Frauen bis in die Niederungen

Patrizia Laeri schreibt Geschichte

Für einmal reichen die Superlative nicht. Was am 26. November in der Messehalle Oerlikon über die Bühne ging, darf als historisch bezeichnet werden. Knapp 100 Frauen (Rekord!) verfassten an einem Nachmittag über 32 neue Beiträge (Rekord!) über Frauen. Und über solche, die häufig vergessen gehen.

ZACKBUM.ch wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und besuchte den Anlass, der corona-bedingt in der grössten Messehalle stattfinden musste. Patrizia Laeri, die Veranstalterin, empfang uns gleich beim Eingang und führte durch die weit auseinanderstehende Tische. «Ich kann es immer noch nicht glauben», flüsterte sie, «dass sich so viele Frauen angemeldet hatten.»

Mit «Edit-a-thon» will die erfolgreiche Ex-CNN-Chefredaktorin den Frauen «ein Gesicht im Internet» geben. 87,9 Prozent sämtlicher Wikipedia-Artikel werden von Männern geschrieben. In den meisten Fällen handelt es sich «natürlich» um Männer. «Nur 18,9 Prozent thematisieren Frauen», so Laeri. «Edit-a-Thon» will das ändern. Die 32 erstellten Texte handeln von Frauen, die in der Schweiz Grosses erreicht haben, aber eben nicht sichtbar sind.

Alle Kantonsrätinnen 

Zum Beispiel Edit Goodimbed. Die Luzerner Kantonsrätin sass für die CVP zwischen 2002 bis 2008 im Parlament und brachte 7 Vorstösse ein. Laeri: «Ohne unsere Arbeit wäre Goodimbed vergessen gegangen.» Den Artikel verfasst hat Vanessa Longleg. Die bekannte AZ-Journalistin hat sich viel vorgenommen. Sie will sämtliche weibliche Kantonsrätinnen aus Luzern, Zürich und Bern erfassen. Finanziert wird die Arbeit von der Aargauer «Frauenbar-sichtbar-Stiftung».

Laeri zieht uns zum nächsten Tisch. «Das müsst ihr sehen!» Eine junge Frau sitzt vor einem Stapel alter «Sport»-Jahresbücher aus den 1970er-Jahren. Die Frau heisst Emmanuelle Schwarz. Sie tippt sämtliche Daten von Frauen ab, die in den Jahren 1971-1979 irgendwo in der Schweiz unter die ersten zehn gekommen sind.» Wir blicken ihr über die Schultern und nehmen am Ereignis teil, wie gerade die Daten von Annakäthi Gümpfler-Böckler für immer gespeichert werden. Die Bernerin errang 1978 bei den Berner Ping-Pong-Meisterschaften den 8. Rang.

Geschenke von Ringier und SRF

Wer so viel arbeitet, hat auch etwas Erfrischung verdient. Es ist nämlich schon 20 Uhr. Livrierte Kellner (!) gehen von Tisch zu Tisch und überraschen die Ladys mit einem Cüpli und einer Tüte Salznüssli. «Alles von Ringier gesponsert», so Laeri. Von SRF erhielten die Frauen eine schicke Schreibmappe und Lippenpromenade.

Der Abend neigt sich langsam dem Ende zu. Man sieht lauter zufriedene Frauen. Die Welt ist ein Stückchen weiblicher geworden. Der Anlass soll im Frühling 2021 wiederholt werden. Wieder mit SRF und Ringier an Bord.

4 Kommentare
  1. Oliver Brunner
    Oliver Brunner sagte:

    also ca. jede dritte Frau hat einen Artikel verfasst. Wow, Weltrekord. Sorry, das ist Frauen verachtend. Also für die, die nicht dort waren, sondern effizient waren.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Einfach nur grossartig, was Frau Laeri zusammen mit Ringier hier veranstaltet. Hoffe sehr, dass baldmöglichst die Finalistinnen der letzten 30 «Miss-Schweiz»-Wahlen eingetragen werden.

    Die bitterböse Wahrheit ist eben schon: Wikipedia ist strukturell ganz bewusst so aufgesetzt, dass weisse, heterosexuelle Cis-Männer gnadenlos bevorteilt werden. Sowas geht doch nicht!

    Herr Brunner, was soll Ihr subtil frauenverachtende Kommentar? Sie haben ja keine Ahnung, was aus CNN Money Switzerland ohne Laeri geworden wäre!

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