Der Büttel

Pascal Hollenstein ist ein flexibler Mensch. Ein begabter Imitator.

Publizist Pascal Hollenstein (Screenshot Twitter)

Jeder, der Macht hat, braucht Lakaien und Büttel. Lakaien, um die täglichen Verrichtungen abzunehmen. Büttel, um als Boten, als Sprachrohr die Meinung des Mächtigen herauszutrompeten.

Pascal Hollenstein ist ein perfekter Büttel. Das hat er im ganzen Verlauf seiner Karriere immer wieder unter Beweis gestellt. Als Schreiber für die Kundenzeitschrift einer Elektrizitätsgesellschaft. Als biegsamer Tänzer zwischen Journalismus und PR. Im Dienst der Axa Winterthur. Oder im Dienst des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg.

Unbarmherzig wie Stalin

Das prädestiniert ihn, in seiner neusten Inkarnation als «Leiter Publizistik» der zwei Dutzend Kopfblätter des Konzerns CH Media seinen Senf zu Wladimir Putin zu geben. Der autoritäre Herrscher Putin, der «einen neuen Thron» für sich baue, sei schon länger an der Macht als Stalin, behauptet der studierte Historiker Hollenstein.

20 Jahre Machtausübung zählt er für Putin, macht ja nix, dass Stalin seit 1922 Generalsekretär der allmächtigen Kommunistischen Partei der UdSSR war, seit 1927 auch faktisch Alleinherrscher. Und das bis zu seinem Tod im Jahre 1953 blieb. Über solche Kleinigkeiten sieht der publizistische Leuchtturm des Hauses CH Media gern hinweg.

Dabei liebt er doch starke Männer und verachtet Schwäche: «Der Westen, diese weinerliche Memme», so polterte er 2018, als Putin angeblich «jede Linie überschritten» habe, «die das Völkerrecht gezogen hat». Also statt feige russische Aggressionen zu dulden, sollte die NATO wohl einen Militärschlag ins Auge fassen. Gut, dass niemand auf Hollenstein hört.

Unbarmherzig wie Stalin keilt Hollenstein gegen Journalisten, wenn die für die Konkurrenz arbeiten. «Jetzt muss sich die Staatsanwaltschaft mit einer «Tages-Anzeiger»-Journalistin befassen», teilt er gegen Michèle Binswanger aus. Denn Hollenstein macht gerne das Sprachrohr für Jolanda Spiess-Hegglin, die nach einer angeblichen Schändung bei einer alkoholseligen Feier im Jahre 2014 auf einem Feldzug gegen alle ist, die sich dieses Vorfalls publizistisch annehmen wollen.

Ein echter Feminist

Hollenstein dagegen ist ein aufrechter Verfechter des Feminismus; zum Thema Lohngleichheit und Vertretung von Frauen in seinem Verlag fällt ihm ein, dass das Thema gleicher Lohn für gleiche Arbeit in den Chefredaktionen immer auf der Agenda bleibe und mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werde. Mit anderen Worten: schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Als Inlandchef der NZZ am Sonntag versuchte er, nach dem Abgang von Felix E. Müller den Chefsessel zu besteigen. Das war dann doch eine Liga zu weit oben. Nachdem er schon der publizistische Leiter von rund 15 Blättern im NZZ-Reich war, hat er seit dem Joint Venture NZZ und AZ Medien zu CH Media sein eigenes Königreich ausgeweitet.

Mit dem unsterblichen Vorteil, den auch schon Frank A. Meyer bei Ringier weidlich ausnützte: Als Leiter Publizistik darf man überall reinreden, zu allem seinen Senf geben, wichtig die Weltläufe kommentieren, wohlfeile Ratschläge erteilen und Noten verteilen – aber man ist für nichts verantwortlich.

Nach aussen anders als nach innen

Gegen aussen erhebt Hollenstein, diesmal als Büttel von CH Media, den moralischen Zeigefinger, warnt, fordert, analysiert. Im sicheren Wissen, dass das weder innerhalb der Redaktionen noch ausserhalb irgend jemand ernst nimmt. Würde er sich nur auf diese Funktion als Mietmeinung beschränken, könnte man ihm dazu gratulieren, wie er im Slalom durch seine verschiedenen Positionen und Funktionen gefahren ist.

Aber es gibt auch den Büttel Hollenstein nach innen. Und da muss er den Tarif durchgeben, da muss er verunsicherten Redaktoren gegenüber his master’s voice geben. Denn das Joint Venture, das nun 25 Kopfblätter umfasst, war ja keine Liebesheirat. Sondern der Tatsache geschuldet, dass Newsjournalismus, dass Tageszeitungen immer mehr in die Bredouille kommen. Reine News sind gratis und im Überfluss vorhanden, die Inserateeinnahmen bröckelten schon vor der Pandemie, inzwischen zerbröseln sie.

Die überregionalen Themen werden in allen Blättern bereits von einer Zentralredaktion bespielt. Vor Ort bleibt nur noch das Lokale. Aber eines ist (fast) allen Redaktoren klar: Die Payroll ist überlastet. Es braucht weder in der Zentrale noch vor Ort dermassen viele Journalisten.

Milchkühe und Abfallprodukte

Also stimmt Hollenstein die Redaktionen mit markigen Worten auf ihre Zukunft ein. Regionalausgaben oder selbst traditionelle Titel wie die «Luzerner Zeitung»: Im Print ein Auslaufmodell, ein «Abfallprodukt», das ausgemolken werden muss, solange es genügend Gewohnheitsabonnenten gibt, die noch bereit sind, pro Jahr über 500 Franken zu bezahlen.

Rentiert das nicht mehr, werde die Milchkuh geschlachtet, dann wandere alles ins Internet. Mit diesen Ankündigungen will Hollenstein austesten, wie flexibel die ihm zuhörenden Mitarbeiter sind. Wer aufmuckt, Qualitätseinbussen beklagt, gar diesen Umgang mit treuen Abonnenten kritisiert, hat sich selbst auf die Abschussrampe geschoben.

Praktikanten, die Kindersoldaten, wie Helmut-Maria Glogger selig das nannte, billig und willig, ersetzen erfahrene Redaktoren, die leider zu teuer geworden sind. Deshalb sind Hollenstein auch Lohnunterschiede zwischen Männlein und Weiblein eher schnurz. Teurer Redaktor oder billiger Anfänger, das ist sein Thema.

Mit Heuchelei ins Grab

Mit dieser Haltung, staatsmännisch-getragen gegen aussen, immer mit dem erhobenen Zeigefinger in der Luft, rein geschäftsmässig nur auf Kosten und Nutzen bedacht gegen innen, damit verkörpert Hollenstein diese tiefgreifende Heuchelei, mit der sich der Journalismus sein eigenes Grab schaufelt.

Er behauptet, nahrhafte Qualität zu liefern, die halt auch koste, in Wirklichkeit wird dünne Suppe ausgeschenkt. Gegen aussen salbadert Hollenstein von «Freiheit und Solidarität», die unsere stärksten Waffen gegen die Pandemie seien. Intern gibt er den Tarif durch, wie man den Abonnenten zu sehen habe, und wem das nicht passt, wohlan, der nächste Praktikant wartet schon. Freiheit heisst dann freigestellt werden, für Solidarität mit altgedienten Redaktoren ist leider kein Platz mehr.

12 Kommentare
  1. San Gallo
    San Gallo sagte:

    Also, wenn ich das samstägliche, unsäglich laienhafte, trotzdem hochnäsig belehrende «Geschwurbel» eines Stefan Schmid im gerade ungebremst niedergehenden St. Galler Tagblatt (CH-Media) lese, kann der Schluss daraus nur sein: Pascal Hollenstein speist die letzten verbliebenen Abonnenten tatsächlich mit einem journalistischen «Abfallprodukt» (angeblich O-Ton von Hollenstein) ab! Kein Wunder, dass bald auch die allerletzten verbliebenen Abonnenten dieses «Abfallprodukt» nicht mehr mitfinanzieren wollen.

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  2. Karli Marxli
    Karli Marxli sagte:

    Dank seiner Flexibilität hätte er doch gut zur NZZaS gepasst. Dieses von Ex-Tagianern und besonders -innen unterwanderte Blatt hat ebenso wenig mit der NZZ zu tun wie die Sonntagszeitung mit dem Tagi. Der klassische Etikettenschwindel. Bei Tamedia ist man wenigstens so ehrlich, den Abweichler nicht TAaS zu benamsen.

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  3. Max Beerli
    Max Beerli sagte:

    Was für ein peinlicher Beitrag. Für den persönlichen Rachefeldzug ein eigenes Medienportal gründen, das muss Ihnen erstmal jemand nachmachen. Ich gebe Ihnen ein paar Monate. Dann ist dieses Scherzprodukt der «angry old men» wieder weg. Wer soll denn hier Werbung schalten, der ernst genommen werden will?

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    • Valentin Vieli
      Valentin Vieli sagte:

      Diesen Beitrag als Rachefeldzug zu betiteln ist völliger Unsinnn. Hollenstein kann man seit Jahren nicht mehr ernst nehmen. Hätte er mit dem Millionär Wanner nicht einen potenten Geldgeber im Rücken, er würde als Windfahne-Journalist und Besserwisser kaum mehr einen Arbeitgeber finden. Es sei denn bei der «Republik», beim «Lamm», «Bajour» oder «Nau.ch.» Und der grosse Teil dieser Crowdfunding-Plattformen wird spätestens in einigen Monaten verschwinden. Zachbum.ch wird in dieser Form sicher eine grössere Leserschaft anziehen, wenn sie denn nicht den Verein Netzcourage oder Anwältin Zulauf zu «Ehrenbürgern» machen. Und davor habe ich ehrlich keine Angst!

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      • Max Beerli
        Max Beerli sagte:

        Ach ja, wie gut kennen Sie denn Pascal Hollenstein? Sie hegen doch bloss Groll gegen ihn weil er in der Sache Spiess-Hegglin nicht immer das geschrieben hat, was Sie gerne gelesen hätten.

        Pascal Hollenstein ist ein hervorragender Journalist, ein gescheiter Kopf und er hat bei CH Media einen schwierigen Job. Die Motzer-Journalisten dieses Portals hier übernehmen nicht 10 Prozent soviel Verantwortung, sind dafür schnell im schiessen aber nicht so stark im Kritik annehmen. Wieso sonst werden hier regelmässig kritische Kommentare gelöscht?

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        • Alois Fischer
          Alois Fischer sagte:

          Lieber Max Beerli
          Es wird Zeit, dass Sie sich outen! Als was? Was immer Sie wollen. Aber es würde uns allen vielleicht mehr bringen, wenn Sie das Visier anheben und sich offenbaren.
          Wer sind Sie und was bewegt Sie, sich dermassen auf «gut und böse» festzuschreiben?
          Die Diskussion dazu ist frei – und sollte unbedigt von Ihrem Wissen profitieren.
          Ich hege keinen Groll gegen Herr Hollenstein, genau so wenig wie gegen Frau Spiess oder gegen Herr Zeyer. Doch möchte ich allzu gerne teilhaben an dieser Pseudofehde unter Fachleuten.
          Also: Glück auf und schreiben Sie getrost erst über sich und dann gegen die anderen. Denn dann wird hoffentlich vieles klarer einzuordnen und zu gewichten sein.
          Solch schwurbelige Anschuldigungen mit Man-Rundumschlägen laässt zu viel Spekulationsraum. Überlassen wir das doch dem BAG.
          Danke für Ihr Interesse an meiner Neugier und bis bald
          Alois Fischer

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    • Else Thurre
      Else Thurre sagte:

      Das primäre Ziel kann nicht sein, mit diesem »Hobby-Portal« Geld zu verdienen. Vielmehr soll es Plattform bieten für Zeilen, die sonst niemand publizieren will. Aus Gründen. Und wenn zwei Nasen applaudieren, ist das schon genug Lohn.

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