Terror von der Reitschule zu Bern

«Feuer frei!» von der SVP? Grosses Gebrüll. Kopf ab von der Reitschule? Schweigen. Diese Heuchler.

Tamedia ist bekanntlich ein liberaler, offener, fortschrittlicher Medienkonzern. Der freien Debatte verpflichtet, konsequent gegen Hetzer, Hate Speech im Internet, gegen das Schiessen mit Worten oder auf Personen.

Das haben gerade zwei Redaktoren deutlich zum Ausdruck gebracht. Da schrieb ein Provinz-Possli der SVP «Feuer frei!» in seiner Mini-Chatgruppe und meinte damit Kritik am BAG. Das brachte ihm (und einem SVP-Regierungsrat) eine Breitseite von Tamedia ein. Front plus länglicher Artikel, ein übles Stück Demagogie vom Unfeinsten.

Dass gleichzeitig der leitende und leidende Redaktor Marc Brupbacher ungehemmt Politiker beschimpfen und Verschwörungstheorien verbreiten darf, was soll’s.

Michèle Binswanger ist auch leitende Redaktorin bei Tamedia. Sie hat den bedeutenden deutschen Journalisten Stefan Aust anlässlich seines 75. und seiner Biografie interviewt. Wegen des Interviewten, aber auch wegen den Fragen ist das ein anregendes Gespräch geworden, das man gewinnbringend lesen kann. Ohne mit den Fragen oder gar den Antworten einverstanden sein zu müssen.

Aust ist ein typische Beispiel dafür, was Gesinnungstäter Amok laufen lässt. Hat was geleistet, war bei «konkret» (die meisten wissen gar nicht mehr, was das ist), hatte führende Positionen im «Spiegel», hat sich mit seinen Recherchen über die RAF (nachschlagen, einfach nachschlagen) verdient gemacht und in Gefahr begeben. Irritiert aber mit seiner unabhängig-kritischen Position.

Aust sagt so Sachen wie:

«Heilige Selbstverwirklichung finden wir bei Fridays for Future und auch bei den linken Revolutionären.»

Das finden linke Gesinnungslumpen in der Schweiz natürlich ganz furchtbar, aber Aust sitzt im fernen Hamburg und überhaupt. Gut, dass es die Interviewerin gibt. Binswanger ist näher und sagt so Sachen wie:

«Der Vorwurf, rechts zu sein, kann ein gesellschaftliches Todesurteil sein.»

Anlass für durchgeknallte Amoks von der Berner Reitschule, unter Pseudonym das hier ins Netz zu stellen:

Sicher nur künstlerisch-ironisch gemeint.

Wir wollen nicht Knellwolf und Co. imitieren und das als wörtlich zu nehmenden Mordaufruf denunzieren. Aber es ist natürlich Ausdruck einer widerwärtigen Geisteshaltung. Nämlich der Unfähigkeit, mit abweichenden Meinungen umzugehen. Darauf anders als mit Ablehnung, Abwehr, Anwürfen zu reagieren.

Die Kämpferin gegen Hass im Netz retweetet die Geschmacklosigkeit.

Gefestigt durch das vermeintlich sichere Wissen, selbst im Besitz der heiligen Wahrheit und im Kampf für das Gute und gegen das Böse zu allem berechtigt zu sein. Dazu wird sogar noch eine hanebüchen dumme Begründung geliefert:

 

Was meinen denn die Vorkämpfer von Tamedia dazu?

Nun macht es keinen Sinn, mit diesen Reitern der galoppierenden Dummheit ernsthaft in eine Auseinandersetzung zu gehen. Interessant könnte hingegen sein, was die beiden Tamedia-Autoren, die sich so fürchterlich über einen angeblichen Mordaufruf der SVP erregten, zu diesem geschmacklosen Angriff auf ihre Kollegin meinen. Interessant wäre es gewesen, was der Oberchefredaktor von Tamedia zu unternehmen gedenkt, um seine Mitarbeiterin vor solch primitivem Hate Speech zu schützen.

Das hätte vielleicht einen kleinen Erkenntnisgewinn für die Leser gebracht. Wenn einer der drei Herren geruht hätte, auf eine höfliche journalistische Anfrage zu reagieren. Aber auch hier gilt: austeilen gegen den politischen Feind, das geht immer, auch mit dem billigsten Vorwand. Aber gleiches Mass auch in der linksautonomen Szene anzuwenden: niemals. Da zeigt der Tamedia-Redaktor Tobler Verständnis für einem «Theatermord», wenn ein deutscher Amok dazu aufruft. Köppel zu töten, weil der angeblich auch töte.

Da werden Seiten mit der völlig überflüssigen Debatte gefüllt, wie man denn weibliche und andere unterdrückte Teile der Gesellschaft sprachlich korrekt abbilden könne. Da werden viele Seiten mit Nabelschau, geklautem Leiden und Besserwissereien gefüllt. Aber wenn eine eigene Mitarbeiterin aufs übelste angegangen wird, dann herrscht heuchlerisches Schweigen.

Da salbadert auch Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, dass man bei Tamedia ein «Problem» mit Sexismus und Frauendiskriminierung habe. Aber hier? Ruhe. Da verwandeln sich die Redaktoren, nie um eine schnelle Verurteilung verlegen, in reine Toren, die die Kiefer nicht auseinanderkriegen und verkniffen schweigen, wenn sie Gelegenheit hätten, was zu sagen. Bei dem SVP-Lokalpolitiker machten sie sich noch darüber lustig, dass der eine erste Stellungnahme anschliessend zurückzog. Sie selbst sind nicht einmal dazu in der Lage.

Wer soll die Moral- und Tugendwächter von Tamedia noch ernst nehmen?

Liebe Leute von Tamedia, glaubt Ihr weiterhin ernsthaft, dass ins Internet abschwirrende Werbung plus Corona die ärgsten Feinde der Medien seien? Merkt Ihr nicht, dass Eure eigene Verlogenheit, Eure Heuchelei, Euer völliges Desinteresse an den Interessen Eures Publikums, Eurer Konsumenten, Eurer Brötchengeber der grösste Feind ist? Wer soll Euch denn noch irgendein Urteil, eine Verurteilung, eine Zurechtweisung glauben? Noch schlimmer: wer soll Euch denn noch ernst nehmen?

Inzwischen haben die anonymen Amoks der Reitschule ihren Blöd-Tweet gelöscht. Eiern aber  – samt ihrem Sympathisanten-Sumpf – herum:

 

 

 

Ausflüchte, schönreden, andere anonyme Idioten bedauern oder wollen es nicht gewesen sein.

 

5 Kommentare
  1. Marcella Kunz
    Marcella Kunz sagte:

    In einer normalen Firma würde die Belegschaft ihre Arbeitskollegin verteidigen, die auf derart schändliche Weise attackiert wird. Das wird wohl nicht geschehen. Man hat natürlich nicht vergessen, dass Binswanger den Protestbrief der «diskriminierten» Frauen nicht unterschrieben hat.

    Trotzdem wird sie wohl beim Tagi bleiben nach ihrer Beförderung, umso mehr, als bei anderen Medien der Bedarf an Allrounderinnen bzw. Gesellschaftsjournalistinnen mehr als gedeckt ist. Ich möchte sie jedenfalls nicht bei der Weltwoche sehen; sie könnte die Lücke, die die brillante Katharina Fontana hinterlassen hat, niemals ausfüllen.

    Man sollte auch nicht vergessen, dass es M.B. war, die die berufliche Existenz eines Mannes aufgrund eines einzigen unüberlegten Tweets zerstört hat. Da war sie ganz auf der Tagi-Linie – und das dürfte sich nicht entscheidend geändert haben.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Priska Amstutz hat einen gangbaren Weg für Tamedia gefunden. Heute hat sie einen Artikel, Print/Online, publizert unter der Rubrik «Glosse», kennen wir auch vom Nebi: «Wo zum Teufel bleibt der neue Stundenplan?». Darin ärgert sie sich dass sie ihre 2 Kinder bis Ende August nicht vollständig takten kann wegen fehlender Stundenpläne für das kommende Schuljahr. Die Frage stellt sich ob das enge Korsett ihrer Kinder nicht ein Fall für die KESB ist.

    Aber eben, für Tamedia Hinweis alle Artikel mit «Glosse» zu bezeichen damit man das publzierte Geschreibe nicht ernst nimmt. Ob die Reaktion des Nebi nicht sauer ist über die Konkurrenz eine andere Frage. Vielleicht kann das Recherche Desk von der Werdstrasse klären, natürlich unter der Rubrik «Glosse».

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  3. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    «Merkt Ihr nicht, dass Eure eigene Verlogenheit, Eure Heuchelei, Euer völliges Desinteresse an den Interessen Eures Publikums, Eurer Konsumenten, Eurer Brötchengeber der grösste Feind ist?»

    Ich fürchte, diese Frage geht von falschen Annahmen aus. Dem Juste Milieu des «Tages-Anlügers» geht es ja nicht um akkurate Berichterstattung, sondern um beeinflussenden Aktivismus (was auch Stefan Aust im erwähnten Interview bestätigt hat). Ausserdem führen die Individuen dieser Clique ein Leben geistig saubequem abgeschottet in ihrer Bubble, in der Gegenstimmen nicht vorkommen. Abweichende Ansichten kann sich niemand leisten, denn diese werden mit äusserster Aggressivität bekämpft, deren Protagonisten werden denunziert, zum Schweigen gebracht und ausgeschlossen.

    Michèle Binswanger steht bei ihrem jetzigen Arbeitgeber völlig quer in der Landschaft. Auch wenn das aus verschiedenen Gründen seinen Reiz hat, kann das dauerhaft nicht gut gehen. Bei der «Weltwoche» oder der «NZZ» würde sie sich besser entfalten können. Ihr mit Stefan Aust in der letzten «SonntagsZeitung» geführtes Interview war für mich das publizistische Highlight an diesem Tag.

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  4. Rolf Karrer
    Rolf Karrer sagte:

    Gegen diese Exponentinnen und Exponenten der Reitschule Bern sollte die Tamedia vorgehen.

    Dieses anonyme Megafon der Reitschule müsste ohnehin polizeilich enttarnt werden. Insbesondere wer ständig Staatsgelder beansprucht, kann keinerlei Schutz geltend machen.

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  5. Sam Thaier
    Sam Thaier sagte:

    Diese wirre, heuchlerische und verlogene Tamedia-JEKAMI-Truppe katapultiert sich ins völlige offside.

    Der leitenden Redaktorin Michèle Binswanger empfehle ich sehr, dieses sinkende Schiff umgehend zu verlassen. Bei ihr stehen überall alle Türen offen. Ihre verdienstvollen Charaktereigenschaften nicht auf einem Auge blind zu sein, macht sie echt wertvoll.

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