Es darf gelacht werden: ´tschuldigung von Tamedia!

Der Nebel bleibt grau, aber in dieser neuen Rubrik lacht nicht nur die Sonne. Denn ohne Lächerlichkeit kommt man schlecht durchs Leben.

 

Was Mutti Merkel kann, sollte Papi Supino auch können. Fehler passieren; aber man muss dazu stehen.

Zudem geht das heutzutage ganz einfach, tut nicht weh, der Aufwand hält sich auch in überschaubaren Grenzen. Ein beauftragter Tagi-Dödel ruft «spontan» zu einer Twitter-Aktion auf. Hashtag «’tschuldigung von Herzen».

Jeder, der lustig ist drauf und/oder Arbeitsplatzsicherung betreiben will, nimmt einen Pappkarton (aber bitte mit deutlich sichtbarem Rezyklier-Stempel). Darauf malt er (auch Damen sind herzlich eingeladen) «#’tschuldigung von Herzen». Darunter gilt freie Wahl.

«An alle mutigen Tamedia-Frauen.» – «An alle gendergequälten Leser.» – «An meine Vorgesetzten, weil ich so faul bin.» – «An die Klomitbenutzer; ich habe mal wieder die Brille hochgeklappt.» – «An meine Nachbarn. Nach dem Inhalieren verbotener Substanzen wurde es etwas laut.» – «An alle Opfer meiner Verleumdungsartikel.» – «An die von mir gewerbsmässig vergewaltigte deutsche Sprache.» – «An meine Frau, ich kann einfach nicht treu sein.» – «An alle zu Unrecht als Schweine verdächtigten Männer.» – «An meine Mutter, sie hatte es nicht leicht mit mir.» – «An Pietro Supino und alle Aktionäre; ich werde mir mehr Mühe geben.»

Warum ein gutes Werk nicht mit einem zweiten verbinden?

Man sieht, an Themen mangelt es nicht. Verzierungen mit Herzchen, Blümchen, anderen dekorativen Elementen sind sehr willkommen. Man kann die Gelegenheit auch benützen, um für milde Spenden zu bitten. Für den Unterstützungsfonds für klitorisbeschnittene Frauen. Für die Erforschung dieser uralten Tradition, der mit Respekt und ohne kulturelle Arroganz zu begegnen ist. Für das Recht der Frau, sich so zu kleiden, wie sie möchte.

Oder, man will einheimisches Schaffen fördern. Da drängen sich «netzpigcock.ch» oder «SägsWiesisch.ch» auf. Natürlich gibt es auch genügend Plattformen und Anlaufstellen für Männer, die endlich das Schwein in sich abmurksen wollen. Muslimische und jüdische Gläubige haben es einfacher; die nehmen so was nicht mal in den Mund.

Aber zurück zu Ta’tschuldigung. Ein ganz wichtiges Thema muss auch die Inklusion sein. Falls es wirklich noch jemanden geben sollte, der dieses Wort nicht kennt: ja, das wurde ursprünglich in der Mengenlehre und der Mineralogie verwendet. Dann sagte man «soziale Inklusion» und meint heute ohne sozial, dass Menschen jeglicher Art, vor allem auch beeinträchtigte oder behinderte, nicht an der Teilhabe ausgeschlossen werden sollen.

Nein, damit wird natürlich nicht gesagt, dass Frauen beeinträchtigt oder behindert seien. Und Teilhabe bedeutet, dass auch Einbeinige bei Wettbewerben im Arschtreten teilnehmen dürfen, dass auch Blinde bei Modefarben mitentscheiden können.

Denn die Ausgrenzung wird immer mehr als Grundübel unserer modernen Gesellschaft erkannt. Knapp gefolgt von Menschenrechten für Tiere. Das Problem ist, dass jeder Mensch einzigartig ist wie eine Schneeflocke. Im Gegensatz zur Schneeflocke sollte er sich dessen auch bewusst werden. Sich also nicht mehr durch Gemeinsamkeiten identifizieren, durch Zugehörigkeit, durch Interessensgleichheit.

Ausgrenzungen als Opfer sind identitätsstiftend

Das ist ganz old school, dunkle Vergangenheit, als ein Arbeitnehmer, ob schwul, schwarz, Frau, Analphabet oder Wissenschaftler, sich als Mitglied einer Gruppe sah und von Arbeitgebern abgrenzte, aufgrund unterschiedlicher Interessenlage. Heute gilt es für jeden, sich durch multiple Abgrenzungen zu vereinzeln und dadurch seine Identität zu finden.

Sinn der Sache? Na, logisch: umso einzigartiger, desto häufiger Opfer von Ausgrenzung, Diskriminierung, alleine schon durch Nicht-Erwähnung. So viele Gender-Sternchen gibt’s im Firmament nicht, wie eigentlich nötig wären, um jegliche Verletzung durch Ignorieren zu vermeiden.

Wem also sonst nichts einfällt bei dieser Aktion, der kann um den Hashtag #’tschuldigung den ganzen freien Platz mit Sternchen ausfüllen. Aber dicht an dicht bitte. Die Gegelegenheit für Chefredaktion und Geschäftsleitung, ihrer eigene Betroffenheit nicht nur durch eine simple Teilnahme Ausdruck zu verleihen. Sondern indem sie einen Wettbewerb auslobt, wer am meisten Ausgrenzungen aufzählen kann.

Alleine die Genderlatte (pardon für den Ausdruck) liegt schon bei rund 165. Damit sind lediglich sexuelle Orientierungen ausdifferenziert. Da kommt also noch eine ganze Latte (schon wieder Pardon) obendrauf.

Und Hand aufs Herz, ist doch einfacher und harmloser als die vollbescheuerte Ice-bucket-Challenge, oder nicht? Und bei der hat doch auch fast jeder Depp mitgemacht. Letzter lustiger Einfall: da wir ja im Zeitalter der Verurteilung via Mob und Masse angekommen sind: alle Teilnehmer dürfen voten, wer diese ehrenhafte Aufgabe am schlechtesten erledigt hat. Vielleicht sogar durch einen völlig unangemessenen blöden Spruch auffiel.

Ja, das ist der Ex-CEO der grossen UBS.

Die ersten 10 müssen dann das mit dem Eiskübel wiederholen. Aber vor Zeugen und so. Beifang, wie der moderne Manager sagt: völlig ausgelastet durch diesen Schwachsinn füllt Tamedia seine Blätter ausschliesslich mit Agenturmeldungen und Berichten aus Münchner Biergärten. Weiterer Beifang: dadurch geht die Zahl der Neuabonnenten durch die Decke.

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