Wenn das Sommerloch gähnt

Und sich noch nicht mal die Hand vor den Mund hält …

Wenn Reportagen über Badeanstalten erscheinen, Leser aufgefordert werden, ihre schönsten Ferienfotos einzusenden, dann weiss man: Das Sommerloch erhebt sein hässliches Haupt.

Obwohl die Journalisten eigentlich die Einzigen sind, die darüber froh sind, dass es das Virus und die Pandemie gibt, immerhin ein Dauerbrenner, füllt das natürlich auch nicht alle Löcher.

Da kommt es wie gerufen, dass der alte Profi Kurt. W. Zimmermann mal wieder zeigt, wie man mit einem kleinen Tweet für Aufregung sorgen kann, als wär’s einer von Donald Trump. Also zwitschert er munter am 28. Juli:

«Ich habe gehört, ich sei ein Mitarbeiter eines Medienportals namens «Zackbum». Davon weiss ich nichts.» 15 Wörter, 7 Satzzeichen, und schon machen einige Männchen und verbellen einen Riesenskandal.

Keine Story ist auch eine Story

Der Chefredaktor eines Branchenblattes bittet um Aufklärung, mitsamt Deadline für die Antwort. Und auch persoenlich.com gerät ins Hyperventilieren und bittet um Klärung des Sachverhalts.

Die Sache verhält sich so, dass es keine Sache, keinen Skandal, keine Verwirrung, schlichtweg gar nichts gibt. Überhaupt nichts. Ausser dem Sommerloch. Und wenn sich das nicht die Hand vors Maul hält, dann entsteht ein Aufmacher mit dem Titel: «Verwirrung um neue medienkritische Plattform». Himmels willen, wer ist da verwirrt, sie selbst? Gibt es sie gar nicht? Ist sie schon wieder eingestellt? Hat sie mit Fake News von sich reden gemacht?

Auf jeden Fall sorge sie «schon für Aufsehen, kaum lanciert», weiss persoenlich.com. Oh, Potzblitz, megakrass, genau das will doch wohl ein neues Medium. Oder doch nicht?

Nichts von alledem. Das bekam der gewaltig recherchierende Enthüllungsjournalist von persoenlich.com auch haarklein erklärt. Dann machte er den uralten Trick: Eigentlich wäre die Story damit gestorben. Aber he, es ist Sommerloch, also bringen wir die Erklärung – in einer Story. Und da wir ja schlecht «Das ist keine Story» drüberschreiben können, zudem nicht Magritte heissen, aber eigentlich kein anderer Titel möglich ist, nehmen wir doch das gute alte «Verwirrung».

Dann versucht sich Loric Lehmann in Ironie, was aber leider nur was für Könner ist. Er kopiert einen Abschnitt aus dem Q&A von ZACKBUM.ch und fügt maliziös hinzu: «Offenbar hat aber jemand der drei im Impressum ausgewiesenen Journalisten versäumt, Kurt W. Zimmermann über seine neue Stelle als Gastautor zu informieren.»

Schenkelklopf, prust, kicher. Aber der wirkliche Lacher kommt erst. Denn Zimmi, der alte Profi, weiss, wie man mit kleinstem Aufwand grösste Wirkung erzielen kann. Er kennt doch seine Kollegen von der schreibenden Zunft, deren durchschnittlichen IQ und deren Bedarf, im Sommerloch alles zu verarbeiten, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Also twittert er nonchalant, dass er nix von seiner Mitarbeit bei «Zackbum» wisse. Das ist nun, wie formuliere ich das höflich, im breiteren Streubereich der Wahrheit. Denn, der Fluch des modernen Mailverkehrs, man hat fast alles schriftlich.

Kleiner Sabber-Test

Zum Beispiel, dass ich vergangenen Samstag um 7.38 Uhr, mitten in den letzten Handgriffen für den Launch, noch die Zeit fand, Zimmi ein Mail zu schreiben, in dem ich ihn darüber informierte, wie sein Name in die «Schweiz am Wochenende» geraten sei. Er wünschte dann artig viel Erfolg, und eigentlich nahm ich an, dass damit die Sache erledigt sei.

Bis Zimmi mal wieder die pavlovschen Reflexe der Journalisten testen wollte. Kleiner Scherz-Tweet, grosse Wirkung, es wird gesabbert.

Randnotiz: Aufhebens um unsere zweite Medienmitteilung zu machen, dass wir schon im ersten Tag der Existenz von der «SonntagsZeitung» das Eingeständnis einer Falschmeldung erwirkten, die in der nächsten Ausgabe richtiggestellt wird? Aber nein, «Relevanz?», mokiert sich der gleiche Journalist, der diesen Pipifax hier für ungeheuer relevant hält.

Es ist ja leider so: Das Umfeld, die Einnahmen, die Zukunft, alles etwas eingetrübt im Journalismus. Aber es ist ja nicht nur exogen; viele Journalisten betätigen sich zudem als Totengräber ihrer Zunft.

5 Kommentare
  1. Else Thurre
    Else Thurre sagte:

    Lächerlicher Artikel (derjenige hier). Und dann noch andere Journalisten auf primitivste Art und Weise diffamieren. »Sackdumm« wäre wohl der passendere Name gewesen für dieses Primarschul-Ätschbätsch-Portal.

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