Eigenlob stinkt überhaupt nicht

Ausserdem lobe ich mich nicht selbst. Aber uns bei ZACKBUM.

Erst vor Kurzem haben wir unser viermonatiges Jubiläum gefeiert. In den heutigen schnelllebigen Zeiten im Internet schon eine kleine Ewigkeit. Nicht viele mit sehr viel Geld gestarteten Versuche haben so lange überlebt.

Aber nicht nur das. Unsere Leser waren auch des Lobes voll, grosse Worte wie «unverzichtbar» oder «weiter so» oder «dringend nötig» wurden uns zuteil. Das spornt natürlich an, genauso wie die Angebote, freiwillig etwas zahlen zu wollen.

Das zeigt sich bei einigen neuen Beiträgen von Lorenz Steinmann und Beni Frenkel. Zunächst einmal gehören diverse Primeurs dazu. Unter Journalisten, und das sind ja die meisten Leser und wir, gilt das immer noch als kleines Lorbeerblatt im Siegerkranz auf dem Haupt.

Eine ganze Reihe von Primeurs und Exklusiv-Meldungen

Die Recherche über ein Pferdeporträt und die Folgen, auch die NZZ steigt bei Keystone-SDA aus, wer alles beim Zürcher Oberländer gehen muss, welche Bedingungen der Herausgeber für den Verkauf von nebelspalter.ch stellt; all das konnte man exklusiv und zuerst auf ZACKBUM.ch lesen. Und wir bleiben dran und berichten über eine verunsicherte Redaktion beim Oberländer.

Ebenso haben wir ein Exklusiv-Interview mit dem NZZ-Feuilletonchef René Scheu über die Veränderungen in der Kulturberichterstattung. Um nur die aktuellen Taten zu nennen. Denn ZACKBUM.ch startete vor vier Monaten schon mit einer Exklusiv-Recherche, was eigentlich der Vater eines toten Kindes davon hält, dass sich die «Republik» weigert, trotz seiner Bitten und Aufforderungen das Foto vom Netz zu nehmen.

Aber schon hier, später auch bei Exklusivmeldungen wie ein Überblick der Kurzarbeitssituation in den grossen Medienhäusern, zeigte sich, dass man sehr schnell Neid verdienen kann. Die höchste Form der Anerkennung, wie der Spötter Oscar Wilde richtig bemerkte.

Unter Quellenangabe zitieren? Niemals.

Dass Betroffene unserer kritischen Berichterstattung nur ungern oder gar nicht die ihnen immer offerierte Möglichkeit der Stellungnahme oder gar eines Gegenartikels benützen, mag noch verständlich sein. Denn unsere Kritik ist ja immer faktentreu und den Tatsachen entsprechend. Nicht nur deswegen hatten wir noch nie juristischen Ärger oder Gegendarstellungen.

Aber eigentlich gehört es doch zum guten Brauch, dass andere Organe beim Nachklappern wenigstens die ursprüngliche Quelle angeben. Ähnliche Themenbereiche bestreichen ja nur noch persoenlich.com, die «Medienwoche», der ausser Form geratene «Schweizer Journalist» und das Hobby-Organ «Kleinreport».

Aber einmal darauf hinweisen, dass ZACKBUM.ch schon wieder einen Primeur hatte? Eine Zusammenfassung von Recherchierergebnissen, dem ersten Interview mit dem Feuilletonchef der NZZ? Ach was. Man wartet auf eine Bestätigung aus anderer Quelle, entweder in Form einer PM oder, indem man selber nachfragt, dank ZACKBUM.

Dass das dazu führt, dass wie im Fall des «Zürcher Oberländer» einfach die offizielle PM kopiert wird; kein Wort davon, dass der Abgang nicht freiwillig war, kein Wort davon, dass drei CvDs auch gleich gekündigt wurden: immer noch besser, als ZACKBUM zitieren müssen.

Exogene, aber vor allem endogene Faktoren für den Untergang

Stattdessen Berichterstattung über «Xmas-Kampagnen», die ewigen Teamverstärkungen durch diese und jenen, ideologietriefende Aufforderungen «Für eine Medienpolitik mit Zukunft», was nun wirklich keinen interessiert: das alles sind die endogenen Faktoren, wie wir das nennen.

Exogen trägt zur Medienkrise natürlich der Einbruch bei den Inseraten, das Abgreifen von 90 Prozent des Online-Marktes alleine durch Google und Facebook und dann auch noch Corona bei. Endogen hingegen ist die hilflose und unfähige Reaktion der Medienhäuser. Sparen, rausschmeissen, und das dem Leser als Verbesserung, Konzentration aufs Wesentliche verkaufen wollen. Turmhohe Abo-Preise im Print, gleichbleibend oder steigend für weniger Angebot.

Mangels anderem dürfen Marotten ausgelebt werden

Oder aber, Redaktoren und Redaktor*innen* dürfen ihre Marotten ausleben. Wie sagte schon Britney Spears so richtig: oops, I did it again. Wir mussten am 6. November die Tages-Anzeigerin* Salome Müller rügen, die meint, der tägliche Newsletter sei das richtige Gefäss, nicht nur der Männersprache Saures zu geben, sondern auch allen, die sich weder als Männlein, noch als Weiblein empfinden, «Respekt zu erweisen».

Das tut sie, indem sie männliche Leser, natürlich alles Macho-Männer, mit der Anrede sauer macht: «Guten Morgen, liebe Leserinnen*». Aus Respekt ist hier das Gender-Sternchen ganz nach hinten gerutscht; natürlich seien bei Leserinnen auch Leser mitgemeint, Platz für Hardcore-Sprachfeminismus im «Tages-Anzeiger». Wäre das noch ein Qualitätsblatt, hätte ein Vorgesetzter dieser Vergewaltigung der deutschen Sprache ein Ende gesetzt. Aber sie tut es ungeniert schon wieder. Hier und heute.

Sprachfeminismus über Flachsinnstexten

Oberhalb von Texten, die, wenn das nicht als frauenfeindlich denunziert wird, an triefendem Flachsinn nicht zu überbieten sind: «Es ist ein düsterer Mittwoch. Es ist ein weiterer Pandemie-Tag in einer weiteren Pandemie-Woche in einem weiteren Pandemie-Monat – aber wenigstens ist es ein Tag im letzten Monat dieses Pandemie-Jahres. Und bald ist Weihnachten.» Ein Qualitäts-Primarschullehrer würde neben ein solches Gesabber schreiben: «Bitte keine überflüssigen Allgemeinplätze.»

Oder aber, die Medien pflegen copy/paste-Artikel, oberflächliches Geschreibsel, entweder harmlos oder bestätigender Gesinnungsjournalismus. Das ist wahrlich kein Anlass für Neid. Im Gegenteil. Das ist Anlass für Befremden und Beunruhigung. Wo soll das noch, bei dieser zunehmenden Verluderung der Sitten, enden? Nichts bleibt, wie es ist. Vielleicht sind die Zeiten der kontrollierenden Vierten Gewalt im Staate, im freiheitlichen Staat, einfach vorbei. Auch die Dinosaurier sind schliesslich und sehr schnell ausgestorben. Mitsamt den Dinosaurierinnen* übrigens.

1 Antwort
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    ZACKBUM wird wohl bewusst ignoriert, da dieses Portal einem Grossteil der Branche ganz und gar nicht gefallen dürfte. Vom Neid über Primeurs über die Kritik an konstant schwindender Qualität bis hin zur Thematisierung eines zur traurigen Normalität gewordenen Gaga-Journalismus – verständlich, fühlen sich die narzisstischen Welterklärer betupft.

    «Vielleicht sind die Zeiten der kontrollierenden Vierten Gewalt im Staate, im freiheitlichen Staat, einfach vorbei.»

    Die Vierte Gewalt würde von selbst funktionieren, wäre im Medienangebot ein Gleichgewicht der Vielfalt der Ansichten, der Meinungen, der Ideen wiedergegeben. Würde. Wäre. Doch das Paradoxe: Durch die sich auf den Redaktionen akzentuierenden Monokultur einer Links-Liberallalla-Weltsicht erzielen die Medien gebündelt eine immer höhere Durchschlagskraft für ihre Anliegen. Die breite Bevölkerung unterwirft sich immer konsequenter und devoter der Meinungsdiktatur des Mainstreams.

    Von der der «kontrollierenden Vierten Gewalt» also zur «verordnenden Vierten Gewalt».

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