Bu, Buhu, Burka

Niemals würden wir uns als weisses Männertrio in innerreligiöse Angelegenheiten einmischen. Daher eine kommentarlose Zusammenstellung der Kommentare.

Es ist klar: Burkaträger sind nicht das Problem der Schweiz. Sondern die vielen Antidemokraten und Undemokraten, zumindest in den Medien.

Pascal Hollenstein, die publizistische Leiter nach ganz unten bei CH Media, wusste schon vor der Abstimmung: ein Ja sei «ein Rückfall ins Mittelalter», hoffentlich ein «einmaliger Betriebsunfall der Demokratie. Besser, er ereignete sich nicht.»

Der verzwergte Co-Chefredaktor des «Tages-Anzeiger», Mario Stäuble, warnte ebenfalls schon vor der Abstimmung: «Ein Ja zum Burkaverbot» sei «ein Angriff auf unsere Grundrechte».

Nach der Abstimmung wird gefrustet und gefäustelt

Nach dem Ja geht’s natürlich erst recht los: «Ein Sieg der Intoleranz», «verheerende Symbolpolitik gegen Muslime», «könnte zur Radikalisierung führen», unkt Charlotte Theile im «Spiegel». Die junge Deutsche wird eine der Co-Chefredaktorinnen des Branchenblatts «Schweizer Journalist». «Nun müssen wir über Imame und Geld reden, nicht über Kopftücher», blickt Mario Schäuble in die Zukunft. Nur: den besten Kenner dieser Sachlage, Kurt Pelda, liess er im Vorfeld der Abstimmung nicht seine Meinung im Tagi äussern.

Der «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer urteilt harsch: «Eine überflüssige Abstimmung». Mit einer anderen Interpretation wartet sein Kollege Patrik Müller bei CH Media auf: «Die SVP hat übertrieben – darum fiel das Ja zum Burkaverbot knapper aus als erwartet».

Das alles ist aber nichts im Vergleich zu den Frauendemos, die als Reaktion auf die Annahme der Initiative in Bern und Zürich stattfanden. Das sagt ein Bild mehr als tausend Worte:

Nur: wozu wird der denn überhaupt gebraucht?

Diese kühne Ansage gilt aber nicht in fundamental-muslimischen Ländern, im Gegensatz zur Schweiz. Weitere unverständliche Plakate: «Muslimische Frau dekolonisieren», «Smash states and nations», «Gemeinsam gegen das rassistische Patriachat».

Vor diesem Politslogan machte allerdings mein Übersetzungsprogramm schlapp:

Hoffentlich steht da nichts Frauenfeindliches.

Wer weiss, vielleicht zitiert hier ein Scherzkeks eine Sure, in der Ehemänner zu kräftiger Prügel gegen ungehorsame Frauen aufgefordert werden.

Die wirkliche Gefahr für die Schweiz kommt aus einer anderen Ecke

Auf jeden Fall zeigt das Geschrei vorher und nachher, dass fundamentalistische Wahnsinnige tatsächlich keine grosse Gefahr für die Schweiz darstellen. Undemokraten, die ein demokratische Abstimmungsresultat einer genauso demokratisch zustande gekommenen Initiative, weiterhin ein Leuchtturm der direkten Demokratie in der Schweiz, nur akzeptieren wollen, wenn es in ihrem Sinne ausgefallen wäre: das sind die Gefährder.

Schlechte Verlierer ist da nur der Vornamen. Denn hier werden Burka, Schleier und Maske fallen gelassen: das Volk ist blöd. Aber glücklicherweise kann man es meistens mit gutem Zureden dazu bringen, richtig abzustimmen. Manchmal, besonders, wenn die Hetzer von der SVP am Werk sind, gelingt das nicht. Dann muss man sich mal wieder schämen, ein Schweizer zu sein. Solche Abstimmungen für unsinnig, als Betriebsunfall, Ausdruck von mangelnder Sensibilität gegenüber anderen Glaubensrichtungen, gar als Angriff auf Grundrechte abzuqualifizieren, zeigt nur eins: arrogante Überheblichkeit. Anhaltend; seit der grossen Klatsche der Fehlprognosen bezüglich Trump nichts gelernt.

Gibt es denn nichts Positives? Doch. Der «Republik» hat es bis zum Redaktionsschluss dieser Zusammenstellung die Stimme verschlagen. Nicht mal Daniel Binswanger schreibt. Darf man hoffen?

13 Kommentare
  1. Stefan Bertolin
    Stefan Bertolin sagte:

    Ja, es ist eigentlich schon erstaunlich wie sich angeblich „aufgeklärte, fortschrittliche Medienschaffende“ für ein mittelalterliches, frauenversteckendes Stück schwarzen Stoff starkmachen. Und dabei das Resultat einer demokratischen Abstimmung nicht akzeptieren wollen. Beinahe so etwas wie ein später Sieg von Chomeini in Schweizer Redaktionsstuben.

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  2. Martin Schwizer
    Martin Schwizer sagte:

    Der Bürgererzieherjournalismus fügt sich nahtlos an die Erkenntnis der momentanen Pandemiepolitik an, die uns zeigt, dass zwischen Bundesratszimmer und Newsroom kein Blatt Papier mehr passt. Unsere Demokratie wäre längst dysfunktional wie in Deutschland, hätten wir nicht unsere direkte Demokratie.

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  3. Martin Schwizer
    Martin Schwizer sagte:

    Heute mal ganz banal: Qualitätsjournalismus findet man spätestens seit der Flüchtlingskrise in Deutschland auch bei uns nicht mehr. Wer jedes Mal das ideologische Brett vor dem Kopf nicht mal dann fallen lässt, wenn die ganze Nation dieses schon gespalten hat, den kann man wahrlich nur als borniert bezeichnen. Und dann fragen sich diese Superdemokraten, warum sie ganz urdemokratisch Abonnenten verlieren? Das ist dann schon pure Blödheit.

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  4. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Wenn den Undemokraten ein Abstimmungsresultat nicht in den Kram passt, dann mäkeln sie am Ständemehr rum oder wollen das Freihandelsabkommen mit Indonesien erst nach einem Audit der Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte in Kraft setzen. Big Surprise, wer hätte das gedacht: die Undemokraten sind ausnahmslos linksaussen und in den Mainstream-Medien zu verorten. Beruhigend zu wissen: dem Erziehungsjournalismus schwimmen die Felle und die Einnahmen davon.

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    • Simon Ronner
      Simon Ronner sagte:

      Nicht nur Linksaussen kann es nicht ausstehen, wenn der Pöbel wieder mal falsch entschieden hat. Die meisten Politiker, Intellektuellen, Kulturschaffenden, 08/15-Linken, deren im Geiste verwandten Mainstreammedien: sie hassen die (direkte) Demokratie, verachten das gewöhnliche Volk, halten es für unmündig, dumm.

      Ich teile Ihre Einschätzung nur beschränkt, dass dem Propaganda- und Erziehungsjournalismus die Felle und Einnahmen davonschwimmen.

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        • Gerold Ott
          Gerold Ott sagte:

          Erstaunlich, dass die bürgerlichen Zeitungen den grössten Verlust hinnehmen mussten.
          siehe «Welt» und «FAZ» .

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          • Alois Fischer
            Alois Fischer sagte:

            Sie meinen sicher die «ehemals bürgerlichen»?
            Ist ebenso wie in der Schweiz überhaupt nicht erstaunlich.
            Das hat ganz klar mit der «unmöglichen» Wahl von Donald Trump begonnen. Nein, nicht wegen D. T., sondern wegen der schallenden Ohrfeige an ebendiese notorischen Gesellschaftsumerzieher in den geschützten Schreibwerkstätten.

    • Laura Pitini
      Laura Pitini sagte:

      Auftragsjournalismus, Verlautbarungsjournalismus, Gefälligkeitsjournalismus und Erziehungsjournalismus.

      Alles zusammen: Überheblichkeit

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  5. Rolf Karrer
    Rolf Karrer sagte:

    Auch die Nicoletta Cimmino konnte im gestrigen «Echo der Zeit» dieses Abstimmungsresultat nicht akzeptieren. Unter dem Titel. «Verpasste Chance für konstruktive Gesellschaftsdiskussion» bot SRF in einem Beitrag eine Plattform bezüglich der «Konsternation der Musliminnen und Muslime» in der Schweiz.

    «Blick» interviewte soeben die Luzerner Konvertitin mit Niqab, Valentina Weiss. Die mit einem Ägypter verheiratete Frau mit Kind, kann jetzt nicht mehr in die Schweiz einreisen, wegen dem Abstimmungsresultat.
    Erstaunlich, wie diesen höchst fanatischen Frauen hier eine umfassende Forum geboten wird, während Frauen in Saudi Arabien, Iran, Afghanistan etc. teilweise unter Lebensgefahr kämpfen für ihre Freiheiten und für das Zeigen ihres Gesichtes.

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  6. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Bevor Binswanger etwas schreiben kann braucht er ca 1 Monat Anlaufzeit, muss 3 Bücher lesen, erst dann haut er auf die Tasten, bei REPUBLIK trotzdem ein Primeur!

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      • Alois Fischer
        Alois Fischer sagte:

        Wie meinen Sie das? Arbeiten Sie auch beim Tagi?
        Oft ist man näher am unvermuteten Abgrund, als man gedacht hat – und dann ist es schon zu spät. Und hinterher ist man immer schläuer, oder?

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