Die Trampeltiere vom SPIEGEL

Corona, Wirtschaftskrise, Klima? Egal, der Spiegel schreibt lieber über Donald Trump.

 

Auf jeder Redaktion gibt es einen Franz: männlich, verfressen, abgelöscht, geschieden. Franz hat seine Themen: Essen, Auto, Sport. Wenn über einen Pächterwechsel, über Tempo-30-Zonen oder den Abstieg des FC Lümmel in die 3. Liga berichtet werden muss, weiss man: Der Franz, der kann’s.

In jedem von uns steckt hoffentlich ein kleiner Franz. Ein Thema, über das nur wir gut schreiben können und sonst niemand auf der Redaktion. Ich zum Beispiel bin Experte über Kindererziehung und Tropische Krankheiten (im Hans&Asper-Verlag erscheint im September mein Ratgeber).

Doch wie laufen diese Revierkämpfe auf Grossredaktionen ab? Zum Beispiel beim «Spiegel», wo jeder zweite Redaktor ein Trumpversteher ist? Diese Frage stellte ich mir, als ich die aktuelle Ausgabe (33/2020) durchgelesen hatte.

Trump als Buch

Was wissen wir noch nicht über Trump? Philipp Oehmke, USA-Korrespondent, hat von thedailybeast.com eine verdammt alte Story aufgewärmt: Das Trash-Magazin hatte schon im Oktober 2018 von Trisha Hope berichtet: Eine Frau, die sämtliche Tweets von Donald Trump in Buchform herausgibt («Just the tweets»).

Die Geschichte lief im Spiegel unter der Rubrik «Reporter». Oehmke hat mit der Frau telefoniert und den Rest aus der unendliche Weite des Internets zusammengeschrieben. Google spuckt für «Trisha Hope Just the tweets» über zwei Millionen Treffer aus.

Ein anderer USA-Korrespondent des Spiegels, Ralf Neukirch, hat über die bevorstehende Präsidentschaftswahl von November geschrieben. Neukirch hegt nämlich jetzt schon Zweifel am Wahlverfahren.

In welcher Spiegel-Rubrik kam Trump aber viel zu selten vor? Natürlich im Sport. In der aktuellen Ausgabe hat es der amerikanische Präsident nun endlich geschafft. Die Sportredaktion schenkt Matthias Fiedler mehr als zwei Seiten, einmal über den Golfer Donald Trump zu schreiben. Wie Oehmke hat nämlich auch Fiedler fleissig die US-Zeitungen studiert. Die amerikanischen Medien schreiben seit Jahren maliziös über den Golf-Schummler.

Alte Zeitungsberichte zu übersetzen, fällt eigentlich unter Kurzarbeit. Beim Spiegel wäre der Ausdruck Klientelarbeit aber passender.

1 Antwort
  1. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Der Spiegel war einmal.
    Die Internationale Politik und die Wirtschaftshintergrundinfos waren überwiegend sehr gute Arbeit mit einer sehr hohen lnfodichte.
    Die deutsche Innenpolitik, für Schweizer von eher beiläufigem Interesse.
    Der Trump und die Medien, das ist eine besondere Sache.
    Sicher ein grosses Genie ist der Trump nicht, nur eben die medialen Gegenspieler sind noch
    um einige Zacken durchgedrehter.
    Die USA sind eine langsam absaufende vormalige Weltmacht‚ ein Schatten dessen,
    was sie einmal waren. Wer dort Präsident ist, ist nicht mehr so entscheidend.
    Zumindest hat der Trump zwei Kernelemente des US-Niederganges thematisiert.
    1.Die ausgelagerte lndustrieproduktion.
    2. Einen bei den Globalistenen so beliebten Luft- und Interventionskrieg, die eh in der Regel
    deutlich mehr Schaden als Nutzen hinterlassen, hat der auch nicht angezettelt.
    (Als Begleiterscheinung des wirtschaftlichen Niederganges der lange vor dem Trump einsetzte
    geht naheliegend auch die US-Armee den Bach runter.)
    Was soll das aufgeblasene Trump-Bashing der Europäischen Medien?
    Die US-Stimmbürger haben den Trump nach geltendem US-Wahlrecht gewählt!
    Kritik sicher ja! Das seit bald vier Jahren fast hysterische mediale Gekreisch, auch der Europäischen Medien, ist nur noch lächerlich, damit kicken sich die grossen Medien selbst vom „Spielfeld“.

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