«Blick» in die Abenddämmerung

Wie man ein einstmals erfolgreiches Boulevardblatt in den Abgrund führt.

«Manchmal beginnt man eine Kolumne am besten mit einer Zahl. Die Zahl lautet 74 852. Die Zahl ist die neuste beglaubigte Auflage des Blicks.» So startet Medienjournalist Kurt W. Zimmermann seine neuste Kolumne in der «Weltwoche».

Natürlich ist das ein wenig polemisch, denn alle Printtitel verzeichnen schmerzliche Auflageverluste im Print. Und versuchen, das mit Zugewinnen online schönzureden.

Aber nirgendwo ist’s so dramatisch wie beim «Blick». Der hatte mal, das waren noch Zeiten, eine Auflage von 380’000. Wie soll man das einordnen? Natürlich hat auch der Verkauf von Dampfloks nach der Elektrifizierung der Eisenbahn dramatisch nachgelassen. Ist das bei Newsmedien nach der Erfindung des Internets nicht vergleichbar?

Nein. Hier besteht nur insofern eine Ähnlichkeit, als die meisten Medienkonzerne versuchen, im Internet mit der Dampflok zu fahren. Sie verschenken dabei Inserateeinnahmen an Google, versuchen es mit Bezahlschranken und «Paid Content», wo sie die Beine spreizen und werblichen Inhalt wie redaktionelle Beiträge daherkommen lassen, bis es unappetitlich wird.

Besonders ungeschickt stellt sich auch hier der «Blick» mit seinem «Blick+» an. Trotz gewaltiger Werbekampagne mit dem bescheuerten Slogan «plussen» ist die Anzahl Abonnenten nur unter dem Mikroskop zu erkennen. «Blick am Abend», eingestellt. «Blick TV», enthauptet, skelettiert. SoBli, als eigenständige Marke ausgehöhlt. Den fähigen Oberchefredaktor Christian Dorer aufgrund einer Weiberintrige gegen ihn aus fadenscheinigen Gründen per sofort freigestellt. Dann eine gewichtige Untersuchung angekündigt, das Resultat aber verschwiegen.

Leute, die noch meinen, im «Blick» politisch relevante Themen aufgreifen zu können, ergreifen die Flucht, wie zuletzt Sermîn Faki und Pascal Tischhauser. Stattdessen gibt es eine Inflation von Chiefs, Heads und Officers, viele Häuptlinge, wenig Kindersoldaten als Redaktionsindianer.

So wie sich Tamedia von linksautistischen Gutmenschen in den Abgrund schreiben lässt, steuert der «Blick» das gleiche Ziel damit an, dass er sowohl politisch wie gesellschaftlich in die Bedeutungslosigkeit absinkt. Eine Oberchefin, die zuvor in einer geschützten Werkstatt einen zwangsgebührenfinanzierten Randgruppensender für 30’000 Rätoromanen betrieb, und ein «Chief Content Officer», der sich im Sport auskennt, ein Duo Infernal für ein Boulevard-Organ, das laut oberster Direktive gar keins mehr sein will.

Aber was ist ein Produkt, das sich durch grosse Buchstaben, kurze Texte und bunte Bilder definiert, wenn es kein Boulevardblatt mehr sein darf? Dann ist es nichts mehr. Das ist so, wie wenn einer Chilisosse die Schärfe genommen wird. Wie alkoholfreier Wein. Wie ein Auto ohne Motor.

Das Fatale daran ist, dass der «Blick» nicht etwa von Anfang an eine Fehlkonstruktion war. Sondern mit den klassischen Handgriffen zu einem Erfolgsmodell und zu einer sprudelnden Geldquelle wurde. Busen, Büsis, Blut. Plus Kampagnen, plus Lufthoheit über den Stammtischen, plus keine Angst vor einfachen Lösungen und Forderungen, wie es halt dem Volks gefällt. Plus Meinungsmacht. Wie sagte der Machtstratege Gerhard Schröder mal so richtig: «Man kann Deutschland nicht gegen die «Bild» regieren.»

Obwohl auch dieses Boulevardblatt schmerzlich an Auflage verloren hat, ist es immer noch Meinungsmacht geblieben. So wie der «Blick» in der Schweiz mal eine war. Gefürchtet von Politikern, aber auch von Promis und solchen, die es sein wollten. Denn er wendete das alte Prinzip an: hochschreiben, bejubeln, dann niedermachen. Wer willig für Interviews zu haben war, Intimes auf Wunsch ausplauderte, der wurde gehätschelt. Wer sich dem verweigerte, wurde geprügelt.

Auch Männerfreunschaften wurden gepflegt, wie die von CEO Marc Walder mit Pierin Vincenz, Alain Berset oder Philippe Gaydoul. Die durften sich in der Sonne wohlwollender Berichterstattung aalen. So wie bis vor Kurzem auch DJ Bobo, denn zu Ringier gehört ja ein Konzertveranstalter. Inzwischen ist da aber etwas kaputtgegangen, denn der Bäcker aus dem Aargau mit seiner klebrigen Stampfmusik wird inzwischen nach allen Regeln der Kunst in die Pfanne gehauen.

Nur: er verzichtet auf jede Stellungnahme, jeden Kommentar. Denn dieser René Baumann ist ein cleveres Kerlchen. Er weiss, dass man heutzutage Gewäffel vom «Blick» einfach abtropfen lässt. Wirkungslos.

Dass der «Blick» seit Jahren links an seinem Zielpublikum vorbeischreibt, ist das eine. Immerhin wurde die obsessive Fehde mit dem «Führer aus Herrliberg» beendet. Aber politische Bedeutung, die hat der «Blick» spätestens seit der Machtübernahme zweier Frauen nicht mehr. Obwohl das Hausgespenst Frank A. Meyer unermüdlich «Relevanz» fordert, was Ladina Heimgartner vielleicht mit «Resilienz» verwechselt.

Das Schicksal des «Blick» ist deswegen besonders tragisch, weil er eigentlich eine USP hätte. Würde er wieder richtigen, guten Boulevard machen, könnte das Blödelblatt «watson» einpacken, «20 Minuten» hätte endlich eine ernstzunehmende Konkurrenz. Denn es gibt schlichtweg kein Boulevardblatt mehr in der Schweiz.

Aber gegen ständige Fehlentscheide ist keine Zeitung der Welt auf die Dauer resilient. Und eines ist im Journalismus dann doch gewiss: Lächerlichkeit tötet. Wie ZACKBUM nicht müde wird zu belegen

Korrupter Selenskyj

Die NZZ ist mal wieder vorbildlich. Bis zu einem gewissen Grad.

Die Ukraine ist eines der korruptesten Länder der Welt. Immer wieder werden Vorwürfe erhoben, dass gewichtige Teile westlicher Hilfsgelder versickern, abgezweigt werden, in den Taschen der Kamarilla um Präsident Selenskyj landen.

Auch er selbst steht unter Korruptionsverdacht, ihm wird ein Millionen-, ja Milliardenvermögen nachgesagt. Stimmt das? Ist der Präsident der Ukraine reich, sehr reich? Dieser Frage geht die NZZ verdienstvoll in einem Videocast nach. Sie macht das, worauf andere Medien mangels Masse, Willen oder Fähigkeit zunehmend verzichten. Das wäre eine Aufgabe wie massgeschneidert für das grossartige «Recherchedesk» von Tamedia gewesen. Aber das schnarcht vor sich hin, wenn es sich nicht an der Ausschlachtung von Hehlerware – gestohlenen Geschäftsunterlagen – beteiligen kann.

Im Gegensatz dazu haben Florentin Erb und Jasmine Jacot-Descombes den Versuch unternommen, Behauptungen und Gerüchten über die Vermögensverhältnisse von Selenskyj nachzugehen und sie zu verifizieren oder zu falsifizieren. Eigentlich braucht es dazu nicht mehr als solides journalistisches Handwerk. Schliesslich gibt es Selbstdeklarationen, Grundbuchämter, Bildersuche bei Google und die Nachprüfbarkeit der Echtheit von Dokumenten wie Kaufverträgen oder Quittungen.

Bei ihren Recherchen kommen die beiden NZZ-Journalisten auf ein Gesamtvermögen Selenskyjs von rund 12 Millionen Dollar. Besonders erwähnenswert ist dabei, dass eine 4,6-Millionen-Villa in Italien bis 2019, also vor den Präsidentschaftswahlen, in seinen Erklärungen auftaucht, dann aber verschwand. Wobei es allerdings nachweisbar ist, dass sie sich über Tarnfirmen immer noch im Besitz des Präsidentschaftspaares befindet.

Verdienstvoll ist auch, dass die NZZ diverse Behauptungen auf Social Media, dass dem ukrainischen Präsidenten eine Yacht und Villa in Florida, ein Konto in Costa Rica oder gar die ehemalige Villa von Goebbels in Berlin gehören sollen, als Fake News entlarvt.

Tapfer zitieren sie auch Schätzungen von «Forbes», dass der Präsident ein Privatvermögen von bis zu 30 Millionen Dollar angehäuft haben soll.

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Ein Schatten ist, dass die «Leiterin des Themenbereichs Wirtschaftskriminalistik» an der Uni Luzern ihrem Ruf nicht gerade beförderlich ist. In eingespielten Aussagen beschönigt sie die Verwendung von Trust, Holdings und anderen Tarnfirmen, die Selenskyj gehören, als durchaus legitimen Schutz von Vermögenswerten. Ob Claudia V. Brunner auch so nachsichtig wäre, wenn es sich um die Untersuchung der Reichtümer eines russischen Oligarchen handelte?

Einen zweiten Schattenwurf liefert die NZZ, indem sie behauptet, das seien vielfach höchstwahrscheinlich von Moskau gestreute Desinformationen zur Diskreditierung des ukrainischen Präsidenten und um eine Stimmung zu schüren, die gegen die weitere Unterstützung des korrupten Staates sei.

Dafür führen die NZZ-Journalisten ein Quote eines US-Politikers an, der die Falschmeldung über eine Selenskyj-Yacht aufnehme, um gegen weitere US-Hilfsgelder zu wettern. Allerdings unterschlagen sie dabei, dass der Politiker davon spricht, dass sich ein Selenskyj-Minister mit diesen Geldern eine Yacht kaufen könne. Auch nicht so die feine Art, wenn man schon gegen Fake News stänkert.

Der grösste Schatten in der Reportage liegt aber auf dem Thema, wer denn eigentlich den damaligen Wahlkampf von Selenskyj finanziert hat, wer ihn damals beriet, wer aus einem politisch unbedarften Komiker in kürzester Zeit einen versierten Politiker machte, wer sein Image schärfte und ihn zu einem Erdrutschsieg aus dem Nichts führte.

Da fällt immer der Name Ihor Kolomojskyj. Das ist einer der reichsten ukrainischen Oligarchen mit einem geschätzten Vermögen von einigen Milliarden Dollar. Er war bis zu seiner Zwangsabsetzung Gouverneur einer Provinz und Besitzer der PrivatBank und der Privatbank-Gruppe. Er finanzierte den Aufbau der faschistischen Asow-Bataillone. Er ist der Mitbesitzer einer TV-Produktionsfirma, an der auch Selenskyj beteiligt ist. Die ihren Sitz, was Brunner sicher völlig in Ordnung fände, als Holding auf einer kleinen Insel hat und deshalb auch in den Panama-Papers auftaucht.

Zu seinem Vermögen kam er, typisch für solche Oligarchen, mit – höflich formuliert – hemdsärmelig dubiosen Methoden. Zitieren wir aus Wikipedia:

«2020 ernannte ihn das internationale Zentrum für die Erforschung der Korruption und des organisierten Verbrechens zu einem der vier korruptesten Amtsträger des Jahres. Kolomojskyj habe eine „Geschichte von Unternehmensrazzien, Betrug, Unterschlagung und politischen Intrigen“ und vertrete „viele ideologische und korrupte Milliardäre, von den Koch-Brüdern bis zu Arron Banks, die die Demokratie zum persönlichen Vorteil untergraben haben“

Nachdem die PrivatBank verstaatlicht werden musste, da aus ihrer Bilanz 5 Milliarden Dollar verschwunden waren, die der Oligarch wohl auf solchen harmlosen Tarnkonstrukten wie Trusts und Holdings auf kleinen Inseln versteckt hatte und nachdem diverse Strafverfahren gegen ihn eröffnet wurden, zog sich der Oligarch sicherheitshalber für eine Weile nach Israel zurück.

Um nach dem Wahlsieg Selenskyjs wieder in Kiew Wohnsitz zu nehmen; geschützt durch eine Amnestie des neuen Präsidenten. Allerdings wanderte Kolomojskyj im September 2023 für zwei Monate in «Gewahrsam», um in Ruhe Vorwürfe von Geldwäsche und Betrug untersuchen zu können. Offenbar ist an seiner Männerfreundschaft mit dem ukrainischen Präsidenten etwas zerbrochen.

Diese Korruptionsthematik zu untersuchen, das sprengte wohl das Format – oder die Fähigkeiten – der beiden NZZ-Journalisten.

Aber immerhin, so eine Recherche ragt dennoch wie ein Leuchtturm über das oberflächliche Gewäffel der Konkurrenz hinaus.

Wieso darf Tobler noch schreiben?

Für einmal Kampagnenjournalismus auf ZACKBUM.

Die Schmierereien des Konzernjournalisten Philipp Loser werden hier aus hygienischen Gründen ignoriert. Wieso Covid-Amok Marc Brupbacher noch ein Gehalt bei Tamedia bezieht, ist unverständlich. Immerhin ist Undemokrat Denis von BurgJetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen») verstummt.

Aber es erhebt sich verschärft die Frage, wieso es bei Andreas Tobler nicht schon längst für ein Schreibverbot reicht. Ein Auszug aus seinem Schreibstrafregister:

– Einen Mordaufruf gegen Roger Köppel verharmlost er zu einem wegen dessen Aussagen verständlichen «Theatermord».

– Er ranzt gegen den dunkelhäutigen Naidoo, dessen «Antisemitismus und die Homophobie» sollten weggemobbt werden, denn «Hass ist keine Meinung». Unkenntnis allerdings auch nicht.

– Proteste gegen «Cancel Culture» seien Meinungen von «rechtskonservativen Populisten gesetzten Alters».

Roger Schawinski warf Tobler Plagiat und unsaubere Zitiermethoden vor, verwendete dabei selbst unautorisierte Zitate des Autors. Als der ihm anbot, die Sache vor laufendem Mikrophon zu klären, kniff Tobler feige.

– Tobler feierte die Idee, dass die Bührle-Sammlung enteignet und dem Kunsthaus geschenkt werden sollte.

– Tobler forderte, dass Konzerte von Rammstein in der Schweiz gecancelt werden sollten, obwohl angeblich auch hier die «Unschuldsvermutung» gelte. Als sich alle Vorwürfe gegen den Sänger in Luft auflösten, schwieg Tobler feige.

– Tobler wirft dem Altbundesrat Blocher demagogisch ein «Doppelspiel» im Umgang mit angeblichen Rechtsradikalen vor, ohne diesen Anwurf auch nur im Ansatz zu belegen.

– In der Affäre Bührlesammlung schreibt Tobler der WoZ ab, mangels eigenen Recherchierfähigkeiten, das tut er auch bei «watson».

Der ewige Student (seit 2015 versucht er, an der Uni Bern zu promovieren) hat neben all diesen unangenehmen Angewohnheiten noch eine wirklich unappetitliche: er ist ein feiger Angstbeisser. Wird er von ZACKBUM um eine Stellungnahme angefragt, kneift er genauso wie bei Schawinski. Dafür keift er dann in seiner Gesinnungsblase auf Twitter: «Jesses, was ist denn das? Kann bitte mal jemand nachschauen, ob es dem Mann gut geht?» Dabei kriegt er Zustimmung von einer anderen Tamedia-Nullnummer: «Dem Mann scheint es wirklich nicht gut zu gehen», echot Philippe Reichen, der Amok-Korrespondent und Denunziant aus der Welschschweiz.

Worauf Tobler zurückholpert: «Wenn er Texte schreibt, kann man wenigstens davon ausgehen, dass seine Vitalfunktionen intakt sind.» Wenn man das nur auch von ihm behaupten könnte.

Was für ein Niveau eines angeblichen Kulturjournalisten, der in einem Ressort tätig ist, das mit kulturloser Abwesenheit in allen kulturellen Angelegenheiten glänzt. Aber vielleicht ist Tobler zu sehr mit seiner «geplanten Dissertation» beschäftigt, die «einen Beitrag zur Ästhetik und Geschichte des Gegenwartstheaters leisten» soll.

Um ZACKBUM zu zitieren: Wir können es wirklich kaum erwarten, welcher Plagiatsskandal sich da entwickeln wird.

Allerdings fragen wir uns zunehmend, wieso Pietro Supino nicht dafür sorgt, dass sich Tobler seiner akademischen Graduierung vollamtlich widmen kann. Der Tamedia-Leser – mit Ausnahme der wenigen Mitglieder in Toblers Gesinnungsblase – würde es ihm auf Knien danken. Denn der Mann ist eine echte Rufschädigung für den Medienkonzern.

Daher erhebt ZACKBUM als ceterum censeo (Tobler, nachschlagen) die Forderung: Schreibstopp für Tobler!

Frischling trifft auf alten Fuchs

Schlachtross Ossi Grübel vernascht die Fragen einer Jungredaktorin.

Die Idee ist nicht schlecht: was meint eigentlich Oswald Grübel, der einzige Mensch, der Chef bei der UBS und bei der CS war, zu dem UBS-Krisenplan unserer Finanzministerin Karin Keller-Sutter? Das könnte interessant werden – wenn nicht jemand die Fragen stellte, der von Finanzen, Banking und so Zeugs so viel Ahnung hat wie Keller-Sutter.

Bei CH Media darf da Ann-Kathrin Amstutz dilettieren. Die schreibt über sich selbst: «Schon immer hat mich eine grosse Neugier angetrieben. Dies brachte mich 2016 zum Journalismus. Ein Praktikum bei der Aargauer Zeitung war mein Einstiegsticket.» Jö. Noch mehr jö: «Ab und zu versuche ich mich an kreativen Texten.»

Jemand mit einem so wohlgefüllten Rucksack darf nun Grübel interviewen. Dem dürften dabei die Augenlider noch schwerer geworden sein als sonst. Denn er muss nicht mal aus dem Halbschlaf erwachen, um so harmlose Fragen zu beantworten wie die, ob man die UBS eigentlich überhaupt abwickeln könne: «Das wird sehr schwierig sein. Die UBS ist eine global systemrelevante Bank und im internationalen Netz eingebettet – das kann die Schweiz gar nicht alleine bestimmen.» Das ist im Prinzip richtig, aber genau dafür gibt es Plattformen wie die CMG. Hä, würde da Amstutz sagen, daher: das ist die Abkürzung für «Crisis Management Group»,  eine Behörde, mit der sich international Bankenaufsichten austauschen und koordinieren.

Was sie im Fall der CS übrigens auch taten – und was Grübel sehr wohl weiss. Aber wenn es die Interviewerin nicht weiss …

Dann behauptet Grübel: «Wenn die Schweiz keine Grossbank mehr hätte, wäre das sehr nachteilig für die Wirtschaft und das ganze Land.» Blühender Unsinn. Gäbe es keine UBS mehr und bestünde Nachfrage nach ihrem Angebot, würden das problemlos andere internationale Banken mit Handkuss übernehmen. Und ein Zusammenbruch der UBS wäre mehr als nur bloss «nachteilig» für das Land, das wäre eine helle Katastrophe bei einem solchen Dinosaurier.

Dann wird es ganz abstrus, denn Grübel darf unwidersprochen behaupten: «Dass die Regulatoren wie im Falle der CS schon über ein Jahr im Voraus wussten, dass die Bank vor dem Abgrund steht, aber dann bis zu einem Tag warten, wo ein Krisenentscheid gefällt wird.»

Dabei hat Grübel den FINMA-Bericht über ihr Handling der CS-Katastrophe sicherlich gelesen, aber eben auch im Gegensatz zu Amstutz. Hätte sie sich etwas kreativer und neugieriger vorbereitet, dann wäre ihr aufgefallen, dass die FINMA selbst klarstellt, dass ihr am Vorabend des katastrophalen Entscheids der Finanzministerin die Zusicherung der wichtigsten Bankenaufsichtsbehörden weltweit vorlagen, dass die bei einer von der FINMA vorgeschlagenen Sanierung keine Probleme in ihren jeweiligen Jurisdiktionen sahen.

Diese Sanierung hätte vorgesehen, die CS-Aktionäre und Wandel-Obligationäre, wie es in einem solchen Fall Brauch ist, auf null zu setzen, die Bail-in-Obligationäre zu den neuen Besitzern zu machen und die Operation mit einem Kapital (Total Loss-Absorbing Capacity, aber das würde für Amstutz zu weit gehen) von über 111 Milliarden Franken zu unterfüttern. Das wäre doppelt so hoch gewesen wie das Eigenkapital der UBS und wäre zudem mit Liquidität von der SNB gestützt worden.

Also wären die wirklich interessanten Fragen an Grübel gewesen, wieso um Himmels willen die Finanzministerin nicht diese Lösung wählte und stattdessen die CS zum Schnäppchenpreis von 3 Milliarden an die UBS wegschenkte. Und noch dem Steuerzahler mit ihrer ungeschickten Äusserung («this is not a bail-out») ein 16-Milliardenproblem aufs Auge drückte. Aber dafür müsste Amstutz wissen, was AT-1-Bonds sind, und nein, dass hat nicht mit James Bond zu tun.

Deren Nominalwert belief sich auf 16 Milliarden Franken, die nun weltweit eingeklagt werden, weil die FINMA auf Anordnung des Bundesrats diese Wandelanleihen auf null setzte. Dadurch verschluckte sich die UBS fast an einem Sondergewinn von 29 Milliarden Franken – durch die halb geschenkte Credit Suisse.

Dann sagt Grübel noch das Übliche zur Frage, ob nicht wenigstens Boni wieder zurückgefordert werden könnten, wenn es der Bank schlecht läuft. Die CS brachte bekanntlich das Kunststück fertig, 32 Milliarden Boni auszuzahlen – für einen kumulierten Verlust von 3 Milliarden Franken. Aber auch da darf Grübel unwidersprochen behaupten, «so eine Bestrafungsmentalität» bringe nichts. Es sollten halt «die falschen Leute von den mächtigen Positionen ferngehalten» werden.

Wie dieses Kunststück funktionieren sollte? Sagt Grübel nicht, fragt Amstutz nicht.

Es ist einer Jungredaktorin ohne Fachkenntnisse unbenommen, naive und uninformierte Fragen zu stellen. Wieso aber auch bei CH Media sämtliche Qualitätskontrollen versagen und ein solcher Müll dem zahlenden Leser als geldwerte Leistung aufs Auge gedrückt wird?

Das ist so, wie wenn der Kochlehrling ein 5-Gänge-Menü auf den Teller zaubern sollte. Während der Chefkoch gemütlich zuschaut und auch das Gemurmel überhört, wenn er dann die Rechnung präsentiert.

Es wird immer deutlicher. Nicht die Umstände schaffen die klassischen Newsmedien ab, sondern die Unfähigkeit auf der Chefetage der grossen Medienhäuser.

 

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern

So sang Franz Josef Degenhardt. Heute heisst das «Kontaktschuld».

Aber wer kennt schon noch Degenhardt. Also verwenden wir besser das Framing «Kontaktschuld». Die entsteht dadurch, dass sich jemand mit jemandem unterhält, mit dem man sich nicht unterhalten sollte. Es kann auch die Teilnahme an einer öffentlichen Veranstaltung sein, an der man nicht teilnehmen sollte. Natürlich gilt auch ein Auftritt auf einer Plattform, auf der man nicht auftreten sollte, als Anlass für eine «Kontaktschuld».

Beispiele dafür gibt es immer mehr. Ein Gespräch mit einem Identitären, ja nur schon die Teilnahme an einer öffentlichen Veranstaltung mit dem (die dann flugs zu einem «Geheimtreffen» geframt wird), das geht nicht. Warum das nicht geht? Darum. Oder besser gesagt: weil das ein ganz Schlimmer ist. Ein Igitt-pfui-Mensch. Es wird unerbittlich die Frage gestellt, ob man mit einer Riesenschweinebacke wie zum Beispiel auch Björn Höcke im Rahmen eines demokratischen Wahlkampf überhaupt diskutieren sollte.

Und ob man eine solche Diskussion zwischen zwei aussichtsreichen Kandidaten überhaupt ausstrahlen sollte. Und ob man sie anders als «pfui Teufel, dieser Höcke» überhaupt kommentieren sollte. Selbstverständlich macht Höcke grenzwertige, bewusst provokative, immer an die Grenzen des Erlaubten gehende Sprüche – und damit die AfD eigentlich unwählbar.

Aber nicht mit ihm diskutieren? Nicht an einen Vortrag von ihm gehen? Weil man sich so anstecken könnte? Weil man ihm eine «Plattform» gibt, die er als möglicher Wahlsieger im deutschen Bundesland Thüringen aber sowieso hat?

Irrwisch Andreas Tobler geht da bei Tamedia noch einen Schritt weiter. Er behauptet: «Christoph Blocher betreibt ein doppeltes Spiel». Aber hallo, wieso denn, wie denn? «Der Alt-Bundesrat verteidigt die Kontakte seiner Jungpartei zu Rechtsextremen. Damit führt Blocher seine ambivalente Umgarnungs­strategie gegenüber rechts fort.»

Als gelernter Demagoge (was allerdings das Einzige ist, was Tobler beherrscht), formuliert der maliziös, es sei «bekannt geworden», dass sich die Strategiechefin der Jungen SVP mit «dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Söllner getroffen» habe. Es ist zwar kein «Geheimtreffen» mehr, wie Tamedia zuerst tatsachenwidrig behauptete, sondern sie ging an eine öffentliche Veranstaltung, aber sie habe sich mit ihm «getroffen», hört sich natürlich viel schärfer an.

Damit hat sich die SVP-Politikerin in den Augen Toblers eindeutig eine «Kontaktschuld» eingehandelt. Worin besteht nun aber das «doppelte Spiel» Blochers? Nun, der findet an solchen Kontakten nichts auszusetzen, dieser Doppelspieler. Der halte zudem ein Buch Sellners für «harmlos», habe es allerdings nicht gelesen. Tobler zwar auch nicht, aber der ist sich sicher, dass da furchtbare Dinge drin stehen. «Gemäss eines Berichts des ZDF», macht sich der Recherchierjournalist lächerlich.

Muss nun aber Blocher mal wieder klar in die Schranken weisen:

«Es stünde in seiner Macht, die SVP gegenüber Rechtsradikalen zu distanzieren – und die Extremen in ihre Schranken zu weisen. Stattdessen fischt der 83-Jährige nach Zuspruch und Wählerstimmen für seine SVP ausserhalb des demokratischen Spektrums.»

Damit macht sich dann Blocher sozusagen des Tolerierens von «Kontaktschuld» schuldig.

Stattdessen ist aber richtig: Es stünde in der Macht von Pietro Supino, auch den verhaltensauffälligen Tobler in seine Schranken zu weisen, der hier mit billigen demagogischen Tricks sich an der SVP und seinem Lieblingsfeindbild Blocher abarbeitet, dass es nur so eine Unart hat.

Denn ausserhalb des demokratischen Spektrums begibt sich eindeutig Tobler selbst. Zu einer Demokratie gehört es, dass alle mit allen sprechen können. Und sollen. Und müssten. Während es in undemokratischen Gesellschaften Brauch ist, dass Ansichten ausgegrenzt werden, ihre Vertreter zu Schmuddelkindern, mit denen man weder spielt, noch spricht.

Hinzu kommt im Fall Tobler noch eine Riesenportion Heuchelei. Fordert ein sogenannter Künstler zum Mord an Roger Köppel auf, dann verharmlost er das als durch Äusserungen von Köppel verständlichen, niedlichen «Theatermord». Nimmt Fabian Molina ganz in Schwarz an einer unbewilligten Krawallantendemo gegen «Faschismus» in Zürich teil, dann vermisst man jedes zurechtweisende Wort von Tobler.

Woher so jemand den nassforschen Mut nimmt, so heuchlerisch und doppelbödig einen Alt-Bundesrat anzurempeln, das ist leicht erklärt. Der Mann ist völlig frei von Selbstreflexion und kümmert sich einen feuchten Kehricht um seine Wirkung auf die Tamedia-Leser. Wieso allerdings Supino dabei zuschaut, das ist die schwierige Frage.

Widerwärtige Kriegsgurgel

Da ist man mal weg, und schon schreibt Nicolas Freund einen Kommentar.

Der Mann ist eigentlich Filmkritiker, hat «Komparatistik, Germanistik und Kulturjournalismus» studiert, behauptet die Autorenseite der «Süddeutschen Zeitung».

Also geradezu überqualifiziert, um sich dem Pack der Kriegsgurgeln anzuschliessen, die als Schreibtäter mit markigen Worten Ukrainer in den Tod schicken wollen. Da gibt es üble Gestalten, die auf ZACKBUM bereits ausführlich gewürdigt wurden.

Aber Nicolas Freund schlägt sie alle. Dass die SZ so eine Schmiere abdruckt, wohlan, das ist ein Münchner Problem. Dass Tamedia diesen Kommentar übernommen hat, ist ein Zürcher Problem. Ist ein Versagen aller Kontrollinstanzen. Wieso spült Pietro Supino Pipifaxartikel, lässt aber solche Schweinereien durchgehen?

Was für Schweinereien? Eigentlich eine doppelte. Die erste ist noch fast harmlos. Freund schreibt: «Wolodimir Selenski hat einen Gesetzentwurf unterzeichnet, der das Alter für die Einberufung zum Militärdienst von 27 auf 25 Jahre senkt.» Das ist natürlich blühender Unsinn; aber was versteht ein Student der Komparatistik schon vom Militär. Sonst würde ihm auffallen, dass es doch eher merkwürdig wäre, wenn in der Ukraine Soldaten erst mit 27, bzw. 25 Jahren einberufen würden.

In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um die Senkung des Einberufungsalters von Reservisten. Also in der Sache hat Freund schon mal nix kapiert.

Aber das verblasst hinter der zweiten Schweinerei: «Es ist klar, dass Selenski für viele von ihnen ein Todesurteil unterschrieben hat.» Da habe Selenskyj doch länger gezögert, aber: «Es ist dennoch der richtige Schritt.» Denn: «So schwer diese Entscheidung fallen mag: Russlands Angriffskrieg lässt ihm gar keine Wahl.»

Freund meint also, dass junge und mangelhaft ausgebildete Reservisten als Kanonenfutter in den Tod zu schicken, für ihn ein richtiger Schritt sei. Vom fotografierten Bubigesicht auf der Autorenseite zu schliessen, dürfte Freund selber auch in diese Alterskategorie fallen.

Da sei ihm doch nahegelegt, Krieg nicht als Spielwiese für menschenverachtende Kommentare zu missbrauchen, sondern selbst mannhaft und beherzt ein Beispiel zu geben. Ein Zeichen zu setzen, wie man in seinen Kreisen so gerne sagt. Denn wir möchten unbedingt die Kriegsreportage von Freund an der Front lesen.

Die Kriegsgurgel müsste dafür nicht mal eine Waffe in die Hand nehmen. Einfach hingehen, aufschreiben, berichten. Kann doch nicht so schwer sein. Ausser, Freund wäre zu feige dafür. Aber das ist er doch sicher nicht, so abgebrüht wie er die Notwendigkeit von Todesurteilen befürwortet.

Oder um seinen Titel zu paraphrasieren: was Freund da hinschmiert, ist furchtbar und wichtig genug, um in die grosse Halle der Schandmale des verantwortungslosen Journalismus aufgenommen zu werden.

Gute und schlechte Nachrichten

ZACKBUM sucht Ostereier; bis genügend gefunden wurden, melden wir uns hier ab.

Das ist eine gute Nachricht für die One-man-Show.

Das ist eine schlechte Nachricht für die Leser.

Das ist eine gute Nachricht für all die Kritisierten, die ihre schreiende Unfähigkeit,
ihr Geholper und Gestolper durch die deutsche Sprache,
ihre Selbstherrlichkeit, Einseitigkeit und Denkfaulheit
ungehemmt und ungestört ausleben können.

Das ist eine gute und schlechte Nachricht, je nach Blickwinkel, dass

ZACKBUM

ab 15. April wieder da ist. 

Lückenpresse?

Die Fronten sind gezogen und verhärtet. Wie berichten westliche Medien?

Nach dem Corona-Desaster ist vor der Ukraine-Katastrophe und dem Gazastreifen-Debakel. Seit Menschengedenken ist Kriegsberichterstattung das Gebiet, auf dem die Medien krachend versagen.

Die Medien der direkt Beteiligten sowieso, sie verwandeln sich in Propagandaschleudern ihrer jeweiligen Regierungen. Der Feind ist immer grausam, unmenschlich, feige und erleidet Niederlage um Niederlage. Die eigenen Truppen sind immer human, tapfer und eilen von Sieg zu Sieg. Gibt es Rückschläge, sind die nur taktischer und vorübergehender Natur.

Allerdings gibt es doch graduelle Unterschiede. Wenn man zum Beispiel vergleicht, wie die sowjetischen Medien über das Afghanistan-Desaster berichteten, wo sich die UdSSR am Schluss schmählich zurückziehen musste. Wie Jahrzehnte später die USA auch.

Aber deren Presse hatte sicherlich einen Anteil daran, dass sich die USA schmählich aus Vietnam zurückzogen. Angefangen bei den Pentagon-Papers und wiederholten Berichten über US-Kriegsverbrechen (Massaker von My Lai) über aufrüttelnden Beschreibungen der Auswirkungen des Militäreinsatzes auf die Psyche von GIs, hier kamen die Medien (nicht alle, aber einige) ihrer Berichterstatterpflicht nach.

Seither haben sich die westlichen Medien aber nicht weiter-, sondern zurückentwickelt. Die Berichte von sogenannten embedded journalists über die völkerrechtswidrige Invasion  des Iraks. Ein Trauerspiel.

Das seine Fortsetzung in der Berichterstattung über die Invasion der Ukraine findet. Die faschistischen Wurzeln des Landes, seine endemische Korruption, der Putsch, die gekauften Wahlen, die einen Präsidentendarsteller an die Macht brachten, die weiterhin grassierende Veruntreuung selbst von kriegswichtigem Material, terroristische Aktionen der Ukraine, die lange Liste der Repressalien gegen Dissidenten in der Ukraine – alles kein Thema. Oder höchsten so im Vorbeilaufen.

Dafür laufen Schreibtischgeneräle zu Höchstformen auf, die ihren Arbeitsplatz mit einem Sandkasten verwechseln, in dem Truppenteile herumgeschoben werden, Spielzeugpanzer herumfahren, Flugzeuge mit lautem «rrooam» virtuell die Luft zerschneiden.

Aber obwohl zum Beispiel die Schweiz theoretisch neutral ist und somit keine Partei ergreifen sollte, gibt es in der Schweiz kein einziges Organ, das den Blickwinkel Putins wiedergibt. Gut, die «Weltwoche», aber selbst die macht das trotz Köppels unermüdlichem Kasatschok nur punktuell.

Das völlige Versagen der westlichen Medien zeigt sich schon darin, dass doch in Wirklichkeit kein Konsument all dieser Medien weiss, wie es denn nun eigentlich militärisch an der Front aussieht. Wie viele Reserven die Ukraine noch hat, was Russland noch alles in die Schlacht werfen kann.

Da wurde lange Zeit ein ukrainischer Sieg in den glühendsten Farben gemalt, bis die Journaille kleinlaut den ungeordneten Rückzug antrat.

Noch schlimmer, wenn da eine Steigerung überhaupt möglich ist, steht es um die Berichterstattung aus dem Gazastreifen. Sicherlich, Israel untersagt Journalisten grundsätzlich den Zugang, obwohl man ja nichts zu verbergen habe. Aber ob zum Beispiel Israel Lastwagenkonvois mit Hilfsgütern aufhält, oder ob die Verteilungskapazitäten der humanitären Organisationen nicht ausreichen, man weiss es nicht. Ob die Hamas innerhalb oder unterhalb von Spitälern mit Wissen der Spitalleitung Basen unterhält, man weiss es nicht.

Beginnt die Bevölkerung zu verhungern oder ist das eine weitere Mär der Hamas, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen? Wie überlebt es sich überhaupt im Gazastreifen? Tut Israel irgend etwas, um den Flüchtlingen aus dem Norden Schutz zu bieten, wenn es nun auch noch im Süden durchgreift? Wie steht es eigentlich aktuell um die von Israel zugewiesenen sogenannten Schutzräumen, die angeboten wurden, als die massive Invasion von Gazastadt begann?

Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst, ein banaler, aber dennoch richtiger Satz.

Nachdem Social Media die Informationsvorherrschaft der grossen Medien gebrochen hat, dröhnen unablässig Bilder- und Wortfluten auf all die ein, die meinen, sich so einen eigenen Überblick verschaffen zu können.

Aber genauso, wie die grossen Medienhäuser das Internet verschlafen haben und sein Funktionieren als Wertschöpfungsgenerator bis heute nicht kapieren, verschlafen sie nun die Parallelinformationen via Internet.

Der dünne Brei, denn zum Beispiel die grossen Schweizer Medienhäuser verfüttern, ist eigentlich die Aufforderung zum wirtschaftlichen Selbstmord. Denn wenn schon gratis häufig Besseres und Kompetenteres geliefert wird, wozu braucht es dann noch eine Tageszeitung?

Die könnte sich, um hier auch kurz zu sändelen, eine USP schaffen, indem sie Mehrwert anbietet. Das, was schon längst auf YouTube, Tictoc, telegram und Instagram dudelt, nochmals mit ernstem Blick zu verkünden, das kann es ja nicht sein.

Die Medien versagen einmal mehr. Sie sind parteiisch, subjektiv, schlecht informiert. Sie liefern so viele Hintergrundinformationen nicht, weil sie entweder zu faul sind oder der noch existierende Korrespondent dreht lieber Klischees und Vorurteile durch die Mühle. Macht viel weniger Stress als dieses blöde «vor Ort den Puls fühlen».

Laut Meldungen soll Russland als Vergeltung für das Moskauer Massaker das Hauptquartier des ukrainischen Geheimdienstes SBU in Kiew mit einem Marschflugkörper in Schutt und Asche gelegt haben. Stimmt das? Wieso konnte das die ukrainische Luftabwehr nicht verhindern? Stimmt es, dass der Geheimdienst vorgewarnt wurde? Durch wen? ein weiteres Beispiel unter vielen, wie lückenhaft berichtet wird.

So viele Fragen, so wenig Antworten. Ausser einer: es ist ein Trauerspiel.

Keiner zu klein,

Denunziant zu sein.

Christian Zeier ist «Auslandsreporter & investigativer Journalist». Und Herausgeber der Randgruppenpostille «Reflekt». Und Gelegenheitsjournalist; auf seiner Homepage stammt sein letztes Werk von 2021. Offensichtlich ist ihm etwas langweilig.

Auf welchem Niveau er schwebt, zeigt er hier:

Er drückt den «Kolleginnen» beim «Bieler Tagblatt» unaufgefordert sein Beileid aus: «Mit Werner De Shepper erhalten sie einen Blattmacher, der jahrelang mutmasslich (12 Quellen) Frauen am Arbeitsplatz belästigt hat und 2023 erneut Frauen begrapscht haben soll

Der Investigativjournalist kann nicht mal den Namen von De Schepper richtig schreiben und bezieht sich dabei auf einen Artikel im «Tages-Anzeiger» von 2017, in dem Tamedia der Konkurrenz Ringier eins auswischen wollte. Wie inzwischen üblich, wurden ausschliesslich anonyme Aussagen von angeblich betroffenen Frauen zusammengeschrieben. Wie auch üblich, dementierte De Schepper, die Vorwürfe liessen sich nicht erhärten und fielen wie ein Soufflé in sich zusammen. Ungefähr so wie später die Vorwürfe von 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen. Das haben anonyme Verleumdungen halt so an sich.

Dann bezieht sich der Investigativjournalist noch auf eine Meldung in der «Weltwoche» von 2023, in der behauptet wird, die damalige Trennung von De Schepper habe als Grund «einen sexuellen Übergriff». Der soll darin bestanden haben, dass De Schepper nach einem feuchtfröhlichen Mahl in Paris zum Abschied eine Dame auf beide Wangen geküsst und umarmt haben soll. Offiziell trennte man sich damals wegen «unterschiedlicher Auffassungen». Dass bei Ringier schnell und grundlos gefeuert wird, musste auch schon der Oberchefredaktor Christian Dorer erleben. Ob Zeier auch dessen neuen Mitarbeitern sein Beileid aussprechen wird?

Nun nimmt also Zeier diese Uralt-Schmiere von 2017 und diese Meldung von 2023 zum Anlass, De Schepper zu denunzieren.

Ein Kommentator fragt richtig, ob Zeier somit aus diesen Gründen für ein lebenslanges Berufsverbot sei.

Es ist unglaublich, nach all diesen Anklageflops ohne Zahl (erinnert sich noch jemand an den Sänger von Rammstein? Oder an den Chefredaktor des «Magazin»? Oder an die vielen anderen, deren Karrieren (fast) durch unbewiesene, falsche Anschuldigungen, meistens anonym, gekillt wurden?).

Es wäre doch mal ein sinnvolles Recherchethema für einen neidischen Journalisten, der sich langweilt, all diese Flops im deutschen Sprachraum nachzuzeichnen und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

Aber das würde ja in Arbeit ausarten; so eine schnelle Nummer auf X mit einer üblen Denunziation, die schreibt sich aus dem Handgelenk vor dem ersten Kaffee.

In was für eine unappetitliche Tradition stellt sich da Zeier. Nachdem sich noch und nöcher erwies, dass man vor allem anonymen Denunziationen oder Gerüchten keinen Glauben schenken sollte, viele Magazine bis hinauf zum «Spiegel» kleinlaut Anschuldigungen zurücknehmen mussten, kommt nun noch dieser angebliche Investigativjournalist, und verbreitet ungeprüft haltlose Gerüchte.

Das hat allerdings die ungewollte Nebenwirkung, dass nicht De Schepper, sondern Zeier einen ganz üblen Geruch verbreitet.

Dunkle Worte

Nora Zukker rezensiert Martin Suter. Kann nicht gutgehen.

Martin Suter ist der genderkompatible, fluffige Gebrauchsliterat der Schweiz. Die Texte des PR-Genies flutschen so wie eine feuchte Seife in der Hand. Kantenlos, glatt, gepflegt, unangenehm parfümiert, langweilig.

Der Literaturhäuptling (wieso gibt es davon keine weibliche Form, verdammte Diskriminierung) ohne Indianer von Tamedia, Nora Zukker, ist sonst eher für Abseitiges und Unterirdisches wie Simone Meier zuständig.

Nun versucht sie sich also mal am Schweizer Erfolgsautor, der zwecks Promotion nicht davor zurückschreckt, Privatestes wie den Tod seiner Frau larmoyant auszubreiten, wenn man ihm Gelegenheit dazu gibt.

Aber zur Sache. Schon der Titel der Rezension ist so dunkel wie holprig, Wie kann man zwischen Oliven und einem Drink die Geduld verlieren? Wo bleibt die dann ab? Findet man sie dann hinter einer Olive wieder?

Aber das soll ja den Leser nur vorwarnen, dass es anschliessend noch holpriger, dunkler und unverständlicher wird:

«Allmen bietet ihm seine Hilfe bei der Suche nach dem verschwundenen Kunstwerk an – und hofft, nicht schon wieder seine Kreditwürdigkeit improvisieren zu müssen. Es könnte für den «Pleitendandy» eine Zeit ohne den Duft schwarzer Bohnen kommen, denn er gehört nun ein bisschen dazu, zum Kreis der illustren Kunstfreunde von Weynfeldt.»

Wie improvisiert man seine Kreditwürdigkeit? Und was ist eine Zeit ohne den Duft schwarzer Bohnen? Meint sie damit Frijoles (würde zu den Margaritas passen) oder schlichtweg Kaffee?

Aber weiter im Geholper: «… der Adelstitel Johann von Allmen führt irrtümlicherweise zum Adel, ist aber bäuerlicher Herkunft. Carlos (ein Bediensteter, Red.) kann auch nicht zu oft die Mansarde hochsteigen und ein Bündel Banknoten holen und sie dem Johann Friedrich leihen». Hä?

«Allmen ist nämlich gut darin, die Wirklichkeit auszublenden. Das hat er in seiner Kindheit gelernt, als er die Augen schloss und sein Vater mit einem Stück Holz das Kaninchen Mimi vom kleinen Johann erschlug. Aber dann muss er die Augen aufschlagen, als es hupt und eine Bahre mit grauem Deckel geholt wird. Karin Winter ist tot.» Hä?

Wer’s bis zum Schluss durchsteht, wird hiermit bestraft:

«Da sind keine schnellen Schnitte, keine Spannung, die einem den Atem nimmt, aber Suters Dialogtalent bleibt konkurrenzlos. Mit «Allmen und Herr Weynfeldt» gewährt uns Suter wieder Einblicke in die Welt der Reichen. Und irgendwann trinkt Weynfeldt dann doch noch den Martini zur Olive. Aus Gründen.»

Hä?

Eigentlich sollte eine Rezension dem Leser Gründe an die Hand geben, einen Martini zu trinken. Nein, ein Buch lesen zu wollen oder nicht.

Hier sind die Fragen, ob man das Buch trotz dieser Rezension lesen sollte. Oder sich sinnlos besaufen. Ob es noch schlechter oder eventuell besser ist. Im Zweifelsfall ist aber die beste Entscheidung: weder Suter noch Zukker lesen. Das Leben ist zu kurz für solche Abschweifungen.