen.

Das wäre eine Aufgabe, der sich diese Head-Versammlung annehmen könnte:

Hier wäre allerdings die Frage, ob das eine Aufgabe für den Chief Operating Officer, den Chief Product Officer, gar den Chief Content Officer (by the way: wo bleibt hier die politisch korrekte weibliche Form?) oder gar, wir fallen ins Starkdeutsch zurück, die «Geschäftsführung» ist. By the way: wieso ist das nicht die Managing Director? Oder besser noch, die Executive Overall Managing Directrice? Dort könnte sie doch endlich mal führen, könnte die Führerin Nägel mit Köpfen machen. Aber das Köpfen ist mehr ihre Sache – und das Erfinden von absurden Positionsbezeichnungen.

Gut, all diese Chiefs, Heads, Chefredaktoren, dazu noch Ressortleiter und was weiss ZACKBUM, konnten nicht verhindern, dass diese absolute Null-Meldung online ging:

Wir erinnern uns: Gil Ofarim, von Beruf Sohn, von Berufung mässig erfolgreicher Musiker, trat einen angeblichen Antisemitismus-Skandal los, indem er behauptete, er sei in einem Hotel wegen seines Judensterns diskriminiert worden. Proteste, Shitstorm, Demonstrationen, erregte Politikerworte. Dann die Wende im Prozess zwei Jahre danach: alles Lüge, alles erfunden, ‹tschuldigung.

Dafür verurteilte ihn das Gericht unter anderem zu einer Geldstrafe von 10’000 Euro, zahlbar an zwei Organisationen. Nun fand «Focus online» heraus, dass das Geld noch nicht eingegangen sei, wie sich das deutsche Organ von einem Sprecher des Landgerichts bestätigen liess. Neuerlicher Skandal, erregt sich «Blick» zu recht?

Nicht wirklich. Seit dem Urteil sind erst zwei Wochen vergangen, für die Zahlung hat Ofarim aber ein halbes Jahr Zeit. Also handelt es sich hier um eine absolute Nullmeldung. Ungefähr so aussagekräftig wie: Ofarim hat sich noch nicht rasiert. Oder: Ofarim hat noch keinen neuen Song aufgenommen.

Kann man das noch steigern? Aber ja, insgesamt 15 Chiefs und Heads (plus eine Vakanz und eine Führerin) schaffen das:

Eigentlich ist der «Blick» – vielleicht ist das die geheime Absicht – wie ein Adventskalender. Jeden Tag geht ein neues Türchen auf – und dahinter ist jede Menge Anlass für Spass und Tollerei. Rezykliertes, Wiederholtes, Veraltetes, Abgeschriebenes, ein Titelwechsel-Marathon, haben wir gelacht. Und freuen uns auf morgen.

Laientheater

Der Bundesrat ist gewählt. Wie zu erwarten war.

Geheime Geheimpläne, enthüllte Geheimpläne, erfundene Geheimpläne. Einmal jährlich dürfen sich die Schweizer Medien im Konjunktiv-Journalismus richtig austoben.

Meistens ist dann das Resultat genau das, was zu erwarten war. Nämlich eine Bestätigung der bisherigen Bundesräte und die Wahl eines offiziellen Kandidaten der Partei, die ein Anrecht auf den frei werdenden Sitz erhebt.

So war es natürlich auch dieses Mal. Wie zu erwarten hat die vereinigte Bundesversammlung den falschen SP-Kandidaten gewählt. Falsch deswegen, weil der Laientruppe in der Landesregierung dringend ein Jurist gutgetan hätte. Alleine das prädestinierte Daniel Jositsch für dieses Amt. Aber mit 68 Stimmen im dritten Wahlgang ging er mal wieder als zweiter Sieger vom Platz.

Wieso die SP mit dem chancenlosen Jon Pult statt Jositsch antrat, gehört zu den vielen Geheimnissen dieser schlecht geführten Partei.

Neben den sicheren Wiederwahlen kann man hier höchstens Notiz von den unterschiedlichen Stimmenzahlen nehmen. Am schlechtesten schnitt die SP-Bundesrätin Baume-Schneider ab, sie bekam nur 151 Stimmen. Selbst der ins Kreuzfeuer geratene Bundesrat Cassis schnitt mit 167 Stimmen besser ab, auch der zweiten FDP-Vertreterin Keller-Sutter ging es mit 176 Stimmen nicht viel besser.

Während die SVP-Bundesräte wie erwartet souverän wiedergewählt wurden, fuhr Mitte-Bundesrätin Amherd trotz einer Pannenserie erstaunliche 201 Stimmen ein.

Kann’s Jans? Welches Departement er auch zugewiesen erhält, Regierungserfahrung hat er, also muss er sich nur bemühen, ungleich seinem Vorgänger gröbere Fehler im Amt und im Privatleben zu vermeiden. Das dürfte ja nicht allzu schwierig sein.

Noch etwas Nachbereitung, dann müssen sich die Medien wieder ein neues Thema suchen. Nachdem der Begriff Bundesratswahlen alleine im letzten Monat satte 2’257 Treffer in der Mediendatenbank SMD erzielt. Allerdings: Ukraine ergibt im gleichen Zeitraum über 13’000 Treffer, Israel bringt es gar auf 16’410 Resultate. Weit vorne, vor den Wahlen, liegt sogar das Wetter, «Regen» hat 6’316 Tropfenmeldungen.

 

 

Was macht eigentlich …

«Zentralplus»? Tendenziell minus.

Seit 2013 gibt es «zentralplus», das laut Eigendarstellung «über die Region Luzern und Zug – an 7 Tagen der Woche topaktuell und hintergründig» berichte. Ein Non-Profit-Unternehmen, das kein Gewinnziel verfolge.

Das ist eine weise Einstellung, denn damit würde es auch eher hapern. Denn einerseits hat «zentralplus» keine Bezahlschranke. Das ist nett von den Frauen und Mannen um CEO Christian Hug. Die verbraten jährlich 1,5 Millionen Franken.

Die müssen natürlich auch wieder reinkommen. Also bittet «zentralplus» um freiwillige Abos. Man kann wählen zwischen niederschwelligen 5 Franken pro Monat oder stolzen 30 Franken, um das «Unmögliche möglich zu machen».

Dafür möchte das Online-Organ gerne 1000 zahlende Leser haben. Das Ziel scheint nicht sonderlich ambitiös zu sein, zudem sollte es doch wohl nach 10 Jahren Existenz genug Zentralschweizer geben, die das Medium kennen, schätzen und dafür pro Monat einen Fünfer oder mehr springen lassen. Sollte man meinen:

Aber nicht einmal die Hälfte der angestrebten 1000 «Möglichmacher» hat «zentralplus» bislang eingesammelt, ganze 466 Nasen. Nun haben die Kantone Zug und Luzern doch rund 537’000 Einwohner. Das bedeutet, dass ganze 0,09 Prozent bereit sind, hier Geld liegen zu lassen. Das ist, mit Verlaub, es bitzeli wänig.

Sicher ist es schön, wenn der Mitarbeiter jeden Abonnenten persönlich begrüssen kann. Auf der anderen Seite: wenn «zentralplus» nach zehn Jahren nicht mehr hinkriegt, wäre es dann nicht an der Zeit, den Stecker rauszuziehen? Sicher, kein frommer Entscheid in der besinnlichen Weihnachtszeit. Auf der anderen Seite ist sie ja die Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen und einzusehen, dass wünschen halt doch nicht hilft, dicke Geldgeschenke zu kriegen.

Aber vielleicht glaubt «zentralplus» an den Weihnachtsmann. Der dann die fehlenden 534 Abos im grossen Geschenkesack hat. Und hoffentlich nicht im Kamin steckenbleibt. Oder wäre das der Samichlaus gewesen?

Inflationäres Geschwafel

Teuerung ist ein Thema für Kristallkugel-Gucker.

Lange Zeit war sie weg, dann war sie plötzlich wieder da: die Inflation. Die Teuerung. Die echte und die gefühlte. Die ansteigende, gar die galoppierende. Und damit natürlich die Inflationsangst. Wenn neben der Ukraine und anderen Aufregern noch Platz war, äusserte sich die Journaille dazu ausführlich.

Steigende Konsumentenpreise, steigende Hypothekarzinsen, steigende Mieten, weniger stark steigende Löhne und Zinsen auf Geldanlagen. Wo soll das alles enden, wo geht’s hin, wie geht’s weiter? Droht der Weltuntergang, wird die Inflation auch in der Schweiz zweistellig, wie wirkt sich das auf die Konjunktur aus? Was tun? Welche Art von Hypothek wählen? Lang, kurz, Saron? Wohin mit dem Ersparten? Aktien? Bitcoins? ETF?

Nun ist es so, dass der durchschnittliche Wirtschaftsjournalist bis heute nicht in der Lage ist, in die Zukunft zu schauen. War er noch nie, daher wollen wir es Tamedia ersparen, die rund 150 Treffer zum Begriff «steigende Teuerung» seit einem Jahr durchzugehen. Wir haben schon genug über den «Blick» gelacht.

Aber so sicher wie das Amen in der Kirche ist ein solcher Artikel:

Das könnte daran liegen, dass es bei künftigen Entwicklungen eines Indizes nur drei Möglichkeiten gibt. Er steigt, er sinkt – oder er bleibt unverändert. Ach ja, oder die Erde explodiert, aber dann ist alles egal. Nun könnte man meinen, dass angesichts dieser Verteilung ungefähr gleich viele Ökonomen auf die eine wie auf die andere Entwicklung setzen.

Das ist aber falsch. Interessanterweise gibt es immer eine Mehrheit von solchen Zukunftsguckern, angeführt von der «Konjunkturforschungsstelle KOF» der ETH, die auf das falsche Pferd setzen. Sie prognostizieren mit wissenschaftlicher Überlegenheit, dass beispielsweise die Inflation sinken wird. Während sie dann steigt. Oder umgekehrt. Das Gleiche natürlich auch bei der Konjunkturprognose. Nach der Prognose ist vor der Korrektur der Prognose. Grund: Na, du laienhaftes Dummerchen, das Unvorhersehbare hat mal wieder zugeschlagen.

Nun erklärt Simon Schmid vom «Tages-Anzeiger» recht launig, «warum so viele Ökonomen falsch lagen», was Prognosen über die weitere Entwicklung der Inflation betrifft. Das ist lustig zu lesen; noch lustiger wäre es, wenn er Beispiele aus dem Schaffen seines eigenen Hauses wählen würde. Weniger lustig ist, dass er den eigentlichen Grund für das zunehmende wilde Gerate der Ökonomen nicht nennt: seit der Finanzkrise eins im Jahre 2008 und der anschliessenden turmhohen Staatsverschuldung, für deren hemmungslose Fortsetzung immer neue Gründe gefunden werden (Eurokrise, Covid, Ukraine, Naher Osten), bewegen wir uns in der Finanzwelt auf nicht kartografiertem Gebiet.

Alle Inflationstheorien, die an der HSG und anderen Kraftorten der vermeintlichen Wirtschaftswissenschaft gelehrt werden, sind für den Papierkorb. Haben mit der geldpolitischen Realität nichts zu tun, aber wenn der Professor seine Vorlesung schon seit zwanzig Jahren so hält, will er sich dadurch doch nicht Arbeit aufhalsen.

Daher kommt Schmid am Schluss seiner Ausführungen zur erschütternden Erkenntnis: «Die Geschichte wiederholt sich, trotz aller Warnungen inflationsfürchtender Experten, nicht.»

Nun überlässt es aber der geballte Sachverstand der Wirtschaftsredaktion von Tamedia der SDA, folgendes Phänomen zu schildern: «Festhypotheken sinken auf neues Tief». So was. Das führt natürlich zur drängenden Frage: wie geht’s damit weiter? Darauf hat selbst die SDA nur eine etwas unbefriedigende Antwort: «Wie es 2024 weitergeht, hängt allerdings von vielen Faktoren ab.» Immerhin, ZACKBUM dachte, das hängt einzig und alleine von der Schneehöhe in Andermatt und dem Profil von Winterreifen ab.

Angesichts dieser erschütternden Erkenntnis, die eigentlich einen Wirtschaftsnobelpreis verdient, serviert die SDA eine grosse Portion Geeiertes. Wir lassen es bei einem Mütterchen bewenden:

«Beim Ausblick tut sich Moneyland etwas schwer, denn es gebe viele Faktoren, die die Zinsentscheidung der Schweizer Nationalbank beeinflussen. Daher bestünden grosse Unsicherheiten. Sollte beispielsweise die Konjunktur wider Erwarten deutlich schwächeln, könnte die SNB zu früheren Leitzinssenkungen gezwungen werden. Andererseits seien unerwartete Inflationsschübe mit einer nötigen Straffung der Geldpolitik ebenfalls nicht unmöglich.»

Da war selbst Paul, die Krake, zukunftssicherer und sagte sämtliche Ergebnisse der Fussball-WM für Deutschland richtig voraus.

In diesem «einerseits, andererseits, wobei, wenn nicht, falls, oder doch» setzt der Schluss dann doch noch einen humoristischen Akzent. Aber nur für den Leser, dem die weitere Entwicklung der Inflation eigentlich egal ist:

«Obwohl sich die Inflationsraten in der Schweiz nun schon den sechsten Monat in Folge deutlich unterhalb der von der SNB anvisierten 2-Prozent-Obergrenze befänden, beobachteten die Währungshüter die Entwicklung der Inflation. Es bestünden neben geopolitischen Unsicherheiten weitere Kostentreiber wie etwa Mietzinserhöhungen und Strompreise.»

Das Beobachten des Beobachters beim Beobachten. Könnte fast ein Titel von Handke sein, aber der ist nicht Ökonom, sondern Schriftsteller.

 

Unbefriedigendes Recycling

Was ist älter als eine neue «Blick»-Story?

Die gleiche «Blick»-Story. Es gibt die Autorin Saralisa Volm. Die hat ein Buch geschrieben. Zur Steigerung der Erregungsbewirtschaftung sagt sie so Sachen wie «Wir sehen selten Männer, die Frauen oral befriedigen». Ist vielleicht auch nicht fürs Zusehen geeignet.

Da macht nun der «Blick» mal wieder einen kostenlosen Alzheimer-Test bei seinen Lesern.

Und dann hätten wir diesen hier:

Unterschied? Öhm. Schwierige Frage? Stimmt, aber ZACKBUM lüftet das Geheimnis: die Datumszeile. Am 11. 12. 2023 wird etwas als neu serviert, was schon im Juli dieses Jahres durch alle Gazetten geisterte – natürlich auch durch das einzige Organ mit Regenrohr im Logo. Jedenfalls durch solche, die eine dermassen auf dümmlich-provokative Wirkung zielende Schlagzeile gerne bringen. Da sich ZACKBUM ungern wiederholt, verweisen wir darauf, was wir schon damals dazu gesagt haben …

Wir gestatten uns aber die Anmerkung, dass es schon nassforsch ist, für den gleichen Quatsch zweimal Geld zu verlangen.

Grossartig ist auch diese Schlagzeile des Intelligenzler-Blatts:

 

Ist das ein Aufruf zu Blutspenden für die Ukraine?

Dann hätten wir weitere News von einem Artikel, der wohl den Weltrekord mit geänderten Schlagzeilen aufstellen will. ZACKBUM-Leser erinnern sich; gestern zählten wir bis Version vier durch. Und schrieben seherisch: Fortsetzung folgt. Unser Wort ist «Blick» Befehl, et voilà:

Version fünf. Allerdings: die ist nicht ganz neu, sondern Version eins wird hier rezykliert. Also zurück zur Quelle des Slapsticks. Und wir fangen an, Lotto zu spielen. Wäre doch gelacht …

Dafür wechselt das People-Ressort nun brav jeden Tag den Aufmacher. Diesmal allerdings mit einer Story, die nur für Hardcore-Fans eines gewissen Musikstils (oder von aufgepumpten Brüsten) von Interesse sein dürfte:

Aber immerhin, eine aktuelle Eigenleistung. Aktuell? Eigenleistung? Wie der letzte Aufmacher vom deutschen Unterhaltungsprogramm-Ticker «Spot On» übernommen … Aber immerhin, nicht hinter einer Bezahlschranke.

Etwas festgefahren ist hingegen das Politik-Ressort:

Mit dieser brandheissen News erfreut «Blick» den Leser bereits seit Tagen. Da wäre ja Zeit für eigene Werke. Zum Beispiel über diese Lichtgestalt:

Eine Kriegerin für Frieden auf Erden, wunderbar. Allerdings: ein typischer, weichgespülter Jubel-Artikel aus der «Schweizer Illustrierte». Aber es soll ja doch «Blick»-Leser geben, die das bunte Blatt aus dem gleichen Haus nicht lesen.

Und noch als Absackerchen der Brüller des Tages:

Auch darauf würde der «Blick»-Leser beim Anlagegespräch über seine zwei Millionen Spielgeld nie selbst kommen. Nun sieht man das leider dem Banker hinter dem Besprechungstisch nicht an, ob er mit dem ÖV oder dem Ferrari zur Arbeitsstelle eilte. Nebenbei: Lamborghini oder McLaren ist okay? Aber wie auch immer, diese bahnbrechende Erkenntnis vermittelt Autor Harry Büsser dem «Blick»-Leser. Was er schon zuvor in der «Handelszeitung» für den «Handelszeitung»-Abonnenten tat.

Offensichtlich trägt der Abkauf aller gemeinsamen Blätter von Axel Springer bereits Früchte. Faule Früchte. ZACKBUM graust es dabei, wie man zusehen muss, wie ein einstmals originelles, wirkungsmächtiges, immer wieder für eine Kampagne oder einen Aufreger sorgendes Blatt mit Anlauf und Absicht gegen die Wand gefahren wird. Denn bei aller Liebe zu Umweltschutz, Rezyklieren und dem Geruch getragener und aufgewärmter Skisocken: das ist vielleicht ein Elend …

 

 

Aus dem Abwrackdock der Wörter

«Blick» erfindet die ständig ändernde Schlagzeile. Und ein Dichter kann sich nicht lesen.

Will der Leiter der Ringier-Journalistenschule seinen Eleven mal zeigen, wie man es wirklich nicht macht? Oder lässt Peter Hossli jeden Tag einen von ihnen eine neue Schlagzeile basteln?

Über seinem Illusionsporträt über eine Nikki (who is?) Haley stand zunächst «Vor Nikki Haley fürchtet sich Trump am meisten». Allerdings weist seine frühere Anhängerin einen Abstand von schlappen 50 Prozentpunkten auf Donald Trump auf. Nicht wirklich ein Anlass zur Furcht.

Also wurde am Titel geschraubt:

Und geschraubt:

Und geschraubt:

 

Man beachte auch das umweltfreundliche Recycling. In der nunmehr vierten Version wird als Unterzeile die Version der dritten verwendet.

Fortsetzung folgt …

Man soll auch mal loben. Auf den Hinweis von ZACKBUM, dass bei den People-News seit Ewigkeiten die gleiche Story zuoberst steht, reagierte die Online-Redaktion umgehend:

Allerdings war sie nicht in der Lage, in so kurzer Zeit einen selbst gebastelten Artikel aus dem Ärmel zu schütteln. Also übernahm das Qualitätsmedium einfach von «Spot on». Das ist so eine deutsche Tickeragentur mit einem Newsfeed, den man abonnieren kann, wenn man selbst nur beschränkt zu eigenen Leistungen im Stande ist. Was wohl Hossli davon hält? Allerdings: bislang ist es bei einer Titelversion geblieben.

Hier hingegen könnte man vielleicht noch ein wenig optimieren:

Der Titel passt inhaltlich irgendwie zum Büchner-Preisträger mit dem eingestanzten finsteren Gesichtsausdruck. Was uns allerdings der Lead sagen will, bleibt so dunkel wie sein umwölktes Gemüt. Eine Einladung stehe für vieles, was auf uns zukomme und ungelöst sei, auch wenn es dringend nötig wäre? Ist die Einladung dringend nötig, dass etwas auf uns zukommt oder das Ungelöste?

Aber das Ungelöste löst eine Gedankenkette aus, die offenbar irgendwie irgend etwas mit einer Art von Mentalität zu tun habe, deren geschmackvolle Bezeichnung wir nicht wiederholen wollen. Während aber rund 99 Prozent aller «Blick»-Online-Leser durch die Bezahlschranke vor weiteren Beschädigungen geschützt sind, kennt ZACKBUM keine Furcht …

Aber siehe da, im Original hat das «Essay» von Lukas Bärfuss einen anderen Titel, der aber auch nicht wirklich weiterhilft:

Wurst? Für die SoBli-Leser, die den Begriff nicht verstehen, hilft das Organ gerne weiter:

Ja, eine Bratwurst, soweit ist das Titelrätsel gelöst. Geht es Bärfuss nun um die Wurst? Oder schreibt er ein Essay über den guten Spruch «alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei»?

Irgendwie nein. Soweit man den dunklen Dichterworten folgen kann, hat Bärfuss eine Einladung der Parlamentarischen Gruppe Kultur erhalten. Das ist schön für ihn. Sofort denkt er daran, dass in den USA nächstes Jahr Präsidentschaftswahlen stattfinden. Mehr als das: «Hat die Demokratie eine Zukunft? Oder wird der autoritäre Staat im Sinne von Francis Hobbes siegen? Wie offen wird die Gesellschaft der Zukunft sein?»

Francis Hobbes? Meint er vielleicht Thomas Hobbes? Oder Francis Bacon? Oder beide? Oder nicht? Ist doch wurst.

Dann denkt der Dichter daran, dass auch in Deutschland und in Frankreich Wahlen stattfinden werden. Sogar in Indien! Dann denkt er an den Bericht des Club of Rome aus dem Jahr 2021. Dann denkt er daran, das 15 Prozent der Schweizer Jugendlichen kaum lesen können.

Er denkt aber nicht daran, dass sie das immerhin vor solch völlig wirrem, zusammenhangslosem Gebabbel eines Dichters schützt. Aber dann schreibt er ganz richtig: «Buchstaben zu formulieren, daraus Worte zu bilden, die Worte zu einem korrekten Satz zu bauen: Das ist komplex. Man braucht Jahre, um es zu lernen.» Und da hat Bärfuss, zusammen mit den Schweizer Jugendlichen, noch einen weiten, ganz weiten Weg vor sich. Der fängt schon damit an, dass selbst der ABC-Schütze wohl kaum «Buchstaben formuliert». Mann, o Mann, was für ein Banause.

Gegen Schluss erinnert sich Bärfuss daran, dass er irgendwie mit einer Einladung angefangen hat. Damit alles ein Ende hat, nimmt er diesen Gedankensplitter wieder auf. Denn offensichtlich ist die Einladung so dunkel-geheimnisvoll abgefasst wie seine Dichterworte: «Kultur ist uns Wurst, aber Wurst ist uns Kultur! Neu auch mit Vegiwürsten», stehe auf der «fleischfarbenen Einladungskarte».

Dann kommentiert der Dichter das, aber eigentlich kommentiert er sich selbst, wobei ihm das leider nicht bewusst wird: «Es ist nicht klar, was hier fehlt, ob Bildung, Scham oder Intelligenz, sicher ist nur, dass man diese Einladung auch dann nicht verstehen würde, selbst wenn man sie lesen könnte

Er hat nur das Wort Essay mit dem Wort Einladung verwechselt. Aber das ist verständlich, denn er würde ja sein eigenes Essay auch dann nicht verstehen, wenn er es lesen könnte.

ZACKBUM aber wiederholt seine Frage: Hat auch diese Quälerei kein Ende, oder wenigstens zwei?