Lob der NZZaS

Wieder mal eine –seltene – Gelegenheit. Wir loben die NZZaS. Warum? Sie hat über die Credit Suisse berichtet.

Nur der völlig unschuldig-naive Zeitungsleser kann sagen: na und? Alle anderen haben doch auch geschimpft. Das stimmt, aber hinter Mundschutz. Mit Schalldämpfer. In einem Tonfall, den man auch bei einem widerspenstigen Kind anschlägt. Leichte Gereiztheit, aber von pädagogischem Geist beflügelt.

Die NZZ selbst schaffte ein Interview mit dem CEO Thomas Gottstein. So viel Subersivität kann man ihr nicht zutrauen, dass sie ihn absichtlich so viele Bankerblasen blubbern liess, dass er sich damit innerhalb und ausserhalb der CS zum Deppen machte.

Aber nun kommt die NZZaS. Da geht’s schon mit dem Titel los: «Wie die Credit Suisse Milliarden verbrennt». Wie tut sie das? Nun, über das katastrophale Risk Management und die immer wieder erwiesene Unfähigkeit der Gierbanker wurde schon kräftig geschimpft.

Die NZZaS weiss eben, wie man das wirkliche Problem adressiert, nicht mit dem Finger in der Luft fuchtelt, sondern ihn schmerzhaft in die Wunde bohrt. Oder die Geldvernichtungsmaschine CS gnadenlos auseinandernimmt.

Mit wenigen Schnitten zum Kern des Problems durchgedrungen

Mit drei vermeintlich einfachen, aber punktgenau gesetzten Sonden.

  1. Schon 2011 wurde der CS von der Anlagestiftung Ethos vorgerechnet, dass ihre grossartige Investmentbank bislang 7 Milliarden Fr. Verlust produziert hatte. Der in zwei Wochen abtretende VR-Präsident Urs Rohner meinte damals noch arrogant: «Ich halte nichts von der Idee, aus der CS eine Art übergrosse Schweizer Privatbank zu machen
  2. Seit dem Amtsantritt dieses Versagers hat die CS zwar kumuliert einen Gewinn von 8,1 Milliarden erzielt. Allerdings: mit zehnmal weniger Angestellten hat das die ZKB in ähnlicher Höhe auch geschafft.
  3. In der Schweiz hat die CS auch kumuliert 15 Mrd. Fr. seit 2011 verdient. Also hat das weitergführte Abenteuer bei den Big Boys im Investmentbanking weitere 7 Milliarden Verlust beschert.

Sonst noch Fragen? Eigentlich nicht, aber noch ein paar weitere Antworten. Geradezu symbolisch für den Drang, ganz gross rauszukommen, war der Kauf von DLJ im Sommer 2000 für einen absurd hohen Preis. Dann platzte die Dotcom-Blase, und DLJ  wurde zur unglaublich schrumpfenden Investmentbank.

Sehr interessant ist auch der Gewinn-Vergleich zwischen CS und ZKB. Aber noch interessanter ist die Grafik daneben.

Links rot Gewinne und Verluste der CS, rechts blau die Anzahl der Geldvernichter.

Denn hier lodert das Fegefeuer, in dem Milliarden verröstet werden. Es handelt sich um die sogenannten «Key Risk Taker». Das ist das Fettauge auf den «Managing Directors». Von diesen «Risikonehmern» gibt es inzwischen rund 1400 in der CS (rechts blaue Linie). Die vermehrten sich wie die Schmeissfliegen. Von etwas über 400 auf über 1400 in zehn Jahren.

Die meisten arbeiten – where else – in London oder New York. Und haben als Söldnerseelen keinerlei innere Bindung an die CS. Eine sehr enge aber an den eigenen Geldbeutel. Diese Pfeifenbande hat ebenfalls seit 2011 bis heute sagenhafte 14 Milliarden Franken kassiert. Von verdient kann da keine Rede sein.

Das entspricht wiederum dem Doppelten des Gewinns, den der ganze Konzern mit seinen immer noch 40’000 Mitarbeitern in dieser Zeit erwirtschaftet hat. Das wurde diesen Multimillionären nachgeschmissen. Für welche «Risiken» denn? Nein, natürlich nicht für deren eigene, die Risiken musste immer die CS übernehmen. Und dafür Milliarden um Milliarden Verluste kassieren.

Milliardenverluste mit Milliardengehältern erkaufen? Macht Sinn

Wir fassen zusammen. Für einen Verlust von 7 Milliarden Franken (die aktuellen Klatschen noch gar nicht eingerechnet), hat die CS 14 Milliarden bezahlt. Das konnte sie (bislang) nur wegstecken, weil der Teil, auf den Rohner die CS auf keinen Fall reduzieren wollte, nämlich der Schweizer Ableger, Jahr für Jahr stabile Gewinne abwarf.

Noch Fragen? Ach, wieso die CS einen solchen Wahnsinn zehn und mehr Jahre durchzieht? Ein Geschäftsmodell, zu dem jeder Knirps sagte, der eine einfache Addition und Subtraktion an den Fingern abzählend beherrscht: «völlig gaga»?

Alles im grünen Bereich. Allerdings auf bescheidenem Niveau …

Das ist eine gute Frage. Dazu fällt mir auch keine Antwort ein. Ausser einer Anregung, die ich schon in St. Gallen deponierte. Dort ist die Polizei doch sehr erfahren in Wegweisungen. Zürich müsste auf den Knien um die Entsendung eines Detachements bitten. Es dann um die CS herum aufstellen und jeden, den eine Krawatte, Anzug und Bürolistenschuhe, sowie ein leicht arroganter Gesichtsausdruck als Banker enttarnt, sofort wegweisen.

Angesichts des Schadens, den er anrichten könnte, ist auch der Einsatz des Schlagstocks, von Reizgas und eine Verhaftung mit Kabelbinder und einem kräftigen Stoss in den Transporter absolut verhältnismässig.

Banker im Tränengas. Allerdings in Hongkong.

2 Kommentare
  1. Sam Thaier
    Sam Thaier sagte:

    Wie wahr: «Gier frisst Hirn». Leider hatte es die Schweizer Presse über viele Jahre hinweg versäumt, diese steuerlose black box, in den Senkel zu stellen. Wer den Namen «Suisse» im Firmennamen trägt, hätte auch von Seiten den Bundes spezielle Auflagen wahrnehmen müssen. Der Reputationsschaden ist auch für die Schweiz unbezahlbar.

    Wie weiter: Ähnlich wie seinerzeit bei Marcel Ospel, wird der lernunfähige, tief gefallene Urs Rohner schweizweit zur «persona non grata» erklärt. Ähnlich wie die seinerzeitigen Verlierer Rudolf Hüppi (Zürich Versicherung und Hans F. Vögeli (ZKB), wird er wohl bloss noch im Ausland seine Ruhe finden.

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Schweizer Firmen sollte es nur unter strengen Auflagen möglich sein, den ehrenvollen Firmentitel «Suisse», «Swiss» oder «Schweiz(er)» zu tragen.

      Beispielsweise in Holland darf der Zusatz «Koninklijk» (königlich) bloss unter strengen Auflagen verwendet werden:

      1. It has to be leading in its field of expertise
      2. It has to have national importance
      3. It has to be in existence for at least 100 years (in principle)

      Es wäre eine dringende Aufgabe des Parlamentes in Bern, sich dieser Thematik anzunehmen. Es kann doch nicht sein, dass die «Suisse» weltweit in Verruf kommt, wegen ein paar Hasardeuren der Gier.

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