Connery. Sean Connery

Sir Thomas Sean Connery wurde 90 Jahre alt. Und bleibt unsterblich.

Der Sohn eines Fernfahrers und einer Reinigungskraft wurde zuerst zum Bodybuilder, 1950 sogar schottischer Bodybuildingmeister. Schottischer Patriot blieb er sein Leben lang.

Langsam, aber stetig arbeitete er sich als Schauspieler hoch. Viele kleine Rollen, darunter ein Kurzauftritt in «Der längste Tag» ebneten den Weg zur Rolle des kultivierten, reichen und auf allen Gebieten der Lebensart erfahrenen James Bond.

Kein Wunder, dass dessen Erfinder Ian Fleming Connery zunächst ablehnte; zu unkultiviert. Alles danach ist Legende. Dr. No, Goldfinger mit einem unerreichten Gerd Fröbe als Bösewicht, schliesslich «You only live twice». Connery hatte einen Typ des Geheimagenten entwickelt. Kein blosser Haudrauf, sondern einer, der Bösewichte auch an ihrem geschmacklosen Parfum oder an mangelnden Weinkenntnissen entlarvt.

Keiner hat die Klasse von Connery

Zudem nicht nur mit der Lizenz zum Töten, sondern auch gespielt mit einer Lust am Töten. Die markanten Gesichtszüge, die Augenbrauen, die Präsenz, die unsterbliche Musik mit den drohend ansteigenden Akkorden.

Aber schon 1967 wollte Connery aussteigen, er fühlte sich zu eingeengt in dieser einzigen Rolle. 1971 gab er dann seinen vorletzten Einsatz in Diamantenfieber. Seine Nachfolger arbeiteten sich mehr schlecht als recht an der Rolle ab, erst der aktuelle Bond, Daniel Craig, bringt die alte Brutalität wieder zum Vorschein, ohne allerdings die Klasse von Connery zu haben.

Von einem letzten Rückfall mit dem schönen Titel «Never say never again» abgesehen, war’s das für Connery mit Bond. Aber er hatte wohl unterschätzt, dass nicht er prägend für die Rolle war, sondern die Rolle genauso für ihn.

Ein vielseitiger Charakterdarsteller

Dabei hatte er schon parallel zu Bond in Hitchcocks «Marnie» und vor allem in «Ein Haufen toller Hunde» als Gefangener in einem brutalen englischen Militär-Straflager den Beweis angetreten, dass er ein vielseitiger Charakterdarsteller ist.

In den 70er-Jahren folgten weitere gigantisch gute Filme, die aber allesamt keine Kassenschlager waren, so «Verflucht bis zum jüngsten Tag» oder der wirklich abgedrehte Science-Fiction-Film «Zardoz».

1983 zeigte er mit Kim Basinger und Karl-Maria Brandauer als Schurken nochmals, dass er eigentlich der einzige wahre Bond war und blieb. Später trat er mit gemischtem Erfolg in vielen weiteren Filmen auf, wobei man häufig den Eindruck hatte: Wenn er kein Toupet tragen musste, seine Rolle im Wesentlichen aus einigen Grossaufnahmen und der Wiederholung seiner eindrücklichen Mimik bestand, zudem das Honorar stimmte, machte er nicht bei allem, aber bei ziemlich viel mit.

Kein besonders starker Abgang vom Filmgeschäft

Mit «Der Name der Rose» spielte er sich vor allem in Europa wieder in die Herzen der Zuschauer, in Krachern wie «Die Jagd auf Roter Oktober» oder als Vater von Indiana Jones zeigte er allerdings, dass er auch lieblos unter seinem Niveau spielen konnte. Das gilt auch für «Die Unbestechlichen», ein Ausstattungsfilm mit Klamotten von Armani. In «Forrester» lässt er 2000 nochmal seine alte Klasse aufblitzen, die Comix-Verfilmung «Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen» war dann sein letzter Film, kein gelungener Abgang.

Aber von Bond übernahm Connery viel Lebensart, versuchte sich auch als Maler und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens nach dem Film auf den Bahamas, wo auch diverse Bond-Filme spielten. Gerne zelebrierte er seinen Star-Ruhm, auch die Tatsache, dass er wohlhabend geworden war.

Schottischer Patriot und Umweltschützer

Aber das ist auch nicht alles; in «Diamantenfieber» trat er nur auf, um mit seiner ganzen Gage die von ihm gegründete Stiftung für Stipendien und Projekte zur Unterstützung Schottlands zu füttern. Er wurde Veganer, unterstützte die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd, setzte sich gegen die Zubetonierung der Küsten der Bahamas ein.

Connery hat einen herausragenden Serienhelden geschaffen. Er hat in allzu vielen, aber auch beeindruckenden Filmen gezeigt, dass er ein Charakterschauspieler mit unglaublicher Präsenz ist. Beides wird ihn überleben. Aber vieles hat er in seinem Leben im wahrsten Sinne des Wortes verspielt, indem er in belanglosen Krachern auftrat. Er wurde engagiert, um den Filmen einen Abglanz des grossen James Bond zu verschaffen. Dass er davon not amused war, liess er gelegentlich in seiner Rolle durchblicken.

Aber Bond, ob er das später hasste oder nicht, war sein Schicksal. Die Walther PPK, sein sardonisches Lächeln, die personifizierte Gefahr und Männlichkeit, die Mischung zwischen brutalem Killer und formvollendeten, kultivierten Gentleman, unerreicht.

Er sorgte bei vielen für Lebensart

Er sorgte bei vielen für Lebensart, ohne ihn hätte ich nicht schon früh von der Existenz eines Dom Pérignon gewusst. Oder dass man bei Brandys die Blends herausschmecken kann. Oder dass sich ein Bösewicht entlarven lässt, alleine schon, weil er einen schlechten Geschmack hat.

Welch ein Monument wäre seine Schauspielkarriere geworden, wenn er sich nicht immer wieder allein um der Gagen willen in das Grenre von Krachbum hätte hineinziehen lassen. Wo er dann höchstens noch leise Zitate von Lebensart neben reine Action stellen durfte.

Connery lebt länger und öfter als nur zweimal

Aber er beweist nun, dass der Titel seines letzten sozusagen freiwilligen Einsatzes als Bond, James Bond, falsch ist: «Man lebt nur zweimal». Nein, Connery/Bond leben noch ganz, ganz lange weiter. Solange es noch Filme, Zuschauer und Kenner gibt.

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