Präsident Zack-Bumm und Leiter zack-dumm

Christof Münger hat sich ein Essay zu vier Jahren Trump abgerungen.

Als «Leiter TA Ressort International»* ist Münger dafür prädestiniert, Recht zu haben. Oder zumindest rechthaberisch zu sein. Wenn er allerdings schon im Titel seines Essays «Präsident Zack-Bumm» unseren Namen missbraucht, kann man nur hoffen, dass er bum falsch geschrieben hat, um einem allfälligen Plagiatsvorwurf zu entgehen.

Ein Essay war einmal, früher, wohl vor der Geburt von Münger, ein anspruchsvolles und angesehenes Gefäss, in dem sich grosse Geister ein Stelldichein gaben. Heute ist es Münger, der die Bezeichnung auf ihre reine Übersetzung zurückschrumpft: ein Versuch.

Münger marschiert unter der Latte durch

Ein misslungener Versuch; aber während man im Stabhochsprung nochmal probieren darf, wenn man die Latte gerissen hat, marschiert Münger einfach ungebremst unter der Latte durch, versucht dabei nicht mal einen kleinen Hopser.

Was kann man also in einem Essay über vier Jahre Trump über den US-Präsidenten Tiefschürfendes sagen? Er blieb im Amt «entfesselt, ungezügelt, hemmungs- und rücksichtslos».

Geht’s noch essayistischer? Sicher: «Donald Trumps Präsidentschaft gleicht einem real gewordenen Comic mit ihm in der Hauptrolle – als Superheld oder Superschurke, je nach Sichtweise.»

Was an Trump alles gross ist und an Münger nicht

Was für eine Metapher, das Wesen des Präsidenten wortmächtig verdichtet, mit diesem Schuss Selbstzweifel «sie gleicht» ja nur einem Comic, kann sich der Versuchende noch steigern? Locker:

«Bei Trump ist alles «big, big, big», ein permanenter Superlativ, von seinem Penis bis zum Trump-Tower.»

Dort kündigte er seine Kandidatur für die Präsidentschaft an. Nein, nicht mit seinem Penis, in seinem Trump-Tower: «Begleitet hat ihn Melania, seine dritte attraktive Gattin.»

O Schande, da gerät der Essayist doch leicht ins Sabbern und man fragt sich unwillkürlich, ob er selbst wohl keinen Tower hat, keine attraktive Gattin und auch keinen, aber lassen wir das.

So geht das nun wahrlich in Blei gegossene rund 18’000 Buchstaben weiter, dabei erscheint das Essay gar nicht in der «Republik», sondern wird von allen Tamedia-Kopfblättern übernommen.

Münger macht den umgekehrten Trump

Münger gelingt dabei das Kunststück, aber unabsichtlich, daher zählt das nicht, sozusagen den umgedrehten Trump zu geben. Während der alles an sich «big» findet, findet Münger alles an ihm medioker, billig, eigensüchtig, klein. Alles, ausser die Anzahl seiner Lügen: Bislang 20’000 mal, hat Münger von Hand nachgezählt. Ach, nein, hat er die «Washington Post» zählen lassen.

Nur mit anderen Irren kann Trump einigermassen, daher seine Sympathie für den kleinen Dicken mit der merkwürdigen Frisur aus Nordkorea, der zwar auch einen roten Knopf hat, aber Trump hat natürlich den grösseren. «Hier hatten sich zwei gefunden», greift Münger in die Harfe.

Einen Erfolg muss Münger einräumen

Hat er denn überhaupt nichts erreicht in diesen vier Jahren? Nun ja, die diplomatische Anerkennung Israels durch die ersten arabischen Staaten, daran kann Münger nicht vorbeihuschen. Also muss er es in den Schraubstock stecken: Das seien alles arabische Länder, mit denen Israel keinen Krieg geführt habe. Und der Nahostkonflikt sei auch noch nicht gelöst, mäkelt Münger.

Dass Trump hier etwas gelungen ist, an dem all seine Vorgänger scheiterten, selbst der Friedensnobelpreisträger Obama, das würde wohl den Rahmen dieses Essays sprengen.

Aber nicht die Erwähnung, wie garstig Trump die deutsche Bundeskanzlerin abgebürstet und ignoriert habe. Zum Antrittsbesuch gab er ihr nicht mal die Hand, jammert Münger. Was die Schweizer Leser natürlich ungemein interessiert.

Kann man den Gehalt dieses Essays zusammenfassen?

Wir versuchen uns an einer Zusammenfassung dieses Epos. Dabei hilft ungemein, dass sein Inhalt und Gehalt erst unter der Lupe erkennbar wird. Trump ist eine Schande, eine Pfeife, ein Lügner, narzisstisch, unfähig, spuckt immer grosse Töne und liefert nie was. So kondensiert Münger seine vier Jahre Trump-Erfahrungen als nun ja, als Leiter des «TA-Ressort International», was ein Euphemismus ist für «wir nehmen sonst aus den deutschen Artikeln die ß raus und kürzen sie auf Schweizer Längen ein».

Aber immerhin, nach seiner Karriere als Primarschullehrer promovierte Münger als Historiker dann über die Berlin-Krise, «wofür er längere Zeit geforscht hat, u.a. in den USA». Na dann; wer vor vielen Jahren John F. Kennedy sagen hörte «ick bin ein Berliner», der ist geradezu überqualifiziert bei der Beurteilung des aktuellen US-Präsidenten.

Welcher Superheld heisst denn Zack-Dumm?

Nur: Wie erklärt denn der USA-Kenner Münger der Welt und sich selbst, dass rund die Hälfte aller Amis finster entschlossen sind, diesen Totalversager, diese Karikatur eines Präsidenten, diese Comic-Gestalt, wiederwählen zu wollen? Sind das etwa alles Comic-Leser? Und welche Figur in der Galerie der Superhelden heisst denn Zack-Bumm? Aber da bleibt der Essayist leider dunkel und verschwiegen. Schade aber auch.

 

*In einer früheren Version hiess es, Münger sei Co-Leiter des Auslands-Ressorts von Tamedia. Er ist aber der Leiter.

9 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Man muss Christof Münger zugute halten er hat eine schwere Zeit. Letztendlich ist er nur noch eine Art Impressum-Clown. Der «Co-Leiter TA Ressort Interntional» sitzt in München bei der SZ und koordiniert sich mit der Statthalterin Judith Wittwer. Die beiden bestimmen was im International-Teil des TA publiziert wird. Münger passt höchstens noch die Titel an. Da geht dann schon mal ein Essay in die Hose. Dass er aber noch immer differenzieren kann hat er in der Sendung «Sonntagszeitung Standpunkte» bewiesen. Teilnehmer Moderator Brennwald, der Sozialfall bei TAmedia Somm und eben Münger. Da trafen sich Münger und Somm schon in Teilen der Aussagen zu Trump. Und Münger kannn sich vorstellen dass der Trampel noch einmal gewählt wird, im Gegensatz zum blinden und naiven Trumpverherrlicher Somm und dem Moderator Brennwald:

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Apropos «Impressum-Clown» bzw. Steigbügelhalter.

      Die umgedeutete Aufgabe des Leiter TA Ressort International ist diejenige eines Korrektors. Jetzt müssen die Artikel der Korrespondenten der Süddeutschen sorgfältigst gegengelesen werden, bevor diese in Zürich veröffentlicht werden können.

      Etliche Artikel und Meinungsäusserungen werden bestimmt nachträglich verschweizert. Auch Währungen werden von € in CHF umgeschrieben.

      Peinlichkeiten müssen ja zu 100% ausgeschlossen werden.

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    • Karl Wild
      Karl Wild sagte:

      Ich frage mich schon, wie Victor Brunner dazu kommt, Leute wie Somm, Brennwald und viele andere, die nicht seiner Meinung sind, derart primitiv in die Pfanne zu hauen. Und das überall und bei jeder, aber auch jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Und dann erst noch in einem entlarvend gruseligen Deutsch. Irgendwas muss im Leben dieses perfiden Wadenbeissers gehörig schief gelaufen sein. Aber vielleicht wird man einfach so, wenn man, allen Bemühungen zum Trotz, immer eine kleine, graue Maus geblieben ist.

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      • Olivia Klopfenstein
        Olivia Klopfenstein sagte:

        Gebe ihnen recht Herr Wild. Der temperamentvolle Wadenbeisser Victor Brunner müsste seine saloppen Gedankengänge etwas vermehrt zügeln. Markus Somm aus dem nichts als „Sozialfall“ zu bezeichnen ist ein no go.

        Bitte bringen sie wieder konstruktive Ordnung in ihr Leben, danke.

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      • Simon Ronner
        Simon Ronner sagte:

        Das ist mir auch schon aufgefallen. Meiner Erfahrung nach sind das Leute, die nie in ihrem Leben gelernt haben, einen Fehler zuzugeben. Dafür sind sie zu eitel, wollen diese Schmach nicht ertragen. Als Resultat hat man dann mit 50 noch dieselbe Weltsicht und Meinungen wie mit 18. Oder lässt auch nach vier Jahren Trump noch so einen plumpen, undifferenzierten Quatsch raus wie Münger auf einer Doppelseite im Tages-Anlüger.

        Gerade bei jemanden wie Somm muss man sehr früh aufstehen, um argumentativ Paroli bieten zu können (Münger wirkte bei einer Ausgabe von «BaZ Standpunkte» gegen Somm geradezu ängstlich). Leute wie Brunner (oder etliche linke Politiker) können bloss unter die Gürtellinie zielen, oder sie verlagern auf diffuse Moral- oder Stildiskussionen, reden ständig drein, relativieren, lenken ab, wenden rhetorische Tricksereien an. Diese Leute sind nie erwachsen geworden.

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      • Hans Keller
        Hans Keller sagte:

        Diese kleine graue Maus ist sowas von selbstüberzeugt. Dachte wirklich, dass dieser Herr eine ganz grosse Nummer in der Schweizer Presselandschaft gewesen sein müsste.

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      • Alois Fischer
        Alois Fischer sagte:

        Danke für die treffende und sicher fällige Analyse, Herr Wild, Frau Klopfenstein und Herr Ronner.
        Soll ich gleich noch meinen eigenen Senf dzu geben?
        Sicher nicht, es ist klar und offen gesagt, was ich hätte sagen wollen und mehr wäre für diese Sache übertrieben oder sogar unanständig.
        Aber ich möchte diese Autoren und viele andere ermutigen, doch zu sagen, zu schreiben oder zumindest zu denken, was Sie wollen.
        Es braucht nicht so viel Mut, wie manche denken wollen, es ist an der Zeit deutlich zu sagen, zu zeigen und zu fordern, was man will und was man nicht gut findet.
        Darum Herr Brunner nutzen und geniessen auch Sie das Recht, das Sie hier so einfach bekommen können. Deshalb müssen wir ja für dieses Mal nicht einer Meinung sein. Schlimmer wäre es, Ihnen und manch anderen dieses Recht abzusprechen.
        Kommentare zu lesen muss nicht erholsam, bestätigend oder nett sein – es ist oft unangenehm, aber meist ineressant und prüfenswert. Streiten ist keine Untugend, sondern absolut notwendig – oder wir riskieren alle, das Beste zu verpassen.
        Also immer wieder an Grenzen gehen: bei der Un- wie auch bei der Höflichkeit, Hauptsache wir sind bereit lebenslang zu lernen.

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      • Pippa Mehr
        Pippa Mehr sagte:

        Der Herr Victor schreibt etwas gar verbissen. Müsste etwas mehr Humor einfliessen lassen in seinen «Analysen».

        Auch eine stilistische Qualitätskontrolle seiner gelegentlich impulsiven Pamphlete, würde bestimmt nicht schaden.

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      • Victor Brunner
        Victor Brunner sagte:

        Lieber Wild, lesen ist Glücksache habe noch nie Brennwald kritisiert, im Gegenteil, ich finde seinen Film «Ünerhört» als Diskussionsgrundlage zu Covid-19 wichtig. Auch seine Sendung «SonntagsZeitung Standpunkte» ist immer wieder sehenswert, ein Profi. Zu Somm: schauen sie sein Palmares an, eher bedenklich. Bei der BAZ gescheitert und sich zu TAmedia gerettet. Wünsche der weissen Maus Wild eine gute Zeit

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