Die Dumm-Verkaufe

Medien werden vom Staat unterhalten, bezahlt, subventioniert. Kein Problem, sagen die Medien.

Jeder Mitarbeiter von CH Media weiss, dass letztlich der Wanner-Clan das Sagen hat. Jeder Mitarbeiter bei Ringier weiss, wie der Besitzer des Verlags heisst. Wer bei Tamedia in Lohn und Brot steht, kennt den Coninx-Clan und seinen Statthalter Pietro Supino.

Alle Verlagshäuser legen grossen Wert darauf, dass sie völlig unabhängig berichten, nur der Wahrheit und den journalistischen Regeln verpflichtet. Da lachen die Hühner schallend. Und suchen vergeblich nach kritischen Artikeln über Wanners auf CH Media. Selbst wenn der von Beruf Sohn und von Funktion Leiter Radio Florian Wanner sich in der UKW-Debatte lächerlich macht und durch Unkenntnis glänzt, wird darüber natürlich höflich geschwiegen.

Weder über den Aston Martin noch über den Kunst-Spleen von Michael Ringier liest man jemals kritische Artikel. Und solange Frank A. Meyer was zu sagen hat, wird es kein böses Wort über die EU und nur böse Worte über den «Führer aus Herrliberg» und die SVP geben.

Man muss Prioritäten setzen

Bei Tamedia kümmert man sich angelegentlich um korrektes Gendern, Frauenquoten und den Kampf gegen Sexismus. Der Profitwahn Supinos und die Unwilligkeit des Coninx-Clans, in Krisenzeiten mal ins eigene, tiefe Portemonnaie zu greifen, ist eher weniger ein Thema.

Reiner Zufall, habe überhaupt nichts mit den Besitz- und Machtverhältnissen zu tun, wird auf Wunsch geschwurbelt und gesabbert. Reiner Zufall, dass es nicht mal dem Neueinsteiger einfallen würde, mit dem Vorschlag in die Themenkonferenz zu platzen, ob man nicht mal den beim Jubiläums-Jubel «Medien zwischen Geld und Geist» zum 100. des «Tages-Anzeiger» (1993) von Coninx persönliche gestrichenen Beitrag nachreichen sollte.

Ganz allgemein gilt: welche Gehälter in den Chefetagen für welche meist kläglichen Leistungen bezahlt werden, wann wenigstens damit aufgehört wird, Sparmassnahmen, Rausschmisse, Zusammenlegungen und Verödung allgemein als bedeutenden Fortschritt verkaufen zu wollen, das sind Tabuthemen. Dass man damit die verliebenden Leser stinksauer macht, was soll’s. Weniger Abokosten für deutlich geschrumpftes Angebot? Himmels willen, niemals.

Das «Medienpaket» ist auf der Zielgeraden

Nun werden aktuell noch die letzten Differenzen zwischen Stände- Und Nationalrat bezüglich des «Medienpakets» ausgeräumt. Damit ist gemeint, dass die Schweizer Medien geradezu nordkoreanisch in Reih und Glied ausgerichtet werden. Nein, niemand behauptet, jetzt würden dann nur noch Jubelartikel über den so furchtbare geschickten Verhandler Bundesrat hereinbrechen.

Aber die Einzigen, die kein Problem damit haben, vom Staat reichlich mit Steuergeldern beschenkt zu werden – sind die Verleger-Clans. Die für sie schon längst zu Quengelverstärkern denaturierten Begriffe wie Vierte Gewalt, Kontroll- und Wächterfunktion glaubt ihnen doch keiner mehr.

Sie bringen nicht einmal mehr minimale Solidarität untereinander auf. Da werden Werbeallianzen geschmiedet, und wer draussen bleiben muss, stellt sich auf die Zehenspitzen und tobt, als ginge es um sein Leben. Dabei befürchtete Tamedia nur dass Ringier an die grösseren Geldtöpfe mit seiner Admeira gelangen könne. Schlimmer noch: immer öfter wird für Aussenstehende unerfindlicher und unbegreiflicher Konzernjournalismus betrieben.

Konkurrenz wird schon mal niedergemacht

Unvergessen, als ein Tamedia-Redaktor mit passendem Nachnamen über den Südostschweizer Platzhirsch in den dortigen Medialgefilden herfallen wollte/musste/sollte. Dabei hackte er Hanspeter Lebrument dermassen gewalttätig und ohne jede Faktengrundlage zusammen – in bester «Republik»-Manier nur mit anonymen Quellen arbeitend –, dass Tamedia den Artikel in elektronischen Archiven löschte und den ja nur His Master’s Voice spielenden Journalisten dazu verdonnerte, höchstselbst sich bei Lebrument zu entschuldigen.

Weil man sich nichts gönnt, tobt eine der Schlachten über dem Thema Internet. Wer kriegt da was und warum? Um Medienplattformen zu unterstützen, die ohne Zweifel demnächst in chinesische Hände übergehen werden. In wieweit chinesische Investoren bereits sind, so geduldig dem Treiben ausser Kontrolle geratener Journalistinnen zuzuschauen?

Vorher tobt aber noch ein Nahkampf zur Frage: Werden nun Online-Auftritte auch mit Steuergeldern zu geschüttet, und wenn ja, nach welchen Auswahlkriterien.

Nur, was bezahlt werden muss, kriegt Staatskohle

Bislang hält die Linie, dass dort das Füllhorn nur über Angeboten ausgeschüttet wird, die in irgend einer Form Geld dafür verlangen, dass man die magere Leistung sehen darf. Allerdings ist Tamedia mit «20 Minuten» und CH Media mit «watson» unterwegs. Beides News-Schleudern ohne Zahlschranke. Die würden also leer ausgehen. Was überraschenderweise die beiden Verleger-Clans gar nicht lustig finden.

Nebenbei würde das bedeuten, dass auch die deutlich wachsende Plattform «Die Ostschweiz» leer ausginge – ZACKBUM ebenfalls. Hier wäre allerdings Unabhängigkeit mit oder ohne staatliche Subvention garantiert.

Bei den clanbestimmten Verlagen wäre es einfach eine noch verstärkte Abhängigkeit. Denn sie bekommen ja heute schon unter verschiedenen Titeln staatliche Beihilfen. Zwecks Ruinieren der Glaubwürdigkeit.

3 Kommentare
  1. Mathias Wyss
    Mathias Wyss sagte:

    Sommaruga und ihre linken Chefbeamten, gemeinsam mit links-grünen Parlamentariern wie Töngi (LU), haben das Gesetz so ausgestaltet, dass linke Onlineportale wie Republik, Zentralplus sowie andere Nischen-/Hobbyportale kräftig absahnen können. Entscheidend ist nicht der qualitative/quantitative/relevante Output, sondern allein die Einnahmen.

    150’000 Fr./Jahr (z.B. 1’000 Unterstützer à 150 Fr. oder krasser: 500 Unterstützer à 300 Fr.) reichen für zwei mässig bezahlte Journalisten. Mit den Subventionen steigen die Einnahmen locker auf 200’000 Fr. Damit katapultieren sich die zwei Journalisten schlagartig in eine höhere Lohnklasse, ohne jede Mehrleistung.

    Staatsbeiträge sind auch deshalb völlig ungerechtfertigt, weil Onlinezeitungen (nennen wir sie mal so) weder Druck- noch Vertriebskosten haben.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Bei den Bauern hiess es früher Subventionen, heute etwas technischer, Direktzahlungen. In den Räten wird das Gesetz zur Medienförderung beraten, Start mit ca 120 Mio. Ein Fass ohne Boden, einmal am Topf der SteuerzahlerInnen, immer am Topf, wie die Landwirtschaft, Appetit steigend dank gutem Lobbying der Medienhäuser und PolitikerInnen die nicht mehr wissen wie wichtig eine unabhägige Presse ist. Mit den Geldern wird das zunehmende Versagen der Verleger und die Staatsabhängigkeit alimentiert.

    Die Dummen sind einmal mehr die Abonnenten, die müssen zweimal zahlen, über das Abo und über Steuern, für mittelmässige Leistung, für copy-paste und Bevormundungs- und Mahnfingerjournalismus. «Innovation» nur noch bei Ringier die den BLICK Schrott nun auch französisch herausgibt.

    Tamedia gibt ein Teil der Medienförderung weiter nach München da dort die Auslands- und Kulturredaktion sitzt und auch etwas vom Kuchen wollen. «Kultur & Gesellschaft» heute die Seiten des Grauens.
    Seite 1: über Schriften, 8 TA 5 Männer 62,5% / 3 Frauen 37,5%, zu ihren Schriftfavoriten. Immerhin der 40% Frauenanteil fast erreicht. Wahrscheinlich Resultat eines «Wirhabenunsallelieb»-Workshop.
    Seite 2: Artikel von Willi Winkler, von der SZ zur Verfügung gestellt, über eine umstrittene Roth-Biografie, Zukker wäre da überfordert. 5 Spalten mit grossem Bild. Spalte 6, die Kolumne vom Senfproduzenten Peter Schneider, Schweizweit bekanntes Vermarktungsgenie und Anlaufstelle für Beknackte oder Angegnackte.
    Seite 3, ein lesenswerter Artikel von Rafael Zeier über Bildspeicherung bei Google. Unglaublich, Zeier ist tatsächlich TA Journalist und zu Leistung fähig!

    Leider wird es nicht besser in der Medienlandschaft, es wird weiterhin onaniert. Christina Neuhaus, Stefan von Bergen, Nina Jecker, Lisa Feldmann, Hansi Voigt (ausgerechnet Voigt der nicht weiss was guter Journalismus ist), Hannes Britschgi suchen die Nominierten für den Journalistenpreis 2021. Warum nicht die Medienkonsumenten urteilen lassen? Die Blase bläst sich einmal mehr selber auf!

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  3. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Vorschlag zur Güte.
    Wenn die Medien aus allgemeinen Mitteln Steuern teilbezahlt werden dann sollte das mit einem entsprechenden für alle zugänglichen Anteil, an Medienangebot gegengeleistet werden. OHNE Bezahlschranke!!!
    (Auch die Zb. Agrarsubventionen sind mit umfangreichen Auflagen verknüpft.)
    Das mit der einseitigen Berichterstattung und Meinungsbildung, die seit innzwischen 3 Jahrzehnten zu beobachten ist!
    Da gibt es NUR EIN Gegenmittel, die bedingungslose Meinungsfreiheit.
    Das Netz ist innzwischen eine Gegenkraft zu den Gleichschrittmedien.
    Die sich in letzter Zeit häufenden Forderungen nach „versteckter” Zensur sind strikte abzulehnen. Ausser hoch groben Entgleisungen zb. offensichtliche Lügen usw. dafür gibt es längst entsprechende Artikel in der Rechtspflege.
    Im Zweifel immer zu gunsten der, des Angeklagten.
    Gegen Entgleisungen gibt es grundsätzlich NUR ein Gegenmittel, die sachliche möglichst begründete Gegenmeinung.
    Alle die nach Zensur, auch versteckter, schreien nehmen für sich die alleinseligmachende Deutungshoheit und Unfehlbarkeit in Anspruch schlicht absolutistische, diktatorische Anmassung.

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