NZZ steigt bei Keystone-SDA aus

Wer will mich (noch)?

Was macht der dicke Franz, wenn er zu langsam im Sprint ist und für längere Strecken keine Puste hat? Er wird Zuschauer. Das gleiche Schicksal droht der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Kurzfutter-Medium «20 Minuten» verlässt die Agentur im kommenden Jahr. Und die langatmige NZZ hat den SDA-Regionaldienst ebenfalls abbestellt, wie ein Insider ZACKBUM.ch mitteilte. Was noch läuft, sind überregionale Meldungen; die erscheinen im Blatt aber nur noch selten.  Keystone-SDA schrieb auf Anfrage, dass sie zu «laufenden Kundenverhandlungen und einzelnen Kundenbeziehungen keine Auskunft» geben mag. Pikant: Die NZZ war 2017 noch zweitgrösster Aktionär von der Agentur.

Was sind die Gründe des Exodus‘? Nebst Einsparungen spielt auch die mangelnde Effizienz der Nachrichtenagentur eine Rolle. Der dritte Grund: Die Redaktorinnen und Redaktoren schreiben zum Teil ein grässliches (und falsches) Deutsch:

«Der Kanton (Schaffhausen) will innovative und erfolgversprechende Vorhaben von Unternehmen mit einzelbetrieblichen Förderbeiträgen (EBF) unterstützen. Die (sic!) Wirtschaftsförderungsgesetz ist Ende 2019 ausgelaufen und soll nun in unveränderter Höhe von 20 Millionen Franken für weitere zehn Jahre verlängert werden.

Stilkritiker Wolf Schneider hätte seine Freude an diesen zwei Sätzen. Für seine urkomische Sammlung an schiefen Sätzen. Weniger lustig sind solche Grauslichkeiten für die Redaktionen. Egal ob «20 Minuten» oder NZZ. Immer weniger Zeitungen muten ihren Lesern solche Nachrichten zu. Der gleiche Artikel enthält übrigens noch den dämlichen Fehler «Vierfünftels-Mehrheit». Und nicht weniger als sieben Mal ist die Rede von «Startup». Der Duden lässt nur «Start-up» durchgehen.

Insgesamt also neun Fehler und ein schlechtes Deutsch – kein Wunder, dass eine «Vierfünftels-Mehrheit» die Agentur verlässt.

Bei den meisten Medien würden bei dieser Entwicklung selbst die Mäuse das sinkende Schiff verlassen. Dafür besteht aber kein Grund zur Sorge. Der Bundesrat will die gefällige Agentur nämlich am Leben lassen, koste es auch 16 Millionen Franken.

1 Antwort
  1. Hugo Meier
    Hugo Meier sagte:

    Grund 3 ist vernachlässigbar. Gerade bei 20min spielt es doch keine Rolle, ob das Deutsch gorrekt ist oder nischtgorrekt. Dort gehts nur um Clicks und irgendwelche Videos. Und wenn du eine Redaktion immer mehr ausdünnst, dann gibt es halt als Folge Fehler um Feeler. So oder so aber widerlich das Ganze…

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