Ringier: «Schlechtestes Jahr seit 177 Jahren»

Leider selber schuld.

Dreimal im Jahr spricht das Orakel von Zofingen. In der Mitarbeiterzeitung «Domo» richtet sich der Verleger Michael Ringier an sein Fussvolk. Wegen Corona befinden sich zwischen Ausgaben 2 und 3 nur ein paar Wochen. Wer die beiden Ausgaben nebeneinander legt, lernt viel von den Qualen eines Verlegers im Jahre 2020.

In der Oktoberausgabe sang Ringier noch in dulci jubilo: «Grosser Applaus und grosses Schulterklopfen für die Medienschaffenden.» Der Senior zeigte sich tief beeindruckt, wie seine Journalisten Geschichten nur so aus dem Ärmel schüttelten. Ein paar Wochen später hörten sich seine Worte dann eher wie ein Requiem an: «2020 wird als das schlechteste Jahr seit 177 Jahren in die Geschichte eingehen.»

Diese Aussage steht im krassen Gegensatz zu den Daueroptimisten Jonas Projer und Christian Dorer. Blick TV? Einschaltquoten schiessen durch beide Studiodecken. Blick? Läuft immer noch so gut, dass man die halbe Bevölkerung mit Echinaforce verarschen kann. Aber vielleicht mag der Pensionär einfach nicht mehr. «Ich will meine alte Welt wieder zurück.» Oj, das hört sich wirklich nicht gut an.

Stichwort Aktienkauf

Vor zwei Jahren war alles noch anders. Michael Ringier und Marc Walder dinierten mehrgängig in den feinsten Restaurants von Silicon Valley. Sie entdeckten dort «eines der begehrtesten Unternehmen der Welt». Nicht Google, Apple oder Amazon. Nein: Palantir war es.

Das Unternehmen habe in Zusammenarbeit mit Ringier eine Analysesoftware für den Newsroom entwickelt, schreibt der Verlag auf Anfrage von Zackbum. «Die Mitarbeitenden des Newsrooms der BLICK-Gruppe erhalten damit Datensets, die ihnen helfen, die Gestaltung der digitalen Angebote zu optimieren.»

Was immer das bedeuten soll. Spannend an Palantir ist vor allem sein Going Public vom 30. September 2020. Der Wert der Aktie hat sich in wenigen Wochen mehr als verdoppelt. Und das im Corona-Jahr. Palantir zählt zu den grössten Überfliegern 2020. Ringier arbeitet seit zwei Jahren mit dem Unternehmen zusammen. Da hat es sicher ein paar Aktien geordert, oder? «Nein», lautet die traurige Antwort.

Dafür hätte es früher die Eselsmütze gegeben. Darum hat Michael Ringier recht: 2020 ist für das Unternehmen so richtig in die Hosen gegangen. Zum Glück ist es an der Insenio GmbH beteiligt. Die Bude verkauft Männerwindeln.

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